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Unsere Computer werden immer schneller, kleiner und billiger; wir produzieren jeden Tag genug Daten, um alle Bibliotheken der USA damit zu füllen; und im Durchschnitt trägt jeder Mensch heute mindestens einen Gegenstand bei sich, der mit dem Internet verbunden ist. Wir erleben gerade eine explosionsartige Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien. Luciano Floridi, einer der weltweit führenden Informationstheoretiker, zeigt in seinem meisterhaften Buch, dass wir uns nach den Revolutionen der Physik (Kopernikus), Biologie (Darwin) und Psychologie (Freud) nun inmitten einer vierten Revolution befinden, die unser ganzes Leben verändert.

 Die Trennung zwischen online und offline schwindet, denn wir interagieren zunehmend mit smarten, responsiven Objekten, um unseren Alltag zu bewältigen oder miteinander zu kommunizieren. Der Mensch kreiert sich eine neue Umwelt, eine »Infosphäre«. Persönlichkeitsprofile, die wir online erzeugen, beginnen in unseren Alltag zurückzuwirken, sodass wir immer mehr ein »Onlife« leben. Informations- und Kommunikationstechnologien bestimmen die Art, wie wir einkaufen, arbeiten, für unsere Gesundheit vorsorgen, Beziehungen pflegen, unsere Freizeit gestalten, Politik betreiben und sogar, wie wir Krieg führen. Aber sind diese Entwicklungen wirklich zu unserem Vorteil? Was sind ihre Risiken? Floridi weist den Weg zu einem neuen ethischen und ökologischen Denken, um die Herausforderungen der digitalen Revolution und der Informationsgesellschaft zu meistern. Ein Buch von großer Aktualität und theoretischer Brillanz.

 

Luciano Floridi, geboren 1964, ist Professor of Philosophy and Ethics of Information an der Oxford University sowie Director of Research und Senior Research Fellow des Oxford Internet Institute. Für seine Forschungen zur Philosophie der Information wurde er unter anderem mit dem Barwise Prize, dem Covey Award und dem Weizenbaum Award ausgezeichnet. Er war Vorsitzender der von der EU-Kommission eingesetzten Onlife-Forschungsgruppe zur Wirkung von Informations- und Kommunikationstechnologien auf unsere Gesellschaften und ist Mitglied des Expertenbeirats von Google zur Umsetzung des »Rechts auf Vergessen«.

 

 

Luciano Floridi

Die 4. Revolution

Wie die Infosphäre unser Leben verändert

Aus dem Englischen von Axel Walter

Suhrkamp

 

 

Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel The 4. Revolution. How the Infosphere is Reshaping Human Reality bei Oxford University Press

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

 

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2015

Der vorliegende Text folgt der Erstausgabe, 2015

© dieser Ausgabe Suhrkamp Verlag Berlin 2015

© Luciano Floridi 2014

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

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Satz: Satz-Offizin Hümmer GmbH, Waldbüttelbrunn

Umschlaggestaltung: Hermann Michels und Regina Göllner

Umschlagabbildung: shutterstock

 

eISBN 978-3-518-74217-4

www.suhrkamp.de

Inhalt

 

 

 

Vorwort

Danksagung

 

 1. ZEIT Hypergeschichte

 2. RAUM Infosphäre

 3. IDENTITÄT Onlife

 4. SELBSTVERSTÄNDNIS Die vier Revolutionen

 5. PRIVATSPHÄRE Informationelle Reibung

 6. INTELLIGENZ Die Welt einschreiben

 7. HANDELN Die Welt umhüllen

 8. POLITIK Der Aufstieg der Multiakteurssysteme

 9. UMWELT Das digitale Gambit

10. ETHIK E-Umweltschutz

 

Anmerkungen

Weiterführende Literatur

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Register

Vorwort

 

 

 

Dieses Buch handelt von den Auswirkungen, die unsere digitalen IKT (Informations- und Kommunikationstechnologien) darauf haben, wie wir uns selbst verstehen, wie wir miteinander in Beziehung treten und wie wir unsere Welt gestalten und mit ihr interagieren. Nanotechnologie, das Internet der Dinge, Web 2.0, Semantisches Web, Cloud Computing, Computerspiele mit Bewegungserfassung, Smartphone-Apps, Tabletcomputer und Touchscreens, GPS, Augmented Reality, künstliche Begleiter, unbemannte Drohnen, fahrerlose Autos, Wearables, 3-D-Drucker, Identitätsdiebstahl, Onlinekurse, soziale Medien, Cyberkrieg … Technophile und Technophobe stellen sich dieselbe Frage: Was kommt als Nächstes? Der Philosoph fragt sich, was steckt dahinter. Gibt es eine verbindende Perspektive, aus der sich all diese Phänomene als Aspekte eines einzigen makroskopischen Trends interpretieren lassen? Schwer zu beantworten ist diese Frage auch deshalb, weil wir nach wie vor gewohnt sind, in den IKT Werkzeuge zur Interaktion mit der Welt und mit uns selbst zu sehen. In Wahrheit sind aus ihnen umweltgestaltende, anthropologische, soziale und interpretative Kräfte geworden. Sie schaffen und prägen unsere geistige und materielle Wirklichkeit, verändern unser Selbstverständnis, modifizieren, wie wir miteinander in Beziehung treten und uns auf uns selbst beziehen, und sie bringen unsere Weltdeutung auf einen neuen, besseren Stand, und all das tun sie ebenso tief greifend wie umfassend und unablässig.

Dies ist also ein philosophisches Buch, aber keines nur für Philosophen. Mir geht es mit ihm darum, einige der grundlegenden technologischen Kräfte, die sich auf unser Leben, unsere Überzeugungen und alles uns Umgebende auswirken, zu identifizieren und zu erklären, gleichwohl ist es keine technische oder wissenschaftliche Abhandlung. Wie Sie bei einem schnellen Blick auf das Inhaltsverzeichnis feststellen können, bin ich der Überzeugung, dass wir den Beginn einer tief greifenden revolutionären Umwälzung erleben, einer Kulturrevolution, die zum größten Teil von den IKT ausgeht. Mir ist bewusst, dass sich jede Generation für besonders hält, einfach nur, weil sie am Leben ist und sich infolgedessen auf die Einzigartigkeit ihres Platzes zwischen den Toten und den noch Ungeborenen berufen kann. Darum teile ich die Ansicht, dass es wichtig ist, die Dinge nüchtern zu betrachten und nicht unnötig zu dramatisieren. Doch stellen Sie sich vor, Sie wären Zeuge der Ereignisse gewesen, die sich am 16. Dezember 1773 in Boston zugetragen haben, oder dessen, was am 14. Juli 1789 in Paris geschah. Dass wir ein neues Jahrtausend schreiben und uns in der Infosphäre befinden, ist ein Fakt, und das ist es auch, was ich in diesem Buch herausstellen möchte.

Die Informationsrevolution, die ich erörtere, ist eine große Chance für unsere Zukunft. Dies ist also auch ein moderat optimistisches Buch. Ich sage »moderat«, denn die Frage ist, ob es uns gelingen wird, das Beste aus unseren IKT zu machen und dabei ihre schlimmsten Folgen zu vermeiden. Wie lässt sich sicherstellen, dass wir den Nutzen aus ihnen haben? Was könnten wir tun, um die besten technologischen Transformationen zu erkennen, zu koordinieren und zu fördern? Welche Risiken birgt die Umwandlung der Welt in eine immer IKT-freundlichere Umwelt? Werden unsere IKT uns beflügeln und ermächtigen oder werden sie unseren materiellen und begrifflichen Spielraum einengen und uns leise zwingen, uns ihnen anzupassen, weil darin die beste oder mitunter die einzige Möglichkeit besteht, die Dinge zum Laufen zu bringen? Können IKT uns helfen, unsere drängendsten sozialen und ökologischen Probleme zu lösen, oder werden sie sie nur verschärfen? Dies sind nur einige der herausfordernden Fragen, die die Informationsrevolution aufwirft. Ich hoffe, dieses Buch kann etwas dazu beitragen, dass die umfangreicheren Bemühungen, die zu ihrer Behandlung und Klärung im Gange sind, vorankommen; und dass ein fruchtbarerer und effektiverer Umgang mit den Problemen und Chancen der IKT möglich wird, wenn wir ein tieferes Verständnis ihrer Auswirkungen auf unser heutiges und zukünftiges Leben gewinnen.

Die große Chance, die sich mit den IKT bietet, geht mit einer riesigen intellektuellen Verantwortung einher, sie so zu verstehen und uns zunutze zu machen, wie es richtig wäre. Auch deshalb ist dies kein Buch für Spezialisten, sondern für jeden und jede, der oder die ein Interesse an der Entwicklung unserer IKT hat und daran, wie sie sich auf uns und die absehbare Zukunft der Menschheit auswirken. Das Buch setzt kein Vorwissen zu den Themen voraus, wenngleich es sich nicht um einen Grundlagentext für Einsteiger handelt. Komplexe Phänomene lassen sich begrifflich vereinfachen, jedoch nicht beliebig, und jenseits einer gewissen Schwelle wird die Vereinfachung eine unzutreffende und daher nutzlose Verzerrung. Ich habe versucht, mich so nah wie möglich an dieser Schwelle entlangzubewegen, ohne sie zu überschreiten. Sie werden meine Bemühungen, wie ich hoffe, wohlwollend aufnehmen.

Als ein Buch für Nichtfachleute könnte es auch als Einführung dienen. Denn es ist Teil eines umfassenderen Projekts zu den Grundlagen der Informationsphilosophie, bei dem es darum geht, unsere Philosophie auf den neuesten Stand zu bringen und sie für unsere Zeit und außerhalb akademischer Mauern relevant zu machen.1 Angesichts der beispiellosen Neuheiten, die den Anbruch des Informationszeitalters begleiten, überrascht es nicht, dass viele unserer grundlegenden, so fest in der Geschichte und vor allem im Industriezeitalter verwurzelten philosophischen Ansichten überarbeitet und ergänzt, wenn nicht sogar ganz ersetzt werden müssen. Mag sein, dass es in den Akademien, den Think-Tanks, den Forschungszentren oder in den Forschungs- und Entwicklungsbüros noch anders ist, auf den Straßen und online aber herrscht eine Atmosphäre konfuser Erwartung, gemischt mit Sorge; eine Wahrnehmung, dass sich in unseren Ansichten über die Welt, über uns und unsere Interaktionen mit der Welt und untereinander aufregende Veränderungen vollziehen, die im Kleinen beginnen und immer weitere Kreise ziehen. Diese Atmosphäre und diese Wahrnehmung sind nicht das Resultat von Forschungsprogrammen oder von Förderanträgen, die sich schließlich ausgezahlt hätten. Viel wirklichkeitsnäher und eindringlicher, aber auch unübersichtlicher und vorläufiger, sind die Änderungen in unseren Ansichten über die Welt das Resultat unserer täglichen geistigen Angleichungen und Verhaltensanpassungen an eine im ständigen Fluss befindliche Wirklichkeit, die sich vor unseren Augen immer schneller verändert. Wir stürzen in die Zukunft und finden dabei ein neues Gleichgewicht, indem wir neue Bedingungen gestalten und uns auf sie einstellen, obwohl sie noch keineswegs endgültig ausgereift sind. Es ist nicht länger so, dass Neues zunächst die althergebrachten Abläufe stört, bis es nach gewisser Zeit »eingepreist« ist und alles nach fast dem gleichen Schema weitergeht. Denken Sie beispielsweise an die Autoindustrie oder die Buchindustrie und die Stabilität, die sie nach einer Phase anfänglicher Störungen und rascher Anpassungsmaßnahmen gewonnen haben. Klar scheint, dass eine neue Geschichtsphilosophie, die unser Zeitalter als das Ende der Geschichte und den Beginn der Hypergeschichte (mehr zu dieser Auffassung im 1. Kapitel) plausibel zu machen versucht, eine Aufforderung darstellt zur Entwicklung einer neuen Naturphilosophie, einer neuen philosophischen Anthropologie, eines synthetischen Umweltschutzes als einer Brücke zwischen uns und der Welt und einer neuen Philosophie der Politik unter uns. »Cyberkultur«, »Posthumanismus«, »Singularität« und andere ähnliche modische Ideen lassen sich allesamt als Versuche ihrer Vertreter verstehen, unserer komplizierten hypergeschichtlichen Lage Sinn zu geben. In dieser Hinsicht sind sie bezeichnend, sie mögen mitunter auch anregend sein, letztlich aber überzeugen sie mich nicht. »O buraco é mais embaixo«, wie man in Brasilien sagt: Das Loch ist weit tiefer, das Problem viel tiefgründiger. Wir kommen nicht umhin, uns auf ernsthafte philosophische Tiefenschürfungen einzulassen. Aus diesem Grund kommt die Aufforderung, Gegenwart und Zukunft in einer zunehmend technologisierten Welt neu und anders zu denken, der Forderung nach einer neuen Informationsphilosophie gleich, die auf jeden Aspekt unserer hypergeschichtlichen Lage Anwendung finden kann. Wir müssen die Wurzeln unserer Kultur sorgfältig in Augenschein nehmen und sie pflegen, gerade weil wir wollen, dass sie wächst und gedeiht.

Wir wissen, dass die Informationsgesellschaft ihre weit zurückreichenden Wurzeln in der Erfindung der Schrift, des Drucks und der Massenmedien hat. Realität wurde sie jedoch erst vor kurzer Zeit, als sich die Aufzeichnungs- und Übertragungsmöglichkeiten der IKT zu Verarbeitungsfähigkeiten entwickelten. Mit den von den IKT bewirkten tief greifenden und umfassenden Wandlungen vermochten wir begrifflich nicht annähernd Schritt zu halten. So entstand ein enormes Defizit, das es aufzuarbeiten gilt. Wir können es uns zweifellos nicht leisten, auf die Philosophie und ihre Mitwirkung zu verzichten, denn die vor uns liegenden Aufgaben sind schwierig. Wir brauchen sie, um besser zu verstehen, wie Information eigentlich beschaffen ist. Wir brauchen sie, um die ethischen Auswirkungen der IKT auf uns und unsere Umwelt zu antizipieren und zu kanalisieren. Wir brauchen sie, um die ökonomischen, sozialen und politischen Informationsdynamiken zu verbessern. Und wir brauchen sie zur Entwicklung des richtigen geistigen Rahmens, der uns dazu dienen kann, unsere neue schwierige Lage zu semantisieren (ihr Bedeutung zu geben und Sinn abzugewinnen). Kurz gesagt brauchen wir eine Informationsphilosophie als eine Philosophie über unsere Zeit für unsere Zeit.

Ich mache mir keine Illusionen, vor uns liegt eine gigantische Aufgabe. In diesem Buch skizziere ich lediglich ein paar Ideen für eine Philosophie der Information, in Form einer Philosophie der Hypergeschichte; für eine Philosophie der Natur, in Form einer Philosophie der Infosphäre; für eine philosophische Anthropologie, in Form einer vierten Revolution in unserem Selbstverständnis, nach der kopernikanischen, der darwinschen und der freudschen; und für eine Philosophie der Politik, in Form der Entwicklung von Multiakteurssystemen, die sich der Aufgabe, globale Probleme zu bewältigen, gewachsen zeigen könnten. All dies sollte zu einer Ausweitung der ethischen Sorge um und für alle Umwelten führen, einschließlich der künstlichen, digitalen oder synthetischen. Eine solche neue »e-kologische« Ethik oder »E-Umweltethik« sollte auf einer Informationsethik für die ganze Infosphäre und sämtliche ihrer Komponenten und Bewohner gründen. In den folgenden Kapiteln streife ich solche Ideen bloß und reiße das Problem notwendiger ethischer Infrastrukturen, die mit ihnen im Einklang stehen könnten, lediglich an. Viel mehr Arbeit wartet auf uns. Ich hoffe sehr, dass sich viele andere bereitfinden werden, ihre Kräfte zu bündeln.

Schließlich werden Sie bei der Lektüre dieses Buches feststellen, dass es eine Menge nur vorläufiger oder versuchsweise verwendeter Begriffe und Termini enthält, zusammen mit Neologismen, Akronymen und Fachausdrücken. Dergleichen Versuche zur Umgestaltung unserer Sprache können ärgerlich sein, sie lassen sich jedoch nicht immer vermeiden. Mein Ringen um eine Balance zwischen Lesbarkeit und Genauigkeit ist offensichtlich und ich habe mich entschlossen, es nicht zu verbergen. Genau wie ein guter Schwimmer – einer anschaulichen Analogie des Philosophen Friedrich Waismanns (1896-1959) zufolge, der seinerzeit dem Wiener Kreis angehörte – in der Lage ist, stromaufwärts zu schwimmen, sollte ein guter Philosoph die schwierige Kunst beherrschen, »sprachaufwärts« zu denken, gegen den Strom sprachlicher Gewohnheiten.2 Ich teile diese Ansicht unbedingt, bin mir jedoch auch darüber im Klaren, dass meine Bemühungen um die Erfassung des umfassend und tief greifend Neuen, mit dem wir es in geistiger Hinsicht zu tun haben, unzureichend bleiben. Dem Fluss alter Ideen zu widerstehen, stellt eine große und wichtige Herausforderung dar, weil wir ohne ein besseres Verständnis der Zusammenhänge schwerlich zu besseren politischen Strategien gelangen. Wir müssen unsere Begrifflichkeit und ebenso unsere Arten, der Welt Bedeutung zu geben und ihr Sinn abzugewinnen (unsere Semantisierungsprozesse und -praktiken), überdenken und gegebenenfalls neu konzipieren, wenn wir unser Zeitalter besser begreifen und dadurch unsere Chance erhöhen wollen, es auf die bestmögliche Art zu gestalten und seine Schwierigkeiten erfolgreich zu bewältigen. Dies ist kein Freibrief zum Verzicht auf Klarheit und Vernunft, auf nötige Belege und schlüssige Argumente, plausible Erklärungen und darauf, offen einzuräumen, dass man in Bezug auf die Dinge unsicher oder unwissend ist. Gegen den Strom zu schwimmen, hat nichts mit panischem Herumstrampeln zu tun. Im Gegenteil verlangt es erst recht Disziplin. Wir müssen weiter an unserer geistigen Verfassung arbeiten und dürfen unsere intellektuellen Bemühungen nicht einstellen. Darum lassen Sie mich vielleicht bei dem Bild des Wassers bleiben und Otto Neurath (1882-1945) paraphrasieren, einen anderen Philosophen, der dem Wiener Kreis angehörte:3 Wir haben nicht einmal ein Floß, doch in Unklarheiten zu ertrinken, stellt keine Option dar.4 Träges Denken wird unsere Probleme nur verschärfen. Wir müssen unseren Verstand anstrengen und ein Floß bauen, während wir schwimmen. Ich hoffe, die folgenden Kapitel halten dafür genug Baumaterial bereit.

Danksagung

 

 

 

So viele Menschen haben mir beim Schreiben dieses Buches auf so vielfältige Weise und bei so vielen Gelegenheiten geholfen, dass ich bei dem Versuch, sie alle namentlich aufzuführen, mit Sicherheit doch jemand Wichtigen vergessen könnte, wie lang die Liste auch werden würde. Darum werde ich mich darauf beschränken, nur denen meinen Dank auszusprechen, die im letzten Abschnitt des Forschungs- und Schreibmarathons eine größere Rolle gespielt haben.

Ungemein dankbar bin ich Latha Menon, der verantwortlichen Lektorin bei Oxford University Press, für ihre Ermutigung, mich auf dieses ambitionierte Projekt einzulassen, für ihre Anregungen in verschiedenen Stadien der Arbeit und für ihre Unterstützung über die Jahre, selbst dann noch, als ich ein ums andere Mal um eine weitere Verlängerung der Abgabefrist bat. Sie las den vorletzten Entwurf und machte ihn bemerkenswert leserfreundlich.

Viele Gespräche mit Anthony Beavers, Terry Bynum, Massimo Durante, Charles Ess, Amos Golan, Mireille Hildebrandt, Hosuk Lee-Makiyama, Marco Pancini, Ugo Pagallo, Mariarosara Taddeo, Matteo Turilli, Menno van Doorn und Marty J. Wolf zu unterschiedlichen Teilen dieses Buches haben wesentliche Verbesserungen bewirkt. Wir haben unseren Wein nicht vergeudet, ich bin ihnen allerdings noch einige Drinks schuldig. Speziell Massimo Durante, Federico Gobbo, Carson Grubaugh, Ugo Pagallo und Marty J. Wolf haben den, wie ich dachte, letzten Entwurf gelesen und ihn dank ihrer äußerst aufschlussreichen Anmerkungen wieder in den Stand eines vorletzten zurückversetzt.

Meiner Frau Anna Christina (Kia) De Ozorio Nobre verdanke ich nicht nur ein Leben voller Liebe, sondern auch die ursprüngliche Idee, der »vierten Revolution« mehr Aufmerksamkeit zu schenken, und ein grenzenloses Vertrauen in die Fähigkeiten ihres Gatten, ihren hohen Erwartungen und Maßstäben gerecht zu werden. Sie hat mich so oft darüber klagen hören, wie schwierig es sei, dieses Buch abzuschließen, dass ich mich fast schäme, nun, da es mir tatsächlich gelungen ist. Wenige Dinge wirken so motivierend wie die völlige Gewissheit einer geliebten und geschätzten Person, man selbst werde seine gesteckten Ziele erreichen. Kia machte zahlreiche grundlegende und verständnisvolle Vorschläge zu dem letzten Entwurf, den ich ihr im Laufe einiger wunderbarer Abende vor unserem Kamin vorgelesen habe.

Im Jahr 2012 hatte ich das Vergnügen und das Privileg, eine von der Europäischen Kommission organisierte Forschungsgruppe zu leiten, die Onlife Initiative, die sich mit dem Einfluss der IKT auf die in der europäischen Gesellschaft vor sich gehenden Wandlungen befassen sollte. Nicole Dewandre, Beraterin des Generaldirektors der Generaldirektion für Kommunikationsnetze, -inhalte und -technologien der Europäischen Kommission, hatte das ganze Projekt angestoßen und unterstützte es nach Kräften, und ich bin ihr und Robert Madelin zutiefst dankbar für eine solch wunderbare Herausforderung, in der wirklichen Welt Philosophie zu treiben. Das Resultat unserer Bemühungen bildet das Onlife Manifesto.1 Ich empfand es als große Ehre, dass die Gruppe und das Manifest nach einigen der Ideen benannt wurden, die ich in diesem Buch darlege. Teil der Gruppe zu sein, war eine frappierende intellektuelle Erfahrung. Durch sie habe ich viele Aspekte der Informationsrevolution schließlich besser verstanden, was mir ohne die Anregungen und Gespräche so vieler außergewöhnlicher Kollegen wohl nicht möglich gewesen wäre. Darum bedanke ich mich vielmals bei meinen Mit-»Onlifern«: Franco Accordino, Stefana Broadbent, Nicole Dewandre, Charles Ess, Jean-Gabriel Ganascia, Mireille Hildebrandt, Yiannis Laouris, Claire Lobet, Sarah Oates, Ugo Pagallo, Judith Simon, May Thorseth und Peter Paul Verbeek.

Das Buch in seiner vorliegenden Form ist das Ergebnis des sehr fruchtbaren Zusammenspiels mit der Lektoratsmannschaft von Oxford University Press, insbesondere mit Emma Ma. Die von OUP hinzugezogenen anonymen Gutachter haben mich auf dem rechten Weg gehalten. Penny Driscoll, meine Assistentin, hat das Manuskript hervorragend lektoriert und viel für seine bessere Lesbarkeit getan. Ihr verdanke ich auch manche äußerst nützliche philosophische Hinweise zur letzten Fassung des Buches. Ich muss an dieser Stelle nochmals bekräftigen, was ich zuvor schon einmal geschrieben habe: Ohne ihre außergewöhnliche Unterstützung und ihr ausgeprägtes Vermögen, die Fäden in der Hand zu behalten, hätte ich dieses Projekt unmöglich zum Abschluss bringen können.

Abschließend gilt mein Dank der Universität von Hertfordshire, Brendan Larvor und Jeremy Ridgman für die Unterstützung während der letzten Jahre mit allem, was ich für meine Forschung in verschiedenen Stadien brauchte; dem British Arts and Humanities Research Council und Google für drei Forschungszuschüsse während der akademischen Jahre 2010 ‌/ ‌2011 und 2011 ‌/ ‌2012, die einigen der Forschungsvorhaben für dieses Buch zugutekamen; Amos Golan, der so freundlich war mich einzuladen, als außerplanmäßiger Professor am Infometrics Institute im Wirtschaftsdepartment der American University (AU) in Washington zu lehren; und meinem neuen akademischen Zuhause, dem Oxford Internet Institute. Voraussetzung für den letzten Kraftakt bis zur Fertigstellung war eine Zeit stiller, konzentrierter und planvoller Beschäftigung, die ich 2013 an der AU verbringen durfte.