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Dr. med. Raimund von Helden

GESUND MIT DER KRAFT DER NATUR

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Wichtiger Hinweis

Dieses Buch ist für Lernzwecke gedacht. Es stellt keinen Ersatz für eine individuelle medizinische Beratung dar und sollte auch nicht als solcher benutzt werden. Wenn Sie medizinischen Rat einholen wollen, konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Der Verlag und der Autor haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Buch das generische Maskulinum verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.

Originalausgabe

1. Auflage 2020

© 2020 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

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Texte: Janette Schroeder

Redaktion: Simone Fischer

Umschlaggestaltung: Marc-Torben Fischer

Umschlagabbildungen: iStock/swongpiriyaporn, shutterstock/Iakov Kalinin

Innenabbildungen: S. 88 iStock/ideabug; S. 97 shutterstock/noophoto; alle Grafiken Marc-Torben Fischer unter Verwendung von Illustrationen von shutterstock: S. 15 LANTERIA, Jane Kelly, Wiktoria Matynia, Marina Dekhnik, maglyvi, Miceking, musicalryo, Adi Heriyanto, HitToon, AVI-con, Mutiara_81, Svetlana Chebanova, Panda Vector; S. 18 Kovalov Anatolii, Panda Vector, Mutiara_81, Jane Kelly, LANTERIA, Wiktoria MatyniaM S. 76 Andrei Minsk; S. 81 jeedlove; S. 124 hobbit; S. 141 Maria.K, Rvector, Michal Sanca, Paket, Korosi Francois-Zoltan, curiosity, stockakia, Kovalov Anatolii, johavel; S. 142 johavel; S. 143 gudron; S. 147 Michal Sanca, S. 153 shutterstock/ Designua, S. 158 shutterstock/ibreakstock

Satz: Daniel Förster, Belgern

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-7423-1544-1

ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-1218-8

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-1219-5

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Dr. med. Raimund von Helden

GESUND MIT DER KRAFT DER NATUR

4 Methoden, Ihr körpereigenes Vitamin D zu aktivieren

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INHALT

Vorwort

KAPITEL 1
LEBENSELIXIER VITAMIN D

Hormon oder Vitamin?

Vom Vitamin zum Hormon

Warum kaum jemand einem Vitamin-D-Mangel entgeht

Effekte der Vitamin-D-Therapie

KAPITEL 2
VITAMIN D BILDEN UND SPEICHERN

Wie viel Vitamin D braucht der Mensch?

Den Vitamin-D-Spiegel bestimmen und beobachten

Auf natürliche Weise das Sonnenvitamin bilden

Supplementierung – zurück zur Normalität

Andere Vitamin-D-Quellen

Der Vitamin-D-Speicher und wie man ihn pflegt

KAPITEL 3
VITAMIN-D-AKTIVIERUNG

Königspaar der Naturmedizin: Sonne und Wasser

So entdeckte ich die Vitamin-D-Aktivierung

Das Parathormon sorgt für die Aktivierung des Vitamin D

KAPITEL 4
VIRUSABWEHR MIT VITAMIN D

Die Corona-Krise

Die Eigenschaften des Coronavirus

Vitamin D gegen Coronaviren

Corona-Protokolle, die helfen

Schlusswort

ANHANG

Glossar

Websites

Literaturempfehlungen

Quellenverzeichnis

Über den Autor

VORWORT

Liebe Leserin, liebe Leser,

im Jahr 2006 fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Die Welt ist voller Menschen, die mit Vitamin D geheilt werden können. Dieses neue Denken hat sich seither immer wieder bestätigt. In jeder Sprechstunde sehe ich täglich Patienten, deren Probleme durch einen Vitamin-D-Mangel verschlimmert oder gar verursacht worden sind. Heute bin ich davon überzeugt, dass viele Krankheiten von vorneherein vermeidbar wären, wenn die Menschen einen nachhaltig guten Vitamin-D-Spiegel hätten.

In Deutschland haben Millionen Menschen einen Vitamin-D- Mangel. Vielen geht es deshalb jahrelang schlecht. Der Zusammenhang ist offensichtlich, wenn Betroffene sich rasch erholen und sogar gesund werden, nachdem Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel auf ein normales Niveau gebracht haben. Die meisten fühlen sich danach wieder agil, leistungsfähig und sind tagsüber nicht mehr ständig müde. Sie können wieder schlafen und haben keine depressiven Stimmungen mehr.

Die Ermittlung des Vitamin-D-Spiegels gehört leider nicht zum Leistungsspektrum der klassischen Check-up-Untersuchung, die von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird. Auch die Vitamin-D-Therapie ist derzeit noch nicht als medizinischer Standard für die natürliche Erstbehandlung von Beschwerden akzeptiert, die auf einen Vitamin-D-Mangel zurückzuführen sind. Die Frage »Was fehlt mir« wird derzeit lieber mit patentierten Neuentwicklungen beantwortet. Man stellt sich auf den Standpunkt, jeder könne beim Vitamin D für sich selbst sorgen.

Bei vielen Menschen ist die natürliche Vitamin-D-Bildung wegen der Vermeidung des Sonnenlichtes völlig außer Kraft gesetzt. Ein viel zu niedriger Vitamin-D-Spiegel ist die Folge. Die Warnungen vor der angeblichen Gefährlichkeit einer Überdosierung von Vitamin D schüren Verunsicherung und Ängste.

Diese Ängste vor dem Naturstoff Vitamin D sind jedoch nachweislich unbegründet (siehe Seite 87). Die Systematik solcher Verleumdungen des Vitamin D bezeichne ich als Vitamin-D-Mobbing.

Doch der Vitamin-D-Spiegel ist erst der Startpunkt auf dem Weg der Erkenntnis. Bis jetzt kennt fast niemand die segensreichen Methoden der Vitamin-D-Aktivierung. Der Laborwert des aktiven Vitamin D zeigt unmittelbar den Nutzen eines Vitamin-D-bewussten Lebensstils – der auch mehr Sport und Anwendung von kaltem Wasser sowie eine geringere Aufnahme von Kalzium und Phosphat enthalten sollte. Durch die Messung des aktiven Vitamin D im Blut gelingt es uns nun endlich auch, den wissenschaftlichen Nachweis für die medizinischen Erfolge des Naturheilers Pfarrer Sebastian Kneipp zu führen.

Mit diesem Buch gelangen Sie zu einer neuen Stufe des Vitamin-D-Bewusstseins: Der gute Vitamin-D-Spiegel ist notwendig, die Vitamin-D-Aktivierung hinreichend für den gesundheitlichen Erfolg. Sie lernen nicht nur alles über den natürlichen Vitamin-D-Schutz, sondern auch dass die Aktivierung in Ihrer Hand liegt. Dies ist der überfällige Schritt vom vermeintlich »medizinischen Schicksal« zur Verwirklichung Ihres Menschenrechts: dem Recht auf Gesundheit – auch ohne eigene Palmeninsel.

Vitamin D ist lebenswichtig! Die ausreichende Versorgung mit Vitamin D schützt vor zahlreichen Beschwerden, vor vielen Zivilisationskrankheiten und hat zahlreiche heilsame Wirkungen (siehe Kapitel 1). Alle Menschen sollten wissen, wie sie ihren Körper mit der richtigen Menge Vitamin D versorgen (siehe Kapitel 2) und wie sie anschließend ihr Vitamin D selbst aktivieren können (siehe Kapitel 3). Angesichts der Corona-Pandemie habe ich dieses Buch um ein viertes Kapitel erweitert. Alle Menschen sollen wissen, dass sie sich mit einem hohen Vitamin-D-Spiegel gegen einen schweren Verlauf einer Coronaviren-Infektion schützen können.

Ich musste dieses Buch über die Vitamin-D-Aktivierung schreiben, weil

Ich empfehle die Lektüre allen Menschen, die durch die Kraft der Natur ihren Mitmenschen, ihrer Familie, sich selbst und unserem Planeten helfen wollen.

Dr. med. Raimund von Helden

KAPITEL 1

LEBENSELIXIER VITAMIN D

Vitamin D ist lebensnotwendig! Bereits ein geringer Mangel hat gesundheitliche Folgen, weil unser Organismus Vitamin D braucht. Doch was ist Vitamin D eigentlich, woher kommt es und wie wird es gebildet? Lernen Sie in diesem Kapitel das Sonnenvitamin kennen und erfahren Sie, warum es so wichtig für uns ist, wie es zu einem Vitamin-D-Mangel kommen kann und wie man diesen erkennt. Entdecken Sie nicht zuletzt, welche erstaunlichen Erfolge mit der Vitamin-D-Therapie geleistet werden und was dieses natürliche und preiswerte Heilmittel für Ihre Gesundheit tun kann.

HORMON ODER VITAMIN?

Vitamin D kann beides sein, sowohl Vitamin als auch Hormon. Was in unserer Haut durch Sonnenstrahlung entsteht, ist Vitamin D. Dieses Vitamin D ist identisch mit dem, was wir aus bestimmten Lebensmitteln oder über Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen können. Was Vitamin D so einzigartig macht, ist die Umwandlung zum Hormon in unserem Körper. Erst durch diesen biochemischen Prozess – die Vitamin-D- Aktivierung – wird aus dem Vitamin das Hormon. Dieses Hormon wird als Calcitriol oder 1,25-Cholecalciferol oder auch 1,25-OH-Vitamin-D3 bezeichnet. Ich habe diesen Stoff wegen seiner besonderen Bedeutung schon 2009 »aktives Vitamin D« genannt, um seine Bedeutung besser zugänglich zu machen.1

Was ist Vitamin D?

Vitamin D stellt sicher, dass Muskeln, Herz, Lunge und Gehirn funktionieren und Ihr Körper Infektionen und Krebszellen bekämpfen kann. Vitamin D ist wichtig für gesunde und starke Knochen. Außerdem ist es für die Aktivität von 2000 Genen zuständig. Bereits ein geringer Mangel hat gesundheitliche Folgen. Ohne Vitamin D würden wir das sprichwörtliche »Schattendasein« erleiden.

Vitamin D wird auf natürliche Weise durch Sonnenstrahlung auf unsere Haut in unserer Haut gebildet. Immer wenn wir nicht zum Sonnenbaden kommen, müssen wir unseren Körper mit Vitamin D versorgen, denn unsere Nahrung enthält nur verschwindend geringe Mengen Vitamin D.

Der paradoxe Begriff Vitamin D

Vitamine nennen wir jene Stoffe, die unser Körper nicht selbst produzieren kann, obwohl er sie benötigt. Ist Vitamin D demnach kein Vitamin, weil es dennoch vom Körper hergestellt werden kann? Die Auflösung dieses Widerspruchs ist der Umstand, dass Vitamin D im Sommer erzeugt werden kann, im Winter dagegen nicht. So ist es bei naturnaher Lebensweise im Prinzip ein »Wintervitamin«. Die Paradoxie der zwei Wege – Sonne und Lebertran, der früher als Vitamin-D-Quelle galt (siehe Seite 101) – war bereits bei der Erforschung des Vitamin D eine geistige Herausforderung. Diese ist uns bis heute erhalten geblieben. Nachlässige Ärzte können sich auf den Standpunkt stellen, »dafür können Sie doch selbst sorgen«. Somit entziehen sie sich der lästigen Aufgabe einer Versorgung mit Vitamin-D-Präparaten. Über die Wiederkehr des kränkelnden Patienten muss sich der Arzt nach dieser Beratung jedenfalls wenig Sorgen machen. So stehen wir wegen Untätigkeit im weltweiten Vergleich auf den schlechtesten Rängen in der Versorgung mit Vitamin D. Skandinavien und Kanada haben ihre Aufgabe längst begriffen, während Deutschland sogar die Diagnostik blockiert hat. Wahr ist: Die Bildung von Vitamin D durch Sonnenstrahlung über die Haut unterliegt einem saisonalen Engpass. Die Leugnung dieser jährlich wiederkehrenden Notsituation erhöht den Umsatz im »Krankheitssystem«.

Eine weitere Besonderheit des Sonnenvitamins ist, dass es in unserem Körper drei Schritte der Reifung durchlaufen muss, ehe es aktiv werden kann (siehe Seite 28). Erst danach kann es Knochen und Darm kontrollieren und den Zellen im ganzen Körper dabei helfen, richtig zu kommunizieren.

Wozu braucht unser Körper Vitamin D?

Die Verbindung zwischen Vitamin D und dem Knochensystem wurde erst im Jahre 1928 von dem deutschen Biochemiker Adolf Windaus durch Bestrahlung von Hefe hergestellt. Ärzte hatten zu dieser Zeit erkannt, dass sowohl Sonnenlicht als auch die Einnahme von Lebertran dazu beitragen, die kindliche Knochenerweichung namens Rachitis zu heilen.

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Der »Dirigent«, also das aktive Vitamin D, gibt mit seinem Taktstock den Organen die Arbeitsweise vor. Ohne seinen Taktstock verstummt die Musik. Seine »Ohren« sind die Sensoren der Nebenschilddrüse, die die »Lautstärke« der »Instrumente« Darm, Knochen und Nieren genauestens hören. Die Schallwellen sind der Kalziumspiegel.

Neben Vitamin D ist aber auch Kalzium für die Entwicklung der Struktur und Stärke der Knochen von entscheidender Bedeutung. Unser Körper benötigt Vitamin D, um dieses Mineral aufzunehmen. Kinder, die kein Vitamin D bekommen, klagen über Wachstumsschmerzen. Es fehlt die Kalkeinlagerung.

Wenn wir in zu großer Menge Lebensmittel zu uns nehmen, die viel Kalzium und Phosphat enthalten, dann wird diese Musik gestört und der Dirigent verlässt sein Podium. Die Harmonie endet – mit negativen Folgen für unsere Gesundheit.

Wenn in diesem Buch Vitamin D genannt wird, ist immer Vitamin D3 gemeint. Vitamin D2 wird im Text als solches ausgewiesen.

Doch Vitamin D ist viel mehr als nur ein »Knochenvitamin«. Vitamin D fungiert als eine Art »Dirigent«, der das Orchester der Zellen zum perfekten Zusammenspiel bringen kann.

Wenn der Körper nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt wird, spricht man von einem Vitamin-D-Mangel. Ein schwerer Vitamin-D-Mangel führt bei Kindern zu Rachitis und bei Erwachsenen zu Osteomalazie (Knochenerweichung). Da die Knochen nicht mehr ausreichend mineralisiert sind, werden sie biegsam. Dies führt zu dumpfen Schmerzen, zu Deformationen und einem erhöhten Frakturrisiko. Ein Mangel an Vitamin D begünstigt Krankheiten wie Morbus Alzheimer, Autoimmunerkrankungen, Autismus, Allergien, Asthma, Bluthochdruck, Depressionen, Diabetes Typ I und Typ II, Hashimoto Thyreoiditis (Erkrankung der Schilddrüse), Krebs, Migräne, Osteoporose und weitere.

Die Funktionsweise von Vitamin D

Vitamin D wird in der menschlichen Haut produziert, wenn diese der heißen Sonnenstrahlung ausgesetzt ist (siehe Seite 75). Es wird über das Blut in die Leber und dann weiter in die Nieren transportiert.

Die Bedeutung der Ziffer 3

Die Ziffer 3 in Vitamin D3 besagt, dass an das Cholesterinmolekül, das dem Vitamin zugrunde liegt, an der »Hausnummer 3« eine Alkoholgruppe angedockt ist. Vitamin D3, das Sie über Lebensmittel (siehe Seite 97) oder Nahrungsergänzungsmittel (siehe Seite 85) zu sich nehmen, wird über den Darm aufgenommen und ebenfalls der Leber zugeführt.

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Vitamin D wird zum »Dirigenten«, nachdem drei Alkohole an jeweils drei unterschiedlichen Stellen des Vitamin-D-Moleküls angedockt haben. Erst dann handelt es sich um das aktive Vitamin D, das unserem Körper Vitalität und Gesundheit schenkt.

Doch bei Vitamin D handelt es sich noch nicht um die aktive Form des Vitamins. Es entspricht eher einem Dirigenten, der sich erst noch auf seinen Auftritt vorbereitet. Wir können es uns als einen Dirigenten vorstellen (siehe Kasten Seite 14), der noch schnell drei Gläser Wein trinkt, bevor er aufs Podium steigt, um sein Orchester zu dirigieren. Die drei Weingläser in der Grafik symbolisieren das Ankoppeln von drei Alkoholgruppen an das ursprüngliche Molekül.

Die Bedeutung der Ziffer 25

Die Leber ist die zweite Station des Vitamins. Hier koppelt eine weitere Alkoholgruppe (OH) an, diesmal an der »Hausnummer 25«. Das Ergebnis ist das 25-Alkohol-Vitamin-D3 oder 25-(OH)-Vitamin-D3. Wenn Ihr Arzt über Ihren Vitamin-D-Spiegel spricht, also das Vitamin D, das Sie als Vorrat in Ihrem Blut haben, meint er genau dieses 25-(OH)-Vitamin-D3. Dieses wird auch 25-Cholecalciferol genannt (siehe Seite 29). Der große prognostische Nutzen des 25-Cholecalciferol liegt darin, dass dieser Wert keinen schnellen Schwankungen unterworfen ist: Es ist ein Langzeitwert. Der zeitliche Verlauf unter dem Einfluss von Sonne und Supplementen kann sogar simuliert werden (siehe Vitamin-D-Simulator auf Seite 168). So lässt sich auch ohne wiederholte Messungen aus dem Blut der Verlauf des Vitamin-D-Spiegels in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft darstellen.

Die Bedeutung der Ziffer 1

In den Nieren, der dritten Station nach der Haut und der Leber, koppelt sich die dritte Alkoholgruppe an das 25-(OH)-Vitamin D3 an – und zwar an der Position 1. Der »Dirigent«, das Vitamin D, bekommt seinen dritten Alkohol. Der neue chemische Name des Vitamin D lautet jetzt 1,25-(OH)-Vitamin-D3.

Die Zahl 1,25 ist keine Dezimalzahl, sondern eine Aufzählung: sowohl 1 als auch 25. Das aktivierte Vitamin D mit den drei Alkoholgruppen an den Positionen 3, 25 und 1 ist nun in der Lage, seine Aufgaben zu erfüllen. Der »Dirigent« ist bereit, den Spiegel der Kalziumionen – im Blut, im Gehirn, im Herzen, im Knochen und im Darm – zu dirigieren. Über die Bereitstellung von Kalziumionen wird das bioelektrische Netzwerk der Kommunikation eingeschaltet: Calcium Signalling. Dieser Begriff wurde von dem Biochemiker Sir Michael Berridge geprägt, der dieses Phänomen als eine Art »Internet der Zellen« erkannt hat.

Vitamin D sorgt wie ein Dirigent für Gleichgewicht

Im Zusammenhang mit dem Vitamin D sollten wir uns noch drei Mineralien genauer ansehen, die mit dem Sonnenvitamin in einer engen Wechselbeziehung stehen: Magnesium, Kalzium und Phosphat. Besonders wichtig für unsere Gesundheit ist die ausgewogene Zufuhr von Kalzium und Phosphat. Diese beiden Mineralstoffe werden durch Vitamin D reguliert. Elektrisch geladenes Kalzium, Ionen, sind die biologische Elektrizität des Körpers. Ohne diese gäbe es keinen einzigen Herzschlag und keinen Nervenimpuls mehr. Kalziummangel führt sofort zu Krämpfen. Die Dirigentenfunktion des Vitamin D beginnt im Moment der Vitamin-D-Aktivierung. Ein Rückgang des Kalziums im Blut stimuliert sofort die Aktivierung von Vitamin D in den Nieren. Mit dieser Hilfe steigt die aktive Aufnahme von Kalzium im Dünndarm und gleichzeitig wird die Ausscheidung über die Nieren gestoppt. So wird der normale Sollwert wiederhergestellt.

Die Ernährung beeinflusst dieses empfindliche Gleichgewicht. Bei vielen Menschen ist es durch Fehlernährung gestört: Zu viel Fleisch (Phosphat) und zu viel Käse (Kalzium) lassen den Dirigenten verstummen. Das Vitamin D hat also keine Veranlassung mehr, sich um eine Regulation von Kalzium und Phosphat zu bemühen, wenn alles im Übermaß vorliegt.

Das Übermaß von Kalzium (Verkalkung) und Phosphat (Säuren) beschleunigt die Alterung. Die Normwerte im Blutserum werden zwar durch eine Gegenregulation strikt eingehalten, Schäden treten aber dennoch auf, weil das Gewebe überlastet wird. Mit zunehmendem Alter lässt die Nierenfunktion nach und der gesundheitliche Verfall wird beschleunigt.

Oft besteht zusätzlich ein Mangel an Magnesium. Magnesium findet sich in dem Stoff, durch den die Pflanzen grün werden – Chlorophyll genannt. Salate und grünes Gemüse sind hervorragende Magnesiumlieferanten, wenn sie dem Körper in ausreichender Menge zugeführt werden. Fehlt Magnesium, dann entspricht das einem Dirigenten ohne eleganten Frack: Er weigert sich, zu seinem Auftritt zu gehen.

Wir benötigen also idealerweise einen Dirigenten (genug Vitamin D), der nicht durch Lärm gestört wird (Übermaß an Fleisch und Milch), weiterhin einen eleganten schwarzen Frack (Magnesium), damit die Symphonie aufgeführt werden kann: Mit seinem Taktstock sendet der Dirigent dann Impulse (Strom) aus, die den Musikern (den Körperzellen) die Melodie des Lebens entlocken.

Kalzium

Unsere Knochen brauchen Kalzium, um stabil zu bleiben – jedoch keineswegs 1000 bis 1200 Milligramm Kalzium täglich, wie oft empfohlen wird (Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Fachgesellschaft Osteologie), denn zu viel Kalzium ist schädlich. Es führt zu Verkalkungen im Körper und beschleunigt die Alterungsprozesse. Vitamin D ist der Chef über das Kalzium und reguliert idealerweise den Kalziumhaushalt.

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene brauchen mindestens 300 bis 400 Milligramm Kalzium täglich. Davon werden allenfalls 100 Milligramm für den Knochenaufbau benötigt. Bei Erwachsenen von über 35 Jahren dürften sogar 200 bis 300 Milligramm Kalzium täglich reichen. Wichtig ist, dass das Kalzium in geringen Mengen und über den Tag verteilt, möglichst mit jeder Mahlzeit, aufgenommen wird.