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Inhaltsverzeichnis

Buch
Autoren
Vorwort
Was heißt schon Liebe?
Warum wir dieses Buch geschrieben haben
Lieben im Hier und Jetzt
Sich verlieben – aus westlicher Sicht
Warum heißt das Buch »Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare«?
Muss ich Buddhist sein, um von diesem Buch zu profitieren?
Die Lehre des Buddhismus
Die Grundaussagen im Buddhismus
Warum leiden wir?
Das Leiden beenden
Unser Geist und unser Körper
Wer bin ich?
Was bedeutet Karma?
Buddhas Weisheit und die Liebe
Die sechs befreienden Handlungen
Die rechte Rede
Was hat das alles mit Partnerschaft zu tun?
Nichts bleibt, wie es ist
Einsicht und Eigenverantwortlichkeit
Alles Tun hat Konsequenzen
Das Prinzip von Ursache und Wirkung
Raus aus der Fehler-Falle!
Hauptfehler Nummer eins: Unwissenheit und Verwirrung
Hauptfehler Nummer zwei: Gier und Geiz
Hauptfehler Nummer drei: Hass und Zorn
Hauptfehler Nummer vier: Eifersucht und Neid
Hauptfehler Nummer fünf: Stolz
Ein kritischer Blick auf die eigene Beziehung
Zehn nützliche Handlungen für mehr Glück in der Partnerschaft
Erste nützliche Handlung: Schutz gewähren (nicht töten, nichts zerstören)
Zweite nützliche Handlung: freigiebig sein
Dritte nützliche Handlung: für liebevollen Sex sorgen
Vierte nützliche Handlung: die Wahrheit sagen
Fünfte nützliche Handlung: Eintracht schaffen
Sechste nützliche Handlung: ruhig und vertrauensvoll sprechen
Siebte nützliche Handlung: sinnvoll kommunizieren
Achte nützliche Handlung: genügsam und zufrieden sein
Neunte nützliche Handlung: sich wohlwollend verhalten
Zehnte nützliche Handlung: die richtige Anschauung entwickeln
Dem Glück immer wieder eine Chance geben
Die Wandlungsphasen der Liebe
Die erste Phase: das Element Holz
Die zweite Phase: das Element Feuer
Die dritte Phase: das Element Erde
Die vierte Phase: das Element Metall
Die fünfte Phase: das Element Wasser
Das Zen des Zuhörens
Wenn die Kommunikation gestört ist
Wieder miteinander reden lernen
Schweigen üben und Stille genießen
Hilfe, ein Problem!
Typische Beziehungsprobleme und wie sie sich lösen lassen
Schlusswort
Ein Plädoyer für die Liebe
Literatur
Register
Copyright

Autoren

Anne-Bärbel Köhle ist Journalistin für die Bereiche Psychologie und Partnerschaft. Sie ist seit über 20 Jahren verheiratet und hat zwei Söhne.

 

Dr. Stefan Rieß war bis 2007 stellvertretender Chefredakteur des Psychologie-Magazins »Emotion« und ist seither Geschäftsführer eines großen Münchner Verlags. Er ist glücklicher Ehemann und überzeugter Vater zweier Söhne.

Literatur

Ahler, Amir und Samira: Das Tao der Liebe. Tao-Weisheit für erfüllte Beziehungen, Verlag videel, 2004

Auhagen, Ann Elisabeth (Hrsg.): Positive Psychologie. Anleitung zum »besseren« Leben, Beltz, Psychologie Verlags Union, 2004

Auhagen, Ann Elisabeth: Positive Kommunikation. Das Gute in sich entdecken und besser mit sich und anderen umgehen, Gütersloher Verlagshaus, 2006

Dalai Lama: Das Herz der Liebe, Theseus Verlag, 2004

Dalai Lama: Die Liebe, Quelle des Glücks, Herder Verlag, 2005

Dalai Lama: Einführung in den Buddhismus, Herder Verlag, 1992

Dalai Lama: Logik der Liebe. Aus den Lehren des tibetischen Buddhismus für den Westen, Goldmann Verlag, 1984

Grün, Anselm, Altmann, Petra: Klarheit, Ordnung, Stille. Was wir vom Leben im Kloster lernen können, Gräfe und Unzer Verlag, 2007

König, Karl: Liebe im Beziehungsalltag, Walter Verlag, 2000

Kornfield, Jack: Frag den Buddha und geh den Weg des Herzens, Ullstein Verlag, 2004

Kornfield, Jack: Meditation für Anfänger, Goldmann Arkana, 2005

Krüger, Wolfgang: Liebe, Macht und Leidenschaft. Die Erfolgsregeln für fairen Konfliktausgleich, Herder spektrum, 2006

Lama Ole Nydahl: Buddha und die Liebe, Droemer Knaur, Mens Sana, 2007

Mary, Michael: Fünf Lügen, die Liebe betreffend, Hoffmann und Campe Verlag, 2001

Mazelin Salvi, Flavia: Zen und die Kunst, zu zweit zu leben, O. W. Barth Verlag, 2007

Moeller, Michael Lukas: Die Wahrheit beginnt zu zweit. Das Paar im Gespräch, rororo Sachbuch, 1988

Nuber, Ursula: Lass mir mein Geheimnis! Warum es gut tut, nicht alles preiszugeben, Campus Verlag, 2007

Nuber, Ursula: Was Paare wissen müssen. Zehn Grundregeln für das Leben zu zweit, Krüger Verlag, 2005

Samuels, Arthur: Die Kunst der Nähe. Leidenschaft, Treue, Liebe, Herder Verlag, 2005

Schmid-Bode, Wilhelm: Maß und Zeit. Entdecken Sie die Kraft der klösterlichen Werte und Rituale, Campus Verlag, 2008

Shafir, Rebecca: Zen des Zuhörens. Verstehen und verstanden werden, Ariston Verlag, 2001

Shoshanna, Brenda: Zen und die Kunst, sich zu verlieben, Fischer Taschenbuch Verlag, 2007

Thich Nhat Hanh: Nimm das Leben ganz in Deine Arme. Die Lehre des Buddha über die Liebe, Deutscher Taschenbuch Verlag, 2006

Trungpa, Chögyam: Erziehung des Herzens. Buddhistisches Geistestraining als Weg zu Liebe und Mitgefühl, Arbor Verlag, 2000

Willi, Jürg: Psychologie der Liebe. Persönliche Entwicklung durch Partnerbeziehungen, Klett Cotta, 2002

Lieben im Hier und Jetzt

Sich verlieben heißt auf Englisch: to fall in love, auf Französisch: tomber amoureux. Wortwörtlich übersetzt heißt beides: in die Liebe fallen. Aber impliziert Fallen nicht auch mangelndes Gleichgewicht? Im Grunde versetzt Verlieben uns also in einen Zustand, der nicht taugt, klare Gedanken zu fassen. Dies ist kein Appell, sich nicht mehr zu verlieben. Es ist nur die Anregung dazu, den Zustand zu hinterfragen und zu verstehen, was in diesem Moment in uns abläuft.

Sich verlieben – aus westlicher Sicht

In der romantischen westlichen Vorstellung des Verliebtseins projizieren wir Wünsche, Träume und Befürchtungen in die Zukunft. »Vielleicht könnten wir zusammenziehen und dann heiraten?« »Hoffentlich will er Kinder!« »Was, wenn sie in zehn Jahren einen Herzinfarkt erleidet?« »Vielleicht ändert er seine komischen Angewohnheiten doch noch.« Lieben spielt sich in westlichen Kulturen im Wesentlichen in der Zukunft ab und ist darauf ausgerichtet, dass die Lebensumstände irgendwann vielleicht doch ein bisschen schöner sind als heute – oder schrecklicher.

Unseren Liebsten/unsere Liebste sehen wir ebenfalls nicht so, wie er oder sie augenblicklich ist. Sondern als Objekt unserer Begierde, als Mensch, den wir verändern und formen können – und er uns. Was für ein Irrtum! »In Wahrheit existiert der Mensch, der unseren Erwartungen so sehr entspricht, gar nicht. Wir selbst haben ihn geschaffen, gekleidet und genährt. Er ist unsere Kreatur«, schreibt Flavia Mazelin Salvi in ihrem Buch Zen und die Kunst, zu zweit zu leben. Er ist unsere Projektion. Und so sitzen wir in der Liebe jeder Menge Illusionen auf, zum Beispiel der, mit dem anderen verschmelzen zu können. Daraus entsteht der Gedanke, ohne den anderen nichts zu sein, dem anderen wesensgleich zu sein. In jedem Fall behindert unsere westliche Vorstellung von Verliebtsein eine der Grundvoraussetzungen, wirklich glücklich mit einem anderen Menschen zu sein. Nach östlicher Auffassung funktioniert das nämlich nur dann, wenn wir wirklich ganz bei diesem Menschen sind, jetzt und in diesem Moment, und unsere Gedanken nicht wie ein wild gewordener Affe vom Gestern aufs Morgen springen. Im Buch verteilt finden Leserinnen und Leser deshalb Übungen, die dazu geeignet sind, uns in der Gegenwart zu erden.

Auch die Illusion der Dauerhaftigkeit erweist sich als sehr durchsichtig. Wir mögen glauben, dass die Liebe immer währt. Wir mögen hoffen, dass das, was heute ist, auch morgen so sein wird. Dabei kann sich jede Sekunde alles ändern, im Guten wie im Schlechten. Die östliche Philosophie bezeichnet den Wunsch, die Gegenwart zu zementieren, als »Anhaftung«. Anhaftung kommt immer mit dem größten Feind der Liebe daher: mit der Angst. Sie besiedelt unsere Seele in dem Moment, in dem wir uns verlieben. Endlich haben wir sie/ihn gefunden! Dieses Glück wollen wir natürlich (und verständlicherweise) festhalten. Undenkbar, dass der andere uns verlassen könnte, vielleicht jemand anderen lieben könnte, wir wieder allein sein könnten. Und so schleicht sich der größte Feind der Liebe, die Angst, ganz allmählich in die Zweisamkeit, beginnt sie zu vergiften.

Furcht aber verwandelt Liebe in Abhängigkeit, Gespräche in Wortgefechte, Freiheit und Fröhlichkeit in einen goldenen Käfig. Angst ist der engste Begleiter der buddhistischen Untugend des Anhaftens. Sie bezieht sich übrigens nicht nur darauf, den anderen zu verlieren. Sondern sie füllt einen weiteren dunklen Fleck in unserer Seele aus: die Furcht, etwas zu verpassen. Wir mögen im einen Moment Angst haben, unseren Partner zu verlieren. Aber spätestens nach den ersten großen Krisen beschleicht uns eine weitere Sorge: Was, wenn der Partner doch nicht optimal zu uns passt? Vielleicht könnte uns ja ein besserer/reicherer/schönerer/jüngerer/liebenswerterer Mensch über den Weg laufen? Die Sorge, im Leben und in der Partnerschaft das Optimum zu verpassen, verhindert wahre Nähe und tiefes Glück. Und so schaffen wir es oftmals nicht, uns auf den anderen einzulassen – auch wenn wir es uns auf romantisch-schwärmerische Weise wünschen. Vielleicht liegt gerade hier der Fehler. Weil wir so viel vom anderen erwarten, weil unsere Gedanken ständig in die Vergangenheit und in die Zukunft abschweifen, um zu hoffen, zu fürchten, zu wünschen, sind wir niemals richtig hier, in diesem Moment. Immerzu gibt es den kleinen inneren Zweifler, der zur Beziehung zwar »Ja« sagt, aber ständig ein »Aber« hinterherschiebt. Im letzten Kapitel des Buches finden Sie typische kritische Beziehungssituationen, die häufig aus Angst erwachsen. Wir zeigen Ihnen aber auch die Lösung auf: wie es Ihnen mit einem neuen Blickwinkel auf die Liebe gelingen kann, solche Fallstricke künftig leichter zu umgehen.

Warum heißt das Buch »Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare«?

Vor zwei Jahren haben wir ein Buch geschrieben, das den Titel Das Dalai-Lama-Prinzip für Eltern trägt. Dort haben wir diese Frage bereits einmal beantwortet. Da Sie dieses Buch aber möglicherweise nicht gelesen haben, wollen wir sie an dieser Stelle noch einmal kurz beantworten. Der Grund für die Wahl dieses Titels liegt in unserer Wertschätzung für die Ideen, Meinungen und Vorstellungen des Dalai Lama, der von sich selbst sagt: »Meine Religion ist Freundlichkeit.« Der Dalai Lama ist für viele Menschen der Inbegriff eines guten und glücklichen Menschen. Sein Respekt vor der Einzigartigkeit jedes Lebewesens, seine Forderung nach Achtsamkeit und seine Betonung des Mitgefühls haben den XIV. Dalai Lama, der den Mönchsnamen Tenzin Gyatso trägt, zum wichtigsten Botschafter des Buddhismus werden lassen. Weisheit, Güte, Ausgeglichenheit und Lebensfreude sind Eigenschaften, nach denen alle Menschen streben, egal, ob im Osten oder Westen.

Der Dalai Lama ist die höchste weltliche und gleichzeitig eine bedeutende religiöse Autorität im buddhistischen Tibet und besitzt dort einen Buddha-gleichen Status. Er gilt als erleuchtetes Wesen, das den Kreislauf der Wiedergeburten bereits hätte verlassen können. Der Dalai Lama (das aus dem Mongolischen stammende Wort bedeutet so viel wie »Ozeangleicher Lehrer«) hat sich aber entschlossen, wieder in das Leben einzutreten, um anderen Menschen zu dienen. Seit der Besetzung Tibets durch China lebt der Dalai Lama im indischen Exil und lenkt seither von dort aus mit großem Engagement die Aufmerksamkeit der Welt auf sein Heimatland. Er ist ein begehrter Gesprächspartner von Politikern und Wissenschaftlern, und es ist sicherlich auch seiner Person zu verdanken, dass sich immer mehr Menschen für den Buddhismus zu interessieren beginnen.

Wir werden uns auf den nächsten Seiten intensiver mit bestimmten Aspekten der buddhistischen Lehre beschäftigen, weniger aber mit der tibetischen Spielart des Buddhismus. Auch richtet sich unser Augenmerk nicht so sehr auf Geisterglaube, Seelenwanderung und Reinkarnation, sondern vor allem auf die psychologische Seite des Buddhismus und die daraus abgeleiteten praktischen Weisheiten. Einen Teil dieser Gedanken werden viele Leserinnen und Leser aus anderen Religionen, aus der Philosophie oder vom gesunden Menschenverstand kennen. Einige dieser Ideen hat auch die Wissenschaft wiederentdeckt. So widmet sich ein ganzer Zweig der Psychologie, die »Positive Psychologie«, ähnlichen Fragen wie die buddhistische Philosophie: Was ist Glück? Was macht mich glücklich? Wie gehe ich mit Leid um? Wie kann ich in meinem Leben mehr Achtsamkeit entwickeln und Gelassenheit finden? Oder wie die großartige deutsche Psychologin Dr. Ann Elisabeth Auhagen es formuliert: Wie kann ich positiv kommunizieren?

Muss ich Buddhist sein, um von diesem Buch zu profitieren?

Nein. Dieses Buch kann jeder lesen, egal, ob er Christ, Jude, Moslem oder Atheist ist. Uns geht es nicht um die Vermittlung von religiösen Inhalten, sondern um die Darstellung von Gedanken, die das Zusammenleben von Menschen erleichtern können. Es geht uns nicht um Glauben, und schon gar nicht um den rechten Glauben. Dementsprechend haben wir uns aus unterschiedlichsten Quellen bedient, bei Zen-Meistern, dem Dalai Lama, bei Buddha selbst. Bei Anhängern einer bestimmten buddhistischen Schule wird daher das Buch möglicherweise nicht auf große Gegenliebe stoßen, es entspricht vielleicht nicht der »wahren Lehre«. Dafür entschuldigen wir uns vorab, und auch dafür, dass wir die buddhistische Botschaft auf bestimmte Inhalte reduzieren, die für unser Thema wichtig sind.

Die Ideen, die wir hier vorstellen, müssen nicht kritiklos bejaht werden. Jede Leserin und jeder Leser kann selbst nachvollziehen, was sie für sie oder ihn bedeuten. Und vor allem: Man kann es im Alltag einfach ausprobieren. Funktioniert etwas, kann man es akzeptieren. Ist es für einen nicht geeignet, muss man es nicht übernehmen. Es geht also nicht um ein Glaubenssystem oder um das blinde Vertrauen in eine religiöse Autorität. Buddha selbst forderte, dass man sich weigern sollte, etwas zu glauben, nur weil es von wichtigen Menschen formuliert wurde. Von dieser Forderung nahm er auch sich selbst nicht aus. Er erwartete nicht, dass seine Lehre widerspruchslos geglaubt wurde. Er wollte geprüft werden. Denn der eigene Verstand ist der beste Wegweiser. Buddhas letzte Worte machen das deutlich:

»Seid Lampen für euch selber… sucht eure Zuflucht nicht außerhalb von euch selbst… Verfall wohnt allen zusammengesetzten Dingen inne … erarbeitet mit Fleiß eure eigene Erlösung.«

Der Buddhismus erwartet von uns, dass wir unser Leben in die Hand nehmen und auf die entscheidenden Fragen unsere eigenen Antworten finden. Dafür gibt er Hilfestellungen und Leitlinien. Wenn wir diese als für uns richtig und passend erachten, können wir sie auf unsere Probleme übertragen. Haben wir dann gelernt, mit ihnen umzugehen, besteht die Chance, glücklicher und zufriedener zu werden. Dies erfordert nicht, dass man bestimmten Geboten folgt oder bestimmten Verboten gehorcht, sondern es verlangt von uns, wie wir später noch zeigen werden, dass wir mit unserem Geist arbeiten. Nur wenn wir uns darauf konzentrieren, was wir sagen und tun, wenn wir verstehen, wie unser Verstand funktioniert, wenn wir lernen zu meditieren, haben wir vielleicht die Chance, dass wir erleben, was es bedeutet, das große Glück der Erleuchtung zu finden. Doch bis dahin ist es ein langer Weg. Nur wenige werden das Ziel der Erleuchtung erreichen. Aber das ist auch nicht entscheidend. Allein der Wunsch, diesen Weg zu bestreiten, kann vieles leichter machen. Vor der großen Erleuchtung warten noch zahlreiche andere Glücksmomente. Und die lassen sich auch und gerade für die Partnerschaft nutzen. Deshalb stellen wir Ihnen zunächst einmal die Grundzüge der buddhistischen Lehre vor.