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Stefanie Sargnagel
In der Zukunft sind wir alle tot

Neue Callcenter-Monologe

ein mikrotext

E-Book-Erstellung/Cover: Andrea Nienhaus

Cover-Illustration und Fotos: Stefanie Sargnagel

Covertypo: PTL Attention, Viktor Nübel

2. Version mit neuem Cover und Fotos, Juni 2016

www.mikrotext.de – info@mikrotext.de

ISBN 978-3-944543-13-0

Alle Rechte vorbehalten.

© mikrotext 2014

Stefanie Sargnagel

In der Zukunft sind wir alle tot
Neue Callcenter-Monologe

Vorwort der Autorin

Seit sieben Jahren studiere ich Malerei in der Klasse von Daniel Richter in Wien und arbeite nebenbei in einem Callcenter bei der Rufnummernauskunft. Ich schiebe mein Diplom vor mich her, weil es immer noch irgendwie cooler klingt zu behaupten, man wäre Kunststudent, als sich über Callcenterarbeit zu definieren. So lebe ich halt dahin, ein Alltag hauptsächlich strukturiert durch langweilige Lohnarbeit, peinliche Räusche und fürchterliche Kater. Ich leiste damit, wie manch anderer, passiven Widerstand dagegen, ins zermürbende, sinnentleerte Rad eines 40-Stunden-Jobs zu geraten, denn das wäre mein persönlicher Untergang. Da ich in meinem Customer Service Sweat Shop nicht viel Besseres zu tun habe, dokumentiere ich seit ein paar Jahren mein Herumstrampeln laufend auf Facebook und anderen sozialen Netzwerken, schreibe Gedichte, Gedanken und Alltagsbeobachtungen auf, geprägt durch eine pubertäre Idee von der Wahrheit im Abgrund, einer widersprüchlichen Sehnsucht nach gleichzeitig Normalität und Subversion, einem Gemisch aus Größenwahn und Selbsterniedrigung, depressiver Verstimmtheit und derealisierter Amüsiertheit. Diese Kurztexte verbreiteten sich in den vergangenen Jahren in Wien, und ich erhielt immer wieder Publikationsanfragen, und so wucherte mein Zeug im Laufe der Zeit wie ein Krebsgeschwür durch die Hipsterszene.

Mittlerweile sehen darin einige wohl eine Art Trostschrift der Generation Callcenter (die ambitionslose Version der Generation Praktium), ein Antimanifest, das ich Tag für Tag erweitere und dessen Anfänge mittlerweile gesammelt in Buchform unter dem Titel „Binge Living“ erschienen sind. Binge bedeutet übersetzt ja so etwas wie Exzess oder Gelage und wird in der Pathologie und Alltagssprache für Komasaufen, Esstörungen, mittlerweile aber auch Serienmarathons und generell den übermäßigen, gierigen Konsum von etwas bis es schädliche Auswirkungen hat, benutzt. Ich meine damit also eine Art, das Leben haltlos in sich reinzustopfen bis einem schlecht davon wird, die Wechselwirkung von Rausch und Starre, Gehetztheit und Lähmung. Seit der Veröffentlichung des Buches erhalte ich noch mehr Anfragen und meine momentane Haltung ist, einfach zu allem ja zu sagen. Eigentlich liegen mir Schreibaufträge überhaupt nicht, da ich mich eigentlich auch nicht als Schriftstellerin sehe und meinem Bedürfnis nach Ausdruck und meinem Erzähldrang durch Zeichnungen oder Text ohnehin immer gleich im Internet gebündelt, reduziert und möglichst pointiert nachgehe und das schwammige Schwafeln zu jedem Thema oder das Ausdenken von Geschichten lieber Leuten überlasse, die das können oder gerne tun. Trotzdem freue ich mich immer über das Interesse oder auch das Geld, das mir aufs Konto überwiesen wird, damit ich mir ganz viele Zigaretten und Biere davon kaufen kann. Deshalb gibt es jetzt zum Beispiel ein E-Book! Bussi.

März 2014