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Nr. 36

 

Die Inseln der Verfemten

 

von Peter Terrid

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Seit dem Tag der Wintersonnenwende, dem Tag der entscheidenden Schlacht, die auf dem Hochmoor von Dhuannin zwischen den Streitern der Lichtwelt und den Kräften des Dunkels ausgetragen wurde, sind Wochen vergangen. Mit der Unterstützung Drudins, des obersten Dämonenpriesters, der die Kräfte der Finsternis mobilisierte, haben die eroberungssüchtigen Caer über die Kämpfer der Lichtwelt triumphiert und die große Schlacht für sich entschieden.

Damit halten Tod und Verderben ihren Einzug auch in solchen Ländern, die bisher vom Krieg verschont geblieben sind. Massen von Menschen, unter ihnen die demoralisierten Besiegten der Schlacht, streben in heilloser Flucht nach Süden, die Herzen von Trauer und Hass erfüllt.

Auch Mythor zieht südwärts. Der junge Held der Lichtwelt wird verfolgt und gehetzt, und sein Leben steht mehr als einmal auf des Messers Schneide. Gegenwärtig, nach dem Ende des Drachenflugs, versucht Mythor, an den Ort zu gelangen, wo er sich mit seinen Gefährten verabredet hat.

Der Weg zu diesem Ort führt über DIE INSELN DER VERFEMTEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor – Der Sohn des Kometen im Land der Coromanen.

Kalahar – Ein Meister der Illusionen.

Cepran – Ein Coromane, der Rachegefühle hegt.

Kaschkas – Anführer der Cirymer.

Garaschi – König der Tabakhändler.

Lerreigen – Der totgeglaubte Herrscher von Leone.

1.

 

Steil führte der Weg den Berg hinan. Pandor musste kräftig ausschreiten und sorgsam darauf achten, wo der Huf aufgesetzt werden durfte. Das Gestein war brüchig, ein Fehltritt konnte leicht Reiter und Reittier hinabbefördern in die felsstarrende Tiefe.

»Immer ruhig, Pandor!«

Mythor hatte es nicht sehr eilig. Der Abend dämmerte heran, in den Bäumen webten erste Abendnebel. Es wurde langsam Zeit, sich einen Platz zu suchen, an dem man die Nacht verbringen konnte.

Mythor hatte ein Tier geschossen, einen hoffentlich schmackhaften Braten, der ihm vom Sattel herabhing und bei jedem Schritt Pandors gegen den linken Schenkel des Reiters schlug.

Das Einhorn suchte sich seinen Weg selbst. Sorgsam prüfte es jede Stelle, bevor es weiterschritt.

Längst waren gebahnte Wege verlassen. Der Reiter bewegte sich in einem Gebiet, das früher einmal zum Reich von Tillorn gehört hatte – nun war es wieder Wüstenei geworden, hartes, schroffes Gebirgsland, abweisend und feindlich.

Der Reiter hatte keine Angst, schon gar nicht die, sich im Wald zu verirren, eine Gefahr, die kaum von der Hand zu weisen war. Dicht bestanden war der Fels, wo immer sich eine Krume fand, in der ein Baum Wurzeln legen konnte. Wind und Wasser vieler Äonen hatten die Felsen bearbeitet und viel tragfähigen Boden zwischen den Felsen angehäuft. Es war schwierig, einen Weg zu finden.

Mythor indessen konnte unbesorgt sein – der Helm der Gerechten wies ihm den Weg, zuverlässiger als jeder Saumpfad es hätte fertigbringen können.

»Hungrig?«, fragte Mythor das Einhorn. »Sollen wir rasten?«

Er erwartete keine Antwort. Unermüdlich stieg das Einhorn bergan. Mythor war es recht. Wenn er die Höhe gewann, hatte er vielleicht eine gute Fernsicht, konnte vielleicht gar den Koloss erkennen, der das Ziel seiner Reise war.

Tillorn lag voraus, ehemals ein blühendes Reich, heute willfährige Beute für Wegelagerer und Strauchdiebe. Tillorner gab es angeblich nicht mehr, und das Land, das einstens sie bewohnt, war verlassen von jeder Kultur. Hinter jedem Gebüsch konnte einer lauern, jede Lichtung konnte zur Falle werden. Es gab Räuber im Lande, übles Gesindel, das sich häufte und zusammenrottete, zum Schrecken der wenigen Wanderer, die Geldgier oder bittere Not dazu trieb, sich in diese wenig anheimelnden Gefilde zu wagen.

Auch vor dem wegelagernden Geschmeiß hatte Mythor wenig Furcht. Er wusste den Bitterwolf an seiner Seite, Horus drehte hoch über ihm wachsame Runden, und Mythors Zutrauen zur Stärke seiner Arme war nicht ohne Grund nahezu unbegrenzt.

Der Gipfel war bald erreicht. Fern am Horizont tauchte die Sonne weg, eingehüllt in weiße Wolken wirkte sie blass und wenig anheimelnd. Ihr letztes Licht reichte gerade aus, die nähere Umgebung für Mythor erkennbar zu machen.

Er stand mit Pandor auf einem Berggipfel, und sein weiterer Weg musste talwärts verlaufen, dann wieder hinauf, und mit etwas Glück lag hinter der nächsten Anhöhe schon Mythors Ziel – der Koloss von Tillorn, eines der wenigen Überbleibsel des Reiches von Tillorn.

»Suchen wir uns einen Lagerplatz«, sagte Mythor.

Der Bitterwolf hatte sich abgesetzt, um seinem Jagdtrieb in den Wäldern nachzugehen, Horus war ebenfalls unterwegs. Von den drei steten Gefährten war einstweilen nur Pandor übriggeblieben.

Langsam trabte das Einhorn ein wenig talwärts. Mythor saß bequem im Sattel und beäugte aufmerksam die Landschaft. Er wusste, dass dies die tillornischen Wälder waren, übel beleumundet wegen ihres Raubgesindels. Mythor wusste, dass er für solche Wegelagerer allerlei zu bieten hatte – da war Pandor, da war das Gläserne Schwert Alton, da waren der Helm und die anderen Waffen ... Für die Gesetzlosen, die in diesen Wäldern hausten, bot das Beute genug.

»Sollen sie nur kommen«, sagte Mythor.

Pandor blieb an einer vorzüglichen Stelle für ein Nachtlager stehen. Es gab eine grasbestandene Lichtung in der Nähe, einen Felsen, der vor Wind schützte, und unter einem umgestürzten Baumriesen sprudelte sogar ein erfrischender Quell hervor. Was immer Mythor sich wünschen mochte, er fand es an diesem Platz.

Der Sohn des Kometen lächelte verhalten.

Er wusste, was die nächsten Stunden bringen würden. Die Gesetzlosen waren nicht dumm, er war es nicht minder. Ein so einladendes Plätzchen zum Rasten fand sich weit und breit nicht mehr – also lag es auf der Hand, dass die Geier des Waldes sich bald einstellen würden. Wahrscheinlich würden sie warten, bis Mythor schlief, um ihm dann mühelos die Gurgel durchschneiden zu können. Auf offenen und ehrlichen Kampf ließen es Wegelagerer in der Regel nicht ankommen.

Mythor entfachte ein Feuer, obwohl er wusste, dass man den Schein weithin sehen konnte. Die Räuber würden sich ohnedies einstellen, und wenn sich das schon nicht vermeiden ließ, dann wollte Mythor in der Nacht wenigstens ein warmes Plätzchen haben.

Mythor schlug seine Beute aus der Decke und nahm sie aus, dann spießte er den Hasen auf einen daumendicken Ast. Eine Doppelgabel aus Zweigen war bald hergestellt, und nach kurzer Zeit lag über der Lichtung eine Geruchswolke, die Mythor das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ.

Ab und zu spähte er unauffällig hinüber zu den Büschen des Unterholzes. Noch rührte sich da nichts. Vielleicht gab es auch gar keine Räuber in diesen Wäldern – es hätte Mythor allerdings gewundert.

Der Sohn des Kometen aß und trank mit Genuss, dann rollte er sich neben dem leise knisternden Feuer zum Schlafen zusammen.

 

*

 

Sie kamen wie aufs Stichwort.

Es mussten mindestens zehn sein, also ein ansehnlicher Haufen, mit dem Mythor seine liebe Not haben würde, wenn es zum Kampf kam. Mythor konnte sie hören, als sie sich näherten.

Anfänger, dachte er.

Sie stapften heran, als wollten sie den Weg festtreten. Ihr keuchender Atem war weithin zu hören, und zu allem Überfluss näherten sie sich auch noch so, dass ihr Schweiß- und Schnapsgeruch Mythor in die Nase steigen musste.

Mythor war nach dem ersten knackend zertretenen Zweig hellwach. Pandor gab ein schwaches Geräusch von sich.

»Ruhig«, sagte Mythor. »Mit dem Gesindel werde ich fertig.«

Er formte seine Bettrolle so, dass sie im Halbschein des Feuers einer menschlichen Gestalt glich, dann schlich er sich in Deckung.

In unmittelbarer Nähe des Schläfers wurden die Räuber ein wenig leiser – zu laut für dieses Gewerbe waren sie allemal. Einer schien der Anführer zu sein, seine Befehle überschlugen sich, und sie kamen, wie Mythor deutlich hören konnte, vom Ende der Gruppe.

»Macht ihn nieder«, sagte dieser wackere Anführer. Mythor grinste still in sich hinein.

Er konnte sie genau sehen, die Schrecken des Waldes, als sie sich heranschlichen. Sie trugen Schwerter und Keulen, aber weder Speere noch Bögen. Das war beruhigend, gab es doch Mythor die Zuversicht, dass er es mit dem schrecklichen Haufen werde im Nahkampf aufnehmen können.

Der Tapferste der zwölf – so viele waren es, wie Mythor leicht zählen konnte, weil sich die Gruppe deutlich gegen den Halbmond abzeichnete – pirschte sich an den Schlafenden heran.

»Da, nimm!«, schrie er und rammte der Bettrolle die Klinge in den Leib.

»Mit Vergnügen«, sagte Mythor und trat vor.

Eine Handbewegung genügte, die Fackel aufzunehmen und in den Reisighaufen zu werfen, den Mythor vorsorglich gesammelt hatte. Nach ein paar Augenblicken loderten die Flammen hell auf und leuchteten die Szene aus.

»Wir sind verloren!«, gellte der Ruf eines der Räuber, der die Lage als erster durchschaut hatte.

»Macht ihn nieder!«, schrie der Anführer aus dem Gebüsch heraus. »Erschlagt ihn, es ist nur einer. Und dass mir keiner das Einhorn verletzt.«

Die Meute erholte sich zusehends von der Überraschung.

Es waren junge Burschen. Irgendwie taten sie Mythor sogar leid – sie würden es als Räuber nicht weit bringen. Vermutlich würden die meisten noch vor dem Erwachsenwerden den Raben zum Fraß hingehängt.

Indessen war die Tatsache, dass es sich offenkundig um Stümper handelte, keine Gewähr dafür, dass der Haufen nicht doch in der Lage war, Mythor ans Leben zu gehen. Sehr viel Rücksicht auf das Leben ihrer Opfer nahm diese Bande nicht, das stand zweifelsfrei fest – es gab an den zerlumpten Burschen grausigen Schmuck zu bewundern, Trophäen des Abscheus.

»Was wollt ihr?«, fragte Mythor.

Er lauschte angestrengt hinter sich. Noch war keiner auf die Idee gekommen, ihn vom Rücken her zu behelligen. Und wenn, würde Mythor ihn hören – er hatte zwischen den Sträuchern genügend trockene Zweige ausgestreut.

»Wir sind Räuber!«, sagte einer der Einfaltspinsel, ein Klotz von einem Kerl, groß, stiernackig, rothaarig, mit blauen Augen und zum Bersten gefüllt mit Dummheit. Die Muskeln allerdings, die er augenfällig spielen ließ, waren nicht zu verachten.

»Das merke ich«, sagte Mythor. Zwei Gefühle stritten sich in ihm – der Ärger darüber, dass es mit dem Nachtschlaf einstweilen nichts wurde, und der innere Spaß, sich mit dieser Horde von Tröpfen und Einfaltspinseln amüsieren zu können.

»Wir werden dich erschlagen«, sagte der Rotschopf wichtigtuerisch.

»Davon wiederum merke ich nichts«, sagte Mythor und lächelte. Aha, da kam der tapfere Meuchler schon, es knackte unüberhörbar.

»Ergib dich, oder du bist des Todes«, sagte ein hagerer Bursche neben dem Rotschopf. Ihm fehlte das linke Auge und eine ansehnliche Schar seiner schwarzfaulen Zähne.

»Und wenn ich mich ergebe, was dann?«

»Dann nehmen wir dir alles, was du hast«, erklärte der Rotschopf. Er schielte zwischendurch gierig zu dem Braten hinüber, den Mythor übriggelassen hatte.

»So ist das«, sagte Mythor.

Er drehte sich blitzschnell um seine Achse, und Alton beschrieb eine klagende Spur in der Luft. Ein Schrei ertönte, und die Zahl der Räuber hatte sich um eins vermindert. Aus einer Armwunde blutend, stolperte der abgefeimte Meuchelmörder aus dem Dunkel hervor, der Schar seiner Kameraden entgegen. Mit etwas Glück heilte die Wunde so aus, dass er die Hand wieder würde brauchen können; wenn nicht, hatte er den Überfall aus dem Hinterhalt leidlich gerecht gebüßt.

»Wir kennen keine Gnade«, sagte der Hagere und rollte mit den Augen.

Keiner der Burschen wagte als erster den feigen Rückzug – mochten sie auch Lumpen sein, so fürchteten sie doch die Verachtung der Spießgesellen. Ein Kampf würde sich nicht vermeiden lassen.

»Er hat mir die Hand abgeschlagen«, jammerte der Verletzte. »Sie ist unbrauchbar geworden.«

»Dafür werden wir dich töten, Fremder«, sagte der Anführer der Bande.

Er trat aus dem Dunkel hervor.

Für einen Nachwuchsräuber war er prachtvoll gewandet – er trug schwarze, lederne Hosen, ein Hemd aus dunklem Stoff, darüber eine Jacke aus dunklem Leder, dazu schwarze Stiefel, und das Gesicht wurde von einer dunklen, ledernen Maske bedeckt. Auf die schlichten Gemüter der Räuber mochte das schreckerregend wirken, Mythor fand den Mummenschanz bestenfalls erheiternd.

»Aha«, sagte der Sohn des Kometen. »Der Häuptling selbst stellt sich zum Kampf.«

Der Häuptling schien gar nicht daran zu denken. Er beäugte Mythor durch die Sehlöcher seiner Maske, und Mythor war sich sicher, dass die vorherrschende Gemütsregung in diesem Blick nicht die Angriffslust war, sondern vielmehr Furchtsamkeit. Offenbar war den Räubern nicht einmal in dieser Überzahl wohl in ihrer Haut, wenn sich ein vermeintliches Opfer nicht gleich ergab und um Gnade winselte.

Die Räuber schoben sich langsam an Mythor heran, und damit wurde die Lage für Mythor tatsächlich langsam bedrohlich. An irgendeinem Punkt musste die Spannung umkippen, und dann kam es zum Kampf. Mythor war nicht der Mann, der eine Auseinandersetzung scheute.

Er sagte sich auch, dass er nur nachfolgenden Reisenden Unannehmlichkeiten auf den Hals lud, wenn er dieses Gesindel unbehelligt weitermachen ließ. Mochten sie auch Großmäuler sein, so hatten sie doch sicher schon manches unschuldige Blut vergossen.

»Zurück!«, sagte Mythor scharf und ließ Alton wirbeln.

»Seht!«, rief einer aus dem Haufen.

Sie sahen das schimmernde Schwert in Mythors Faust, sie hörten den leisen, klagenden Ton, den Alton hervorrief, wenn das Schwert geschwungen wurde, und selbst dem Dümmsten musste klargeworden sein, dass diese Waffe allein jede Anstrengung rechtfertigte, im Fall der Räuber auch jede nur denkbare Schandtat.

Der Rotschopf starrte entgeistert auf Alton.

»Mach das noch einmal«, sagte er fassungslos. »Wie geht das?«

Er tat Mythor leid, und das war ein Fehler. Genau in dem Augenblick, in dem Mythor Alton ein zweites Mal vorzeigen wollte, griffen die anderen an.

Mythor konnte keinen Schirmschlag anbringen, er hatte Alton zu hoch erhoben.

Mythor ließ sich fallen, rollte ab und kam drei Schritte entfernt wieder auf die Beine.

Die Räuber, einmal in Bewegung, griffen ungestüm an. Mythor dachte nicht daran, die Meute zu schonen.

Er machte einen Satz nach vorn, hinein in die Schar der Angreifer. Ein furchtbarer Hieb links, ein mähender Schlag nach rechts, die erste Lücke war geschaffen. Blut war geflossen, und nun musste der Kampf bis zur Entscheidung geführt werden.

Die Räuber drangen wieder auf Mythor ein. Von irgendwoher kam ein Wurfmesser herangesaust, Mythor traf es mit Alton mitten im Flug. Mit hellem Klang flog das Messer zur Seite und drang bis zum Heft in die Brust eines Räubers. Im Gesicht fassungsloses Staunen, sank der Mann zu Boden.

Die kurze Abwehrbewegung hatte einem der Räuber Gelegenheit geboten, einen Schlag gegen Mythors Bein zu führen. Durchgeschlagen war der Hieb nicht, aber er hatte den Knöchel getroffen. Ein ärgerlicher Schmerz stieg von dem Gelenk auf. Mythor wusste, dass er in den nächsten Stunden keine Bewegungstricks mehr versuchen konnte.

Dennoch fühlte er sich nicht sehr gefährdet, während er mit den Räubern kämpfte. Die Burschen ließen es an der todesverachtenden Angriffslust fehlen, die nötig gewesen wäre, um wenigstens einem von ihnen eine Gelegenheit zu einem wirklich gefahrbringenden Angriff zu geben. Jeder versuchte, den Nebenmann ins Gefecht zu schicken, und das konnte auf Dauer nicht gutgehen.

Die Zahl der Angreifer verminderte sich allmählich. Einer nach dem anderen wurde von Mythor außer Gefecht gesetzt.

»Wir müssen ihn bekommen«, schrie der Anführer, der sich weislich im Hintergrund hielt. »Er darf uns nicht entwischen!«

Ein Stein kam herangeflogen und traf Mythor am Kopf. Der Helm fing den Treffer weitgehend ab, aber etwas von der Wucht schlug dennoch durch.

Mythor machte einen Schritt rückwärts, um seine Gegner besser übersehen zu können.

Die Reihen der Räuber waren gelichtet, gerade in diesem Augenblick fiel ein weiterer Angreifer aus, von Pandors Huf an der Brust getroffen.

Plötzlich blieben die Wegelagerer stehen.

Die Waffen sanken herab. Ihre Augen weiteten sich, die Gesichter bekamen wächserne Blässe.

»Heda«, rief Mythor. »Was ist, wollt ihr nicht mehr?«

Der Rotschopf, einer der Tapfersten in der jämmerlichen Schar, rollte mit den Augen. Er ließ seine Waffe fallen, schlug die Hände vors Gesicht, das von Grauen gezeichnet schien.

Mythor verstand nicht, was das zu bedeuten hatte.

Der Anführer der Rotte stieß einen schrillen Schrei aus und hetzte davon. Pandor wurde scheu, schlug um sich.

Magie?

Die Räuber bewegten sich zuckend, angstgeschüttelt, dann ergriffen sie die Flucht. Wild stoben sie nach allen Seiten auseinander. Die Verletzten krochen mit letzter Kraft davon, verschwanden sich krümmend in den Büschen des Unterholzes.

Mythor behielt Alton in der Hand.

Er wartete auf die Erklärung für das merkwürdige Verhalten der Räuber. Irgendetwas musste die Mordbuben bis ins Mark erschreckt haben – etwas, das Mythor bis jetzt noch nicht gesehen oder gehört hatte.

Pandor beruhigte sich wieder, als Mythor ihm den Hals klopfte. Ein paar Augenblicke später löste sich aus dem Dunkel des Waldrands eine Gestalt und trat vorsichtig auf die Lichtung.

Mythor lächelte.

»Willkommen«, sagte er.

2.

 

»Kalahar heiße ich«, sagte der Fremde.