cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 5

 

Die Doppelgängerin

 

Sie spielt die gefährlichste Rolle ihres Lebens – der kleinste Fehler kann tödlich sein

 

von William Voltz

 

img2.jpg

 

Während des Bestehens der Galaktischen Allianz fungierte die von Lordadmiral Atlan gegründete United Stars Organisation als interstellare Schutzmacht für alle humanoiden Völker der bekannten Milchstraße. Doch inzwischen – man schreibt auf der Erde Mitte April des Jahres 2407 – hat Atlan seine schlagkräftige Organisation längst zur Gänze in den Dienst des Solaren Imperiums der Menschheit stellen müssen.

Im Zusammenwirken mit den Agenten von Allan D. Mercants Solaren Abwehr greifen die Spezialisten der USO überall dort ein, wo verbrecherische Elemente am Werk sind, um der Menschheit Schaden zuzufügen.

Hauptgegner der USO ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Condos Vasac, ein von Antis und Akonen geleitetes Syndikat, das über fast unerschöpfliche Macht- und Geldmittel und über zahlreiche geheime Stützpunkte und Forschungsstätten in vielen Teilen der Galaxis verfügt.

Die Condos Vasac hat es auf das Geheimnis der terranischen Transformkanone abgesehen – eine Waffe, deren Nachbau den Gegnern des Solaren Imperiums trotz größter Anstrengungen bisher nicht gelungen ist.

Jetzt wähnen sich die Anführer der Condos Vasac fast am Ziel. Sie glauben, Perry Rhodan zwingen zu können, ihnen die Konstruktionsunterlagen der Waffe auszuhändigen – im Austausch für seine Frau. Sie ahnen nicht, dass Mory Rhodan-Abro in Sicherheit ist und dass sie düpiert werden von der DOPPELGÄNGERIN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Lordadmiral und Chef der USO.

Ronald Tekener – Oberstleutnant und Spezialist der USO.

Sinclair M. Kennon – Tekeners Psycho-Partner.

Shana Markon – Mory Rhodan-Abros Double.

Baars von Athonir – Befehlshaber des Geheimstützpunkts GOLO-Weiß.

Der Jüylgho – Baars unheimlicher Begleiter – genannt »der Töter-Schatten«.

Urbta-Noce – Vertreter der Condos Vasac auf Lepso.

Alas-Ven – Ein Galaktischer Mediziner wird zur Schlüsselfigur.

1.

 

Der breite Gang mündete in die Transmitterhalle von GOLO-Grün.

Die Schritte der Wächter fanden in den Nischen zu beiden Seiten des Durchgangs ein Echo.

Aus weiter entfernten Räumen kam noch immer das Schrillen der Alarmanlagen.

Einige Techniker in weißen Umhängen standen unmittelbar am Eingang der Transmitterhalle. Sie gehörten zur Elite der Besatzung von GOLO-Grün. Transmittertechniker mussten jahrelange Schulungen durchmachen, um an einem Transmitter arbeiten zu können. Da diese Männer fast immer in gefährlichen Situationen zum Einsatz kamen, mussten sie psychisch ausgeglichen sein.

Sinclair M. Kennon wunderte sich deshalb nicht über die Ruhe, mit der sie von den Technikern empfangen wurden.

Urbta-Noce, der junge Anti und Anführer der Condos Vasac auf Lepso, blieb stehen und deutete in die Halle hinein. Sein Gesicht war nahezu unbewegt, aber für Kennon war es nicht schwer zu erkennen, wie angestrengt das Gehirn dieses Mannes arbeitete.

»Ist alles bereit?«, fragte Noce.

Die Techniker traten zur Seite, so dass Kennon einen Blick in die glockenförmig gebaute Transmitterhalle werfen konnte. Er schätzte, dass sie zweihundert Meter durchmaß. Die höchste Stelle der Deckenwölbung war etwa zweihundert Meter über dem Boden.

Kennon konnte die beiden dreißig Meter durchmessenden Energiesäulen sehen, die die Begrenzung des Torbogentransmitters bildeten. Sie erreichten eine Höhe von etwa einhundertfünfzig Metern und vereinigten sich dort zu dem für akonische Transmitter charakteristischen Spitzbogen.

Sinclair M. Kennon und Ronald Tekener wechselten einen raschen Blick. Bisher bestand trotz des Fehlers eines USO-Schiffes, das sich dem Stützpunkt zu weit genähert hatte, keine Gefahr für die beiden USO-Spezialisten und Shana Markon.

Shana Markon spielte weiterhin geschickt die Rolle der entführten Ehefrau Rhodans. Ihre verblüffende Ähnlichkeit mit Mory Rhodan-Abro hatte die Condos Vasac irregeführt.

Das Spiel der Spezialisten war um so gewagter, als sie bei Urbta-Noce den Eindruck erweckten, dass die falsche Mory sie für Raumfahrer hielt, die man ohne eigenes Verschulden in diese Sache verwickelt hatte.

Zu Kennons Erleichterung akzeptierte es der Anti, dass sie der vermeintlichen Mory gegenüber als Gefangene der Condos Vasac auftraten. Offenbar erhoffte sich Urbta-Noce aus diesem Verhältnis wichtige Informationen. Kennon und Tekener hofften ihrerseits, in Shana Markons Nähe bleiben zu können, wenn sie Urbta-Noce durch geschicktes Verhalten dazu brachten, sie weiterhin als Gefangene der Geheimorganisation zu behandeln.

Kennons geniales Gehirn begann intensiv zu arbeiten. Er wusste, dass sie in wenigen Augenblicken durch den Transmitter treten würden. Natürlich war er ebenso wie Tekener daran interessiert, Urbta-Noce und Shana Markon zu begleiten. Nur auf diese Weise konnten sie wieder in die Nähe der fünf Tefroder gelangen, die die Akonen durch den Transmitter sofort in Sicherheit gebracht hatten.

Die beiden Spezialisten wussten nicht, ob es Tekener im letzten Augenblick gelungen war, in den Gehirnen der Tefroder eine infektiöse Erinnerungsparalyse hervorzurufen. Tekener hatte die fünf Millimeter durchmessenden Plastikkügelchen unmittelbar vor dem Verschwinden der Tefroder und ihrer Begleiter zum Einsatz gebracht. Die Frage war, ob die Tefroder die Viren noch eingeatmet hatten. Den Akonen war auf keinen Fall etwas geschehen, denn sie hatten bereits die Helme ihrer Schutzanzüge verschlossen.

Sinclair M. Kennon fühlte, wie er einen Stoß mit einer Waffe erhielt.

»Weitergehen!«, befahl einer der Wächter schroff. »Geht auf den Torbogen des Transmitters zu.«

Kennon gab Tekener ein unmerkliches Zeichen. Die beiden Männer waren so gut aufeinander eingespielt, dass sie sich auch ohne viel Worte verständigen konnten.

Kennon hielt den Zeitpunkt für gekommen, einen kleinen Zwischenfall zu inszenieren. Er konnte damit rechnen, dass Tekener darauf einging.

Er machte ein paar Schritte in den Transmitterraum hinein und blieb dann plötzlich stehen. Sofort fühlte er den Lauf einer Waffe im Rücken. Ein akonischer Wächter fühlte sich offenbar verpflichtet, seine Rolle als Gegner des angeblichen Rabal Tradino besonders echt zu spielen. Kennon entschloss sich, von der Reaktionsfähigkeit seines Robotkörpers Gebrauch zu machen.

Er fuhr herum, packte den Lauf des Strahlenkarabiners und zog daran. Für den Akonen kam der Überfall so unerwartet, dass er keine Zeit zur Gegenwehr hatte. Mitsamt seiner Waffe wurde er zu Boden gerissen. Kennon ergriff den am nächsten stehenden Mann und zog ihn zu sich heran.

»Haltet ihn!«, rief Urbta-Noce, der offenbar nicht wusste, was er von der Aktion des Mannes halten sollte, von dem er glaubte, dass er der Händler Rabal Tradino war.

In diesem Augenblick begann auch Tekener zu handeln. Er ließ zwei Akonen, die auf Kennon eindrangen, über sein ausgestrecktes Bein fallen. Kennon stieß den Mann, den er festhielt, gegen einen Angreifer und wandte sich zur Flucht. Von Tekener gefolgt, stürmte er aus der Transmitterhalle.

»Drei Männer bleiben bei der Frau!«, schrie Noce. »Alle anderen nehmen die Verfolgung auf.«

Inzwischen hatte Kennon den der eigentlichen Transmitterhalle vorgelagerten Schaltraum erreicht. Er stieß die Tür auf und prallte gegen einen Techniker, der ihn mit vorgehaltener Waffe erwartete. Kennon half dem verblüfften Mann auf die Beine und überreichte ihm den Desintegrator, der zu Boden gefallen war.

Ronald Tekener kam herein. Sein narbiges Gesicht war zu einem Lächeln verzogen.

Der Techniker blickte abwechselnd von seiner Waffe auf die beiden Eindringlinge. Er wusste nicht, was er vom Benehmen der beiden Männer halten sollte.

Bevor er jedoch etwas sagen konnte, kam Urbta-Noce an der Spitze der Verfolger in den Schaltraum.

Zu Kennons Überraschung lächelte der Anti.

»Wenn Sie ein Gespräch mit mir suchen, brauchen Sie nicht gleich so ein Theater aufzuführen«, sagte er.

»Sie waren dabei, uns mit in den Transmitter zu nehmen«, beschwerte sich Kennon mit gespielter Empörung. »Wir haben unsere Aufgabe erfüllt und möchten an Bord unseres Schiffes.«

»Niemand hat von Ihnen verlangt, dass Sie und Mr. Tekener gegenüber Rhodans Frau die Unschuldsengel spielen«, erinnerte Noce. »Sie haben sich selbst in diese Situation hineinmanövriert. Mory Rhodan-Abro hält Sie beide für unsere Gefangene.«

»Sollten wir uns vielleicht als Mitarbeiter der Condos Vasac zu erkennen geben?«, fragte Tekener grimmig. »Noch kann ich mich in der gesamten Galaxis frei bewegen. Wenn jedoch bekannt werden sollte, dass ich an der Entführung von Rhodans Frau teilgenommen habe, ist es um meine persönliche Sicherheit schlecht bestellt.«

Urbta-Noces Gesichtsausdruck zeigte deutlich, wie wenig ihm an der Sicherheit eines Mannes lag, der auf fast allen bewohnten Planeten der Galaxis als Freibeuter und Glücksritter verrufen war.

»Haben Sie eine Idee, was wir tun können?«, fragte der Anti.

»Gehen Sie in den Transmitterraum und teilen Sie Ihren zurückgebliebenen Männern mit, dass Tekener und ich auf der Flucht erschossen wurden. Das wird Mory endgültig davon überzeugen, dass wir auf ihrer Seite standen.«

»Ein guter Vorschlag«, stimmte Tekener zu. »Auf diese Weise haben wir Gelegenheit, zur MARS QUEEN zurückzukehren.«

Urbta-Noce gab seine versöhnliche Haltung auf.

»Sie haben angefangen, gegenüber Rhodans Frau die Harmlosen zu spielen«, erinnerte er. »Das hat sich als geschickter psychologischer Schachzug erwiesen. Mory wird mit allen Schwierigkeiten zu Ihnen kommen und arglos ausplaudern, was sie weiß. Deshalb ist es wichtig, dass Sie beide in ihrer Nähe bleiben. Ich kann Ihnen den Sprung durch den Transmitter nicht ersparen.«

Weder Tekener noch Kennon zeigten, dass sie triumphierten. Mehr hatte Kennon nicht erreichen wollen. Urbta-Noce würde dafür sorgen, dass Tekener und Kennon ständig in Shana Markons Nähe blieben. So konnten sie früher oder später wieder mit den fünf Tefrodern zusammentreffen und außerdem die USO-Spezialistin beschützen, wenn es zu unvorhergesehenen Zwischenfällen kam.

»In Zukunft werden Sie auf unsere Mitarbeit verzichten müssen«, sagte Tekener wütend. »Wir haben schließlich andere Dinge zu tun, als uns in den Gefängnissen Ihrer Organisation herumzutreiben.«

Noce zuckte gleichmütig mit den Schultern. Ihm lag nur wenig an den privaten Interessen dieser beiden Männer. Für ihn zählte es nur, wenn er einen Erfolg für seine Organisation erringen konnte.

»Wir kehren jetzt zum Transmitterraum zurück«, ordnete er an. »Ich empfehle Ihnen dringend, keine Schwierigkeiten mehr zu machen. Wie Sie richtig erkannt haben, ist es lebensgefährlich für Sie, Mory gegenüber Ihre wahre Aufgabe bei der Entführung zuzugeben.«

Kennon verstand die versteckte Drohung in den Worten des Antis. Urbta-Noce konnte nicht wissen, dass er auf diese Weise keinen Druck auf die beiden Männer ausüben konnte.

Kennon und Tekener wurden von den bewaffneten Akonen in die Mitte genommen und in die Transmitterhalle geführt. Dort warteten Shana Markon und drei Akonen.

Noce trat vor die USO-Spezialistin, die er für Rhodans Frau hielt und verbeugte sich leicht.

»Ich hoffe, Sie haben nicht allzu große Hoffnungen auf den Fluchtversuch Ihrer beiden Freunde gesetzt«, sagte er ironisch. »Ich muss gestehen, dass Rabal Tradino und Tekener ziemlich verwegen sind, aber das allein genügt nicht, um aus der Gefangenschaft der Condos Vasac zu entkommen.«

Shana Markon musterte ihn schweigend. Kennon, der sie von der Seite her beobachtete, wurde sich plötzlich der außerordentlichen Schönheit dieser Frau bewusst, die Mory Abro in allen Einzelheiten glich. Er unterdrückte die in ihm aufsteigenden Gefühle. Er war ein Mann mit einem Robotkörper. Für ihn war es am besten, wenn er den Frauen mit innerer Gleichgültigkeit begegnete.

Manchmal, dachte er bitter, fiel ihm das nicht leicht.

»Ich bedaure außerordentlich, dass wir auf verschiedenen Seiten kämpfen«, fuhr Urbta-Noce an Shana Markon gewandt fort. »Unter anderen Umständen hätten wir vielleicht Freunde werden können.«

»Männer wie Sie werden nie auf der Seite der Gerechtigkeit stehen«, sagte die USO-Spezialistin verächtlich.

»Gerechtigkeit«, wiederholte Noce gedehnt. »Ein großes Wort, das seit Jahrhunderten missbraucht wird. Hat Ihr Mann den Antis und Akonen Gerechtigkeit widerfahren lassen?«

»Perry hat immer versucht, mit den Gegnern der Menschheit Frieden zu schließen«, sagte Shana impulsiv. »Die Condos Vasac will keinen Frieden. Sie träumt den gefährlichen Traum von der Macht über die gesamte Galaxis.«

Kennon bewunderte die Spezialistin für die Kaltblütigkeit, mit der sie ihre Rolle spielte.

»Genug geredet«, sagte der junge Anti ungeduldig. »Wir müssen jetzt durch den Transmitter.«

Sinclair M. Kennon wünschte, Noce hätte irgend etwas über ihr Ziel gesagt. Er hoffte jedoch, dass sie auf jenen Stützpunkt gebracht wurden, wo sich auch die fünf tefrodischen Wissenschaftler aufhielten.

»Führt sie zum Transmitter!«, befahl Urbta-Noce den Wächtern.

Diesmal unternahm Kennon keinen Ausbruchsversuch. Vorläufig hatten Tekener und er ihr Ziel erreicht.

Wenige Augenblicke später verschwand die kleine Gruppe im blauschwarzen Wabern zwischen den Torbogensäulen des Transmitters.

2.

 

Lordadmiral Atlan hatte den Verband von fünfundvierzig USO-Schiffen sofort zurückgezogen, nachdem die alarmierende Nachricht aus Shana Markons Geheimsender eingetroffen war. Die USO-Spezialistin trug den von Siganesen angefertigten Mikrosender innerhalb des eigroßen Metallhohlkörpers, der Mory Abros Zellaktivator vortäuschen sollte.

Atlan war sich darüber im Klaren, dass die Sicherheit Shana Markons jetzt stark gefährdet war. Auch Tekener und Kennon konnten in eine schwierige Situation geraten. Die Reichweite von Shanas Mikrosender war nicht unbegrenzt, so dass die Möglichkeit bestand, dass der Kontakt zwischen den drei Spezialisten und den USO-Schiffen abriss.

Aus diesem Grunde hatte der Arkonide unmittelbar nach dem Rückzug des USO-Verbandes einen Kreuzer in Richtung des Solsystems losgeschickt. In etwa dreitausend Lichtjahren Entfernung würde das Schiff in Kontakt mit den Relaisschiffen treten. Über diese Funkbrücke hinweg würde der Kommandant des Kreuzers eine Kodenachricht an Perry Rhodan übermitteln.

Der Großadministrator des Solaren Imperiums wurde von Atlan aufgefordert, sich erneut zu Verhandlungen mit der Condos Vasac bereit zu erklären.

Atlan wusste, dass ein solcher Schachzug die einzige Möglichkeit war, um Shana Markons Leben zu retten. Wenn die Condos Vasac von Rhodans Verhandlungsbereitschaft erfuhr, musste sie die falsche Mory Abro mit aller Vorsicht behandeln.

Im Augenblick war das alles, was der Arkonide für die Spezialisten tun konnte. Er hatte ihnen auf diese Weise eine Rückendeckung verschafft. Nun musste der Chef der USO warten, bis Tekener, Kennon oder Shana Markon sich wieder meldeten.

Atlan ahnte, dass seine Geduld auf eine schwere Belastungsprobe gestellt werden würde.

3.

 

Baars von Athonir, Mitglied des akonischen Geheimdienstes, erhob sich von seinem Schreibtisch und blickte mit gerunzelter Stirn auf die Fülle von Papier, die sich vor ihm stapelte.

Baars von Athonir war der älteste Akone des Stützpunkts GOLO-Weiß und gleichzeitig der Befehlshaber dieses ausgehöhlten Mondes. Er war groß und hager; sein Gesicht hatte scharfe Züge, die ihn unnachgiebig wirken ließen. Die grauen Haare milderten diesen Eindruck etwas.

Der Grund für den Unmut des Akonen war weniger die Menge der Arbeit, die er zu erledigen hatte, als die Tatsache, dass feindliche Schiffe offenbar den Stützpunkt GOLO-Grün entdeckt hatten. Vor etwa einer Stunde waren die fünf tefrodischen Wissenschaftler auf GOLO-Weiß eingetroffen. Nun wartete Baars von Athonir voller Ungeduld auf die Ankunft von Urbta-Noce und Perry Rhodans Frau.

Baars umrundete seinen Schreibtisch und betätigte die Kontrolltasten der Bildschirme, die auf der Wand gegenüber dem Schreibtisch montiert waren. Auf diese Weise konnte er fast alle wichtigen Räume von GOLO-Weiß beobachten.

Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf den großflächigen Bildschirm, der die Vorgänge in der Transmitterhalle zeigte. Ein Blick genügte dem erfahrenen Akonen, um festzustellen, dass niemand innerhalb des Torbogens materialisierte.

Baars von Athonir hätte sich in den Transmitterraum begeben und dort warten können, doch er zog die Stille seines Arbeitszimmers vor.

Als er sich wieder setzte, hob der Töter-Schatten den Kopf und blickte fragend zu ihm auf.

Baars von Athonir blinzelte unmerklich. Das genügte, um den Jüylgho zu beruhigen. Der magere Körper streckte sich auf der Matte neben Baars Stuhl aus. Die giftige Stachelzunge verschwand im breiten Maul des Jüylghos.

Es dauerte zehn Jahre, bis ein Jüylgho zu einem perfekten Töter-Schatten abgerichtet war. Die halbintelligenten Wesen waren selbstbewusst und starrsinnig. Es bedurfte schon eines energischen Willens, um sie unter Kontrolle zu halten. In den letzten Jahren waren einige Mitglieder des Energiekommandos, wie sich der Geheimdienst der Akonen nannte, dazu übergegangen, sich Jüylghos zu halten. Das entledigte sie der Aufgabe, unliebsame Gegner selbst töten zu müssen. Ein kaum wahrnehmbarer Wink genügte, um einen dressierten Jüylgho wie einen Pfeil vorschießen und seine giftige Stachelzunge in den Körper des Feindes bohren zu lassen. Das Gift wirkte innerhalb von wenigen Augenblicken. Kein humanoides Wesen besaß natürliche Abwehrstoffe gegen den Stich eines Jüylghos.

Ein Jüylgho besaß lange muskulöse Beine und einen mageren, haarlosen Körper. Seine drei Augen, die gleichmäßig am oberen Teil des Kopfes verteilt waren, entging keine noch so unbedeutende Bewegung.

Baars' Töter-Schatten war dreißig Jahre alt. Im Auftrag des Akonen hatte er bisher sechzehn Männer ermordet. Wohin Baars von Athonir auch ging, sein Töter-Schatten folgte ihm.

Der Kommandant des Stützpunkts GOLO-Weiß wandte seine Aufmerksamkeit den Unterlagen zu, die er von der Gegenpolkanone der Tefroder besaß. Er gestand sich ein, dass das vorliegende Material nicht ausreichte, um eine verbesserte Form dieser Waffe zu bauen. Deshalb war es wichtig, die fünf tefrodischen Wissenschaftler zu größerer Eile anzuspornen.

Das Summen der Gegensprechanlage ließ Baars aufblicken. Er schob die Zeichnungen und Berechnungen von sich.

»Was ist los?«, erkundigte er sich.

»Abteilung N beginnt soeben mit dem Experiment an der Wassersonde«, teilte ihm ein junger Wissenschaftler mit, dessen Gesicht auf dem Visiphonschirm sichtbar wurde. »Möchten Sie zusehen?«