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Ebookausgabe 2020

Umschlaggestaltung: Silke Bunda Watermeier,

Alle Rechte vorbehalten

eISBN 978-3-947508-34-1

Wilfried Nelles

Männer, Frauen
und die Liebe

Eine kleine Psychologie der
Geschlechterbeziehung

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Inhalt

Freie Liebe

Augen-Blicke

Die Liebe ist frei – und zwingt uns

Tödlicher Pfeil

Das Unbekannte

Das Mann-Frau-Spiel

Das Männliche und das Weibliche – Eine Phänomenologie des Geschlechtsaktes

Das Männliche

Das Weibliche

Der Mann gibt, die Frau nimmt

Männliche und weibliche Kreativität

Männliche und weibliche Verletzlichkeit

Große Männer – Große Frauen

Homosexualität

Das Männliche kommt durch den Vater

Das Weibliche kommt durch die Mutter

Das Weibliche im Mann, das Männliche in der Frau

Sex und Liebe

Altes und Neues

Die Befreiung der Frau

Was Männer brauchen und Frauen gut tut

Frauen, das starke Geschlecht

Männer, das schwache Geschlecht

Sex ohne Liebe?

Die Not-wendigkeit der Liebe

Lieben statt Liebe suchen

Liebe als Seinszustand

Liebe als Aufgabe

Der Alltag der Liebe

Kindliche Ansprüche und erwachsene Bedürfnisse

Eifersucht

Grenzen des Verstehens

Verständigung statt verstehen

Verletztheit

Sich mitteilen statt diskutieren

Sich anschauen

Geben und Nehmen in der Beziehung

Der andere und die Liebe als Wunsch und Wirklichkeit

Dem Herzen folgen

Liebe und Familie

Der Einfluss der Herkunft auf die Paarbeziehung

Vom Liebespaar zur Elternschaft: Beziehung und Kinder

Die Mehrfamilien-Familie („Patchwork-Familie“)

Abtreibung

Bindung

Ausgleich

Wenn die Kinder aus dem Haus sind

Reifestufen der Liebe

Liebe und Bewusstsein

Wie sich unser Bewusstsein entwickelt und das Liebesleben prägt

Vier Stufen zur reifen Liebe

1. Liebe als Identifikation, Sex als natürlicher Trieb

2. Liebe als Loyalität, Sex als eheliche Pflicht, Beziehung als Zugehörigkeit

3. Liebe als Gefühl, Sex als Selbsterfahrung, Beziehung als Selbstverwirklichung

4. Die Liebe des Herzens: Liebe als Begegnung, Sex als Austausch, Beziehung als Freundschaft

Noch einmal: Freie Liebe – allein, verbunden und frei

Freie Liebe

Augen-Blicke

Ich war Anfang zwanzig, Student im dritten Semester und wie üblich am Wochenende zu Hause im Elternhaus. Seit einigen Wochen traf ich mich mit einem Mädchen – mal gingen wir ins Kino, mal auf eine Fete. Sie war wohl in mich verliebt, ich hingegen fand sie zwar ganz nett, wollte aber eigentlich nur etwas weibliche Gesellschaft. An diesem Samstag waren wir auf einer Schülerfete meines ehemaligen Gymnasiums. Ich weiß nicht mehr, wieso ich überhaupt dorthin gegangen bin – ich hatte nämlich beim Abitur geschworen, dieses Gebäude nie mehr zu betreten. Ich habe das auch dreißig Jahre lang nicht mehr getan. Aber an jenem Abend bin ich aus unerfindlichen Gründen – vielleicht weil meine Begleiterin es wollte – auf diesen Schülerball gegangen (er fand allerdings nicht im Schulgebäude statt, so dass ich es so gerade noch mit meinem Vorsatz vereinbaren konnte). Ich glaube, ich habe mich ziemlich gelangweilt. Es gibt allerdings einen Moment, an den ich mich immer noch erinnere: Ich tanzte mit meiner Partnerin und schaute plötzlich einem Mädchen in die Augen, das einige Meter entfernt mit ihrem Freund tanzte. Es waren nur wenige Sekunden, aber ich hatte das Gefühl, dass es entscheidende Sekunden waren.

Ich hatte dieses Mädchen schon einmal von weitem gesehen und von ihr gehört. Sie hatte noch eine ältere Schwester, die beiden gingen auf das benachbarte Mädchengymnasium, sahen fast wie Zwillinge aus und waren ausnehmend hübsch, so dass jeder Schüler sie kannte, aber an diesem Abend hatte ich sie (und sie mich) zum ersten Mal angeschaut. Danach habe ich meine Begleiterin nach Hause gebracht und mich nicht mehr mit ihr getroffen. Ich wusste jetzt, wen ich wirklich treffen wollte.

Zwei Wochen später war es so weit. Es gab eine Tanzveranstaltung in ihrem Wohnort, die ich mit organisiert hatte. Diesmal war ich ohne Begleiterin. Plötzlich sah ich sie und ihre Schwester. Ich wartete noch eine viertel oder eine halbe Stunde, dann machte ich mich auf den Weg, um sie zum Tanzen aufzufordern. Als ich an ihrem Tisch stand, saß da nur eine der beiden, und ich wusste plötzlich nicht mehr, ob es die Richtige war. Obwohl, wie ich bald erfahren sollte, in ihrem Wesen grundverschieden, waren die beiden äußerlich damals für mich kaum zu unterscheiden. Man musste ihnen schon in die Augen schauen. Nun gut, da ich zielstrebig auf sie zugesteuert war, konnte ich jetzt keinen Rückzieher machen. Also habe ich sie angesprochen und gefragt, ob sie mit mir tanzen möchte. Sie stimmte zwar zu, aber nach der Art, wie sie dies tat, konnte sie eigentlich nicht die Richtige sein – oder sollte ich mich vor zwei Wochen bei unserem Augen-Blick so getäuscht haben? Ein wenig verunsichert begann ich, mit ihr zu tanzen. Da sah ich die andere nach ein paar Minuten zu ihrem Platz zurückkommen. Sie schaute herüber, und ich wusste: Ich habe mich nicht getäuscht, sie war die Richtige. Als ich nach dem Tanz die beiden austauschte, schwand auch noch der letzte Rest eines Zweifels. Sie war die Richtige, und etwas in mir hat dies vom ersten Augen-Blick an gewusst.

Die Liebe ist frei – und zwingt uns

Was passiert da eigentlich? Wer oder was führt da Regie? Ich höre oder lese gelegentlich Sätze wie „Das entsprach nicht meinem Lebensplan“, und manche meinen, man müsste solche Pläne machen und empfehlen so etwas jungen Menschen. Mir ist das völlig fremd, ich habe keinen Lebensplan und bin froh darüber. Selbstverständlich haben wir Ideen, Vorstellungen, Wünsche, Träume und machen uns Gedanken, wie wir sie realisieren können.

Das ist nicht nur ganz normal, sondern auch wichtig, denn es bringt und hält uns in Bewegung und gibt uns eine Ausrichtung. Wenn die Wünsche oder Ideen diffus sind, bleibt auch unser Leben diffus, wenn wir nicht wissen, was wir wollen, stecken wir oft fest, kommen nicht in Bewegung oder drehen uns im Kreis. Wenn die Wünsche aber zum Plan werden, meinen wir insgeheim, das Leben müsste diesem Plan folgen. Das ist der Anfang von einem sehr verkrampften und stressigen Leben, denn jetzt wird potenziell alles schlecht oder gefährlich, was nicht nach Plan läuft. Aber Wünsche und Ideen sind das eine, was das Leben für uns bereithält, ist das andere. Und es richtet sich bestimmt nicht nach unserem Plan.

Das Leben ist kein Haus, das wir planen und konstruieren können, und ebenso wenig ist eine Beziehung eine Konstruktion. Eine Beziehung entsteht und wächst, sie folgt einer inneren, uns verborgenen Logik. Leben ist Wachstum. Die wichtigsten Dinge im Leben geschehen nicht nach Plan. Oft genug werfen sie sogar alle Pläne über den Haufen. Sie passieren, sie geschehen! Das erfahren wir nirgendwo deutlicher als in Liebesbeziehungen. Sie verdienen diesen Namen nur, wenn sie offen bleiben und sich nicht der Unberechenbarkeit des Lebens verschließen. Denn Unberechenbarkeit und Offenheit ist die Natur der Liebe. Das merkt man besonders am Anfang – sie kommt immer überraschend und ungeplant, und sie ist immer ein Geschehen und nichts, was wir machen.

Wenn einem die Liebe geschieht, wenn sie einem begegnet, kommt sie aus dem Unbekannten, zu ihrer Zeit, zu ihren Bedingungen. Nicht dass es immer die Liebe auf den ersten Blick sein muss, es kann auch der zweite oder dritte sein, es kann auch mit einer Frau oder einem Mann passieren, die oder den man seit Jahren kennt – plötzlich schaut man sich an, und etwas ist anders, etwas ist passiert oder passiert in diesem Moment, was all die Jahre nicht passiert ist und was man nie erwartet hätte. Welcher Ehemann sieht schon aus wie der Traumpartner, für den die Frau als Teenager geschwärmt hat?

Vielleicht gibt es gewisse Dinge, die man gut findet, gewisse Äußerlichkeiten, die einen schon immer mehr angezogen haben als anderes – aber dass es ausgerechnet der sein würde? Tatsache ist: Die Liebe kommt, wann sie will, mit wem und durch wen sie will und wie sie will. Wir sind ihr ausgeliefert. So war es von Anfang an, und so wird es immer bleiben. Das wollen wir aber nicht. Wir wollen nicht ausgeliefert sein. Was uns fehlt, was wir uns wünschen, wollen wir bekommen, uns vielleicht auch erarbeiten oder erkämpfen; und was wir einmal haben, wollen wir festhalten, unbedingt behalten. Und damit beginnt bereits der Kampf, und es könnte schon der Anfang vom Ende sein. Denn was wir festhalten können, ist nur die Hülle.

Die Liebe selbst ist freier als ein Vogel. Die Faust, die sie halten will, erdrückt sie, wenn sie ihr nicht im letzten Moment entwischt. Aber die Sehnsucht nach genau diesem Partner, das Bedürfnis nach Verbindung und Bindung, die Lust der Verschmelzung, der Wunsch nach Dauer und Ewigkeit ist auch Teil der Liebe, kommt uns mit ihr zugeflogen. Gestern noch wolltest du nichts als frei, ungebunden und unabhängig sein, und heute pfeifst du darauf, wenn du nur mit dem oder der Geliebten zusammen sein kannst. Also beginnen wir eine Beziehung. Manchmal wird daraus eine Ehe, dann ist die Liebe sozusagen amtlich. Ein Versprechen mit bindender Wirkung, sowohl äußerlich als auch innerlich.

Manche meinen, mit einer festen Beziehung oder gar einer Ehe hätten sie den Partner und hätten sie auch die Liebe, vielleicht sogar ein Anrecht darauf. Nichts ist falscher, und nichts ist zerstörerischer für die Liebe. Sie ist und bleibt immer frei, wie amtlich wir auch gebunden sein mögen. Sie ist frei, weil sie uns nie gehört hat.

Das führt wiederum andere zu dem Glauben, die Liebe sei frei und man könne mit ihr nach Belieben umgehen und nach Belieben über sie verfügen. Das ist genauso falsch wie die Idee, sie oder den Partner besitzen zu können – wer so denkt oder handelt, wird die Liebe nie wirklich erfahren. Die Liebe ist frei, ja, aber sie ist nicht frei wie eine Ware, die wir kaufen, eine Zeit lang besitzen und konsumieren und dann wieder verkaufen können, sondern sie ist frei, weil sie nie jemandem gehört hat und nie jemandem gehören wird.

Sie ist eine Kraft, die für sich existiert, eine Kraft, die sehr wohl uns ergreifen kann, die aber niemals wir ergreifen und haben können. Wir können in ihr sein – dann ist sie auch in uns –, aber wir können sie nie haben. Sie hat uns. Und sie bindet uns, verpflichtet uns, zwingt uns. Obwohl sie frei ist, bindet sie diejenigen, die sich auf sie einlassen. Weil wir dies wissen oder zumindest ahnen, tun wir uns so schwer damit, uns ganz in die Liebe fallen zu lassen. Was bedeutet dann Beziehung, Partnerschaft, Ehe? Nicht mehr und nicht weniger, als eine gemeinsame Hingabe an diese Kraft, die über die beiden gekommen ist, sie entflammt und zusammengebracht hat. Ein Ja, sich dieser Kraft anzuvertrauen, sich von ihr bewegen, von ihr führen, von ihr vielleicht auch quälen, verbrennen und läutern zu lassen.

Tödlicher Pfeil

Das Verliebtsein wird gerne mit einer bildlichen Darstellung symbolisiert, die auf einer alten Geschichte beruht: der Geschichte des römischen Liebesgottes Amor mit Pfeil und Bogen. Auf den Bildern schwebt meist ein putziges nacktes Kerlchen in der Luft und schießt mit seinem Bogen Pfeile in rote Herzchen. Die wirkliche Geschichte, dass uns Amor mit seinem Pfeil ins Herz trifft, hat jedoch eine viel tiefere Bedeutung, als es in diesen Bildchen zum Ausdruck kommt. Es zeigt nur ihre Naivität, wenn sich Verliebte Postkarten mit Amor und seinem Bogen oder einem Herzen mit Pfeil drin schicken.

Es ist alles andere als eine romantische Geschichte, es ist durchaus auch eine sehr schmerzhafte Geschichte. Denn schließlich werden wir verwundet! Und wir werden nicht irgendwo verwundet, sondern in unserem Innersten, dort, wo es nicht nur am tiefsten schmerzt, sondern wo das Zentrum, der Puls unseres Lebens ist: mitten im Herzen! Eigentlich müssten wir sterben, denn ein Pfeil im Herzen ist tödlich. Eigentlich? Nein, tatsächlich!

Genau das ist es, was die Liebe von uns fordert: zu sterben! Wenn wir der Liebe wirklich folgen, wenn wir die Wunden, die sie in unsere Herzen bohrt, wirklich nehmen – und sie nicht zum Vorwand nehmen, unser Herz zu „schützen“, was bedeutet: es zu verschließen –, dann ist das unser Tod. Natürlich nicht der physische Tod, aber der Tod unseres Ego, unserer Vorstellungen über uns selbst, über das Leben, die Liebe, die Welt.

Zunächst allerdings lässt die Liebe uns erst richtig leben. Nie haben wir uns so lebendig gefühlt wie in jenen Tagen der großen Verliebtheit, und wahrscheinlich werden wir uns auch nie mehr so lebendig fühlen. Kein Wunder: Da meint doch tatsächlich – so scheint es uns jedenfalls – jemand mich, findet mich interessanter als alle anderen, will mit mir zusammen sein. Und so haben wir nicht selten das Gefühl, jetzt erst richtig zu leben.

Dank der Biochemie wissen wir heute, dass das mit den Hormonen zusammenhängt. Endorphine und andere Glücklichmacher werden verstärkt vom Körper produziert. Vielleicht, wahrscheinlich sogar, sind diese noch recht neuen und bruchstückhaften Erkenntnisse die Grundlage einer chemischen Glücksindustrie. So wie heute schon in jedem Fitnessstudio die Präparate für einen schnellen und gezielten Muskelaufbau die Runde machen und fast jeder Spitzensportler seine Leistungsapotheke im Reisegepäck hat, wird vielleicht in naher Zukunft jeder seine Glückspillen einwerfen. Das würde immerhin die Abhängigkeit von den Launen des Schicksals oder des Zufalls mildern, da wir uns jederzeit in den Zustand der Verliebtheit versetzen könnten. Aber es wäre eine recht autistische Angelegenheit – wenn der andere nicht mehr gebraucht wird, entfällt auch der Austausch und die Notwendigkeit zur Auseinandersetzung, und damit eine wichtige Grundlage für Lernen, Entwicklung und Wachstum.

Doch bleiben wir in der Gegenwart. Die biochemischen Erkenntnisse mögen zwar von industriellem Nutzen sein, aber erklären tun sie nichts. Was zwischen Mann und Frau – gelegentlich auch zwischen Mann und Mann oder zwischen Frau und Frau – tatsächlich abläuft, was dazu führt, dass genau bei dieser Person und genau in diesem Augenblick der Anstoß zur Hormonproduktion gegeben wird, ist immer noch ein Geheimnis und wird wohl auch immer ein Geheimnis bleiben.

Die Achtung dieses Geheimnisses ist eine wichtige, vielleicht sogar die wichtigste Bedingung dafür, dass aus diesem ersten, Verliebtheit genannten Aufruhr der Gefühle eine tiefe, seelisch fruchtbare Beziehung werden kann (die fleischliche Fruchtbarkeit ist zwar, wie wir gleich sehen werden, mindestens genauso wichtig, aber sie stellt sich mehr oder weniger von selbst ein und braucht wenig Einsicht und Anstrengung von unserer Seite). Amors Pfeil zeigt uns, wie dies geht: Indem wir uns an unserer empfindlichsten Stelle treffen und verwunden lassen.

Das Unbekannte

Wenn Mann und Frau sich begegnen, begegnen sich zwei Welten. Viele Zeitgenossen meinen, man müsste sich mehr anstrengen, den jeweils anderen zu verstehen. Auf dem Büchermarkt sind Ratgeber, die Frauen nahe bringen, wie Männer denken, fühlen und handeln, seit Jahren ein Renner. Es gibt solche Bücher natürlich auch für Männer, aber die meisten von ihnen interessieren sich nicht sehr dafür – es sei denn, es geht darum, was Frauen sexuell wollen und wie man sie am besten befriedigt. Es ist selbstverständlich nichts dagegen einzuwenden, dass man versucht, sich in den anderen hineinzuversetzen oder etwas über den Partner oder das andere Geschlecht generell zu lernen. Das ist allemal besser, als das andere und den anderen zu verurteilen, sich über ihn lustig zu machen oder ihn zu bekämpfen, weil man sein Anderssein nicht ertragen kann. Aber man sollte nicht meinen, dass dies je dazu führen könnte, den anderen zu verstehen. Alle Bemühungen in diese Richtung führen nie zum Ziel. Und falls sie es doch täten, falls die Männer die Frauen und die Frauen die Männer wirklich verstehen würden, wäre der Zauber vorbei.

Das Bedürfnis, den anderen zu verstehen, ist in der Tiefe ein Bedürfnis nach Kontrolle und Einverleibung. Was ich verstehe, ist mir nicht mehr fremd, ist so wie ich. Damit habe ich es zugleich im Griff, kann es handhaben und mir zu Diensten machen. In dieser Haltung verwandelt sich die Liebe von dem Mysterium, das sie in Wirklichkeit ist, zu einer Managementaufgabe. Damit ist sie tot.

Es ist aber gerade das Fremde, das ganz und gar Andere, was den Funken entzündet und die Flamme am Leben hält. Im Allgemeinen verlieben wir uns in eine Person, die wir nicht kennen (in dem Maße, in dem wir sie kennenlernen, schwindet dann meist die Verliebtheit), und in den wenigen Fällen, wo es jemand ist, den wir schon länger kennen, sehen wir diese Person plötzlich in einem neuen Licht, d.h. wir haben etwas Neues, Anderes, Unbekanntes an ihr entdeckt. Das, was die Sache in Bewegung bringt, ist immer das Unbekannte. Etwas, das wir selbst nicht haben und jetzt über den anderen kennenlernen können. Etwas, an dem wir über den Partner teilhaben können. Dieses Andere ist für uns immer geheimnisvoll. Es zieht uns zu diesem Geheimnis, wir wollen es entdecken und ergründen, aber es muss zugleich gewahrt bleiben, denn es ist eine wichtige Grundlage der Beziehung. Wenn die Frau für den Mann kein Geheimnis mehr wäre, wenn die Frauen uns Männer wirklich ganz verstehen würden, wäre das Spiel zu Ende.

Bei der Liebe – und ebenso beim Sex – geht es nicht um Verstehen, sondern um Teilhabe, um Austausch, um Geben und Nehmen und Sich-Mitteilen. Der andere hat, was mir fehlt, er ist, was ich nicht bin, und die Liebe und die sexuelle Anziehung existieren nur, weil es diese Polarität gibt und solange es sie gibt. Der Strom zwischen Pluspol und Minuspol fließt, solange beide bleiben, was sie sind. Wenn es da etwas zu verstehen gibt, dann sich selbst. Besser als Verstehen ist es aber, sich zu fühlen und zu lieben – das Verstehen kommt dann von selbst.

Bei der Begegnung von Mann und Frau ist es zunächst und ganz allgemein das andere Geschlecht, was dieses Unbekannte darstellt. Es ist die Welt der Frau, das Geheimnis des Weiblichen, das den Mann zieht und zugleich in ihm das Männliche weckt. Und es ist das Männliche, was die Frau fasziniert, was sie in ihrer Weiblichkeit herausfordert und bestätigt. Man kann dies jederzeit beobachten, wenn zu einem Frauenkreis ein Mann dazustößt oder eine Frau sich einer Männerrunde beigesellt – alle verhalten sich sofort anders. Das ist ganz unabhängig vom Alter oder davon, ob es sich um sehr weibliche oder eher männlich-herbe Frauen- bzw. Männertypen handelt. Man kann es sogar im Altersheim beobachten. Sobald ein Mann eine Frauenrunde oder eine Frau eine Männerrunde betritt, beginnt ein besonderes, uraltes Spiel, das Mann-Frau-Spiel.

Das Mann-Frau-Spiel

Es ist gut, sich klar zu machen, dass dieses Spiel nur vordergründig dem Vergnügen der Spieler dient. Dies tut es zwar auch, aber letztlich ist dieses Vergnügen nur Mittel zum Zweck. Der Zweck ist ganz nüchtern und völlig unpersönlich – oder besser: überpersönlich. Es geht um die Reproduktion der Art, um ihre Erhaltung durch Fortpflanzung. Wir sind Spieler in einem Spiel, das sich die Evolution vor Millionen Jahren, als die Spezies Mensch noch in weiter Ferne lag, „ausgedacht“ hat. In Zeiträumen, die unserem Vorstellungsvermögen gänzlich entzogen sind, hat sich Art um Art nach den Regeln dieses Spiels entwickelt, fortgepflanzt und in andere Arten verwandelt. „Im Anfang war das Wort“, heißt es in der Bibel (Genesis). Das ist eine schöne Aussage, und sie scheint mir wahr zu sein. Ebenso wahr ist jedoch eine Abwandlung dieses Satzes, die einen anderen Sachverhalt beleuchtet: Im Anfang war der Sex. Wir sind Sex, die gesamte Existenz ist Sex. Jeder Frühling ist eine einzige Orgie der Natur, ein orgiastischer Tanz des Befruchtens und Befruchtetwerdens, das ewige Spiel der Schöpfung. Dieses Spiel spielen auch wir Menschen, wie zivilisiert wir uns auch geben und wie sehr wir es auch verstecken mögen. Ob wir es mit Lust spielen oder mit schlechtem Gewissen, tut für das Spiel selbst nichts zur Sache. Es steckt uns in jeder Zelle und entzieht sich unserer Kontrolle. Die Verliebtheit, der Tanz der Hormone, die Freude des Gebens und Nehmens, die Geilheit, die Lust – sie stehen alle im Dienste der Arterhaltung und haben sich im Laufe der Jahrmillionen als effektivstes Mittel erwiesen, diese zu gewährleisten. Der Natur geht es nur darum, dass wir mitspielen. Aber für uns selbst ist es schon wichtig, wie wir es spielen, ob wir uns dem Tanz hingeben oder uns nur widerstrebend hier und da mitziehen lassen.

Nicht nur die Lust dient der Arterhaltung und ist der Natur Mittel zum Zweck, sondern auch die Liebe. Man braucht sie nicht zur Zeugung, aber man braucht sie, damit das Gezeugte und neu Entstandene wachsen und gedeihen kann. Denn der Mensch wäre ohne die Fürsorge anderer nicht lebensfähig. Der Säugling kann allein nicht überleben, er braucht die Zuwendung, den Schutz und die Nährung durch andere, in erster Linie natürlich durch die Mutter. Und diese braucht, wenn sie sich ganz dieser Aufgabe widmet, selbst die Unterstützung durch andere, in erster Linie durch den Mann, der ihr das Kind gezeugt hat. Dies gewährleistet die Natur durch eine emotionale Bindung, die sich am deutlichsten in der Liebe ausdrückt. Die Partnerliebe und die Elternliebe sind also auch Mittel der Natur, um den Fortbestand der Art zu sichern.

Die Arterhaltung, die Reproduktion der menschlichen Gattung, ist unser natürlichster, tiefster und stärkster Trieb. Dies gilt für jede Gattung, von der Amöbe bis zum Menschen. Diesem Trieb verdanken wir (wie auch jedes andere Leben) unsere Existenz. Er ist tiefer und mächtiger als der Selbsterhaltungstrieb. Wenn ein Kind in Todesgefahr ist, hat jeder Erwachsene den natürlichen Impuls, dieses Kind zu retten, selbst wenn dies seinen eigenen Tod bedeuten könnte. Alte Menschen machen, wenn sie seelisch gesund und noch natürlich sind, ganz selbstverständlich den jungen Platz – das neue Leben hat Vorrang, weil sich darin die Art erhält.

Einige Religionen – allen voran das Christentum, aber auch der Hinduismus und andere indische Religionen, in subtiler Form auch der Buddhismus – preisen die Enthaltsamkeit und verurteilen den Sex mehr oder weniger, im Grunde verachten sie die Menschen, die ihrem Trieb nicht widerstehen können. Aber das Anreden und Predigen gegen diesen Trieb, selbst die Androhung ewiger Höllenstrafen, hat diesem nichts anhaben können, es führt allenfalls zu Perversionen, auch und gerade unter den Predigern selbst. Und das Lob sexueller Enthaltsamkeit ist ein Eintreten für Schmarotzertum – wenn sich das „niedrige Volk“ nicht dem verpönten Sex hingäbe, wären auch die Religionen im Handumdrehen ausgestorben. Sex ist das Innerste der Natur, und in der Hingabe an unsere Sexualität geben wir uns unserer Natur hin.

Die Basis der Beziehung zwischen Mann und Frau ist die Erhaltung der menschlichen Art durch deren Fortpflanzung. Lust, Liebe und alles andere, was Mann und Frau aneinander bindet und die Paarbeziehung ausmacht, hat darin seine Grundlage, seinen Ursprung und seinen Zweck. Sie sind von ihrem Wesen her darauf bezogen und in diesen Vorgang einbezogen. Das heißt, sie dienen nicht in erster Linie dem eigenen Wohlbefinden, sondern sind Mittel zu einem Zweck, der den Einzelnen übersteigt und auf seine Befindlichkeit im Grunde keine Rücksicht nimmt. Was nicht heißt, dass wir uns nur zu diesem Zweck sexuell betätigen dürften oder ihn beim Sex ständig im Auge haben müssten. Wir können uns ganz egoistisch miteinander paaren und vergnügen, uns ganz unserer Lust hingeben. Je mehr wir dies tun, umso mehr dienen wir dem eigentlichen Zweck des Ganzen, denn dieser ist sozusagen in das Mittel (die Lust) eingebaut. Wenn wir uns vorbehaltlos unserer sexuellen Lust hingeben, so wie sie auftaucht, dienen wir natürlicherweise am besten der Arterhaltung. Natürlicherweise – denn es gibt eine einschneidende Veränderung: Wir sind heute zum ersten Mal in der Geschichte der Evolution in der Lage, das Mittel vom Zweck gänzlich abzukoppeln. Wir können uns dem Vergnügen des Spiels, sozusagen dem reinen, zweckfreien Spiel, überlassen, ohne dass es weiterhin dem Zweck dient, zu dessen Erfüllung es einst entstanden ist.

Im Klartext: Wir können Sex haben, soviel wir wollen, ohne Kinder zu bekommen. Und wir sind dabei, uns fortpflanzen zu können, ohne miteinander Sex zu haben. Sex und Fortpflanzung sind nicht mehr untrennbar aneinander gekoppelt.

Damit bekommt die Sexualität eine eigenständige Bedeutung, sie wird zunehmend zum Zweck in sich selbst. Sie ist nicht mehr der Trieb, dem man ganz natürlich und ohne nachzudenken folgt oder dem man sich unterwirft, weil man ihm nicht widerstehen kann, oder dem man sich bewusst und voller Freude hingibt, dessen Folgen man dann aber auch tragen muss (vor allem als Frau), sondern ein bloßes Vergnügen, dem man mehr oder weniger intensiv nachgeht und worauf viele einen Anspruch zu haben glauben. Was diese Veränderung des Spiels für die Beziehung zwischen Mann und Frau bedeutet, ist noch kaum absehbar. Aber es ist klar, dass sie diese grundlegend verändert. Es geht mir nicht um eine Bewertung dieser Entwicklung. Sie ist einfach gegeben. Und weil sie gegeben ist, ist es an uns, sie zu nehmen und damit umzugehen.

Wie jede tiefe Neuerung stellt sie uns vor neue Herausforderungen, an denen wir wachsen oder auch scheitern können. Scheitern wird, wer in dem Neuen nicht mehr das Alte erkennt, wer nicht sieht, dass das, wo wir herkommen und wo unsere Sexualität herkommt, auch unter gewandelten Bedingungen noch in uns weiterwirkt. Wie dick und schick unsere zivilisatorischen Mäntelchen auch sein mögen, darunter sind und bleiben wir nackt, darunter lebt das Tier, das wir alle sind. Wer andererseits vor den Veränderungen die Augen verschließt oder sie aus moralischen Gründen ablehnt, über den wird die Zeit hinwegrollen. Bevor ich die Fragen, die sich mit der gesellschaftlichen Entwicklung ergeben, weiter verfolge, müssen jedoch noch die Grundlagen der Mann-Frau-Beziehung geklärt werden. Dazu kehre ich noch einmal an den Anfang zurück, sozusagen zu Adam und Eva.

Das Männliche und das Weibliche –

Eine Phänomenologie des Geschlechtsaktes

Das Grundverhältnis der Mann-Frau-Beziehung kann man an dem ablesen, was den Mann und die Frau körperlich ausmacht und voneinander unterscheidet, nämlich den Geschlechtsmerkmalen, sowie daran, wie diese ihren natürlichen Zweck erfüllen. Ich lasse daher im Folgenden die Körper für sich sprechen.

Das Männliche

Das Männliche findet seinen körperlichen Ausdruck im Phallus, dem erigierten männlichen Geschlechtsteil. Es wirft ein bedeutsames Licht auf die Haltung zum Männlichen, dass die Bezeichung „Phallussymbol“ (etwa für ein Gebäude, ein Kunstwerk oder einen sonstigen Gegenstand) heute abwertend benutzt wird. In allen vorchristlichen Kulturen war dies genau andersherum: Der Phallus wurde als Symbol der Fruchtbarkeit verehrt. Er hatte einen quasi göttlichen Status. Heute gilt er bestenfalls noch als Lustobjekt, ja als Fetisch zur sexuellen Befriedigung. Dieses Schicksal teilt er allerdings mit seinem weiblichen Pendant, was nicht nur die Abwertung des Männlichen, sondern die Entgöttlichung der Sexualität insgesamt deutlich macht.

Wenn man das Bild des Phallus und seiner Funktionsweise auf sich wirken lässt, stechen sofort einige Dinge hervor, die uns zentrale Elemente des Männlichen nahe bringen: Um zum Phallus (und damit fruchtbar und lebensspendend) zu werden, richtet sich der Penis auf, wird groß und hart. Diesen Vorgang kann ein Mann übrigens willentlich nicht steuern, was klarmacht, dass dahinter eine Macht am Werk ist, die größer ist als der Einzelne. Wir können uns ihr verweigern oder hingeben, aber wir können sie nicht unserem Willen unterwerfen. Es ist die Macht des Lebens selbst, und wenn wir uns gegen sie stellen, schneiden wir uns vom Leben ab. Das Aufrichten des Penis ist ein so elementarer körperlicher Vorgang, dass kein Mann ihn ignorieren kann – der Phallus zieht die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Das ist aber erst der Anfang. Er wird nämlich hart, um eindringen zu können und die Frau tief im Innern zu berühren. In der Frau stößt er weiter, durchbohrt sie wieder und wieder, bis er schließlich explodiert und seinen Samen herausspritzt. Alle Elemente dieses Vorgangs – Aufrichtung, Härte, Ein- und Durchdringung, Entladung/Explosion – haben eines gemeinsam: Sie sind „aggressiv“.

Das Männliche ist in seiner Grundausrichtung aggressiv und „rücksichtslos“ – das heißt, es schaut nach vorn und nicht zurück. Dies ist seine natürliche Anlage, und diese dient seinem natürlichen Zweck: das Leben voranzutreiben. Diese natürliche Aggression ist zwar gewaltig, hat aber nichts mit Zorn oder Wut oder Gewalttätigkeit zu tun. Ebenso wenig bedeutet sie, dass Männer sich grundsätzlich aggressiv verhalten. Dies hängt wesentlich davon ab, wie die jeweilige Kultur diesen natürlichen Impuls aufnimmt und umsetzt – vor allem, ob der (männlichen) Sexualität die ihr zustehende Achtung entgegengebracht wird.

Das Männlich-Aggressive ist nicht gegen jemanden oder gegen etwas gerichtet, sondern geht – dies aber ohne Rück-sicht – für etwas. Es ist auch kein Gefühl und hat nichts mit Gefühlen zu tun. Es ist einfach eine vorwärts drängende Kraft, im Sinne der ursprünglichen lateinischen Wortbedeutung von „Aggression“ – aggredi hieß „voranschreiten“, es war die Grundbewegung des römischen Heeres, das einfach unaufhaltsam voranschritt. Die männliche Aggression steht im Dienst des Lebens, im Dienst von dessen Grundbewegung des ständigen Weitergehens und Sich-Ausbreitens. Sie ist ein Dienst am Leben. Dennoch ist das Kriegerische ein Teil des Männlichen (und des Lebens überhaupt), ob uns das gefällt oder nicht. Das Männlich-Kriegerische ist nicht auf den Krieg mit Waffen beschränkt, sondern durchzieht das gesamte Leben. Alles Leben ist Umwandlung, und jede Umwandlung ist Schöpfung und Zerstörung zugleich. Dies trifft auch auf die Beziehung zwischen Männern und Frauen zu. An der Sexualität ist klar abzulesen, dass auch die Frauen diese männliche Zerstörung brauchen: Indem der Mann in sie eindringt und ihr Hymen durchbohrt, „tötet“ er die Jungfrau und erschafft so die Frau.

Die Eroberung, das Eindringen, das Grenzen-Überschreiten, das Ausdehnen sind wesentliche Aspekte des Lebens, ohne sie gäbe es keine Entwicklung. Jede Entwicklung, jede Erweiterung, jede Lösung im Leben, im Materiellen wie im Geistigen, verdankt sich dem männlichen Prinzip. Es steht ganz allgemein für das Impulsgebende, das Drängende, das Durchdringende, damit aber auch für das Schöpferische, das Überwindende, das Transzendente, für den Geist und den Himmel.

Aber der innere Kontakt des Mannes (und der Frau) mit dem Männlichen geschieht nicht im Himmel, sondern auf der Erde, und wir erfahren es nicht im Geist, sondern im Körper, genauer: im Phallus (Mann) und durch den Phallus (Frau). Die geistige Ebene öffnet sich ganz nur dem, der – im wörtlichen Sinne – unten anfängt. Ansonsten hat sie, auch dies kann man wiederum ganz wörtlich nehmen, keinen Saft. Im Phallus ist die männliche Energie auch am ungefährlichsten und am kreativsten, denn dort verbindet sie sich direkt mit dem Weiblichen und wird dadurch in fruchtbare Bahnen gelenkt. Die Gefahr, dass die naturgegebene männliche Aggressivität in Destruktivität umschlägt, ist dort am größten, wo sie für sich allein steht und der Begegnung und Vereinigung mit dem Weiblichen aus dem Weg geht.

Dass die männliche Aggression nicht „böse“ ist und nichts mit Gewalttätigkeit zu tun hat, heißt nicht, dass sie nicht gewaltig und bedrohlich sein kann. Sie kann dies sehr wohl sein, und zwar für Männer wie für Frauen – für diese allerdings mehr. Denn das Leben kennt in seinem Vorwärtsdrang keine Rücksicht, es pflanzt sich fort auch um den Preis des (individuellen) Todes. Das Leben selbst ist, aus der Sicht des Einzelnen her betrachtet, schrecklich und gewaltig. Es verliert nur dann seinen Schrecken, wenn wir uns selbst als Lebensbewegung verstehen, wenn wir erkennen, dass wir in dieser Bewegung aufgehoben sind, was auch immer dabei mit uns geschieht. Dazu müssen wir aber über das Ich-Bewusstsein hinauswachsen.

Wenn das Männliche also im Dienst des Lebens steht, so haftet ihm auch eine gewisse Rücksichtslosigkeit gegenüber einem einzelnen Schicksal an. Der Mann ist wie die Frau Teil eines beide übergreifenden Vorgangs, der beide – allerdings auf ganz unterschiedliche Weise – in seinen Dienst nimmt und dabei nicht auf Einzelschicksale schaut. Das Vorwärtsdrängende kann und darf nicht zurückschauen, es darf (in diesem Sinne) keine Rücksicht nehmen. Sonst verfehlt es seine Aufgabe und verliert seine Kraft.