Inhalt


Auf die Dogge gekommen

Es sollte eine Hündin sein

Emma

Eine Herzensangelegenheit

Im neuen Zuhause

Das Betthupferl

Wie sag ich’s meinem Hunde?

Schulzeit

Übung macht den Meister

Die widerspenstige Zähmung

Mein Goldstück

Der Hund von Baskerville

Villa Hügel

Beziehungskisten

Abschied

Das magische Dreieck

Die neue Freiheit

Bürgerschreck und Gott

Die Leibwächterin

Die schwarze Diana

Verbotene Freiheit

Waldlust

Locus amoenus

Moritz

Rüden-Bagage

Harte Schale, weicher Kern

Otto der Kleine

Ostersonntag

Nachwort

Der Autor

Verwendete und empfohlene Literatur und Quellen

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Impressum

Hans-Jürgen Mülln

Die schwarze Dogge Emma

Eine biographische Erzählung

Image

Alle Hunde träumen vom Wald, ganz egal, ob sie schon einmal dort waren oder nicht.
Sogar in Ägypten träumen Hunde vom Wald. Sie sind dafür geschaffen.
Genauso wie Pferde für die Prärie und Menschen fürs Tanzen.

 John Berger, King

Auf die Dogge gekommen

Jeder hat seine persönlichen Gründe, warum er auf den Hund kommt oder gekommen ist. Allen Hundehaltern und all denen, die es noch werden wollen, ist aber das Bekenntnis gemeinsam, entweder schon immer einen Hund gewollt zu haben oder nicht „ohne“ leben zu können. Vermutlich geht dieses tief sitzende Bedürfnis auf die jahrtausendelange enge Verbundenheit zwischen den beiden auf den ersten Blick doch so unterschiedlichen Lebewesen zurück. Es ist eine Beziehung, die von so großer Intensität und Exklusivität geprägt ist, dass sie ganz offensichtlich nicht nur Canis lupus familiaris, sondern auch Homo sapiens sapiens in Fleisch und Blut übergegangen ist.

Meiner Frau Sabine und mir war es ähnlich gegangen, bevor wir auf die Dogge kamen. Jeder von uns wollte sich schon immer einen Hund anschaffen, nur hatte es stets Gründe gegeben, die dagegen gesprochen hatten: der Beruf, die Platzverhältnisse oder das Problem, einfach keine Zeit zu haben. 1997 sollte sich unsere Lebenssituation allerdings derart verändern, dass der Realisierung unseres Wunsches nichts mehr im Wege stand. Wir hatten die Absicht, in einer der wohl verlassensten Gegenden Mittelhessens, im sogenannten Hinterland, ein Haus zu bauen. In einer wunderschönen herben Mittelgebirgslandschaft, zwischen dem Gießener Becken und den Ausläufern des Rothaargebirges gelegen, ebenso waldreich wie menschenleer und mit kargen Böden, die sich hauptsächlich für die Viehwirtschaft eignen. Hier und da fügten sich kleine, verstreut liegende Dörfer oder Weiler malerisch in die Talgründe zwischen den sanften, mit Streuobstwiesen bestandenen Hügeln ein. Die Kirchtürme überragten noch konkurrenzlos und unangefochten alle Dächer. Globalisierung hin oder her: Die Zeit schien hier stehen geblieben zu sein. Der äußerst anmutige Landstrich war ursprünglich ein altes geschichtsträchtiges Keltenland und das Reich des Dünsbergs, mit 500 Metern die höchste Erhebung weit und breit. Ein Berg mit Ausstrahlung und magischer Anziehungskraft, der das Umland weithin beherrscht und seit der frühen Bronzezeit besiedelt gewesen war. Seine größte Bedeutung hatte er vom dritten bis zum ersten Jahrhundert v. u. Z. erlangt, als die Kelten auf seinen Höhen ein bedeutendes Oppidum errichtet hatten, das in dieser Zeitspanne ständig erweitert worden war. Um die Zeitenwende sowohl von römischen Legionen, die durch die Gegend gezogen waren, als auch von landhungrigen Germanenstämmen arg bedrängt, war die Höhensiedlung schließlich aufgegeben worden.

In dieser abgeschiedenen Idylle beabsichtigten wir, unser Haus zu errichten, in dem wir fortan in Ruhe und Frieden leben wollten. Das direkt am Wald gelegene 1.400 Quadratmeter große Grundstück am Ortsrand eines kleinen Dorfes hatte meinem Schwiegervater gehört, der es uns bzw. seiner Tochter großzügig überlassen hatte. Er war es auch, der uns darin bestärkte, einen Hund anzuschaffen, einen zuverlässigen Vierbeiner mit Wächterqualitäten, der tatkräftig helfen sollte, uns und das Anwesen in dieser pittoresken, aber einsamen Gegend vor der unerwünschten Zudringlichkeit Dritter zu schützen. Die Vorbereitungen für den Hausbau liefen im Frühjahr 1997 schon auf vollen Touren und wir waren uns noch immer nicht sicher, welcher Hunderasse wir den Vorzug geben sollten. Der Ehrlichkeit halber sollte allerdings hinzugefügt werden, dass vor allem der Autor dieses Buches wie eine Pappel in starkem Wind hin- und hergerissen war und sich wirklich schwertat, eine Entscheidung zu treffen. Mein Schwiegervater riet zu einem Altdeutschen Schäferhund, den er in Jugendtagen selbst einmal besessen und mit dem er nur die besten Erfahrungen gemacht hatte. Ich schwankte zwischen verschiedenen Möglichkeiten und liebäugelte vorübergehend auch mit einem Dobermann, den ich damals „unheimlich ästhetisch“ fand. Ganz der Kopfmensch, der ich damals war, stapelten sich die Hundebücher und Rasseführer bereits neben dem Sofa. Trotzdem konnte ich mich nicht festlegen. Die Rassen, die ich begutachtet hatte, passten alle irgendwie nicht, ich fand einfach keinen inneren Zugang zu ihnen. Ich dachte auch schon daran, der Empfehlung eines Freundes zu folgen: „Geh doch ins Tierheim und schau dich nach einem ‚Gebrauchten‘ um.“ Recht hatte er: Des Bücherwälzens müde, sollte ich mich aus der grauen Theorie heraus und in die Praxis hineinbegeben und mir einfach einige lebendige Tiere anschauen. Bevor ich seinem Rat folgen konnte, war es allerdings Sabine, die aktiv wurde und mir auf die Sprünge half. Ausgerechnet sie, die sich bislang aus allem herausgehalten hatte. Obgleich ihre Initiative von einem Dritten angestoßen worden war, setzte sie doch eine Eigendynamik in Gang, die uns – insbesondere mich – schließlich vollständig gefangen nehmen sollte.

Es war an einem Mittwoch im Frühsommer – der Tag wird mir ewig in Erinnerung bleiben –, an dem ich mich morgens noch in der Frankfurter Werbeagentur, in der ich damals als Chefredakteur beschäftigt war, mit einem Kollegen und Hundehalter über mein Problem unterhalten hatte. Später zur Mittagszeit, ich saß gerade in einem Meeting, rief Sabine plötzlich an und teilte mir ganz aufgeregt mit, sie wisse nun, welcher Hund zu uns passe. Ehrlich gesagt, ich war total verblüfft und überrascht. „Du wirst nicht darauf kommen, wo ich gerade war“, begann sie begeistert. Ich hatte weder die Zeit noch die Lust für Ratespielchen. Außerdem war ich neugierig. Ich forderte sie deshalb auf, mich nicht länger auf die Folter zu spannen und endlich mit der Sprache herauszurücken. „Ich komme von einem Doggenzüchter und habe mir seine Hunde angeschaut. Wir werden uns eine Dogge kaufen!“ Ich musste unwillkürlich lachen. „Du spinnst ja“, entgegnete ich spontan. „Ich schaff mir doch kein Kalb an.“ Um sicherzugehen, dass wir von der gleichen Rasse sprachen, fragte ich noch einmal nach: „Du meinst doch diese Riesenviecher, die entweder braun oder schwarzweiß gefleckt sind?“ Sie klärte mich auf, dass es sich um Deutsche Doggen handelte, dass der Züchter Tiere in allen möglichen Farbschlägen besäße und dass die Hunde total süß seien. Ich musste schon wieder lachen. „Süß? Du findest sie süß? Ich glaub es nicht!“ Über ihr unabgestimmtes Vorpreschen war ich indes eher amüsiert als verärgert, nahm mir aber vorsorglich schon einmal insgeheim den Schwur ab: Eine Dogge? Nein, nur über meine Leiche.

Ich hatte mich in den zurückliegenden Wochen mit über einem Dutzend Rassen beschäftigt, die in Frage gekommen wären, aber nie mit der Deutschen Dogge. Mir wäre zu diesem Zeitpunkt absolut nicht in den Sinn gekommen, einen solchen Riesen in Betracht zu ziehen, das lag jenseits meines Horizonts. Ich hatte diese Hunde nur in unangenehmer Erinnerung, obwohl man sie eher selten zu Gesicht bekommt. Gott sei Dank, dachte ich damals noch. Ich erinnerte mich an ein Aufeinandertreffen, das mir das Blut in den Adern hatte gefrieren lassen. Sozusagen eine unheimliche Begegnung der dritten Art. Während eines Spaziergangs vor einigen Jahren tauchte einige hundert Meter vor mir ein Paar auf, an dessen Seite eines dieser Ungetüme in Schwarzweiß vor sich hintrottete. Unangeleint! Ein mulmiges Gefühl begann mich zu beschleichen und sich in mir auszubreiten. Als hätte das Tier davon Wind bekommen, setzte es sich in Bewegung und lief in gestrecktem Galopp – einem Pferde gleich – direkt auf mich zu. Ich befürchtete schon das Schlimmste und mein Puls erreichte einen bis dahin nie erlebten Frequenzbereich. Vor Schreck erstarrte ich zur Salzsäule, ganz von der Unausweichlichkeit der bevorstehenden Attacke überzeugt. Aber alles war nur Einbildung. Der Hund verhielt sich so rücksichtsvoll und kam kurz vor mir mit geöffnetem Maul und heraushängender Riesenzunge zum Stehen. Er glotzte mich aus blutunterlaufenen Augen an, die wohl weniger ein Ausdruck erbarmungsloser Gesinnung waren, vielmehr Probleme mit den Bindehäuten indizierten, wie ich jetzt weiß. Trotzdem war mir das Herz mächtig in die Hose gerutscht, denn ich war damals der festen Überzeugung gewesen, dass ich es nur dem Zufall oder einem gefüllten Hundemagen, keinesfalls aber den lockenden Rufen von Herrchen und Frauchen zu verdanken hatte, von diesem Zerberus nicht augenblicklich verschlungen worden zu sein.

Heute bin ich natürlich schlauer, aber damals hatte ich selbst als glühender Hundenarr nicht nachvollziehen können, wie man sich ein solches Tier zulegen konnte. Und nun wandelte Sabine auf dem Doggen-Trip – inspiriert von unserem Bauunternehmer, mit dem zusammen sie an jenem schicksalhaften Mittwochmorgen die Baustelle besichtigt hatte. Dabei war die Sprache auch auf unser Hundeproblem gekommen. Auskunftsfreudig, wie er war, hatte er sie wissen lassen, einen sehr erfolgreichen Hundezüchter mit einem Doggen-Zwinger ganz in der Nähe zu kennen. „Der hat prachtvolle Tiere, richtige Wachhunde“, hatte er zu berichten gewusst. Dort solle sie doch einfach mal vorbeifahren, um sich die Hunde anzuschauen. Warum nicht, hatte meine Frau gedacht, die um skurrile Einfälle nie verlegen war. Tatsächlich hatte sie dem Züchter auf der Rückfahrt von der Baustelle einen Besuch abgestattet, war dort anscheinend mit dem Doggen-Virus infiziert worden und hatte mich daraufhin in der Agentur angerufen, um auch mich anzustecken. So einfach wollte ich aber nicht nachgeben. Ich hatte schließlich einen Schwur geleistet. Am Abend zu Hause konnte ich mich der Begeisterungsstürme Sabines aber kaum erwehren. Sie war völlig in die Doggen vernarrt und malte die künftige Dreisamkeit mit diesem Hund in den schönsten Farben, so lange, bis mein Widerstand merklich zu bröckeln begann. Denn ich muss zugeben, ich fand allmählich sogar Gefallen an dem Gedanken, ein solches, nicht alltägliches Tier zu besitzen. Schließlich war es eine beschlossene Sache: Wir würden am kommenden Samstag gemeinsam den Doggenzüchter besuchen. Den Termin hatte meine Frau bereits vorsorglich vereinbart.

Samstagvormittag befanden wir uns auf dem Weg. Die Anfahrt zu den Doggen vom Simberg war nur kurz und wir wurden vom Züchter, einem netten älteren Herrn, freundlich empfangen. Er lotste uns gleich in sein Allerheiligstes, ins Wohnzimmer, wo er uns stolz die schier endlose Reihe seiner Sieger-Pokale zeigte, die seine Hunde über die Jahre auf den zahllosen nationalen und internationalen Zuchtschauen errungen hatten; jeder Pokal war der messing- oder blechgewordene Beweis seiner Züchterkompetenz. Nach einer ebenso interessanten wie kurzweiligen Einführung in das Wesen und den Charakter der Deutschen Dogge führte er uns schließlich in den großen Hof, den ein Zaun in zwei Bereiche teilte: in einen für normalen Publikumsverkehr und einen, der den Tieren und ihm vorbehalten war. Gespannt sahen wir zu, wie er sich an den nebeneinanderliegenden Einzelzwingern (mit Bodenheizung!) zu schaffen machte. Nun würden die Löwen gleich in die Arena gelassen werden. Ich muss zugeben, mir war doch wieder etwas mulmig zumute. Gott sei Dank befand sich zwischen uns und dem Doggen-Areal der Jägerzaun, hoch genug, um Sicherheit vorzutäuschen. Denn heute ist mir bewusst, dass es ein Leichtes für die Tiere gewesen wäre, diesen zu überwinden. Psychologisch gesehen stellte der Zaun wohl eher eine Art nervenberuhigende Barriere dar. Eine Einrichtung speziell für (noch) nicht doggenfeste Menschen, um sich während der folgenden Vorführung mental an etwas festhalten zu können. Die Zwingertüren öffneten sich und schon kamen sie heraus: fünf prächtige Tiere in den Farbschlägen Schwarzweiß, Gelb, Gestromt und Blau. Letzteren hatte ich bis dahin nur mit Katzen in Verbindung gebracht.

Mit diesem Auftritt wurde mir ein Vorurteil ein für allemal ausgetrieben: Trotz ihrer Größe waren die Riesen alles andere als plump oder schwerfällig. Ihre Bewegungen waren von einer Leichtigkeit, die mich überraschte. Verblüfft ließ ich ihr schwebendes Tänzeln auf mich wirken und erhielt zugleich einen kleinen Vorgeschmack darauf, was ich später an meiner eigenen Dogge immer wieder bewundern sollte: ihren luftigen, federnden Trab, an dem ich mich nicht satt sehen konnte. Nachdem die Tiere ihren Herrn begrüßt hatten, begannen sie, Sabine und mich mit gesenkten Köpfen neugierig und etwas misstrauisch zu mustern. Wenige Minuten später schienen sie die Anwesenheit der unbekannten Zaungäste ohne Murren zu akzeptieren. Wir hatten die Prüfung bestanden, denn ohne uns weiter zu beachten, scharte sich die Rasselbande um ihren Herrn. Dabei setzte der mächtige gelbe Doggenrüde eine Raubtiernummer in Szene, die uns in ungläubiges Staunen versetzte. Er richtete sich plötzlich hoch auf, nur auf seinen beiden Hinterläufen stehend, und überragte seinen Herrn um Kopfeslänge. Der alte Herr glich einem Dompteur im Raubtierkäfig, der sich vor einem schaudernden Publikum von seinem Lieblingstiger anspringen lässt. Mein Gott, das ist doch kein Hund mehr, fuhr es mir durch den Kopf. Der Züchter konnte sich der Gunstbezeugungen des Rüden kaum erwehren, wand sich unter dem Gewicht des Riesen, der ihm seine Vorderläufe über die Schultern geworfen hatte und hartnäckig versuchte, mit seiner langen Zunge irgendwo im Gesicht seines Menschen zu landen. Nachdem unser Gastgeber es endlich geschafft hatte, den Doggenrüden abzuschütteln und diesen Ringkampf in der XXL-Klasse zu beenden, widmete er sich wieder seinen Gästen.

Sabine hatte ihn bereits während ihres ersten Besuches darüber informiert, dass wir einen Hund suchten. Zurück am Zaun sprach er uns direkt darauf an und offerierte uns einen blauen Welpen mit dem Namen Ulla. Eine noch junge Doggenhündin, die im Frühsommer zum ersten Mal gedeckt werden sollte; eine schlanke Schönheit, die mich auf Anhieb faszinierte und offensichtlich wusste, was sie wert war. Ganz von sich eingenommen, so schien es, stolzierte sie kokett herum und würdigte uns keines Blickes. Tatsächlich sollte sie nach Aussagen ihres Herrn nicht ganz unkompliziert sein. Sie sei „ein Dickkopf“, eine „eingebildete Göre“ und manchmal „schnell beleidigt“, wenn es nicht nach ihrem Willen ginge, meinte der Züchter schmunzelnd, offenbar stolz auf ihren unabhängigen Geist. Wenn alles gut ginge, erwartete er den Wurf irgendwann im August, sodass wir im Oktober mit einem Welpen rechnen konnten. Wie man es von einem guten Hundezüchter vermuten sollte, erkundigte er sich aber auch nach unseren Lebensverhältnissen. Schließlich gebe er seine Tiere nicht an jeden ab, sondern nur in gute Hände. Was er von uns zu hören bekam, schien ihm zu gefallen. Er wollte gerade etwas entgegnen, wurde aber von der quengelnden Doggendame in Blau unterbrochen.

In der Zwischenzeit war Ulla immer ungeduldiger geworden. Sie schaute etwas mürrisch drein und vermittelte den Eindruck, dass es nun genug sei mit der ganzen Veranstaltung. Während unserer Unterhaltung stupste sie ihren Herrn fortwährend aufdringlich mit der Schnauze an. „Ist ja gut“, beschwichtigte dieser und tätschelte ihr beruhigend den Kopf. „Sie hat einen starken Willen“, erklärte er uns, „dem man aber nicht nachgeben darf. Sonst macht sie, was sie will.“ Insgeheim amüsierte mich diese Auseinandersetzung zwischen Herr und Hündin. Die blaue Ulla schien eine richtige Persönlichkeit zu sein, mit eigenem Kopf, Ecken und Kanten, und das machte sie mir sympathisch. Eine Persönlichkeit, die mir neben ihrer Schönheit irgendwie imponierte und den Wunsch in mir aufkeimen ließ, ein Doggen-Kind von der Blauen durchaus in Erwägung zu ziehen. Mir hätte allerdings damals schon aufgrund der Kostproben ihres Verhaltens dämmern sollen, dass nicht alle Hündinnen unkomplizierte Wesen sind, wie ich mir zu diesem Zeitpunkt aufgrund der bisher gewälzten Fachliteratur noch naiv einbildete.

Wenn ich bis zu diesem Zeitpunkt – im Gegensatz zu Sabine – doch noch etwas unentschlossen gewesen war, ob wir uns wirklich eine Dogge antun sollten, so kam am Ende unseres „Doggen-Watchings“ der alles entscheidende Anstoß zu meinem begeisterten Ja von völlig unerwarteter Seite. Denn die gestromte Doggenhündin, die sich die ganze Zeit über vornehm im Hintergrund gehalten, uns aber aufmerksam beobachtet hatte, legte schließlich ihre Zurückhaltung ab und spielte Schicksal. Sie war zwar keine solche Schönheit wie die kühle Blaue, aber dafür hatte sie viel Charme und ein großes Herz; das sollte sich bald herausstellen. Wie aus heiterem Himmel kam sie plötzlich direkt auf mich zugetrabt, sprang an jener Stelle des Zauns hoch, an der ich es mir mit aufgestützten Armen in vornübergebeugter Haltung inzwischen bequem gemacht hatte, und warf sich mir im wahrsten Sinne des Wortes an den Hals. Auf ihren beiden Hinterläufen stehend, legte sie mir ihre Vorderpfoten auf die Arme und blickte mich mit geöffnetem Fang und vor Aufregung hechelnd an. Ich war total überrascht. Sie schien das krasse Gegenteil der introvertierten Blauen zu sein und noch ehe ich etwas zum Besten geben konnte, lag ihr schwerer Kopf in der Beuge meines linken Armes. Dabei drängte sie sich noch dichter an den Zaun, rieb den Kopf an meiner Brust, vergrub ihn wiederum in der Armbeuge und ließ ihn dort schließlich ruhig verweilen. Gleichzeitig blickte sie mich erwartungsvoll aus ihren schönen Augen an. Ich war einfach hingerissen! Der folgende Vergleich hinkt völlig, das weiß ich, aber ob Sie es glauben oder nicht: Ich fühlte mich in die Zeiten meiner ersten Tanzstunde zurückversetzt. Dies war eine „Damenwahl“, mit der ich nun überhaupt nicht gerechnet hatte. Als hätte sie meine Zurückhaltung, meine Unentschlossenheit gespürt, als hätte sie sich gesagt: „Diesen steifen Zweibeiner mische ich jetzt mal auf!“ Ihre Botschaft war angekommen. Mach dich locker, dachte ich und begann der Doggenhündin, die selig in meinen Armen lag, über ihren Kopf zu streicheln. Dankbar leckte sie mit ihrer großen Zunge über den Ärmel meiner Lederjacke, schnaubte leicht und genoss es sichtlich, von mir gekrault zu werden.

Sabine und der Züchter mussten lachen. „Die macht Ihnen aber schöne Augen“, kommentierte er und schlug scherzhaft vor: „Nehmen Sie sie doch gleich mit, sie scheint Sie zu mögen.“ Tatsächlich hatte die Schmusebacke einen Narren an mir gefressen. Sie ließ nicht mehr von mir ab und es gefiel ihr total, sich von mir verwöhnen zu lassen. Und ich? Keine Frage, ich genoss es selbstverständlich auch, so umschwärmt zu werden. Das Doggenmädchen eroberte mich im Sturm und bescherte mir ein Erweckungserlebnis, das aus dem Zauderer fortan einen geläuterten Doggenenthusiasten machte. Seit diesem Samstagvormittag stand zumindest eines unumstößlich fest: Es würde auf jeden Fall eine Deutsche Dogge sein, die wir in unser Kleinrudel aufnähmen.

Es sollte eine Hündin sein

Wir hatten mit dem Züchter der Doggen vom Simberg vereinbart, weiterhin in Kontakt zu bleiben, nachdem die Frage nach der Rasse nun endgültig geklärt war. Er versprach, uns sofort anzurufen, wenn die Blaue geworfen hätte. Und ich begann, meinen gesamten Jahresurlaub in den Oktober und November zu legen. Schließlich wollte ich mich von Anfang an intensiv um unseren vierbeinigen Nachwuchs kümmern.

Die Entscheidung für eine Dogge zog aber gleich die nächste Frage nach sich, die es zu beantworten galt: Mann oder Frau? Obwohl der Züchter dazu geraten hatte, uns ruhig Zeit zu lassen, wollte ich mich schon frühzeitig festlegen, um mich nicht erneut in einem ewigen Für und Wider zu verlieren. Natürlich tendierte ich wegen der Avancen, die mir die gestromte Doggenhündin gemacht hatte, eher zu einer Hündin. Aber noch ein weiteres Argument sprach für das weibliche Geschlecht. Viele tatsächliche oder eingebildete Hundekenner und Rasseführer rieten vehement zum Kauf einer Hündin. Und die konnten sich doch nicht alle irren. Unisono klang es uns entgegen: Wenn man als Anfänger allem Ärger mit seiner vierbeinigen Neuerwerbung aus dem Wege gehen möchte, es unkompliziert und eher kuschelig mag, dann sei man mit einer Hündin bestens bedient. „Wer einmal eine Hündin in ihrer anschmiegsamen Art erlebt hat, wird sich zu dieser entscheiden“, behauptete Winfried Nouč in seinem Ratgeber Die Dogge. (S. 37) Außerdem spräche ein weiterer Aspekt für eine Hündin: „Der Unterordnungstrieb ist ihr von Natur gegeben, der Gehorsam ihr meist selbstverständlich.“ Auch Konrad Lorenz, der Nestor der Verhaltensforschung, empfahl in seinem noch immer lesenswerten und bereichernden Büchlein So kam der Mensch auf den Hund, sich möglichst eine Hündin anzuschaffen. Sie sei „viel treuer als ein Rüde, ihre Seelenregungen sind komplizierter, reichhaltiger und feiner, und auch ihre Intelligenz übertrifft in den meisten Fällen die des sonst gleichwertigen Rüden.“ Ein wahres Loblied auf die Hündin, das Konrad Lorenz da sang, das schließlich in folgende Fast-Apotheose mündete, die mich natürlich nicht unbeeindruckt ließ: „Dasjenige unter allen nichtmenschlichen Lebewesen, dessen Seelenleben in Hinsicht auf soziales Verhalten, auf Feinheit der Empfindungen und auf die Fähigkeit zu wahrer Freundschaft dem des Menschen am nächsten kommt, also das im menschlichen Sinne edelste aller Tiere, ist eine vollwertige Hündin.“ (S. 68)

Hätte ich damals allerdings nur geahnt, wie kompliziert das Seelenleben einer Hündin tatsächlich sein kann, insbesondere das von Emma, hätte ich mich als Anfänger vielleicht doch eher für einen Rüden entschieden. Ich machte einfach den Fehler, von der einen (gestromten) Doggenhündin auf alle anderen zu schließen, die Tatsache außer Acht lassend, dass jeder Hund eine individuelle Persönlichkeit darstellt und keine Kopie eines anderen ist. Allein das Auftreten der coolen Blauen hätte mich eines Besseren belehren sollen. Außerdem hatte ich damals noch keine Ahnung von den biologischen Besonderheiten einer Hündin und den Auswirkungen auf ihr Verhalten. „Hündinnen unterliegen Stimmungsschwankungen, und während der einzelnen Phasen ihres Östruszyklus kommt es zu beträchtlichen Veränderungen ihres Verhaltens“, heißt es lapidar auf Seite 10 in Die Hündin von J. M. Evans und Kay White.

Zu den biologischen Besonderheiten zähle ich im Übrigen auch die ausgeprägte Aggressivität, die manchen Hündinnen in bestimmten Situationen eigentümlich sein kann und die sich von derjenigen der Rüden wesentlich unterscheidet. Wie oft ist mir dieser Unterschied in diversen Auseinandersetzungen deutlich vor Augen geführt worden, von dem Eberhard Trumler in Der schwierige Hund schrieb: „Der Rüdenkampf ist ein Kommentkampf, also ein Kräftemessen, das nicht darauf abzielt, den anderen zu verletzen oder gar zu töten, wie das bei Hündinnen der Brauch ist.“ (S. 44) Natürlich wird auch unter Rüden mit harten Bandagen gekämpft, keine Frage. Aber die meisten Gefechte sind doch von vornherein entschärft, sie sind oft nur ein typisch männliches Imponiergehabe, ein Muskelspiel, um den anderen zu beeindrucken und ihm zu zeigen: Freund, hier bin ich der Platzhirsch! Nach einer solchen – zugegebenermaßen manchmal martialisch ausschauenden – Prügelei sind beide Kontrahenten aber meistens relativ schnell bereit, sich wieder die Pfoten zu reichen. Nicht so die Hündinnen. Eine Hündin, die etwas auf sich hält, kann Geschlechtsgenossinnen gegenüber gnadenlos und unversöhnlich sein, ein Verhalten, das ihren Haltern einige Probleme bereiten kann, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Dennoch, beruhigte Eberhard Trumler in Der schwierige Hund, sei „diese Aggressivität gegenüber fremden Hündinnen (...) nicht als Extremfall, sondern als ganz normal zu werten.“ Es sei dagegen aber eher „ungewöhnlich und wohl eine Folge von Instinktausfällen (...), wenn Hündinnen gegenüber ihren Geschlechtsgenossinnen stets und auf Dauer duldsam sind.“ (S. 42)

Welcher Anfänger unter den Hundehaltern ist aber auf dieses geschlechtsspezifische Aggressionspotenzial überhaupt vorbereitet, wenn er sich mit dem Gedanken trägt, sich eine Hündin anzuschaffen? Keiner der handelsüblichen Ratgeber klärt über diese Besonderheit auf. Wer also glaubt, sich mit einer Hündin ein ausschließlich sanftes, sensibles und zartes Geschöpf zuzulegen, wie es landauf, landab suggeriert wird, der wird völlig überrascht sein, wenn sich das Hundemädchen nach der Geschlechtsreife urplötzlich in eine Hyäne verwandelt, trifft sie auf eine tatsächliche oder eingebildete Rivalin. Wie ist dieses Verhalten zu erklären? Eine Frage, die ich mir auch stellte, nachdem ich die ersten heißen Gefechte meiner Emma mit diversen Hündinnen unmittelbar nach ihrer Geschlechtsreife erlebte. Heftige Auseinandersetzungen waren das, ohne jede Beißhemmung, die mich aufgrund der Rücksichtslosigkeit, mit denen sie ausgefochten wurden, so schockierten, dass ich Emma zunächst tiefe Verhaltensanomalien unterstellte. Nach den Gründen forschend, begann ich, wirkliche Fachliteratur zu wälzen – von B wie Bloch bis Z wie Zimen – und wurde recht schnell fündig.

Eigentlich ist die Antwort ganz einfach: Das natürliche Verhalten, potenzielle Konkurrentinnen aus dem Feld zu schlagen, ist ein typisch wölfisches Erbteil, das auf die Reproduktionskonkurrenz unter Fähen zurückzuführen ist, die unter bestimmten Bedingungen zwischen einer Rudelführerin und einer aufstrebenden Rivalin zur Eskalation führen kann. So fasste der bereits oben zitierte Eberhard Trumler in Der schwierige Hund seine langjährigen Beobachtungen zum Aggressionsverhalten von Hündinnen und Wölfinnen entsprechend zusammen, die übrigens zum Beispiel auch von Erik Zimen in seinem Buch Der Wolf mehrfach bestätigt wurden: „Beißereien treten nicht selten zwischen Hündinnen auf. Sie kennen keinen Kommentkampf (wie die Rüden, H.J.M.), sondern nur den ‚Beschädigungskampf‘ (...). Das hat seinen Grund darin, daß entsprechend dem alten Wolfserbe die seelische Struktur einer Hündin ganz auf eine gesicherte Aufzucht der Welpen ausgerichtet ist. (...) Eben aus dieser Sorge um die eigenen Nachkommen kann und darf eine Wölfin keine andere dulden. Dieses Wolfserbe also ist es, was unsere Hündinnen so kritisch gegenüber Geschlechtsgenossinnen macht.“ (S. 30f.) Und einige Seiten weiter schrieb er: „Die Aggressivität gegenüber fremden Hündinnen dient also dem Schutz der eigenen Nachzucht. Dies gilt auch dann, wenn diese noch gar nicht vorhanden ist (...). Dieses Wolfsverhalten steckt noch in fast allen unseren Hündinnen, das hat auch die lange Domestikationsgeschichte der Hunde nicht ausmerzen können.“ (S. 41)

Wissen sollte man auch, dass Hündinnen gegenüber Rüden oft „die Hosen anhaben“. Ein normaler Rüde wird eine Hündin nur selten ernsthaft angreifen; umgekehrt muss sich ein Rüde von einer Hündin viel gefallen lassen, denn die Damen können sehr launisch sein. Diese offensichtlich exklusive Stellung der Hündin passt wiederum so gar nicht ins Schema traditioneller Ansichten über die Rollenverteilung der Geschlechter bei unseren Hunden, die sich bis heute hartnäckig halten und noch immer Allgemeingut sind: Danach ist – um es überspitzt zu formulieren – die Hündin dem Rüden untertan, zumindest jedoch nachgeordnet. Kennen wir das nicht? Und liegt hier nicht eine Verwechslung vor? Es scheint mir, dass man das Patriarchat, das leider nach wie vor in den meisten menschlichen Gesellschaften vorherrscht, wie selbstverständlich auf soziale Organisationsformen der Caniden übertragen hat. Schauen wir doch noch einmal auf den Urahn des Hundes, den Wolf. In der Verhaltensforschung ist man mittlerweile zu einer völlig gegenteiligen Auffassung gelangt. Tatsächlich hat sich dort die Erkenntnis durchgesetzt, dass „ein Wolfsrudel, in dem der Alpha-Rüde eine scheinbar so hervorragende und zentrale Rolle spielt, in Wirklichkeit ein Matriarchat darstellt“, hielt Erik Zimen in seinem Standardwerk Der Wolf fest. „Das Alpha-Weibchen, die Mutter der Welpen, ist das wirklich zentrale und das Geschehen des Rudels bestimmende Tier.“ (S. 274) Auch der mit Wölfen lebende Wolfsforscher Werner Freund vertrat in seinem Buch Wolf unter Wölfen die Auffassung, die Alpha-Wölfin sei die „Königin im Wolfsrudel“, die „bestimmende Seele der Gruppe.“ (S. 15) Und Trumlers Ratgeber für den Hundefreund vermerkte: „Genau betrachtet, hat eigentlich sie das große Sagen.“ (S. 46) Eine Aussage, die Günther und Karin Bloch durch vielfältige Beispiele in ihrer bemerkenswerten, 2002 erschienenen Studie Timberwolf Yukon & Co. Elf Jahre Verhaltensbeobachtungen an Wölfen in freier Wildbahn tüchtig untermauerten. Übrigens sind diese Erkenntnisse dem naturverbundenen tuwinischen Erzähler Galsan Tschinag einfach durch eigene Alltagsbeobachtungen in der mongolischen Steppe längst bekannt gewesen. So ist in seinem Buch Im Land der zornigen Winde folgende schöne Passage zu finden: „Nehmen wir die Wölfe. Der Rüde kann noch so toll sein, das Weibchen bestimmt alles. Der große Wolf, der so eine kleine Wölfin in Sekundenschnelle kaputtbeißen könnte, tut ihr außer Liebe einfach nichts an. Sie dagegen ist so verwöhnt, kann sich alles erlauben, beißt ihm ins Fell, er aber bleibt friedlich und läuft ergeben hinterher.“ (S. 176) Vor diesem Hintergrund wundert mich das oft festzustellende ausgeprägte Selbstbewusstsein von Hündinnen überhaupt nicht.

All diese Aspekte, auf die ich in meinem kleinen Exkurs aufmerksam machen wollte, sollte man bei der Anschaffung einer Hündin mit berücksichtigen, um nicht irgendwann überrascht zu werden und falsche Schlussfolgerungen zu ziehen, zum Nachteil des Tieres. Ich hatte das damals jedenfalls nicht bedacht, gar nicht bedenken können, weil ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht über das notwendige Wissen über Hundeverhalten verfügte. Woraus sich dann Probleme entwickeln sollten und zeitweise falsche Entscheidungen getroffen wurden. Trotzdem habe ich es nie bereut, mich nicht für einen Rüden entschieden zu haben. Auch heute gebe ich einer Hündin immer den Vorzug – vielleicht gerade wegen ihres komplizierten Seelenlebens. Damals, als wir uns endlich definitiv einig wurden, hatten weder Sabine noch ich dieses Hintergrundwissen. Insofern war es eine reine Bauchentscheidung, die in erster Linie von Äußerlichkeiten beeinflusst wurde. Mir sagte (und sagt) die kleinere, zierlichere und elegantere Statur einer Doggenhündin mehr zu als die der Rüden, die mir oft zu kräftig, zu groß erscheinen. Eine Auffassung, die auch Sabine seinerzeit teilte. Neben diesen eher ästhetischen Erwägungen war für mich persönlich ein weiteres Motiv bedeutsam, das vielleicht sogar noch eine größere Rolle spielte und auf meine männliche Eitelkeit zurückzuführen ist. Nämlich die Einbildung, mir mit einer Hündin von vornherein einen deutlichen Sympathievorsprung des Tieres zu sichern. Schließlich hatte mich Winfried Noučs „kleiner Hinweis, warum ich Hündinnen bevorzuge“, restlos überzeugt: „Hündinnen neigen mehr dem Manne zu.“ (Die Dogge, S. 40) Ein schlagendes Argument aus der Feder eines Doggenkenners, von dem ich annahm, dass er es doch wirklich wissen musste (und in der Tat Recht behalten sollte).

Nachdem nun auch entschieden war, dass es ein Weibchen sein sollte, blickten wir gespannt dem Wurf der Blauen entgegen. Irgendwann im Juli 1997, an das genaue Datum kann ich mich nicht mehr erinnern, rief uns der Züchter der Doggen vom Simberg endlich an und konfrontierte uns allerdings mit einer Hiobsbotschaft. Die blaue Ulla war laut Ultraschalluntersuchung leider „leer“ geblieben, wie es im Fachjargon heißt. Soll heißen: Schwangerschaft Fehlanzeige! Das war für uns natürlich ein Schlag ins Kontor. Was nun? Ich hatte nicht nur meinen gesamten Urlaub ans Jahresende gelegt, was schon schlimm genug war, sollte er auf diese Weise ungenutzt verstreichen. Viel schlimmer war jedoch, dass wir bereits mental auf unseren „Nachwuchs“ eingestellt waren. Entsprechend groß war unsere Enttäuschung über diese Nachricht. Eine Enttäuschung, die allerdings nicht alle teilten. Insbesondere meinem Schwiegervater entrang sich bei dieser Neuigkeit ein erleichtertes „Gott sei Dank“, waren die Eltern Sabines von uns doch schon fest als Hundesitter eingeplant worden, eine Vorstellung, die ihn mit Unbehagen erfüllte. Ich werde nie sein Gesicht vergessen, als wir sie über unser Vorhaben aufklärten. Es spiegelte Unglauben ebenso wie Fassungslosigkeit wider. Obwohl ein ausgemachter Hundefreund, war er tatsächlich anfänglich wenig glücklich über unsere Entscheidung gewesen. In zweierlei Hinsicht. Zum einen bereitete ihm die Größe der Doggen Probleme und die damit verbundene Angst, einem solchen Monstrum, wie er sich damals ausdrückte, nicht Herr werden zu können. Zum anderen war er der Ansicht, Weibchen machten zu viel Dreck, womit er auf ihre „blutigen Tage“ anspielte, zugleich ein Grund für seine Leidenschaft für Rüden. Um es vorwegzunehmen: Diese abwehrende Haltung sollte sich recht schnell auflösen wie der Schnee in der Sonne, als der Doggenwelpe erstmals auf seinem Schoß thronte.

Nichtsdestotrotz blieben wir hartnäckig und ließen uns nicht von unserem einmal eingeschlagenen Kurs abbringen. Deshalb währte unser Frustrationszustand auch nicht allzu lange. Wir verabschiedeten uns gedanklich von den Doggen vom Simberg und versuchten, einen Züchter zu finden, der in dieser misslichen Situation einspringen konnte. Ich ließ mir vom Deutschen Doggen-Club eine Liste mit Züchtern zuschicken und kreuzte alle Zwinger im Mittel- und Südhessischen an. Etwas mehr als ein halbes Dutzend interessanter Adressen kam dabei zusammen, die nun systematisch telefonisch abgearbeitet wurden. Leider erwarteten die meisten Züchter im Spätsommer keinen Doggennachwuchs in den Farbschlägen, die wir favorisierten, nämlich entweder Blau oder Schwarz. Unsere Hoffnungen, auf die Schnelle einen adäquaten Ersatz zu finden, schwanden dahin. Bis wir doch noch fündig wurden.

Die letzte Adresse auf unserer Liste, ein Zwinger in Oberursel im Vordertaunus, war dann der ersehnte Volltreffer, wie sich während des Telefonats mit der Züchterin der Doggen von der Burg Diana, Frau Justus, herausstellte. Unsere Stimmung stieg wieder. Nachträglich betrachtet muss ich heute natürlich einräumen, dass unsere Ungeduld nicht die ideale Vorgehensweise war. Man sollte sich als Anfänger mehr Zeit für die Auswahl des Hundes nehmen und mehrere Zwinger in Augenschein nehmen, um wirklich vergleichen zu können. Aber aus dem oben erwähnten Zeitdruck heraus war uns dies leider nicht möglich und letztendlich hatten wir mit unserer neu entdeckten Züchterin wirklich allergrößtes Glück. Die freundliche Dame am Telefon bestätigte, dass eine ihrer Hündinnen bereits belegt worden sei, eine schwarzweiß gefleckte Dogge, und auch mit Welpen in Schwarz zu rechnen sei. Wir bekundeten unser Interesse an einer Hündin und verabredeten schließlich eine Besichtigung, sobald der Nachwuchs eingetroffen war. Frau Justus sagte zu, uns umgehend zu verständigen, wenn es soweit sein würde. Mit dem Wurf sei voraussichtlich Mitte August zu rechnen. Also keine 14 Tage mehr, zählte ich nach. Der Countdown lief, und unsere Spannung stieg täglich.

Um die Wartezeit zu überbrücken, beschäftigte sich Sabine derweil intensiv mit dem Namen unseres künftigen Familienmitglieds. Dabei hatte sie dem Umstand Rechnung zu tragen, dass wir uns eine Adelige, eine „Von der Burg Diana“ ins Haus holten. Irgendwie müsse der Vorname sowohl zum „Von“ passen als auch alltagstauglich sein. Sie wollte es nicht dem Zufall oder vielmehr dem Züchter überlassen, wie „mein Hund heißen wird“. Dabei hielt sie mir wahrlich abschreckende Beispiele von Hundenamen unter die Nase, die sie in diversen Hundezeitschriften zuhauf gefunden hatte: Namenskreationen wie Organza, Ayline, Mandy oder Delphin, Ophelia, Fleur, Naomi, Borghia, ja Transvestit sogar, verbunden mit den entsprechenden „Vons“ und „Zus“, die allerdings eher zum Lachen ermunterten. Nein, kurz, knackig und schlicht sollte er sein, ein einfacher bürgerlicher Rufname, der den offiziellen Adelsnamen im Alltag völlig ersetzen und möglichst das Wesen des Hundes treffen sollte. Meinen Einwand, dass sie den Charakter unseres neuen Familienzuwachses doch noch gar nicht kenne, ließ sie nicht gelten. Der Hund würde schon zum Namen passen. Eine Auffassung, mit der sie vielen Eltern nacheiferte, die ihren Sprösslingen ebenfalls unzumutbare Namen andichteten. Auch Sabine fahndete nach der Devise weiter, dass der Name in erster Linie ihr gefallen müsse. Schließlich fand sie ein passendes Vorbild, dem unsere Hündin entsprechen sollte: Mrs. Emma Peel hatte es ihr angetan, die Agentin aus „Mit Schirm, Charme und Melone“, der bekannten und beliebten Fernsehserie aus den sechziger Jahren im vergangenen Jahrhundert. Mit Mrs. Peel assoziierte sie gutes Aussehen, Stolz, Selbstbewusstsein, Intelligenz, Schlagfertigkeit, äußerste Wehrhaftigkeit, eine leichte Verschrobenheit, jemanden, der stets auf seine Individualdistanz bedacht ist. Ihr Auftritt in den eng anliegenden, zumeist schwarzen Overalls lieferte ein zusätzliches Argument für die Namensadaption. Es war beschlossene Sache. Komme, was da wolle: Unsere vierbeinige Aristokratin würde im bürgerlichen Alltag schlicht Emma heißen. Eine Wahl, die auch mir gefiel, und im Übrigen zur Doggenhündin passen sollte wie die Faust aufs Auge.

Emma

Emma kam am 10. August 1997 zur Welt. Sie war eine Tochter von Xantana vom Haus Fresena und Boss vom Sonnenfleck, einer schwarzweiß gefleckten Mutter und eines schwarzen Vaters. Wie verabredet rief uns die Züchterin wenige Tage nach der Entbindung ihrer Hündin an und informierte uns darüber, dass Xantana erfolgreich geworfen habe: acht Welpen, vier schwarzweiß gefleckte, vier schwarze Babys, sechs Rüden, zwei Hündinnen, darunter ein Weibchen in Schwarz. Wir vereinbarten, das übernächste Wochenende – es war der letzte Sonntag im August – nach Oberursel zu kommen und uns die Kleinen anzuschauen. Gespannt sahen wir dem Tag X entgegen, an dem wir dann geradezu in den Vordertaunus „flogen“. Die Strecke von ungefähr 70 Kilometern legten wir zum großen Teil auf der Autobahn zurück und erreichten bereits nach 40-minütiger Fahrt unseren Zielort. Bis wir den Zwinger schließlich fanden, hatte ich mich allerdings einige Male verfahren, so groß war meine Ungeduld, endlich zum Ziel zu gelangen. Da es in unmittelbarer Nähe keine Parkmöglichkeiten gab, stellten wir das Auto etwas weiter weg ab und gingen den restlichen Weg zu Fuß.

Während wir auf den Fachwerkgebäudekomplex des Anwesens zuschritten, der direkt an ein enges Sträßchen in einem Wohngebiet grenzte, schien es, als hätten wir plötzlich eine unsichtbare Linie überquert. Denn wie auf ein verabredetes Zeichen hin drang uns ein vielstimmiges tiefes, lang gezogenes Grollen aus dem Gemäuer entgegen, in allen möglichen dunklen, bedrohlich klingenden Guturallauten, die einen in Angst und Schrecken versetzen konnten und wohl die effektivste Alarmanlage darstellten, die sich ein Einbrecher fürchtender Hausbesitzer nur wünschen kann. Man hatte uns ganz offensichtlich bereits bemerkt. Ein hoher Holzzaun umgab das weitläufige, von alten Bäumen bestandene Grundstück, auf dem sich einige Doggen völlig frei tummelten, eine prächtiger als die andere. Als wir vor dem Gartentor standen und auf unsere Ankunft mit Hilfe der außen angebrachten Klingel aufmerksam machten, bemerkten sie uns und kamen uns in gestrecktem Galopp hechelnd und leicht wuffend entgegengerannt. In diesem Moment war ich wiederum heilfroh, den robusten Zaun zwischen uns zu wissen. Frau Justus trat aus der offenstehenden Haustür heraus, gefolgt von weiteren Doggen, die sich bellend und schnaubend und vor Neugier fast platzend zwischen ihre Artgenossen an das Tor drängten, um die beiden ihnen unbekannten Zweibeiner unter die Lupe zu nehmen. Ich muss gestehen, dass mir bei der Vorstellung etwas unbehaglich zumute wurde, gleich hereingebeten und den Riesen ohne schützenden Jägerzaun, den es bei den Doggen vom Simberg immerhin gegeben hatte, „zum Fraß vorgeworfen“ zu werden. Nachdem es der Züchterin gelungen war, sich einen Weg durch das vielleibige Begrüßungskomitee zu bahnen, öffnete sie uns das Gartentor. Da selbst ein Blinder meine etwas furchtsame Zurückhaltung bemerkt hätte, betonte sie: „Keine Angst, kommen Sie ruhig herein, die tun Ihnen nichts.“

Leichter gesagt als getan, denn es war gar nicht so einfach, zwischen den aufgeregten Hunden auch nur einige Schritte voranzukommen. Schließlich waren wir von einem halben Dutzend Doggen umzingelt. Stocksteif dastehend und etwas beklommen ließ ich das Begrüßungszeremoniell über mich ergehen. Zwischen den mächtigen Leibern eingezwängt, die mir – immerhin einem über 1,90 Meter großen Menschen – teilweise fast bis zum Hosenbund reichten, ließen wir uns schicksalsergeben von oben bis unten abschnüffeln. Als einige der Hunde versuchten, an uns hochzuspringen, reichte ein Befehl ihrer Herrin aus, sie in ihren Absichten zu bremsen. Schließlich hatten die Tiere genug. Sie begannen, sich wieder auf dem Gelände zu zerstreuen, und damit war es uns nun erlaubt, weiter auf das Grundstück vorzudringen. Ich war erleichtert und wurde nach dieser bestandenen Feuerprobe zunehmend lockerer, hatte ich doch die Erfahrung gemacht, dass Doggen auch nur Hunde sind. Übrigens ist es eine reine Gewöhnungssache, sich inmitten eines Rudels so großer Hunde aufzuhalten. Schon nach dem zweiten Besuch der Doggen von der Burg Diana freute ich mich sogar auf das einmalige Erlebnis, von diesen alles in allem sanften Riesen erneut freundlich begrüßt zu werden.

Unsere Gastgeberin machte nach der Begrüßung nicht viele Umstände und zeigte uns gleich darauf, wie ihre Schützlinge untergebracht waren. Von Zwingern war keine Spur. Die Hunde logierten paarweise in den zahlreichen Zimmern des lang gestreckten Fachwerkgebäudes, wobei auf Kompatibilität größter Wert gelegt wurde. Denn, klärte uns die Züchterin auf, es gebe einige Doggen, die sich untereinander nicht besonders grün seien. Um zwischenhundliche Konflikte gar nicht erst zu nähren, sei die Passgenauigkeit der einzelnen Tiere bei der Zimmerbelegung das oberste Gebot. In jedem Raum waren zwei voneinander getrennte und bequem wirkende Matratzenlager aufgebaut, die zusätzlich mit Lammfellen ausstaffiert waren. Darüber hinaus sorgte eine Art Raumteiler mit der Funktion eines Sichtschutzes für die Aufrechterhaltung der individuellen Intimsphäre der Doggen. Jedes Hundelager war zugleich Schlafplatz und fester Ruhepunkt und bot jedem Tier auch eine Rückzugsmöglichkeit, die ihm jederzeit offen stand. Ich war sehr zufrieden mit dem, was ich bisher gesehen hatte, und resümierte in Gedanken: Hier lässt es sich wirklich aushalten. Das hatten sich sicherlich auch die anderen sechs Doggen gesagt, die es im Gegensatz zu ihren neugierigen Artgenossen, die wir bereits kannten, vorgezogen hatten, sich in ihrer nachmittäglichen Siesta durch unsere Ankunft nicht stören zu lassen und die wir nun auf diesem Rundgang doch noch kennen lernten. Soweit ich mich heute erinnern kann, gehörte damals die stattliche Anzahl von zwölf Tieren in den Farbschlägen Schwarzweiß, Schwarz und Blau zu den Doggen von der Burg Diana. Und ich konnte nur vermuten, wie viel Arbeit sie ihren Menschen wohl machten und welcher Hingabe es bedurfte, ein solches vielköpfiges Rudel über die Jahre zu hegen und pflegen.

Zum Abschluss unserer Visite steuerten wir endlich auf den eigentlichen Zweck unseres Besuches zu. Leise und jede Hektik vermeidend betraten wir den Raum, in dem sich Xantana mit ihren Jungen – und natürlich auch Emma – befinden sollten. Dabei mussten wir zunächst an einem besonders beeindruckenden vierbeinigen Pförtner vorbei, der uns als „Großvater“ bzw. „Weißer Riese“ vorgestellt wurde: Manolito vom Haus Fresena, ein alter, aber noch immer rüstiger und Ehrfurcht gebietender, fast vollständig weißer Doggenrüde. Als wir uns ihm näherten, erhob er sich sofort von seinem Lager, fixierte uns grimmig und begann unfreundlich zu grollen. Wir hatten vollstes Verständnis für seinen „krummen Sinn“, schließlich hatten wir ihn ungebührlich in seiner Nachmittagsruhe gestört. Ich wich etwas zurück, so Respekt einflößend wirkte der ältere Herr auf mich – wahrhaftig ein Hüter, der mit der Aufgabe betraut zu sein schien, Mutter und Kinder vor allen Unbilden zu schützen, ebenso vor ungebetenen Gästen. Das war auch durchaus logisch, denn es bestanden enge verwandtschaftliche Bande zwischen ihm und seinen Zimmernachbarn: Der „Großvater“ war schließlich Emmas Opa.

Eineinhalb bis zwei Meter von seinem Lager entfernt war hinter einem fast mannshohen Sichtschutz das Nest von Xantana und ihren Jungen in einer überdimensionalen Wurfkiste verborgen. Um die Mutter mit ihren Kleinen nicht unnötig zu stören, schaute Frau Justus erst einmal um die Ecke, bevor sie uns zu den Welpen ließ, und prüfte, ob Xantana ihre Schützlinge angelegt hatte oder nicht. Aber nein, Mutter und Kinder dösten vor sich hin, wir konnten also leise hinzutreten. Rücksichtsvoll näherten wir uns und waren entzückt von dem Stillleben, das sich vor uns ausbreitete. Während die erschöpft wirkende Hündin mit sichtbar strapaziertem Gesäuge auf der Seite lag, waren die Welpen in den unmöglichsten Positionen wie festgefroren kreuz und quer auf dem ausladenden Matratzenlager verteilt: übereinander, dicht aneinander gekuschelt, einzeln auf dem Rücken, auf der Seite oder platt auf dem Bauch. Ihre winzigen, noch rosig schimmernden nackten Bäuchlein hoben und senkten sich in schnellem Rhythmus, die Kleinen schliefen tief und fest. Fressen, vielmehr saugen, ist anstrengend in diesem Alter und machte ja so müde. Darin unterscheiden sich Hundewelpen nur wenig von Menschenbabys. Auch die vierbeinigen Säuglinge haben in dem ersten Lebensabschnitt nur eines im Sinn: schlafen, saugen, schlafen, saugen, und das in fortwährendem Wechsel. Dafür reichte zunächst jene Minimalausstattung aus, mit der auch die vor mir liegenden zweieinhalb Wochen alten Doggenwinzlinge ausgerüstet waren. Neben einem ausgeprägten Saugreflex war einzig ihr Geruchssinn bereits entwickelt. Sowohl das Seh- als auch das Hörvermögen ließen dagegen noch zu wünschen übrig, obwohl ihre Äuglein und Öhrchen formal bereits geöffnet waren.

Um die Welpen genauer in Augenschein nehmen zu können, setzte ich mich ruhig auf die Kante eines Bettes, das direkt gegenüber dem Wöchnerinnen-Lager aufgestellt war. Es diente der Züchterfamilie als Quartier für ihre Nachtbereitschaft, die sie jedem Wurf in den ersten Lebenswochen angedeihen ließ, um sofort zur Stelle sein zu können, wenn etwas Unvorhergesehenes mit den Kleinen passieren sollte. Mir dämmerte, was für ein Vollzeit-Job die Welpenaufzucht sein musste. Hut ab vor Züchtern, die sich mit so viel Einsatz ihrem vierbeinigen Nachwuchs widmeten! Ich war erneut beeindruckt und zugleich froh, auf solch engagierte Hundefreunde getroffen zu sein. Unseren Kurzbesuch nahm die schwarzweiß gefleckte Mutterhündin zum Anlass, sich eine kleine Auszeit von ihrem anstrengenden Geschäft zu nehmen. Es war ihr deutlich anzusehen, dass die zurückliegenden Wochen sie doch schon etwas mitgenommen hatten. Acht Junge zu ernähren und großzuziehen, ist schließlich kein Pappenstiel. Als wäre ihr der plötzliche Rummel um sie und ihre Kinder lästig, erhob sie sich, streckte ihre Glieder, verließ das Lager, beäugte und beschnüffelte mich im Vorübergehen und verschwand aus dem Zimmer. Sie würde sich nun kurz die Beine vertreten, klärte uns Frau Justus auf. Überhaupt sei Xantana in dieser Phase Fremden gegenüber sehr tolerant. Im Gegensatz zu anderen Hündinnen, die in den ersten Wochen keine ihnen unbekannten Menschen so nah an ihren Wurf heranließen. Na, da konnten wir Xantana aber wirklich dankbar sein.

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