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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

Kapitel 62

Kapitel 63

Kapitel 64

Kapitel 65

1

Unerträglich waberte die Mittagshitze durch die engen Gassen und Straßen der kleinen portugiesischen Kreisstadt an der Felsalgarve. Selbst der Asphalt schwitzte unter der sengenden Sonne und glitzerte, als würden Millionen kleiner Edelsteine ihr lupenreines Funkeln verstreuen. Nur ganz wenige Touristen, die nicht unter einen der vielen, nicht ganz billigen Mietsonnenschirme an der Atlantikküste geflüchtet waren, schleppten sich heftig schwitzend durch die Straßen. Ob es die Angst war, ja keine der vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt ungesehen zu lassen, die sie digital auf ihre Kamera- oder Handychips speicherten, niemand konnte es sagen. Laut Eintrag in den gängigen Reiseführern hielt Loule heute als besondere Attraktion für seine Gäste seinen wöchentlichen Markttag im Mercado Municipal am Largo de Gago Coutinho ab. Doch das Interesse bei den Besuchern schien eher gering. Zu sehr machte allen Menschen die brütende Hitze zu schaffen. Auch die Flaniermeile Praca da Republica war leergefegt. Lediglich zwei vor sich hindösende, uniformierte Polizeibeamte standen in einer schattigen Ecke vor dem Rathaus und vermittelten den Eindruck von Sicherheit. Überall ließen die Geschäftsinhaber der vielen kleinen Shops ihre Rollgitter herunter. Um diese Zeit hielten die meisten Einheimischen Siesta und amüsierten sich köstlich über ihre Besucher, die sich mit allerlei Schwitzflecken auf ihrer Kleidung durch die Stadt quälten, obgleich sie es viel besser haben könnten, würden sie sich die kühlende Atlantikbrise um ihre sonnengeröteten Nasen wehen lassen.

Obwohl sich die beiden betagten Deckenventilatoren im Kaffeehaus Calcinha alle Mühe gaben Kühle zu verbreiten, gestaltete sich ihr Bestreben eher vergeblich. Um diese Tageszeit saßen kaum Gäste um die kleinen, runden Tische, denen man ansah, dass sie schon bessere Zeiten erlebt hatten. Ganz sicher hatte bereits der in Portugal sehr beliebte Volksdichter Antonio Aleixo während seiner Schaffenszeit hier bis 1949 seine Bicas geschlürft. Nicht, dass die Tische und Stühle wackelten oder zusammenzubrechen drohten; die Tischplatten wiesen halt deutliche Spuren von tausendfach abgewischten Essens- oder Getränkeresten auf, die sich so über die Jahrzehnte hinweg auf den Platten verteilt hatten. Trotzdem gab es bezüglich der Sauberkeit in der Bodega keinerlei Grund zur Klage. Der portugiesische Espresso, auch Bica genannt, wurde sehr heiß serviert und schmeckte äußerst aromatisch. Überhaupt lud das historische Ambiente des Kaffeehauses mit den vielen vergilbten Bildern an den Wänden, die Szenen vom ursprünglichen Loule zeigten, jeden Gast zum Verweilen ein. Doch die Besucher hier wurden nicht nur mit Getränken verwöhnt. Auch Kuchen aus eigener Herstellung sowie Kleinigkeiten aus der Küche sorgten in den Gästemägen für ein besonderes Wohlgefühl. Henrike, der kleine dicke Wirt und seine Frau Katharina versuchten alles, um es jedem Gast Recht zu machen, jedoch nun mal auf die typische zurückhaltende portugiesische Art. Was keineswegs heißen sollte, dass die Inhaber des Kaffeehauses oder ihre Mitarbeiter irgendwie unfreundlich waren, sie wirkten nur im ersten Moment der Begegnung unnahbar.

Henrike tat gerade genau das, was seine beiden einzigen männlichen Gäste, die sich auf zwei Tische im Gastraum verteilten auch machten: Er las in Ruhe Zeitung und nippte immer wieder an seinem winzigen Tässchen Bica. Katharina hatte sich in ihre Küche verzogen und bereitete Tapas und sonstige Speisen für den Abend vor, die sie gleich nach der Fertigstellung ihren großen Kühlschränken anvertraute. Die Geschwindigkeit, mit der sie zu Werke ging, löste bei jedem gelernten Koch ganz sicher große Ängste aus, nicht einmal die Hälfte seiner Gäste am Abend satt zu bekommen. Dafür ließ sie absolute Sorgfalt bei Qualität und Sauberkeit gelten. Nicht umsonst trafen sich in ihrem Kaffeehaus am Abend, wenn es endlich kühler geworden war, viele Einheimische und ließen sich Katharinas selbst gemachte Köstlichkeiten schmecken. Als Dritte im Bunde arbeitete heute Joana, die bildhübsche, junge Brasilianerin im Calcinha. Sie teilte sich den Job mit dem etwas einfältigen Pedro, der heute jedoch frei hatte. Alleine wegen Joana trafen sich abends eine Menge junger Burschen im Kaffeehaus und ließen kein Auge von ihr. Auch so mancher alte Portugiese warf heimlich einen Blick auf ihren makellosen Körper. Joana lächelte sie alle an und ließ jeden in dem Glauben, dass sie nur Augen für ihn hatte. Sie wollte und hatte keinen Freund. Wenn sie sich dann doch einmal verliebt hatte, entpuppte sich der ehemals tolle Gigolo im nach hinein als Supermacho, der nur an ihrem Körper interessiert war.

Joana trug heute wegen der extremen Hitze nur das Allernötigste. Sichtbar waren nur ein gelber Neckholder und ein schwarzes Faltenröckchen, das wirklich nur ihren knackigen Po am Ende ihrer muskulösen Beine bedeckte. Ihre schmalen Füße standen auf einfachen, schwarzen Flip Flops, die wohl eine Nummer zu groß gewählt waren, da Joana bei jedem Schritt Schlurfgeräusche ertönen ließ. Fleißig trocknete sie mit einem blütenweißen Handtuch hinter dem Tresen Gläser ab, die sie vorher dem großen Spiegelregal hinter sich entnommen und gespült hatte. Obwohl ihr eigentlich große Hitze sonst nichts ausmachte, litt sie heute auch unter den extrem hohen Temperaturen. Fast vierzig Grad zeigte das Außenthermometer an. Sie hatte diesen Wert vor etwa einer Stunde draußen abgelesen, als sie die kleinen Tische auf der Straße vor dem Calcinha vom Staub befreite. Sie erledigte ihre Arbeit aber trotzdem sehr sorgsam und hatte auch ihre Gäste stets im Blick. Von Zeit zu Zeit ging sie zu den beiden besetzen Tisch und fragte nach, ob der jeweilige Gast noch einen Wunsch hatte. Bei Herren, egal welchen Alters, beugte sie sich zumeist etwas mehr vor und gewährte ihnen einen kurzen Einblick in ihr Oberteil. Dies führte kontinuierlich dazu, dass der Gast noch etwas bestellte, denn diese Prozedur vollführte sie ebenfalls, wenn sie das Tablett mit der Bestellung vor dem Gast abstellte. Dies bereitete den männlichen Gästen stets viel Freude, sorgte beim Wirt für gehobenen Umsatz und auch bei ihr für ein ordentliches Trinkgeld.

2

Joana hielt das letzte, geputzte Glas gegen das Licht und prüfte, ob es noch Schlieren aufwies. Dies schien nicht der Fall, denn sie setzte es zufrieden zu den übrigen Trinkgefäßen, die auch schon darauf warteten, zurück ins Regal sortiert zu werden. Bevor sie jedoch die Gläser wieder fein säuberlich einräumen konnte, galt es erst den großen Spiegel zu polieren, der als Rückwand diente. Also griff sie nach dem kleinen Hocker unter dem Spülbecken, nahm sich einen entsprechenden Lappen und kletterte auf die höchste Stufe, um auch die Oberkante reinigen zu können. Dass sie nun ihre sportlichen, glatt rasierten Beine sowie die Ansätze ihrer hübschen Pobäckchen zu Schau stellte, machte ihr herzlich wenig aus, sorgte jedoch bei den beiden einzigen männlichen Gästen für ein Ansteigen ihrer Herzfrequenzen. Da Katharina in der Küche wirkte und Henrike sich unbeobachtet fühlte, wagte auch er einen raschen Blick unters Röckchen seiner bildhübschen Bediensteten. Henrikes Vorteil gegenüber seinen Gästen bestand darin, dass er taktisch günstiger positioniert war. So war ihm gegönnt noch ein wenig vom Verlauf des dünnen Stoffstreifens des Tangas zu verfolgen, der ihre hübschen, festen Pobacken mittig teilte. Joana musste grinsen, denn sie konnte die lüsternen Blicke ihrer Beobachter aus ihrem Augenwinkel im Spiegel verfolgen. Sie ließ sich aber keineswegs etwas anmerken. Ihre Putzeinlage dauerte jedoch nur wenige Minuten. Vorsichtig kletterte die junge Frau wieder zurück auf den festen Boden und beendete so die Erotikvorstellung. Henrike widmete sich wieder seiner Zeitung, während die beiden Herren im Gastraum jeweils eine kleine Flasche Aqua con gas orderten. Joana servierte umgehend die Kaltgetränke und räumte im Anschluss alle gespülten Gläser zurück ins Regal. Die frisch polierten Gläser glänzten förmlich auf den gläsernen Regalböden vor dem indirekt beleuchteten Spiegel. Kurz darauf winkten ihre Gäste ihr zu und baten um die Rechnung. Wie zu erwarten, belohnten sie beide Herren mit einem für portugiesische Verhältnisse üppigen Trinkgeld.

Joana räumte rasch ab, beseitigte auf den beiden Tischen die kleinen Wasserpfützen, die die kalten Mineralwasserfläschchen hinterlassen hatten und spülte die benutzen Trinkgläser. Da sonst keine Arbeiten mehr zu erledigen waren, griff sie sich eine der neuen Illustrierten sowie ein Glas Leitungswasser. Langsam schwang sie sich auf den Barhocker direkt neben der uralten Registrierkasse. Es brauchte nicht lange und Joana war tief in die Welt der Schönen und Reichen abgetaucht. So bemerkte sie beinahe gar nicht, dass sich die Türe öffnete. Erst als der heiße Luftstrom um ihre Beine streifte, der sich durch den Schlitz der beiden schweren Vorhanghälften hindurch mogelte, die ein Gast auseinander geschoben hatte, wurde sie aufmerksam. Der Typ, der da gerade das Calcinha betreten hatte, ließ seinen Rucksack neben sich auf den Boden gleiten und setzte sich seelenruhig zwei Hocker weiter neben sie an die Theke. Joana fühlte sofort, dass ihre Glückshormone mächtig in Wallung gerieten. Sie legte ihren Kopf etwas zur Seite und begutachtete den unbekannten Gast. Sein Körpermaß lag gut und gern bei einhundertneunzig Zentimetern bei höchstens fünfundachtzig Kilogramm. Fett schien diesem Körper ein absolutes Fremdwort zu sein. Dieses Prachtstück von Mann schien ausschließlich aus Muskeln zu bestehen. Blonde, etwas gelockte, jedoch eher kurz gehaltene Haare luden einfach nur zum Wühlen darin ein. Die Beschaffenheit seiner eher sehnigen und feinen Hände ließ auf professionelle Pflege schließen. Unter keinem Nagel befand sich auch nur die Spur von Schmutz. Ihr neuer Gast musste wohl schon eine ganze Zeit der Hitze ausgesetzt worden sein. Der Rücken seines weißen, kurzärmeligen Leinenhemdes war völlig durchgeschwitzt. Ein breiter Flüssigkeitsstreifen verlief vom Kragen bis herunter zum Hosenbund. Gerade noch konnte sie sich ein Zungenschnalzen verkneifen, als ihre Augen die eng anliegende hellblaue Jeans inspizierten, die seinen knackigen Hintern umspannte. Seine Füße steckten in hellbraunen und sicher ganz weichen Wildlederslippern. Sonst trug er weder Ringe noch Ketten. Lediglich eine schlichte, jedoch verdammt teure Uhr versah ihren Dienst an seinem linken Handgelenk.

Nur im Unterbewusstsein vernahm sie die Worte ihres Patrons, die sie zurück in die Realität katapultierten: „Joana, wir haben einen Gast, der bewirtet werden möchte.“ Wissentlich nickend erhob sie sich von ihrem Hocker, was ihr schwerer fiel als ihrem Gast, da sie mit ihrer Körpergröße von gerade mal einssiebzig sitzend nur mit den Zehenspitzen den Fußboden berührte. Obwohl sie nur ihre Flip Flops an den Füßen trug, die eher zu einer plumpen Fortbewegung animierten, schwebte sie dem gut aussehenden Unbekannten entgegen. Der Fremde drehte seinen Kopf zur Seite und schaute sie lächelnd an. Joana gefiel ihm ebenfalls. Eine sportliche, schlanke Figur, kaffeebraune Haut, wunderschöne große schwarze Augen und lockige tiefschwarze Haare vermeldeten seinem Hirn seine stahlblauen Augen. In Bruchteilen von Sekunden schüttete seine Nebennierenrinde eine ziemliche Mengen Adrenalin aus, als seine Augen an Joanas Körper herunterwanderten und ihre hübschen kleinen Brüste und einen ebenfalls knackigen Hintern begutachteten. Natürlich blieb auch ihr nicht verborgen, dass der gut aussehende Fremde sie ebenso genau taxiert hatte wie sie ihn.

3

„Hallo Cowboy, was darf es sein?“, fragte sie ihn unverblümt und schaute ihm dabei tief in seine Augen. Sie lächelte ihn freundlich an und präsentierte ihm ihre strahlendweißen Zähne. „Hallo, schöne Portugiesin. Ich hätte gern einen doppelten Bica und eine große Flasche Agua sin Gas.“ „Brasilianerin. Ich bin in Brasilien geboren und lebe seit meinem fünften Lebensjahr hier“, antwortete sie. Lächelnd wand sie sich um und schwebte hinter den Tresen. Nach einigen wenigen Handgriffen versah laut zischend der schwere Kaffeeautomat pflichtbewusst seine Arbeit und produzierte einen aromatisch duftenden, doppelten Bica. Joana öffnete noch die große Wasserflasche und stellte beides sorgsam ihrem Gast vor die Nase, der sich höflich bedankte. „Sie sprechen zwar ein astreines Portugiesisch, aber Sie sind nicht von hier, nicht wahr?“ „Nein, ich stamme aus Schottland und komme gerade aus London.“ „Kein Wunder, dass du so schwitzt. Auf der Insel regnet es doch nur und es ist beinahe immer kalt.“ Sie bemerkte sofort, dass sie ihren Gast geduzt hatte. Doch irgendwie hatte sie das Gefühl, den Schotten schon ewig zu kennen. Er war so locker drauf und da musste ihr das Du einfach so rausgerutscht sein. „Entschuldigen Sie bitte. Mir ist das Du so rausgerutscht.“ „Kein Problem“, antwortete er schmunzelnd. „Ich heiße Peter, Peter McCord.“ „Joana, Joana Gomez.“ „Du siehst aus als wärst du von London bis hierher zu Fuß gelaufen. Brauchst du ein Handtuch?“ „Nein, lass mal, Joana. Ich bin von London aus kommend in zwei Tagen mit dem Wagen hierher gefahren, und da kommt man trotz Klimaanlage schon ins Schwitzen. Aber Hunger hab ich wie ein Bär.“ „Was möchtest du denn essen?“ „Am liebsten hätte ich ein Rumpsteak, etwas Salat dazu und Brot. Kriegt ihr das hin?“ „Ich glaube schon. Ich frage Katharina in der Küche.“ Wenige Minuten später schlurfte Joana zurück in den Gastraum. „Geht klar, Peter. Ich habe medium gegrillt bestellt. Ist das richtig?“ „Ja, goldrichtig.“

Zehn Minuten später ertönte ein zartes Glöckchen aus der Küche. Joana lief gleich los. Als sie mit dem Tablett erschien, strahlte Peter. Das Fleisch war genauso, wie er es mochte, der Salat wurde frisch für ihn mit nicht zu viel Essig und Öl angemacht und das Fladenbrot dampfte noch und schien selbst gemacht. Er bestellte noch eine zweite Flasche Wasser dazu und verspeiste sein Menü mit Heißhunger. „Machst du mir bitte noch einen doppelten Bica?“ „Kommt sofort“, antwortete Joana, die Peter nicht mehr aus den Augen ließ. „Magst du einen mittrinken?“ „Ja gern.“ Geschickt balancierte sie zwei doppelte Bicas an die Theke. Artig bedankte sie sich bei Peter, der aber abwinkte. „Lass ihn dir schmecken, Joana. Du weißt ja, was in der Tasse drin ist.“ Peter grinste und Joana hob ihre Augenbrauen. „Sag mal, kennst du ein kleines, sauberes Hotel hier in der Nähe.“ „Du kannst bei mir wohnen. Ich hab ein ungenutztes Zimmer in meiner Wohnung. Hast du Geld? Ich nehme zehn Euro pro Tag. Frühstück, Handtücher und Bettwäsche sind im Preis enthalten.“ „Hört sich korrekt an. Wo wohnst du denn?“ „Hier direkt im Haus in der dritten Etage. Schau es dir einfach mal an. Ich habe in einer halben Stunde Mittagspause. Dann kann ich dir meine Bude zeigen.“ „Sie können auch ein Zimmer im Hotel „Algarve“ bekommen. Es liegt gleich hier um die Ecke“, mischte sich nun auch der Patron in das Gespräch ein. „Bloß nicht, Peter. Diesen Flohbunker kann man doch niemandem empfehlen.“ „Joana!“, brüllte er sie an. „Nein, lassen Sie mal gut sein, Chef. Ich werde das Angebot von Joana annehmen.“ „Danke“, flüsterte sie ihm zu. „Das Hotel Algarve gehört seinem Schwager. Nur deshalb hat er es dir empfohlen. Wie lange willst du eigentlich bleiben?“ „Ich denke mal drei Wochen. Dann bin ich mit meinen Arbeiten hier fertig.“ „Was arbeitest du denn, Peter?“ „Ich bin Ingenieur und habe von meinem Arbeitgeber, einem englischen Investor den Auftrag erhalten, oben direkt an der Küste zwischen Faro und Quarteira ein Gelände zur Erschließung zu vermessen. Dort soll eine exklusive Ferienanlage entstehen.“ „Als wenn wir davon nicht schon genug in unserer Gegend hätten! Viele davon stehen leer und verkommen allmählich.“ „Das mag ja sein, aber damit habe ich nichts zu tun. Ich muss meinen Auftrag ausführen. Sonst nichts.“ „Wo, sagtest du, sollst du vermessen?“ „Etwa zwei Kilometer von Quarteira entfernt in Richtung Faro.“ „Da wirst du ganz sicher viele Probleme bekommen. Das Gelände gehört bestimmt dem Mexikaner Ernesto Ramirez. Der Typ handelt in mit allem, was verboten ist. Drogen- und Waffengeschäfte und auch Geldwäsche soll er in ganz großem Stil betreiben. Jede Hure in unserer Gegend muss Schutzgeld an ihn zahlen. Sei bloß vorsichtig. Jedes Jahr verschwinden hier aus der Gegend immer eine ganze Menge Männer, die man nie mehr wieder fand. Nach außen hin züchtet er Rinder und Pferde. Der andere Großgrundbesitzer ist Hugo Sanchez. Der ist in Ordnung. Er gibt vielen jungen Männern Arbeit und behandelt sie gut. Er hat ein tolles Anwesen kurz vor Quarteira. Einmal war ich schon dort. Aber hüte dich vor Ramirez.“ „Na so schlimm wird es schon nicht werden. Ich mache nur meine Arbeit.“ „Das wollten andere auch schon und sind nie wieder aufgetaucht.“

4

Schlag vierzehn Uhr kassierte Joana bei Peter die Rechnung ab. Zusammen verließen sie das portugiesische Kaffeehaus. Einen Eingang weiter öffnete sie eine massive Holztüre, die den Zugang in ein ziemlich düsteres Treppenhaus freigab. Nur hintereinander war es ihnen möglich, durch das enge Stiegenhaus nach oben zu gelangen. Joana ging vor, gefolgt von Peter, der seinen Rucksack hoch schleppte. Die Wände und das Geländer im Treppenhaus schrien förmlich nach einem neuen Anstrich. Einen schmutzigen oder gar verwahrlosten Eindruck hinterließ es deshalb aber keineswegs. Mit zwei Umdrehungen entriegelte sie ihr uraltes Türschloss und drückte das Türblatt auf. Joana schien ein sehr ordentliches Mädchen zu sein. Nirgendwo lagen Kleidungsstücke oder Bügelwäsche herum. In der Küche stand nicht einmal eine ungespülte Tasse auf dem Ablaufblech des Spülbeckens. Durch zwei kleine Flügeltüren aus Holz mit Glaseinsätzen drang Sonnenlicht hinein und sorgte im Wohnzimmer für eine gemütliche Atmosphäre. Peter blickte durch die Scheiben der Wohnzimmertüre auf einen kleinen Balkon, auf dem zwei Stühle und ein winziger Tisch standen. Joana hatte ihren hübschen Außenbereich mit geschmackvoll drapierten Topfpflanzen verschönert. „Schön hast du es hier“, gestand Peter ein, der anderes erwartet hatte. „Gefällt es dir wirklich?“ „Ja, ich sage immer, was ich denke.“ „Dann zeige ich dir den Rest der Wohnung.“ Joana ging vor in den kleinen Dielenbereich, von dem aus alle Türen zu den Zimmern abgingen. „Das hier ist dein Zimmer, Peter. Es ist klein, aber trotzdem hast du hier ein Fenster, ein ordentliches Bett, einen kleinen Schrank für deine Sachen sowie einen Tisch und einen Stuhl.“ Peter schaute sich um. Auch in diesem kleinen Raum gab es keinen Schmutz. Die Matratze zeigte sich frei von Ungeziefer und hinterließ einen bequemen Eindruck. Von seiner Größe her würde er in das Bett hineinpassen. „In die Küche hast du schon reingeschaut. Dort findest du den Kühlschrank, einen Herd und eine Waschmaschine.“ Joana ging wieder vor und zeigte Peter die Kücheneinrichtung. „Die Herdplatte hinten rechts ist defekt, sonst funktioniert hier aber alles. Ich gehe nachher noch einkaufen. Was magst du so zum Frühstück?“ „Ach Joana, lass das mal mit dem Einkauf. Ich fahre nachher mit dem Auto einkaufen, wenn du wieder arbeiten bist. Hast du irgendwelche Wünsche?“ „Na ja, schau mal, was im Kühlschrank fehlt.“ Sie öffnete die Türe und sah nach. Außer zwei Flaschen Bier, zwei Joghurt und etwas Margarine befand sich nichts weiter darin. „Ups, ich glaube das wird für dich ein Großeinkauf.“ „Ja, lass mal, ich kümmere mich darum.“

Joana setzte ihre Führung fort. „Hier ist das Bad. Der Durchlauferhitzer spinnt ein wenig. Erst kommt kaltes Wasser, dann heißes. Die Temperatur wechselt ständig. Sei bitte vorsichtig, damit du dich nicht verbrühst. Und das ist mein Schlafzimmer. Leider ist die Klimakiste defekt. Schlafen ist häufig nicht ganz einfach hier drin. Meistens schmore ich in meinem eigenen Saft. Die Sonne scheint beinahe den ganzen Tag auf diese Hausseite. Die Hitze bekommst du im Sommer gar nicht hier heraus.“ Peter schaute sich noch etwas um, während Joana in ihrem Kleiderschrank kramte. „Hier hast du ein Badetuch und ein Handtuch für die Hände sowie deine Bettwäsche. Wenn du mit dem Bett nicht klarkommst, mache ich es dir heute Abend fertig. Ich muss bis zehn Uhr heute Abend arbeiten. Ach, und noch etwas, Peter: Du kannst hier machen, was du möchtest. Ich bin sehr arm, auch wenn das jetzt vielleicht nicht so aussieht. Wertgegenstände findest du nicht in meiner Wohnung. Das Einzige, was für mich von Wert ist, ist dieses kleine Kreuz hier. Es ist ein Geschenk meines verstorbenen Vaters und von unserem Pfarrer in Brasilien gesegnet. Wenn das verschwunden ist, suche ich dich, bis ich dich gefunden habe. Dann schneide ich dir deine Eier ab. Kapitto?“ Peter musste lächeln. „Ich nehme dir nichts weg, Joana. Keine Sorge, ich bin kein Dieb.“ Jetzt lächelte auch sie. „Ich packe mal meine Sachen aus“, ließ Peter folgen und verschwand in seinem Zimmer. Die Temperaturen in der kleinen Wohnung lagen tatsächlich verdammt hoch. Er spürte, wie ihm langsam wieder der Schweiß ausbrach und seinen Rücken herunter lief. Blitzschnell holte er seine Sachen aus dem Rucksack und verstaute sie in seinem Schrank. Der Seitentasche entnahm er seine Geldbörse. Er zählte 210 Euro ab und steckte sie in seine Hosentasche. „Darf ich herein kommen?“, fragte Peter, während er an Joanas Schlafzimmertüre klopfte. „Ja sicher, komm rein.“ „Hier sind die 210 Euro, die wir als Miete ausgemacht hatten.“ „Also, so eilig war das jetzt aber nicht. Bist du jetzt blank?“ „Nein, keine Sorge. Ich komme ganz gut zurecht.“ „Ja dann. Ich muss gleich wieder runter. Normalerweise arbeite ich bis zweiundzwanzig Uhr. Heute wird wegen der Hitze bestimmt nicht viel los sein. Dann lässt mich der Alte ganz sicher früher gehen.“ „Mich findest du heute Abend hier. Ich werde einkaufen fahren und mich dann etwas ausruhen.“ „Mach das. Wir sehen uns später.“ Sie winkte ihm kurz und verließ die Wohnung.

5

Nachdem Joana gegangen war, schaute sich Peter noch mal richtig in der Wohnung um. Dies dauerte wegen der geringen Größe des Objekts nicht allzu lange. Aus seinem Rucksack holte er sein Handy heraus und gab eine Kurzwahl ein. Als der Teilnehmer sich meldete, sagte Peter nur kurz: „Hallo Fred. Ich bin gut angekommen. Hier ist es so heiß, dass die Maikäfer genauso rote Rückenpanzer mit schwarzen Punkten haben wie bei uns die Marienkäfer. Ich melde mich.“ Danach beendete er die Verbindung mittels der roten Taste. Irgendwie gefiel ihm Joanas Art, und da er voraussichtlich selbst noch zwei bis drei Wochen hier leben würde, wollte er die technischen Geräte anschauen und wieder in Funktion setzen. Für die Reparatur der defekten Kochplatte benötigte er nicht einmal zehn Minuten. Das Kabel einer Phase hatte sich gelöst und stellte ihn als Ingenieur vor keine unlösbaren Probleme. Der Durchlauferhitzer hatte tatsächlich ausgedient. Peter notierte sich alle Werte des Gerätes und steckte den Zettel ein. Das Klimagerät, das, wie im Süden häufig anzutreffen, außen montiert war, setzte er auch rasch wieder in Gang. Er nahm sich jedoch vor, ein Ersatzteil dafür zu beschaffen, um langfristig die Raumtemperatur in der Wohnung angenehm konstant halten zu können. Seine letzte Aktion sollte die Sicherheit in seinem Domizil verbessern. Dafür lief er kurz zu seinem Wagen und entnahm dem Gepäckabteil einen kleinen Metallkoffer. Zurück in der Wohnung montierte er versteckt vier winzige, digitale Überwachungskameras. Die Erste versteckte er im Eingangsbereich hinter einem Bild. So würde er auf seinem Handy immer sehen können, wer wann die Wohnung betrat. Die Zweite überwachte den Wohnraum, die Dritte sein Zimmer und die Vierte Joanas Schlafzimmer. Er führte kurz einen Systemcheck durch, dessen Ergebnis ihn ganz zufrieden stellte. Gegen zwanzig Uhr legte sich Peter frisch geduscht im Wohnzimmer auf die für ihn viel zu kleine Couch, nachdem er einen neuen Erhitzer im Bad montiert hatte. Zufrieden schloss er seine Augen. Den Kühlschrank hatte er gut gefüllt und zu guter Letzt noch Mineralwasser und Bier in die dritte Etage geschleppt. Doch nun erfreute er sich an der kühlen Brise, die das frisch reparierte Klimagerät aus dem Schlafraum von Joana durch die Wohnung blies. Kurz darauf schlief er tief und fest ein.

„Wow, was ist denn hier passiert? Es ist richtig angenehm kühl hier“, stellte Joana laut fest, als sie die Wohnung betrat und von einem kühlen Wind begrüßt wurde. Sie reduzierte gleich ihre Lautstärke, als sie sah, dass Peter auf dem Sofa eingeschlafen war. Weil sie ihn nicht aufwecken wollte, schlich sie sich in die Küche. Ein Blick in den Kühlschrank erfreute sie noch mehr. Peter war tatsächlich kein Dummschwätzer, der nur redete und dann nichts machte. Er hatte wirklich für alles gesorgt, selbst ein paar Blumen hatte er ihr hingestellt. Joana strahlte. Sie lief ins Schlafzimmer und stellte gleich fest, dass Peter das Klimagerät richtig repariert hatte, da es auch überhaupt keine Geräusche mehr verursachte. Leise schlich sie zurück ins Wohnzimmer. Joana leckte sich über ihre Lippen, als sie Peter so daliegen sah, der ihr seinen Knackarsch verpackt in einen knappen, schwarzen Slip entgegenstreckte. Auch seine muskulösen Beine waren so ganz nach ihrem Geschmack. Weil er sich nicht rührte, verschwand sie in der Dusche. Sie drehte den Wasserstrahl auf und stellte sofort fest, dass er auch noch einen neuen Durchlauferhitzer angebracht hatte. Begeistert duschte sie ausgiebig und wusch noch ihre Haare. Nur in ein Handtuch gewickelt und eines um ihren Kopf gedreht trat sie aus dem Bad. Peter saß noch etwas schlaftrunken auf der Couch und schaute sie an. „Hi Peter. Das ist einfach genial, was du alles geschafft hast in der kurzen Zeit. Vielen Dank für alles.“ „Keine Ursache. Ziehe ich alles von der Miete ab.“ „Du hast ja schon Vorkasse gezahlt. Is nix mit abziehen.“ Joana lachte ihn an und auch Peter musste lachen. „Ach weißt du, wenn ich irgendwo wohne, möchte ich es so schön wie zu Hause haben. Da habe ich mir gedacht: Lass mal dein Werkzeug kreisen. Das Ergebnis hast du gesehen. Der Herd geht auch wieder richtig.“ Spontan, wie Joana war, lief sie zu ihm rüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Nochmals danke, Peter. Ich hätte mir das alles ohne deine Hilfe niemals leisten können.“ „Also, wenn ich jedes Mal einen Kuss von dir bekomme, renoviere ich dir noch die ganz Bude.“ „Du bist verrückt, Peter“, sagte sie und strubbelte ihm durch seine blonden Haare. „Sag mal, hast du Lust, mit mir ans Meer zu fahren und dort ein wenig zu laufen?“ „Das ist eine Superidee. Du solltest dir aber etwas anziehen.“ „Du bist ganz schön frech, Peter.“ Sie nahm eines der kleinen Kissen, die auf dem Sofa lagen, und warf es ihm an den Kopf. Danach rannte sie schnell in ihr Schlafzimmer und verschloss die Türe.

Peter schlüpfte in seinem Zimmer in eine leichte, schneeweiße Baumwollhose mit Gummizug. Das weiß-blaue Poloshirt eines Markenherstellers, das er trug, behielt er an. Zuletzt fingerte er nach seinen superleichten Slippern und zog sie über seine Füße. Seine Geldbörse schob er noch in seine Gesäßtasche und verließ sein Zimmer. Beinahe zeitgleich traf er im Flur auf Joana. Sie sah einfach fantastisch aus in ihrer weißen, leichten Seidenhose, die sie unterhalb ihrer Waden zusammengebunden hatte. Ihr bordeauxrotes Oberteil mit dem großen UBoot-Ausschnitt endete unterhalb ihrer Brüste. Ihr Bauch wies nur ansatzweise weibliche Attribute auf. Die Füße steckten in ziemlich hochhackigen Keilschuhen in Korboptik, die sie oberhalb des Knöchels mit Riemchen verschlossen hatte. Zu den Schuhen hatte sie noch eine passende Handtasche. Sie bemerkte sofort, dass Peter sie von oben bis unten musterte. „Na, Cowboy, gefalle ich dir?“ „Du siehst toll aus, Joana.“ „Wollen wir dann?“ „Ja, dann los. Fahren wir Richtung Aldeia zum Falesiastrand?“ „Das wollte ich dir gerade vorschlagen. Du kennst dich hier aber gut aus. Warst du schon mal hier?“ „Ich war schon einmal vor einigen Jahren hier. Da ich hier arbeiten muss, bin ich sehr gut vorbereitet.“

6

Langsam schlenderten sie zu Peters Landrover. „Oh Gott, mit der Schleuder bist du von London bis hierher gefahren. Hast du die Karre gezogen oder gibt es irgendwo zwei Pferde, die dir diese Arbeit abgenommen haben?“, fragte Joana besorgt, als sie den zerbeulten, in Sandfarbe lackierten Geländewagen vor sich stehen sah, dem es stellenweise auch etwas an Lack mangelte. „Gefällt er dir nicht? Er läuft astrein. Du wirst sehen.“ Galant lief er um das Ungetüm von Geländewagen herum und öffnete ihr die leicht klemmende Fahrzeugtüre. Rasch umrundete er nun sein Gefährt und setzte sich hinters Lenkrad. Joana sah sich immer noch erstaunt um. Sie hatte mit zerschlissenen Polstern gerechnet und auch sonst mit vergammelten Ambiente. Angenehm überrascht stellte sie fest, dass es im Innenraum nach neuen Lederpolstern roch und der Wagen mit allen technischen Finessen ausgerüstet war, die sie kannte. Die schwarzen, ledernen Kontursitze luden sie förmlich zum Wohlfühlen ein. Nach kurzem Vorglühen startete Peter den Motor, der alles andere als einen heruntergekommenen Eindruck hinterließ. Kraftvoll stieß er aus der Parktasche heraus und wendete. Sie fuhren zurück auf die Hauptstraße und erreichten alsbald die Küstenstraße N 125. Peter gab dem Turbodiesel die Sporen, der seidenweich Gas annahm. Schon nach zwanzig Minuten rollten sie auf dem kleinen Parkplatz auf den Klippen aus. Eine lange Holztreppe führte hinunter zum Strand. Joana stieg aus dem Landrover und besah sich das Gefährt etwas näher. Die Reifen schienen neuwertig und die montierten Scheinwerfer erhellten die Straße mit Xenonbirnen. Ein wenig kannte sie sich aus. Ihr Onkel Eduardo betrieb eine Kfz-Werkstatt und handelte mit Gebrauchtfahrzeugen. Sie hatte das Nötigste, was man über ein Auto wissen sollte, von ihm gelernt.

„Was ist mit deinem Wagen, Peter? Innen ist er neu und außen sieht er aus, als hättest du ihn vom Schrott.“ „In meinem Job ist es besser, wenn man nach außen hin nicht gleich zeigt, was man hat. Wir haben die Karosserie außen entsprechend bearbeitet, damit nicht jeder sieht, dass ich mit einem so teuren Wagen aufkreuze.“ Peter hatte zwar die Wahrheit gesagt, bemerkte aber sofort, dass er damit Joana nicht überzeugen konnte. Sie schüttelte nur den Kopf und führte ihn zu der langen Holzstiege, die hinunter zum Meer führte. Noch bevor sie den Sandstrand erreichte, den der Vollmond ordentlich erhellte, befreite sie ihre Füße von den Keilschuhen. Sie warf sie auf eine der vielen Liegen, die tagsüber von Touristen bevölkert wurden, und rannte zum Wasser. Peter tat es ihr gleich und lief ihr hinterher. Rasch zog er sich seine Hosenbeine hoch und folgte Joana ins Wasser. Gerade noch rechtzeitig konnte er sie packen, nachdem sie in ein Loch getreten war, und drohte ins Wasser zu fallen. Dabei fing er sich jedoch ein nasses Hosenbein ein. Doch er wurde gebührend entschädigt. Als er wieder festen Stand unter seinen Füßen spürte, lag Joanas nackter Rücken in seinen Händen. Der Duft ihrer frisch gewaschenen Haare und der blumigen Körperlotion, mit der sie sich eingecremt hatte, stieg ihm in die Nase und raubte ihm ein wenig die Sinne. Für Bruchteile von Sekunden schmiegte sie sich an ihn. Es war auch für sie ein überwältigendes Gefühl in seinen Armen zu liegen. Er löste die Umarmung erst, als er spürte, dass Joana wieder auf festen Boden stand. „Danke“, flüsterte sie. Langsam drehte sie sich um und steuerte die Liegen an, die in Viererreihen unter Sonnensegeln aufgereiht standen.

Joana setzte sich auf eine der Liegen, stellte das Rückenteil hoch und legte sich hin. So konnte sie Peter gut beobachten, der auf die Liege neben ihr zulief. Still legte er sich neben sie. „Sag mal, Peter, gibt es eigentlich eine Misses McCord?“ Peter antwortete nicht gleich. Er ließ etwas Spannung aufkommen. „Ja.“ Wieder wartete er kurz ab und erkannte die Enttäuschung, die sich auf ihrem Gesicht zeigte. „Meine Mutter.“ Joana hatte etwas länger gebraucht, seinen hintergründigen Joke zu verstehen. Doch dann sprang sie auf. „Du bist so doof, Peter McCord.“ Sie griff nach ihrem Schuh und warf nach ihm. Peter fing ihn auf und warf ihn ein Stück den Strand entlang. Entsetzt sprang sie auf und rannte ihrem Schuh hinterher. Unbemerkt folgte ihr Peter. Er war schneller als sie, bückte sich, hob ihr den Schuh auf und gab ihn ihr in die Hand. Sie strahlte ihn an. „Gehen wir noch etwas trinken? Es wird langsam frisch hier.“ „Ja, gern“ antwortete er. Sie kämpften sich die lange, steile Holztreppe nach oben zurück zu ihrem Wagen. Nach gerade mal einem Kilometer Fahrstrecke erreichten sie den kleinen Parkplatz in Aldeia, direkt vor dem Neptuno, einer kleinen Kneipe, die noch geöffnet hatte. Joana ging vor und führte Peter in das Bistro. Cleo, eine Freundin von Joana, die hinter dem Tresen döste und auf den Feierabend wartete, musterte Peter von oben bis unten, als die beiden eintraten. Joana ging gleich zur Theke und begrüßte ihre Freundin mit Küssen auf die Wangen. „Hi Jo, was hast du da für ein Goldstück aufgerissen?“ „Hallo Cleo. Gefällt er dir? Ich weiß noch nicht, ob er bleibt oder was genau mit ihm los ist.“ „Das ist doch völlig egal, Süße. Schau ihn dir an, wie stark der ist.“ Laut lachten die beiden Mädels los. „Nimmst du ein Bier, Peter?“, rief Joana ihm zu. „Nein, ein Wasser bitte.“ Sie orderte für sich ein Bier und für Peter ein Wasser. „Teilen wir uns noch einen Thunfischtoast?“, fragte Peter, der schnell einen Blick in die kleine Karte geworfen hatte und Hunger verspürte. „Ja, ich esse einen Happen mit“, antwortete Joana. Cleo legte in der Küche eine Sonderschicht ein und servierte ihnen bereits nach wenigen Minuten den Midnightsnack.

„Erzählst du mir etwas über dich?“, fragte Joana ihn, nachdem sie das zweite Mal in ihren Toast gebissen hatte. „Was möchtest du denn wissen?“ „Mich interessiert alles über dich.“ „Ach, es gibt eigentlich nicht viel über mich zu erzählen. Ich bin achtunddreißig Jahre und in Schottland geboren.“ „Wo denn da? Etwa in den schummrigen Highlands?“ „Ja. Ich sehe du kennst dich aus. Das Herrenhaus meiner Eltern steht am Loch Glennfinnen. Mein Vater züchtet Highlandrinder, Schafe und Kühe, allerdings in ziemlich großem Stil. Mein Bruder hat den Laden übernommen. Ich bin kein Typ für Viehzucht. Nach der Hochschulreife habe ich das Gut verlassen, um in Edinburgh Ingenieurwissenschaften zu studieren. Als ich fertig war, bin ich in die Welt gezogen. Ich glaube es gibt keinen Kontinent, auf dem ich noch nicht gearbeitet habe. Anfangs habe ich auf einer Bohrinsel malocht. Das war verdammt hart, hat aber gutes Geld gebracht. Meine Mutter war entsetzt, als sie erfuhr, wie gefährlich der Job war. Wegen des Geldes hätte ich das ohnehin nicht gemusst. Meine Eltern würden mir immer helfen. Sie leben beide noch und freuen sich jedes Mal sehr, wenn ich wieder gesund nach Hause komme. Wie schon gesagt: Zurzeit arbeite ich als Vermessungsingenieur für einen Londoner Investor. Jetzt bist du aber an der Reihe.“

„Mit etwa fünf Jahren sind meine Eltern und meine zwei Jahre ältere Schwester von Brasilien hierher nach Portugal eingewandert. Wir hatten es anfangs verdammt schwer, aber meine Eltern waren fleißig. Dad eröffnete ein kleines Restaurant nahe dem Fischerhafen in Quarteira, dass später zum Geheimtipp wurde. Nach dem Schulabschluss ging meine ältere Schwester nach Lissabon und studierte dort Medizin. Sie arbeitet heute in einer großen Klinik in der Hauptstadt. Unser Restaurant brummte richtig. Wir konnten gut davon leben. Dann jedoch starb urplötzlich mein Vater an einem Herzinfarkt. Mutter konnte das Geschäft alleine nicht weiter betreiben und gab es an meinen Onkel Pedro weiter, der noch heute ganz gut davon lebt. Meine Mama eröffnete daraufhin eine kleine Schneiderei. Sie ist eine verdammt gute Schneiderin. Doch für mein Studium reichten unsere Mittel nicht aus. Ich absolvierte eine Ausbildung zur Arzthelferin bei einem niedergelassenen Gynäkologen. Der Typ war der letzte Arsch und ein totaler Ausbeuter. Es gab Monate, da hat er mir meinen Lohn nicht bezahlt. Dann musste ich häufig seiner Frau zu Hause zur Hand gehen und für sie putzen. Bald jeden Monat wollte er mich untersuchen. Ich spüre heute noch häufig seine dicken Finger, wie sie meine Brüste betatschten oder in meinem Unterleib herumbohrten. Nach meiner Prüfung bin ich da sofort weg. Aber es gab keine Stelle auf dem freien Markt. Ich wollte auch eine eigene Bude haben. Mehr durch Zufall habe ich über eine Freundin von der freien Stelle bei Henrike und seiner Frau Katharina erfahren. Gut, der Verdienst ist nicht besonders, aber ich kann davon leben. Er zahlt mir pünktlich sechshundert Euro netto im Monat und übernimmt meine Sozialversicherung. Für die Wohnung knöpft er mir 220 € im Monat ab.“ „Wie alt bist du?“ „Achtundzwanzig. Mutter sagt immer, ich sei im heiratsfähigen Alter und sollte mir einen anständigen Kerl wie meinen Vater suchen. Die Kerle sind aber lange nicht mehr das, was sie mal waren. Sie wollen mit mir ins Bett, und dann hauen sie einfach ab.“

7

Gegen ein Uhr in der Nacht verließen sie das Neptuno und fuhren zurück in Joanas Wohnung. In einem unbeobachteten Moment hatte Peter auf sein Display geschaut und nachgesehen, ob die Wohnung während ihrer Abwesenheit von irgendjemandem betreten worden war. Doch dem war nicht so. Während Joana sich abschminkte, vollzog Peter seine Abendtoilette und verschwand danach gleich in seinem Bett. Im Halbschlaf nahm er die Gutenachtwünsche von Joana entgegen, deren schlanker Body sich im Licht der Dielenbeleuchtung unter ihrem Sleepshirt wie auf einem Röntgenschirm abzeichnete.

Der Vibrationsalarm und das leise Brummen seines Handys weckten ihn noch vor sechs Uhr am Morgen auf. Er brauchte immer nur wenige Minuten, bis er nach dem Aufstehen bei hundert Prozent angelangt war. Leise schlich er ins Bad. Er putzte sich die Zähne und ließ seine Haarbürste ein - zwei Mal durch seine Haare gleiten. Bevor er die Wohnung verließ, schrieb er Joana kurz eine Nachricht: „Bin Joggen und zum Frühstück wieder zurück. Bis gleich.“ Der stets fertig gepackte Rucksack stand schon bereit. Leise ließ er die Wohnungstüre ins Schloss gleiten, bevor er die drei Etagen hinunter lief. Sein Landrover ruhte immer noch brav an dem Platz, wo er ihn letzte Nacht abgestellt hatte. Peter öffnete die Fahrertüre und warf den Rucksack auf den Beifahrersitz. Er glühte seinen Diesel rasch vor, bevor er ihn startete. Röchelnd, aber willig, sprang der Motor an und nahm sofort Drehzahl auf. Menschenleer waren die Straßen, als Peter aus der Parklücke rangierte und Kurs auf die Hauptstraße nahm.

Ein Schlag mitten ins Gesicht weckte Eduardo aus seinen tiefsten Träumen. Das riesige, glänzende Messer, das ihm ein Unbekannter an seine Kehle drückte, hatte fast die Maße einer Machete. Auch Maria hatten sie geweckt. Kräftige Hände hielten eine schwere Pistole, deren Mündung sich in die Wange seiner Frau bohrte und dort schon einen Abdruck hinterließ. Schluchzend blickte sie zu ihm herüber. „Schnauze halten. Habt ihr verstanden?“, vernahmen sie die Stimme eines Mannes, der wohl am Fußende ihres Bettes stand. „Hast du die fünfhundert Euro, die du Ramirez noch schuldest?“ „Nein. Ich kann erst nächste Woche zahlen, wenn ich meinen Lohn bekommen habe. Dann bekommt Ramirez ganz bestimmt sein Geld zurück.“ „Hombre, wir hatten heute vereinbart, und du hast nichts unternommen. Das wird dem Patron nicht gefallen.“ Eduardo spürte, wie die Klinge die Haut seines Halses anritzte und ein winzig kleines Rinnsal über seinen Adamsapfel in Richtung seiner Brust lief. Dem Geruch nach war es Blut. „Ich habe das Geld noch nicht. Wir müssen sehr sparen. Nächste Woche heiratet meine Tochter, und auch dafür brauche ich Geld.“ „Willst du damit sagen, dass der Patron wegen deiner Chica weiter auf sein Geld warten soll?“ Cortez, die rechte Hand von Ramirez, der seinem Chef die Drecksarbeit abnahm und alles organisierte, drehte sich zu seinen Leuten um. „Durchsucht das Haus und bringt mir jedes Teil her, das wertvoll ist.“

Das Haus war sehr klein und damit nur mit wenigen Zimmern ausgestattet. Deshalb standen die beiden Schläger schon wenige Minuten später wieder im Schlafzimmer der Eheleute Fernandez. Zappelnd und schreiend hielt einer der Männer eine hübsche, junge Frau mit seinen großen Pranken fest, die wie Schraubstöcke wirkten. Er umfasste von hinten den Hals des Mädchens. „Hör auf zu plärren, Chica“, kommandierte Ramon Cortez. Doch das Mädchen zappelte und schrie weiter. Mit einmal schlug Cortez ihr mit der flachen Außenhand ins Gesicht. Sofort hörte sie auf zu schreien. Nur noch ein Schluchzen war zu vernehmen. „Geht doch, Chica. Also, Eduardo: Was ist nun mit dem Geld, dass du dem Patron schuldest?“ „Ich habe es nicht, Ramon, wirklich nicht.“ „Du lügst. Also?“ „Ich hab es ganz bestimmt nicht, Ramon. Bitte glaub mir doch“, flehte Eduardo. „Nichts glaub ich dir. Du lügst, wie ihr alle lügt, wenn ihr bezahlen sollt. Nehmt euch die Kleine vor. Vielleicht hilft ihm das auf die Sprünge darüber nachzudenken, wo er sein Geld versteckt hat.“

Die beiden kräftigen Befehlsempfänger von Cortez ließen ein erfreutes Grinsen unter ihren dicken Schnauzbärten erkennen. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern riss der Kerl, der sie festhielt, dem Mädchen mit einem Ruck ihr Sleepshirt in zwei Teile. Der andere packte ihr von hinten an den Slip und schob ihn herunter. Der leicht gebräunte, knackige Mädchenkörper mit dem zarten, schwarzen Flaum zwischen ihren Schenkeln törnte die beiden Schläger mächtig an. Ihre gierigen Blicken huschten immer wieder von ihrem Venushügel hoch zu den birnenförmigen, festen Brüsten auf denen sich kleine, kirschförmige Brustwarzen aufstellten. „Also, Eduardo: Ich frage dich ein letztes Mal. Wo ist das Geld?“ „Ich hab kein Geld“, schrie der Familienvater zurück, wofür er sich eine heftige Ohrfeige seines Peinigers einfing.

„Los, nehmt sie euch vor“, befahl Ramon Cortez seinen Männern. „Nein bitte. Nehmt mich, wenn ihr Vergnügen wollt, aber nicht unsere Tochter“, flehte Maria, die Mutter des Mädchens, Cortez an. „Wir wollen Frischfleisch und keine Mumie, Mammi“, antwortete der Schläger, der das Mädchen festhielt. Ohne zu zögern, packten die beiden Männer zu und setzten das Mädchen auf die Kommode. Carlos drückte ihr den Hals zu, während Pedro ihr die Beine auseinander schob. Blitzschnell hatte er die Knöpfe seiner Jeans geöffnet und seinen schweren, steifen Penis herausgeholt. Er spuckte kurz in die rechte Hand und verteilte seinen Schleim um und in die Vagina des Mädchens. Es gab kein Zögern oder auch nur einen Hauch von Mitleid. Mit äußerster Gewalt stieß er mit einmal ganz tief in die gerade einmal neunzehnjährige Jungfrau hinein. Ihr herzzerreißender Schrei schallte nicht nur durch das ganze Haus, sondern drang auch noch nach draußen. Kurz drauf ergoss sich der Schläger in das Mädchen. Es wurde auch Zeit, denn auch Carlos wollte sich in ihr befriedigen. Sein Schwanz schaute ebenfalls schon äußerst erregt aus seiner Jeans heraus und hinterließ gleichfalls den Anschein wie der seines Kumpels, dringend einer Reinigung zu bedürfen. Weder die Schreie des Mädchens noch der blutige Unterleib hielt ihn davon ab, es seinem Kollegen Pedro gleichzutun und das Mädchen ebenfalls zu vergewaltigen. Irgendwann wurde sie ohnmächtig und sackte in sich zusammen. Das laute Grölen endete abrupt, als Cortez seinen Arm hochriss. „Los, wir fahren“, ordnete er an. „Beim nächsten Mal, wenn du wieder nicht zahlst, schneiden wir ihr zusätzlich noch die Nippel ab. Hast du verstanden, Eduardo?“ Noch von den Ereignissen des gerade erlebten und der Sorge um seine Tochter völlig durcheinander, nickte er nur. So schnell wie die Bande erschienen war, so rasch war sie auch wieder verschwunden. Maria sprang sofort aus ihrem Bett und kümmerte sich um ihre noch völlig benommene Tochter.

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