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IN STRENGER HAND DER HERRIN

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Reiz der Weiblichkeit

 

 

Emanuel J.

 

 

 

Cover: Giada Armani

Copyright: BERLINABLE UG

 

 

Berlinable lädt dich ein, alle deine Ängste hinter dir zu lassen und in eine Welt einzutauchen, in der Sex der Schlüssel zur Selbstbestimmung ist.

Unsere Mission: Die Welt verändern - Seele für Seele.

Akzeptieren Menschen ihre eigene Sexualität, formen sie eine tolerantere Gesellschaft.

Worte der Inspiration, des Mutes, der Veränderung.

Öffne deinen Geist und befreie deine tiefsten Begierden.

 

 

Alle Rechte vorbehalten. Es ist nicht erlaubt, die Inhalte dieses eBooks ohne die ausdrückliche Genehmigung durch den Verlag zu kopieren, weiter zu verbreiten öffentlich vorzutragen oder anderweitig zu publizieren. Änderungen, Satzfehler und Rechtschreibfehler vorbehalten. Die Handlung und die handelnden Personen dieses Buchs sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig.

Vom Reiz der Weiblichkeit

 

Der Schlaf ging, die Enttäuschung blieb. Am Morgen war Patricia wie eine Fremde, kühl und distanziert. Vielleicht aber reflektierte sie nur die Kühle und Distanziertheit, die er ihr entgegenbrachte. In den flüchtigen Momenten des klaren Nachdenkens sah er sich in sehr schlechtes Licht gerückt: Sie hatte ihm die Befriedigung seines Begehrens verweigert und er war beleidigt wie ein kleines Kind. Eigentlich ein recht normaler Vorgang, der häufig zu beobachten war, was aber nichts besser machte. Die Einsicht konnte die Mauer in seinem Innern nicht durchbrechen und ihn nicht aus seiner Enttäuschung befreien. Er konnte auch nicht darüber reden. Auf Patricias Frage, was mit ihm los sei, winkte er ab. „Nichts. Alles okay.“ Sie gab sich damit zufrieden, weil sie ihn kannte und wusste, dass jedes weitere Insistieren seinen Widerstand noch festigen würde, und weil sie zur Arbeit musste und schon ziemlich spät dran war.

Er verabschiedete sie mit einem flüchtigen Küsschen auf die Wange und verscheuchte den Gedanken daran, welch reizvolle andere Arten der Verabschiedung es auch hätte geben können. Am Abend begrüßte er sie mit einem mürrischen „Hallo“, das sie mit einem resignierten Achselzucken erwiderte. Es gab keinen Zugang, keine Nähe. Immerhin war das Essen gut gelungen. Sie aßen es schweigend. Einen Kaffee plus Keks bekam sie danach nicht angeboten. Er fuhr zum Supermarkt einkaufen und brachte eine Flasche Whiskey mit, mit der er sich in sein Arbeitszimmer zurückzog. Etwa zur Hälfte war die Flasche leer, als er nach langen Stunden des Fernsehguckens spät in der Nacht zu Bett ging. Patricia schlief schon. Er legte sich neben sie und drehte ihr den Rücken zu. Er war nicht traurig, konnte es nicht sein, denn sein Herz war aus Stein.

In den nächsten Tagen wurde nichts besser, im Gegenteil. Das Spiel war zu Ende, ein für alle Mal, sein Traum geplatzt wie eine Seifenblase, die Welt ging unter, es gab nichts als Leere in ihm. Patricia gab die spärlichen Versuche auf, ihn durch ein Lächeln, eine sanfte Berührung seiner Hand, forschende Worte nach dem Grund seiner Verstimmtheit oder sachte Anspielungen auf ihre und seine Rolle zurückzugewinnen. Er reagierte nicht darauf, er war ein empfindungsloser Fels. Traurigkeit war in ihrer Miene zu lesen.

Am Donnerstagmorgen läutete es an der Haustür und der Postmann stand draußen in der windigen Kühle mit einem braunen Karton in Händen. Die Schuhe! Emanuel blutete das Herz. Er brauchte sie doch gar nicht mehr, niemals würde Patricia ihn damit sehen. Natürlich nahm er sie trotzdem entgegen, denn immerhin konnten sie reizvoll sein bei den Spielchen mit sich selbst, auf die er sich in Zukunft wieder würde beschränken müssen. Doch müsste er erst einmal herausfinden, ob sie überhaupt passten, und schauen, ob sie gut aussahen, oder umgekehrt.

Der Postmann hatte wohl noch kaum den nächsten Kunden erreicht, als Emanuel die Klebebänder des Pakets aufschnitt. Ein weißer Karton mit aufgedruckten bunten Blüten kam zum Vorschein und ungeduldig riss er den Deckel weg. Da lagen sie, die Schuhe, in dünnes weißes Papier eingewickelt. Er nahm einen heraus, sank auf den Stuhl und betrachtete ihn andächtig. Die ersten hochhackigen Schuhe seines Lebens. Gut sahen sie aus, elegant mit den dünnen Sohlen und der blütenförmigen Schleife, zu der die breiten weichen Bänder über dem Vorderfuß gebunden waren. Er streifte die Socken ab und schlüpfte hinein. Es ging, sie passten. Vorsichtig erhob er sich vom Stuhl und hielt sich dabei an der Tischkante fest wie ein alter Mann. Es war ungewohnt, auf solch hohen Absätzen zu stehen, doch waren sie glücklicherweise (oder besser gesagt dank Patricias weisem Ratschlag) breit genug, um einigermaßen sicheren Halt zu bieten. Er ließ den Tisch los, schwankte einen Moment lang, als hätte er zu tief ins Glas geschaut, hatte sich gleich wieder stabilisiert und wagte einige kleine Schritte durchs Zimmer. Es fiel ihm leichter als befürchtet, war fast kein Problem, er konnte tatsächlich in ihnen laufen, ein bisschen steif vielleicht und etwas unbeholfen, aber nicht so unsicher, dass er in Gefahr schwebte, sich die Beine zu brechen.

Wie von weit her aus einem fremden Land kam die Erinnerung an Patricias Worte, dass er sie nach Erhalt der Schuhe am Abend als Zofe Ines empfangen solle. Doch kam das nicht einen Moment lang in Betracht, war es doch genauso unvorstellbar, wie in solcher Aufmachung draußen auf der Straße herumzulaufen. Patricias Blick wäre ihm nicht weniger abgrundtief peinlich gewesen als der fremder Menschen. Völlig unmöglich. Unbegreiflich, wie es ihn nur hatte reizen können, vor ihr den Sub zu spielen, einen Knicks zu machen, ihr die Schuhe zu lecken und sie zum Gebrauch der Peitsche zu animieren. Er war doch eigentlich gar nicht unterwürfig, ging immer sofort auf Gefechtsstation, wenn jemand ihm auf den Schlips trat. Wie hatte er nur dazu kommen können, nach ihrer strengen Hand zu lechzen und ihr zu Füßen zu kriechen? Er konnte sich selbst nicht verstehen und noch viel weniger diese seltsame Neigung in ihm, die ihn dazu trieb, sich dermaßen würdelos zu präsentieren. Aber das war vorbei! Niemals wieder würde er den Sklaven spielen.

Er zog die Schuhe aus, die sich beim längeren Tragen doch als ziemlich unbequem erwiesen, brachte sie nach unten und versteckte sie in der Kommode seines Arbeitszimmers. Morgen, so ertappte er sich zu denken, konnte er sie vielleicht wieder ein halbes Stündchen lang anziehen, um sich an sie zu gewöhnen, denn in ihnen herumzustaksen war doch recht reizvoll …

Zum Abendessen gab es Spaghetti mit einer Fertigsoße, Vierkäse. Patricia beschaute sich ihren Teller wenig begeistert, aß ihn dann aber klaglos leer. Sie sah müde aus und abgespannt, alles andere als attraktiv. Das war oft so in den Zeiten, in denen er sich innerlich von ihr abwandte und Kühle zwischen ihnen herrschte. Manchmal hatte er schon verwundert gedacht, dass sie seine Liebe brauchte wie eine Blume das Wasser.

Er trug die beiden leeren Teller in die Küche, stellte sie in die Spülmaschine und schenkte sich einen Kaffee ein.

Patricias Stimme klang von draußen herein. „Krieg ich auch einen?“

„Ja, sicher. Einen Keks auch?“

„O ja, das wäre schön.“ Klar und lebendig klang ihre Stimme plötzlich. Erstaunlich, was ein solch kleiner Keks bewirken konnte.

Was sie als Kaffee bezeichnete, war ihm nur ein müdes Lächeln wert. Halb mit Milch gemischt, sodass eine undefinierbare weißlich braune Flüssigkeit entstand, aber egal, er musste ihn ja zum Glück nicht trinken. Dazu gab es wie (fast) immer einen dunkelbraunen Doppelkeks mit einer Schicht Schokolade dazwischen. Ohne sie anzuschauen, stellte er den Becher vor sie auf den Tisch und legte den Keks daneben.

Lächelnd schaute sie zu ihm hoch. „Willst du es mir nicht so servieren, wie es sich gehört?“

Wie Stromstöße gingen ihm diese Worte durch und durch und änderten von einem Augenblick auf den andern alles. Noch nie hatte er einen solch umfassenden Stimmungswandel innerhalb eines winzigen Moments erlebt. Mit einem Male war alles wieder da, die Lust am Spiel, die Sehnsucht nach Unterwerfung, das Hoffen auf ihre Strenge. Kaum fand er Worte. „Das sollte ich wohl …“

Sie nickte. „Ja, das solltest du.“

Er nahm den Becher und den Keks wieder zur Hand. Was vor Sekunden noch völlig unmöglich gewesen wäre, bescherte nun abgrundtief kribbelnden Reiz. Ein tiefer Atemzug noch, dann beugte er die Knie zu einem artigen, wenn auch wenig geschmeidigen Knicks, und zaghaft streckte er die Hände aus. „Bitteschön … meine Herrin.“

Lächelnd nahm sie Becher und Keks von ihm entgegen. „So ist es schon besser. Ich denke, ich sollte mich wieder mehr um dich kümmern.“

„Ja, meine Herrin. Es wäre schön.“

Im Augenblick aber hatte sie keine Lust dazu, im Augenblick war sie müde und wollte sich aufs Sofa legen. Emanuel zog sich in sein Arbeitszimmer zurück, um einen Brief für sie zu schreiben, da ihr das als geliebter Herrin Rubina jetzt natürlich wieder zustand.