Jean G. Goodhind

Mord
zur besten Sendezeit

Honey Driver ermittelt

Kriminalroman

Aus dem Englischen
von Ulrike Seeberger

Aufbau Digital

Impressum

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

Honey Driver and The Death of a Diva

ISBN 978-3-8412-0580-3

Aufbau Digital,

veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, August 2013

© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin

Die deutsche Erstausgabe erschien 2013 bei Aufbau Taschenbuch, einer Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG

Copyright © Jean Goodhind 2012

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unter Verwendung mehrerer Motive von iStockphoto: ©

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E-Book Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, www.le-tex.de

www.aufbau-verlag.de

Inhaltsübersicht

Cover

Impressum

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Sechzehn

Siebzehn

Achtzehn

Neunzehn

Zwanzig

Einundzwanzig

Zweiundzwanzig

Dreiundzwanzig

Vierundzwanzig

Fünfundzwanzig

Sechsundzwanzig

Siebenundzwanzig

Achtundzwanzig

Neunundzwanzig

Dreißig

Einunddreißig

Zweiunddreißig

Dreiunddreißig

Vierunddreißig

Fünfunddreißig

Sechsunddreißig

Siebenunddreißig

Anmerkungen

Informationen zum Buch

Informationen zur Autorin

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Eins

Honey Driver, Hotelbesitzerin in Bath und Verbindungsperson zwischen dem Hotelfachverband und der Kriminalpolizei, war nur in ein Laken gehüllt, als Detective Chief Inspector Steve Doherty, der Mann mit dem Dreitagebart und den stahlharten Muskelpaketen, ihr eine wichtige Frage stellte.

»Kommst du jetzt mit und schaust mir beim Training zu, oder was? Da kriegst du was Tolles zu sehen. Ich trage nämlich Shorts.«

Der Gedanke an Steve Doherty in kurzen Hosen war natürlich ziemlich reizvoll, aber für Rugby konnte sich Honey ungefähr so sehr erwärmen wie für Rosenkohl, Kräutertee und Joggen in aller Herrgottsfrühe.

Sie schlang ihre Arme noch ein wenig fester um das Laken. Es war Dohertys Laken. In Dohertys Bett.

»Ah! Das könnte schwierig werden.« Sie zermarterte sich das Hirn, welches Problem sie vorschieben könnte.

Doherty warf ihr einen seiner durchdringenden Blicke zu, die weder von Laken noch von Kleidung aufzuhalten waren. Dieser Röntgenblick sah einfach alles, auch die verborgensten Gedanken.

»Hattest du nicht gesagt, dass es im Augenblick im Green River Hotel ziemlich ruhig zugeht?«

»Ah, ja, aber wenn nicht viel los ist, kann ich ein bisschen Inventur machen – Bettwäsche zählen, Vorräte überprüfen und so.«

»Klingt nicht wirklich interessant.«

»Nein, aber sag mal, warum treffen wir uns nicht hinterher im Zodiac?«

Das Zodiac war ihre Lieblingsbar. Es lag in einem alten Kellergewölbe unterhalb von North Parade. Es war schummrig, hatte eine tolle Atmosphäre und duftete immer verlockend nach brutzelnden Steaks. Na gut, man lief Gefahr, hinterher selbst nach gebratenen Zwiebeln und Steak zu riechen, aber das war das Ambiente allemal wert. Außerdem bekam man so das Gefühl, man hätte wirklich was gegessen; das sparte einen Haufen Kalorien.

»Ich hab dir doch gerade gesagt, dass ich für die Rugbymannschaft der Polizei trainiere.«

»Für die zweite Mannschaft.«

»Na gut, für die zweite Mannschaft. Aber wir sind mit Feuer und Flamme dabei«, erwiderte er und stupste sanft einen Finger in die Kuhle zwischen ihren Brüsten.

Großer Gott, dachte sie, und ihre Augen wurden zärtlich, als sie den Enthusiasmus in seinem Gesicht wahrnahm. Was hatten die Mannschaftssportarten diesen großen Jungs bloß zu bieten? Die sollten es doch eigentlich besser wissen.

»Ich muss ja zugeben, dass der Gedanke an all die nackten, muskulösen Oberschenkel ziemlich verlockend ist. Hmm … trotzdem: ich mag Ballspiele nicht.«

Er grinste, und sie wusste, dass er gerade an ganz andere Spiele dachte, die nichts mit Rugby zu tun hatten.

»Auf einen Drink könnte ich mich vielleicht hinterher mit dir treffen.«

»Wenn du noch die Kraft dazu hast.«

»Honey, das weißt du doch besser. Ich bin der Typ Mann, der vor Energie nur so strotzt.«

Da fiel ihr endlich eine hervorragende Entschuldigung ein. Sie klatschte sich mit der flachen Hand auf die Stirn.

»Hatte ich total vergessen. Ich habe eine Einladung ins Römische Bad – Cocktails im Fackelschein. Die habe ich dem Immobilienfritzen zu verdanken, mit dem ich mich kürzlich mal unterhalten habe.«

»Wegen dieser Idee mit dem Landhaushotel? Der muss ja denken, dass du nur so im Geld schwimmst.«

»Schön wär’s. Falls ich das Green River zu einem guten Preis loswerden kann, habe ich genug Kapital, um mir was anderes zu kaufen. Ich finde, das ist eine gute Idee, du etwa nicht?«

Eigentlich hatte sich bisher ihre Begeisterung für diese Immobilienveranstaltung sehr in Grenzen gehalten. Honey tröstete sich mit dem Gedanken, dass es kostenlose Drinks geben würde und sie sich nicht das Hinterteil abfrieren musste, während sie erwachsenen Männern dabei zusah, wie sie sich gegenseitig verprügelten.

Der Gedanke, mit dem Hotel aufs Land zu ziehen, spukte ihr schon eine ganze Weile im Kopf herum. Sie hatte bei den Maklern vor Ort nachgefragt, hatte sich Hochglanzbroschüren schicken lassen, hatte mit Architekten, Bauunternehmern, ihrem Bankmenschen und ihrer Tochter Lindsey gesprochen und sie um ihre Meinung gebeten. Lindsey hatte sie mit ausdrucksloser Miene angestarrt, wahrscheinlich, weil sie gerade damit beschäftigt war, einen Römerhelm zu polieren. Der gehörte Emmett, ihrem neuesten Freund. Emmett war Mitglied in einem Klub von jungen Kerlen, die sich an den Wochenenden als römische Soldaten verkleideten und bei Landwirtschaftsausstellungen antike Schlachten nachspielten. Gelegentlich betätigte er sich auch als Fremdenführer im Römischen Bad.

»Ist das wirklich dein Ernst, diese Idee mit dem Landhaushotel?«, fragte Doherty.

»Ich glaube schon.«

»Na, so sicher bist du wohl doch nicht.«

»Ja und nein.«

»Das klingt ziemlich unentschlossen.«

»Ich habe einiges von Mary Jane gelernt. Ich warte auf ein Zeichen.«

»Aha!« Er nickte weise, aber sein Mund verzog sich unmerklich zu einem schrägen Lächeln. »Tu, was du nicht lassen kannst«, sagte er und küsste sie auf die Stirn. »Wie wäre es aber in der Zwischenzeit mit ein wenig Aufmunterung für den Prop Forward?«

Sein lüsterner Blick ließ sie beinahe wieder schwach werden. Sollte sie hier bei ihm bleiben? Sollte sie gehen? Sie wog die Alternativen ab. Das Green River Hotel gehörte ihr schon eine ganze Weile. Das Personal war loyal, sie stand auf freundschaftlichem Fuß mit ihren Leuten, und die nahmen sich nie etwas, das ihnen ihrer Meinung nach nicht zustand. Heute war Montag, da würde der Mann von der Reinigung kommen, die saubere Wäsche liefern und die schmutzige Bett- und Tischwäsche abholen. Außerdem würden die Müllmänner die Tonnen mit dem sorgfältig getrennten Müll leeren und mächtig Krach dabei machen, und Smudger, der Chefkoch, hatte seinen freien Tag. In den Gästezimmern und im Restaurant würde es ziemlich ruhig zugehen. Anna saß am Empfang, und Lindsey war Chefin vom Dienst. Was konnte da schon schieflaufen?

»Ich nehme an, der Prop Forward hat jetzt lange genug auf der Ersatzbank gesessen und ist wieder bereit, sich ins Gewühl zu stürzen?«, fragte sie und legte den Kopf ein wenig schief.

Lächelnd hakte Doherty seinen Finger unter das Laken. Es glitt in eleganten Falten zu Boden.

»Korrekt.«

Zwei

Cocktails beim Fackelschein, das hatte etwas wunderbar Dekadentes, umso mehr, wenn der Veranstaltungsort das Römische Bad war.

Die lodernden Fackeln und der leicht schwefelige Geruch passten zum Anlass. Heute Abend fand hier eine Party statt, wo einst die obersten Zehntausend der Römer gebadet hatten, wo sie massiert und eingeölt wurden (und sonst noch einiges getan hatten, was ein braves Mädchen seiner Mutter niemals erzählen würde). Die besten Makler von Bath zahlten die Zeche. Keine gewöhnlichen Immobilienfritzen, sondern die Topmakler, allererste Sahne.

Diese Herren, die Verkäufe von Gebäuden und Ländereien in der berühmten Stadt Bath vermittelten, die immerhin zum Weltkulturerbe gehörte, waren natürlich selbst auch aus der obersten Schublade. Nur selten ließen sie sich so weit herab, eine Liegenschaft anzubieten, die weniger als ein halbe Million Pfund wert war, und das auch nur, wenn der Verkäufer ein weit prächtigeres Anwesen erwerben wollte oder eins für einen Sohn oder eine Tochter gekauft hatte, die inzwischen die Universität verlassen und einen Job als Börsenmakler in London angetreten hatten.

Top-Adressen, darum ging es hier. Ganz oben auf der Liste standen Herrenhäuser mit allem Komfort: mit Hubschrauberlandeplatz, Tennisplatz und Stallungen. Ebenso Anwesen, bei denen der Besitzer von Bord seiner Yacht im Mittelmeer mit einem einzigen Knopfdruck bequem die Klimaanlage und die Heizung steuern konnte.

Für solche großartigen Objekte interessierte sich Honey nicht. Erstens konnte sie sich die nicht leisten, und zweitens hatte sie gerade mit Müh und Not gelernt, wie die Fernbedienung für den Fernseher funktionierte, und machte lieber einen großen Bogen um jede Art von satellitengesteuerten Gerätschaften.

Nein. Sie war auf der Suche nach einem leicht verfallenen Herrenhaus, das man zu einem Landhaushotel umbauen konnte. Wenn sie an ihre sehr bescheidenen Finanzen dachte, musste es ziemlich renovierungsbedürftig sein. Ein bereits vollständig hergerichtetes Hotel würde zu viel kosten.

Im Grunde liebäugelte sie schon lange mit dem Gedanken an eine Veränderung. Mehr als ein bisschen Liebäugeln verband sie allerdings inzwischen mit Detective Chief Inspector Steve Doherty, dem unermüdlichen Liebhaber mit dem lässigen Kleidungsstil. Oh, und manchmal flirtete sie auch ein bisschen mit John Rees, der einmal in Los Angeles gelebt hatte und im Moment Besitzer eines Buchantiquariats in Bath war.

Zu dieser Party war sie jedoch ohne männliche Begleitung gekommen. Doherty war ja beim Rugbytraining. Beim bloßen Gedanken daran musste sie lächeln, denn sie fragte sich, ob er nach den Stunden mit ihr überhaupt noch die Energie hatte, sich mit den Jungs auf dem Spielfeld zu prügeln.

»Wer kommt denn alles zu dieser Party?«, hatte ihre Mutter gefragt, sobald sie gehört hatte, wohin Honey sich aufmachte.

»Ein Haufen Leute, die Champagner schlürfen.«

»Irgendwelche bekannten Namen?«

Ihre Mutter war ganz Ohr, die Adleraugen so blau wie das kleine Schneiderkostüm, das sie trug. Seit sie einen Laptop gekauft hatte, trug Honeys Mutter Gloria Cross diese Business-Kostümchen. Der Computer steckte natürlich in einer passenden Tasche von Louis Vuitton, und sie schleppte ihn überall mit hin.

Seit Gloria Cross ihre Online-Partnerbörse für die Generation sechzig plus gestartet hatte, hatte sich ihre Meinung zur modernen Technologie schlagartig geändert. Das Unternehmen hieß Schnee auf dem Dach, und Gloria Cross hatte ihre Absicht verkündet, ein paar alte Öfen wieder zum Lodern zu bringen, als sie sich mit dem Bath Chronicle in Verbindung gesetzt und darauf bestanden hatte, dass die Zeitung einen langen Artikel über ihr Unternehmen veröffentlichte.

»Die Leute brauchen doch was zu tun, wenn sie im Ruhestand sind«, hatte sie dem Milchgesicht von Reporter erklärt, der mit einem Diktiergerät und einer vorgefassten Meinung über die Generation sechzig plus bei ihr aufgetaucht war. Honeys Mutter war herumstolziert, als wäre sie ein Medienstar – bis sie die Schlagzeile las:

AUS ALT MACH NEU

Das Milchgesicht hatte die Sache als Bericht über ein neues Betätigungsfeld für alte Damen aufgezogen. Sonderlich beeindruckt war Gloria Cross nicht gewesen, nein, eher ziemlich wütend. Sie war sofort zur Zeitung marschiert, hatte dem Chefredakteur die Meinung gesagt und keinen Zweifel daran gelassen, dass sie von ihm erwartete, dass er dem Reporter eins auf den Deckel geben würde. Der war nirgends zu finden, sondern hielt sich bedeckt, bis die Luft wieder rein war.

»Nimm bloß dein Handy mit und mache ein Foto von allen, die berühmt sind. Aber nur von den Allerberühmtesten, hörst du. Keine von der zweiten Garnitur, den Leuten vom Lokalradio oder so.«

»Ich glaube nicht, dass ich …«

»Ach je!«, rief ihre Mutter, und ihre Augen glitzerten vor Aufregung wie Diamanten. »Ich wüsste zu gern, wer alles kommt. Bist du sicher, dass du mir nicht auch eine Einladung besorgen kannst?«

Nein, erwiderte ihr Honey, das würde nicht gehen. Ehrlich gesagt, sie wusste es nicht genau, aber sie würde bestimmt keinen ernsthaften Versuch unternehmen.

»Mutter, du weißt doch, dass ich nichts für diesen VIP-Kult übrighabe. Ich werde keine Fotos machen. Ich MÖCHTE keine Fotos machen.«

Da war sie nun. Sie machte keine Fotos, aber sie schaute sich um und suchte nach berühmten Gesichtern. Das Ergebnis war ziemlich überraschend. Alle, die in Bath irgendwer waren, hatten sich eingefunden, dazu noch ein paar ungeladene Gäste, die jemanden kannten, der ihnen Zutritt verschaffen konnte. Sie bemerkte, dass sie Leute anlächelte, die sie nur mal auf Fotos in Klatschzeitschriften, im Film oder im Fernsehen gesehen hatte oder – was für ein Wunder! – als entfernte Mitglieder der königlichen Familie identifizierte.

Ein berühmter Hollywood-Schauspieler nickte ihr freundlich lächelnd zu, als ginge er davon aus, sie zu kennen. Sobald ihm sein Irrtum klar geworden war, schaute er betreten weg.

Sie versuchte sich daran zu erinnern, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte. Hatte er nicht in Corellis Mandoline mitgespielt? Wenn sie es recht bedachte, hatte sie ihn vielleicht im Zodiac Club bemerkt, wo die Leute aus dem Gastgewerbe sich in den späteren Abendstunden trafen, um sich zu entspannen und ihre Meinung über die Kundschaft kundzutun. Die schummrigen Ecken im Zodiac besaßen einen großen Reiz für eine ganze Menge Leute, wenn man bedachte, wie viele Einlass wollten und wie viele abgewiesen wurden.

Ja, auch ein Hollywood-Star würde dort gern hingehen, überlegte sie und schaute woanders hin.

Ein weiterer amerikanischer Schauspieler kam vorbeigeschlendert, der gleichfalls freundlich lächelte und bedeutend weniger blondes Haar hatte als in seiner Jugend. Er war die blonde Hälfte des Detektivduos Starsky & Hutch aus der Polizeiserie der siebziger Jahre, fiel Honey ein.

»Hi«, sagte er und hob grüßend die Hand.

Honey reagierte mit einem kleinen Winken. »Selber hi.«

Er ging weiter und sagte »Hi« zu jedermann, und alle Leute lächelten. Die berühmten Damen, die vorüberspazierten, schienen in weniger leutseliger Stimmung zu sein. Manche stammten aus alten Familien, besaßen ein noch älteres Vermögen und schauten mit ausdrucksloser Miene auf die Menge, als wären sie nicht ganz sicher, was sie hier unter all den Leuten aus dem Showbusiness verloren hatten.

Honey erkannte eine oder zwei Personen, die einmal zum Essen ins Hotel gekommen waren; sie wusste um ihre Lebensumstände. Das war eben Bath: Klatsch und Tratsch. Eins war gewiss: Dank der Erbschaftssteuer und anderer finanzieller Verpflichtungen für die liebe Familie standen heutzutage Anwesen zum Verkauf, die seit den Jugendtagen Heinrichs VIII. stets vom Vater auf den Sohn übergegangen waren, zusammen mit der gesamten Familiengeschichte, den feuchten Mauern und dem Hausschwamm.

Der andere Typ Frau, der heute zur Party gekommen war, war völlig anders. Das waren die Neureichen, die sich unverfrorener gaben. Diese Frauen hatten ein starres Lächeln auf den mit Botox aufgespritzten Lippen, ihre dank Silikonimplantaten und neuester Technologie verdächtig prallen Brüste quollen beinahe aus dem tiefen Ausschnitt ihrer Abendkleider, alles hatte seinen Preis. Diamanten waren einfach out, heute ging es um pralle Brüste. Am besten heiratete man einen Schönheitschirurgen. Wer das nicht schaffte, musste eben das Sparschwein schlachten.

Honey überlegte, wie viel wohl die Designerklamotten dieser Damen gekostet haben mochten, und dachte, dass sie sich für das Geld sicherlich lieber eine neue Badezimmerausstattung für das Kutscherhäuschen leisten würde. Falls sie das Hotel nicht verkaufen konnte. Denn den Traum vom Landhaushotel konnte sie nur wahr machen, wenn sie vorher das Green River versilberte. Aber es war ja noch viel Zeit. Außerdem hatte ihr ein gewisser Makler versichert, er hätte genau das richtige Anwesen für sie.

»Das richtige Haus zum richtigen Preis, wenn auch hier und da ein bisschen reparaturbedürftig.«

Sie hatte einen begrenzten Etat, und wenn das Haus, das er anbot, vier Wände und ein Dach hatte, musste sie es sich einfach ansehen.

»Die Zeit ist auf unserer Seite«, hatte sie ihrer Tochter Lindsey versichert. Lindsey hatte sich zurückgehalten. »Es ist dein Leben. Deine Entscheidung.«

»Hallo. Ich bin Clarissa Crump. Und wer sind Sie?«

Die Frau, die sich da plötzlich auf sie stürzte, war berühmt dafür, dass sie einmal mit einem sehr reichen Mann verheiratet war, von dem sie bei der Scheidung eine überaus großzügige Abfindung erhalten hatte. Es war ihr dritter Gatte, wenn sich Honey recht erinnerte, und davor hatte es bereits zwei weitere sehr großzügige Abfindungen gegeben. Alle drei Herren hatten in Bath gelebt und sie dort kennengelernt. Was Beziehungen anging, so ähnelte Bath einem dieser altmodischen Tänze mit einem inneren und einem äußeren Kreis. Der eine Kreis bewegt sich in die eine Richtung, der zweite entgegengesetzt, und wenn die Musik aufhört – Bingo! –, schon hat man einen neuen Partner.

Honey beäugte die spindeldürre Frau, ihre mit Juwelen geschmückten Finger und kugelrunden Brüste. Nichts essen, und dann unters Messer des Chirurgen.

Das wäre nichts für mich, dachte Honey. Es schauderte sie beim bloßen Gedanken. Ich liebe Essen, und vor Messern habe ich eine Heidenangst.

Die Züge der Frau wurden straffer, während sie auf Honeys Antwort wartete. Noch straffer, und die Nähte würden platzen.

»Ich glaube nicht, dass ich Ihnen meinen Namen nennen darf. Der ist streng geheim. Sagen wir einfach, ich stehe mit der königlichen Familie auf vertrautem Fuß«, antwortete Honey und senkte die Stimme.

Das war eine glatte Lüge, aber sie fand es lustig. Wenn sie sich hier nicht ein bisschen amüsierte, hätte sie genauso gut am Rand des Rugbyfeldes stehen und Doherty beim Rumlaufen zusehen können.

»Ach, wirklich? Sagen Sie mir eines, meine Liebe, stimmt es, dass die Royals die Muskulatur ihrer Leibwächter begutachten, ehe sie sie einstellen?«

»Höchstpersönlich. Und in Unterwäsche.«

»Oje!« Das Gesicht der knochigen Frau mit den großen Brüsten leuchtete auf wie ein Weihnachtsbaum. »Also ernsthaft, Schätzchen, ich überlege gerade … ich gebe in Kürze ein kleines Dinner … für wohltätige Zwecke … ich wüsste gern, ob Sie mich einer Ihrer Bekannten aus der königlichen Familie vorstellen könnten? Ich wäre Ihnen ja so dankbar«, sprudelte Clarissa hervor.

Genau das hatte Honey erwartet, und sie fühlte sich ganz wunderbar ungezogen. Egal wie weit oben auf der gesellschaftlichen Leiter die Leute standen, wie sehr sie im Geld schwammen, bei der bloßen Erwähnung der königlichen Familie änderte sich ihre Haltung sofort. Zu Reichtum und Berühmtheit konnte man irgendwie kommen; in die königliche Familie wurde man hineingeboren.

Honey schüttelte den Kopf. »Ich denke, das geht nicht. Ich glaube nicht, dass sie dafür Zeit hätten.«

Wenn sie der Frau einen nassen Fisch ins Gesicht geklatscht hätte, hätte deren Miene kaum mehr Überraschung, beinahe unverhohlene Verzweiflung zeigen können, hätte nicht so trostlos ausgesehen wie jetzt.

»Aber, meine Liebe! Wenn Sie ein bisschen Überredungskunst aufbringen, wäre ich Ihnen ewig dankbar.«

Honey schüttelte noch einmal den Kopf. »Nein, das geht nicht.«

»Oh!« Die Frau wirkte völlig niedergeschlagen. Ein rotlackierter Fingernagel wurde an die Lippen gelegt.

»Sagen Sie, haben Sie ab und zu mal in der Stadt zu tun? Vielleicht könnten wir mal zu Mittag essen«, sagte die Dame, und die Haut um ihre Augen straffte sich noch mehr.

Das Letzte, was sie jetzt brauchte, überlegte Honey, wäre eine Verabredung zum Mittagessen mit einer Frau, die aussah, als äße sie höchstens eine Tomate am Tag. Schlimmer noch, wahrscheinlich schnitt Clarissa diese Tomate auch noch in Achtel.

Honey schaute sie an und grinste. »Ich mache doch nur Witze.«

»Wie bitte?«

»Ich habe Sie auf den Arm genommen, ich kenne niemanden aus der königlichen Familie. Meine engste Verbindung zum Königshaus waren wohl die Leute, die das Royal Hotel führten, ehe sie ihr Sparschwein geschlachtet haben und nach Malaga entflohen sind.«

Die Wirkung war so, als hätte sie gestanden, dass sie Beulenpest hatte. Der Frau fiel das Kinn auf die Brust, ehe sie auf dem Absatz kehrtmachte und verschwand. Ihr straffer kleiner Hintern wackelte in dem engen Rock, den man sicherlich für eine Frau entworfen hatte, die höchstens halb so alt war wie sie.

Honey hatte kein Problem damit, dass man sie so hatte stehen lassen. Der Veranstaltungsort war großartig, die Cocktails waren hervorragend und die Knabbereien köstlich. Sie entdeckte Casper St. John Gervais, den Vorsitzenden des Hotelfachverbands. Er sah sie und nickte ihr kurz zu, ehe er sich wieder überschwänglich dem Schauspieler zuwandte, der in enger schwarzer Lederhose und reinseidenem Hemd neben ihm stand.

»Oft hier?«

Diese Stimme war ihr sehr vertraut. John Rees war einen Kopf größer als sie, sein Schatten schlank und elegant. Sie hatte schon manchmal Phantasien gehabt, in denen er vorkam. Doch bisher war ihre Beziehung kaum über einen freundlichen Flirt hinausgegangen. Honeys ernste Absichten galten allein Detective Chief Inspector Doherty.

Honey lächelte und wandte sich zu John Rees um.

»Die Anmache ist aber uralt.«

»Es ist die Einzige, die ich kenne, aber ich habe mir gedacht, da mir ohnehin nur eine Einzige auf der Welt gefällt, reicht auch die eine Zeile. Hab ich überhaupt ’ne Chance?«

Honey schaute sich um, als wäre nicht sie gemeint. »Hier im Raum sind viele ziemlich gutaussehende Typen. Am besten stellst du dich ordentlich hinten an.«

John schaute über ihren Kopf hinweg. »Keine Spur von deinem Polizeifreund. Weiß er, dass du unterwegs bist und dich umschaust, was an Muskelpaketen sonst noch geboten wird?«

Honey grinste. »Steve hat Dienst, und nur weil ich gerade auf Diät bin, werde ich mir doch mal die Speisekarte anschauen dürfen?«

»Freut mich zu hören. Wenn ich lange genug hier rumhänge, erliegst du vielleicht der Versuchung und schlägst über die Stränge.«

»Vielleicht.« Manche Vorstellungen regten ihre Phantasie sehr an, wenn sie auch bisher der Versuchung widerstanden hatte. Im Augenblick waren sie und John Freunde, schlicht und einfach, mehr nicht. Ab und zu ging sie in seinem Buchladen vorbei, gelegentlich winkte sie ihm nur im Vorübergehen zu. Das Schaufenster wölbte sich elegant glänzend vor. Hin und wieder konnte sie John Rees mit seinen Kunden sehen, wie sie sich vor der Kulisse der Regale voller Bücher und der alten Landkarten in Ebenholzrahmen bewegten.

Der Laden lag in einem schmalen Gässchen, dass die Upper Borough Walls mit der Milsom Street verband. Diese Gasse hatte eine geheimnisvolle Atmosphäre – und auch um John lag ein Hauch von Geheimnis. Es ging das Gerücht um, dass John Rees einmal beim Militär gewesen war. Jedenfalls wirkte er so, als könnte er gut auf sich – und die Seinen – aufpassen. Er sah gut aus, und er roch gut – nach frischen Tannen, ohne jeden Anflug von muffigen Büchern.

Es hatte mal eine Zeit gegeben, in der sich John Rees durchaus Chancen bei ihr ausrechnen konnte. Stattdessen war Honey mit Haut und Haaren dem kantigeren Sex-Appeal von Detective Chief Inspector Doherty verfallen. Und all das war nur gekommen, weil sie als Verbindungsfrau vom Hotelverband zur Kripo von Bath fungierte.

Von Anfang an war Steve ihr Ansprechpartner bei der Kripo gewesen.

»Kann ich dir was zu trinken besorgen?«

Honey versteckte ihr halbvolles Glas hinter dem Rücken. »Aber sicher.«

Mit großem Geschick gelang es ihr, das verborgene Weinglas auf einen günstig stehenden Tisch zu manövrieren, während John Rees einen bläulichen Cocktail aussuchte, der mit Sicherheit Curaçao enthielt und garantiert auch Wodka.

»Oh, ein Blue Lagoon«, sagte sie begeistert und umfasste das Glas mit beiden Händen. »Mein Lieblingscocktail. Wenn es die hier immer gäbe, würde ich wirklich öfter kommen.«

Sie nippte daran. Der Cocktail schmeckte frisch auf der Zunge und lullte beinahe sofort ihr Gehirn mit einem netten, verschwommenen Kribbeln ein.

Auf der Checkliste für begehrenswerte Eigenschaften bei Männern erfüllte John Rees alle Kriterien. Er war groß und eher athletisch gebaut als muskelbepackt. Er hatte ein schmales Gesicht, das recht lang wirkte, obwohl das vielleicht auch an seinem Vollbart liegen konnte. Und seine Augen schienen immer zu blitzen und zu leuchten.

»Och, und da hatte ich gehofft, du würdest sagen, wenn ich öfter hier wäre, kämst du öfter«, erwiderte er.

»Das wäre ein zusätzlicher Grund«, gestand sie ihm zu.

»Nett.«

»Hab dich in letzter Zeit nicht oft gesehen.«

Er schüttelte den Kopf. Er trank Wein.

»Ich war viel unterwegs, habe seltene Bücher, Landkarten und sogar Gemälde eingekauft.«

»Du erweiterst dein Sortiment?«

Er zuckte die Achseln. »Man interessiert sich einfach.«

John wirkte unabhängig, er war ein Mann, der gern in eigener Regie arbeitete. Selbst heute Abend, als die anwesenden Männer Smoking oder Abendanzug trugen, war es John gelungen, in dunkelblauen Cordhosen und Jeanshemd eingelassen zu werden. Beide Kleidungsstücke waren alt, ein wenig wie seine Bücher, und genau wie seine Bücher hatten sie Charakter. Eigentlich passte er überhaupt nicht hierher.

Honey preschte vor und fragte ihn: »Wie kommt es denn, dass man jemanden wie dich überhaupt eingeladen hat? Ich hätte nicht gedacht, dass das hier deine Sache ist.«

»Eine der Eingeladenen schon.«

Irgendwas an seinem Tonfall und daran, dass er sofort wegschaute, ließ sie vermuten, dass mehr dahintersteckte.

»Noch einen Drink?«, fragte er.

Sie blickte auf ihr leeres Glas hinunter. »Großer Gott, langweile ich mich so sehr? Doch mit dir nicht, John«, sagte sie rasch, als sie sah, dass er eine Augenbraue hochzog. Gott behüte! »Wenn die Leute hier mit mir reden und rausfinden, dass ich nicht berühmt bin, ziehen sie gleich weiter zum nächsten Opfer.«

»Die wissen gar nicht, was sie verpassen.«

Er hatte eine tiefe Stimme. Sanft strich er ihr mit einem Finger eine verirrte Haarsträhne wieder hinter das Ohr. Das war ein schönes Gefühl, und Honey wurde ganz anders zumute, als sie ihm hinterhersah, wie er sich mit Leichtigkeit durch die Menge bewegte, um ihr einen neuen Drink zu holen. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, dass ihm auch eine andere Frau hinterherschaute, eine Blondine, die ihr irgendwie sehr vertraut vorkam. Als sie bemerkte, dass jemand sie ansah, funkelte die Frau Honey mit blitzenden Augen an und wandte den Blick ab.

John kam zurück und drückte ihr ein weiteres Glas Blue Lagoon in die Hand.

Honey dankte ihm, lächelte und riskierte eine zweite Frage. »Und wie kommst du hierher?«

Er deutete mit dem Kopf in die Richtung, wo die Blondine, die ihm nachgeschaut hatte, Hof hielt.

»Ich bin ein Freund ihres Mannes. Er hat sich mal mit Immobilienentwicklung beschäftigt.«

Das schien ein seltsamer Grund für eine Einladung zu sein. Diese Veranstaltung hatte doch mit Leuten zu tun, die sich riesige alte Kästen leisten konnten und das nötige Kleingeld dafür hatten, sie prächtig auszustatten. Wenn sie es sich recht überlegte, passte schon ihr Profil nicht hierher, Johns ganz bestimmt nicht.

»Und du? Wieso bist du hier?«, fragte er.

Sie erklärte ihm, dass sie vielleicht einen alten Kasten irgendwo auf dem Land kaufen wollte.

»Die Stadtmaus überlegt, ob sie eine Landmaus werden soll. Ich denke darüber nach, aus der Stadt zu fliehen und ein altes Herrenhaus in ein Landhaushotel umzuwandeln – weit weg von allem Trubel, mitten in der Landschaft.«

»Ah, am grünen Rand der Welt, wenn du Thomas Hardy zitieren möchtest.«

»Ja, aber Hardy hatte nie mit Einbahnstraßen und Meuten von Kaufwilligen zu tun, die unbedingt ihre Plastikkarten benutzen wollen. Die Dame sieht ziemlich kostspielig aus«, fuhr sie fort und deutete mit dem Kopf auf die Frau in Rosa und Weiß. »Eindeutig eine Designer-Diva.«

Die besagte Dame trug ein weich fließendes weißes Kleid mit Knöpfen am Ärmel bis zum Ellbogen hinauf. Darüber hatte der Ärmel einen Schlitz und gewährte einen Einblick auf sonnengebräunte Oberarme. Die großen Creolen an den Ohren der Diva sahen aus, als seien sie mindestens aus 585er Gold. Der beigeblonde Bob wurde mit einem rosa Haarband aus dem Gesicht gehalten; und das Rosa passte natürlich perfekt zu den rosa Pantoletten mit den atemberaubend hohen Absätzen. Honey überlegte, dass es eigentlich ein bisschen zu warm für den rosa Seidenschal war, den die Frau sich um den Hals gewunden hatte, aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten.

Die Frau kam ihr bekannt vor. Im Geiste überflog sie die Liste der vielen Leute, die sie in ihrem Leben kennengelernt hatte – wenn auch einige nur sehr flüchtig. Im Green River Hotel war ja ein ständiges Kommen und Gehen – Gäste im Hotel und im Restaurant, Personal.

»Ist es möglich, dass ich die Frau von irgendwoher kenne?«

»Ich denke schon. Sie heißt Arabella Rolfe. Vielleicht erinnerst du dich an sie unter dem Namen Arabella Neville. Sie hat mal als Moderatorin beim Fernsehen gearbeitet.«

»Oh! Die ist das!«

Lachfältchen erschienen um Johns Augen, als er grinste.

»So reagieren die meisten Frauen, wenn ihr Name erwähnt wird.«

»Nur die meisten Frauen? Und was ist mit den Männern? Es gab eine Zeit, da dachte ich, dass sie in meinem Fernseher wohnte. Sie hat ja so ungefähr jede Sendung moderiert.«

»Bis …«

Ihre Blicke trafen sich. Jetzt wusste Honey es wieder. »Bis sie sich zwischen einen Mann und seine Frau und Familie drängte. Es war eine sehr öffentliche Affäre, wenn ich mich recht erinnere.«

»Volle Punktzahl fürs Gedächtnis«, meinte John und stieß mit Honey an. »Sie hatte eine sehr öffentliche Affäre mit einem verheirateten Mann. Seine Exfrau hat die Kinder und sein schäbiges Verhalten durch alle Medien gezerrt. Das hat die Fernsehzuschauer nicht sonderlich erfreut. Die Einschaltquoten für ihre Sendung sackten schneller in die Tiefe als ein Expresslift.«

»Wo ist also ihr Mann?«, fragte Honey.

»Adam Rolfe? Oh, lass es mich mal so sagen, sie machen im Moment eine etwas schwierige Zeit durch. Und es ist nicht die erste.« Er seufzte. »So wie ich den armen Adam kenne, geht er ihr aus dem Weg.«

»Gibt es dafür einen besonderen Grund?«

»Sie sind gerade aus einem Riesenhaus in eine kleinere Wohnung umgezogen, und sie ist keineswegs erfreut darüber. Klein und unauffällig, das ist nicht ihr Stil.«

»So was ist immer ein Riesenstress – ein Umzug.«

Honey seufzte. Der köstliche Duft des Essens, das Klirren der Weingläser und die flammenden Fackeln vor dem uralten Gemäuer, die Statuen und das Rechteck Himmel oben, dazu noch John Rees – was konnte sie sich mehr wünschen? Sie versuchte sich einzureden, dass die Cocktails der Grund waren, warum Johns und ihre Hände sich immer wieder berührten, aber tief im Innern wusste sie, dass das nicht ganz stimmte.

Ein wirklich wunderbarer Abend, eigentlich konnte es kaum so weitergehen – und richtig: ihr Telefon klingelte.

»Das Hotel«, erklärte sie entschuldigend, als sie ihr Handy aufklappte.

Wenn es Probleme gibt, ruft mich sofort an.

Diese Anweisung hatte sie gegeben, obwohl sie betont hatte, dass es nur im äußersten Notfall sein sollte. Hoffentlich war das Hotel nicht in Flammen aufgegangen und der Chefkoch hatte keinen Speisegast ermordet, der um Ketchup zum Essen gebeten hatte.

Weil sie so erpicht darauf war, John Rees nicht aus den Augen zu verlieren, nahm sie das Gespräch an, ohne vorher zu schauen, wer anrief – und bereute das sofort.

»Hannah. Ich habe festgestellt, dass ich dich nicht mehr besuchen kann, wenn du aufs Land ziehst. Du weißt doch, wie sehr ich unter Heuschnupfen leide. Und ich hasse den Gestank von Kuhmist. Wie das Zeug in der Sommerhitze dampft! Und wie viele Fliegen so was anzieht! Und ich hasse Wespen. Du weißt doch, dass ich allergisch gegen Wespenstiche bin, nicht wahr? Und was soll denn Lindsey auf dem Land tun? Die haben da nicht mal Starbucks. Und erst recht keine Clubs.«

Honey verdrehte die Augen. »Mutter, es ist ja noch nichts entschieden. Ich rufe dich zurück.«

»Ich finde, wir sollten jetzt miteinander reden. Wie wäre es, wenn ich vorbeikomme und mich selbst zu dieser kleinen Party einlade? Ich könnte doch sagen, dass ich mit dir zusammen eingeladen bin und du meine Karte hast?«

Der Gedanke, dass ihre Mutter auftauchen und hier im Weg herumstehen würde, war Honey gar nicht recht.

»Ich bin in Begleitung hier.«

»Etwa mit dem Polizisten?«

»Nein.«

»Na, das ist ja ausnahmsweise eine gute Nachricht. Mit wem denn? Sag’s mir, und dann sehen wir mal, ob ich einverstanden bin. Ich könnte sogar noch mehr für dich tun. Mavis ist seit neuestem ganz begeistert von Tarot-Karten. Mary Jane hat ihr gezeigt, wie das geht. Sie kann dir die Karten legen und vorhersagen, was passieren könnte.«

»Das weiß ich selbst.« Natürlich wusste sie das. Ein netter kleiner Flirt. Mehr nicht. Na ja, vielleicht nicht ganz klein. »Ich rufe dich zurück.«

Sie beendete das Gespräch rasch, indem sie vorgab, dringend auf die Toilette gehen zu müssen, und noch dazu flunkerte, dass ihr Handy aufgeladen werden müsse.

»Der Akku ist beinahe leer.«

Auf hohen Absätzen über beinahe zweitausend Jahre alte Pflastersteine zu stöckeln, das war gar nicht so einfach. Zu Honeys großer Erleichterung waren wenigstens die Toiletten modern und hatten einen ebenen Boden. Dankbar verriegelte sie die Kabine und saß mit geschlossenen Augen da, den Kopf in die Hände gestützt.

Beinahe wäre sie eingeschlafen, hätte da nicht plötzlich jemand die Eingangstür zum Toilettenbereich knallend zugeschlagen. Dann waren laute Frauenstimmen zu hören.

»Arabella Rolfe, geborene Neville! Schätzchen, wie geht es denn unserer Zuckerfee? Versuchst du immer noch, deine Karriere wieder in Gang zu bringen. Jetzt musst du wohl feststellen, dass du einiges über dein Verfallsdatum raus bist?«

Die Gehässigkeit in der Stimme war nicht zu überhören. Honey zwinkerte. Die Dame mit dem rosa Haarband musste wohl draußen vor der Kabine stehen.

»Meine Liebe, Qualität und professionelle Arbeit setzen sich immer durch. Leute ohne jegliches Talent halten allerdings nie lange durch.«

Die Antwort war mit mindestens genauso gehässiger Stimme gesprochen worden. Honey konnte sich gut vorstellen, dass sich hier Finger mit lackierten Nägeln wie Klauen verkrampften.

»Nun, inzwischen sind ein paar frische Gesichter auf der Bühne erschienen, Baby. Ich hab dir gründlich die Schau gestohlen. Du bist weg vom Fenster, deine Karriere pfeift auf dem letzten Loch, genau wie du!«

»Bilde dir bloß keine Schwachheiten ein!«

»Und du mach dir nichts vor. Du bist erledigt, Arabella. Wie sagt man so schön: was vorbei ist, ist vorbei. Und du bist so was von vorbei. Ein Gespenst von gestern. Wenn du mich fragst, ich würde einen Exorzisten holen.«

Die Frau, die Arabella hieß, reagierte rasch. »Wenn ich ein Gespenst bin, dann bist du ein lebender Alptraum, eine männergeile Schlampe.«

»Und das aus deinem Mund, Schätzchen? Zahlst du eigentlich dem Mann von der Galerie immer noch Unsummen, damit er deine grauenhaften Gemälde ausstellt? Man munkelt, dass du ihm im Gegenzug sein Ego ein bisschen massierst – und nicht nur sein Ego, hört man. Weiß eigentlich Adam davon? Oder sollte ich mal bei ihm anrufen, Schätzchen? Ich könnte ihm eine Schulter bieten, an der er sich ausweinen kann – und mehr, wenn er will.«

Ein Handy wurde eingeschaltet und meldete sich piepsend, dann hörte man ein Klappern.

Honey vermutete, dass eine der Damen der anderen das Mobiltelefon aus der Hand gerissen und auf den gekachelten Boden geschleudert hatte, wo es klirrend über die Fliesen schlitterte. Honey war ganz Ohr. So ein Drama im wirklichen Leben war ja wesentlich spannender als jede Seifenoper.

»Ich bring dich um, Arabella Rolfe!« Die Stimme war sehr schrill geworden.

»Dazu hast du ja gar nicht den Mumm.« Die Antwort war eher ein Knurren.

»Aber ich habe genug Geld und kann jemanden damit beauftragen. Ich kann zahlen. Das weißt du ganz genau!« Die Stimme klang nun eine ganze Oktave tiefer, war bedrohlich geworden.

Honey überlegte, dass jetzt der Augenblick gekommen war, sich einzuschalten. »Heute Abend wird hier niemand umgebracht«, erklärte sie laut aus ihrer Kabine heraus.

Sobald sie die Spülung betätigt hatte, war alles da draußen vorbei.

Die Tür, die von den Toiletten auf den steingepflasterten Gang und zur Party zurück führte, fiel krachend hinter den beiden zu. Keine der beiden Frauen wollte erkannt werden. Die eine Dame war eindeutig Arabella Rolfe gewesen. Von der anderen wusste Honey nur, dass sie Arabella am liebsten umbringen würde.

Drei

Adam Rolfe schaute von seiner unberührten Tasse Kaffee zu seinem ältesten Sohn Dominic hinüber und spürte nichts als großes Bedauern.

»Es tut mir wirklich leid, dass ich nicht für dich da war …«

»Ach, was du nicht sagst.«

Dominics Stimme war voller Sarkasmus. Sein Haar war zu lang. Selbst nachdem er das Haar aus dem Gesicht geschüttelt hatte, konnte sein langer seidenglatter Pony, der an den Enden nach oben gebogen war, die Verachtung in seinen Augen nicht verbergen.

Adam war völlig entnervt. Er starrte in seinen inzwischen kalt gewordenen Kaffee und auf sein Essen, das er nicht einmal angerührt hatte. Ringsum war der Lärm des Café Rouge in der Milsom Street. Leute plauderten bei einem Glas Wein, beim Essen oder beim Kaffee. Kellner flitzten zwischen den Tischen hin und her, kritzelten Bestellungen auf kleine Blocks, lächelten freundlich.

Obwohl Adam Rolfe von all dieser Geschäftigkeit, all diesen Menschen und all diesem Lärm umgeben war, fühlte er sich schrecklich einsam und hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen.

Sein ältester Sohn war achtzehn Jahre alt. Ihn hatte es wahrscheinlich am härtesten getroffen, als sein Vater seine Mutter wegen der schicken, glamourösen Arabella verlassen hatte.

Adams schlechtes Gewissen war in letzter Zeit noch schlechter geworden, wahrscheinlich weil die Flammen der Leidenschaft zwischen ihm und seiner zweiten Frau nicht mehr ganz so heiß loderten wie einst. Denn im Grunde war sie eine egoistische Zicke.

Adam liebte seinen Sohn von ganzem Herzen und wollte unbedingt noch einmal versuchen, ihn wieder für sich zu gewinnen.

Er rang sich ein strahlendes Lächeln ab. »Aber ich kann dich an der Uni besuchen, wenn du das möchtest.«

Selbst in seinen Ohren klang dieses Angebot jämmerlich und so, als hinge es davon ab, wie sehr Arabella ihm Druck machte, sobald sie Wind von Adams Plänen bekam. Arabella mochte es gar nicht, dass er irgendwo ohne sie hinging – besonders wenn es Familientreffen waren. Die versuchte sie ihm gewöhnlich auszureden. Wenn sie irgendwo nicht hingehen konnte oder wollte, dann durfte er das auch nicht. Dominic schaute seinen Vater mit dunklen Augen an, in denen mehr Vorwurf und Reife lagen, als Adam je bemerkt hatte.

»Wenn sie es erlaubt. Gib’s zu, Dad, sie hat bei euch die Hosen an. Sie kann es nicht leiden, wenn wir zu Besuch sind. Wenn ›Ihre Majestät‹ uns, selten genug, gnädigst erlaubt, euch zu besuchen, dann nur, wenn wir Wochen im Voraus einen Termin ausgemacht haben. Kannst du dich überhaupt noch erinnern, wann wir zum letzten Mal zusammen Weihnachten gefeiert haben?«

Adam zuckte zusammen. Die dunklen Augen in dem bleichen Gesicht erinnerten ihn daran, wie Susan ihn angeschaut hatte, als er ihr mitgeteilt hatte, er würde sie und die Kinder wegen der Glamour-Frau aus dem Fernsehen verlassen.

Man hatte Arabella gewarnt, ihre Karriere könnte unter dieser Affäre leiden, ihr Image vom zuckersüßen netten Mädchen von nebenan wäre dann für immer angekratzt. Arabella hörte nicht einmal hin. Sie war überzeugt, dass sie alles haben konnte – alles, was sie wollte, und dazu gehörte eben auch er. Damals hatte er sich geschmeichelt gefühlt, dass sie für ihre Liebe – und für ihn – alles aufs Spiel setzte.

Als die Nachricht über ihre Affäre an die Öffentlichkeit drang, verlangte der Fernsehsender, dass Arabella sie beendete, und zwar pronto. Doch Arabella war sich ihrer eigenen Bedeutung so sicher gewesen, dass sie sich wieder geweigert hatte, auf gute Ratschläge zu hören, und nur auf ihre Einschaltquoten und die wöchentlich eintreffenden Säcke voller Fanpost verwiesen hatte.

Adam war ihr völlig verfallen, hatte Frau und Kinder im Stich gelassen und sich scheiden lassen. Die Hochzeitsfotos von Adam und Arabella hatten zwei ganze Seiten einer Klatschzeitung eingenommen. Die beiden hatten eine stattliche Summe dafür eingestrichen, zum einen von der Zeitschrift selbst, zum anderen von den Herstellern einer Gourmet-Eiskrem.

Die Doppelseite in dem Klatschblatt war der Höhepunkt ihrer Beziehung gewesen. Das hatte damals allerdings keiner der beiden begriffen. Dabei hätten sie die Warnsignale sehen können: die bitterbösen Briefe entrüsteter Fernsehzuschauer, die Arabella bezichtigten, sie hätte eine Familie zerstört, sie als herzloses Luder und skrupellose Schlampe bezeichneten.

Das Paar, »das alles hatte«, hatte die großartige Hochzeit erlebt, die Riesenpublicity genossen und einen entsprechend saftigen Scheck eingestrichen. Danach ging es unaufhaltsam bergab. Der Sender ließ Arabella fallen. Ihre Karriere bekam einen gewaltigen Knick, und darunter litt ihre Beziehung. Arabella bestand darauf, dass die Kinder für alle Besuche Termine ausmachen müssten. »Denn ihre Anwesenheit könnte meiner Karriere und unseren persönlichen Plänen im Weg stehen.«

Selbst jetzt stellte Adam fest, dass er versuchte, ihr Verhalten zu entschuldigen.

»Weißt du, sie ist immer sehr nervös, wenn Kinder im Haus sind …«

Dominics Kiefer verkrampfte sich. »Dad, du hast es vielleicht nicht bemerkt, aber ich bin inzwischen beinahe 10 Zentimeter größer als du und wirklich kein Kind mehr. Arabella will uns einfach von dir fernhalten. Dieses egoistische Aas will, dass du vergisst, dass es uns je gegeben hat.«

»Wenn wir uns erst einmal in der neuen Wohnung eingelebt haben …«

»Träum weiter!«

Dominic hatte so laut gesprochen, dass eine Frau am Nebentisch den Kopf zu ihnen wandte.

Adam sackte auf seinem Stuhl zusammen und fühlte sich, als hätte man ihm all seine Energie geraubt. Ihm war inzwischen der letzte hartnäckige Rest von Überzeugung abhandengekommen, dass Arabella die Liebe seines Lebens war.

Er war mit federnden Schritten hierhergegangen, war zwar ein wenig nervös gewesen, hatte sich aber darauf gefreut, an Dominics Begeisterung über seinen Studienbeginn in Leicester teilzuhaben.

Stattdessen hatte ihn sein Sohn auf etwas hingewiesen, was er im tiefsten Herzen bereits wusste. Er hatte ihm die Wahrheit über seine Ehe gesagt. Dominic hatte dafür gesorgt, dass sein Vater sich schwach und hilflos fühlte, und er war noch längst nicht fertig mit ihm.

Dominic erhob sich halb von seinem Stuhl und lehnte sich zu ihm herüber.

»Und halte mir jetzt bloß keine Reden darüber, dass ich das Saufen und die Mädels nicht wichtiger nehmen soll als das Studieren. Eins ist ja wohl klar, Dad: du hast keinerlei Recht, mir was zu predigen. Außerdem bin ich sehr viel verantwortungsbewusster, als du meinst.« Sprach’s und ging ohne ein weiteres Wort.

Adam schaute seinem Sohn hinterher, der rasch auf der Milsom Street verschwand. Er war merkwürdig dankbar, dass er zumindest die Rechnung bezahlen durfte. Es tat ihm gut, dass er seinem Sohn überhaupt ein bisschen was geben konnte, wenn es auch sehr wenig war. Zu wenig und zu spät.

Als Adam nach Hause kam, schloss er die Haustür hinter sich und hatte Dominics Wutausbruch noch im Ohr.

Seine Schritte hallten lauter als sonst auf dem Marmorboden des Herrenhauses aus dem 18. Jahrhundert wider. Man hatte die meisten Möbelstücke bereits abgeholt. Nun waren nur noch die Kartons übrig, die darauf warteten, dass die Umzugsleute kamen und sie in die neue Wohnung im zweiten Stock eines Hauses am Royal Crescent brachten. Das verlassene Haus wirkte öd und leer. So ähnlich fühlte er sich auch.

Der Unterhalt für das Herrenhaus war sehr kostspielig. Er hatte daher beschlossen, die Ausgaben zu verringern und in eine kleinere Wohnung umzuziehen.

»Wir brauchen eigentlich nur eine Wohnung«, hatte er zu Arabella gesagt. Vorher hatte er ihr noch gebeichtet, dass seine Immobilienentwicklungsfirma pleite war. Das Haus war in den Besitz der Bank übergegangen, sie mussten also ausziehen. Arabella erklärte das offiziell so, dass sie in die Stadt und näher an all die Kultur wollten. Die Wahrheit war allerdings ein offenes Geheimnis. In Bath, jener kleinen, überaus eleganten Stadt, breiteten sich alle Neuigkeiten aus wie ein Lauffeuer.

Wenn sie schon in einer winzigen Schuhschachtel wohnen mussten, dann sollte es wenigstens eine topelegante Schuhschachtel sein, darauf hatte Arabella bestanden. Und zwar am Royal Crescent; mit weniger gab sie sich nicht zufrieden.

Der Umzug hatte viel gekostet und durchaus nichts gespart. Adam hätte aber dringend Geld gebraucht. Doch Arabella setzte immer ihren Willen durch. Sie hatte nicht die Absicht kürzerzutreten, ihr übergroßes Ego ließ das nicht zu. Also hatte er sich ihrem Druck und ihrem langen Schmollen und Schweigen gebeugt und klein beigegeben.

Er spazierte von einem Zimmer ins andere und wunderte sich, dass das, was einmal sein Zuhause gewesen war, nun so hohl und leer hallte. Er hatte erwartet, Arabella hier anzutreffen, aber sie war nicht da. Er war nur von Pappkartons und Packkisten umgeben.

In der Küche fand er einen Karton mit ein paar Flaschen. Das war alles, was von ihrem eindrucksvollen Weinkeller übriggeblieben war. Zwischen dem Rotwein entdeckte er eine gekühlte Flasche Weißwein.

Er schenkte sich ein großes Glas voll und stürzte es in einem Zug hinunter. Seine Begegnung mit Dominic hatte etwas in ihm geweckt, das lange tief in seinem Inneren begraben gewesen war. Der Blick seines Sohnes hatte den Schmerz zutage gefördert, den er stets verdrängt hatte – weil Arabella sich ja darüber aufgeregt hätte und weil er sie liebte, zumindest früher einmal geliebt hatte.

Er trank gleich ein zweites Glas Wein. Schon bald war die Flasche nur noch zu einem Drittel voll.

»Ach was«, murmelte er mit einem resignierten Seufzer. »Nur nichts umkommen lassen.«

Er schenkte sich noch ein Glas ein, nahm einen Schluck und sofort einen zweiten. Normalerweise trank er nicht so schnell, aber er musste ja seiner Frau gegenübertreten – sobald sie nach Hause kam. Er würde ihr erzählen, dass er sich mit Dominic getroffen hatte und dass er ihn in Leicester besuchen würde.

Er ging in der Küche auf und ab, während er die Sache durchdachte. Ja, das würde er als Erstes sagen. Und danach …

Sein Mut schmolz dahin wie Eiskrem in der Sonne. So ging es nicht. Es ging überhaupt nicht.

Er hielt vor einer Cymbidium-Orchidee inne, die aus ihrem Topf herausgewachsen war, und atmete einige Male tief durch.

»Schau mal, Arabella«, sagte er und sprach die unzähligen kirschroten Blüten an. »Es sind schließlich meine Kinder. Ich bestehe darauf, dass sie mich in unserer neuen Wohnung besuchen kommen. Du kannst solange aus dem Haus gehen, wenn du sie nicht sehen willst.«

Seine Stimme klang fest und entschlossen. Aber er war ja auch allein im Haus, und die Orchidee, auf die er starrte, würde ihm höchstwahrscheinlich nicht widersprechen.