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Nr. 1344

 

Das Ende der Hybride

 

Visionen von gestern, heute und morgen – die Zataras enträtseln das Schicksal

 

von Peter Griese

 

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Auf Terra schreibt man den November des Jahres 446 NGZ, was dem Jahr 4033 alter Zeitrechnung entspricht. Somit sind seit den dramatischen Ereignissen, die zum Aufbruch der Vironauten und zum Erscheinen der beiden Sothos aus ESTARTU führten, rund 17 Jahre vergangen.

Trotz dieser relativ langen Zeitspanne hat keiner der Sothos die Galaktiker auf den angestrebten Kurs bringen können. Ein eindeutiger Beweis dafür sind die Ausschaltung von Pelyfors Flotte und der Tod des Ewigen Kriegers.

Auch in der Mächtigkeitsballung ESTARTU, wo die Ewigen Krieger seit Jahrtausenden regieren, lehnt man sich gegen ihre Herrschaft auf, was die Zerstörung der Heraldischen Tore von Siom Som und Ijarkors Reaktionen eindeutig aufzeigen. Und dafür, dass die Unruhe im Reich der nicht mehr präsenten ESTARTU weiter um sich greift, obwohl die Pterus mit allen Mitteln gegensteuern, liegen schon Beweise vor.

Die Zataras indessen, die rätselhaften Frau-Pflanzen, schlagen über 40 Millionen Lichtjahre hinweg eine Brücke von ESTARTU zur Milchstraße und enträtseln das Kommende für beide Mächtigkeitsballungen. Sie liefern Visionen von gestern, heute und morgen und zeigen DAS ENDE DER HYBRIDE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Comanzatara – Eine Zatara in der Milchstraße.

Jizi Huzzel – Eine Siganesin wird gejagt.

Ferbelin Destowitsch – Ein sammelwütiger Botaniker.

Huakaggachua – Comanzataras Schwester.

Guang-Da-G'ahd – Eine Kartanin.

1.

 

Jizi Huzzels Diarium.

Episode Nummer 1.

Ort: Oslo, Terra.

Zeit: 15. August 430 NGZ.

 

Seit zwei Tagen befinde ich mich in einer Art Untersuchungshaft. Ich verweigere weitgehend jede Aussage, denn ich verstehe selbst nicht, was geschehen ist. Und der terranische Inspektor namens Morton Olafson ist mit weiteren Informationen sehr zurückhaltend.

Ich bin mir keines Vergehens bewusst, aber das nützt mir nichts. Olafson glaubt mir kein Wort.

Zum Glück hat man mir meine Virenschaukel und meine persönliche Ausrüstung gelassen. So habe ich wenigstens noch die Möglichkeit, mit der Vi-Seele des Kleinschiffs zu sprechen. Ich habe Vi gebeten, ein spezielles Tagebuch für mich anzulegen, ein Diarium.

Und dies ist mein erster Beitrag dazu.

Das Diarium soll mir helfen, aus dieser misslichen Lage zu kommen. Ich muss meine eigenen Worte hören, um zu erkennen, was geschehen ist. Eins steht schon jetzt fest: Mit den Ereignissen in der Milchstraße, mit den Auseinandersetzungen zwischen den beiden Sothos Tal Ker und Tyg Ian, mit dem Auftauchen der Shada im Solsystem, die die Botschaft des neuen Sothos verkünden wollen, hat meine Verhaftung wohl nichts zu tun.

Ich muss rekapitulieren.

Was war geschehen?

Im Februar des Vorjahrs hatte ich zusammen mit vielen anderen Vironauten die heimatliche Milchstraße verlassen. An Bord des EXPLORER-Segments 1234 mit dem Eigennamen ACHTERDECK war ich mit meinem terranischen Freund Rainer Deike in die Mächtigkeitsballung ESTARTU gelangt. Sowohl Rainer als auch mich hatten die dortigen politischen Ereignisse wenig interessiert. Wir waren Biologen. Wir wollten nur forschen und sonst nichts.

Rainer war auf eine seltsame Information gestoßen, die von einer wunderbaren Pflanze namens Comanzatara berichtete. Später hatten wir das geheimnisvolle Gewächs tatsächlich entdeckt. Es hatte sich als rätselhaft, aber auch als intelligent entpuppt.

Im Zuge der weiteren Ereignisse war die ACHTERDECK verunglückt. Rainer Deike war ums Leben gekommen. Und ich verdankte Comanzatara, dass es mir anders ergangen war.

Über Srimavos KOKON und den Medo-Planeten Tahun gelang mir schließlich die Rückkehr zur Erde, an der Comanzatara mit ihren unbegreiflichen Fähigkeiten großen Anteil hatte. Der Kontakt zu Comanzatara riss dabei allerdings ab. Auf Terra sah ich es als meine Pflicht an, die Eltern Rainer Deikes über dessen Tod zu informieren. Ich suchte dessen Heimatort Bergen in Skandinavien auf, um die traurige Nachricht zu überbringen.

Und da war das Unfassbare geschehen.

Vater Deike erlitt eine Herzattacke, als ich ihm abseits des Berghofs Soeremud vom Tod Rainers berichtete. Ich wendete meine Virenschaukel, um Hilfe zu holen. Da erfolgte in meiner unmittelbaren Nähe eine schwere Explosion. Ich sah noch, wie ein Mann zwischen den nahen Büschen blutüberströmt zusammenbrach. Die Wucht der Explosion ließ mein Schiffchen schwanken. Ich schlug mit dem Kopf gegen eine Seitenwand und wurde besinnungslos.

Und als ich erwachte, befand ich mich in diesem Gefängnis.

Ich weiß ganz sicher, dass ich nichts mit diesem Anschlag zu tun habe. Aber der hartnäckige Polizei-Inspektor, Morton Olafson, glaubt mir das nicht.

Ich bin bisher zweimal von dem Terraner verhört worden. Ich habe ihm das gesagt, was ich hier niedergesprochen habe, denn mehr weiß ich zu diesen Vorkommnissen nicht zu berichten. Verschwiegen habe ich ihm, dass ich in ESTARTU war. Das hat mit dieser Sache auch nichts zu tun. Er hat mir nur lapidar mitgeteilt, dass ich in Untersuchungshaft in Oslo sei und in Haft bleiben werde, bis der Mord an einem unbekannten Terraner geklärt sei.

Das Schloss zu meiner Zelle wird geöffnet. Man wird mich wohl wieder verhören. Ich muss jetzt schließen.

 

*

 

Dieser Morton Olafson wurde mir immer unsympathischer. Ich saß ihm gegenüber auf einem Stapel Bücher, den er auf einem Sessel aufgebaut hatte. Dadurch konnte ich wenigstens knapp über die Kante seines Schreibtischs sehen. Er zwirbelte seinen spitzen Kinnbart und sah mich durchdringend an.

»Jizi Huzzel«, dröhnte er mit dunkler Stimme. »Deine geringe Körpergröße und dein Geschlecht sind für mich kein Grund, irgendwelche Nachsicht zu üben.«

»Das erwarte ich auch nicht«, erklärte ich über meinen Sprachverstärker. »Ich habe bereits erklärt, dass ich mit dem Anschlag auf den Terraner nichts zu tun habe. Ich weiß nicht, wer er war und was er wollte.«

»Er wollte dich töten«, platzte der Terraner heraus. »Aber das ist nicht die einzige Verbindung zwischen euch beiden. Er hat sich auf dem Berghof Soeremud der Deikes bereits vor deiner Ankunft nach dir erkundigt. Das hat die Tochter des Hauses ganz klar ausgesagt. Sie kann sich genau daran erinnern, denn du warst die erste Siganesin nach über zwei Jahren, die dort auftauchte.«

»Ich habe dafür keine Erklärung«, behauptete ich wahrheitsgemäß. »Das gilt sowohl für den vermeintlichen Anschlag auf mich als auch für die Behauptung, dieser Mann habe sich nach mir erkundigt. Wer war das überhaupt?«

»Wenn du etwas redseliger wärst«, drängte der Inspektor, »würde ich auch mehr sagen.«

»Zum Teufel!« Mir platzte der Kragen. »Ich sage doch alles, was ich weiß. Ich kam nach Soeremud, um den Eltern Rainer Deikes zu berichten, dass ihr Sohn ums Leben gekommen ist. Das ist meine ganze Geschichte. Warum sollte ich lügen?«

»Die Waffe, mit der der Mann getötet wurde«, entgegnete Olafson, »war präpariert. Sie explodierte in dem Moment, als er sie auf dich richtete. Wer anders als du selbst könnte sie umfunktioniert haben? Du bist des Mordes verdächtig, Jizi Huzzel.«

»Das ist absoluter Unsinn«, begehrte ich auf. »Ich weiß nicht einmal, wer dieser Mann war.«

Morton Olafson blätterte in Notizen, die ich nicht einsehen konnte.

»Er hat sich unter dem Namen Jan Olik im Soeremud-Hotel eingetragen«, sagte er schließlich. »Aber die ...«

»Ich weiß ganz sicher«, unterbrach ich ihn lautstark, »dass ich diesen Namen noch nie in meinem Leben gehört habe, noch nie in immerhin 800 Jahren.«

»Kannst du deinen Verstärker etwas drosseln?« Ich tat ihm diesen Gefallen, zumal ich ihn nicht unnötig reizen wollte. »Es gibt keinen Jan Olik. Der Name war falsch. Ich habe den Toten aber identifizieren können. Sein richtiger Name lautet Oliver Grueter. Er gehörte zu der verschollenen Besatzung der TSUNAMI-113. Und als er auf Terra erschien, war er einer der Shada des neuen Sothos Tyg Ian.«

»Auch dieser Name ist mir unbekannt«, antwortete ich. »Du kannst mir glauben, Inspektor, dass ich alles tun will, um diese mysteriöse Angelegenheit zu klären. Ich will Terra als freie Siganesin verlassen. Ich will zurück in meine Heimat, nach Siga.«

»Sie wird sich gedulden müssen«, lachte Olafson etwas hämisch. »Erst wenn dieser Mord geklärt ist, kannst du gehen. Und dann auch nur, wenn deine Unschuld bewiesen ist.«

»Meines Wissens ist kein Mord passiert. Es war doch wohl ein Unglücksfall. Eine Waffe versagte und tötete den Besitzer. Du solltest dich eher darum kümmern, warum dieser Grueter mich töten wollte.«

Er hielt plötzlich ein Bild in der Hand. Ich sah es nur ganz kurz, dann drehte er mir wieder die Rückseite zu.

»Darf ich das Bild sehen?«, fragte ich.

»Warum?«, entgegnete er und zog die Hand zurück.

»Wenn ich dir helfen soll«, verlangte ich, »dann musst du mir alles darlegen, was mit diesem Fall zu tun hat. Noch erkenne ich keinen Zusammenhang.«

»Dieses dreidimensionale Bild stammt aus einem Film, der zufällig von einem Skifahrer in der Nähe aufgenommen wurde, als die Tat geschah. Der Film und das Foto sind meine wichtigsten Beweisstücke.«

Nun wurde ich neugierig.

»Beweisstücke?«, echote ich. »Wofür?«

»Dass Grueter versuchte, dich zu töten.« Er drehte das Bild um und hielt es nah vor mein Gesicht. Da es etwa dreißig mal dreißig Zentimeter groß war, konnte ich alle Einzelheiten nicht sofort erfassen. »Diese Ausschnittsvergrößerung gibt exakt den Moment wider, in dem Grueter abdrücken wollte.«

Ich erkannte Vater Deike, der gekrümmt im Schnee lag. Dahinter glitt meine Virenschaukel mit mir selbst in Richtung des Berghofs Soeremud. Zwischen zwei schneebedeckten Büschen stand eine männliche Gestalt. Sie zielte mit einer Waffe auf mich. Es gab keinen Zweifel. Grueter hatte mich töten wollen.

»Nun?«, bohrte der Inspektor.

»Warte!«, bat ich, denn meine Gedanken überschlugen sich. »Was ist mit Vater Deike geschehen? Er brach zusammen, als ich ihm von Rainers Tod berichtete. Ist er ...«

»Er lebt«, unterbrach mich Olafson. »Er hat sich vom Schock der Todesnachricht wieder erholt.«

Ich erkannte plötzlich das Motiv des Mordanschlags. Bis zu diesem Augenblick hatte ich nicht glauben wollen, dass der Anschlag in Wirklichkeit mir gegolten haben sollte. Jetzt schloss sich ein logischer Kreis. Ich wusste aber auch im gleichen Moment, dass ich die Wahrheit diesem Inspektor auf keinen Fall mitteilen durfte. Ich wusste eine Menge über die Vorkommnisse in ESTARTU. Bestimmt handelte es sich dabei nur um Bruchstücke, aber sie konnten ausreichen, um dem neuen Sotho Probleme zu bereiten, wenn ich mich gegenüber den Vertretern des Galaktikums darüber äußern würde. Womöglich war ich die erste und einzige Vironautin, die mit konkretem Einzelwissen über die Mächtigkeitsballung ESTARTU in die Milchstraße zurückgekehrt war und die berichten konnte, dass es mit den Wundern etwas ganz anderes auf sich hatte.

Ich stellte also eine potentielle Gefahrenquelle dar. Tyg Ian musste davon erfahren haben. Er hatte mir diesen Killer auf den Hals gehetzt, diesen Shad Oliver Grueter, der aus den Überlebenden der TSUNAMI-113 rekrutiert worden war.

Es war unmöglich, einem kleinen Polizei-Inspektor diese galaxisübergreifenden Zusammenhänge zu verdeutlichen. Jedes Wort darüber hätte mich noch unglaubwürdiger gemacht. Aber nicht nur das. Ich konnte mir vorstellen, dass Vertreter des Galaktikums bereits nach mir suchten, um mich auszuhorchen. Ich hatte mich unbemerkt nach Terra absetzen können und eine falsche Spur, die nach Siga wies, hinterlassen.

Ich wollte meine Ruhe. Und ich wollte Comanzatara wiederfinden.

»Nun?«, drängte Olafson weiter. Dabei nahm er das Bild wieder von meinen Augen weg.

»Du hast einen Zweifel beseitigt«, räumte ich ein. »Der Anschlag galt mir. Aber ich kann dir keinen Grund dafür nennen. Vielleicht war dieser Grueter wahnsinnig.«

»Es gibt keine wahnsinnigen Shada!«, widersprach der Terraner heftig.

»Es mag sein.« Ich resignierte scheinbar. »Aber eine Erklärung für dieses gescheiterte Attentat habe ich dennoch nicht. Ich habe nie mit einem Shada zu tun gehabt. Ich bin der Upanishad-Lehre stets ausgewichen.«

Er erhob sich und nahm eine drohende Haltung ein.

»Rück endlich mit der Wahrheit heraus, du mickriger Zwerg!«, brüllte er plötzlich.

Ich drehte den Verstärker wieder bis zum Anschlag und antwortete betont gelassen: »Man schreit eine Dame nicht an, Inspektor! Solche Verhörmethoden sind unzulässig!«

»Zurück in deine Zelle!« Er winkte einem Roboter.

Ich sah das Bild im Geist noch vor mir und versuchte, die Einzelheiten in mein Bewusstsein zu rufen, die ich in der kurzen Zeitspanne gar nicht alle hatte erfassen können. Und plötzlich durchzuckte es mich.

»Warte!«, bat ich und drehte meine Lautstärke wieder zurück. »Ich glaube, ich habe etwas entdeckt.«

Er stutzte zunächst, aber dann gab er dem Roboter ein Zeichen und hielt die 3-D-Aufnahme in die Höhe.

Ich hatte mich nicht getäuscht. Am rechten Bildrand streckte eine Pflanze ihren dunkelblauen Blütenkopf in die Höhe. Sie war nicht zur Gänze abgebildet worden, aber es gab keinen Zweifel.

Das war Comanzatara!

Mir stockte fast der Atem. Ich konnte meine Erregung kaum verbergen.

Diese Tatsache eröffnete völlig neue Perspektiven. Ich hatte Comanzatara zuletzt auf Tahun vermutet, wo sie sich wieder einmal aus dem Staub gemacht hatte.

Comanzatara war in der Nähe des Berghofs Soeremud gewesen, als Grueter den Anschlag auf mich verüben wollte! Diese Erkenntnis war fast ungeheuerlich. Meine Gedanken überschlugen sich. Sie konnte sich räumlich versetzen. Ich stützte die Hände in mein Gesicht und versuchte krampfhaft, meine aufgewühlten Gefühle zu beruhigen.

»Was ist los?«, drängte Morton Olafson. »Sprich, Jizi Huzzel!«

»Nichts«, erklärte ich matt. »Mir ist erst jetzt richtig klar geworden, in welcher Todesgefahr ich mich in diesem Augenblick befunden habe. Das ist alles, Inspektor.«

»Du verschweigst mir etwas.«

»Nein!«, sagte ich nur.

Der Inspektor winkte den wartenden Roboter heran, und dieser brachte mich in meine Zelle zurück.

 

*

 

Keine zwei Stunden später saß ich wieder vor Morton Olafson. Der Inspektor setzte eine triumphierende Miene auf. Neben ihm hockte ein kleiner und etwas dicklicher Terraner mit einer Halbglatze. Beide hielten je eine Kopie des bewussten Bildes in ihren Händen. Eine dritte Aufnahme war so auf dem Schreibtisch aufgestellt worden, dass ich sie mühelos sehen konnte.

Dieses Bild stellte die bekannte Szene dar, umfasste diesmal aber auch die Randzonen, die bei der ersten Aufnahme abgeschnitten gewesen waren.

Comanzatara war jetzt vollständig zu sehen.

»Das ist Ferbelin Destowitsch«, stellte der Inspektor den Dicklichen vor. »Er ist Botaniker. Ich habe ihn um Hilfe gebeten, denn ich habe erkannt, was dich so in Aufregung versetzt hat. Deine Augen ruhten auf dieser Pflanze.«

Er beugte sich nach vorn und deutete mit einem Stift auf das Abbild Comanzataras. Ich schwieg, denn ich wusste nicht, worauf er hinauswollte.

»Das stimmt doch, Zwergin!«, herrschte er mich an.

»Es ist völlig klar, dass dieses Gewächs nicht an diesen Ort gehört.« Nun ergriff Ferbelin Destowitsch erstmals das Wort. Er sprach in einer für mich äußerst unangenehmen, fast schleimigen Art. Der Mann wirkte abstoßend. »Auf ihrer Blüte und ihren Blättern liegt kein Schnee. Und außerdem behaupte ich als erfahrener Kenner der Materie, dass es eine solche Pflanze auf ganz Terra nicht gibt. Du scheinst sie aber zu kennen, nicht wahr?«

Ich zog weiterhin das Schweigen vor.

»Sieh her!« Ferbelin Destowitsch hielt nun eine andere Ausschnittsvergrößerung in die Höhe. Sie stellte allein meine Comanzatara dar. »Was ist das? Du weißt es doch!«

»Ich bin zwar eine erfahrene Biologin«, antwortete ich kühl, »und ich habe schon viele Pflanzen gesehen, aber diese kenne ich auch nicht.«

»Ich zeige dir noch zwei Bilder.« Der Inspektor holte unter seinem Schreibtisch eine dreidimensionale Abbildung hervor. Sie musste aus dem gleichen Film stammen, den der Skifahrer aufgenommen hatte.

Oliver Grueter lag jetzt auf dem Boden. Sein Blut hatte den Schnee rot gefärbt. Unweit von ihm kümmerten sich zwei Männer um Vater Deike. Meine Virenschaukel steckte zur Hälfte im Schnee. Ich selbst war nicht zu sehen.

An der Stelle, an der sich auf der anderen Aufnahme Comanzatara befunden hatte, war nichts.