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Die Deutsche Grammatik richtet sich an jene, deren Ziel richtiges und hohes Schriftdeutsch ist. Sie vermittelt die unverzichtbaren Grundlagen der deutschen Wortartlehre und Syntax (Satzlehre). Sei es, daß Sie Ihr Schriftdeutsch auf festen Fuß stellen wollen, sei es, daß Sie Deutsch als Fremdsprache einwandfrei lernen möchten, sei es, daß Sie beabsichtigen, schnell und sicher das Latinum oder Graecum zu erwerben, sei es, daß Sie eine germanische oder romanische Sprache Ihrer Muttersprache hinzuzufügen wünschen, sei es, daß Sie begehren, Goethe und Schiller endlich einmal wirklich zu verstehen, deutsche Basisgrammatik ist das Fundament, worauf allein ein sicheres, festes und hohes Gebäude sich errichten läßt.

Lucius Annaeus Senecio, geboren 1973 in Landshut/Bayern, hat Altertumswissenschaften und Kunstgeschichte an der Universität Salzburg sowie Musikpädagogik am Salzburger Mozarteum studiert. Er unterrichtet Latein, Altgriechisch und deutsche Grammatik an dem von ihm gegründeten Sprachinstitut Ad Fontes in Berlin. Als Autor und Übersetzer folgt er ganz dem rhetorischen Gedanken der Antike, was sich in gewandtem Umgang mit Grammatik und virtuosem Stil manifestiert. Zu Senecios Werken zählen seine politisch unkorrekten Aphorismen Erst das Fressen, dann nie Moral sowie seine revolutionäre Übertragung der Epistulae morales des Seneca ins Deutsche.

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

7. Auflage

© 2015 Lucius Annaeus Senecio

Alle Rechte vorbehalten.

www.adfontes-sprachinstitut.de

Umschlagmotiv: Johann Christoph Friedrich von Schiller, Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen, Erster Brief (Anfang)

Umschlaggestaltung & Satz: Hypatia Senecio

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt.

ISBN 978-3-844827-29-3

Inhalt

Vorwort

Wer auch immer an das Studium einer Sprache heranschreitet, muß sich zweierlei Ding erstreiten, nämlich Kenntnis sowohl des Wortschatzes als auch der Grammatik. Die Grammatik aber gliedert sich ebenfalls in zwei Bereiche: Morphologie (Formenlehre) und Syntax (Satzlehre). Dieses Buch vermittelt die unverzichtbaren Grundlagen der deutschen Syntax. Während die üblichen „Phänomengrammatiken“ lediglich Darstellungen des Sprachüblichen bieten, lehrt dieses übersichtliche Werk erstmals die Fundamente des Sprachüblichen, welches ohne Kenntnis jener sich als unüberschaubare diffuse Masse ausbreitet. Diese kleinsten gemeinsamen Nenner aber bilden die Basis sowohl des Deutschen als auch des Lateinischen und Altgriechischen und liegen ebenso etwa dem Englischen wie den romanischen Sprachen zugrunde. Sei es also, daß Sie Ihr Schriftdeutsch auf festen Fuß stellen, sei es, daß Sie Deutsch als Fremdsprache einwandfrei lernen wollen, sei es, daß Sie beabsichtigen, schnell und sicher das Latinum oder Graecum zu erwerben, sei es, daß Sie eine germanische oder romanische Sprache Ihrer Muttersprache hinzuzufügen wünschen, sei es, daß Sie begehren, Goethe und Schiller endlich einmal wirklich zu verstehen, deutsche Grundlagengrammatik ist das Fundament, worauf allein ein sicheres, festes und hohes Gebäude sich errichten läßt. Zuerst muß das Allgemeine bekannt sein, dann wird das Besondere sich ganz von selbst bei Ihnen einstellen. Schwierig ist immer nur, einen Bau von oben zu beginnen und ein Pferd von hinten aufzuzäumen. 1000 Seiten Duden können warten; vorerst kommen Sie mit 10 Mal weniger 10 Mal weiter.

Diese Grammatik richtet sich an jene, deren Ziel richtiges und hohes Schriftdeutsch ist. Sie ist daher ganz selbstverständlich an den deutschen Klassikern (Schiller, Goethe, Voß usw.) ausgerichtet. Fast sämtliche Beispielsätze sind in Hinblick auf Wortwahl und Inhalt klassischer Natur. Grammatik nämlich ist die Anatomie des äußeren Logos, also des Wortes, und wird nur bedingt verständlich, wenn der innere Logos, also der Gedanke, zu seicht und oberflächlich ist. Da aber die klassische deutsche Grammatik weitgehend an der lateinischen Grammatik geschult ist, diese wiederum an der altgriechischen, wird stets auch auf diese beiden antiken Sprachen zurückgeblickt. Das geschieht allerdings so, daß einerseits der nur am Deutschen interessierte Leser dadurch nicht gestört oder verwirrt wird, andererseits all jene, welche ihrem altsprachlichen Studium ein sicheres Fundament legen wollen, entscheidende Bereicherung erfahren.

Wer auch immer dieses Buch gewissenhaft studiert haben wird, wird die grundlegende Terminologie und Phänomenologie sich anverwandelt haben und in dem Stande sein, die Syntax eines jeden deutschen Satzes genau zu durchleuchten. Natürlich wird auch dann noch keineswegs alles von selbst sich erklären, doch wird sich kaum noch ein grammatisch richtiger Satz finden, dessen Grammatica auf der Basis des hier Vermittelten großenteils oder insgesamt nicht verständlich sind. Goethe, Schiller oder Vossens Homer werden sich ganz anders lesen als zuvor, sich sogleich weit transparenter zeigen und nicht nur als die angenehmste Lektüre erweisen, sondern auch als die lehrreichste. Keine Grammatik des Deutschen wird jemals mehr ein Buch mit sieben Siegeln scheinen, Spanisch nicht mehr spanisch, Griechisch nicht mehr griechisch vorkommen, und auch mit Ihrem Latein werden Sie nicht länger am Ende sein. Wagen Sie, um ein berühmtes Wort des großen Horaz zu gebrauchen, verständig zu sein. Denn mitten ins Schwarze trifft ja der Ausspruch Ciceros, jenes Großmeisters der Wortkunst: „Nicht so vortrefflich ist, die eigene Sprache zu beherrschen, wie schändlich, sie nicht zu beherrschen.“

Berlin, im April 2015

Lucius Annaeus Senecio

Einleitung

Grammatik (γραμματική [τέχνη] = dem Buchstaben zugehörige Wissenschaft) ist die Anatomie der Sprache. Sie lehrt uns Bau und Funktionsweise sowohl einzelner Wörter als auch zusammengehöriger Wortgruppen und ganzer Sätze. Indem sie dieses aber vollbringt, lehrt sie uns ein tiefes Verstehen der geschaffenen Welt, deren Teile Sprache beschreibt, welche eben der Leib ist, dessen Glieder und Organe die Grammatik erforscht. Jedes Ding, das in der Welt ist, kann beschrieben werden; die Farben, welcher wir uns bedienen, sind Wörter, Werkzeuge aber Zunge und Feder.

Schon Aristoteles stellte fest, daß es Grundbegriffe aller Dinge gibt, die sich unter keinen gemeinsamen Oberbegriff subsummieren lassen. Diese Grundbegriffe nannte er Kategorien. Hauptkategorie ist die Substanz (Sein an sich), welche stets bestimmt ist durch Akzidentia (Sein an einem anderen), derer neun existieren: Tun, Leiden, Lage, Zustand, Quantität, Qualität, Relation, Raum, Zeit.

Nun gibt es aber vier Hauptwortarten, welche geeignet sind, den Kosmos des Seins zu beschreiben: Substantiv, Verb, Adjektiv, Adverb. Der Substanz ist das Substantiv zugeordnet, dem Tun und Leiden, der Lage und dem Zustand das Verb, der Quantität, Qualität und Relation das Adjektiv, dem Raum und der Zeit das Adverb.