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Michael und Jürgen Kehrberger (Hg.)

Unterwegs Neues wagen

Freizeitkonzepte – ein Stück Himmel auf Erden für Jugendliche kreativ gestalten

buch+musik

Inhaltsverzeichnis

Freizeiten – ein ganz besonderer Teil christlicher Jugendarbeit

Konzepte für Freizeiten

0-EURO-TOUR – das vergessene Abenteuer mitten in Deutschland für lau

UNTER BRÜCKEN – erlebe das Leben, spontan und pur

OUTREACH – einfach mal dienen

MIT GOTT LEBEN – MIT GOTT REDEN – ein Vorbild entdecken: König David

MITTEN IN DER STADT – mitten im Leben Gott erleben

ECHT.ABGEFAHREN – Autoführerschein in zwei Wochenplan

SPORTCAMP – Tage voller purer Action

AUF DER PISTE – eine Brücke zwischen Action und Tiefgang

IN SEE STECHEN – intensive Gemeinschaft an Bord eines Segelschiffs

ICK BRAUCH KEEN HAWAII – ein evangelistisches Festival

Methoden für Freizeiten

Zeit zu Zweit

Verkündigung in wechselnden Kleingruppen

Korinth 50667 – Die Asi-Soap

Autoren

Freizeiten – ein ganz besonderer Teil christlicher Jugendarbeit

„Ich möchte mich noch mal bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr Engagement und ihren Einsatz bei der Freizeit bedanken. Unser Sohn hat einen echten und positiven Bezug zum Glauben gefunden, dazu Gemeinschaft erlebt. Der positive Effekt der Freizeit trägt auch jetzt noch im Alltag. Unser Sohn ist in ganz positivem Sinn älter geworden, ausgeglichener.“

Ab und an bekomme ich solche Mails und bin dann sehr berührt, weil sie zeigen, wie wir mit Freizeiten Entwicklungen bei Kindern und Jugendlichen unterstützen können. Automatisch geschieht dies nicht und machbar ist es auch nicht. Aber es gibt Einflüsse, Parameter und Besonderheiten, die, wenn sie Beachtung finden, zu einem guten Gelingen einer Freizeit durchaus entscheidend beitragen.

Freizeiten gehören zum Standard-Repertoire

In der christlichen Jugendarbeit gehören Freizeiten zum Standard-Repertoire. Freizeiten zählen mit zu dem Besten, was sie zu bieten hat. Das ist gut so. Die Durchführung unserer Freizeiten verstehen wir als Ergänzung zu den Angeboten der Gemeinde und Jugendarbeit vor Ort. Freizeiten sind für uns experimentelle Räume und Quellorte für spirituelle Erfahrungen. Freizeiten sind ein wichtiges Angebot zur Kontakt- und Beziehungspflege. Sie sind Gemeinde und Jugendarbeit auf Zeit.

Damit ereignet sich auf Freizeiten, was Gemeinde und christliche Jugendarbeit ausmacht. In der Gemeinde auf Zeit kann Jugendarbeit erlebt, erfahren und mitgestaltet werden. Das ist besonders dann von Bedeutung, wenn Teilnehmende nur noch ein vages Bild von christlicher Jugendarbeit haben. Der sich ausweitende Schulalltag schränkt bisweilen den Raum für außerschulische Angebote und deren Wahrnehmung erheblich ein. Trotz aller Veränderungen durch den Bereich Schule sind die Ferien geblieben. Jugendarbeit hat hier also nach wie vor die Möglichkeit, mit Kindern und Jugendlichen unterwegs zu sein. In den sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die unter anderem bedeuten, dass die wirklich freie Zeit unter der Woche knapp ist, sind Freizeiten von wachsender Bedeutung.

Freizeiten unserer christlichen Jugendarbeit sind dadurch gekennzeichnet, dass sie den Teilnehmenden ein Angebot machen.

So bieten Freizeiten

Zeit für Leben und Glauben.

Zeit, um authentische Beziehungen zu leben und zu gestalten: zu sich selbst, zu anderen und zu Gott (Gemeinschaftserfahrung).

Zeit für freiwillige kreative Beteiligung.

Zeit für bewusste Rekreation (Erholung und Stärkung).

Freizeiten sind unter einem bestimmten Blickwinkel auch Bildungsangebote. Sie sind nichtformelle Bildungsprozesse (ereignet sich in organisierten Formen, die grundsätzlich freiwillig sind und Angebotscharakter haben). So werden die Teilnehmenden etwa durch die sehr vielseitigen und unterschiedlichen Programmangebote gefördert und herausgefordert. Frei von Lernerfolgen des schulischen Bereichs, gewinnen Teilnehmende auf Freizeiten Lebens- und Sozialkompetenz. In unseren Freizeiten legen wir einen Schwerpunkt auf einen Ausgleich zwischen Nichts tun und Neues tun. Als theologischen Aspekt vermitteln wir: das Leben basiert auf einem Geschenk und nicht auf einem Leistungsaspekt.

Freizeiten sind Gemeinde auf Zeit

Diese Freizeit-Gemeinde auf Zeit ist eine höchst differenzierte Angelegenheit. Gilt es doch für die Mitarbeitenden bereits bei der Planung, aber auch während der Vorbereitung bis hin zur Durchführung einzelner Programmpunkte, die Teilnehmenden in ihrer Lebenswelt ernst zu nehmen und die jeweilige Lebenswelt mit den großen Erzählungen der Bibel zu verknüpfen.

Auf Freizeiten der Jugendarbeit bleibt es die dauernde Verpflichtung, Glaube einladend vorzustellen. Wie das gemeint sein könnte, wird an der jungen Gemeinde deutlich, von der uns in der Apostelgeschichte berichtet wird. Von dieser Gemeinde heißt es: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet“ (Apg 2,42 LUT). Wie damals so gilt dies auch heute auf den sehr unterschiedlichen Freizeiten vom klassischen Jungscharlager bis hin zur Führerscheinfreizeit. Wenn wir die Weitergabe des Glaubens praktizieren, dann hat dies vielfältige Formen schon allein der unterschiedlichen Teilnehmenden wegen. Dennoch ist die Weitergabe des Glaubens nicht Beliebigkeit, sondern an Jesus Christus orientiert. Wenn Teilnehmende von Glaube noch kaum eine Ahnung haben – dann muss ihnen in der Verkündigung, in den Bibelarbeiten, in Andachten und Seminaren Jesus Christus vorgestellt werden. Welche Bedeutung hat sein Wirken, sein Kreuzestod und seine Auferstehung? Das alles geschieht in großer Wertschätzung den Teilnehmenden gegenüber und mit der uns eigenen methodischen Kreativität. Eine Einladung bleibt ein klares Angebot, lässt aber stets die Freiheit der Entscheidung. Wenn wir auf unseren Freizeiten zum Glauben einladen, dann braucht es einen Ort, ein Form, eine Möglichkeit, wie Menschen auf diese Einladung antworten können. Darauf sollte das Mitarbeitendenteam unbedingt gründlich vorbereitet sein.

Eine Freizeit, die sich an den genannten Zielen orientiert, hilft den Teilnehmenden auch, ihr Leben aus dem Glauben heraus zu gestalten. Dies kann in Gottesdiensten, die gemeinsam vorbereitet werden, in Bibellesegruppen oder in anderen kreativen Möglichkeiten geschehen. Die Freizeit soll der Ort sein, wo die Alltagsrelevanz des christlichen Glaubens eingeübt und reflektiert wird. So entsteht Nachhaltigkeit.

Im bisher Beschriebenen wird deutlich unser christliches Profil erkennbar, das uns von manch anderen Anbietern unterscheidet.

Neben der möglichen, aber nicht vorhersehbaren Glaubensentwicklung eines/einer Teilnehmenden, bleibt die Persönlichkeitsentwicklung des/der Einzelnen ein ebenso wichtiges, gleichwertiges und zentrales Ergebnis unserer Freizeiten. Durch die ausgeprägte Beteiligungsstruktur, durch die Möglichkeiten, in den Grenzen einer Gemeinschaft ein selbstverantwortetes Leben zu gestalten, durch die Auseinandersetzung mit wichtigen Lebensfragen, durch das gemeinschaftliche Leben geschieht ein enormer Kompetenzzuwachs. Gerade bei Jugendlichen können wir beobachten, dass sie „reifer“ zurückkommen. Auf unseren Freizeiten verwandeln sich Menschen, sie bleiben nicht dieselben, die sie waren. Wie der Glaube, so kann auch die Persönlichkeitsentwicklung in einer Gruppe innerhalb dieser Gemeinde auf Zeit weiter „ausgebaut“ werden.

Besonderheiten bei Freizeiten – die Traumfreizeit finden

Das ist Tim. Er ist 16 Jahre alt und lebt in einer kleinen Stadt. Momentan macht er eine Ausbildung zum Bürokaufmann. In seiner Freizeit spielt er mit seinen Freunden Basketball, am Wochenende geht er gern feiern. Früher war er mal in der Jungschar, seit der Konfirmation hat er aber nichts mehr mit der Kirche zu tun. „Ist eher langweilig“, findet er. Als es in diesem Jahr um den Urlaub ging, hat ihn sein Freund auf die Freizeiten der Evangelischen Jugend aufmerksam gemacht. So richtig Lust hat er nicht auf so eine Freizeit. Aber mit Julian gemeinsam wegzufahren, das ist schon cool ...

Welche Traumfreizeit würdet ihr Tim empfehlen? Habt ihr für Tim ein ideales Freizeitangebot? Wie würde Tim eure Freizeit erleben?

Das Beispiel von Tim macht unter anderem deutlich, dass es gut ein Jahr, bevor eine Freizeit startet, einige Überlegungen und Klärungen braucht. Diese werden im Folgenden genannt.

Die Erwartungen und Bedürfnisse der Beteiligten kennen

Die Teilnehmenden, Eltern, Mitarbeitenden, der Träger der Maßnahme und nicht zuletzt die Leitenden selbst haben Erwartungen an eine Freizeit, die im Folgenden grob skizziert sind:

Erwartungen der Teilnehmenden

Die Freizeit muss in Form und Inhalt den Bedürfnissen entsprechen. Daher werden in diesem Buch zehn Freizeitformen vorgestellt, die bei der Zuspitzung und Auswahl helfen und inspirieren können. Es gilt genau hinzuschauen, um herauszufinden, welche Freizeitform zu der Zielgruppe passt, die wir erreichen wollen. In allen noch so unterschiedlichen Freizeitformen erwarten Jugendliche coole Leute, Spaß, eine gute Gemeinschaft und neue Kontakte. Zunehmend wird erwartet, dass Teilnehmende bei einer solchen Freizeit auch die zu ihnen passende Ernährung bekommen.

Erwartungen der Eltern

Eltern erwarten in erste Linie eine gute Betreuung. Christliche Jugendfreizeiten haben einen hervorragenden Betreuungsschüssel. Der Betreuungsschlüssel (Anzahl der von einem Mitarbeiter / einer Mitarbeiterin betreuten Teilnehmenden) ermöglicht eine Form der Begleitung und Betreuung, die die einzelnen Teilnehmenden im Blick behält. Im Durchschnitt werden fünf Teilnehmende von einem Mitarbeiter / einer Mitarbeiterin begleitet. Wenn wir diesen Betreuungsschlüssel deutlich machen, kommen wir einem wichtigen Bedürfnis der Eltern entgegen. Darüber hinaus sehen Eltern es gern, wenn die Freizeit einen Bildungsaspekt hat. Dabei bleibt es offen, ob dieser bei einer Höhlentour, einer Sprachreise oder in den Workshops auf einer Freizeit geschieht. Eltern erwarten außerdem Sicherheit für ihr Kind. Dabei denken sie nicht nur an die sorgfältig geplante Mountainbike-Tour, sondern auch daran, was der Veranstalter aktiv gegen sexuellen Missbrauch unternimmt. Die Mitarbeitenden sollten in diesem Bereich geschult werden. Informationen für die Freizeitvorbereitung findet man z. B. auf der Website des Ev. Jugendwerks in Württemberg unter www.ejwue.de/service/praevention-sexuelle-gewalt (Stand November 2015).

Erwartungen der Mitarbeitenden

Mitarbeitende bringen sich gern mit ihren Gaben ein und erwarten daher für ihren Einsatz Unterstützung und Wertschätzung. Sie erwarten Möglichkeiten der Beteiligung etwa bei den Angeboten innerhalb der Freizeit. Sie mögen es, wenn es eine gute Balance zwischen Engagement und freier Zeit gibt. Die Glaubensweitergabe ist jedem persönlich wichtig, dennoch braucht es gerade in diesem Bereich gemeinsame Vorbereitungszeiten und Ermutigung.

Erwartungen des Trägers

Trägern einer Freizeit ist neben der Sicherheit genau wie den Mitarbeitenden auch die Glaubensweitergabe wichtig. Da der Träger die Gesamtverantwortung für die Freizeit hat, beinhaltet dies auch die finanzielle Verantwortung. Daher will und kann der Träger in der Regel kein finanzielles Risiko eingehen.

Erwartungen der Freizeitleitung

Die Erwartungen der Freizeitleitung konzentrieren sich neben den bereits erwähnten Erwartungen von Teilnehmenden, Eltern und Träger auf das Mitarbeitendenteam. Die Größe des Freizeitteams richtet sich nach der Anzahl, dem Alter, der Geschlechterverteilung und den Bedürfnissen der Teilnehmenden. Zudem wird darauf geachtet, dass das Verhältnis zwischen erfahrenen und weniger erfahrenen Mitarbeitenden ausgewogen ist. Es werden gut geschulte Mitarbeitende eingesetzt. Grundlage für die Freizeitleitung sollte die Jugendleitercard (Juleica) oder eine mindestens gleichwertige Ausbildung sein.

Generelle Einflussfaktoren

Für diejenigen, die die Gesamtverantwortung für die Freizeitarbeit tragen, ist es sinnvoll, die generellen Einflussfaktoren zu kennen, da diese sich zwar nicht unbedingt auf die aktuell zu planende Freizeit auswirken müssen, langfristig aber schon dieses Arbeitsfeld beeinflussen. Zu solchen generellen Einflussfaktoren zähle ich:

Zunehmender Wettbewerb der Jugendreiseanbieter

Zum einen gibt es neben diversen Sprachreiseanbietern die großen Reiseanbieter, die zu sehr günstigen Preisen Jugendreisen durchführen. Vor Ort sind oft zahlreiche Angebote von unterschiedlichen Trägern zu finden, die für die von uns fokussierten Zielgruppen Sportfreizeiten, Stadtranderholung und vieles mehr anbieten.

Demografische Entwicklung

Unter dem Blickwinkel der Nachfrage für unsere Freizeiten spielt der demografische Wandel eine Rolle. So wirkt sich etwa der demografische Wandel im ländlichen Raum bereits jetzt stärker aus als im städtischen Raum. Es zeigt sich immer deutlicher, dass der Anteil der unter 20-Jährigen in der Gesamtbevölkerung sinkt.

Wirtschaftliche Entwicklung

Einem Familienmitglied eine Ferienfreizeit zu ermöglichen, führt heute bereits in der „Mittelschicht“ zu erheblichen finanziellen Anstrengungen. Insbesondere dann, wenn noch Klassenfahrten, ein Trainingslager oder die Konfirmandenfreizeit anstehen. Steigende Preise auf der einen und kaum Einkommenszuwachs auf der andern Seite müssen auch in Zukunft bei der Freizeitplanung bedacht werden. Freizeiten wie die „0-EURO-TOUR“ oder „Unter Brücken“ ermöglichen ein günstiges Reiseangebot für Jugendliche.

Jugendliche und Kinder mit Migrationshintergrund

Die stetig zunehmende Zahl der Jugendlichen mit Migrationshintergrund bildet sich noch wenig in der Teilnahme solcher Kinder und Jugendlicher auf unseren Freizeiten ab. Hier entsprechende Konzepte zu entwickeln bleibt eine Aufgabe, denn dieses Thema wird rasant an Bedeutung gewinnen.

Schulpolitische Einflüsse

Nach wie vor ist die Schule noch nicht am Ende einer zumindest vorläufigen Veränderung angekommen. Der sich ausweitende Schulalltag schränkt bisweilen den Raum für außerschulische Angebote und deren Wahrnehmung erheblich ein. Trotz aller Veränderungen durch den Bereich Schule sind die Ferien geblieben. Jugendarbeit hat hier also nach wie vor die Möglichkeit, mit Kindern und Jugendlichen unterwegs zu sein (siehe unter „Freizeiten gehören zum Standard-Repertoire“).

Inklusion – oder kann bei unseren Freizeiten jeder und jede mitkommen?

Inklusion bedeutet, allen Menschen gleichberechtigte und uneingeschränkte Teilhalbe in allen Bereichen der Gesellschaft zu ermöglichen. Daher sollten innerhalb der christlichen Jugendarbeit auch Jugendliche mit Behinderung eine passende Freizeit finden. Da jeder Mensch ein Geschöpf Gottes ist, wird gerade in der Begegnung mit denen, die „anders“ sind, ein großer Reichtum deutlich. Die Selbstverständlichkeit „es ist normal verschieden zu sein“ darf wieder neu entdeckt und in konkreten Maßnahmen umgesetzt werden. Dabei geht es bei dem Thema Inklusion nicht nur um Jugendliche mit Behinderung, sondern auch um das Mädchen mit der Lebensmittelunverträglichkeit oder den Jungen mit ADHS ... Inklusion umzusetzen ist eine organisatorische und pädagogische Herausforderung und sollte, wo möglich, in Kooperation mit anderen Anbietern von Freizeiten gemeinsam durchgeführt werden.

Früher einsetzende Jugendphase

In der Jugendarbeit nehmen wir wahr, dass die Kindheitsphase zunehmend früher verlassen wird. Die Jugendphase verlängert sich dadurch und setzt bereits in einem früheren Alter ein. Kinder sind in der Regel sehr früh selbstständig und wollen diese gelebte Selbstständigkeit auch auf unseren Freizeiten leben. Die früher einsetzende Jugendphase fordert uns heraus, vielleicht unsere Altersgrenzen auf Freizeiten neu einzuteilen und die veränderte Situation im Programm zu berücksichtigen.

Weitere Konkretionen für Freizeitleiterinnen und Freizeitleiter
Die passende Freizeitform finden

Nachdem in einem prozesshaften Geschehen, im Gespräch mit anderen und in den eigenen Überlegungen die generellen Einflüsse und die Erwartungen der Beteiligten eine erste Klärung erfahren haben, geht es um die weitere Planung und die Festlegung einer Freizeitform, die durchgeführt werden soll. Da die Erwartungen der potenziell Teilnehmenden bekannt sind, muss nun der Freizeitleiter / die Freizeitleiterin klären, welche Freizeitform zu ihm/ihr passt. Da es auf unseren Freizeiten ja nicht zuletzt darum geht, den eigenen Glauben an Jesus Christus mit anderen zu teilen, ist es eine wichtige Voraussetzung, dass Freizeitleitende sich mit der Freizeitform identifizieren, die sie anbieten. Damit ist nicht gemeint, dass Leitende auf Freizeiten Experten in der angebotenen Form sein müssen, das können auch „Fachleute“ aus dem Team abdecken; aber Leitende müssen die gewählte Form mögen. Ein Freizeitleiter / eine Freizeitleiterin, der/ die sich nicht vorstellen kann zu wandern, sollte sich nicht auf die im Buch beschriebene Freizeitform „Unter Brücken“ einlassen. Wer keine Berge, keinen Winter und kein Skifahren mag, der sollte sich auf keine Winterfreizeit einlassen. Bei aller Authentizität der Freizeitleitenden geht es trotzdem insbesondere darum, dass die Interessen der Teilnehmenden berücksichtigt werden. Schließlich soll es ja eine gemeinsame Freizeit werden.

Erfahrungen anderer einbeziehen

Ideen für Freizeiten entstehen oftmals zunächst in kleiner Runde. Da ist am Anfang nur ein Wort „Unter Brücken“ oder „Führerscheinfreizeit“ und plötzlich spürt man, da ziehen andere mit. Das könnte das Angebot für den nächsten Sommer sein. An diesem Punkt angekommen, ist es sehr hilfreich, die Erfahrungen einzubeziehen, die andere mit dieser Freizeitform gemacht haben. In aller Regel muss man nämlich „das Rad“ nicht neu erfinden. Welche Tagesetappen bieten sich bei einer Freizeit wie „Unter Brücken“ an? Was, wenn die Gruppe sich auf kein Ziel einigen kann? Woran muss ich denken, wenn ich mit einer Fahrschule kooperiere usw. Nicht nur dieses Buch will hier Hilfestellung geben, sondern auch die Kolleginnen und Kollegen sowie Ehrenamtlichen in der Umgebung oder im Verband, die schon verschiedene Freizeitformen ausprobiert haben. Die Erfahrung anderer einzubeziehen, ist auch bei der Buchung von Quartieren wichtig. Nicht jeder Campingplatz und nicht jedes Haus passt zu den eigenen Programmideen. Wer etwa gern mit seiner Gruppe für sich ist, sollte nicht auf einen großen Campingplatz mit allerlei Animationsangeboten fahren. Die zahlreichen Reiseanbieter können hier unterstützen, sie ersetzen aber nicht den Erfahrungsaustausch derer, die schon am selben Ort waren.

Gremienbeschlüsse herbeiführen

Weder die Jugendarbeit noch die daraus resultierenden Freizeiten finden in einem „luftleeren Raum“ statt. In aller Regel gibt es eine Beauftragung. Diese kann die Kirchengemeinde, ein Dekanat oder Kirchenkreis oder ein Verband ausgesprochen haben. Die entstandenen Ideen müssen daher von zuständigen Gremien beschlossen werden. Denn die beauftragenden Gremien tragen die letztgültige finanzielle und rechtliche Verantwortung für diese in der Jugendarbeit durchgeführte Freizeit. Zu diesem Zeitpunkt ist es notwendig, den Gremien eine entsprechende Kalkulation vorzulegen. Erst nach den Gremienbeschlüssen sollte die weitere Planungsarbeit fortgesetzt werden.

Mitarbeitende finden

Zunächst ist zu klären, wie viele Mitarbeitende gebraucht werden. Einige der in diesem Buch beschriebenen Freizeiten sind sehr erlebnispädagogisch ausgerichtet und haben deshalb einen hohen Mitarbeitendenschlüssel. Des Weiteren muss man klären, welche Expertinnen und Experten für diese Freizeitform gebraucht werden. Braucht es etwa ein Küchenteam, Menschen mit Erfahrung im Bergwandern, Skilehrerinnen und Skilehrer usw.? Wo Mitarbeitende mit speziellen Begabungen gebraucht werden, ist es hilfreich, solche Personen direkt anzusprechen und sie zur Mitarbeit einzuladen.

Öffentlichkeitsarbeit starten

Da die Mitarbeitenden hervorragende Werbeträgerinnen und Werbeträger für die Freizeit sind, kann nun mit der Öffentlichkeitsarbeit begonnen werden. Ob die Freizeit über soziale Medien beworben wird oder in Papierform – gemeinsam ist, dass Freizeiten in der Regel Pauschalreisen sind und deshalb unter das Reiserecht fallen. Bei einer Freizeitanmeldung kommt es daher zu einem Vertrag, dem das Reiserecht zugrunde liegt. Hier gilt es sich grundsätzlich gut zu informieren. Gerade die größeren Jugendverbände haben für die verschiedenen Beteiligten mit ihren Erwartungen ein geklärtes Reiserecht. Daher lohnt sich hier eine abgesprochene Übernahme. Diese schützt vor fehlerhaften Reisebedingungen.

Freizeitvorbereitungen beginnen