Hamburg und die QUEEN MARY 2 – das ist eine ganz besondere Beziehung: nirgendwo auf der Welt wird der letzte Ozeanliner so begeistert empfangen wie an der Elbe. Die Hansestadt ist zum zweiten Heimathafen geworden, selbst beim 20. Anlauf kamen mehr als 200.000 Menschen. Wer einmal erlebt hat, wie Zehntausende stundenlang warten, nur um einen kurzen Blick auf die Königin der Meere werfen zu können, der ahnt, wie sehr die Hamburger »ihr« Schiff ins Herz geschlossen haben. Dieser Band zeigt nicht nur die schönsten Fotos aller Anläufe und Werftaufenthalte in Hamburg, sondern bietet dem Leser auch einen Rundgang an Bord, mit Blick hinter die Kulissen und Einsicht in technische Details.

 

Ingo Thiel ist als Reisejournalist und Buchautor ein gefragter Kreuzfahrtexperte. Dank seiner jahrzehntelangen Erfahrung kennt Thiel viele Schiffe unterschiedlicher Reedereien. Allein auf den Queens der Cunard Line, für die Ingo Thiel als Pressesprecher tätig ist, war er mehr als 30 Mal zu Gast.

Inhalt

DIE QUEEN KOMMT

LISTE DER ANLÄUFE DER QUEEN MARY 2 IN HAMBURG

HAMBURG UND DIE QUEEN MARY 2 - Das Phänomen einer großen Liebe

HAMBURG BEJUBELT DIE QUEEN

HAMBURG ANLÄUFE 2004–2011

Die Premiere

Der Rekord

Das Traumschiff-Treffen

Blue Port und Hamburg Cruise Days

Die Flaggenparade

Year of the Queens

HERZKLOPFEN WIE BEIM ERSTEN MAL - Interview mit Anja Tabarelli, Cunard Line

WERFTARBEITEN

1. Werftaufenthalt 2005

HERVORRAGEND FÜR DAS IMAGE - Interview mit Jan Kees Pilaar, Blohm + Voss

2. Werftaufenthalt 2006

3. Werftaufenthalt 2006

4. Werftaufenthalt 2008

5. Werftaufenthalt 2011

CAPTAIN’S CORNER

Kapitän Paul Wright

Commodore Bernard Warner

Commodore Christopher Rynd

KOSMETIK FÜR DIE KÖNIGIN

Blohm + Voss: Dock Elbe 17

DER ANTRIEB

THE QUEEN INSIDE EIN RUNDGANG AN BORD

Kabinen

KUNST AN BORD

Bars und Restaurants

EIN SCHWIMMBECKEN VOLLER TEE

Unterhaltung

Die Brücke

An Deck

ZAHLEN UND DATEN ZUR QUEEN MARY 2

Bei der Hamburg-Premiere der QUEEN MARY 2 am 19. Juli 2004 stiegen eine Reporterin des Hamburger Abendblattes und ein Kamerateam des NDR gemeinsam mit dem Autor bei Cuxhaven von einem Lotsenboot auf den neuen Luxusliner über und fuhren die Elbe hinauf bis in den Hamburger Hafen.

Die QUEEN ist da!« Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht, als die ersten »Sehleute« an Land mit Ferngläsern die erleuchteten Aufbauten der QUEEN MARY 2 erblicken. Während sich der Bug des damals größten Passagierschiffs der Welt bei der Einfahrt zum Hamburger Hausstrom aus dem Dunkel der Nacht schiebt, stehen an der Pier in Cuxhaven weit nach Mitternacht noch mehr als tausend Menschen in leichtem Nieselregen. Vom sich entfernenden Lotsenboot sind sie bald nur noch schemenhaft zu erkennen, dafür zucken die Blitze ihrer Kameras wie wild durch die Nacht.

LOS GEHT'S

Die Mannschaft des Schleppers TAUCHER O. WOLF soll bei der Kugelbake die für die Einreiseformalitäten benötigten Beamten von Zoll und Wasserschutzpolizei sowie die Journalistengruppe an Bord bringen, es ist windig und es herrscht reichlich Wellengang.

Zehn Minuten später geht der Schlepper im Windschatten der QUEEN MARY 2 längsseits, steil ragt die Bordwand der Gigantin hoch über dem kleinen Schiff auf. Der Wind hat im Schutz des auf fünf Knoten Fahrt gebremsten Luxusliners nachgelassen, der Wellengang nicht. Das kleine Lotsenboot schaukelt, der Steuermann hat Mühe, sein Gefährt nahe genug heranzubringen ohne zu kollidieren. Auch die ersten Versuche, die Lotsenleiter anzubringen, scheitern. Schließlich können die aus einem Schott in der Bordwand herunterschauenden Matrosen die Leiter so befestigen, dass man an Bord klettern kann. Selbst die erfahrenen Beamten haben Respekt, als es losgehen soll, der Regen macht die Stufen glitschig und die Sache damit nicht einfacher. Zwar hat jeder der Übersteiger eine Schwimmweste angelegt, doch falls tatsächlich jemand in die dunkle, gegen die Schiffsseite klatschende Elbe herunterfallen und zwischen die beiden Bordwände geraten sollte, … Keine Zeit mehr darüber nachzudenken, der Vordermann ist oben, es geht los, langsam Stufe für Stufe, den Blick immer nach oben, mit festem Griff, aber etwas wackligen Beinen. An der Luke packen kräftige Arme zu und hieven den Neuankömmling hinein – geschafft. Von hier oben, wo man vom Wellengang nichts mitbekommt, wirken die sechs Meter Höhenunterschied fast lächerlich gering, aber der Kameramann des NDR mit seinem Gerät hat auf der Leiter schwer zu kämpfen.

PASSKONTROLLE

Zoll- und Polizeibeamte werden vom Zahlmeister und seinem Team begrüßt, auf Tischen in einem der Konferenzräume auf Deck 2 stehen lange Holzkästen mit den Dokumenten aller Passagiere, die Passkontrolle beginnt. Mehr als 2.600 Passagiere und 1.300 Besatzungsmitglieder befördert der ausgebuchte Luxusdampfer an diesem anbrechenden Montag. Still, nahezu lautlos gleitet das 345 Meter lange und 72 Meter hohe Schiff majestätisch dahin.

DIE PERFEKTE WELLE

Auf der Brücke, hoch über der Elbe, schaut Kapitän Paul Wright bei rotem Dämmerlicht konzentriert auf den Radarmonitor, der Erste Offizier kontrolliert das hochmoderne Computerdisplay, auf dem alle wichtigen technischen Schiffsdaten auflaufen, der Lotse den Kurs.

Auch für die altgedienten Lotsen, die beim Feuerschiff ELBE 1 zugestiegen sind, um das Flaggschiff der Cunard Line nach Hamburg zu dirigieren, ist diese Aufgabe etwas Besonderes. Schließlich haben die maritimen Pfadfinder wegen des enormen Tiefgangs von mehr als zehn Metern nur ein kleines Zeitfenster, um mit dem Hochwasser den gut 90 Kilometer elbaufwärts gelegenen Hamburger Hafen zu erreichen.

Die QUEEN MARY 2 surft sozusagen auf der Hochwasserwelle in die Hansestadt, bei niedrigeren Wasserständen droht das Schiff die Deckenkonstruktion des Alten Elbtunnels zu kratzen. Auf der Brücke ist es bis auf die Computerbildschirme dunkel, draußen an den Ufern geht das Blitzlichtgewitter aber nahezu unaufhörlich weiter. Überall entlang der Strecke müssen Menschen stehen und die blau-schwarze 150.000-Tonnen-Riesin mit den schneeweißen Aufbauten ehrfürchtig bestaunen. Verwundert ob der vielen Lichtblitze ist auch Kapitän Wright: »Haben die hier überall neue Leuchttürme gebaut?«

Gegen 2.30 Uhr herrschtim King’s Court-Büffet-Restaurant immer noch Betrieb. Einige Passagiere haben die letzte Nacht an Bord noch lange gefeiert und durchgetanzt, andere wollen gar nicht erst ins Bett, sondern die gesamte Elbpassage erleben.

Draußen zieht Brunsbüttel vorbei, auch hier zukken viele Kamerablitze, müssen zahlreiche Menschen stehen.

NACHTSCHICHT

Eine Stunde später beginnen tief im Bauch des Schiffes in der Bäckerei die letzten Vorbereitungen für das Frühstück. Von 22.00 bis 8.00 Uhr rührt, knetet und backt die Nachtschicht, drei Mann sind im Einsatz, um wie an jedem frühen Morgen 800 Brötchen, 600 Croissants und 150 Kilogramm Brot herzustellen – alles frisch. Es riecht lecker und verführerisch: Ein gerade fertig gebackenes Croissant, noch dampfend auf die Faust, muss jetzt einfach sein!

So früh arbeiten noch nicht viele Crewmitglieder, bis auf das King’s Court haben alle Restaurants, die Bars, das Casino und die Diskothek G32 jetzt geschlossen.

Hochkonzentriert stehen Kapitän Wright und die für diese Wache eingeteilten nautischen Offiziere auf der Brücke, im Maschinenkontrollraum schaut der Chefingenieur persönlich mit drei seiner Offiziere auf die Bildschirme. In der Küche hält sich ein Team für den 24-Stunden-Kabinenservice ebenso bereit, wie in den Suitenetagen die eingeteilten Butler. Der Bootsmann, der »Bosun«, und seine Mannschaft machen Kontrollgänge über alle Decks. Immer wieder bleiben die Männer von den Philippinen stehen und blicken ungläubig hinüber zum nahen Ufer.

FRÜHSCHICHT

In der langsam beginnenden Morgendämmerung ist seit Stade auf der Deichkrone im Alten Land eine nur an wenigen Stellen unterbrochene Menschenkette auszumachen. In den Morgennachrichten heißt es später, es sei in Niedersachsen und Schleswig-Holstein nahezu überall auf den Hauptverkehrsstraßen entlang der Elbe zu Verkehrsbehinderungen und Staus gekommen.

Das Schiff erwacht langsam, früher als sonst üblich, einige Männer vom Deckdepartment reinigen die Umläufe und Sonnendecks mit Wasserschläuchen, im Buffetrestaurant werden die ersten Vorbereitungen für das Frühaufsteherfrühstück aufgenommen. Während das Servicepersonal die Tische eindeckt, betätigen sich die Frühaufsteher unter den Passagieren sportlich an Deck oder richten Ferngläser auf Ufer oder Horizont und versuchen, die ferne Hamburger Skyline zu erspähen. Die meisten Gäste schlummern allerdings noch in ihren Kabinen.

Mit der Ruhe ist es aber gegen 5.00 Uhr vorbei, die QUEEN MARY 2 passiert das Schulauer Fährhaus. Am Willkomm-Höft spielen sie die englische Nationalhymne, die britische Flagge ist gehisst und am Ufer ist alles schwarz. Wo sonst höchstens eine Handvoll Spaziergänger steht, drängen sich am frühen Morgen Zehntausende Menschen dicht an dicht, jubeln der QUEEN zu – Gänsehautgefühl. Spätestens jetzt ist klar, hier passiert heute etwas Großes.

GUTEN MORGEN, HAMBURG

Auf der Brücke kommt Kapitän Wright nicht mehr aus dem Staunen heraus: »Schaut euch diese Menschenmassen an.« Und zu seinem Ersten Offizier gewandt: »Los, begrüß die Menschen, sag ganz Hamburg guten Morgen!« Der Angesprochene drückt auf einen Knopf, und zum ersten Mal an diesem Morgen ertönt der tiefe Klang des Schiffshorns, dreimal hintereinander. Bis zum Festmachen wird die Brückenbesatzung die Hamburger und die aus ganz Deutschland angereisten Schiffsliebhaber noch ein Dutzend Mal mit dem 18 Kilometer weit zu hörenden Horn grüßen.

Gegen 5.30 Uhr kommt Hafenkapitän Hartwig Henke an Bord, um das Schiff sicher in die Hansestadt zu bringen, auf dem Airbus-Gelände haben Hunderte Arbeiter eine Pause eingelegt, stehen vor den Hallen und winken.

MIT DEM KAFFEEBECHER AN DECK

An Deck winken die Passagiere zurück, es ist jetzt voll an der Reling, kaum jemand will die Einfahrt verpassen. Zum Frühstück bleibt jetzt keine Zeit, zu spannend ist, was am Ufer vorbeizieht. Mit einem Kaffeebecher in der Hand ist alles an Deck geeilt, ausnahmsweise wird mal andersherum gestaunt: Villen und Kapitänshäuschen des Blankeneser Treppenviertels backbord, die ersten großen Docks steuerbord und die Kirchtürme der Hansestadt stimmen die Passagiere auf ihren Besuch in der Hansestadt ein.

KÖNIGIN DER MEERE

Am Elbstrand herrscht Picknick-Atmosphäre, mit Decken, Kaffee und Brötchen sitzen die Menschen bereits am frühen Morgen hier und warten auf das Schiff, am Burchardkai der HHLA steht die Arbeit still, ganze Gruppen von Arbeitern winken mit ihren Helmen, selbst die Bewohner der Hafenstraße sitzen auf ihren Dächern, um einen Blick auf das Schiff zu erhaschen.

An den Landungsbrücken wartet ein Menschenheer, alles jubelt, winkt mit Tüchern, pfeift und schreit. Dicht an dicht stehen die Menschen bis in die HafenCity, sogar vom Michel winken Zuschauer.

Zwei Feuerlöschboote begleiten mit Fontänen und Wasserspielen den Luxusliner bis zum Hamburg Cruise Terminal am Grasbrook, auch hier, auf der Freifläche vor dem SAP-Gebäude, ist alles schwarz, Menschenmassen, wohin das Auge blickt. Nur an ein paar kleinen, schäumend-weißen Wellen an Bug und Heck ist zu erkennen, dass die Bugstrahlruder arbeiten und die Propeller der »Pods« genannten Antriebseinheiten das Schiff querab zum Strom an den Kai manövrieren. Zentimeter für Zentimeter schiebt sich die QUEEN MARY 2 näher an das Ufer, die Menge ist begeistert …

Den zahlreichen Zuschauern bleibt nur die Außenansicht mit den gewaltigen Dimensionen der »Königin der Meere«. Sie können das Schiff leider nicht besichtigen, die neuen Sicherheitsbestimmungen, die seit dem 1. Juli 2004 weltweit gelten, lassen dies nicht zu. So bleibt den meisten von ihnen nur ein Traum, den sich die Passagiere gerade selbst erfüllt haben – einmal im Leben mit der QUEEN MARY 2 über den Atlantik zu fahren.

LISTE DER ANLÄUFE DER QUEEN MARY 2 IN HAMBURG