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Nr. 1325

 

Der Tod eines Kriegers

 

Eine Falle im Psi-Raum – die GOI probt den Aufstand

 

von Kurt Mahr

 

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Auf Terra schreibt man den Juni des Jahres 446 NGZ, was dem Jahr 4033 alter Zeitrechnung entspricht. Somit sind seit den dramatischen Ereignissen, die zum Aufbruch der Vironauten und zum Erscheinen der beiden Sothos aus ESTARTU führten, mehr als 16 Jahre vergangen.

Seither haben die Lehre des Permanenten Konflikts und der Kriegerkult in der Galaxis ihren Einzug gehalten – Tyg Ian hat nachhaltig dafür gesorgt. Glücklicherweise hat der Sotho den Widerstand der Galaktiker nicht brechen können. Geheimorganisationen, allen voran die von Julian Tifflor geleitete GOI, sorgen dafür, dass die Hoffnung auf Freiheit von fremder Unterdrückung erhalten bleibt.

Die GOI ist es auch, die durch Taten beweist, dass die Herrschaft des Sothos und seiner kodextreuen Schergen in der Milchstraße noch nicht so gefestigt ist, als dass sie nicht erschüttert werden könnte. Ereignisse wie die Abfuhr, die Tyg Ians Invasionsarmee von den Halutern erteilt wurde und der Seitenwechsel von Paladin VI sind symptomatisch dafür.

Nun setzt die GOI mit dem Striktor ein neues Gerät ein, um dem Gegner Schaden zuzufügen. Dabei erfolgt DER TOD EINES KRIEGERS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Tirzo und Sid Avarit – Ein Diapath und ein Telekinet im Einsatz.

Notkus Kantor und Enza Mansoor – Ein geniales Paar.

Waylon Javier – Schiffsführer der BASIS.

Galbraith Deighton – Leiter des Unternehmens Möbius.

Peregrin – Der Rätselhafte lüftet sein Geheimnis.

Pelyfor – Ein Ewiger Krieger in der Psi-Falle.

1.

 

Er schwebte im All. Rings um ihn leuchteten in fast unerträglicher Pracht die Sterne des Milchstraßenzentrums, dicht gedrängt, ganze Wolken von Lichtpunkten. Im Vordergrund stand Geysir, ein Supergigant der Spektralklasse B0 Ia, der in den Augen schmerzte, wenn man ihn ansah, obwohl er über zwanzig Lichtjahre entfernt war. Es gab noch Dutzende von Sternen, die näher standen als Geysir. Aber er schwebte dennoch im Vordergrund und war ein weißblaues Höllenfeuer, das sich in ein paar tausend Jahren ausgebrannt haben würde.

Durch die stark flammende Lichtfülle zog sich ein grünes Band. Leuchtend wie ein makelloser Smaragd schwang es sich in sanftem Bogen an den Sternwolken vorbei, nirgendwo getrübt, nirgendwo überstrahlt in seiner grünen Pracht. Selbst Geysir vermochte seinen Glanz nicht zu beeinträchtigen.

Auf dieses Band konzentrierte sich Sid Avarits Aufmerksamkeit. Er wusste, dass er nicht wirklich im Weltall schwebte; aber das Wissen wurde allmählich dünner. Keinen Gedanken verschwendete er an das, was gewesen war. Mit aller Macht des Geistes bündelte er die Emissionen seines Bewusstseins auf das, was vor ihm lag. Die Wirklichkeit verschwamm. Er sah nur noch das grüne Band. Ein paar Minuten noch, und es würde entzweigeschnitten werden. Dann begann seine Aufgabe. Er tastete nach den Paratau-Tropfen, die er in der Tasche trug. Noch war es zu früh, sich mit der Energie des Psichogons aufzuladen. Wenn er das Signal bekam – eine halbe Minute bevor das smaragdene Band in Stücke geschnitten wurde –, würde er zwei Tropfen in die Hand nehmen und die telekinetischen Arme seines Bewusstseins spielen lassen.

Sid Avarit war Paratensor. Er gehörte dem Spezialteam der GOI an. Er besaß eine latente Paragabe, die er mit Hilfe von Paratau aktivieren konnte. Deswegen war er auch hier, im Einsatzbereich des Großen Bruders. Man brauchte ihn, den Telekineten.

Er befand sich an Bord der SILAM. Die SILAM war ein kugelförmiges Raumschiff mit einem Durchmesser von 100 Metern, ein so genannter Leichter Kreuzer aus den Beständen der BASIS. Die SILAM stand 200 Lichtjahre von der BASIS entfernt, und noch sechs Lichtjahre weiter lag der Standort ihres Schwesterschiffs, der TANNA. Das alles waren Eindrücke, die sich im Hintergrund seines Bewusstseins bewegten, auf seine gegenwärtigen Gedanken jedoch keinen Einfluss hatten.

Das Bild, in dessen Mittelpunkt er sich zu befinden schien, war nicht real. Es wurde vom Bordcomputersystem der SILAM erzeugt, einem Konglomerat aus leistungsfähigen Syntrons, vierfach hierarchisch gestaffelten Massenspeichern und Direktanschlüssen an ein Heer von Mess- und Nachweisgeräten. Die dreidimensionale Darstellung war wahrheitsgetreu und maßstabgerecht bis auf eine einzige Kleinigkeit: Das grüne Band hätte Sid Avarit, wäre er von Bord gegangen, um sich die Sache in natura anzuschauen, nicht sehen können. Es bestand aus ultrahochfrequenter Hyperenergie und erzeugte keinen optischen Eindruck, den das menschliche Auge hätte erfassen können. Es war ein Strang des Stygischen Netzes, Bestandteil des psionischen Verkehrssystems, das Sotho Tyg Ian in der Milchstraße eingerichtet hatte, damit er und seine Gardisten und Inspektoren, und was der Unterlinge da sonst noch waren, möglichst schnell von einem Ort zum anderen gelangen konnten. Das Stygische Netz mit seinem gewaltigen Energiebedarf wurde aus dem Super-Black Hole im gravitomechanischen Mittelpunkt der Milchstraße gespeist. Der Technik ESTARTUS war es nicht schwer gefallen, die Gigantsingularität, die bis dahin unvorstellbare Energiemengen wahllos um sich herum verschleudert hatte, zu zähmen und für die Energieversorgung der Projekte des Sothos einzuspannen. Auch das dreizehnte Wunder ESTARTUS, das Kosmische Leuchtfeuer, die Faust des Kriegers, die achttausend Lichtjahre weit aus der Hauptebene der Milchstraße hervorragte, wurde mit Leistung versorgt. Wahrhaft Atemberaubendes hatten Stygians Techniker in nur wenigen Standardjahren geleistet. Hilflos staunend hatten die Völker der Milchstraße mit ansehen müssen, wie ein Projekt nach dem anderen durchgezogen wurde – allesamt Vorhaben, die sich mit den Mitteln der galaktischen Technologie nicht hätten verwirklichen lassen. Wen wundert es da, dass sich Mutlosigkeit in die Herzen der Galaktiker schlich? Dass sie tatenlos zusahen, wie der Sotho Stein um Stein das Grabmal ihrer Freiheit errichtete?

Nicht alle waren es allerdings, die sich der stummen Verzweiflung hingaben. Hier und da regte sich der Widerstand. Besonders die Group Organic Independence, besser unter ihrem Akronym GOI bekannt, machte in letzter Zeit von sich reden. Lange Zeit hatte sie sich darauf beschränkt, den Streitkräften des Sothos Nadelstiche zu versetzen. Nacht-und-Nebel-Einsätze waren das gewesen, bei denen hier ein Raumfort der Jägerbrigade vernichtet, dort das Schiff eines Inspektors lahmgeschossen wurde. Erst in jüngster Zeit hatte die GOI den Mut und die Mittel zu größeren Unternehmungen gefunden.

Eines davon war das »Unternehmen Möbius«.

Und ein wichtiger Bestandteil des Unternehmens Möbius war Sid Avarit, der Paratensor.

Er hörte ein Summen.

Das war das Signal!

Von jetzt an blieben ihm noch dreißig Sekunden bis zu dem Augenblick, in dem er zu beweisen hatte, dass der härteste Schlag, der bisher gegen den Sotho geführt worden war, tatsächlich geführt werden konnte.

 

*

 

»Ich wollte, ich hätte ein wenig mehr Zutrauen zu diesem Experiment«, klagte Notkus Kantor.

Der junge Mann mit dem hageren Gesicht und dem glatt gekämmten braunen Haar, von dem ihm eine Strähne stets in die Stirn hing, betrachtete mit grämlicher Miene die synoptische Datenanzeige, die ihm in Form von Diagrammen und Korrelationswerten den Überblick über mehrere Dutzend kritischer Messwerte ermöglichte.

»Was stört dich?«, fragte Enza Mansoor, die an ihrem wenige Meter entfernten Arbeitsplatz eine ähnliche Videodarstellung vor sich hatte.

Enza war knapp einen halben Kopf kleiner als Notkus Kantor. Ihr schlanker Körper wies nur eine Andeutung weiblicher Formen auf. Mit ihrer kurzen, struwweligen Frisur vermittelte sie den Eindruck eines Mädchens, das sich eben erst in der Welt der Erwachsenen umzusehen beginnt. Der stets ein wenig verwunderte Ausdruck der großen braunen Augen passte gut zu diesem Bild.

Besonders alt war allerdings weder Notkus noch Enza. Enza war im Jahr 422 auf Terra geboren und somit 24 Jahre alt. Notkus spielte gelegentlich auf seine höhere Reife an, weil er »ganze zwei Jahre älter« war. Trotz ihrer Jugend galten die beiden Menschen als erstklassiges Wissenschaftler-Team. »Das geniale Paar« nannte man sie an Bord der BASIS. Bemerkenswert war dabei, dass sie in der Tat nur als Team jene Leistungen erbrachten, die ihre Fachkollegen in Erstaunen versetzten. Allein für sich war jeder ein passabler Wissenschaftler, der es schwer gehabt hätte, sich einen Platz in der Science Hall of Fame zu ergattern.

Synergie nannte man die auf Enza und Notkus zu gleichen Portionen verteilte Fähigkeit, einander zu ergänzen und zu katalysieren. Es stand noch nicht fest, ob Synergie – so deutlich, wie sie sich in diesem Falle manifestierte – eine Laune der Natur oder eine echte paranormale Begabung war.

Gegen die letztere Annahme schien zu sprechen, dass Notkus und Enza zwar auf wissenschaftlichem Gebiet koryphäale Fähigkeiten zeigten, im Privatleben dagegen einander ständig in den Haaren lagen. Sie waren ein Liebespaar, daran gab es keinen Zweifel. Aber niemand, der sie während des unwissenschaftlichen Alltags beobachtete, wäre auf den Gedanken gekommen, dass es zwischen den beiden auch nur ein Quäntchen von Zuneigung gebe.

»Was mich stört?«, wiederholte Notkus Enzas Frage. »Der Mensch stört mich.«

»Der Mensch im Gegensatz zu ...«

»Im Gegensatz zu einem vollsynchronisierten syntronischen Schalter, auf den man sich verlassen kann.«

»Du argumentierst wie ein Zehnjähriger«, warf Enza ihm vor. »Erstens ist Sid Avarit kein Mensch im Sinn der klassischen Taxonomie, sondern ein Anti. Und zweitens bezichtigst du ihn ohne jede Veranlassung der Unzuverlässigkeit.«

»Ich danke für die Belehrung«, spottete Notkus. »Ohne dem Nichtmenschen Sid Avarit nahetreten zu wollen, wiederhole ich mit Inbrunst, dass mir ein syntronischer Schalter um eine Größenordnung lieber wäre als ein Paratensor.«

»Eine rein akademische Überlegung«, erwiderte Enza kühl. »Ein synchronisierter Schalter mit der erforderlichen Genauigkeit übersteigt im Augenblick unsere technischen Möglichkeiten. Es wird Monate dauern, bis wir ein solches Ding zur Verfügung haben. Bis dahin ist uns Pelyfor längst durch die Lappen gegangen.«

»Meine Zu- und Abneigungen«, erklärte Notkus spitz, »sind emotioneller Art und der logischen Analyse nicht zugänglich.«

»Da liegt wahrscheinlich der Hund begraben«, meinte Enza. »Wenn du dir beim Denken mehr Disziplin angewöhntest, dann kämen wir womöglich auch privat besser zurecht.«

»Also liegt's wieder an mir?«, ächzte Notkus.

»Natürlich!«

Notkus schwieg. Er wollte nicht schon wieder in einen Streit verwickelt werden, von dem er später nicht mehr hätte sagen können, wie er eigentlich begonnen hatte.

Er versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was vor ihm lag. Durch Zuruf an den syntronischen Servo, der unsichtbar irgendwo vor ihm in der Luft schwebte, aktivierte er eine zusätzliche Bildfläche. Sie zeigte dieselbe Darstellung, wie auch Sid Avarit, in einem anderen Raum, auf einem tiefer gelegenen Deck, sie sah. Aber diese hier war nicht so ausgefeilt. Sie sollte keine Illusion vermitteln; sie diente nur der Übersicht. Misstrauisch musterte Notkus das grüne Band des Stygstrangs. Das Stygische Netz war in diesem Raumsektor recht dünn. Der nächste Strang, den das Video nicht zeigte, lag etliche hundert Lichtjahre entfernt. In einer solchen Umgebung, dachte Notkus, würde das eigentliche Unternehmen stattfinden. Dies hier war nur eine Probe.

Sein Blick glitt zur Synchronanzeige. Die Striktoren waren einsatzbereit – der an Bord der TANNA ebenso wie der, der auf der Außenhülle der SILAM klebte. Wenn die Zeit kam, würden sie selbständig in Tätigkeit treten. Sie waren sechs Lichtjahre voneinander entfernt, und wenn sie aktiv wurden, würden sie ein sechs Lichtjahre langes Stück aus dem Stygstrang herausschneiden.

Darüber lohnte es sich nachzudenken. Das Stygische Netz – ebenso wie sein Vetter, das Psionische – war ein Bewohner des Hyperraums. Was bedeutete eine Entfernung von sechs Lichtjahren nach den Maßstäben des übergeordneten Kontinuums? Entfernungen im Hyperraum waren definiert als die Abstände zweier »Ereignisse« in einem fünfdimensionalen Koordinatennetz. Der organische Verstand vermochte sich selbst einen vierdimensionalen Raum nur unter Zuhilfenahme vereinfachender Ersatzvorstellungen begreiflich zu machen. Der Versuch, einen fünfdimensionalen Raum anschaulich zu erfassen, scheiterte schon im Ansatz. Sechs Lichtjahre bedeuteten nichts. Entfernungen im Hyperraum ließen sich formelmäßig bestimmen; aber die Anschauung konnte mit ihnen nichts anfangen.

Die beiden Paraflektoren signalisierten ebenfalls Einsatzbereitschaft. Sie waren mit je einer Tonne Paratau geladen – einer an Bord der TANNA, der andere an Bord der SILAM. Sie waren mit den beiden Komponenten des Schalters gekoppelt, der Notkus so viel Sorgen bereitete. Die Paraflektoren würden sich nicht selbständig aktivieren. Sie mussten von außen geschaltet werden. Die Schaltung hatte mit äußerster Präzision zu erfolgen, mit einer Genauigkeit, die von vorhandenen Mechanismen nicht erzielt werden konnte. Durch die induzierte Deflagration des Parataus würden die beiden Enden des herausgeschnittenen Strangstücks in Bewegung gesetzt werden. Es ging darum, das Strangstück zu einem Ring zusammenzubiegen. Wurde die Toleranz von einigen Pikosekunden überschritten, dann wurde aus dem Stück Strang ein irgendwie geformtes Gebilde, aber kein geschlossener Ring. Die Probe wäre dann fehlgeschlagen.

In ein paar Monaten, das hatte Enza schon gesagt, würde ein Schalter, dessen Komponenten sich mit ausreichender Präzision synchronisieren ließen, zur Verfügung stehen. Im Augenblick jedoch hing Erfolg oder Misserfolg des kritischen Experiments an den Fähigkeiten eines Paratensors, der sich in einem abgedunkelten Raum, umgeben von einer illusionsfördernden holographischen Projektion, auf seine Aufgabe einzustimmen versuchte.

Die Digitalziffern der Zeitanzeige wechselten lautlos die Form. Sekunden verstrichen. Eine feine Schweißschicht hatte sich auf Notkus' Stirn gebildet. Der entscheidende Augenblick nahte.

»Striktoren laufen an«, sagte Enza.

Winzige Funken erschienen auf der Videofläche. Behände eilten sie auf das grüne Band des Stygstrangs zu und trafen es an zwei verschiedenen Stellen.

Notkus schloss die Augen. Das Signal ertönte.

»Sid – streng dich an!«, murmelte Notkus.

 

*

 

Sid Avarit hatte die Hand so fest um die beiden Paratau-Tropfen geschlossen, dass sich ihm die Nägel ins Fleisch gruben. Die Augen hatte er längst geschlossen. Die Kraft des Psichogons strömte in sein Bewusstsein. Er glaubte zu sehen. Aber was er sah, waren Dinge, die sich in der unbegreiflichen Welt des Hyperraums abspielten. Er sah Arme, die in die Weite hinausgriffen. Er sah seine Arme, und sie waren mit Greifwerkzeugen ausgestattet, die entfernt an humanoide Hände erinnerten. Er sah zwei Geräte, denen die Hände sich näherten. Die Geräte waren identisch im Aussehen, flache, quaderförmige Kästen, auf deren Deckfläche ein Quadrat in hellem Orange leuchtete.

Merkwürdig: Er sah beide Geräte mit gleicher Deutlichkeit. Dabei befand sich das eine unmittelbar in seiner Nähe, während das andere sechs Lichtjahre entfernt war. Welch ungeheure Entfernung!

Nicht daran denken!, mahnte es aus seinem Unterbewusstsein. Deine telekinetische Kraft operiert im Hyperraum. Im Hyperraum spielen Entfernungen keine Rolle.

Die Stimme aus dem Unterbewusstsein hatte recht. Konventionelle Vorstellungen verwirrten ihn nur. Er durfte sich nicht ablenken lassen. Es spielte keine Rolle, wie weit das zweite Gerät im Standarduniversum von ihm entfernt war. Seine telekinetischen Hände erreichten es, als ob es dicht neben ihm stände.

Jetzt kam es darauf an. Mein Gott, wie viel Zeit blieb ihm noch? Waren die dreißig Sekunden nicht schon längst verstrichen?

An die Zeit sollst du auch nicht denken! Auf die Genauigkeit kommt es an!

Richtig! Nicht ablenken lassen! Sich auf das Wesentliche konzentrieren!

Die beiden Geräte schoben sich aufeinander zu. Sie drangen ineinander ein. Aus zwei Geräten wurde eines. Die beiden Quadrate, in grellem Orange leuchtend, wurden deckungsgleich. Sid Avarits Bewusstsein war gespannt wie die Sehne eines Bogens, die sich anschickt, den Pfeil in nie zuvor gekannte Weiten zu schleudern. Ein falscher Gedanke jetzt, in diesen kritischen Sekunden, und alles war umsonst gewesen.

Etwas Eigenartiges geschah. Auch die beiden telekinetischen Arme verschmolzen miteinander. Er hatte auf einmal nur noch einen Arm. Und die Hand war nicht mehr humanoid. Sie hatte nur noch einen Finger, der wie ein Sporn nach vorn ragte.

Die Umrisse des Geräts verschwammen. Die orangefarbene Kontaktplatte rückte ins Zentrum des Blickfelds und wurde immer größer. Der Arm war verschwunden. Es gab nur noch den Sporn, den Sid Avarit kraft seines Willens bewegen konnte, der letzte Rest seiner telekinetischen Hand – aber eben der Teil, auf den es ankam.

Der Sporn senkte sich dem Quadrat aus leuchtendem Orange entgegen. Sid spürte einen sanften, elektrisierenden Druck, als er die Oberfläche der Kontaktplatte berührte. Der Druck verstärkte sich. Die Platte gab nach.

Das Bild erlosch. Sid Avarit hatte sein Letztes gegeben. Die Erschöpfung traf ihn so hart, dass er in seinem Sessel zusammenrutschte und mehrere Stunden lang wie bewusstlos war.

Aber gleich regte sich der ungeduldige Verstand.

War das Experiment gelungen?

 

*