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Nr. 757

 

Die Herrschaft der Krelquotten

 

Das Psi-Chaos auf Cirgro

 

von Harvey Patton

 

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Zur Jahreswende 3819/20 beginnt sich die Machtkonstellation in der Galaxis Manam-Turu drastisch zu verändern. Atlans Hauptgegner, der Erleuchtete, der vor Jahresfrist Alkordoom verließ, um hier, an seinem Ursprungsort, sein Kunstgeschöpf EVOLO zu vollenden, ist nicht mehr.

Vergalo – so lautet der ursprüngliche Name des Erleuchteten – hielt sich in seiner Hybris für unschlagbar, und diese Einstellung führte letztlich dazu, dass EVOLO seinen Schöpfer vernichtete.

Auch wenn Atlans größter Gegner nicht mehr existiert, die Lage in Manam-Turu ist deswegen noch lange nicht bereinigt. EVOLO ist nun bereits stärker, als der Erleuchtete es jemals war. Und das mächtige Psi-Geschöpf macht alle Anstalten, in die Fußstapfen seines Schöpfers zu treten.

Welche Gefahr für Manam-Turu EVOLO darstellt, hat bereits sein Wirken auf der Welt der Kaytaber gezeigt. Und dieser Trend wird noch verdeutlicht durch die Tatsache, dass EVOLO selbst auf Aklard unbemerkt unheilvolle Manipulationen vornehmen konnte.

Im Zuge seiner künftigen Maßnahmen gegen EVOLO und das Neue Konzil sieht Atlan es für notwendig an, erneut den Planeten Cirgro anzufliegen. Sein Raumschiff, die STERNSCHNUPPE, warnt, denn dort erwartet das totale Psi-Chaos die Besucher – und DIE HERRSCHAFT DER KRELQUOTTEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide spürt der neuen Situation auf Cirgro nach.

Chipol und Mrothyr – Atlans Gefährten.

Gentos – Ein alter Daila von Raybon.

Verlago und Barbya – Zwei Daila unter der Herrschaft der Krelquotten.

1.

 

Nun waren wir wieder einmal unterwegs, auf einem neuen Flug zu einem zweifelhaften Ziel.

Allmählich gewann ich den Eindruck, als sollte ich nach und nach die gesamte Galaxis Manam-Turu kennen lernen. Wenn ich bedachte, wie viele tausend Lichtjahre ich darin bereits zurückgelegt hatte, kam mir der sagenhafte irdische Ahasverus nur noch wie ein Waisenknabe vor.

Der aber hatte es nicht obendrein auch noch ständig mit Gegnern aller Art zu tun gehabt, wie ich und meine wenigen Freunde. Da gab es den Erleuchteten und EVOLO, die Hyptons und die Ligriden, um nur jene zu nennen, die meine hauptsächlichsten Widersacher waren. Die vielen kleineren, die scheinbar dem Nichts entwuchsen wie die Köpfe einer Hydra, trugen aber auch nicht gerade dazu bei, mir das Dasein zu versüßen.

War es wirklich erst gut ein Jahr her, seit mich die Kosmokraten von Krandhor entführt hatten, zuerst nach Alkordoom und später dann hierher? Mir kam es erheblich länger vor.

Morgen sind sogar schon volle dreizehn Monate herum!, erklärte mein Extrasinn lakonisch. Und du hast sie zwar nicht immer so ganz ungerupft, aber doch relativ gut überstanden; was willst du mehr?

Wieder so ein Anflug von skurrilem Humor, mit dem mein zweites Ich mich zuweilen aufzumuntern versuchte. Obendrein ein Versuch am untauglichen Objekt, denn ich hatte den seltsamen Aberglauben der Terraner mit der 13 als Unglückszahl noch nie geteilt. Meine ganze Reaktion darauf bestand aus einem flüchtigen Lächeln, und danach widmete ich mich wieder dem reichhaltigen Frühstück, das uns die STERNSCHNUPPE vorgesetzt hatte.

Mrothyr schien es ebenfalls gut zu schmecken, er langte kräftig zu. Nur Chipols Appetit ließ offenbar zu wünschen übrig, und ich konnte mir auch denken, warum. Er litt unter der Trennung von den Freunden Kiart und Taleda, obwohl er das nicht offen zugab. Ein Junge von fast fünfzehn Jahren war immer bemüht, gegenüber den Erwachsenen keine Schwächen zu zeigen, das war bei einem Daila nicht anders als bei einem gleichaltrigen Terraner.

Er hatte sich unter den »normalen«, nicht psi-begabten Leuten seines Volkes auf Aklard richtig wohl gefühlt, und das hatte ich ihm auch von Herzen gegönnt. Für mich ging es jedoch um erheblich wichtigere Dinge. Jeder Tag, den ich untätig dort verbrachte, kam nur meinen Gegnern zugute. Und diese waren neuerdings wieder sehr aktiv, das hatte mir mein alter Freund Fartuloon vor einigen Tagen in einem Funkspruch mitgeteilt.

Die Lage auf Aklard dagegen gab keinen Anlass zur Besorgnis, die Daila hatten die Dinge dank der Hilfe der einst von dem Planeten verbannten Mutanten voll im Griff. Diese wiederum hatten ihre Psi-Gaben erst unter dem Einfluss der »Glückssteine« von Cirgro voll ausnutzen können, sie waren sozusagen das Nonplusultra beim Kampf gegen Hyptons und Ligriden.

Zwar hatte EVOLO vor einiger Zeit Cirgro heimgesucht und damals zumindest einem Teil der noch dort lagernden Steine ihr Potenzial entzogen. Doch wir waren wenig später ebenfalls in diesem System gewesen, und rings um den Planeten hatte ein fast perfektes Chaos geherrscht. Die dort eingesickerten Hyptons waren geflohen und dabei fast alle umgekommen, ein Angriff der Ligriden war schon im Ansatz jämmerlich gescheitert.

Eine psionische Sperre lag rings um diese Welt, kein fremdes Schiff konnte sich ihr noch nähern. Wir hatten damals zwei sterbende Hyptons an Bord genommen und dann das System verlassen, und seitdem war vieles geschehen. Der Erleuchtete existierte nun nicht mehr, aber sein Geschöpf EVOLO hatte sich selbständig gemacht und war um so aktiver.

Im Moment hatten wir jedoch seine Spur verloren, aber die Hyptons und ihre Helfer bereiteten uns genügend Sorgen. Was lag da näher, als sich nochmals um Cirgro zu kümmern? Wir hatten erfahren, dass sich die Ligriden von dort zurückgezogen hatten, und auch sonst mieden alle Handelsraumer und sonstigen Schiffe jetzt diese Welt.

Es war fraglich, wer die Psi-Sperre um sie errichtet hatte. Waren es die dort ansässigen dailanischen Mutanten mit Hilfe noch wirksamer Glückssteine gewesen? Oder ging das aufs Konto jener seltsamen Krelquotten, der Ureinwohner von Cirgro? Wie auch immer, dort mussten gewaltige Psi-Kräfte im Spiel sein, sie hatten selbst Hyptons und Ligriden eine schwere Niederlage bereitet.

Also hielt ich es für angebracht, einen Kontaktversuch zu denen zu unternehmen, die darüber verfügten. Wenn es uns gelang, sie auf unsere Seite zu bekommen, konnten sie wertvolle Verbündete im Kampf gegen EVOLO sein. Und wir brauchten nichts nötiger als solche, wenn es zur Konfrontation mit diesem übermächtigen Gegner kam!

Diese Gedanken hatte ich meinen Gefährten vorgetragen, nachdem mein Logiksektor mir zugeraten hatte. Mrothyr hatte auch sofort zugestimmt, ihm behagte das fruchtlose Herumsitzen auf Aklard ebenfalls nicht. Chipols Begeisterung dagegen hatte sich in Grenzen gehalten, seiner neuen Freunde wegen, aber im Stich lassen wollte er uns auch nicht.

Widerspruch war von einer Seite gekommen, von der ich es am wenigsten erwartet hatte: die STERNSCHNUPPE hatte protestiert!

»Es gefällt mir überhaupt nicht, nochmals dort hinfliegen zu sollen«, hatte das Schiff erklärt. »Schon der erste Flug hat mich vor große Probleme gestellt, ich denke nur mit Unbehagen an den Zustand zurück, in dem ich mich zeitweilig befand.«

»Da bist du durchaus nicht allein«, hatte ich zugeben müssen, denn damals war es uns allen nicht gut ergangen. Illusionen aller Art hatten uns im Bereich der Psi-Sperre zu schaffen gemacht, bis hin zur völligen Desorientierung, und selbst die STERNSCHNUPPE war nicht davon verschont geblieben. »Das soll uns jedoch nicht davon abhalten, die Lage dort zu erkunden, wir müssen nur eben entsprechend vorsichtig sein. Falls sich wieder Ligriden in dem System aufhalten, brechen wir den Einsatz sofort ab.«

»Ich werde dich daran erinnern, falls dein Gedächtnis gerade dann versagen sollte!«, kam es missmutig zurück. Das Schiff bewies wieder einmal, dass es eine eigene »Persönlichkeit« besaß, aber bis hin zur Befehlsverweigerung reichte es nun doch nicht.

Und nun waren wir unterwegs nach Cirgro, hatten vorgeschlafen und stärkten uns noch einmal, um zumindest körperlich gegen alle Eventualitäten gewappnet zu sein.

 

*

 

»Zielgebiet erreicht«, verkündete die STERNSCHNUPPE, und ihre Stimme klang noch immer indigniert. »In zwanzig Sekunden verlasse ich den Linearraum, bereitet euch darauf vor.«

Mrothyr grinste breit, seit seinem kurzen Abstecher nach Zyrph schien er permanent gute Laune zu haben. Zwar hatte er dort so gut wie nichts erreicht, aber das Wiedersehen mit seiner Heimatwelt hatte ihm offenbar gut getan. Chipol dagegen verzog keine Miene, sein sonst oft vorwitziges Mundwerk hatte schon seit Beginn des Fluges Pause. Ich registrierte beides aber nur nebenbei, meine Sinne konzentrierten sich bereits auf die Ortungsschirme.

Dann waren die zwanzig Sekunden um, das Schiff glitt in den Normalraum zurück. Das geschah vollkommen glatt und problemlos, die STERNSCHNUPPE hatte ihre Speicher während des Aufenthalts auf Aklard voll aufgetankt. Die Schirme blendeten auf, und zunächst zeigten sie die Sterne dieses Sektors von Manam-Turu. Erst nach einigen Sekunden wurden sie umgeschaltet, und nun kam die Sonne ins Bild, in deren System sich Cirgro befand.

Allerdings nur so groß wie ein Daumennagel, und unwillkürlich musste ich lächeln. Das Schiff schien wirklich großen Respekt vor diesem Gebiet und den seinerzeitigen Erscheinungen zu haben, denn es hatte als Austrittspunkt die Bahn des äußersten Planeten gewählt.

Und was soll daran verkehrt sein?, bemerkte mein Extrasinn so nüchtern wie fast immer. Die Ligriden schießen bekanntlich sehr schnell, ohne erst lange zu fragen, und nach ihrer damaligen Niederlage dürften sie besonders reizbar sein!

Das war allerdings anzunehmen, also entgegnete ich nichts und bezähmte meine Ungeduld. Die STERNSCHNUPPE driftete langsam ins System hinein, dabei vergingen einige Minuten, und dann erklärte sie: »Ich messe im gesamten Umkreis keine Energieemissionen an, die von anderen Schiffen stammen könnten, Atlan. Das System scheint also frei davon zu sein, ich nehme jetzt Fahrt auf und steuere Cirgro an.«

Das klang regelrecht erleichtert, und ich bemerkte mit feinem Spott: »Wie schön für dich und für dein empfindsames Gemüt! Sieh aber zu, dass wir den Planeten heute noch erreichen, ich möchte hier nicht unnütz Zeit verlieren, die mir später vielleicht fehlen kann.«

Ich bekam keine Antwort, aber unsere Geschwindigkeit nahm nun rapide zu. Schon fünfzehn Minuten später erschien Cirgro groß im Bild, und unwillkürlich stieß ich einen leisen Pfiff aus.

Rings um den Planeten herrschte ein regelrechtes Chaos!

Mir genügte schon ein kurzer Blick, um das zu erkennen, denn ich hatte ähnliches früher schon oft genug gesehen.

Mein fotografisches Gedächtnis lieferte mir auf Anhieb eine ganze Anzahl Beispiele dafür. Das begann bereits in meiner Jugend, wo ich als Kristallprinz von Arkon gegen Maahks und Kralasenen hatte kämpfen müssen, und später bei den Terranern ...

Verlier dich jetzt nicht in alten Erinnerungen!, mahnte mich der Extrasinn scharf. Dazu ist angesichts der Verhältnisse hier beim besten Willen keine Zeit.

Das stimmte leider nur zu sehr.

Zwar gab es keine sichtbaren Gegner, doch der Raum um Cirgro wimmelte geradezu von Wracks. Einen Teil davon hatte es schon nach unserem ersten Besuch in dem System gegeben, doch in der Zwischenzeit hatte sich ihre Zahl weiter vergrößert. Außerdem trieben dazwischen zahlreiche Trümmer, so dass der Planet von einem regelrechten Ring aus Schrott umgeben war.

Mrothyr pfiff schrill durch die Zähne.

»Mann, das ist ja ein regelrechter Schiffsfriedhof! Kein Wunder, dass es hier keinen Flugverkehr mehr gibt, unter solchen Umständen traut sich kein Händler mehr her. Ob es wirklich ratsam ist, sich dieser Welt weiter zu nähern? Vielleicht besteht die Sperre noch immer, und dann könnten wir ihr nächstes Opfer sein.«

Ich zuckte überlegend mit den Schultern.

»Das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich«, gab ich zurück. »Ob nun Daila oder Krelquotten, kein Mutant kann ein solches Feld dauernd aufrechterhalten, auch nicht ein ganzer Verbund von psi-begabten Wesen. Nach einiger Zeit erschöpfen sich ihre Kräfte, sie müssen einfach abbrechen, sonst brennen ihre Hirne förmlich aus, das weiß ich aus langer Erfahrung.«

»Könnte es nicht sein, dass es auf dem Planeten eine Maschine gibt, die permanent solche Impulse ausstrahlt?«, warf nun Chipol ein. Dies waren nach Stunden seine ersten Worte, nun schien er seine depressive Phase endlich überwunden zu haben, und ich nickte ihm lächelnd zu.

»Deine Idee ist nicht schlecht, Kleiner, aber auch daran kann ich nicht glauben. Die Daila-Mutanten hatten es nie nötig, sich solcher Hilfsmittel zu bedienen, und die Krelquotten verfügen gar nicht über die entsprechende Technik, soviel ich weiß. Im Übrigen glaube ich aber auch nicht, dass man sich wegen eines einzelnen und relativ kleinen Schiffes viel Mühe machen wird. Wir stellen keine Bedrohung für Cirgro dar, also halte ich unsere Chance, nahe an den Planeten heranzukommen, für relativ gut.«

»Trotzdem rate ich nach wie vor davon ab«, sagte nun das Schiff. »Glauben heißt noch lange nicht wissen, das sollte gerade dir am besten bekannt sein, Atlan! Wenn es sogar die Ligriden aufgegeben haben, diese Welt einnehmen zu wollen, muss die Gefahr noch immer akut sein.«

»Das weißt du auch nicht, du glaubst es nur!«, konterte ich. »Jetzt sind wir einmal hier und ich möchte den Flug nicht umsonst gemacht haben, nur einer imaginären Bedrohung wegen. Es bleibt also dabei – bestimme einen Kurs, der uns sicher durch diesen Ring von Wracks und Trümmern bringt! Oder traust du dir das nicht zu?«

Diese Frage sollte provozieren, und sie erreichte auch ihren Zweck. Die STERNSCHNUPPE ließ einen Laut hören, der wie ein gekränktes Murren klang, dann schwieg sie. Doch sie gehorchte meiner Anordnung und begann zu beschleunigen, und Chipol verzog belustigt das Gesicht.

»Jetzt hast du sie beleidigt«, kicherte er. »Hoffentlich rächt sie sich nicht dafür und versalzt uns die nächsten Mahlzeiten, sie hat eben auch ihren Stolz.«

Mrothyr nickte tiefsinnig.

»Den hat sie, möglich wäre es also durchaus. Deshalb bin ich dafür, dass du demnächst zuerst das Essen kostest – die Idee kam schließlich von dir ...«

Der Junge blieb ihm die Antwort nicht schuldig, und zwischen den beiden entspann sich ein scherzhaftes Wortgeplänkel. Ich ließ sie gewähren, denn ich wusste, dass sie so die unterschwellige Anspannung abreagierten, der sie angesichts des umfassenden Chaos in diesem System zwangsläufig unterlagen. Dabei musste ich an den Mausbiber Gucky in der fernen Milchstraße denken; er hatte auch immer dann die kessesten Sprüche von sich gegeben, wenn die Lage alles andere als rosig war.

Ich hätte einiges dafür gegeben, den kleinen Ilt und »Retter des Universums« jetzt an meiner Seite zu wissen! Er als Allround-Mutant wäre mir eine unschätzbare Hilfe gewesen, er hätte schon von weitem gespürt, ob es die unsichtbare Barriere noch immer gab. Außerdem hätte er die Gedanken der Planetenbewohner gelesen ...

Träume nicht schon wieder von unerreichbaren Dingen!, rief mich der Logiksektor zur Ordnung. Konzentriere dich besser wieder auf die Bildschirme und Anzeigen, die kritische Zone ist schon fast erreicht.

Ich seufzte leise, aber mein zweites Ich hatte natürlich Recht. Ein Blick auf die Ortungen zeigte mir, dass die unregelmäßige Phalanx aus Schiffstorsos und Bruchstücken bereits weniger als hunderttausend Kilometer vor uns lag. Dahinter befand sich die Nachthalbkugel von Cirgro, vom schwachen Schimmer der Lufthülle umgeben, aber sie wanderte allmählich nach unten hin aus. Die STERNSCHNUPPE hatte inzwischen die Fahrt wieder vermindert und steuerte nun auf eine größere Lücke im Trümmerring zu.

»Werden wir gut durchkommen, Schiff?«, erkundigte ich mich mit gedämpfter Stimme. »Was sagen deine Messinstrumente?«

»Wenn du mir gestattest, ihnen zu glauben – sie zeigen nichts an, das irgendwie bedrohlich für uns wäre«, erklärte die Stimme unseres Fahrzeugs kühl. So nachtragend hatte ich die STERNSCHNUPPE noch nie kennen gelernt, im Lauf der Zeit entdeckte ich immer neue Seiten an ihr. Trotzdem war ich froh, ein solch »beseeltes« Schiff zu besitzen, es war allen anderen Raumfahrzeugen weit überlegen. Es reagierte selbständig und viel schneller, als ein lebender Pilot die Lage erfassen und schalten konnte, und das wog ihre gewissen Eigenheiten bei weitem auf.

Alles schien also gut abzugehen, auch ohne den Mausbiber Gucky. Ich lehnte mich zurück und entspannte mich.

Allerdings um einige Sekunden zu früh, das wurde mir gleich darauf klar ...

 

*

 

Mrothyr und Chipol hatten ihr verbales Geplänkel inzwischen beendet, sie unterhielten sich nun über Dinge, die uns während des Aufenthalts auf Aklard begegnet waren. Plötzlich stockte der Junge jedoch mitten im Satz und fuhr zusammen, sein bräunliches Gesicht wurde blass und verzerrte sich.

»Etwas stimmt hier nicht mehr!«, brachte er dann mühsam hervor. »Ich weiß nicht was es ist, aber ... ich fühle mich auf einmal gar nicht mehr wohl. Spürt ihr es nicht auch?«

»Was sollen wir spüren?«, fragte Mrothyr verwundert. »Ich merke jedenfalls nichts, mir geht es nicht anders als sonst auch. Oder bildest du dir jetzt schon ein, das Salz zu schmecken, das uns das Schiff eventuell ins Essen tun wird?«

»Lass diese dummen Witze«, murrte Chipol, »danach ist mir jetzt gar nicht zumute. Mir wird immer schlechter, ich bekomme Angst – was kann das nur sein, Atlan?«

Er sank in seinem Sitz zusammen, seine Züge verzerrten sich noch mehr. Ich erhob mich, ging zu ihm hinüber und sah ihn besorgt an, war jedoch ratlos. Bis dahin hatte er sich auch in prekären Lagen immer sehr gut gehalten, trotz seiner Jugend, oder vielleicht eben deshalb. Was war nun also plötzlich mit ihm los?

Kannst du es dir wirklich nicht denken?, meldete sich plötzlich mein Extrasinn. Ihr habt die kritische Zone erreicht, die Sperre um den Planeten besteht also noch immer! Chipol ist sensibler als ihr Erwachsenen, deshalb wirkt sich ihr Einfluss auch früher auf ihn aus.

Verdammt, das konnte stimmen!

Ich war mentalstabilisiert, deshalb würde ich der letzte sein, der etwas spürte, falls überhaupt. Mrothyr musste nach dem Jungen an der Reihe sein, ich sah ihn an und fragte: »Du merkst wirklich noch nichts?«

Der Mann von Zyrph schüttelte den Kopf.