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SO SIND DACKEL
— Geschichte und Wesen

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ENTSTEHUNGSGESCHICHTE

Der Dackel, der auch als Teckel oder Dachshund bezeichnet wird, ist einer der beliebtesten Rassehunde im deutschsprachigen Raum. Sein Erfolgsrezept ist ganz einfach: riesige Persönlichkeit, reichlich Talente und unendlich viel Charme auf kurzen Beinen.

Bei der Entscheidung für einen Rassehund und insbesondere einen Dachshund ist es unerlässlich, sich mit der Geschichte der Rasse vertraut zu machen. Nur so können Sie verstehen, wie der Dackel zu dem Hund werden konnte, der er heute ist, und was „typisch Dackel“ ist.

Dachshunde werden bereits seit dem Mittelalter als Helfer für die Jagd gezüchtet, um Dachs, Fuchs und Kaninchen für den Jäger aus dem Bau zu treiben. Zudem besitzen sie eine hervorragende Nase beim Verfolgen von Schweißfährten (als Schweiß wird das Blut verletzter Wildtiere bezeichnet), folgen lauthals Wildfährten und sind talentierte Stöberer. Noch heute werden sie geschätzt als die kleinsten und vielleicht sogar vielseitigsten Jagdgebrauchshunde.

DIE URSPRÜNGE

Bracken gelten als die Urahnen der Dachshunde. Das sind niederläufige Hunde mit Hängeohren und einer ausgezeichneten Nase und Raubzeugschärfe, die auf weite Strecken selbst im Dickicht die Spur des Wildes verfolgen und es aufzuspüren vermögen. Aus ihnen wurde ein leichterer Typ mit kürzeren Beinen gezüchtet, um es mit Dachs und Fuchs in deren unterirdischen Bauten aufnehmen zu können. Diese „Ur-Dackel“ hatten verschiedene Bezeichnungen: zum Beispiel Tachs-Schlieffer, Tachs-Kriecher, Tachs-Krieger, Tachs-Würger, Dachshündlein und Dachshunde. Diese Namen beschrieben aber eher die Einsatzgebiete und weniger das Aussehen, das sich keinesfalls einheitlich darstellte und den heutigen Teckeln wenig ähnelt. Denn das Kriterium für die Zucht war die jagdliche Leistung, das Aussehen war Nebensache. Im 18. Jahrhundert näherte sich das äußere Erscheinungsbild immer mehr dem Dackel an, wie wir ihn heute kennen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die systematische Rassehundezucht populär und auch der Dachshund fand neue Förderer. 1879 wurden die ersten Rassekennzeichen aufgestellt, die sich auch heute noch mit einigen Abweichungen im Rassestandard wiederfinden. 1888 gründeten Klaus Graf Hahn und Dr. Emil Ilgner den Deutschen Teckelklub, der fast 20 000 Mitglieder zählt.

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Baujagd, Abbildung von 1561

VIELFÄLTIG

Der Dackel teilt sich in neun Rassen auf: die drei Haararten Kurz-, Lang- und Rauhaar jeweils in den drei Größen Normal-, Zwerg-und Kaninchenteckel. Der Rassestandard ist bei der Fédération Cynologique Internationale (FCI), der Weltorganisation der Kynologie (siehe hier), mit der Nr. D–148 hinterlegt. Die FCI teilt die Rassehunde in zehn Gruppen ein, die Gruppe 4 ist den Teckeln gewidmet.

Der FCI sind angeschlossen: Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) und Deutscher Teckelklub (DTK), Österreichischer Kynologenverband (ÖKV) und Österreichischer Dachshundeklub (ÖDHK), Schweizerische Kynologische Gesellschaft (SKG) und Schweizerischer Dachshund-Club (SDC).

DIE DREI HAARARTEN

Dachshunde mit ganz unterschiedlicher Haarlänge und auch Haarstruktur sind schon auf Abbildungen des Mittelalters zu sehen, doch die Zucht dieser Schläge oder Kreuzungen wurde lange Zeit nicht gezielt verfolgt. So gehen insbesondere die heutigen Lang- und Rauhaarteckel vorwiegend auf Zuchtlinien des 19. Jahrhunderts zurück.

KURZHAARDACKEL

Die Geschichte des Dackels ist vor allem auch die Geschichte des kurzhaarigen Dachshundes. Der schwarzrote Kurzhaarteckel ist die Stammform des Dachshundes und ihm ist deutlich die Abstammung von den Bracken anzusehen. Der Förster Wilhelm von Daacke widmete sich ab 1868 der Zucht roter Kurzhaarteckel. Er kreuzte niederläufige Haidbracken mit ihrer typisch leuchtend roten Farbe ein und daraus entstand der erste Kurzhaarteckel von reinroter Farbe.

LANGHAARDACKEL

Der eleganteste der Teckelfamilie geht auf die Kreuzung der Tachs-Kriecher mit Wachtelhunden, Spaniels und Settern zurück und wurde ab 1660 in Anhalt-Dessau systematisch von einem Forstbeamten gezüchtet, dessen Name nicht mehr bekannt ist und dessen Zuchtlinie sich auflöste. Die heutigen Langhaarteckel haben ihren Ursprung in „Wöpkeschen“ und „Ranggerischen“ Zuchtlinien. August Wilhelm Leopold Wöpke (1732 – 1809) war Deichbaumeister und Förster. Seine Langhaarteckel hatten gewelltes und gekräuseltes Haar, waren vom Typ her nicht so elegant wie die Hunde heute und auch etwas höher von der Statur (größerer Bodenabstand). Sie zeichneten sich aber als ausgesprochen brauchbare Jagdhunde mit viel Jagdpassion und guter Leinenführigkeit aus.

Forstwart Joseph Rangger betreute die Hunde am bayrischen Königshof Maximilians I., wo damals die schwarzroten Langhaarteckel sehr beliebt waren. Seinem züchterischen Talent ist es zu verdanken, dass die Behaarung schlichter und die Kopfform schöner wurde, was sich vermutlich auf die Einkreuzung des Spaniels zurückführen lässt. Die 1869 geborene und von kurzhaarigen Eltern abstammende Hündin „Waldi vom Kaiserhaus“ gilt als die Stammmutter der heutigen langhaarigen Teckel.

Von ungefähr 1940 bis etwa 1970 war der langhaarige der beliebteste der Teckel und wurde in großer Zahl gezüchtet. Noch heute haben Langhaarteckel ihren festen Liebhaberkreis, nicht zuletzt auch, weil ihnen von vielen Dackelkennern nachgesagt wird, sanfter und führiger zu sein als die rauhaarigen oder kurzhaarigen Dackel. Trotzdem bewähren sie sich auch heute noch im jagdlichen Einsatz.

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Auf dieser Abbildung von 1876 werden bereits die drei verschiedenen Haararten gezeigt.

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Dachshunde sahen im Laufe der Jahrhunderte sehr unterschiedlich aus, Abbildung von 1772.

RAUHAARDACKEL

Schon das Aussehen des Rauhaarteckels verkörpert den verwegenen Naturburschen: raues Fell, kräftiger Bart und ausdrucksstarke Augenbrauen. Bis der Rauhaarteckel das Aussehen hatte, wie wir es heute kennen, gab es jedoch etliche Einkreuzungen anderer Rassen, die sich als mehr oder weniger geeignet herausstellten, wie Schnauzer, rauhaarige Bracken, Yorkshire- und Skye Terrier sowie der Dandie Dinmont Terrier. Die erneute Einkreuzung kurzhaariger Teckel führte bald zum gewünschten Typ des Rauhaarteckels. Doch das weiche Haar der Terrier, insbesondere die ausgeprägte Kopfbehaarung des Dandie Dinmont Terriers, ziert auch heute noch gelegentlich das charakterstarke Haupt.

DACKELSTATISTIK

Heute ist der rauhaarige seit Jahren der mit Abstand beliebteste Dackel. 2015 wurden insgesamt 5 885 Dachshunde im Stammbuch des DTK eingetragen, davon 1 015 Kurzhaardackel, 857 Langhaardackel und 4 013 Rauhaardackel. Die VDH-Welpenstatistik der Hunderassen wird vom Deutschen Schäferhund angeführt, danach hält sich seit Jahren der Dackel auf Platz 2, gefolgt von Deutsch Drahthaar, Labrador Retriever, Golden Retriever und Pudel.

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Das Fell des saufarbenen Rauhaarteckels erinnert in Farbe und Struktur an das Fell eines Wildschweins.

KURZ-, LANG- UND RAUHAARDACKEL
— Ein Interview mit Heidrun Odenweller-Klügl

Heidrun Odenweller-Klügl züchtet Dackel in dritter Generation, ist Spezial-Zuchtrichterin, Gebrauchsrichterin sowie Landeszuchtwartin und Obfrau für das Zuchtrichterwesen im DTK-Landesverband Hessen e. V.

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Dackelzüchterin aus Leidenschaft.

Was fasziniert Sie besonders am Dackel?

Heidrun Odenweller-Klügl: In erster Linie schätze ich den Teckel als tollen Familienhund. Er ist absolut alltagstauglich und passt sich hervorragend den individuellen Lebensumständen seiner Bezugspersonen an. Er ist verspielt, zu jedem Quatsch aufgelegt und fühlt sich oftmals in der Rolle des Beschützers – setzt allerdings auch klare Grenzen. Im Zuge des gesellschaftlichen Wandels sind dem Dackel trotzdem seine Qualitäten als kleinster Jagdgebrauchshund erhalten geblieben. Ich schätze insbesondere seine gute Nase bei Nachsuchen sowie seine selbstständige, kluge und strategische Arbeitsweise im Rahmen von Drückjagden. Er ist eine kleine robuste Persönlichkeit, stets auf Augenhöhe mit seinem menschlichen Partner.

Was ist für Sie typisch für den Kurzhaardackel?

Heidrun Odenweller-Klügl: Er verkörpert für mich den „Klassiker“ und ich sehe in ihm den Intermediär der drei Haararten. Als Zucht- und Gebrauchsrichterin erlebe ich den Kurzhaarteckel  souverän, leistungs- und formstark.


Und was für den Langhaardackel?

Heidrun Odenweller-Klügl: Entgegen dem gegenwärtigen Trend steht mir persönlich der Langhaarteckel am nächsten. Er ist leichtführig, pflegeleicht, elegant, manchmal etwas sensibler und ein idealer Begleithund. Er schneidet sein Leben auf das seines Besitzers zu. Im Einsatz als Gebrauchshund mündet dies zu einer besonderen Führerbindung, was ich neben seiner guten Nasenarbeit besonders schätze.

Was ist für Sie typisch für den Rauhaardackel?

Heidrun Odenweller-Klügl: 25 Jahre bereicherten Rauhaarteckel mein tägliches Leben. Es sind robuste, temperamentvolle und lustige Zeitgenossen. Das zu Urzeiten eingeflossene „Terrierblut“ brodelt noch heute in ihm, jedoch in deutlich gemäßigter Form, was ihm ein Höchstmaß an Jagdverstand und Ausdauer verleiht. Der ungebrochene, hohe Beliebtheitsgrad dieser Haarart bestätigt gleichermaßen ihre guten Eigenschaften als Familien- und Begleithund.

Was sind Ihrer Erfahrung nach die größten Unterschiede in Wesen, Eigenschaften und Fähigkeiten?

Heidrun Odenweller-Klügl: Unabhängig von Größe und Haarart ist der Dackel ein wesensfester Rassehund. Kurz-, Lang-, als auch Rauhaarteckel verfügen grundsätzlich über die gleichen Eigenschaften und Fähigkeiten. Sowohl die Historie der jeweiligen Haarart als auch das für den jeweiligen Züchter im Fokus stehende Zuchtziel bringt jedoch eine durchaus unterschiedliche Ausprägung dieser Komponenten mit sich. Im Zentrum der Betrachtung steht meines Erachtens unverändert der Kurzhaarteckel als Mediär. Das Temperamentsgefälle zwischen Rauhaar- und Langhaarteckel ist sicherlich wesentlich.

Was haben sie gemeinsam?

Heidrun Odenweller-Klügl: Charisma.

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Heidrun Odenweller-Klügl genießt die Zeit mit ihrer Dackelbande – und die Hunde mit ihr.

„Er ist absolut alltagstaulich …“

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Die Liebe zu Teckeln wurde ihr in die Wiege gelegt.

DIE FARBEN
— des Dachshundes

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01 Kurzhaardackel: rot
Nach Rassestandard zugelassene Farben sind bei allen Haararten einfarbig Rot, Rotgelb und Gelb, alles mit oder ohne schwarze Stichelung. Die reinrote Farbe ist allerdings vorzuziehen. Nase und Krallen sind schwarz, rötlichbraun ist zulässig, aber nicht erwünscht.

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02 Langhaardackel: rot
Die dunkelrote Farbe tendiert beim Langhaardackel zum Mahagonirot.

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03 Langhaardackel: schwarzrot
Zweifarbige Teckel jeder Haarart sollen eine tiefschwarze oder braune Fellfarbe mit rostbraunen oder gelben Abzeichen (Brand) besitzen.

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04 Rauhaardackel: braun
Die Braunen haben meist auch eine braune Nase und braune Krallen.

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05 Kurzhaardackel: gestromt
Zu den gefleckten Dackeln zählen die getigerten und die gestromten. Die Grundfarbe des Gestromten ist rot oder gelb mit schwarzen Streifen.

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06 Langhaardackel: Schwarztiger
Als Grundfarbe der getigerten Teckel gilt immer die dunkle (Schwarz, Rot, Grau). Die Flecken sollen unregelmäßig sein und weder die dunkle noch die helle Farbe soll überwiegen. Große Platten sind unerwünscht.

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07 Rauhaardackel: rot
Diese Färbung wird auch als „dürrlaubfarben” bezeichnet.

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08 Rauhaardackel: saufarben
Für den Rauhaarteckel gibt es neben den zugelassenen Farben auch „saufarben” in helleren und dunkleren Nuancen.

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09 Kurzhaardackel: Brauntiger, siehe hier

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10 Kurzhaardackel: Rottiger

DIE DREI GRÖSSEN

Dackel sind die einzigen Rassehunde, deren Größe nicht an der Widerristhöhe oder am Gewicht festgelegt wird, sondern am Brustumfang. Gemessen wird direkt hinter den Vorderbeinen.

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Neugiernase: Kaninchenteckel passen leicht in einen Rucksack.

TECKEL

Als Teckel (T) werden die Normalteckel bezeichnet. Sie haben einen Brustumfang (BU) ab 35 cm und ein Höchstgewicht von ca. 9 kg. In ihrer Entstehungsgeschichte kann eine beachtliche Entwicklung der Größe verfolgt werden. So gab es Dackel, die ein Gewicht von über 15 kg auf die Waage brachten. Doch für die jagdliche Arbeit werden zumeist leichtere Hunde bevorzugt. So lautete schon der Wahlspruch des legendären Kurzhaarteckelzüchters Wilhelm von Daacke: „Der Teckel ist als Jagdhund zu züchten, und zwar für die Jagd unter und über der Erde. Der Rüde sollte daher 8 kg, die Hündin höchstens 7 kg schwer sein.“ Heute können Hunde mit mehr als 10 kg auf Ausstellungen nicht die Höchstbewertung „vorzüglich“ bekommen.

ZWERGDACKEL UND KANINCHENDACKEL

Zwergteckel und Kaninchenteckel werden auch als Kleinteckel bezeichnet. Im Alter von frühestens 15 Monaten wird der Brustumfang auf einer Ausstellung gemessen und das Ergebnis in die Ahnentafel eingetragen. Das legt fest, ob es sich um einen Zwerg- oder Kaninchenteckel handelt:

Zwergteckel (Zw), BU bis zu 35 cm, Gewicht ca. 4 – 5 kg

Kaninchenteckel (Kt), BU bis zu 30 cm, Gewicht ca. 3,5 kg

Kleinteckel sind keine Modeerscheinung der jüngeren Zeit. Vielmehr gab es schon frühzeitig Dachshunde, die durch Einkreuzung von raubzeugscharfen Pinschern gezielt kleiner gezüchtet wurden, um das Frettchen bei der Jagd im engen Kaninchenbau zu ersetzen. Anatomisch entsprachen diese kleinen Hunde mit ihren relativ langen Beinen, den runden Köpfen und manchmal sogar Glupschaugen nicht dem gewünschten Bild des Dackels.

Dank züchterischer Bemühungen ist es gelungen, Zwerg- und Kaninchenteckel zu schaffen, die das proportional kleinere Abbild des Normalschlages sind. Doch deren Zucht ist aufwendiger: Sind etwa bei Standardteckeln Würfe mit fünf, sechs und sieben Welpen keine Seltenheit, finden sich insbesondere bei den Kaninchenteckeln zumeist zwei bis vier und manchmal sogar nur ein Welpe in der Kinderstube.

In den letzten Jahren erfreuten sich die Kleinteckel entsprechend dem allgemeinen Trend zum Minihund immer größerer Beliebtheit, gerade bei Nichtjägern. Doch weder der Zwerg- noch der Kaninchenteckel sind Schoßhündchen, sondern im Herzen und von ihren Bedürfnissen her eben passionierte Jagdhunde, was sie bei entsprechender Ausbildung auch eindrucksvoll unter Beweis stellen. Sie wollen arbeiten, genau wie ihre größeren Verwandten.

WIESO HAT DER DACKEL KURZE BEINE?

Die Kurzbeinigkeit ist Folge einer Mutation, die eine Entwicklungsstörung (Chondrodysplasie) hervorruft, wodurch während der Embryonalentwicklung die Wachstumsfugen der Knochen zu früh verhärten. Beim Dackel betrifft das vorwiegend die langen Röhrenknochen.

2009 veröffentlichten die Wissenschaftler um Elaine Ostrander und Heidi Parker vom „National Genome Research Institute“ in Maryland das Ergebnis einer Studie, nach der nur eine einzige Genveränderung dafür verantwortlich ist – alle kurzbeinigen Rassen haben dieses fehlerhafte Gen gemeinsam. Diese Mutation entstand vermutlich nur einmal kurz nach der Domestikation des Hundes, und zwar bevor sich die frühen Hunde in die modernen Rassen aufgespaltet haben. Schon auf altägyptischen Abbildungen sind kurzbeinige Hunde zu sehen.

TIGERTECKEL

Tigerteckel können auch ein oder zwei blaue Augen haben. Die hellen Flecken im Fell entstehen durch den Merlefaktor, einen Gendefekt, der eine Farbausdünnung und eine Scheckung verursacht. Er hat nicht nur Auswirkungen auf das Fell, sondern kann auch Veränderungen an Organen nach sich ziehen. So sind bei den Nachkommen zweier Tigerteckel schwere gesundheitliche Schäden zu erwarten, wie Blindheit, Taubheit, mangelnde Vitalität, verminderte Fortpflanzungsfähigkeit – und viele sterben schon sehr jung. Der DTK verbietet die Verpaarung von zwei Tigerteckeln.

Ein Antrag auf Standardänderung unter anderem zur Farbgebung wurde durch den DTK über den VDH an die FCI gestellt. Somit sollen die Brauntiger und bei den rauhaarigen Teckeln noch die Saufarbentiger mit eingeschlossen werden.

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Dachshunde sind noch immer wertvolle Jagdgefährten.

DER DACKEL HEUTE

Vor einigen Jahren gingen Berichte durch die Medien, die das Aussterben des Dackels verkündeten. Zwar werden heute im VDH weniger Dackel gezüchtet als früher, doch der Dachshund ist nach wie vor der Deutschen zweitliebster Rassehund, vom Aussterben weit entfernt (siehe hier) und bleibt uns hoffentlich noch lange erhalten. Dackel sind auch heute noch unerlässliche und geschätzte Jagdgebrauchshunde. So beweisen sie beispielweise bei zahlreichen Nachsuchen von verletzten Wildtieren immer wieder aufs Neue ihren Arbeitseifer sowie ihre gute Nase und ersparen dadurch den verwundeten Tieren unnötige Leiden. Die weitaus größte Zahl der Dackel sind inzwischen jedoch Familien- und Begleithunde, deren Halter zumeist froh sind, wenn ihr Vierbeiner keine überdurchschnittlich ausgeprägte jagdliche Passion zeigt. Seit den ersten Hundeausstellungen Ende des 19. Jahrhunderts gibt es bei den Dackeln wie auch bei anderen Hunderassen Züchter, die mehr Wert auf das Äußere und ein umgängliches Wesen legen als auf die Förderung der jagdlichen Fähigkeiten.

Im DTK, ÖDHK und SDC benötigen alle zur Zucht eingesetzten Dackel eine Zuchtzulassung. Damit wird sichergestellt, dass ihr Aussehen und ihr Wesen dem Rassestandard entsprechen. Um die Jagdpassion der Dackel unter Beweis zu stellen, werden zahlreiche jagdliche Prüfungen angeboten und auf Ausstellungen gibt es gesonderte Klassen für diese Gebrauchshunde. Zudem führen die Zuchtvereine Statistiken, z.B. die Nachsuchen- und Bodenjagdstatistik, die den Jagdeinsatz der Dackel in der Praxis dokumentieren.

So findet jeder Dackelfreund den für ihn passenden Hund, ob für die Familie oder den Jagdeinsatz. Auch in Zukunft ist es wichtig, den „ursprünglichen“ Dackel mit seinem ihm eigenen Wesen als Jagdgebrauchshund zu erhalten, da eine fachkundige Zuchtselektion nach Leistung auch die Gesundheit und Robustheit einer Rasse sichert. Andererseits hat sich auch der Dackel als Familienhund einen festen Platz erobert und die Züchter haben die besondere Verantwortung, die Vitalität ihrer Hunde durch strenge Auswahl der Elterntiere nach deren Gesundheit und souveränem Wesen weiterhin zu sichern, damit auch die reinen Familiendackel robuste kleine Hunde bleiben.

CHARAKTERHUND DACKEL

Kaum ein Hund ist so bekannt für seinen ausgeprägten Charakter wie der Dackel. Persönlichkeit auf kurzen Beinen – diese Beschreibung trifft es ganz genau. Im Grunde sind es aber mehrere Persönlichkeiten, die im Dackel wohnen.

Dr. Fritz Engelmann hat es in seinem Buch „Der Dachshund“ von 1924 treffend beschrieben: „Jedenfalls ist der Teckel im Wesen einer der eigenartigsten Hunde, gleichsam eine Kreuzung von Liebenswürdigkeit und Niedertracht, Übermut und Weltschmerz, Tatendurst und Faulheit, Gleichmut und Empfindsamkeit, Winzigkeit und Größenwahn.“

Die Vielseitigkeit des Dackels ermöglicht es ihm, sich unterschiedlichsten Situationen und Menschen anzupassen. Eine Freundin von mir, eigentlich kein Dackelfan, bis sie unseren Dackel Paul kennenlernte, stellte einmal fest: „Paul hat so viele verschiedene Gesichter, ist aber immer authentisch.“

TYPISCH DACKEL

Obwohl es natürlich große individuelle Unterschiede zwischen einzelnen Dackeln gibt, treffen die nachfolgend aufgezählten Merkmale doch auf viele der kleinen Vierbeiner zu.

EIGENSTÄNDIG

Der sprichwörtliche Dickkopf des Dackels hat seinen Ursprung in seiner jagdlichen Arbeit. Unter der Erde, im Bau von so wehrhaften Gegnern wie Dachs oder Fuchs, war der kleine Vierbeiner ganz auf sich alleine gestellt und musste blitzschnell und ohne Unterstützung seines Menschen Entscheidungen treffen, die für ihn lebenswichtig waren. Und daraus resultiert ein selbstbewusster und selbstständiger Hund, der Anweisungen nicht blind umsetzt, sondern diese gern auch einmal auf ihre Sinnhaftigkeit hinterfragt. Diese Eigenständigkeit hat dem Dackel den Ruf eingebracht, dickköpfig und nicht erziehbar zu sein, was keinesfalls stimmt. Dackel sind sehr clevere, lernfreudige Hunde – Kadavergehorsam ist ihnen jedoch fremd. Wenn Sie Ihren Dachshund mit Respekt behandeln und mit Hundeverstand konsequent und fair erziehen, ist er der loyalste und beste Begleithund, den Sie sich wünschen können.

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Charakterkopf: Ein Dackel weiß, was er will.

ZIELORIENTIERT

Wenn ein Dackel ein Ziel vor Augen hat, verfolgt er es energisch. Diese Eigenschaft war bei der Arbeit im Fuchs- oder Dachsbau unerlässlich – denn wer aufgibt, der hat schon verloren. Und so gibt es auch im Zusammenleben mit einem Teckel immer wieder Situationen, die die Nerven seiner Menschen arg strapazieren. Da hilft nur guter Grundgehorsam, um den kleinen Racker gut managen zu können.

GRÖSSENWAHN

Dackel scheinen ihre geringe Größe selbst nicht wahrzunehmen. Anders ist es nicht zu erklären, dass viele von ihnen keiner Auseinandersetzung mit wesentlich größeren Artgenossen aus dem Weg gehen und oft selbst einen Streit anzetteln.

Dieser Mut macht für den Jäger jedoch einen guten Dackel aus. So schreibt schon im Jahr 1797 F. E. Jester: „Der Dachshund ist unter allen zur Jagd bestimmten Hunden seinem Körperbau nach der kleineste und schwächste, und doch übertrifft er sie alle an Herzhaftigkeit. Er sucht seinen, ihm an Mut gleichkommenden, an Kräften aber im Grunde weit überlegenen Feind tief unter der Erde auf, bekriegt ihn hier auf eigenem Grund und Boden, kämpft mit ihm stunden-, ja tagelang, scheut weder Wunden noch Lebensgefahr und lässt selten eher nach, bis er entweder seinen Gegner durch anhaltende Tapferkeit zur Flucht genötigt oder wohl gar aus seiner Wohnung vertrieben hat oder sein Herr ihm durch langes und beschwerliches Nachgraben zu Hilfe zu kommen imstande ist ...“

Doch bei Hundebegegnungen kann gerade dieser Größenwahn zu heiklen Situationen führen, denn meist ist der Dackel der kleinere und hat schlechte Karten, wenn ein großer Artgenosse sich zur Wehr setzt. Und oft genug muss der Mensch seinen kurzbeinigen Begleiter vor sich selbst schützen. Daher ist es gerade bei diesen Draufgängern besonders wichtig, die Phase der Sozialisation gut zu nutzen und den noch jungen Dackel mit möglichst vielen verschiedenen Hunden zusammenzubringen, damit er höfliche Umgangsregeln mit Artgenossen lernt, egal ob sein Gegenüber klein oder groß ist.

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Dackel sind hartnäckig und versuchen, sich auch bei größeren Artgenossen durchzusetzen.

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Es darf gerne bequem sein: Dackel wissen ein bisschen Luxus durchaus zu schätzen.

CHARMEUR UND SCHAUSPIELER

In jedem Dackel steckt ein Clown, der immer für einen Spaß oder ein ausgelassenes Spiel zu haben ist. Ihre Lebenslust ist ansteckend und es gelingt ihnen noch immer, die Menschen ihrer Umgebung aus der Reserve zu locken. Doch bitte lachen Sie Ihren Dackel nicht aus, das könnte er Ihnen übel nehmen. Nichtsdestotrotz mangelt es einem Dackel nicht an Ernsthaftigkeit – alles zu seiner Zeit.

Dackel besitzen eine vielseitige und ausgeprägte Mimik, die von Dackelfreunden immer wieder als ihre hervorstechendste Eigenschaft genannt wird. Mit seinem legendären Dackelblick schafft der kurzbeinige Vierbeiner es immer wieder, die Herzen seiner Menschen zu erweichen. Es fällt nicht leicht, pädagogisch konsequent zu sein, wenn man den Dackel dabei erwischt, wie er mit den Hinterpfoten auf dem Stuhl und den Vorderpfoten auf dem Tisch steht, sein Bart voller Krümel und der Kuchenteller leer ist. Der Unschuld vorspielende Augenaufschlag verlangt dem Dackelhalter in diesem Moment volle Konzentration ab, um nicht in schallendes Gelächter zu verfallen. Ihr schauspielerisches Talent verstehen Dackel immer wieder zu ihrem Vorteil einzusetzen.

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Der feste Blick in die Augen ist typisch Dackel.

WILLKOMMEN DAHEIM
– Auswahl und Eingewöhnung

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PASST EIN DACKEL ZU MIR?

Der Dackel ist ein Anpassungskünstler auf kurzen Beinen, der sich in den unterschiedlichsten Lebensumständen wohlfühlen kann. Voraussetzung dafür ist, dass er das bekommt, was er braucht.

Das ist vor allem viel Zuwendung seiner Menschen