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Nr. 26

 

Der schreckliche Korporal

 

Alle fürchten Korporal Walty Klackton – er ist der Schrecken der USO

 

von Ernst Vlcek

 

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Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Mitte April des Jahres 2408 Standardzeit.

Nach dem heftigen Ausbruch der Metamorphose-Seuche auf dem Planeten Lepso – das Virus wurde durch die Besatzung des Springerschiffes OLACA eingeschleppt – herrscht bei der USO und dem Geheimdienst des Solaren Imperiums höchste Aktivität. Perry Rhodan, der Großadministrator, ist von Lordadmiral Atlan persönlich alarmiert und informiert worden.

Die solaren Planeten dürfen gegenwärtig nicht angeflogen werden. Eintreffende Raumschiffe müssen außerhalb der Plutobahn warten. Strenge Sicherheitsmaßnahmen werden getroffen, da es möglich ist, dass Flüchtlinge von Lepso die tödliche Seuche inzwischen in anderen Bereichen der Galaxis verbreitet haben.

Während auf Lepso selbst die Seuche weiter wütet, nachdem der Einsatz eines Gegenmittels nichts gefruchtet hat, geht die USO daran, den Planeten ausfindig zu machen, auf dem die Besatzung der OLACA sich infizierte. Drei USO-Agenten werden von Atlan ausgeschickt – unter ihnen Walty Klackton, DER SCHRECKLICHE KORPORAL ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Lordadmiral und Chef der USO.

Walty Klackton – Der »schreckliche« Korporal.

Annemy Traphunter – Spezialistin der USO.

Kamla Romo – Ein kleiner Mann von Siga.

Cree Dhanza – Kommandant eines Schiffes, das abgeschossen werden soll.

Major Dirzan – Chef einer Landegruppe der USO.

1.

 

Steve Donaldson deutete auf den Bildschirm, der ein dreidimensionales Bild der Landschaft zeigte, über die der Luxusgleiter dahinflog.

»Das dort ist die Farm, Mr. Aladin«, sagte er zu dem gutgenährten Mann, der sich mit ihm in der luxuriös eingerichteten Kabine des Fluggleiters befand. »Ich habe den Besitzer heute am Vormittag nochmals aus der Hauptstadt angerufen und den Boden für die Verhandlungen geebnet.«

Mr. Aladin grunzte etwas Unverständliches. Er betrachtete die Gebäude des Gehöfts, die auf dem Bildschirm wie Bauklötze auf grünem Untergrund aussahen. Trotz der Entfernung konnte er bereits feststellen, dass die Farm ordentlich geführt wurde. Das Gutshaus, die Stallungen und die Scheune machten einen gepflegten Eindruck. Auf den umliegenden Weidegründen war ein großer Tierbestand zu sehen. Mr. Aladin entdeckte Pferde und Schafe und noch eine dritte Tiergattung, die er noch nicht in eine bestimmte Kategorie einordnen konnte. Aber er ahnte bereits, um welche Tiere es sich dabei handelte.

Der Gesamteindruck der Farm beeindruckte ihn. Rustoner, der 14. Planet des Wega-Systems war eine Savannenwelt, und man musste schon lange suchen, bis man in diesen Breiten einen so fruchtbaren Landstrich fand.

»Gleich werden wir da sein«, meinte Donaldson und rieb sich in Erwartung seiner Vermittlungsprovision die Hände. Aber dann fand er schnell in die Realität zurück. Er wusste, dass es noch eines gewaltigen Stücks Arbeit bedurfte, bevor das Geschäft perfekt war.

»Mr. Aladin«, sagte er vorsichtig, »Sie wissen doch, wie Sie sich verhalten müssen, wenn wir gelandet sind?«

Mr. Aladins Schweinsäuglein verengten sich. »Wollen Sie mir etwa vorschreiben, wie ich die Verhandlungen zu führen habe?«

»Keineswegs«, beeilte sich Donaldson zu versichern. »Jedes Kind auf Rustoner weiß, wie clever Sie sind, Mr. Aladin. Andernfalls hätten Sie wohl nie aus Ihrem Restaurant das machen können, was es ist – ein Mekka für Gourmets. Es gibt in der ganzen Milchstraße kein Lokal, das sich mit Aladins Restaurant vergleichen könnte!«

Mr. Aladin lächelte geschmeichelt.

Donaldson fuhr fort: »Ihre Verhandlungsmethoden sind berühmt und gefürchtet. Aber ich glaube, diesmal sollten Sie wirklich einen Rat von mir annehmen. Ich habe herumgehört und einiges über den Mann erfahren, dem Sie die Tierchen abluchsen wollen, die Ihre Speisekarte um eine weitere, unvergleichliche Delikatesse bereichern sollen. Er ist ein Sonderling, ein seltsamer Kauz mit mehr Schrullen im Kopf als die Insassen einer Irrenanstalt zusammengenommen. Außerdem ist er ein fanatischer Tierliebhaber.«

»Das alles haben Sie mir schon gesagt«, meinte Mr. Aladin unwirsch.

»Ich kann es nicht oft genug wiederholen. Sie müssen ganz einfach einsehen, dass Sie nur durch einen Trick in den Besitz der begehrten Riesenfrösche kommen können«, beschwor Donaldson den Gastronomen. »Wenn Sie dem Mann sagen, Sie wollten seine Lieblingstiere haben, um sie Ihren Gästen vorsetzen zu können, dann landen Sie am besten erst gar nicht. Verhalten wir uns aber wie abgemacht, dann kann gar nichts schiefgehen.«

»Ich finde es unfair und kindisch, mich als Vertreter des Tierschutzvereines auszugeben!«

Donaldson griff sich in übertriebener Verzweiflung an den Kopf. »Nein, nein! Sie vertauschen die Rollen! Nicht Sie, sondern ich werde der Vertreter des Tierschutzvereines sein. Ich hebe mir bereits einen entsprechenden Ausweis besorgt. Sie dagegen, Mr. Aladin, sind der Präsident der Liga freier Haustierzüchter, kurz LHZ genannt.«

»Das behagt mir nicht.«

Donaldson machte eine Geste der Resignation. »Schön, wenn Sie stur sein wollen, dann schreiben Sie sich dieses Geschäft gleich in den Schornstein. Dann wird es in Aladins Restaurant eben kein Riesenfroschragout geben, keine Riesenfroschschenkel, keinen Riesenfroschsalat, keinen Riesenfrosch in Aspik, keine Riesenfroschsuppe, keine ...«

»Aufhören!«, rief Mr. Aladin. »Wenn es sich nicht anders machen lässt, dann bin ich eben der Präsident der Liga freier Haustierzüchter.«

»So ist es richtig, Mr. Aladin«, sagte Donaldson und rieb sich die Hände.

 

*

 

Nachdem sich Mr. Aladin und Donaldson abgesprochen hatten, wurde dem Piloten über die Bildsprechanlage der Befehl zur Landung gegeben. Der zehn Meter lange Fluggleiter setzte unweit des Farmhauses auf.

Mr. Aladin und Donaldson stiegen aus. Sie wurden sofort von einigen der ein Meter großen Riesenfrösche umringt und mit einem vielstimmigen Gequake begrüßt. Während sich Donaldson demonstrativ die Ohren zuhielt, überhörte Mr. Aladin das Froschkonzert. Er hatte nur Augen für die riesigen Froschschenkel, und das Wasser lief ihm förmlich im Munde zusammen.

»Jetzt aufgepasst«, raunte Donaldson, als vom Haus her ein Mann um die Fünfzig kam. Er war mittelgroß, drahtig, mit einem faltigen, aber irgendwie anziehenden Gesicht, in dem nur die etwas zu groß geratene, fleischige Hängenase störte. Er klatschte in die Hände, um die Frösche aus dem Weg zu scheuchen, und rief: »Ruhe! Ruhe, habe ich gesagt! Man kann ja nicht einmal seine eigenen Worte verstehen!«

Und tatsächlich verstummte das Froschkonzert. Obwohl die Schallblasen einiger Riesenfrösche immer noch verräterisch zuckten, kam kaum ein Laut aus ihren Mäulern.

»Mein Name ist Walty Klackton«, stellte sich der Besitzer der Farm vor. »Und Sie müssen die beiden Männer sein, die mir Ihren Besuch angekündigt haben. Das heißt, einer von Ihnen hat mich über Visiphon angerufen ...«

»Das war ich«, unterbrach Donaldson. »Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle – Steve Donaldson, Sekretär des Aichinger Tierschutzvereines. Das ist Mr. Noel Aladin, Präsident der Liga freier Haustierzüchter, kurz LHZ genannt.«

Sie schüttelten einander die Hände. Dabei stellte Mr. Aladin fest, dass Klacktons Händedruck kräftig und warm war.

Klackton machte rein äußerlich einen recht normalen Eindruck. Wenn an ihm etwas zu bemängeln war, dann höchstens die Art, wie er andere mit seiner Hektik ansteckte und nervös machte. Seine Hände waren ständig in Bewegung, gestikulierten während des Sprechens, kneteten die eindrucksvolle Nase ihres Besitzers, oder fummelten sonst wo herum. Nach und nach erkannte Mr. Aladin jedoch, dass Walty Klackton noch eine Reihe anderer unangenehmer Eigenschaften besaß ...

Die drei Männer tauschten einige Höflichkeiten aus, dann beschlossen sie, auf einem kleinen Rundgang durch das Farmgelände ihr Geschäft zu besprechen.

Steve Donaldson schnitt sofort das Thema an.

»Ich habe Ihnen schon am Visiphon erzählt, dass Mr. Aladin vorhat, Ihnen einige Exemplare der Riesenfrösche abzukaufen – das heißt, wenn wir uns auf einen annehmbaren Preis einigen. Aber ich habe Ihnen noch nicht gesagt, was er mit ihnen anfangen möchte.

Nun, als Mr. Aladin vor einigen Tagen zu mir kam und mir mitteilte, die LHZ suche eine neue Art von Haustieren für Interessenten in der ganzen Galaxis, da habe ich sofort an Sie gedacht, Mr. Klackton. Ihre Riesenfrösche wären genau das Richtige für die LHZ. Sie sind harmlos und friedfertig und anspruchslos. Wenn sie nun auch noch folgsam, kinderliebend und stubenrein wären, ja, dann gäbe es kein Hindernis mehr für einen Geschäftsabschluss.«

»Oh, meine Tierchen sind folgsam und kinderliebend«, schwärmte Walty Klackton und verhedderte sich mit seinen langen Beinen. Mit einem um Entschuldigung heischenden Lächeln fuhr er fort: »Sie haben vorhin selbst erlebt, wie ich die Frösche mit einer einzigen Ermahnung zum Schweigen brachte. Selbstverständlich sind sie auch stubenrein. Ursprünglich hatte ich nicht vorgehabt, sie als Haustiere zu verwenden. Ich züchtete sie eigentlich nur deshalb, weil ihr Fleisch äußerst schmackhaft ist und auf den Tischen der großen Welt als Delikatesse sehr begehrt ist. Aber dann brachte ich es nicht fertig, die lieben Tierchen zu verkaufen. Mir brach das Herz bei dem Gedanken, dass man sie schlachten würde ... So habe ich sie einfach behalten. Ich muss zugeben, dass sie mir manchmal im Wege sind und es mir recht angenehm wäre, sie loszuwerden. Ich würde sie auch preiswert abgeben, nur müsste ich wissen, dass sie ein gutes Plätzchen fänden, ein neues Zuhause.«

»Genau das kann Mr. Aladin Ihren Riesenfröschen bieten – ein neues Zuhause«, rief Donaldson.

»Das stimmt«, pflichtete Mr. Aladin bei, der sich bisher reserviert verhalten hatte. »Ich glaube, wir werden uns einig werden.«

»Hm«, machte Klackton. »Wenn ich Sie recht verstanden habe, wollen Sie die Riesenfrösche nicht auf einer bestimmten Welt als Haustiere ansiedeln, sondern auf verschiedenen Welten in der ganzen Galaxis.«

»Was gefällt Ihnen dabei nicht, Mr. Klackton?«, erkundigte sich Mr. Aladin. »Ich denke daran, dass Sie die Leute, die sich die Riesenfrösche als Haustiere nehmen, nicht ständig im Auge behalten können.«

»Ah, ich verstehe«, sagte Mr. Aladin. »Sie meinen, wenn einer seines Riesenfrosches als Haustier überdrüssig wäre, könnte er ihn in die Pfanne wandern lassen. Aber seien Sie nur unbesorgt, Mr. Klackton. Wir werden bei unseren Kunden ständig Stichproben machen. Bei wem wir Tierquälerei oder ein ähnliches Delikt feststellen, der wird hohe Konventionalstrafen zu zahlen haben. Aber dazu wird es nicht kommen, denn die LHZ gibt die Riesenfrösche nur an Mitglieder weiter.«

»Damit haben Sie meine diesbezüglichen Bedenken zerstreut, Mr. Aladin«, sagte Walty Klackton. »Aber da ist noch etwas anderes. Ich möchte, dass meine Lieblinge nicht unter Freiheitsbeschränkungen zu leiden haben.«

»Keine Bange«, erklärte Mr. Aladin. »Wir werden die Riesenfrösche nur an Leute verkaufen, die auf dem Lande leben und ihnen genügend Auslauf bieten können.«

»Meine Lieblinge brauchen mildes Klima.«

»Auch das werden wir berücksichtigen.«

»Sie brauchen frische und vor allem richtig zusammengestellte Nahrung. Zu diesem Zwecke habe ich einen Diätplan verfasst.«

»Geben Sie mir den Diätplan, ich werde ihn an unsere Abnehmer weiterleiten. Noch etwas, Mr. Klackton?«

Noel Aladin wischte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn.

Walty Klackton runzelte die Stirn, schließlich sagte er: »Das dürfte alles sein.« Er lächelte schwach. »Da mir kein Gegenargument mehr einfällt, werde ich Ihnen meine Lieblinge überlassen müssen.«

Mr. Aladin klopfte ihm begütigend auf die Schulter.

»Gehen wir jetzt zu meinem Gleiter zurück und setzen wir den Vertrag auf, bevor Sie es sich noch anders überlegen«, sagte er lachend.

Klackton nickte wehmütig.

»Was ist denn das?«, rief Mr. Aladin verblüfft aus und deutete zu der Koppel, hinter der die Pferdeherde graste.

Auf der Weide tauchten plötzlich zwölf seltsam gebaute Roboter auf. Sie besaßen lange, tentakelartige Beine, die in Stiefelgebilden endeten, hatten aber nur kaum halbmetergroße Körper. Sie pirschten sich an die Pferde heran, schnallten ihnen blitzschnell das Zaumzeug an, warfen ihnen Sättel auf die Rücken, in die sie sich gleich darauf schwangen.

»Das sind meine Gauchoroboter«, erklärte Klackton bereitwillig. »Ich halte sie, damit sie meine Pferde zureiten. Es sind von mir für diesen Zweck entworfene Spezialmodelle, die, kaum dreißig Pfund schwer, meine herangezüchteten Pferde in überaus schonender Weise zureiten. Sie werden vielleicht sagen, diese Leichtmetall-Gauchos seien eine teure Angelegenheit. Aber mit menschlichen Cowboys habe ich schlechte Erfahrungen gemacht, und für meine Tiere ist mir nichts zu teuer.«

»Ich sehe, Sie sind ein wahrer Tierfreund«, erklärte Mr. Aladin, während sie zum Gleiter zurückschleuderten. »Ich werde mich bemühen, dass die Liga freier Haustierzüchter dies im richtigen Maße würdigt. Ich will nicht zuviel versprechen, aber vielleicht kann ich es durchsetzen, dass man die Riesenfrösche offiziell nach Ihnen benennt – als Waltys werden sie ihren Siegeszug durch die Galaxis antreten.«

»Das ist eine zu große Ehre für mich«, sagte Klackton gerührt.

»Keine falsche Bescheidenheit«, erwiderte Mr. Aladin. Er wollte jetzt schleunigst zum geschäftlichen Teil übergehen und griff in die Innentasche seines Jacketts, um sein Scheckbuch herauszuholen. Dabei fiel ihm ein kleines Kärtchen aus der Tasche. Er wollte sich schnell danach bücken, aber Klackton bückte sich ebenfalls, und die beiden Männer krachten mit den Köpfen zusammen. Ehe Mr. Aladin wusste, wie ihm geschah, saß er plötzlich mit brummendem Schädel im Gras.

Vor ihm stand Klackton und beteuerte, wie leid ihm dieses Missgeschick täte.

»Das haben Sie verloren, Mr. Aladin«, endete Klackton und hielt ihm das Kärtchen hin. Doch bevor Mr. Aladin es in den Griff bekam, zog es Klackton zurück und begann zu lesen, was darauf stand.

 

»ALADINS RESTAURANT

Cepheiden Allee 2070,

AICHING, RUSTONER, 14. Wega-Planet.«

 

Für einen Moment war Walty Klackton sprachlos vor Wut, dann sah er plötzlich rot.

»Sie sind gar nicht der Präsident einer Liga für Haustierzüchter«, presste er zwischen den Zähnen hervor und ging drohend auf Mr. Aladin zu, der auf allen vieren rückwärts zu entweichen versuchte. »Wahrscheinlich gibt es diese Liga nicht einmal. Ein gutes Plätzchen wollten Sie für meine Lieblinge finden, was? In der Pfanne wollten Sie sie schmoren lassen. Sie Kannibale! Sie Judas! Sie wollten sich mein Vertrauen erschleichen. Mit einem üblen Trick versuchten Sie, in den Besitz meiner Riesenfrösche zu kommen ...«

»So lassen Sie sich doch erklären, Mr. Klackton«, jammerte Noel Aladin und wich immer weiter zurück. Plötzlich sprang er auf die Beine und hetzte mit einer Behändigkeit, die ihm niemand zugetraut hätte, auf seinen Luxusgleiter zu. Steve Donaldson folgte dicht auf.

Klackton, obwohl immer noch außer sich vor Wut, machte sich nicht an die Verfolgung. Er schob zwei Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus. Daraufhin setzten sich die Riesenfrösche in Bewegung und jagten hinter den beiden Flüchtenden her.

Mr. Aladin und Steve Donaldson konnten sich gerade noch vor der Meute in Sicherheit bringen. Gleich darauf startete der Gleiter und flog mit halsbrecherischer Geschwindigkeit davon.

Walty Klackton stand mit drohend erhobener Faust da, bis der Gleiter seinen Blicken entschwunden war.

»Kannibalen!«, rief er.

In diesem Augenblick schlug sein Armbandgerät an.

Walty Klackton erstarrte, und eine Verwandlung ging in ihm vor. Er vergaß augenblicklich den Vorfall, über den er sich eben noch so erbost hatte, und schaltete psychisch vollkommen um. Das Summen seines Armbandgerätes zeigte nämlich an, dass der Hypersender in seinem Blockhaus einen Funkspruch empfangen hatte.

Jawohl, Walty Klackton besaß einen Hypersender!

Denn außer Farmer, Pferde-, Schaf- und Riesenfroschzüchter und ausgesprochener Tierliebhaber war er auch noch – USO-Spezialist. Und als solcher war er selbstverständlich im Besitz eines Hypersenders.

Walty Klackton wollte sich gerade auf den Weg zu seinem Blockhaus machen, als in seinem Rücken ein Ruf ertönte.

»Yippeaahh!«, rief der Gauchorobot und sprang Klackton von hinten an.

Klackton begehrte wohl auf, doch der Gauchorobot drückte ihn am Genick unerbittlich zu Boden, bis er auf alle viere niederging. Dann schlangen sich die langen Tentakelbeine um seinen Körper und gaben ihm die »Sporen«.

»Ich bin kein Gaul!«, jammerte Klackton.

Aber der Gauchorobot war, aufgrund einer falschen Programmierung, anderer Meinung. Und ob Klackton nun wollte oder nicht, er wurde zugeritten. Fluchend, stöhnend und wimmernd setzte er sich in Bewegung. Sein Reiter trieb ihn durch aufmunternde Worte, durch Befehle und sogar Drohungen über das Gelände, und Klackton kroch und trabte und robbte und galoppierte auf Händen und Füßen zu seinem Blockhaus.

Dort erst ließ der Gauchorobot von ihm ab, tätschelte seinen Rücken und lobte ihn.

Vollkommen ausgepumpt torkelte Klackton ins Haus.

2.

 

ZENTRALE AN WEISSER RABE.

Sofort Genesungsurlaub abbrechen und Chef aufsuchen. Geschäfte der Dringlichkeitsstufe eins warten. Höchste Eile ist geboten. MATRA-Straße benützen. Altes für rasche Abreise vorbereitet. Chef wartet.

ENDE.

 

*

 

Walty Klackton ließ das Band zweimal ablaufen, das den Hyperfunkspruch aufgezeichnet hatte, dann löschte er es.

Mit Zentrale war natürlich Quinto-Center gemeint, der Chef war niemand anderer als Atlan selbst. MATRA-Straße war die Abkürzung für Materie-Transmitterstraße. Da alles für eine rasche Abreise vorbereitet war, warteten wahrscheinlich die Transmit-Ingenieure der einzelnen Relaisstationen bereits auf Klacktons Eintreffen.

Klackton überlegte fieberhaft, warum man ausgerechnet ihn für einen Fall erster Dringlichkeitsstufe heranzog – ausgerechnet ihn, den »Weißen Raben«.

Dieser Tarnname spielte nämlich nicht nur darauf an, dass er ein terranischer Halbindianer war, sondern hatte auch noch eine zweite, tiefere Bedeutung. Innerhalb der USO galt er nämlich tatsächlich als ein weißer Rabe unter lauter schwarzen und zwar im positiven Sinne genau wie im negativen.

Denn Klackton, von seinen Kameraden mit Vorliebe Klack-Klack genannt, war ein Pechvogel erster Ordnung. In den Akten der USO wurde er als GV geführt – als Generalversager. Was er auch anpackte, das ging schief. Wenn er nur nach einem Glas Wasser griff, dann flüchteten die Eingeweihten, denn für sie war klar, dass durch diese an und für sich recht harmlose Handlung irgend etwas Verteufeltes passieren würde. Wenn er in gemütlicher Runde nach Messer und Gabel griff, um ein Schnitzel zu zerteilen, konnte man getrost in Deckung gehen, denn ein Teil des Schnitzels machte sich bestimmt selbständig und flitzte als Geschoss durch die Gegend.

Klackton brachte es fertig, sich in einen Raumjäger zu setzen und noch vor dem Start mit dem Schleudersitz abzufliegen. Wenn er sich gegen eine Säule lehnte, konnte man damit rechnen, dass er diese Säule umstürzte.