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MARK LEYNER & DR. BILLY GOLDBERG

Warum haben
Männer
Brustwarzen?

Medizinisch korrekte Antworten
auf skurrile Alltagsfragen

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Die Originalausgabe erschien unter dem Titel
Why do men have nipples?
ISBN 1-4000-8231-5

Copyright © 2005 by William Goldberg M.D. and Mark Leyner
All rights reserved.
Published in the United States by Three Rivers Press, an imprint of the Crown Publishing Group, a division of Random House, Inc., New York.

Die Rechte an der deutschen Übersetzung von Susanne Kuhlmann-Krieg liegen beim Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH.

Copyright der deutschen Ausgabe 2016:
© Börsenmedien AG, Kulmbach

Illustration Cover: Timo Wuerz
Gestaltung Cover: Johanna Wack, Holger Schiffelholz
Gestaltung, Satz und Herstellung: Martina Köhler
Korrektorat: Egbert Neumüller

ISBN 978-3-86470-402-4
eISBN 978-3-86470-419-2

Alle Rechte der Verbreitung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Verwertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen vorbehalten.

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

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Dieses Buch ist all jenen ganz besonderen Doktoren gewidmet, denen wir unsere Eingebungen verdanken:

Dr. Marcus Welby, Dr. Dre, Dr. Seuss, Dr. Cliff Huxtable, Dr. J., Dr. Scholls, Dr. Phil, Dr. Pepper, Dr. Seltsam, Doc Baker, Dr. Who, Dr. Doolittle, Dr. Johnny Fever, Doc Gooden, Dr. Moreau, Dr. Jekyll, Dr. John Rooney, Dr. Kildare, Dr. Hibbert, Dr. No, Dr. Schiwago, Dr. Ruth, Dr. Evil, Dr. Joyce Brothers, Dr. Ben Casey, Doc Holiday, Dr. Doogie Howser und Muhammad Alis Leibarzt Ferdie Pacheco

INHALT

Vorwort

Einleitung

Kapitel 1 Du bist, was du isst

Braucht man wirklich sieben Jahre, um Kaugummi zu verdauen?

Weshalb riecht man es am Harn, wenn man Spargel gegessen hat?

Macht Zucker Kinder wirklich hyperaktiv?

Wieso kriegt man Kopfschmerzen, wenn man Eis isst?

Bekommt man von Schokolade Akne?

Warum weint man, wenn man Zwiebeln hackt?

Lindern Gurken geschwollene Augen?

Weshalb bekommen Sie nach dem Blutspenden einen Imbiss und etwas zu trinken?

Warum sind Frauen während der Periode wild auf Schokolade?

Wieso lagert der Körper Wasser ein, wenn man Salziges isst?

Warum wird man nach dem Essen sooooo müde?

Weshalb wird man eine Stunde nach einer chinesischen Mahlzeit wieder hungrig?

Was ist Natriumglutamat und bekommt man davon Kopfschmerzen?

Sieht man besser, wenn man Möhren isst?

Hemmt Kaffee das Wachstum?

Warum bekommen Sie Kopfschmerzen, wenn Sie auf Ihren Morgenkaffee verzichten?

Wieso läuft einem bei stark gewürztem Essen die Nase?

Führt scharfes Essen zu Magengeschwüren?

Verursachen Süßstoffe Kopfschmerzen?

Erhöhen Lakritzen den Blutdruck?

Kapitel 2 Kuriositäten unseres Körpers

Schadet es, mit den Handknöcheln zu knacken?

Warum ist der Bauchnabel bei manchen Leuten nach außen gestülpt und bei anderen nicht?

Wodurch kommt morgendlicher Mundgeruch zustande?

Warum steckt Gähnen an?

Warum haben Männer Brustwarzen?

Können Kontaktlinsen hinter das Auge rutschen?

Wo bleibt ein Tampon im Körper, wenn der Rückholfaden abreißt?

Stimmt es, dass, gemessen an ihrer Größe, die Zunge der stärkste Muskel im Körper ist?

Warum klappern die Zähne, wenn man friert?

Weshalb hat man einen Blinddarm, wenn man genauso gut ohne auskommt?

Sind Aphten ansteckend?

Was ist Gänsehaut?

Was genau passiert eigentlich, wenn mir der Fuß einschläft?

Wieso hat man Ringe unter den Augen, wenn man müde ist?

Warum muss der Mensch lachen, wenn er gekitzelt wird?

Warum riecht Schweiß und hinterlässt Flecken?

Woraus besteht Rotz?

Was ist „Schlaf im Auge“?

Wozu sind die kleinen Halbmonde der Finger- und Fußnägel gut?

Kapitel 3 Was Sie über Sex (nie) wissen wollten

Ist Sperma nahrhaft?

Ist es möglich, während der Periode schwanger zu werden?

Wirken Austern wirklich als Aphrodisiakum?

Die Nase eines Mannes verrät seinen Johannes – stimmt das?

Warum wachen Männer am Morgen mit einer Erektion auf?

Kann man trotz einer Querschnittlähmung Sex haben?

Stimmt es, dass man sich den Penis brechen kann?

Wer onaniert, wird blind …

Verliert eine Frau ihre Jungfräulichkeit, wenn sie Tampons benutzt?

Warum richten sich Brustwarzen auf?

Was lässt den Penis schrumpfen?

Nimmt die Beschneidung einem Mann den Spaß am Sex?

Hat die Unterwäsche eines Mannes Einfluss auf seine Fruchtbarkeit?

Gibt es wirklich einen G-Punkt?

Funktioniert die Kegel-Gymnastik wirklich?

Können heiße Bäder unfruchtbar machen?

Brauchen Männer öfter Sex als Frauen?

Können einem Mann jemals die Spermien ausgehen?

Lässt sich der Geruch einer Frau durch irgendetwas beeinflussen?

Kann eine Frau ejakulieren?

Was ist ein Knutschfleck?

Kapitel 4 Kann ich mich selbst behandeln?

Hilft Preiselbeersaft gegen Harnwegsinfektionen?

Wirkt Joghurt gegen eine vaginale Hefeinfektion?

Helfen Ohrenkerzen gegen Ohrenschmalz?

Ist es klug, eine Verbrennung mit Butter zu behandeln?

Hilft Melatonin gegen Jetlag?

Soll man auf ein blaues Auge ein Steak legen?

Bekommt man Pickel mit Zahnpasta weg?

Ist Pickelausdrücken gefährlich?

Kann man mit dem Austernmesser einen Luftröhrenschnitt vornehmen, wenn sich jemand beim Essen verschluckt?

Hilft Urin gegen Quallennesseln?

Warum ist es schädlich, die Ohren mit Wattestäbchen zu putzen?

Ist es gefährlich, an sich selbst Darmspülungen vorzunehmen?

Hilft Muttermilch gegen Warzen?

Soll man das Gift aus der Wunde saugen, wenn man von einer Klapperschlange gebissen wurde?

Was ist ein Schluckauf und wie wird man ihn wieder los?

Wirkt ein Bad in Tomatensaft gegen den Gestank eines Stinktiers?

Vertreibt Petersilie schlechten Mundgeruch?

Schläft man nach einem Glas warmer Milch wirklich besser ein?

Kapitel 5 Alkohol und Drogen

„Bier auf Wein, das lass sein, Wein auf Bier, das rat ich dir“

Fällt Ihr Herointest wirklich positiv aus, wenn Sie Mohn gegessen haben?

Warum kriegt man Heißhungerattacken, wenn man bekifft ist?

Reicht ein einzelnes Haar für einen Drogentest?

Hilft ein doppelter Whiskey wirklich gegen eine Erkältung?

Kann man eine Überdosis Drogen wirklich kurieren, indem man den Betreffenden unter die Dusche stellt und mit Kaffee vollpumpt?

Warum übergibt man sich, wenn man zu viel trinkt?

Führt Ecstasy wirklich zu Gedächtnisverlust?

Sterben bei einem Rausch wirklich Gehirnzellen?

Warum dreht sich Ihr Bett nach einer langen Nacht am Tresen?

Warum schnarchen Sie so laut, wenn Sie zu viel getrunken haben?

Ist Rotwein wirklich gesund?

Hilft Marihuana gegen grünen Star?

Sollten Sie Brandy trinken, wenn Sie Frostbeulen haben?

Werden Sie high, wenn Sie an einer Kröte lecken?

Warum kommen Ihnen andere Menschen anziehender vor, wenn Sie betrunken sind?

Kapitel 6 Klolektüre

Kann man den eigenen Urin trinken?

Warum lässt sich ein Furz anzünden?

Weshalb sieht man nach einem langen Bad ganz verschrumpelt aus?

Was ist hygienischer: angespuckt oder angepinkelt zu werden?

Wieso bekommt man von Bohnen Blähungen?

Stirbt man, wenn man Kot isst?

Kriegen Sie Hämorrhoiden, wenn Sie zu lange auf der Toilette sitzen?

Warum ist Stuhl so übel riechend – ganz im Gegensatz zu den zuvor genossenen Lebensmitteln?

Warum schwimmt Stuhl?

Warum ist Stuhl braun?

Wo bleibt die Luft, wenn man seinen Blähungen keinen freien Lauf lassen kann?

Sollten Sie lieber Meerwasser trinken oder Ihren eigenen Urin, wenn Sie auf einer einsamen Insel gestrandet sind?

Kann man sich an Klobrillen Krankheiten holen?

Weshalb müssen Sie nach einer Tasse Kaffee sofort auf die Toilette?

Wieso wirken Zigaretten abführend?

Warum muss man pinkeln, wenn man Wasser laufen hört?

Macht jemand im Schlaf ins Bett, wenn man ihm die Hand in warmes Wasser taucht?

Ist es schädlich, den Urin zu verhalten, wenn man muss?

Was verursacht das Rumpeln im Bauch, wenn man auf die Toilette muss?

Kapitel 7 Film- und Fernsehmedizin

Ist die Notaufnahme im Fernsehen realistisch?

Gibt es die Amnesie, von der in Filmen immer die Rede ist, wirklich?

Was würde geschehen, wenn man jemandem so wie in „Pulp Fiction“ mit einer Nadel mitten ins Herz stechen würde?

Warum erleidet in Filmen dauernd irgendwer einen Schock?

Kann ein Mensch nach Jahren im Koma wieder aufwachen?

Ist es wirklich nötig, ein Projektil auf der Stelle zu entfernen, so wie sie es in den alten Western tun?

Gibt es wirklich ein Präparat, das wie eine Wahrheitsdroge wirkt?

Was befindet sich auf den Stofffetzen, mit denen Räuber ihre Opfer außer Gefecht setzen?

Kann man an seinem Erbrochenen ersticken?

Gibt es wirklich Menschen mit multiplen Persönlichkeiten?

Kann man sich zu Tode ängstigen?

Kann man sich zu Tode trinken (wie Nicholas Cage in „Leaving Las Vegas“)?

Gibt es hysterische Blindheit wirklich?

Was würde passieren, wenn jemandem bei einer Operation ein Drops in den geöffneten Bauchraum fallen würde?

Ist es gefährlich, einen anderen Menschen zu essen?

Wie oft kann man angeschossen werden, ohne daran zu sterben?

Gibt es so etwas wie einen Werwolf?

Kann man platzen, wenn man zu viel isst?

Gibt es wirklich Menschen mit „Schwimmhäuten“ an Händen und Füßen?

Warum sieht man Sterne, wenn man einen Schlag auf den Kopf bekommt?

Was hatte es mit dem legendären Jungen im Plastikzelt auf sich?

Kapitel 8 Ammenmärchen

Stimmt es, dass man nach dem Essen eine halbe Stunde warten muss, bevor man Schwimmen gehen darf?

Wird man wirklich blind, wenn man eine Sonnenfinsternis anschaut?

Soll man wirklich das Fieber aushungern und den Schnupfen füttern?

Bekommt man von kaltem, nassem Wetter eine Erkältung?

Kann man sterben, wenn man Brausepulver mit Cola herunterspült?

Macht Lippenbalsam süchtig?

Stimmt es, dass Linkshänder intelligenter sind als Rechtshänder?

Bekommt man einen steifen Nacken, wenn man bei offenem Fenster oder vor einem Ventilator schläft?

Erzeugen Mikrowellen Krebs?

Bekommt man vom Telefonieren mit dem Handy einen Hirntumor?

Löst eine Metallplatte im Kopf auf Flughäfen einen Metalldetektor aus?

Ist es gefährlich, ein Niesen zu unterdrücken?

Kann man an seiner eigenen Zunge ersticken?

Kapitel 9 Vom Älterwerden

Stimmt es, dass man mit zunehmendem Alter seine Geschmacksknospen verliert?

Warum wird Haar grau?

Wieso schrumpft man, wenn man älter wird?

Weshalb bekommen alte Damen einen Damenbart?

Wachsen Ihre Ohren weiter, wenn Ihr übriger Körper nicht mehr wächst?

Warum braucht man mit zunehmenden Jahren weniger Schlaf?

Was sollen die Haare in den Ohren?

Wachsen Haare und Nägel nach dem Tod weiter?

Was sind Altersflecken?

Ist die Lebenserwartung einzig und allein eine Frage der Genetik?

Kann die Einnahme von Vitamin C Ihr Leben verlängern?

Kommen Männer in die Wechseljahre?

Warum sind alte Menschen so schlechte Autofahrer?

Gibt es wirklich ein Mittel gegen Falten?

Kann Aluminium die Alzheimer-Krankheit verursachen?

Danksagung

VORWORT

Billy Goldberg: Wie Mark Leyner und ich einander kennengelernt haben und dazu gekommen sind, dieses heroische Werk „Warum haben Männer Brustwarzen?“ gemeinsam anzugehen?

Es ist die lange, dunkle Geschichte einer quichotteschen Suche. Die Reise zweier Freunde, die das schier Unmögliche möglich zu machen suchen. Wir sind ein seltsames Paar. Ich bin Arzt in einer New Yorker Notaufnahme und Mark ist ein erfolgreicher Romancier und Drehbuchautor. Nicht eben das perfekte literarische Team, aber unsere Wege haben sich gekreuzt, und der Rest ist Geschichte …

Es begann in einer kalten, hektischen Nacht in einer geschäftigen New Yorker Notaufnahme. Seit Jahren trug ich mich mit dem Gedanken an dieses Buch. Ich hatte Fragen zusammengetragen und Antworten dazu ersonnen, aber nie den Mumm gefunden, auch nur eine davon tatsächlich aufzuschreiben. Gerade war ich für die Fernsehserie „„Wonderland““ als medizinischer Berater verpflichtet worden. Dieses überaus kurzlebige Unterfangen zeichnete ein realitätsnahes Bild vom Alltag in einer psychiatrischen Notaufnahme und der psychiatrischen Abteilung eines Gefängnisses. Außerdem spielte eine Figur aus einer Krankenhausambulanz eine Rolle, und ich sollte die medizinische Realität einer Notfallambulanz in die Grundstory integrieren. Meine Aufgabe war es, den Drehbuchautoren unsere Chaoswelt nahezubringen. Die meisten Verfasser von Film- und Fernsehbüchern haben keine Ahnung von der Wirklichkeit der Krankenhausmedizin und stehen dem kontrolliert-chaotischen Gemetzel einer Notaufnahme und unserer Welt aus Wissenschaft und menschlichem Leid einigermaßen entsetzt gegenüber.

Einer der Produzenten hatte mir gesagt, mein Besucher in der kommenden Schicht sei Mark Leyner. Ich halte mich für relativ belesen, aber den Namen dieses dionysischen postmodernen Superhelden (Marks Worte) hatte ich noch nie gehört. Eine rasche Google-Suche ergab, dass er etliche Romane veröffentlicht hatte, darunter einen mit dem Titel „My Cousin, My Gastroenterologist“. Außerdem fand ich heraus, dass er einen Pilotfilm für MTV geschrieben hatte, Titel „Iggy Vile, MD“. Ich war ratlos und hatte keine Vorstellung von dem, was mich da erwarten würde, aber fasziniert war ich trotzdem.

An jenem Abend stand ich am Bett eines Patienten und assistierte einem Oberarzt beim Legen einer Magensonde, als die Schwester mir mitteilte, dass jemand mich sprechen wolle. Ich zog die Handschuhe aus, schob den Vorhang zurück, und vor mir stand Leyner. Nichts in meiner bisherigen medizinischen Laufbahn hätte mich auf den Charakter vorbereiten können, mit dem ich es da zu tun bekam. Er hatte den muskelbepackten Körper eines bulgarischen Gewichthebers und das weinerlich gekünstelte Gebaren eines halbwüchsigen Mädchens. Er redete ohne Punkt und Komma, ohne dabei irgendwen direkt anzusprechen, während er aus einer Papiertüte eine Hand voll Skittles nach der anderen in sich hineinstopfte. Mir wurde bald klar, dass Leyner anders war als die Fernsehautoren, die ich bis dahin getroffen hatte. Er war ein medizinischer Autodidakt mit einem frappierend umfangreichen enzyklopädischen Schatz an bizarrem medizinischem Wissen. Binnen fünf Minuten hatte Leyner mich mit der detaillierten Pharmakokinetik des Stechapfels, einem philippinischen Hausmittel gegen Verdauungsbeschwerden bei Kannibalen, den medizinischen Entdeckungsgeschichten von Hammerzeh und Nagelpilz sowie der unerklärlichen Häufigkeit überzähliger Hoden in Wilkes Barre in Pennsylvania erfreut.

Ich wusste, es würde eine spannende Nacht werden.

Während ich mit Leyner an der Seite meinen Rundgang machte, wurde der erste neue Patient dieser Nacht eingeliefert, es handelte sich um einen „EGP“, wie wir einen emotional gestörten Patienten nennen. Er war völlig außer sich und ein Dutzend vierschrötiger New Yorker Sanitäter und Polizisten waren kaum in der Lage, ihn auf der Bahre zu halten. Mark und ich eilten hinüber, der Mann hatte die Augen weit aufgerissen und gestikulierte wild. In einer Mischung aus Spanisch und Englisch brüllte er: „Ich bin Superman, du Hurensohn. Schaff mir Jimmy Olsen her. Ich bin schneller als ein Geschoss, stärker als eine Lokomotive.“ Ich trat an die Liege und wollte Superman eine Infusion legen, um ihn wieder auf den Teppich zu bekommen. Schon fing er wieder an zu dröhnen: „Ich bin Superman, gottverdammt noch mal, Eure Medikamente funktionieren bei mir nicht“. Leyner, der die Szene mit klinischer Distanz kühl verfolgt hatte, warf eine weitere Handvoll Skittles ein und machte dann zu jedermanns Verblüffung den unorthodoxen Vorschlag: „Gebt ihm Kryptonit.“ Ich weiß, wenn man eine Geschichte oft erzählt, wird sie immer blumiger, aber ich erinnere mich wirklich genau daran, dass diese Worte und nur diese Worte den Patienten so weit beruhigten, dass wir ihm den Tropf anlegen und ihn unter Kontrolle bringen konnten.

Der Rest der Nacht war eine kuriose Mischung aus Bizarrem und Bewegendem, und ich beendete die Schicht mit dem Gefühl, dass dieser kleine Mann irgendwie einen tief greifenden Einfluss auf mein Leben haben würde.

Mark Leyner: Ungeachtet der Tatsache, dass ich einer langen Reihe von Anwälten entstamme – und in unserer Gesellschaft Anwälte und Ärzte einander nun einmal in etwa so freundlich gesonnen sind wie zwei verfeindete Kriegsparteien auf dem Balkan –, haben mich medizinische Themen schon immer fasziniert. Während die meisten Jungen Sports Illustrated und Boy’s Life abonniert hatten, wartete ich ungeduldig darauf, dass mir der Postbote die Annals of Gastrointestinal Surgery und das Journal of the American Society of Investigative Pathology bringen würde. Die meisten Kinder bettelten bei den Eltern um einen Besuch in Disney World. Ich hingegen flehte meine Jahr für Jahr an, mit mir das Mütter Museum in Philadelphia zu besuchen, das die berühmteste Sammlung medizinischer Kuriositäten des Landes beherbergt, unter anderem ein Präparat von noch miteinander verbundenen Fünflingsfeten in Formaldehyd und die konservierten Überreste des größten Dickdarms der Welt. Ich hatte ernsthaft in Erwägung gezogen, Arzt zu werden, das heißt, bis ich an die Brandeis University kam. Dort sah ich die künftigen Ärzte Amerikas mit eigenen Augen. Ein Haufen jammernder, speichelleckender, skrupelloser, neurotischer Vorexamensstudenten. Meiner Faszination tat das jedoch keinen Abbruch – ja, sie wurde vielmehr zu meinem heimlichen Zweitleben und fand ihren vorläufigen Höhepunkt in meinem ersten Roman mit dem Titel „My Cousin, My Gastroenterologist“.