Philosophisches Taschenwörterbuch

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Über dieses Buch

Voltaires Dictionnaire philosophique portatif, 1764 erschienen, ist eine Abrechnung mit Dummheit, Fanatismus, Borniertheit und Intoleranz.

In 73 Stichwörtern kann man lernen, was eine kritische, undogmatische Geisteshaltung ausmacht. Zu seiner Zeit wurde es verboten und verbrannt.

Dieser Grundtext der Aufklärung erscheint hier zum ersten Mal komplett auf Deutsch.

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Fußnoten

Brief an d’Alembert vom 5. April 1765.

Im 13. der Philosophischen Briefe (»Über Herrn Locke«).

Jan Assmann, Monotheismus und Kosmotheismus, Heidelberg 1993.

4Dictionnaire philosophique, portatif [ohne Angabe eines Autors], London [= Genf: Grasset], 1764, 344 S.

Für viele von ihnen sind wir der Voltaire Foundation, Oxford, und ihrer zweibändigen Ausgabe des Dictionnaire philosophique (Œuvres complètes de Voltaire, Bd. 35, 2011, und 36, 2013) zu großem Dank verpflichtet.

Als Genesis, wörtlich: Entstehungsgeschichte, wird im Christentum das 1. Buch Mose bezeichnet. Vgl. Fußnote zu Ange/Engel und den Artikel Moïse/Mose.

Voltaire macht sich über die Lehre von Aristoteles lustig, der die anima vegetativa (Körperfunktionen) von der anima sensitiva (Sinnesfunktionen) und der anima intellectiva (Verstandesfunktionen) unterscheidet. Die anima vegetativa bewirkt demnach die räumliche Fortbewegung, die anima sensitiva die Empfindungen, und die anima intellectiva ist für das Denken zuständig. Er stellt die Seele allgemein als Beweggrund alles Lebendigen vor, die das Materielle ›bewegt‹. Auf Aristoteles berufen sich traditionell die katholischen Gelehrten, denn aus seinem »Bewegenden« destillieren sie den heiligen Geist.

Artistoteles nennt Entelechie eine innere, verborgene, antreibende Kraft, eine Energie, die das Wesen der Dinge hervorbringt.

Das bezieht sich auf die Substanzenlehre des Aristoteles, nach der es drei Substanzen gibt: Stoff (die Materie), Form (der Begriff) und einzelnes Ding, dessen Existenz eine Verbindung von stofflicher Substanz und Form ist.

Die Argumentation der Scholastiker geht so: Alles Materielle ist teilbar, eine Affirmation, also ein »Ja«, ist entweder gegeben oder nicht, ein halbes »Ja« gibt es nicht, also ist es unteilbar.

νοΰς (nous, griech. ›Intellekt‹, ›Vernunft‹), meint bei Aristoteles den vernunftbegabten Teil der Seele, den der Mensch dem Tier voraus hat (De anima III,5; Metaphysik XI,7).

Das Corpus callosum verbindet die beiden Hirnhälften.

Als Levitikus wird das 3. Buch Mose auf Latein bezeichnet. – Das Deuteronomium ist das 5. Buch Mose, in dem die Gebote, die Vorzüge, wenn man sich an sie hält, und natürlich die schrecklichen Folgen, wenn man ihnen zuwiderhandelt, weitläufig verkündet werden. Voltaire fasst im Folgenden verschiedene Verse zusammen oder gibt sie sinngemäß wieder, er nutzt die Gelegenheit, um die grausame Unerbittlichkeit der Bibel zu zeigen, es sind Textbelege wider Judentum und Christentum, die sich beide auf das Alte Testament berufen.

Das Regiment der Liebenden, auch »Heilige Schar« genannt, war um 370 v. u. Z. eine Eliteeinheit von Berufssoldaten der thebanischen Streitkräfte, für die ausschließlich männliche Liebespaare ausgewählt wurden. »Sodomie« ist ein Kampfbegriff der christlichen Kirche für alle nicht der Fortpflanzung dienenden, ›sündhaften‹ Sexualpraktiken, im Französischen bis heute gebräuchlich als Bezeichnung für den Analverkehr.

»Gemeinsam ist allen die Liebe« (Vergil, Georgica III,244).

In der Übersetzung von Hermann Diels (1924) lautet die Stelle: »Auch wenn öfter ein Weibchen von minderer Schönheit uns fesselt, / Hat sie das Göttern wohl nicht, nicht den Pfeilen der Venus zu danken; / Denn oft wirkt ihr eigenes Tun, die gefällige Anmut / Ihrer Sitten, dazu ihr sauberes Äußeres, dass man / Leicht daran sich gewöhnt, das Leben mit ihr zu verbringen« (Lukrez, De rerum natura / Von der Natur der Dinge IV,128082).

Voltaires Aufzählung nennt historische Beispiele ausschweifenden Lebenswandels. Die besagte scheußliche Krankheit ist die Syphilis, von der man annahm, dass Kolumbus sie aus Amerika eingeschleppt hatte.

»Vor der Reife / Den kurzen Frühling der Jugend und die ersten Blüten zu pflücken« (Ovid, Metamorphosen X,84 f.).

Voltaire nutzt die Gelegenheit zu einem Seitenhieb auf den Theologen Théodore de Bèze (15191605), der die Hinrichtung des Gelehrten Michel Servet als Ketzer auf dem Scheiterhaufen in Genf (1553) verteidigte. Der Vers aus dessen Poemata juvenilia, die ihm wegen einiger erotischer Stellen unbequem wurden, bedeutet: »Ich liebe sie und liebe ihn«.

Vgl. Fußnote zu Amitié/Freundschaft.

In Vergils Hirtengedichten Bucolica (Eklogen 2) verliebt sich der Hirte Corydon in den schönen Alexis.

In den Oden (X,4) besingt Horaz die Schönheit des Knaben Ligurinus.

»Lex Scantinia« hieß das Gesetz, das im 2. Jahrhundert v. u. Z. in Rom die Knabenliebe untersagte und unter Augustus’ Lex Lulia verschärft wurde.

Levitikus (3. Buch Mose) und Deuteronomium (5. Buch Mose) bilden mit den anderen Büchern Mose (1: Genesis, 2: Exodus, 4: Numeri) den Gesetzeskanon – den Pentateuch – der jüdischen Tora. Die Sadduzäer waren eine Priesterkaste des Judentums, Zeremonienmeister des Tempelkults, und waren strikt an den Texten von Mose orientiert.

Es war Gregor I. (540604), Papst von 590 bis 604.

Mit dem heiligen Thomas ist Thomas von Aquin (12251275) gemeint, Summa theologica IV: »Schöpfung und Engelwelt«.

Die Kyklopen (auch: Zyklopen) waren in der griechischen Mythologie Riesen, die nur ein mitten auf der Stirn sitzendes Auge hatten. In der Odyssee Homers fressen sie zwei von Odysseus’ Begleitern auf.

Juvenal, Satiren XV. Tintiriten sind die Einwohner von Tentyra, heute Dendera, auf dem linken Nilufer gelegen.

Die Bewohner der französischen Gascogne, die von einem germanischen Stamm abstammen, damals Vascones genannt.

Die Einwohner von Saguntum (span.: Sagunto) in Spanien.

Vgl. Âme/Seele.

Im Buch Hesekiel (Ezechiel), Kap. 39, richtet Gott die Rede an einen Propheten, der den Vögeln und allen wilden Tieren nach dem Untergang Gogs und Magogs sagen soll, sie sollten sich an seinen Schlachtopfern erfreuen, und in Kap. 20: »An meinem Tisch könnt ihr euch sättigen mit Pferden und Reittieren, mit Helden und Kriegern aller Art.«

Der Stier Apis war ein Symbol der Fruchtbarkeit und wurde als lebendiges Tier in Memphis im Tempel des Ptah verehrt. Er musste schwarz sein, mit einem weißen Zeichen auf der Stirn.

Kambyses II. (um 558522 v. u. Z.), persischer König, unternahm 525 einen Ägyptenfeldzug, in dessen Verlauf er die Hauptstadt Memphis eroberte.

Die Mamelucken, ursprünglich türkische Söldner, verselbstständigten sich und gelangten in Ägypten ab 1250 an die Macht.

Als Sibyllen wurden in nichtchristlichen Religionen weissagende Frauen bezeichnet und verehrt. Kirchenväter wie Augustinus nahmen sie in die katholische Glaubenslehre auf, wohl um die an sie glaubenden Bevölkerungsteile zu Anhängern des Christentums zu machen.

König Ptolemaios II. (282246 v. u. Z.) wollte seine berühmte Bibliothek in Alexandria um eine Ausgabe des jüdischen Gesetzes ergänzen. Der jüdische Hohepriester sandte sechs gelehrte Männer aus jedem der zwölf Stämme Israels nach Alexandria, die innerhalb von 72 Tagen die Tora »mit göttlicher Eingebung« ins Griechische übersetzten.

Der Prophet Ezechiel (Hesekiel 1,5 ff.) hatte eine Vision; er sieht ein Feuer und darin vier lebende Wesen mit Menschengestalt, Flügeln, Hufen statt Füßen, jedes hat vier Gesichter, ein Menschengesicht, ein Löwengesicht, ein Stiergesicht und ein Adlergesicht.

Die Homilie ist ein Teil der Predigt in Form der Auslegung eines Bibeltextes, die eine praktische Anwendung auf das Leben enthält.

Es ist Buch 11 der Historia sacra.

In Aristophanes’ Komödie Die Wolken wird Sokrates der Gottlosigkeit und des Manteldiebstahls an einem seiner Schüler bezichtigt. Das Stück endet damit, dass Sokrates’ Schule in Flammen aufgeht.

Tabarin ist der Künstlername von Antoine Girard (15841633), der in Paris ein Straßentheater mit witzig-zotiger Publikumsansprache unterhielt. Für Voltaire ist ein Tabarin ein derber, primitiver Wirrkopf.

Commentarium rerum Gallicarum lib. XXVIII [»Ein gelehrter Mann, aber ein wahrer Atheist«; Anm. Voltaires].

Lucilio Vanini (15851619), italienischer Philosoph und Mediziner, wurde am 9. Februar 1619 von der Inquisition in Toulouse als Ketzer verbrannt, nachdem ihm der Henker vorher die Zunge herausgerissen hatte.

Im sogenannten Universalienstreit geht es darum, ob die Begriffe unserer Sprache Namen sind, die ihnen die Menschen gegeben haben, oder ob sie – das ist die klerikale Position – aus real existierenden Dingen abgeleitet sind und mit diesen wesenhaft zusammenhängen. Dass es einen Begriff »Gott« gibt, würde demnach genügen, um die Existenz eines göttlichen Wesens zu beweisen.

»Über die höchst schwierige Frage, ob eine Chimäre, die durch das Vakuum donnert, Akzidenzien auffressen kann.« Fiktiver Buchtitel von Rabelais, Pantagruel, 2. Buch, Kap. 7, mit dem er sich über den kirchlichen Universalienstreit lustig macht. Akzidenzien sind die nicht notwendigen Eigenschaften eines Gegenstandes, die notwendigen gehören zu seinem Wesen.

In der Nacht vom 248. 1572 richtete in Paris ein von der katholischen Seite aufgehetzter Mob unter den Protestanten (Hugenotten) ein schreckliches Blutbad an, dem mehrere tausend Menschen zum Opfer fielen.

Voltaire bezieht sich auf die Lehre Baruch Spinozas von der einen unendlichen Substanz, die Menschen, Gott und die Natur einschließt. Alles in der Natur geschieht notwendig, es gibt keine Zufälle.

Die Gemara ist der (jüngere) Teil des Talmud, der die mündliche Überlieferung, die Mischna, kommentiert und erläutert. Der Talmud legt das jüdische Gesetzbuch, die Thora, aus.

to kalon, griech. »das Schöne«, eine Empfindung, die laut Platon (Symposion 29) in der Idee des Schönen wurzelt, die an und für sich und in sich selbst ewig überall dieselbe ist, während alles wahrnehmbar Schöne von dieser Idee des Schönen abhängt.

René Descartes meinte in seinem Discours de la méthode (1637), Tiere seien nichts anderes als Maschinen, ohne die Fähigkeit zu sprechen, zu denken und zu fühlen.

Im 18. Jahrhundert gebräuchlich für die vom Darm zur Leber führenden Venen (heute »Vena mesenterica«).

Siehe den Artikel Âme/Seele. In der mittelalterlichen Philosophie ging man von mehreren Formen der Seele aus, der anima vegetativa für die Pflanzen, der anima sensitiva für die Tiere und der anima rationalis für den Menschen, der alle Formen der Seele hatte.

»Gott ist die Seele der Tiere« (nach Jacques Bernard in Nouvelles de la République des Lettres, Oktober 1700, S. 420).

»Was also geb’ ich, was nicht? Was du nicht magst, will der andere« (Horaz, Briefe II,2,63); »Castor erfreut sich am Ross, sein eineiiger Zwilling am Faustkampf« (Horaz, Satiren II,1, 26 f.).

Der Apfel oder Apfelzweig, auch ein Ölzweig, wurden bei den Olympischen Spielen als Siegesprämie vergeben.

Der Manichäismus war eine Glaubenslehre, die auf den persischen Stifter Mani (216276) zurückgeht und in Asien bis ins 14. Jahrhundert stark verbreitet war. In Europa wurden die manichäischen Glaubensgemeinschaften von der Kirche verfolgt und im 5. Jahrhundert endgültig vernichtet. Der Manichäismus ist eine streng dualistische Religion: Dem Reich des Lichtes steht das Reich der Finsternis gegenüber. Dieses zerstört, was jenes aufgebaut hat; es herrscht ein ewiger Kampf des Guten gegen das Böse.

Erwähnt in 1. Mose 4,22. Er stammt von Kain, dem Sohn Adams, ab und gilt als Urvater der Schmiedekunst.

Vom lateinischen spiritus, ›Lufthauch‹, ›Wind‹.

Franz I. wurde nach der Schlacht von Pavia (24. Februar 1525) von Karl V. bis 1526 in Madrid gefangen gehalten.

Vom wütenden Drang, Papst zu werden.

Frei nach Horaz, Briefe I,10,24, die Stelle lautet: »Naturam expellas furca, tamen usque recurret, et mala perrumpet furtim fastidia victrix.« – »Du magst die Natur mit der Mistgabel vertreiben, sie kehrt dennoch als Siegerin zurück, wird insgeheim deine unpassende Abwehr durchbrechen.«

Die Schlacht bei Fontenoy (Belgien) gewannen die Franzosen unter Moritz von Sachsen am 11. Mai 1745 im Beisein von Ludwig XV.

Siehe den Artikel Gewissheit in der Enzyklopädie [Anm. Voltaires].

Eine Intrige am Hofe von Anne Stuart im Jahr 1714, aus der der mit Voltaire befreundete Lord Bolingbroke Vorteile zog. Voltaire beschreibt den Verlauf in seinem Werk Das Zeitalter Ludwigs XIV. (Kap. XXII).

Gomer und Magog, die Israel feindlichen mächtigen Brüder (1. Mose 10,2), wurden in diversen Abstammungslehren als die Stammväter späterer, negativ darzustellender Völker hergeleitet.

Es geht um die Tatsache, dass Bewegungen von Körpern zur Ruhe kommen, die Bewegungen also gewissermaßen aufhören, oder sich »verlieren«, wie Voltaire sagt. Erst im 19. Jahrhundert wird man erkennen, dass es verschiedene Energieformen gibt (potentielle, kinetische …), die sich untereinander zwar übertragen, dass aber die Summe aller Energieformen immer gleich bleibt.

Zoophyten: Tierpflanzen – seit der Entdeckung der Süßwasserpolypen (1702) wurden die Übergangsformen zwischen Tier und Pflanze viel diskutiert.

Siehe 3. Mose 11,13 f. und 5. Mose 14,12 f., Voltaire macht sich immer wieder über dieses biblische Verbot, nicht existierende Tiere zu essen, lustig. Vgl. Âme/Seele und Pierre/Petrus.

Mit Heres ist Er aus Pamphylien gemeint, dessen Geschichte Platon in seiner Politeia (10,614b ff.) berichtet. Er starb im Kampf, erwachte aber wieder zum Leben und erzählte, was er »dort drüben« gesehen habe.

»Cassideriden« war der Name mythischer Inseln, der auch als Bezeichnung Englands gebraucht wurde.

»Und damit der hohe Äther nicht sorgloser sei als die Erde, / Sollen die Giganten, voll Gier nach der Herrschaft im Himmel, / Berge zusammengetragen und bis an die Sterne emporgetürmt haben« (Ovid, Metamorphosen I,151153).

Josefskraut, eine rosmarinähnliche Heilpflanze der Naturmedizin.

»Curtus«: lat. ›beschnitten‹, »Apella« steht laut Voltaire für a pellis, also ›ohne Haut‹, eine andere Ansicht hält »Apella« für die Bezeichnung eines Freigelassenen, »Credat«, lat. ›er möge glauben‹, bezieht sich auf den leichtgläubigen Juden Apella (Horaz, Satiren I,5,100 f.).

Leibniz, Monadologia (1765).

Mit den Bewegungsabweichungen der Atome beschäftigt sich Lukrez in De rerum natura, mit der substantiellen Form Thomas von Aquin, und die versatile Gnade, die Gott ausstreut, beschäftigte Augustinus (siehe dazu ausführlich den Artikel Grâce/Gnade). Dom Calmet, mit dem Voltaire gut bekannt war, schrieb ein sehr umfangreiches Buch über die Vampire im Osten Europas. (»Dom« ist eine Anrede für Angehörige des Benediktinerordens.)

Im 13. und 14. Jahrhundert gingen die Franziskaner als Erste zur Mission nach Kleinasien und Asien, die Jesuiten folgten ab 1601.

Mandarine, die den Rat des Kaisers bildeten.

Der Suba von Dekkan ist der Herrscher des Dekkan-Reiches im südlichen Teil Indiens.

Siehe den Artikel Ciel/Himmel [Anm. Voltaires].

Fo ist der chinesische Name für Buddha.

Ein Li entspricht etwa einem halben Kilometer.

Kolaos sind die Mandarine, die den Rat des Herrschers bilden.

Siehe den Artikel Âme/Seele [Anm. von Voltaire].

Nach Descartes bildet sich aus zarten und beweglichen Teilen des Blutes »so etwas wie ein Luftzug oder ein sehr feiner Windhauch, den man esprits animaux nennt; diese weiten das Gehirn und versetzen es so in die Lage, Eindrücke von äußeren Objekten als auch von der Seele zu empfangen, das heißt, das Organ oder der Sitz des gesunden Menschenverstandes, der Einbildungskraft, des Gedächtnisses zu sein« (Œuvres XI,227).

Gemeint sind die Juden, die über die Seidenstraße nach China gekommen waren.

Das Pentateuch, die fünf Bücher Mose.

Die fünf kanonischen Bücher der Konfuzianer: das Yijing (Buch der Wandlungen), das Shijing (Buch der Lieder), das Shujing (Buch der Urkunden), das Liji (Buch der Riten) und das Chunqiu (die Frühlings- und Herbstannalen). Die Endsilbe -jing (frühere Umschrift: -king) bedeutet im Chinesischen immer »Klassiker«, »klassischer Text«.

Oannes war ein Mischwesen aus Fisch und Mensch. Er soll außer dem Fischkopf einen menschlichen Kopf, und außer dem Fischschwanz menschliche Füße und eine menschliche Stimme gehabt haben.

Milchner werden die geschlechtsreifen männlichen Fische wegen ihrer milchfarbenen Samenflüssigkeit genannt. Rogener sind die geschlechtsreifen weiblichen Fische, ihre Eier heißen Rogen.

Pegu war ein Reich im unteren Birma, das ungefähr bis zur Zeit Voltaires bestanden hatte.

Altes Schimpfwort für buddhistische Mönche.

Gemeint sind der Chemiker Le Lièvre und der Apotheker Arnould. Die »Säckchen des Herrn Arnould«, wie Voltaire an anderer Stelle schreibt, waren um den Hals zu tragen und sollten gegen den Schlaganfall wirken, Le Lièvre verkaufte auch einen Lebensbalsam.

Gemeint sind Louis V., Joseph, Herzog von Bourbon, Prince de Condé, und Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig.

Vishnu (Wischnu), neben Brahma und Shiva einer der drei Hauptgötter des Hinduismus.

Sammonocodom ist nach der Enzyklopädie der siamesische Name für Buddha.

Im japanischen Shintoismus verehrte Geister oder Götter.

In diesem Dialog unterhalten sich ein Japaner, der eigentlich ein Bischof aus England ist, und ein Inder, in dem man leicht den Franzosen erkennt. Die zwölf unterschiedlichen Küchen sind zwölf verschiedene Religionen.

Im England vor Heinrich VIII. hatte der Papst (der »Großlama«) die Macht, Abgaben eintreiben zu lassen (Voltaire: »500 Jahre Erpressung«). Im Gegenzug erhielt man seinen Segen (der mit den gespreizten Fingern und Daumen erteilt wurde).

Damit sind die Bischöfe gemeint, deren Ämter verkauft wurden, Kannushi heißen in Japan die Priester des Shintoismus.

Heinrich VIII., der 1527 seine Geliebte Anne Boleyn heiraten wollte und darüber mit der Kirche brach.

Das steht für épiscopaux, die englischen Bischöfe.

Das sind die Hébreux, die Juden, umgekehrt gelesen.

Das ist eine Anspielung auf das Verbot in 3. Mose 11,7, Schweinefleisch zu essen oder das Schweineblut.

Ironische Umkehrung von »Papisten« (frz. papistes).

England und seine Episkopalkirche.

Weitere Umkehrungen: Terluh = Luther, Vincal = Calvin, Baptistaner = Baptisten, die Diesten sind die Deisten.

Malaiischer Dolch mit zweischneidiger, gewellter Klinge und verziertem Griff.

»Suti raho, cus flac«: Horaz, ein Anagramm aus seinen Namen Horatius Flaccus; die beiden zitierten Verse stammen aus seinen Oden (I,27).

Name für die obersten Priester in Japan.

Gemeint ist Louis Racine (16921763), Sohn des von Voltaire geschätzten Schriftstellers und Begründers der klassischen französischen Tragödie Jean Racine.

Dieser Mann ist wieder Louis Racine, der Mitglied des katholischen Ordens der Oratorianer war und sich erst nach dem Erdbeben von Lissabon 1755, dem sein Sohn zum Opfer fiel, vom Glauben abwandte.

NB. Dieser Inder Recina hat im Vertrauen auf die Träumer seines Landes geglaubt, dass man gute Soßen nur machen könne, wenn Brahma es ausdrücklich wolle und seine Lieblinge selbst anleite, wie die Soße zu machen sei, dass es also eine unendliche Anzahl von Köchen gebe, denen es, auch mit dem festen Willen, Erfolg zu haben, unmöglich sei, ein Ragout zu kochen, und dass Brahma ihnen die Mittel dazu aus reiner Bosheit wegnahm. In Japan glaubt man nicht an eine derartige Unverschämtheit und hält stattdessen folgenden japanischen Ausspruch für eine unbestreitbare Wahrheit: »God never acts by partial will, but by general laws.« [Anm. Voltaires]

Der griechische Name bedeutet ›der Tüchtigste‹.

Griech. »Theotimos«, ›der Gott Verehrende‹.

Auf dem Konzil von Trient (15451563) formierte sich die katholische Kirche gegen die Reformation und bestätigte das Zölibat, dem Voltaire äußerst negativ gegenüberstand.

Voltaire schätzte die Komödie Der Misanthrop von Molière sehr. Athalie von Racine war für ihn das bedeutendste Werk des französischen Theaters.

Das Konzil von Trient verbot dem Klerus, Theaterveranstaltungen zu besuchen. Daher die vergitterte Loge.

Alte französische Münze, die dem deutschen Schilling entsprach. Zur Zeit Voltaires nur noch eine Kupfermünze von geringem Wert.

Bar und Bat Mizwa.

Baal Zebub (wörtlich ›Herr der Fliegen‹), wahrscheinlich eine Ableitung von Baal Zebul, was ›erhabener Herr‹ hieß, dann aber verändert wurde zu Beelzebul (›Herr des Misthaufens‹), war Stadtgott von Ekron im Land der Philister.

Ein Taufkandidat.

Nach dem Tod des jansenistischen Theologen François de Pâris 1727 wurde sein Grab auf dem Friedhof von Saint-Médard zur Wallfahrtsstätte. Bald war von Wunderheilungen die Rede, wobei der ›Heilungsprozess‹ meist mit heftigen Zuckungen verbunden war. Als der Wallfahrenden und Zuckenden zu viele wurden, schloss man den Friedhof.

In die Bastille, das Staatsgefängnis, eine ehemalige Stadtburg.

Mit seiner Bulle Unigenitus hatte Papst Clemens XI. 1713 den Jansenismus, mit dem viele im französischen Klerus sympathisierten, als Häresie verurteilt.

Jansenisten und Jesuiten, sonst Feinde, vereinigten sich in einer Kampagne gegen das 1748 erschienene Werk Montesquieus Vom Geist der Gesetze, das sie als blasphemisch denunzierten und verbieten lassen wollten. Voltaire sprang Montesquieu 1750 mit seiner polemischen Schrift Remerciement sincère à un homme charitable (Aufrichtige Danksagung an einen Mann der christlichen Liebe, deutsch in: Montesquieu, Geist der Gesetze, Bd. 7, Leipzig 1848) zur Seite.

»Der ewigen Finsternis Bewohner ruft / Der rauhe Schall der höllischen Drommete. / Die weitgedehnten schwarzen Schlünde wanken. / Die blinde Luft hallt wider vom Getöse. / So krachend fährt aus hohen Regionen / Des Himmels nie der Blitz hernieder, niemals / Erschüttert je ein Beben so die Erde, / Wenn sie die Dünste presst im schwangern Schoße« (Torquato Tasso, Das befreite Jerusalem IV,3).

In der lyrischen Tragödie Armida (nach Tassos Jerusalem) geht es für den Kreuzritter Rinaldo um die Entscheidung zwischen den sinnlichen Verlockungen der Zauberin Armida und seiner Verpflichtung als Anführer der Christenarmee, den Waffengang gegen die Muslime in Jerusalem durchzuführen.

Horaz, Epistulae II,2,102: »Multa fero, ut placem genus irritabile vatum« (»Vieles erträgt der Mensch, um das reizbare Volk der Sänger zu versöhnen in Zeiten, wo man selber dichtet und fußfällig um des Publikums Stimmen wirbt«).

Ilias, Buch 22 [Anm. Voltaires].

»Keine Gottheit bist Du, Fortuna, / Blicken voraus wir: wir sind’s, / Die Dich zur Göttin und in den Himmel erheben« (Juvénal, Satiren X,365 f.; Übers. Schnur).

Charles wurde am 30. Januar 1649 geköpft.

In den Petites Maisons (im Pariser 7. Arrondissement, wo sich heute der kleine Park um den Square Boucicaut befindet) wurden bis Ende des 18. Jahrhunderts die Geisteskranken untergebracht.

Siehe den Artikel De la Liberté / Über die Freiheit.

Wörtlich bedeutet der griechische Name: Wortklauber, Haarspalter.

secundum quid ist der scholastische Ausdruck für eine zweitrangige Eigenschaft (Akzidenz), die nicht zu einer wesentlichen erklärt werden darf. Ein Fehler, der vielen Gemeinplätzen zugrunde liegt.

»Hier sitzt, um ewig zu sitzen, der unglückselige Theseus« (Vergil, Aeneis VI,617 f.).

1758 wurde der Pfarrer Ferdinand-Olivier Petitpierre in Neuchâtel, das damals zu Preußen gehörte, mit einem Berufsverbot belegt, weil er in seinen Predigten erklärte, die Höllenstrafen seien nicht ewig, sondern zeitlich begrenzt (s. Ostervald, Beschreibung des Fürstentums Welsch-Neuenburg, S. 193195).

Der genannte Abbé Amable de Bourzeis (16061672), Mitglied der Académie française. Voltaire vermutete in ihm den Verfasser des gefälschten Testaments Richelieus.

Siehe Fußnote zu Luxe/Luxus.

Das Buch Ezechiel (oder Hesekiel) des Alten Testaments soll im 6. Jahrhundert v. u. Z. geschrieben worden sein, eben von dem wortgewaltigen Propheten Ezechiel. Vgl. Fußnote zu Apocalypse/Apokalypse.

Horaz, Satiren I,2,127. »Ich befürchte nicht, dass, während ich sie ficke [futuo], der Mann heimkehrt vom Lande«.

Voltaire verwendet die römischen Namen, Venus für Aphrodite, Minerva für Athene und Amor für Eros.

Polyeuktes: Voltaire bezieht sich auf das gleichnamige Drama von Corneille. P. war ein armenischer Adliger des 3. Jahrhunderts, der, zunächst Christenverfolger, später zum Christentum übertrat, um, kaum war er konvertiert, Statuen und Altäre seiner früheren Religion zu zerschlagen – selbst gegen die Bitten seiner eigenen Frau –, und sich dabei zum Märtyrer machte.

Es handelt sich um fünf Königsattentäter: Jacques Clément, Dominikaner, erstach am 181589 Henri III; Jean Châtel, Jesuit, versuchte am 27121594 Henri IV zu erstechen; François Ravaillac, Katholik, erstach am 1451610 Henri IV; Balthasar Gérard, ebenfalls ein katholischer Fanatiker, erschoss am 1071584 Wilhelm von Oranien; Robert François Damiens, ein Jansenist, versuchte am 511757 Louis XV zu erstechen.

Vgl. Fußnote zu Convulsions/Zuckungen.

Als den »Alten vom Berge« bezeichnet man Hassan i Sabbah oder auch Raschid ad Din Sinan, Anführer der Assassinen, die im 11. Jahrhundert ihre Feinde: Sultane, Wesire, Kalifen, Kreuzzügler, durch Einschleusen von Attentätern ermordeten (vgl. Peter Priskil, Die Karmaten, Freiburg i. Br.: Ahriman-Verlag, 2007, S. 354375).

»Wie viel Gefieder er auch erhielt, / Ikarus missbrauchte seinen Zweck; / Er erhielt es zu seinem Wohl / Und nutzte es zu seinem Schaden« (Jean Bertaut, La défense de l’amour, 1633).

Die Oratorianer sind ein katholischer Orden, der die kirchliche Lehre volksnaher gestalten will, z. B. durch Einbinden musikalischer Aufführungen.

Ravaillac ermordete 1610 den französischen König Henri IV (vgl. Fanatisme / Fanatismus), Popilius war ein römischer Militärtribun. Marcus Antonius bezahlte ihn dafür, dass er im Jahr 43 v. u. Z. Cicero ermordete und ihm dessen abgeschlagenen Kopf und die Hände brachte.

Causae finales, Zweckursachen, sind bei Aristoteles (und bei Leibniz) solche Ursachen, die, wie bei Handlungen, zu einem Ziel hinführen, anders als Wirkursachen, die Auslöser eines Ereignisses sind.

Erasmus von Rotterdam kritisierte in seinem 1511 erschienenen Werk Lob der Torheit (Encomium moriae; frz. Éloge de la folie) Sitten, Kirche und die gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit auf bissig-satirische Weise.

Vgl. Fußnote zu Destin/Schicksal.

Ein Li entspricht 124 Fuß. [Anm. Voltaires. Vgl. Fußnote zu Catéchisme chinois / Chinesischer Katechismus.]

Chinesischer Rhabarber (Rheum officinale) ist ein alte Heilpflanze, aus deren Wurzeln man einen Sirup mit abführender Wirkung herstellt, er soll den Körper reinigen.

»Zur größeren Ehre Gottes« ist der Wahlspruch der Jesuiten.

Als man Alexander, der ein guter Läufer war, fragte, ob er nicht in Olympia mitlaufen wolle, antwortete er: »Freilich, wenn dann Könige meine Gegner wären« (Plutarch, Griechische Heldenleben, dt. 1955, S. 172).

Die christliche Gnadenlehre geht auf Augustinus zurück und hat ab dem 5. Jahrhundert zu dauerndem Streit in der Kirche geführt. Es geht darum, dass die Menschen seit dem Sündenfall Adams allein durch Gottes Gnade am Leben sind.

Einwohner von Bergamo.

Im Siebenjährigen Krieg (17561763) führte Friedrich II. Preußen in den Krieg gegen Österreich. Frankreich, Großbritannien und Russland beteiligten sich mit wechselnden Allianzen am Krieg.

Gemeint ist das Te Deum (»Te Deum laudamus …« / »Dich, Gott, loben wir …«).

Voltaire nennt diese beiden Stücke, um die Absurdität der Verdammung des Theaters durch die Kirche deutlich zu machen. Polyeucte (1643) ist ein christliches Märtyrerdrama von Pierre Corneille (16061684) und Athalie (1691) ein religiöses Drama von Jean Racine (16391699).

Als Paralipomena (›Nachträge‹) bezeichnet man im Alten Testament die Bücher der Chronik, weil sie berichten, was in den vorhergehenden Büchern der Könige fehlt.

Bewohner heidnischer Dörfer.

Parsen werden die Anhänger der zarathustrischen Religion genannt.

»Gavache« (gabacho) bedeutet ›feige‹, ›mies‹, ›schmutzig‹; »Marranen« (marrano) ›Schwein‹.

Petronius, Satyricon XLIV,18: »Ja, früher, da zogen die Frauen in langen Kleidern barfuß aufs Kapitol, mit aufgelöstem Haar und reinem Sinn, und beteten zu Jupiter um Regen. Drum goss es auch gleich wie aus Kübeln – jetzt oder nie –, alle kamen nass wie die Mäuse nach Hause.«

Das Standbild der Diana (Artemision) in Ephesos gehörte zu den sieben Weltwundern.

Paphlagonien ist eine Landschaft am Schwarzen Meer.

Die Legende, dass das Haus der Heiligen Familie am 10. Dezember 1294 durch die Luft von Dalmatien nach Loreto in Italien getragen wurde, war der Anlass für einen sehr populären Kult. Die Basilika Santa Maria Maggiore oder della Neve wurde in Rom an einer Stelle erbaut, wo am 5. August 532 angeblich Schnee gefallen war, was dem Papst in einem Traum als Ort für den Kirchenbau angedeutet worden war.

Apotheose: Vergöttlichung, Erhebung eines Menschen zum Gott.

»Er, der heilige Bilder aus Gold und Marmor schafft, / Erschafft keine Götter« (Martial, Epigramme VIII,24,5 f.).

»Im Bilde Jupiters ist es allein Jupiter, den man anbetet« (Ovid, Epistulae ex Ponto II,8,62).

»Nicht anwesend sind die Götter in einer Statue, noch in geformtem Metall; / In unserem Geist und in unseren Herzen belieben sie zu wohnen« (Statius, 4596 u. Z., Thebais XII,493).

»Wo wäre Gottes Reich, wenn nicht auf Erden, im Meer und in der Luft?« (Lucanus, 3965 u. Z., Pharsalia IX,578).

Das Awesta ist eine Sammlung heiliger Texte der altiranischen Zarathustrareligion, die ab dem 11. Jahrhundert v. u. Z. entstanden und im 3.–7. Jahrhundert u. Z. aufgezeichnet wurden.

Auf die angeblichen Lehren des Orpheus und seine Aussagen zur Entstehung der Welt und der Götter berief sich die Religionsgemeinschaft der Orphiker im 6. Jahrhundert v. u. Z.

Voltaire zeigt gegen das Christentum – das Alte Testament der Bibel – die naturgesetzliche Unmöglichkeit der Sintflut auf.

Voltaire bezieht sich auf die Berechnungen von Jacques-Eugène Chevalier de Louville (16611732), mit denen er sich seit 1737 beschäftigt hatte.

Bei diesem Spiel muss man erraten, ob die Anzahl der Steine, die der Mitspieler in der Hand hält, gerade oder ungerade ist.

Mit der »Freiheit der Indifferenz« ist gemeint, dass man sich, obwohl einem der Wille eine bestimmte Handlung nahelegt, trotzdem anders entscheiden könnte.

Vespasian wurde 66 nach Judäa geschickt, um den jüdischen Aufstand zu bekämpfen. Der Krieg endete mit der Einnahme des Tempels im Jahre 70. Tausende Juden wurden deportiert, um in Amphitheatern gegen wilde Tiere zu kämpfen oder um als Sklaven in den Minen des Sinai zu arbeiten.

Ort am Golf von Akaba, in der Nähe von Eilat.

Sagenhaftes Goldland der Bibel, das in Abessinien oder in Vorderasien vermutet wird.

Timur-Leng (13361405; im Westen auch Tamerlan genannt), mongolischer Heerführer und Eroberer, berüchtigt für seine Brutalität. – Wilhelm der Eroberer (10271087), Herzog der Normandie, eroberte England und war ab 1066 englischer König.

Kedor-Laomer, König von Elam (1. Mose 14,117), führte gegen Sodom und Gomorra Krieg; Johann Daniel von Menzel (16981744) eroberte 1742 München im Krieg Österreichs gegen Bayern.

Voltaire bezieht sich auf den britischen Admiral John Byng, den nach dem Fall von Menorca 1756 das Kriegsgericht zunächst zu einem »tapferen und treuen Mann« erklärte, dann aber zum Tode verurteilte.

Vgl. Fußnote zu Convulsions/Zuckungen.

Mit dem Salzmonopol sicherte sich der französische Staat bedeutende Steuereinnahmen (die sogenannte, im Volk verhasste »gabelle«).

Es geht hier um die sogenanten »Annaten«, Jahreseinkommen, die an den Papst von dem Inhaber eines kirchlichen Amtes zu zahlen waren, dessen Erträge ihm als Amtsinhaber zustanden.

Voltaire setzte sich für eine proportionale Einkommenssteuer ein, die von allen, die Kirche inbegriffen, gezahlt werden sollte.

In einem dreizehnjährigen Krieg (389377 v. u. Z.) besiegte Rom den Volksstamm der Volsker, der im Süden Latiums lebte. Die Samniter, die ganz Unteritalien besiedelten (Hauptstadt Capua), wurden in drei Kriegen (von 340 bis 290 v. u. Z.) unterworfen. Rom konfiszierte den größten Teil des fruchtbaren Bodens – siehe hierzu Theodor Mommsen, Römische Geschichte, Neuausg. München: dtv, 1976, Bd. 1, S. 352 ff.

Hafenstadt an der Ostküste Südindiens, 1673 den Franzosen vom Sultan von Bijapur verkauft und bis 1954 französische Kolonie, jedoch am 16. Januar 1761 im britisch-französischen Krieg um die Vorherrschaft in Indien von den Briten dem Erdboden gleichgemacht. Erst nach dem Pariser Frieden 1763 (beendet den siebenjährigen Krieg) baute die französisch-indische Kompanie Pondicherry wieder als Handelszentrum auf. Der Ort heißt jetzt offiziell Puducherry.

1762 nahm britisches Militär Havanna den Spaniern ab, gab es jedoch ein Jahr später, im Rahmen des Pariser Friedens, im Tausch gegen Florida, zurück.

Lakädemonien: Sparta, dessen Sparsamkeit und Askese sprichwörtlich wurden.

Voltaire zitiert aus seinem Gedicht »Le Mondain« (1737), in dem er den Luxus verteidigt.

»Es ist allen Dingen eigen, nur in bestimmten Grenzen zu gelten, / Jenseits derer sie ihre Bedeutung verlieren« (Horaz, Satiren I,106 f.).

Descartes definiert so die Materie (Méditations V,3 f.).

»Kaum hatte er – welcher der Götter es auch sein mochte – das Durcheinander so geordnet, zerschnitten und gegliedert, / Da ballte er zuerst die Erde zusammen …« (Ovid, Metamorphosen I,32 f.; dt. 2012, S. 8 f.).

Siehe Fußnote zu Tout est bien / Alles ist gut.

Voltaire richtet sich gegen die christliche Auffassung der Erbsünde, nach der alle Neugeborenen schuldig sind, weil sie in der Nachfolge von Adam und Evas und deren bekanntem Sündenfall stehen. Wer ohne Taufe stirbt, kommt in die Hölle.

Die Syphilis.

Mit Philadelphier sind die Bewohner der Quäker-Kolonie Pennsylvania (von William Penn 1681 gegründet) gemeint. Dort verpflichtete das Great Law vom 7. Dezember 1682 den Staat zur religiösen Toleranz. – Banianen sind die Mitglieder einer Händlerkaste in Indien, die der streng vegetarischen und gewaltlosen Jain-Religion zuneigt.

1. Könige 19,15 f. [Anm. Voltaires].

Quaest. 1, 2, 4, S. 1, 3 [Anm. Voltaires].

Belial steht (5. Mose 13,14) für die Macht der Finsternis, als Teufel, »der ohne Licht«.

Die Bleibücher (Plomos) wurden 1597 entdeckt und 1682 verdammt.

Apostelgeschichte V, 34, 35, 36 [Anm. Voltaires].

Apostelgesch. Kap. 8,9 [Anm. Voltaires].

Sokrates, Historia ecclesiastica II, 38 [Anm. Voltaires].

»Satans Engel, der mich ohrfeigte« (2. Korinther 12,7).

miracle von lat. mirari ›anschauen‹, ›bewundern‹.

Bei Vollmond liegen sich, von der Erde aus gesehen, Sonne und Mond gegenüber, es kann also bei Vollmond nie eine Sonnenfinsternis geben. Das sieht die Bibel anders: Matthäus 27,45; Markus 15,33; Lukas 22,44.

»… Ich würde antworten, dass sie nötig waren, bevor die Welt glaubte, um zum Glauben zu führen« (Augustinus, Vom Gottesstaat XXII,8, 566).

Hospinianus, S. 230 [Anm. Voltaires].

Siehe Fußnote zu Tout est bien / Alles ist gut.

Siehe Fußnote zu Ange/Engel.

König Salomon werden die folgenden Bücher der Bibel zugeschrieben: das Buch der Sprüche bzw. Sprichwörter, das Buch Prediger Salomon (auch Kohelet oder Ecclesiastes genannt), das Hohelied und das Buch der Weisheit (auch Jesus Sirach genannt). Siehe auch den Artikel Salomon.

Siehe Fußnote zu Chaîne des êtres créés / Die Kette der geschaffenen Wesen.

Tyburn war ein Dorf, in dem mehrere Galgen aufgestellt waren, heute ein Teil des Stadtbezirks City of Westminster. Dieser Hinrichtungsplatz lag am südlichen Ende der heutigen Edgware Road. Er wurde von 1196 bis 1783 benutzt. Es waren viele Prominente unter den Hingerichteten, so wurde Oliver Cromwell dort postum hingerichtet, zuerst aufgehängt, dann ertränkt und danach gevierteilt.

Die Kirche in Frankreich vor 1789.

Manco Cápac war der erste mythische Herrscher der Inkas.

Pneuma wurde der Heilige Geist genannt.

Als Hypostasen werden im Christentum die drei Erscheinungsformen Gottes, also Vater, Sohn und Heiliger Geist, bezeichnet. Auch bei Christus sind seine menschliche bzw. göttliche Natur Hypostasen seiner Person.

Gemeint ist das Abendmahl.

Siehe Fußnote zu Christianisme/Christentum.

Leda schlief mit Zeus, der sich ihr als Schwan zeigte, und gebar ihm vier Kinder. Mit Zeus als Stier aber schlief Europa.

Apostelgeschichte, Kap. 23, Verse 6, 7, 8 [Anm. Voltaires].

1. Thessalonicher 4 [Anm. Voltaires].

›Nachträge‹ zum Alten Testament; vgl. Fußnote zu Histoire des rois juifs / Geschichte der jüdischen Könige.

Zu den Büchern der Bibel, die Salomon zugeschrieben werden, s. Fußnote zu Moïse/Mose.

Die kleine Schwester, ein stolzes Mädchen, wird als uneroberte Burg mit Mauer und Tor vorgestellt (Hohelied 8,810).

Diese Argumentation bezieht sich auf den sogenannten Universalienstreit. Für Voltaire ist es klar, dass es zwischen dem Namen, den wir einem Objekt geben, und dem Objekt selbst keinen Zusammenhang gibt – und dasselbe gilt umgekehrt.

Descartes schreibt, indem er der Seele eingeborene Ideen zuerkennt (etwa die einer göttlichen, unendlichen Substanz) nach Voltaire einen »Roman der Seele«.

»Die andere ist die Fähigkeit, den Eindruck zu behalten, den diese Gegenstände auf uns gemacht haben: man nennt sie ›Gedächtnis‹, und das Gedächtnis ist nichts anderes als eine anhaltende, aber abgeschwächte Empfindung« (Helvétius, Über den Geist, 1. Abhandlung, Kap. 1, S. 81).

Étienne Bonnot de Condillacs Traité des sensations (1754), auf den sich Voltaire hier bezieht, ist ein Hauptwerk des Sensualismus.

»Wenn uns mit schwirrenden Schemen ein Traum die Sinne umnebelt, / Schickt kein Gott ihn im Tempelschlaf, kein himmlisches Wesen: / Nein, wir schaffen ihn selbst« (Petronius, Satyrica, Fragmente XXX).

3. Mose 19,26: »Non augurabimini, nec observabitis somnia.« Luther (Revision 2017): »Ihr sollt nicht Wahrsagerei noch Zauberei treiben.«

Lukrez, De rerum natura III,52 f. »… [sie opfern den Toten,] / Schlachten den schwarzen Widder für sie, und den göttlichen Manen / Spenden sie Wein.«

Ovid, Fasti II,45 f.: »Ach, ihr seid zu leichtgläubig, wenn ihr meint, grimme Mordschuld / Ließe sich durch Wasser aus dem Flusse abwaschen!«.

Kybele: schon prähistorisch nachweisbare erdhafte Muttergottheit.

Pomona: alte römische Gottheit der Baumfrüchte, die mit Vertumnus eine Liebesbeziehung hatte.

Militärischer Tanz, angeblich von Pyrrhus, dem Sohn des Achilles, erfunden.

Kordax ist nach den meisten Erklärungen ein angeblich von Betrunkenen ausgeführter, ausgelassener, unanständiger Tanz. Wurde bei Gelagen auch solo getanzt.

Dies sind zwei der zwölf oder dreizehn Taten des Herkules.

Voltaire bezieht sich hier auf die zahlreichen Bettlerorden.

Siehe Fußnote zu Idole/Götzenbild.

Siehe Fußnote zu Méchant/Böse.

Konzil von Nicäa: das erste ökumenische, von Kaiser Konstantin 325 einberufene Konzil in Nicäa, heute Iznik (Türkei). Es sollte den Streit zwischen den christlichen Anhängern der Dreifaltigkeitslehre (Trinitianer) und deren Gegnern (Arianer), die die Göttlichkeit Jesu bezweifelten und an die Lehre vom »einen und einzigen Gott« glaubten, schlichten. Die Folge waren Exkommunikation und Verfolgung von Arius und seinen Anhängern, die sich jedoch lange Zeit recht erfolgreich dagegen zur Wehr setzten konnten.

Ebioniten: eine Art urchristliche, noch eng mit dem Judentum verbundene Gemeinschaft, die im 1. Jahrhundert im Ostjordanland lebte.

Nikolaiten: Kampfbegriff der katholischen Kirche gegen Glaubensgemeinschaften, die – angeblich oder wirklich – sexuelle Freizügigkeit förderten.

Marcianus: spätrömischer Kaiser (390457), der die Lehre von der Gott-Mensch-Doppelnatur Jesu auf dem Konzil von Chalkedon 451 (heute Kadiköy bei Istanbul) durchsetzte.

Theologen des 2. und 3. Jahrhunderts.

Athanasier: nach Athanasius, der im 4. Jahrhundert lebte und die Lehre von der Göttlichkeit Jesu fanatisch durchzusetzen versuchte.

Eusebier: Anhänger des Eusebius von Nikomedia (gest. 341), Vertreter des Arianismus.

Naeman: aramäischer Feldhauptmann, wird von Elisa geheilt (2. Könige 5).

Vgl. Fußnote zu Athée, Athéisme / Atheist, Atheismus.

Noachiden: Anhänger/Nachfahren Noahs.

Nestorianer: Anhänger Nestors, bis 431 Patriarch von Konstantinopel.

Die Kardinaltugenden sind nach Thomas von Aquin: Klugheit, Gerechtigkeit, Mäßigkeit, Tapferkeit.

Die theologischen, direkt auf Gott bezogenen Tugenden sind: Glaube, Hoffnung, (Nächsten-)Liebe (s. 1. Korinther 13,13; Hebräer 10,2224).

Der heilige Bruno gründete 1084 den Karthäuserorden.

Sie erschienen anonym in: Auserlesene Stücke aus den Fragen über die Encyclopedie des Herrn v. Voltaire, London [= Bern]: Typographische Gesellschaft, 1776, 372 S.

C. A. Fischer, Voltaire’s politische Ideen aus seinen Werken gezogen, ein Lesebuch für das Bedürfniß der Zeit nebst einem Anhange enthaltend Auszüge aus Rousseau über dieselben Gegenstände, Leipzig: Reinicke, 1793, 134 S. Es waren die Artikel Gesetze (weltliche und kirchliche), Gleichheit, Krieg, Regierung, Luxus und Vaterland. Zu seinem Leben: Josef Huerkamp, / Georg Meyer-Thurow, »Die Einsamkeit, die Natur und meine Feder, dies ist mein einziger Genuß«. Christian August Fischer (17711829) – Schriftsteller und Universitätsprofessor, Bielefeld: Aisthesis Verlag, 2001, 486 S.

Philosophische Aufsätze von Voltaire, übersetzt von Dr. A. Winckler, Leipzig und Wien: Bibliographisches Institut, 1889, 111 S.

Käthe Schirmacher, Voltaire. Seine Persönlichkeit in seinen Werken, Stuttgart: Robert Lutz, 1906, 361 S. Zu ihrem Leben: Anke Walzer, Käthe Schirmacher, Pfaffenweiler: Centaurus Verlag, 1991, 143 S.

Paul Sakmann, Voltaires Geistesart und Gedankenwelt, Stuttgart: Frommann, 1910, 383 S.

Aus Voltaires Gedankenwelt, [herausgegeben von Alexander von Gleichen-Rußwurm], Berlin: Deutsche Bibliothek, 1923, 229 S.

Jean Rudolf von Salis, in: Voltaire, Handbuch der Vernunft, herausgegeben von Laurenz Wiedner, Zürich: Pegasus Verlag, 1945, 168 S.

Voltaire, Abbé – Beichtkind – Cartesianer. Philosophisches Wörterbuch, herausgegeben von Rudolf Noack, übersetzt von Erich Salewski, Leipzig: Reclam, 1964.

Voltaire, Aus dem Philosophischen Wörterbuch, herausgegeben und eingeleitet von Karlheinz Stierle, Frankfurt a. M.: Insel Verlag, 1967.

Voltaire, Kritische und satirische Schriften, übertragen von Karl August Horst, Joachim Thimm und Liselotte Ronte, mit einem Nachwort von Fritz Schalk, München: Winkler Verlag, 1970, 797 S. (42 Artikel).

Ebd., S. 767.

1878 als »Avertissement« (Vorbemerkung) in Band 17/1 der von Louis Moland (18241899) herausgegebenen Œuvres Complètes de Voltaire (52 Bände, Paris: Garnier, 18771885) erschienen. Diese Ausgabe ist im Internet frei zugänglich.

Die von 1784 bis 1789 erschienene Kehler Ausgabe in 70 Bänden, herausgegeben von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais, war die erste große Ausgabe der Werke Voltaires, der 1778 verstorben war. Ihr folgten die 72-bändige Ausgabe von Adrien Beuchot (17771851), 18281840 bei Lefèvre und Didot erschienen, und dann die Moland-Ausgabe.

Jean Gaberel, Voltaire et les Genevois, Paris/Genf: Cherbuliez, 21857; dieses quellenreiche Büchlein bietet viele Beispiele für Voltaires Energie und Ausdauer im Konflikt mit dem calvinistischen Genf. Es ist im Internet bei https://books.google.fr verfügbar.

Ab 1759 lebte Voltaire in Ferney, das nur wenige Kilometer von Genf entfernt an der Grenze zur Schweiz liegt und nur 150 Einwohner zählte, als er sich dort niederließ.

Alte französische Münze, entsprach dem deutschen Schilling.

Brief vom 23. Dezember 1764. Charles-Augustin de Ferriol d’Argental (17001788), Rat am höchsten französischen Gericht, war mit Voltaire befreundet und schützte ihn vor Verfolgungen.

Die Lettres écrites de la montagne hatte Jean-Jacques Rousseau 1763/64 als Antwort auf die Lettres écrites de la campagne des Genfer Generalstaatsanwalts Jean-Robert Tronchon verfasst. Die Stadt Genf, deren Bürger er war, hatte Rousseau nach dem Erscheinen des Émile und des Contrat social verboten, das Stadtgebiet zu betreten.

Das Parlament war im 18. Jahrhundert der oberste Gerichtshof Frankreichs.

Eine Aufzählung erotischer und pornographischer Werke der Zeit.

Brief vom 7. Juli 1766. Mit dem Schriftsteller Étienne-Noël Damilaville (17231768), Mitarbeiter an der Encyclopédie, führte Voltaire einen regen Briefwechsel.

Endnoten

Vielfach ist diese Äußerung – ähnliche gibt es an anderen Stellen – als Beleg für Antisemitismus bei Voltaire angeführt worden. Voltaire stand jedoch auf der Seite der Juden gegen die Verfolgungen durch die katholische Kirche, die Inquisition (so in seiner »Predigt des Rabbi Akib«), bekämpfte aber die jüdische Religion als eine der drei monotheistischen Offenbarungsreligionen und, wie sie sich im Alten Testament präsentiert, als Vorläuferin des inhumanen Christentums.

1. Mose 11, 12, 17 und 20.

Platon, Timaios