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Die Autoren dieses Buches

Prof. Dr. med. dent. Dr. h. c. Jörg Rudolf Strub
Ärztlicher Direktor der
Abteilung für Zahnärztliche Prothetik
Universitätsklinikum Freiburg

Prof. Dr. med. dent. Matthias Kern
Ärztlicher Direktor der
Klinik für Zahnärztliche Prothetik,
Propädeutik und Werkstoffkunde
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Prof. Dr. med. dent. Jens Christoph Türp
Klinik für Rekonstruktive Zahnmedizin und Myoarthropathien,
Universitätskliniken für Zahnmedizin der Universität Basel

ZTM Siegbert Witkowski, C.D.T.
Laborleiter der
Abteilung für Zahnärztliche Prothetik
Universitätsklinikum Freiburg

Prof. Dr. med. dent. Guido Heydecke
Ärztlicher Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik
Universitätsklinkum Eppendorf, Hamburg

Prof. Dr. med. dent. Stefan Wolfart
Ärztlicher Direktor der Klinik für Zahnärztliche Prothetik und
Werkstoffkunde
Universitätsklinikum Aachen

unter Mitarbeit von:
Prof. Dr. med. dent. Kurt Werner Alt
Institut für Anthropologie
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

PD Dr. med. dent. Dr. rer. nat. Jens Fischer
Abteilung für Zahnärztliche Prothetik
Universitätsklinikum Freiburg
Klinik für Kronen-und Brückenprothetik, Teilprothetik und Materialkunde,
Zentrum für Zahnmedizin, Universität Zürich
Vita Zahnfabrik H. Rauter GmbH & Co. KG
Bad Säckingen

PD Dr. med. dent. Wael Att
Abteilung für Zahnärztliche Prothetik
Universitätsklinikum Freiburg

Geleitwort zur 1. Auflage

Das in der prothetischen Abteilung der Universitäts-Kieferklinik Freiburg unter Leitung und Federführung von Prof. Jörg Strub zusammengestellte dreibändige Curriculum Prothetik stellt ein Novum unter den prothetischen Lehrbüchern dar. Während sich die Fachbücher der letzten Jahre zunehmend auf Spezialbereiche der „klassischen“ Teilgebiete der Zahn-, Mundund Kieferheilkunde konzentrierten, werden im vorliegenden Lehrbuch alle im Rahmen einer prothetischen Behandlung relevanten Fragestellungen abgehandelt und für den Leser verständlich und verdichtet angesprochen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Themenkreisen, die für den Studenten und den praktisch tätigen Zahnarzt von primärer Bedeutung sind. Zwar war und ist der Trend zur Spezialisierung innerhalb der Zahnheilkunde nicht aufzuhalten und aufgrund der rasanten Weiterentwicklung unseres Faches auch logisch, der Schlüssel für den angestrebten Behandlungserfolg liegt jedoch trotz aller Spezialkenntnisse in einer umfassenden und auf die Gesamtsanierung ausgerichteten Behandlungsweise. Beispielhaft soll hier genannt sein, dass der rekonstruktiv tätige Zahnarzt in vielen Fällen den prothetischen Ersatz auf zunächst parodontal oder endodontisch erkrankten Pfeilern abstützen muss; die in dieser Hinsicht sachgerechte und fachkundige Vorbehandlung stellt somit die Grundlage einer jeden prothetischen Behandlung dar. Auch die Hygienephase und damit der Aufbau einer – falls nicht vorhanden – exakten Mundhygiene des zu behandelnden Patienten wird heute in der präprothetischen Phase kontrollierter und ernster durchgeführt als noch vor 10 oder 20 Jahren. Zunehmend bildet eine mehr biologisch geprägte Denkweise die Basis für eine umfassende prothetische Sanierung, wobei der nach neuesten werkstoffkundlichen Erkenntnissen technisch perfekt hergestellte Zahnersatz letztlich nur den Endpunkt einer Vielzahl zahnärztlicher Maßnahmen darstellt. Die von Prof. Strub geleitete Abteilung für Zahnärztliche Prothetik am Klinikum der Universität Freiburg bemüht sich seit Jahren in praktisch-klinischen Kursen für Zahnärzte und Studenten sowie in entsprechenden Publikationen um Darstellung eines logischen synoptischen Behandlungskonzepts. Das hier zusammengestellte Werk stellt schwerpunktmäßig eine Zusammenfassung der dort angesprochenen und diskutierten Probleme und Fragestellungen dar und ist somit praxisrelevant und aktuell. Für den Leser bietet es den Vorteil, nicht in verschiedenen Büchern, in mehr oder weniger spezialisierten Darstellungen, sondern in Kürze und auf das Wesentliche beschränkt, praktisch alle anfallenden Fachfragen und therapeutischen Zielsetzungen prothetischer Sanierungen dargestellt zu finden. Entsprechende Literaturhinweise eröffnen, falls erwünscht und notwendig, zusätzliche Informationen. Die Konzeption dieses Werks ist zeitnah und zukunftsorientiert. Bleibt nur noch, dieser neuen Form eines prothetischen Lehrbuchs viel Erfolg und weite Verbreitung zu wünschen.

Prof. Dr. Dr. H. Spiekermann, Aachen

Geleitwort zur 1. Auflage

Wie jede ärztliche Disziplin ist die zahnärztliche Prothetik in einen historischen Hintergrund eingebettet und mit den anatomischen Grundlagen des Faches fest verbunden. Das vorliegende Werk spannt einen weiten Bogen von der historischen Entwicklung der zahnärztlichen Prothetik bis hin zu den psychologischen Aspekten des Zahnverlusts und der prothetischen Rehabilitation. Dabei wird der Student mit einem Gesamtsystem der oralen Rehabilitation vertraut gemacht, welches die Versorgung mit Zahnersatz sinnvoll einschließt. Jede prothetische Versorgung stellt für den Patienten einen mehr oder minder großen Eingriff in das orofaziale System dar. Dabei ist es mit dem Zahnersatz allein nicht getan. Die geplante und sachgerechte Vorbereitung des Kauorgans auf die eigentliche prothetische Therapie hat für den Erfolg oder den Misserfolg letztendlich einen mindestens genauso großen Stellenwert wie die Ausführungsform und die Qualität des Zahnersatzes selbst. So werden in dem vorliegenden dreibändigen Werk der Anamnese, der Befundaufnahme und der Planung, besonders aber auch der Vorbehandlung, breiter Raum gewidmet. Nur aus ausführlicher Befunderhebung und Diagnostik sowie sorgfältiger Planung und vollständiger Vorbehandlung kann eine problembezogene und befundgerechte prothetische Therapie erwachsen. Die korrekte Vorbehandlung erfordert aber häufig einen höheren Zeitaufwand als die abschließende prothetische Behandlung selbst. Die Vorbehandlung stellt das Fundament dar, von dessen Qualität all das, was darauf aufbaut, abhängt. Die prothetische Therapie basiert auch ganz wesentlich auf der Sicherstellung der Mundhygiene. Diese bildet nicht nur die Schlüsselstellung für den Erfolg einer parodontalen Vorbehandlung, sondern ebenso für den Langzeiterfolg des prothetischen Behandlungsmittels. Parodontalprophylaktische Kriterien sind nicht nur im Rahmen der Vorbehandlung zu beachten, sie sind von gleicher Bedeutung bei der provisorischen Versorgung und bei der Gestaltung des Zahnersatzes. Zu beachten ist weiterhin, dass differentialtherapeutische Erwägungen die Kenntnis des gesamten therapeutischen Spektrums erfordern. Dies wird ganz besonders bei der Indikationsstellung für enossale Implantate ersichtlich. Die Indikation für ein Implantat kann nur gestellt werden, wenn das gesamte Spektrum der „konventionellen“ Prothetik beherrscht wird. Mit dem Curriculum Prothetik wird ein umfassendes Behandlungskonzept dargestellt, welches die Prothetik in Zusammenschau mit allen zahnärztlichen Nachbardisziplinen sieht. Bei dieser Synopsis werden auch die werkstoffkundlichen und zahntechnischen Zusammenhänge berücksichtigt, ohne deren Kenntnis zahnärztliche Prothetik nicht sachgerecht durchgeführt werden kann. Alle einzelnen prothetischen Behandlungsmittel sind in ein richtungsweisendes Gesamtbehandlungskonzept integriert. Das Autorenteam mit und um J. R. Strub aus Freiburg demonstriert gezielte und konsequent durchgeführte orale Rehabilitation. Dem Werk, derzeitig einzigartig in seiner Konzeption, ist eine weite Verbreitung zu wünschen.

Prof. Dr. K. M. Lehmann, Marburg

Geleitwort zur 1. Auflage

Pflegen Sie in einem Buch auch das Vorwort zu lesen? Ich kaum, und von fast allen, die ich befragen konnte, erhielt ich eine ähnliche Antwort. In diesem Bewusstsein eröffnet sich mir die reizvolle Möglichkeit, relativ unbeachtet über dieses Buch sagen zu können, was ich mir wirklich denke. Sorgfältig habe ich die Kapitel durchgeblättert und Stichprobe um Stichprobe gezogen. Zunächst vom Alltag gehetzt – ganz ehrlich gesagt –, aber dann langsamer werdend und schließlich mit zunehmendem Vergnügen. Genau dargestellte technische Einzelheiten und glasklar aufgebaute, systematische Behandlungskonzepte nahmen mich in Anspruch. Kompromisse werden nicht gemacht, sondern es wird fundiert und zielstrebig eine Linie vertreten, zu der die Autoren selbst stehen. Offensichtlich auch bei der Behandlung ihrer eigenen Patienten. Ganz bewusst wird die Prothetik so gezeichnet, wie sie schwerpunktmäßig in Freiburg stattfindet. Das ist gut so, denn dieses Buch könnte ja auch Unmut hervorrufen bei jenen, die vergeblich nach irgendwelchen hergebrachten Konzepten suchen oder gar nach dem eigenen exklusiven Behandlungs- oder technischen Verfahren. Man wird sie nicht finden in diesem klaren Buch der Freiburger Schule. Das ist, finde ich, „cool“ – um mit den Worten unserer Kinder zu sprechen. Stattdessen überraschen in jedem Kapitel Feinheiten und liebevoll ausgefeilte Details, deren frühere Kenntnis so manchen eigenen Misserfolg wohl verhindert hätte. Je tiefer Sie eintauchen, geneigter Leser, desto eher werden Sie mir vielleicht dahingehend zustimmen, dass hier eigentlich gar kein Fachbuch vorliegt. Sollen wir es also besser als ein Buch von interdisziplinärem Gehalt unter dem Blickwinkel synoptischer Zahnheilkunde verstehen? Oder könnte es auch mehr sein? Die Autoren und wir alle wissen, dass die Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde des herankommenden 21. Jahrhunderts sich von der heutigen sehr wohl unterscheiden wird. Allgemein-medizinische Aspekte in einer älter gewordenen Population werden dominieren. Der Risikopatient wird der normale Patient sein. Alle Gesundheitsfragebögen, alle Behandlungskonzepte in diesem Buch zielen bereits darauf ab, den Lernenden auf diese Zukunft vorzubereiten und das für jede ärztliche Tätigkeit unentbehrliche allgemeinmedizinische Grundwissen konsequent einzubauen. Ich lese aus jedem Kapitel dieses Werks nicht nur die präzisen Darstellungen der Freiburger prothetischen Schule, sondern darüber hinaus das gemeinsame Bekenntnis derAutoren dieses Werks – das Bekenntnis zur umfassenden Rehabilitation unserer Patienten, zum „primum nil nocere“ und zur vollen ärztlichen Verantwortlichkeit.

Prof. Dr. K. Gausch, Innsbruck

Geleitwort zur 1. Auflage

Es gibt wohl nur wenige Autoren, die es wagen würden, den gesamten Bereich der zahnärztlichen Prothetik umfassend darzustellen, und zwar so, dass der Student

– aber auch der interessierte Praktiker – in diesem schlussendlichauf 3 Bände angewachsenen Werk eine Antwort auf alle prothetischen Fragen finden kann. Einmal keine hyperspezialisierte Diskussion von Einzelproblemen, die dem interessierten Leser das Auffinden der notwendigen Information erschwert, sondern ein synoptisches Werk, welches die Prothetik als Gesamtbereich, aber immer bezogen auf die klinischen Probleme, mit der entsprechenden wissenschaftlichen Begründung zu begreifen versucht. Es ist klar, dass dieses umfangreiche Werk schon aus Kostengründen keine farbigen, sondern möglichst einfache, das Wesentliche deutlich darstellende schwarzweiße Abbildungen enthält, womit auch die einzelnen Probleme klarer und schematischer dargestellt werden konnten. Der Titel „Curriculum“ – also ein „Lebenslauf“ durch die ganze Prothetik – beschreibt dieses Werk in seinem großen Aufwand und Umfang wirklich am besten. Dem Studenten wird hier das Verständnis für den Gesamtbereich Prothetik enorm erleichtert; der interessierte Praktiker, aber auch der akademisch tätige Lehrer, findet in der Vielfalt dieses komprehensiven Werkes zahlreiche Fakten von größtem Interesse. Wenn eine solche, für den Unterricht hervorragend geeignete Gesamtdarstellung überhaupt geschrieben werden sollte, dann in der hier vorliegenden Form.

Prof. Dr. P. Schärer, M. S., Zürich

Geleitwort zur 1. Auflage

Die zahnärztliche Prothetik hat sich in den letzten zwanzig Jahren aufgrund der Entwicklung neuer Materialien und Behandlungsmethoden und der Gewinnung neuer Erkenntnisse aus der Forschung sehr stark weiterentwickelt. Die zahnärztliche Sanierung unserer Patienten im Rahmen unseres synoptischen Behandlungskonzepts gewinnt, unter Einbeziehung der klassischen Gebiete, wie der festsitzenden, abnehmbaren und kombinierten Prothetik, und unter Berücksichtigung materialkundlicher Aspekte, immer mehr an Bedeutung. Für den Langzeiterfolg sind die Prävention von Erkrankungen des stomatognathen Systems, die präprothetische Vorbehandlung, eine qualitativ hochwertige prothetische Behandlung und eine oft lebenslang andauernde Nachsorge von entscheidender Bedeutung. Nach Zahnverlust ist der aufgeklärte Patient oft nicht mehr nur mit der Wiederherstellung der Kaufunktion und des Kaukomforts zufrieden, sondern es müssen auch ästhetische, phonetische und psychische Aspekte mitberücksichtigt werden. Der optimal informierte, prothetisch tätige Zahnarzt arbeitet heute im Team mit verschiedenen Spezialisten der Medizin, Zahnmedizin, Zahntechnik und zahnärztlichen Prophylaxe (Dentalhygienikerin, Prophylaxehelferin) zusammen. Vor rund drei Jahren wurde mir von Mitarbeitern des Quintessenz-Verlags der Vorschlag gemacht, den Inhalt der Vorlesungen und Seminare, die im Rahmen der Studentenausbildung und Assistentenfortbildung gehalten wurden und werden, zu einem Kompendium zusammenzufassen. Obwohl auf aufwändige Darstellungen bewusst verzichtet worden ist, um den Verkaufspreis in einem erschwinglichen Rahmen halten zu können, sind es dennoch drei Bände geworden. Der Grund liegt in den umfangreichen Lehrinhalten der modernen zahnärztlichen Prothetik und ihren Randgebieten. Die vorliegenden Bände erheben aber nicht den Anspruch, ein Lehrbuch im klassischen Sinne zu sein, welches unter Darlegung des gesamten wissenschaftlichen Hintergrunds das Fach Zahnärztliche Prothetik darstellt, denn in einem solchen Werk würde der Leser mit Recht ein umfangreicheres Literaturverzeichnis erwarten. Die Literaturhinweise in dieser Buchreihe beschränken sich bewusst auf die wichtigsten Publikationen und Lehrbücher, die auch in jeder medizinischen Bibliothek zur Verfügung stehen. Vermittelt werden in dem vorliegenden Kompendium vor allem die Lehrinhalte, die an der Abteilung Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg vertreten und unterrichtet werden, so dass eine schwerpunktmäßige Auswahl nicht ausbleibt. Meinen früheren Lehrern und Mentoren Prof. Dr. P. Schärer, Zürich, Prof. Dr. Dr. h. c. H. R. Mühlemann, Zürich, Prof. Dr. N. K. Sarkar, New Orleans, Prof. Dr. H. H. Renggli, Nijmegen, und Prof. Dr. U. C. Belser, Genf, bin ich zu großem Dank verpflichtet, denn sie haben mir die theoretischen Grundlagen und das klinische Rüstzeug mitgegeben, um das synoptische Behandlungskonzept in Lehre und Forschung realisieren zu können. Den Freunden und Mitarbeitern meiner Klinik bin ich für die große Unterstützung und die kritischen Anregungen bei der Herstellung des Manuskripts dankbar. Weiterhin bedanke ich mich bei Herrn cand. med. dent. H. Schulze für die Anfertigung der Zeichnungen, sowie bei der Sekretärin Frau A. Wehrle, dem Verleger Herrn H.-W. Haase und allen Mitarbeitern des Quintessenz-Verlags, Berlin, die dieses Projekt in aufopfernder Art und Weise unterstützt haben.

Es war mir seit längerer Zeit ein Anliegen, den Studierenden der Zahnmedizin eine Darstellung der Grundlagen der synoptischen Zahnmedizin unter spezieller Berücksichtigung der zahnärztlichen Prothetik, der Materialkunde und der Zahntechnik in die Hand zu geben, die so gestaltet ist, wie ich es mir während meines Studiums als unterrichtsbegleitendes Fachbuch gewünscht hätte. Ich würde mich freuen, wenn das Autorenteam diesem Ziel sehr nahe gekommen ist. Es ist zu hoffen, dass das Curriculum Prothetik in dieser aktuellen Form nicht nur Studierende der Zahnmedizin anspricht, sondern auch engagierte ZahntechnikerInnen und interessierte ZahnärztInnen.

Freiburg, im Juni 1994

 Jörg R. Strub

Geleitwort zur 2. Auflage

Im Frühjahr 1998 sind wir von den Mitarbeitern des Quintessenz-Verlages gebeten worden, die zweite Auflage des Curriculum Prothetik vorzubereiten. Da zwischen der ersten und zweiten Auflage nur vier Jahre vergangen sind, läge es nahe, die Bände ohne Änderungen zu veröffentlichen. Auf Anregung unserer StudentInnen und einiger Rezensenten haben wir uns dennoch bei der Neuauflage entschlossen, einige Ungereimtheiten zu eliminieren, gewisse Kapitel umfassender zu gestalten und neue Bereiche hinzuzufügen. Zu diesen Überlegungen trug die Beobachtung bei, dass sich der Kreis der Leser über die angesprochene Gruppe der Studierenden hinaus erweitert hat und die diskutierten Themen auch niedergelassene ZahnärztInnen und ZahntechnikerInnen angesprochen haben. Damit haben wir zum Teil das in meinem Vorwort von 1994 erwähnte Ziel erreicht.

Freiburg, im Oktober 1998

 Jörg R. Strub

Geleitwort zur 3. Auflage

Der anhaltende Erfolg unseres Curriculum Prothetik hat die Autoren in ihrer Auffassung bestätigt, mit diesem dreibändigen Werk eine Lücke gefüllt zu haben. Erfreulicherweise ist der Zuspruch der beiden vorigen Auflagen nicht auf Studierende beschränkt geblieben; auch von vielen ZahnärztInnen und ZahntechnikerInnen haben wir positive Resonanz erfahren. Teile des Curriculum liegen inzwischen in einer albanischen Fassung vor; eine englischsprachige Version der jetzt vorliegenden Neubearbeitung ist in Vorbereitung. Seit Erscheinen der (inzwischen vergriffenen) 2. Auflage sind wiederum 5 Jahre vergangen. In diesem Zeitraum haben sich in der zahnärztlichen Prothetik und den angrenzenden Gebieten (Werkstoffkunde, Implantologie, Funktionsdiagnostik und -therapie usw.) zum Teil gewaltige Fortschritte und Neuerungen ergeben. Daher war es höchste Zeit für eine Aktualisierung. Jedes Kapitel wurde gründlich überarbeitet. Neue Themen sind hinzugekommen (Patientenzufriedenheit und mundgesundheitsbezogene Lebensqualität); gleichzeitig wurden zwischenzeitlich überholte Lehrinhalte gestrichen. Dadurch ist es uns gelungen, den mit Neubearbeitungen meist verbundenen Zuwachs an Seitenzahlen gering zu halten. Wir hoffen, dass unsere 3. Auflage eine ähnliche positive Zustimmung finden wird wie die beiden Auflagen zuvor.

Freiburg, im Mai 2004

 Jörg R. Strub

Geleitwort zur 4. Auflage

Der beständige Erfolg der bisherigen drei Auflagen veranlasste Herrn Wolters, Geschäftsführer des Quintessenz Verlages, bei mir nachzufragen, inwieweit mit einer überarbeiteten Neuauflage zu rechnen sei. Gerne würde er uns eine renommierte Zeichnerin an die Seite stellen, die für neue Impulse sorgen würde. Selbstverständlich reagierte ich sofort und nahm Kontakt mit dem Autorenteam auf.

An dieser Stelle danke ich Prof. Dr. M. B. Hürzeler und Prof. Dr. H. Kappert ganz herzlich für die jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit. Sie sind anderweitig gebunden und waren leider nicht mehr in der Lage mitzuarbeiten. Wir haben uns überlegt, wer von den jungen, dynamischen Hochschullehrern in Frage kommen könnte, im Autorenteam mitzumachen. Prof. Dr. G. Heydecke, Hamburg, Prof. Dr. S. Wolfart, Aachen, und PD Dr. Dr. J. Fischer, Bad Säckingen, erklärten sich auf unsere Anfrage hin spontan dazu bereit, diesen intensiven Überarbeitungsprozess zu unterstützen.

Infolgedessen können wir Ihnen mit dieser Auflage den Stand der Wissenschaft in Bezug auf die synoptische Zahnmedizin und Zahntechnik präsentieren. Studierende, Zahnärzte und Zahntechniker können sich möglicherweise von unserer Begeisterung für eine hochkarätige Zahnmedizin anstecken lassen.

Wir wünschen uns, dass Sie beim Lesen des überarbeiteten Curriculum Prothetik Themen und Techniken finden, die Ihre Neugier und Ihren Forschergeist wecken.

Freiburg, im Juli 2010 

Jörg R. Strub

Danksagungen

Zu besonderem Dank sind die Autoren allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Ihrer Abteilungen verpflichtet, die über viele Jahre durch die Vorbereitung und Durchführung von Vorlesungen, Seminaren und klinischen Kursen einen wichtigen Grundstein für dieses Werk geleistet haben.

Ein besonderer Dank gilt Herrn Dr. K. Klosa, Universität Kiel, für seine Hilfe bei der Überarbeitung und Aktualisierung des Kapitels 4 (Anamnese). Weiterhin danken die Autoren ihren Studentinnen und Studenten, die durch ihre konstruktive Kritik nicht unwesentlich zur Verbesserung des Curriculums Prothetik beigetragen haben. Die Autoren begrüßen diesen so wichtigen Input außerordentlich.

Wir danken den Autorenfamilien, Herrn Wolters (Geschäftsführer Quintessenz Verlag) und allen beteiligten Mitarbeitern des Quintessenz Verlages für die angenehme, inspirierende und unkomplizierte Zusammenarbeit.

15

Artikulatoren

15.1 Einleitung

Artikulatoren sind mechanische Geräte, die zusammen mit den darin montierten Kiefermodellen die Lagebeziehung der Kiefer zueinander angeben und der Nachahmung von Unterkieferbewegungen dienen.

Ein Artikulator kann sowohl zur Diagnostik und Planung (z. B. Analyse der statischen und dynamischen Okklusion, Wax-up, Set-up, Simulation von Einschleifmaßnahmen) als auch als Hilfsmittel zu therapeutischen Zwecken (Herstellung von oralen Schienen, Gussfüllungen, prothetischem Zahnersatz, abnehmbaren kieferorthopädischen Geräten) verwendet werden.

Voraussetzung für einen brauchbaren Artikulator ist neben einer guten Stabilität des Gerätes die Möglichkeit einer sicheren Verriegelung der Zentrik, damit eine reproduzierbare Modellposition gewährleistet wird.

Kein Artikulator ist in der Lage, Unterkieferbewegungen in allen funktionellen Phasen vollständig zu imitieren. Aus diesem Grunde stellen Artikulatoren lediglich eine Annäherung an die tatsächlichen Verhältnisse dar. Zudem entstehen beim Registrieren der Kiefergelenkbewegungen geometrische bzw. reziproke Fehler: Je geringer der Abstand zwischen dem Kondylus des Patienten und der entsprechenden Referenz des verwendeten Gesichtsbogens ist und je weniger stark von der „Scharnierachse“ des Kondylus (bei reiner Rotation) entfernt eine Registrierung stattfindet, desto geringer kann der Gesamtfehler gehalten werden.

Historische Vorläufer der Artikulatoren sind (Draht-)Okkludatoren. Bei diesen Geräten ist allein eine Scharnierbewegung möglich, weshalb lediglich Öffnungs- und Schließbewegungen um eine feste Achse ausgeführt werden können. Okkludatoren haben in der zahnärztlichen Prothetik keine Indikation. Andere Artikulatorvorläufer erlauben zusätzlich zu einer Öffnung und Schließung nichtlimitierte zahngeführte Exkursionen nach allen Seiten. Obwohl sie zur Herstellung von Einzelkronen verwendet werden können, handelt es sich bei diesen „Gipsmodellhaltern“ ebenso wenig wie bei den vorher erwähnten Okkludatoren um Artikulatoren, zumal sie weder eine schädelgerechte Modellmontage noch den menschlichen Kiefergelenken ähnliche Bewegungsabläufe zulassen.

15.2 Einteilung von Artikulatoren

Artikulatoren lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten einteilen (Szentpétery 1999):

– gelenkbezogene Artikulatoren (Gelenkdominanz)

– kaubahn-/gleitbahnbezogene Artikulatoren (kaubahnbezogene Zahndominanz)

– gelenklose Artikulatoren

– Gelenkartikulatoren

– Camper-Ebene

– Frankfurter Horizontale

– Achs-Orbital-Ebene

– Patienten-Horizontale

– nicht einstellbare Artikulatoren (Mittelwertartikulatoren)

– teilweise einstellbare (teiljustierbare) Artikulatoren

– volljustierbare Artikulatoren

– Arcon-Artikulatoren

– Non-Arcon-Artikulatoren

In der Praxis haben sich heute die beiden letztgenannten Einteilungen bewährt.

15.2.1 Einteilung nach der Einstellbarkeit (Justierbarkeit)

15.2.1.1 Nicht-einstellbare Artikulatoren (Mittelwertartikulatoren)

Mittelwertartikulatoren weisen in der Regel ein anteriores (Inzisalstift = Führungsstift) und zwei posteriore Führungselemente (Kondylare) auf, wodurch geführte Exkursionsbewegungen möglich werden.


Bewegungsmöglichkeiten

Mittelwertartikulatoren sind unter Berücksichtigung statistisch ermittelter fester Durchschnittswerte so konstruiert, dass die am Patienten individuell ermittelten Werte nicht einstellbar sind. Dennoch ist die schädelrichtige Montage der Modelle mit geeigneten Transferbogen unabdingbare Voraussetzung.

Prothetische Indikationen

Zur Erfüllung der Forderung nach geringst möglichem Aufwand im Rahmen einer sozialen Zahnmedizin bei Diagnostik, Schienenherstellung und Zahnersatz mit Front-Eckzahn-Führung.

Beispiele

15.2.1.2 Teilweise einstellbare (teiljustierbare) Artikulatoren

Bewegungsmöglichkeiten

Charakteristika

Prothetische Indikationen

Im Rahmen einer anspruchsvollen Zahnmedizin bei Diagnostik, Einschleifübungen, Schienenherstellung und Zahnersatz mit FrontEckzahn oder Gruppenführung.

Beispiele

15.2.1.3 Volljustierbare Artikulatoren

Bewegungsmöglichkeiten

Charakteristika

Abb. 15-1 AXIOGRAPH III. Kolineares Registriergerät zur Diagnostik des Kiefergelenksystems und für den exakten Modelltransfer. Mechanisches Basisgerät für das elektronische Zusatzgerät AXIOTRON® und Ultrasonic AXIOGRAPH®.

Beispiele

Zwecks Ermittlung der im Artikulator einzustellenden Werte können verschiedene (zum Teil aufwändige) Registriermethoden angewendet werden. Zu den für diesen Zweck verwendeten Registriergeräten zählen beispielsweise:

15.2.2 Einteilung nach der Art der Gelenksimulation bzw. Anordnung der Führungsflächen

15.2.2.1 Artikulatoren vom Arcon-Typ

Diese Artikulatoren sind dadurch gekennzeichnet, dass sich die als Führungsfläche dienende künstliche Gelenkpfanne am oberen Geräteteil befindet, während die Kondylarkugeln am unteren Geräteteil angeordnet sind (Artikulator-Condylen-gerecht) (Abb. 15-2). Die Kondylarführung findet also, entsprechend den Verhältnissen am natürlichen Schädel, am Oberteil des Artikulators statt. Bei einigen Gerätetypen sind oberer und unterer Geräteteil voneinander trennbar.

Abb. 15-2 Arcon-Artikulator: Die kondyläre Führungsfläche befindet sich am Artikulator-Oberteil, die Kondylarkugeln am Unterteil.

Abb. 15-3 Arcon-Artikulator SAM® 2PX.

Abb. 15-4 Das Kondylargehäuse des SAM® 2PX erlaubt durch den horizontalen Kugelschaft trotz Arcon-Prinzip eine vollständige Scharnierrotation.

Beispiele:

Abb. 15-5 Arcon-Artikulator SAM® 3 mit Metall-Kondylargehäuse und hochpräziser konischer Verriegelung der Zentrik.

Abb. 15-6 Alleinstellungsmerkmale der SAM®-Artikulatoren sind der einstellbare Inzisaltisch im Artikulator-Oberteil und die auswechselbaren Kurvaturen. Damit werden der SAM® 2PX und SAM® 3 zum volladjustierbaren Artikulator.

15.2.2.2 Artikulatoren vom Non-Arcon-Typ

Diese Artikulatoren sind derart konstruiert, dass – anders als beim Menschen – die als Führungsfläche dienende künstliche Gelenkpfanne (drehbare Gelenktrommel mit Führungsschlitz oder Führungskante) am Unterteil angebracht ist, während sich die Kondylarkugeln am Oberteil des Artikulators befinden (Abb. 15-7). Die Kondylarführung findet hier also am Artikulatorunterteil statt. Ober- und Unterteil sind fest verbunden.

Beispiele:

Abb. 15-7 Non-Arcon-Artikulator: Die kondyläre Führungsfläche befindet sich am Artikulator-Unterteil. Die Kondylarkugeln sind am Artikulator-Oberteil befestigt.

Abb. 15-8 Gerber-Condylator.

Der Gerber-Condylator (Vario, Individual) ist genau genommen weder ein reiner Arcon- noch ein reiner Non-Arcon-Artikulator. In sagittaler Richtung ist er ein Artikulator vom Non-Arcon-Typ, in transversaler Richtung ein Artikulator vom Arcon-Typ (Abb. 15-8).

15.3 Unterschiede SAM-Artikulator – Gerber-Condylator

15.3.1 Charakteristika des SAM 2-Artikulators


(entwickelt von Heinz Mack 1971)

15.3.2 Charakteristika der Gerber-Condylatoren „Individual“ bzw. „Vario“

(patentiert von Albert Gerber 1956 bzw. 1976)

Abb. 15-9 Kondylarbahn- und Bennett-Einsätze mit farbkodierten Kurvaturen für den SAM 2PX und SAM 3.

Abb. 15-10 Condylator. Sagittalansicht im Bereich eines Kondylarkörpers und einer Kondylarblende: In sagittaler Richtung stellt der Kondylarkörper (Achse) den Kondylus dar. Die sagittale Kondylenbahn ist zwischen 0 und 60 Grad individuell einstellbar.

Abb. 15-11 Condylator. Frontalansicht im Bereich eines Kondylarkörpers und einer Kondylarblende (von hinten): Der doppelte Konus des Kondylarkörpers (Achse) stellt in transversaler Richtung die Fossa dar.

Weiterführende Literatur

Ackermann F.: Le Mécanisme Des Mâchoires (naturelles et artificielles) – de la théorie à la pratique, de la clinique à la technique. Masson, Paris 1953.

Bergström G.: On the reproduction of dental articulation by means of articulators. A kinematic investigation. Acta Odont Scand 1950; 9: Suppl 4.

Fuhr K., Siebert G.: Zur Wirkungsweise von Artikulatoren. In: Ketterl W. (Hrsg.): Deutscher Zahnärzte-Kalender 1991, S. 52-71.

Geering A.H.: Der Gerber-Condylator. Dent Lab 1982;30:1599-160.

Gerber A.: Condylator Modell 4 – ein neuer Artikulator. Der Zahntechniker 1959;6:1-19.

Godau K.: Die historische prothetische Sammlung des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Zahnmed. Diss. Halle-Wittenberg 2005, S. 225-238.

Kamann W.K., Sandmann D.: Zur Konstruktion und Klassifikation von Artikulatoren. Teil 1. ZWR 1996a;105:553-556.

Kamann W.K., Sandmann D.: Zur Konstruktion und Klassifikation von Artikulatoren. Teil 2. ZWR 1996b; 105: 646-649.

Kamann W.K., Sandmann D.: Die Geschichte des Artikulators. ZWR 1997;106:633-636, 639.

Lang N.: Zur Geschichte der Artikulatoren. Schweiz Monatsschr Zahnheilk 1970;80:1105-1149.

Szentpétery A.: Dreidimensionale mathematische Bewegungssimulation von Artikulatoren und deren Anwendung bei der Entwicklung eines „Software-Artikulators“. Habilitationsschrift, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1999, S. 6-37.