De Opführung vun den „Borsholmer Jedemann“ na Hugo vun Hofmannsthal in`t Plattdüütsche sett in de Borsholmer Klosterkark is een Produktschoon vun de AG Jedemann in den Kultur- un Verschönerungsvereen Borsholmer Land e.V. Dortau höört noch de Vereen to Förderung vun de Musik in de Klosterkark und de Klosterkarkengemeen. De Regie hett Birgit Bockmann, de Organisatschoon liggt bi Dietrich Ladwig.

Un nu mütt ji, leeve Lüüd, so as de Ansegger dat seggt, ju den weertvullen Stoff vun dat Speel to Gemööt föhren un ut den Inholt de Lehr rut spören.

Veel Spooß dorbi!

Arm un riek, de Dood maakt uns gliek.

„Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes. Erneuert von Hugo von Hofmannsthal“ wurde im Jahre 1911 in Berlin uraufgeführt. Seitdem hat das Stück vieles überlebt. Den ersten Weltkrieg, die Nazis, die „Jedermann“ von den Spielplänen verbannten, den Kommunismus im Osten und zahlreiche Kritiker und Satiriker, die ihn verhöhnten oder totschwiegen. Aber wo auch immer der „Jedermann“ aufgeführt wird, in Hamburg, Berlin, Saarbrücken oder Senftenberg – die Menschen strömen in die Vorstellungen. Und natürlich nach Salzburg. Dort begründete Max Reinhardt mit seiner Inszenierung auf dem Domplatz den Weltruhm des „Jedermann“. Hofmannsthal selbst erklärte, der Domplatz sei wie für sein Stück geschaffen. Und es ist wirklich ein Gänsehauterlebnis, wenn die Schauspieler in der Abenddämmerung neben den fünf Meter hohen Heiligen hervortreten oder wenn der Ruf „Jeeedermannn“ von den Türmen der nahen Kirche, von der Festung herab und vom Petersfriedhof herüber klingt. Aber der angestammte Ort für die alten Mysterienspiele war in der Kirche. Unsere Klosterkirche ist für offene Formen hervorragend geeignet, wie die Aufführung von „Anna von B.“ eindrücklich gezeigt hat. Wir hören es schon plattdeutsch „Jedemann, Jeeedemann“ von der Empore klingen. Schön und stark hallen die alten Worte auf Platt durch das Kirchenschiff. Sprache und Raum tragen dazu bei, dass sich Inhalt und Gläubigkeit des Stückes jedem erschließen.

Denn der „Jedermann“ ist so aktuell wie eh und je. Die Figur Jedermann meint uns alle. Das ist leicht zu erkennen, nur fällt es uns schwer, das zu akzeptieren. Kalt und emotionslos wie Jedermann das Wesen des Geldes erklärt, lässt uns sofort an die anonymisierten und globalisierten Finanzmärkte ohne Bezug zur realen Wirtschaft denken. Und an die „Geiz ist geil“-Mentalität, die unermessliche Gier und die Vereinzelung bis in die Katastrophe hinein. Oder denken wir an Jedermanns Umgang mit seiner Mutter. Natürlich, sagt er, er wolle ihren Ermahnungen zu einem gottesfürchtigen Lebenswandel folgen. Aber dann vertröstet er sie. Auf den St. Nimmerleinstag.

Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ ist die Geschichte eines reichen Mannes, der mitten im Leben urplötzlich seinem Tod begegnet. Auf Gottes Geheiß soll er vor den himmlischen Richtstuhl gebracht werden, um Rechenschaft über sein sündiges Leben abzulegen. Denn Gott der Herr hat die Faxen dicke. Die Geschichte mutet wie eine Reise an. Morgens noch tritt Jedermann aus seinem reichen Haus, verhandelt mit Schuldnern und zeigt sich von seiner skrupellosen geschäftlichen Seite. Dann begegnet er seiner Mutter und schlägt ihre Ermahnungen in den Wind. Anschließend feiert er ein Fest mit seiner Buhlschaft und vielen Freunden. Während des Festes erscheint Jedermann der Tod und will ihn mitnehmen. Jedermann erwirkt einen

Aufschub. In einer Stunde will er jemanden finden, der ihn auf seiner letzten Reise begleitet. Aber Jedermann ist umgeben von Speichelleckern und Menschen, die in seiner Schuld stehen. Ausnahmen sind seine Mutter und die Buhlschaft. Letztere ist ein leichtlebiges Ding, das zwar seine Geschenke annimmt, aber ansonsten unabhängig bleibt. Solange er fröhlich und großzügig ist, sind alle seine „Freunde“ da, als es ernst wird, folgen sie ihm aber nicht. Das zeigt letztendlich, dass nicht er über das Geld verfügt, sondern dass Mammon ihn an der Leine hat. In dieser Stunde wird er gewahr, dass alles, was er auf Erden bewirkte, keinen Bestand vor Gott hat. Diese Erkenntnis macht ihn wieder frei für die eigentlich wichtigen Dinge. Geläutert erreicht er schließlich sein neues, nicht irdisches Haus. Allerdings drängt sich der Verdacht auf, dass Jedermann seinen Lebenswandel nur ändert, weil der Tod ihm an den Kragen will. Geschieht die Läuterung nur aus Kalkül, um dem ewigen Feuer zu entgehen? Mit dieser Frage lässt Hofmannsthal die Zuschauer allein.

Hofmannsthals „Jedermann“ enthält christliche und soziale Elemente, die in großen Szenen daherkommen. Sein Vorbild war der holzschnitthafte Stil des Hans Sachs. Dabei ist eine Hinwendung zum Volkston festzustellen. Dieses alles soll möglichst unverfälscht in der großartigen Kulisse unserer Klosterkirche zum Tragen kommen. Und dann natürlich auf plattdeutsch. Denn Plattdeutsch ist unsere angestammte Sprache, ein Stück Heimat und Geborgenheit; unsere plattdeutsche Sprache trägt den Humor, die Güte, die Schlagfertigkeit und die Tiefe unserer Ahnen. Und die Weisheit: „Kümmt allens so, as`t kamen mutt!“

Bordesholm, im Juli 2012

Jürgen Baasch

Prolog

 

 

Ansegger pedd vör un seggt dat Speel an.

Nu geevt Acht all tohoop, ji Lüüd,

Un hört, wat wi jüm vörstellt hüüt!

Een geistlich Speel nu vör ju kümmt,

Vörloden vun Jedemann is dat nömt.

Dorin ju optowiesen weer,

Woans uns Daag un Wark op Eerd

Vergänglich sünd un hinfällig gor.

De Verloop is recht schöön un klor,

Weertvull is de Stoff vun dat Speel

Dor achter avers stekt heel veel,

Dat mütt ji to Gemöd ju föhren

Un ut den Inholt de Lehr rut spören.

 

De leve God is to sehn op sien Thron un seggt:

Förwiss mag dat länger nich verdregen!

Dat all Kreatur gegen mi

Ehr Harten hart maakt böswillig,

Dat se ohn` beten Bang vör mi

Verächtlich hinleevt as dat Veeh.

Ehr geistlich Oogen sünd erblindt,

In Sünn versopen, dat is wat se sünd.

Un kennt mi nich as ehren God,

Ehr Trachten geiht op eerdsch Goot alleen

Un wat doröver, dat is ehr Spott.

Un wie ik se mi ankiek to Stund,

So hebbt se reinweg vergeten den Bund

Den ik mit jüm oprichtet hef,

Dat ik an`t Holt mien Bloot hingeev.

Op dat se sullen dat Leven erlangen

Heff ik an`t Marterholt hangen.

Heff jüm de Döörn ut de Fööt daan

Un se op mien Haupt dreegen as Krohn.

So veel ik kunn, heff ik vullbrocht

Un nu warrt mien ring blots acht.

Dorüm will ik in rechte Iel

Gerichtsdag holen över se

Un Jedemann richten na sien Deel.

Wo büst du, Dod, mien starke Boot? Pedd vör

Dod

Allmächtige God, hier süh mi stahn.

Na dien Order warr ick bootengahn.

God

Go du nu hen to Jedemann

Un wies in mien Naam em an,

He mutt een Pilgerweg antreden

Mit disse Stünn un hüütigen Dag.

Den he sik nich enttrecken mag.

Un heet em mittobringen sien Rekenbook

Un dat he ook keen Utreed un Ofschuuv söök.

Dod

Herr, ick will de heele Welt afrennen

Un dee opsöken Groot un Lütt.

De Gotts Gesett nich anerkennen

Un ünnder dat Veetüch fullen sünd.

Keen sien Hart op ierdsch Good smeeten,

den will ick drapen mit eenen Striek.

Dat siene Oogen breken

Un he de Himmelspoort nich kiek.

Dat wees denn, Almosen un milde Gaav

Sünd em Fründ und to Help paraat.