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Angel Wagner, Revenge Angel

Racheengel der Vampire 8

R. I. P.


In Erinnerung an meinen geliebten 'Jack', der 2018 verstarb. Irgendwann sehen wir uns wieder und bis dahin lasse ich mich von deiner tollkühnen Lebensart weiter inspirieren. Ich vermisse dich unendlich.


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Rotfuchszwillinge

 

 

„SCHLAGT DEM FRESSER DEN SCHÄDEL AB!“, brüllte Konga, als der Meety ihm sein Katana mit einem Stock aus der Hand geschlagen hatte und sich gerade auf ihn stürzen wollte.

Hanso stand in Kongas unmittelbarer Nähe und holte aus, da flog die Hälfte des Meetykopfes bereits in seine Richtung.

Der kopflose Kadaver fiel stumpf auf den Urvampir.  Puh, was für ein Schlag! War das eine Axt? Wer von seinen Kriegern schwang denn eine Axt?

Per kräftigem Vampirgriff katapultierte Konga die stinkende Leiche von sich herunter und kam endlich unter dem Meety vor. „Scheiß Schienen!“, fluchte er und griff nach Hansos Hand, um wieder auf die Beine zu kommen. „Danke Mann!“

Im Eifer des Gefechts hatte Kongas sich mit seinem Fuß in einer Weiche verfangen. Scheiß Stahl, so klappte kein Blutsprung, wenn Vampir nicht gleich das ganze Schienennetz mitziehen wollte.

„Alter, is nicht mein Verdienst!“, brabbelte Hanso und starrte an Konga vorbei.

Eine kurzhaarige rotfuchsfarbene Amazone im schwarzen Lederdress stand da und grinste spöttisch. Wo kam die denn her?

„Ihr könnt wieder gehen, den Rest kriegen wir schon gebacken! Wir kämpfen hier unten täglich gegen den Abschaum.“

Skeptisch blickte Konga dem Rotschopf in die Augen. „Ich kenn dich von irgendwoher!“

„Tja, is ein paar Jahre her, aber dein dümmliches Gesicht is mir auch noch in Erinnerung geblieben. Wie geht’s euch? Und hast du eine Ahnung, wo Flora ist?“

So langsam dämmerte es Konga. „Fee oder Freya?“

„Freya! Und nun verzieht euch, wir haben das hier echt im Griff!“

Nö, das ging ja gar nicht. Konga atmete schwer ein. „Laut meinem Späher liegt die Dunkelziffer bei einigen Hundert Meetys. Wie groß ist deine Gruppe?“

„Sieben gut aufeinander eingespielte Kämpfer!“

„Nur sieben?“, fragte Konga kritisch.

„Wir erledigen jede Nacht ein paar Dutzend von denen.“

„Löblich, aber nicht effizient, weil sie Menschen nachholen und in Ihresgleichen verwandeln. So hört das nie auf!“

Und wieder ging Freya dagegen an. „Sie wandeln nicht. Die, die hier einfallen, kommen aus einem Tor, das wir nicht verschlossen bekommen. Ernsthaft, wir haben es im Griff!“

Die hatten hier gar nichts ‚im Griff‘. Konga wandte sich um, zückte sein Handy und beorderte damit alle zu sich.

Während Konga die Gruppe überblickte, winkte er Rob heran. „Tore verschließen, die magisch sind, liegt das in deiner Macht?“

„Kommt auf das Tor an und wie es gesichert ist. Müsste ich mir mal ansehen.“

So ganz nebenbei blickte Jack an Konga vorbei. „Freya!“

Nun flog nicht nur ihr Kopf herum, auch Konga folgte ihrem Blick, und bevor sie antworten konnte, brabbelte er los. „Wie hältst du die beiden auseinander? Und warum erkennst du sie?“

Samt amüsiertem Blick trat Jack vor. „Du vergisst immer wieder die fünfzehn Jahre, die dir fehlen und ich erkenne die Zicke an ihren raspelkurzen Haaren. Fee steht eher auf ihre Feuerlocken.“

Ihre Miene blieb leicht unterkühlt, dennoch fiel Freya mit einem Lächeln in Mundwinkel in Jacks Arme. „Kannst du mir sagen, ob ihr wisst, wo Flora sich aufhält?“

„Klar!“ Jack behielt die Vampirin im Arm und deutete auf Devil. „Frag ihn. Er müsste wissen, was sie gerade ausheckt.“

Ach nee, Freya zog beide Brauen hoch. „Mob is mit meiner Schwester zusammen? Der Schwerenöter?“

Oh Mann, Devil schmunzelte verlegen und kratzte sich am Kopf.

Freyas Blick verfinsterte sich deutlich. „Tu ihr weh, dann tu ich dir weh!“

„Da musst du dich hinten anstellen, denn die halbe Belegschaft springt ihm in den Nacken, falls …“

„Konga, wir sind noch nicht durch. Hier warten noch ne Menge Blutwichser auf ihre Enthauptung. Könnt ihr das Familientreffen nicht auf später verschieben?“, warf Dalkan knurrig ein.

„Und wer bist du, dass du dich da einmischen darfst?“, grunzte Freya ihm entgegen.

Heilige Saugerin, eine Spur zu hektisch und irgendwie, unbeschreiblich frech.

Bevor hier etwas Falsches in Freyas Hals kam, griff Jack ein. „Dalkan ist seit ’ner Weile bei uns und ist mit Heaven zusammen. Freya, mein Rotfuchs, wir sollten dieses Treffen doch lieber später abhalten und uns vorrangig um dieses Tor kümmern. Führe uns hin!“

Zwecks Nachdruck, ihrer Schwester ja nie wehzutun, bekam Devil noch einen stechenden Blick zugeworfen, bevor Freya Jack zunickte und sich auf den Weg machte.

 

Durch einen unscheinbaren Nebengang, der zu einer verriegelten Stahltür führte, die Freya mental öffnete, stiegen sie in die Münchner Unterwelt.

Alle blieben vor der Treppe stehen und überblickten den riesigen Platz, der unter ihnen lag.

„Alter, das kann doch nicht angehen!“, stöhnte Winni. „Was ist aus der Unterstadt geworden?“

Jene, die die Unterwelt von München kannten, bekamen alle ein flaues Gefühl im Magen.

„Ich dachte immer Deutschland wäre einigermaßen Erdbebensicher!“, fiel es Devil aus dem Gesicht.

Die Krieger starrten stumm auf die zerstörte Stadt, die einstmals viele wichtige Blutsauger beherbergte, bevor sich einige unter das Menschenvolk gemischt hatten.

Ruinen, wohin das Auge schaute und das Ausmaß glich einem Kriegsschauplatz.

„Das ist lausige vier Wochen her“, murmelte Freya leise und doch bekamen es alle wegen der Stille mit. „Es kam einer Invasion gleich. Da unten liegt kaum noch ein Stein auf dem anderen, weil die Mistviecher auf der Suche nach uns, alles zerstört haben. Hier ist kein Blutsauger entkommen, alles ging zu schnell. Nur in den drei unterirdischen Außenbezirken haben es einige überlebt und sind geflüchtet.“ Sie sah schwermütig zu Konga und zeigte auf eine Stelle, die weit hinten rechts lag. Dort wo einstmals das Herrenhaus des Stadthalters stand. „Da in etwa ist die Richtung. Der Durchgang sieht komisch aus, weil er weder aus dem Boden noch aus der Wand kommt. Es gleicht einem Grottenzugang. Jede Stunde kommen drei bis acht Arschgeigen durch und wir sammeln uns immer zur Nacht, weil die hier herumstromern und nach Überlebenden suchen. Und ich gebe zu, wir haben hier nicht mehr nach Vampiren gesucht. Es sind zu viele Trümmer und die Gefahr von hinten erwischt zu werden, ist zu groß.“ Nein, Freya machte keinen glücklichen Eindruck.

„Du hast hier auch eine Weile gewohnt?“, fragte Jack vorsichtig.

Nickend zeigte Freya in eine andere Richtung. „Die Schwester unserer Mutter hat dort gelebt und uns drei aufgenommen, bis Mama kam und Flora mitnahm. Ich will mich nicht beschweren, aber Mama war echt komisch drauf. Sie wollte Fee und mich auch mitnehmen. Finna, Mamas Schwester, hat uns in Schutz genommen. Nur Flora war zu sehr beeinflussbar und is wegen Papa mitgegangen. Alles ein paar Jahre her, doch wir haben uns nie … egal. Wollen wir nun zum Tor?“

„Ich muss das mit den Dragots besprechen. Frag jetzt nicht nach ihnen oder woher sie kommen. Um dir das zu erklären, würde ich Stunden brauchen, die wir gerade nicht haben, doch sie werden uns helfen.“ Konga wandte sich an Rob, der umgehend Aljoscha und Andrak herbeorderte.

Die Wandler zogen sich etwas von der Vampirgruppe zurück, bis sie sich einig waren.

Andrak trat vor. „Ist hier noch irgendetwas von Wert, das erhalten bleiben soll?“

Was denn? Alles war nur noch Schutt und Asche, Freya sah sich niedergeschlagen um und schüttelte ihren Kopf.

Rob, sowie die anderen beiden Dragots nickten sich zu und entließen ihre Flügel. Einer nach dem anderen stürzte sich hinunter und breitete seine Schwingen aus, als Letzter nickte Andrak Dalkan zu. „Jede Hilfe beschleunigt das Pulverisieren der Überreste!“

Wenn es um eine sinnvolle Vernichtung ging, dann war er doch gerne dabei, Dalkan folgte den Dragots.

„Was sind das für Wesen?“, fragte Freya leise.

„Es hat sich viel verändert. Komm uns besuchen. Eure Mutter ist leider verstorben und Kev … er ist nicht mehr derselbe. Eine Zeit lang besserte sich sein Zustand, doch irgendetwas tickt in seinem Kopf nicht mehr wie früher“, antwortete Konga ehrlich.

„Wo lebt ihr?“

Nein, sie ging nicht auf den Tod ihrer Mutter ein, was Konga schon etwas verwunderte.

„In Grasberg bei Bremen. Die Herren, dort in den Trümmern, haben mein Schloss versetzt.“

Neugierig sah Freya wieder nach unten. Die Dragots hatten sich verteilt und standen in den Trümmern. Um die vier Wandler begann die Luft zu flirren. Einer nach dem anderen breitete seine Energie über den Trümmern aus, bis den Vampiren die Münder vor Staunen aufklappten.

Die restlichen Brocken der ruinierten Stadt schweben empor und begannen zu zerrieseln.

Binnen weniger Augenblicke war hier kein Stein mehr zu erkennen, alles war zu Sand und Staub zerfallen.

Andrak gab den anderen dreien ein Zeichen, sich hinter ihm zu sammeln. Einen bindenden Hex in den Sand schleudernd, erhob sich die Sandwolke und sammelte sich auf einer Seite der Stadt.

Mehrere Hexsprüche später wusste Konga, dass dort unten magische Wesen fachkundig Hand anlegten, nun ja, eher Hexerei. Stapel um Stapel schichteten sich nagelneue Steine und Dachziegel in einem abgelegen Bereich.

Sollten die Vampire die Stadt abermals einnehmen wollen, dann brauchten sie nur noch die Steine wieder zu Häusern verbauen. Absolut irre.

Selbst verschiedene Stuckaufbauten sowie Ornamente türmten sich und verschiedenfarbige Ziegel gab es nun auch.

Jetzt begannen die restlichen Metallfragmente zu glühen, verformten sich zu Zäunen und anderen Gegenständen. Rob und Aljoscha beschworen eine ölige Flüssigkeit von irgendwoher und kühlten das Metall ab, bevor dieses sich ebenso platzsparend auftürmte. Als Finish legte Andrak noch einen drauf, und eine Glasscheibe nach der nächsten, formte sich aus ihren natürlichen Bestandteilen zusammen, auch diese kühlten die beiden anderen Dragots wieder runter.

„Das ersetzt alles!“, murmelte Freya mit trockenem Mund.

Dalkan betrachtete den gepflasterten Untergrund und fegte die letzten Krümel mit einem Handwisch davon. Rob grinste zu den Vampiren hoch. „Keller oder nicht?“

Freya schluckte. „Was meint er damit?“

Schmunzelnd nickte Konga Rob zu. „Mach mal.“

Einen Augenblick schloss Rob seine Augen und an vielen Stellen sackte der Boden quadratisch ab. Wege und Plätze waren nun klar zu erkennen. Prüfend überschaute Rob seinen Hex und nickte. „Hab den neuen Stadtaufbau logischer geplant, so wird alles besser genutzt, die Wege sind breiter und alles bleibt übersichtlich. Richtet den Vampiren aus, sie sollen bei Konga anrufen, wenn etwas unklar ist. Die Leitungen für Wasser und Strom liegen jetzt unter der Erde und jedes zukünftige Haus hat einen separaten Anschluss.“

Tja, die Sauger staunten nicht schlecht, Andrak grinste zu Rob rüber. „Denen fällt gleich ein Ei aus der Hose!“

Ebenso spöttisch lächelte Rob seinem Vater zu. „Kümmern wir uns ums Tor!“

„Moment, hab die Balken für die Dächer vergessen“, murmelte Andrak und schnipste. Allerdings ließ er sich diesmal nicht abhalten und die Holzbaustoffe krachten, aus dem Nichts, mit einem Echohall so durch die riesige Grotte, dass alle Vampire zusammenfuhren.

Ironisch grienend folgte Andrak seinem Sohn, der bereits vorgeflogen war.

Kaum neben ihm gelandet, machte Dalkan eine Bemerkung, die Andrak einen Stirnticker entlockte.

„Ich hex denen doch keine Möbel und Nachthemden her! Läuft dein Hirn nicht mehr sauber?“

Dalkan lachte schallend auf. „War nur Spaß. Du hast denen viel zu viel Arbeit abgenommen.“

„Kommt auf den Standpunkt und die Materialien an. War ja alles da. Den Mörtel müssen die sich schon selber anrühren.“

„Fraglich, ob hier überhaupt noch einer wohnen wird, sind doch alle tot!“, bemerkte Rob nachdenklich.

„Stimmt, aber wenn einige gerne unter der Erde leben, dann finden sich schon Sauger, die hier wieder heimisch werden“, wandte Aljoscha ein.

Das Ende des Gespräches fand sich ein, als die Dragots den Grottenzugang entdeckt hatten.

Oh heilige Scheiße, Dalkan wich einen Schritt vor dem riesigen Loch ins Erdreich zurück. „Definitiv ein Dämonentor! Riecht ihr die Kaasab. Ein eindeutiges Zeichen!“

Rob blickte mit sich weitenden Augen zu seinem Vater. „Ist das nun die Bestätigung, die du brauchst, um Rilla in den Arsch zu treten?“

„Könnte man so sehen. Aber ich stopf das Tor lieber mit ihrem Arsch“, murmelte dieser.

So von einem Dämon zum anderen, Dalkan verschwand und kam nach ein paar Augenblicken mit der Dämonenfürstin im Schlepptau zurück.

Sie sah von einem Dragot zum nächsten und drehte sich sogar den Saugern zu, die sich um die Drachenwandler versammelt hatten.

„So Rilla, erkläre uns das oder ich bin echt angepisst!“, knurrte Andrak ziemlich bedrohlich.

Der Blick der Dämonenfürstin hing augenblicklich an Konga. „Fragt eure Blutgöttin, die mit Bergar einen Deal abgeschlossen hat, bevor ich ihn in die Finger bekommen habe. Ich kann nicht überall sein und mein Reich ist mal gerade zu einem Achtel erschlossen. Seit Jahren rekrutiere ich Dämonen. Aber das komplette Durchforsten des Reiches wird allenfalls in hundert Menschenjahren erreicht sein. Dir ist ja wohl bekannt, wie oft ich euch schon geholfen hab!“

So schnell gab Andrak nicht auf. „Dann verrate mir wenigstens, über wie viele Tore Bergar verhandelt hat.“

Mit einigen unschönen Flüchen stierte Rilla ins Tor. „Frag ihn selber. Aber mich würde vielmehr interessieren, was er dafür bekommt oder bekommen hat. Bergar rührt nämlich keinen seiner krummen Finger ohne deftige Gegenleistung!“

„Was kann ihm eine Blutgöttin versprechen oder geben? Alles hängt doch mit uns zusammen“, grübelte Jack laut vor sich hin.

Konga hob seinen Kopf und schaute zu Dalkan. „Wenn du die Meetys durch deine speziellen Portale schickst, was genau machen die Dämonen mit den Vampirfressern?“

„Zerpflücken, ich schick die nur in eine Ebene, da frisst jeder Dämon alles, was vor seine schäbige Fressluke kommt. Hab die ersten Male genau darauf geachtet.“

Zähneknirschend wandte Konga sich Rilla zu. „Könnte mit den Meetys auch was anderes passieren? Wie könnten die Dämonen reagieren, wenn sie einen Vampirfresser durchgekaut haben?“

„Dämonen passen sich ihrem Wirt an. Aber selbst wenn sie zu Dämonenmeetys mutieren, erklärt das nicht die Tore!“, gab sie preis.

Und wieder schwenkte Kongas Blick zum Dämonendragot. „Für die Zukunft wirst du die Meetys killen, wie wir es tun. Ich will da kein Risiko mehr eingehen!“, er wandte sich wieder zu Rilla. „Können wir auf dich zählen, wenn wir mehr Tore finden?“

„Sicher, kein Ding, ich verschließe sie. Aber ihr dürft das nicht publik machen!“

„Versuch bitte in Erfahrung zu bringen, wie viele Tore es in unsere Welt gibt, oder wie viele sich noch öffnen könnten“, bat Konga die Dämonenfürstin.

„Ich lasse meine Späher alle Tore schließen, die sich von meinem Reich aus zeigen. Und ich werde Bergar noch ein paar Sandrappern ins Auge springen lassen, dann ist er immer etwas redseliger.“

Um dem Entstehen dieses Tore intensiver auf den Grund zu gehen, schaute Rilla sich die Steinstruktur genauer an. Hin und wieder legte sich ihre Stirn in Falten. Zwecks Erklärung fand sich allerdings kein Wort für die Sauger. Denen musste die Dämonenfürstin ja nicht alles aufs Blutbrot schmieren.

Hier mussten Wühler und Steinbrecher am Werk gewesen sein, doch die konnten nicht ohne Rillas Genehmigung einen Zugang zur Menschenwelt schaufeln. Ratlos kaute die Dämonenfürstin auf ihrer Zunge herum und fand keine Lösung, die sie den Anwesenden präsentieren konnte.

Kein Ergebnis, das sie sich wünschte, dementsprechend unzufrieden starrte Rilla in den Durchgang und fasste einen Entschluss, der ihr nicht gefiel.

Vor sich hernörgelnd zog Rilla Andrak etwas von der Gruppe weg. „Es gibt einen Weg, den ihr Drachenwandler nehmen könnt, um in Erfahrung zu bringen, ob es Dämonenmeetys sind.“

„Ich höre.“

„Drachenpisse, pinkelt einen von denen ins Gesicht. Egal welcher Dämonentyp, sie reagieren alle gleich.“

„Wie reagieren sie?“

„Andrak, ich sage dir das im Vertrauen! Ich bin die Fürstin meiner Dämonen und ich muss mein Volk schützen, so wie du dein Volk schützt. Nicht jeder Dämon ist grundschlecht und nur auf seinen Vorteil bedacht, und wenn sie in meinem Reich bleiben, dann sind sie für euch auch keine Bedrohung.“

„Rilla, keiner will die Dämonen ausrotten, nur weil sie in unseren Augen nichts Sinnvolles leisten. Alles muss einen Ausgleich haben und hier wird in einem Rahmen übergegriffen, der das Gleichgewicht aus den Fugen holt. Rede!“

„Drachenurin, aber nur von euch Wandlern, ist tödlich, und das auf eine Art, die selbst dem Irrater keinen neuen Dämon entlockt. Den ganz hohen Dämonen schadet er nur begrenzt. Aber bei deren Wiederkehr zerstört es den Irrater trotzdem.“

„Dann füll ich dir - um Bergar zu quälen - mal einen Liter ab!“

Rilla fixierte Andraks ernsten Blick. „Ich komme vielleicht auf dieses Angebot zurück! Doch es muss reiner Drachenurin sein, keine halbe Wandlung. Nur in wahrer Drachengestalt wirkt es richtig!“

„So viel pinkeln wir auch nicht. Muss der Urin frisch sein?“

„Nicht älter als fünf Tage.“

„Können die Mischlinge unter den Vampiren auch ihren Beitrag leisten?“, hakte Andrak nach.

„Wer ist den von denen ein Wandler?“

„Konga, Jack, Angel, deren Kinder. Und ich will Dalkan nicht unterschlagen.“

„Dalkan nicht, er trägt einen Achteldämon in sich. Und Angel, wenn sie sich wirklich zum Drachen wandeln kann, dann habt ihr einen Pluspunkt mehr! Weiblicher Drachenurin wirkt wie Salzsäure, also etwas effizienter.“

„Na dann hoffe ich, unser Engelchen macht mit“, murmelte Andrak, wobei er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.

„Es kommt einer durch!“, schrie Freya in die Runde.

Rilla rannte an allen vorbei und packte den Meety, ehe ihm bewusst wurde, was ihm geschah. „Andrak! Wandle dich!“, rief die Dämonenfürstin.

Nicht eine Sekunde zögerte Andrak und wandelte sich zum vollständigen Drachen. „Jetzt!“, brüllte er und Rilla schubste den Meety, locker zwanzig Meter in den freien Raum, von sich weg.

Gut, dass Andrak Druck auf der Drachenflöte hatte, sein Strahl musste etwas ausgerichtet werden, bis er den flüchtenden Meety traf.

„Heilige Drachenpisse!“, stöhnte Konga ehrfürchtig.

Der Meety schmolz förmlich in sich zusammen, bis eine schleimige Masse zurückblieb. Eine Nebenwirkung gab es allerdings … alle anderen rümpften ihre Nasen, denn der Drachenurin hatte es in sich - er stank bestialisch zum Himmel.

Andrak zeigte sein dümmlichstes Drachengrinsen und wandelte sich zurück. Per Hex zog er auch gleich die Lederbänder seiner Dragotsrüstung nach.

„Hier taucht die nächsten Wochen kein Meety auf, solange ein Dämon in ihm steckt!“, rief Rilla Andrak zu. „Der Urin schreckt jeden Dämon ab.“

„Alter, das schreckt nicht nur Dämonen ab“, hüstelte Jack und hielt sich wieder die Nase zu.

„Du hast keine Ahnung von Aroma. Wenn ich das in Drachenreich gemacht hätte, dann kämen jetzt mindestens zehn rollige Drachenweiber angehechtet, um sich von mir besteigen zu lassen!“, grölte Andrak Jack zu.

„Mag sein, mich macht das nicht an!“, näselte Jack gegen.

„Tja, danach fragt keiner, wenn es hilft, die Dämonen in Schach zu halten. Danke Rilla!“

„Du weißt, was ich dir gesagt hab! Und passt auf, dass Dalkan nichts von der Natursuppe abbekommt!“

Alle Augenpaare schossen in seine Richtung, doch der Dämonendragot war spurlos verschwunden.

„Er hat von allein begriffen, dass wir hier etwas gefunden haben, was ihm Beine macht“, bemerkte Rob trocken.

Andrak hexte den schleimigen Fleck samt seinem Urin weg, damit alle wieder durchatmen konnten, denn einige der Sauger liefen schon mangels Luft blau oder grün, aufgrund aufsteigender Übelkeit, an. „Rilla, mach das Tor zu. Wir melden uns, beim nächsten.“

Stumm schritt sie durchs Tor und verschloss es von ihrer Seite. Vor den Augen der Vampire entstand eine steinerne Wand, die in sich zusammenwuchs, als ob der harte Fels Wurzeln schlagen würde.

„In ’ner Stunde will ich was in der Glotze sehen, können wir nun den Rest von den Gleisen schubsen?“, grummelte Kasim.

Alle waren unterbrochen worden, Konga schlug ihm brüderlich auf die Schulter. „Sicher, schwärmt in Vierergruppen aus. Ich melde mich, wenn wir fertig zum Aufbruch sind.“

Alle außer Konga und Rob brachen auf. Die beiden wandten sich Freya zu.

„Freya, hol deine Vampire her. Wir müssen uns unterhalten. Ihr könnt hier nicht allein vor euch hinmauscheln, wenn die Meetys mit Dämonen verseucht sind.“

„Aber bisher haben wir imm…“

„Hol sie!“

„Das ist ab…“

„Freya, hol sie!“, knurrte Konga nachdrücklich.

Murrend konzentrierte Freya sich auf die anderen ihrer Gruppe.

Fee kam zuerst angerannt. In ihrem Schlepptau folgten fünf weitere Vampire im Sprint. Konga blickte in die fragenden Gesichter der anderen und nebenbei fixierte Rob ihre Fluchttriebe, damit sie sich erst aus dem Staub machen konnten, wenn alles gesagt war.

Widererwartend grinste Konga und ging auf einen alten Bekannten zu, John Jackson. „Alter, wir haben uns voll aus den Augen verloren! Jack wird durchdrehen, wenn er erfährt, dass du lebst!“

„Ja danke. Wo wart ihr? Ich hab herumgeforscht und fast jeden greifbaren Vampir ausgequetscht. Jack hatte ja gesagt, wir bleiben in Verbindung.“

„In den letzten Jahren ist viel passiert. Das kann ich jetzt nicht in ein paar Worte verpacken. Hast du diesen Haufen ausgebildet?“, fragte Konga den Afroamerikaner.

John blickte stolz auf seine vier Männer und die Zwillinge. „War ein hartes Stück Arbeit, aber ja. Wir kämpfen gegen die Fresser, seit wir wissen, dass es sie gibt.“

„Wie finanziert ihr euch?“

„Wir arbeiten alle tagsüber. Nachmittags ist Pause und nachts geht’s rund.“

Nun sah Konga sich die Gesichter der Amateurkrieger genauer an. Sie waren in seinen Augen noch Kinder. Nicht optisch, aber aus der Sicht eines erfahrenen Saugers. Alle wirkten aufgedreht und völlig übermüdet. „Ich weiß, ihr kommt klar, doch ich möchte euch morgen Abend in mein Schloss einladen. Vielleicht können wir euch noch ein paar Tricks zeigen. Es wäre nur ein sporadischer Besuch. Ganz zwanglos und nebenbei wird die fehlende Zeit aufgeholt.“

„Wenn wir eine Nacht den Einsatz ausfallen lassen, dann werden es zu viel!“, mäkelte John unzufrieden.

Mit einem wissenden Lächeln trat Konga auf John zu und drehte ihn vorsichtig dem ehemaligen Tor entgegen. „Da kommen keine mehr nach. Und um den kümmerlichen Rest bemühen sich gerade meine Blutkrieger. Fürs Erste dürftet ihr weniger zu tun bekommen, falls die Fresser sich nicht durch einen anderen Durchgang quälen.“

Jepp, Konga bemerkte, dass John sich etwas mehr aufrichtete und einen erleichterten Blick auf den nackten Fels warf. Dann drehte er sich um und ließ einen Schwung neue Luft in den Mund, denn ihm klappte der Unterkiefer herunter. „Wie … was … wer?“, stammelte der ehemalige Elitekämpfer von Conner.

„Wir haben magische Hilfe von Wesen, denen ich in den letzten Jahren begegnen durfte.“

Er ließ John erste Eindrücke sammeln, bevor er sich wieder an ihn wandte. „Ihr könnt auch gleich mit uns kommen und feiern. Zimmer sind genügend da.“

„Da müssen sich aber alle einig sein. Ich bestimme nicht über die anderen, was die Freizeit angeht.“

„Dann stell mir deine Freunde vor“, murmelte Konga leise und sah sich zu den vier unbekannten Vampiren um.

„Darius, Ben, Falk und Gix“, gab John an und zeigte mit seiner flachen Hand zum jeweiligen Vampir. „Darf ich euch Konga vorstellen? Ich habe mit ihm und seinem Freund Jack bei Conner meine Ausbildung absolviert.“

Alle reichten Konga nacheinander den Unterarm. „Ich biete euch sieben Billardtische und etliche andere Vergnügungsbereiche und eine volle Bar an. Heute will ich auch nichts mehr über Meetys hören.“

„Ich bin dafür. Morgen ist eh Samstag und wir würden erst nachts los gehen“, griente Ben.

„Ihr geht auch am Wochenende raus?“, fragte Konga entsetzt.

Darius grinste in die Runde „Wenn das Tor nun zu ist, dann haben wir jetzt öfter frei und können uns nach einem neuen Wirkungsbereich umsehen. Also rein ins Vergnügen!“

Falk und Gix nahmen die Zwillinge in den Arm.

Alle waren einverstanden.

„Gut, dann warten wir nur noch auf die anderen!“ Konga sah zu Rob rüber und der nahm den Block-Hex von der Gruppe. Nun würde sich zeigen, wer ehrlich mit wollte.

„Ich will mich vorher umziehen!“, maulte Fee.

„Warum? Du siehst prächtig aus?“, brummte Gix Fee zu und versuchte sie auf den Arm zu nehmen.

„Nein! Lass das! Du zerknüllst mir die Lederjacke!“

Nun grölten alle, denn Fee stellte sich immer an, auch wo es fehl am Platz war.

Schmollend blickte sie zu Konga rüber. „Darf ich mich eben noch umziehen?“

„Ich weise darauf hin, dass in meinem Schloss überwiegend ledige Krieger leben, was du ja eigentlich noch wissen solltest. Also zieh dich nicht zu reizvoll an, denn sie gehen nur am Wochenende auf die Piste.“

„Okay, bin in ein paar Minuten wieder da!“ Fee rannte im Vampirtempo los.

Automatisch schauten nun alle Freya an. Weiber und ihr Klamottenfimmel.

„Nee, ich bleibe, wie ich bin. Das bisschen Blut … du hast sicher ein Badezimmer, wo ich mir das Gesicht waschen kann.“

Gut, Freya gehörte der unkomplizierten weiblichen Spezies an, Konga schmunzelte smart und zeigte auf die Waffe in ihrer Hand. „Sicher. Und nun verrate mir, warum du mit einer Axt kämpfst?“

„Weil man damit prima Kleinholz machen kann und es schreckt die Kerle ab, wenn ich damit herumfuchtel.“

„Cool, ich denke, du solltest mir mal zeigen, wie du sie schwingst.“

„Keine Angst, das werde ich.“

Ihre betont unterkühlte Stimmlage hörte Konga leider nicht heraus.

Und schon kam Fee wieder angerauscht. Ergo konnten die Zwillinge nicht weit weg wohnen.

Für Konga war es nur irritierend, dass Fee keinen Blutsprung gemacht hatte ... konnte ihm aber auch egal sein.

 

Als Erstes kam Jacks Trupp zurück, dem folgen alle anderen.

„Wir haben heute sieben Gäste. Sie begleiten uns und bitte keine voreiligen Schlüsse. Sie dürfen selbst und frei entscheiden, ob sie sich uns anschließen wollen.“ Konga stellte die männlichen Vampire vor, denn die Zwillinge kannte ohnehin jeder aus ihrer Kindheit.

Um den neuen Vampiren eine Hilfestellung zu geben, seppten sie sich mit Körperkontakt zurück ins Schloss, mitten in den Aufenthaltsbereich der Krieger.

Ohne viel darüber zu diskutieren, kümmerten sich alle um die Frischlinge. Eine Selbstverständlichkeit unter den blutsaugenden Schlossbewohnern.

Allerdings blickte Dalkan angepisst, obwohl das realistisch betrachtet ja nicht so war, zu den Dragots rüber. Ahnend kam Rob auf ihn zu und setzte sich auf einen der Barhocker.

„Meine eigene Rasse braucht mich nur anpissen und ich bin Brei!“, fluchte Dalkan gleich los.

„Nee, nur der Dämonenanteil in dir.“

„Ja Klasse! Der sitzt aber noch ein paar Monate in meinem Schwanz!“

„Na da pinkelt dir eh keiner drauf.“

„Andrak traue ich alles zu!“, grollte der Dämonendragot.

Die beiden diskutierten noch eine Runde weiter. Derweil machte Jack sich auf den Weg zu Janjala, die in ihrem Zimmer ans Bett gefesselt war.

Bereits nach nur einem Tag durch Felgas Urteilsspruch wollte sie sich Jack nähern und er musste Kasim und Askell um Hilfe bitten, dass diese eingriffen. Nur zur Fütterung kam er zu ihr und ließ sie per Strohalm Blut schlürfen.

 

Konga suchte sich mit Freya einen Tisch, der etwas abseits lag, er wollte einzelne Punkte über den Zustand ihrer Eltern klären. Immer erst eins vom Tisch, dann der nächste Schritt.

Mitten in ihrem Gespräch, erschien auf der Tischfläche sitzend ein kleiner Zwerg, der Konga sofort in die Arme krabbelte.

„Deiner?“, fragte Freya knapp.

„Jepp, das ist Jaris. Mein Bengel spürt, wenn ich wieder da bin und dann nimmt er auf nix mehr Rücksicht.“ Konga hielt seine Arme hin und Jaris überwand die fehlenden Zentimeter erneut mit einem Blutsprung.

„Wo ist Angel?“

Die gute Laune wich aus seinem Gesicht, Konga drückte seinen kuschelnden Sohn an sich und seine Kiefer mahlten aufeinander. „Keine Ahnung.“

Natürlich entging Freya nicht, wie Konga sich angespannt hatte. „Seid ihr nicht mehr zusammen?“, fragte sie direkt.

„Doch schon. Aber momentan haben wir die Auflage, uns ein Jahr nicht körperlich zu berühren.“

„Wer kommt denn auf so einen Scheiß?“

„Unsere Blutgöttin Felga persönlich. Sie lässt uns durch stille Wächter beobachten. Jack will die Scheidung von Janjala. Diese Auflage muss von uns Vieren eingehalten werden.“

„Wer ist Janjala? Und warum ist sie mit Jack zusammen, wo er doch mit Angel verheiratet ist?“

Funktionierte die stille Post unter Vampiren nicht mehr richtig? Im Allgemeinen dauerte es allerhöchstens drei Tage, bis global alle Blutsauger über jede einzelne Eheschließung Bescheid wussten. Diese kamen ja ziemlich selten vor, weil alle die Gesetze und Konsequenzen kannten, wenn man gegen sie verstieß.

Konga pustete seine Luft raus und begann die Umstände auf den Tisch zu legen. Fee kam hinzu, als er die Zusammenhänge erklärte.

 

Angel pirschte wie eine zitternde Drogensüchtige auf Entzug durchs Zimmer. Vor fünf Minuten hatte sie Jacky in sein Bettchen gelegt, davor hatte sie ihn gestillt. Soweit alles gut, aber wenn der kleine Stöpsel an ihren Brüsten saugte, und er nuckelte wie ein Weltmeister, dann kamen zu den Muttergefühlen leider noch andere hinzu.

Die verstrichenen Minuten hatte Angel auch nicht nur zum Rumlaufen genutzt. Drei Klitorisorgasmen und eine Dildo Erfahrung reicher, stand sie weiterhin wie ein Kraftwerk unter Strom. Nur mit Slip bekleidet seppte sie sich mitten vor Felga, die etwas konsterniert aufschaute.

„Womit … kann … ich … dir … dienen?“, fragte sie mit spöttisch und gleichzeitig verkniffener Miene.

Schnurstracks ging Angel auf die Blutgöttin zu und berührte ihren eigenen Armstumpf in Felgas Leib.

„Danke!“, kam es erleichtert zurück.

„Einen Deal! Entweder ich lasse mich jetzt von dir befriedigst, und es muss gut sein, oder du drückst ein Auge zu oder …“

„Ich kann das Urteil nicht umgehen! Tut mit leid.“

„Dir tut gar nichts leid! Das weiß ich! Aber wir müssen einen Kompromiss finden! Ich explodiere und es ist mal gerade ein Monat vergangen!“

„Keinen körperlichen Kontakt!“

„Ich lasse dir einen halben Liter Blut von mir da. Das reicht für einen ganzen Monat ohne Schmerzen, wenn du jeden Tag nur ein paar Tropfen aufnimmst.“

„Sagt wer?“

Wozu erklären, wenn eine kleine Demonstration so viel mehr brachte, Angel biss sich in die Unterlippe, fing einen Tropfen mit der Fingerkuppe ein und strich diesen auf Felgas Lippe. Nun zog sie ihren Arm weg und siehe da, Felga blickte ungläubig, weil sie mit dem wiederkehrenden Schmerz rechnete und dieser ausblieb.

„Das hält jetzt etwa drei Stunden, war nur ein kleiner Tropfen. Frag ich nicht, warum ich das weiß, es ist einfach so.“

„Keinen körperlichen Kontakt. Ich kann die Regeln nicht brechen oder biegen, nur weil dir das so in den Kram passt.“

„Dann höre ich mir gern andere Vorschläge an? Du kannst einem Blutsauger nicht seinen natürlichen Urtrieb verweigern!“

„Ihr seid alle vier keine richtigen Blutsauger!“, maulte Felga Angel an.

„Dann kann ich ja auch zu Zolmer gehen und ihn fragen!“

„Mach das! Er darf mein Urteil nicht unterwandern! Dann hab ich ihn bei den Eiern. Aber leider weiß er das.“

„Am Anfang hieß es noch, keinen sexuellen Übergriff! Warum wird jetzt jeder körperliche Kontakt ausgeschlossen? Ich kann jedem zum Gruß die Hand reichen, aber nicht den Vätern meiner Kinder!“

„Opfere mir eines und ich lass dich eine Nummer schieben. Aber nur hier vor meinen Augen!“

„Aber sonst geht’s dir gut? Dir hat doch einer beim Laufen ins Gehirn geschi…“ Angels Mund schloss sich. Beleidigungen brachten hier nichts.

„Warum hat Zolmer dich an diesen Planeten gebunden?“

„Weil ich unbedingt mal einer wie dir in den Arsch treten wollte!“, knurrte Felga.

„Ha, ha, sehr lustig! Heute Morgen einen Clown-Meety zum Frühstück gehabt?“

„Nein, aber die befreiende Wichsladung eines meiner Vampire und die Befriedigung war atemberaubend!“

„Und jetzt weiß ich, dass du mir offen ins Gesicht gelogen hast! Mit den Schmerzen und ohne mein Blut, hast du höchstens gezuckt und dich eingeschissen!“, keifte Angel unüberlegt.

Felga lächelte amüsiert. „Mach so weiter und du fängst dir eine Bestrafung ein, die nichts im Vergleich zu Kongas Challenges wäre! Das Beleidigen deiner Göttin wird nicht ungesühnt bleiben!“

Wutschnaufend seppte Angel sich wieder ins Zimmer, schaute nach Jacky, der seelenruhig schlief, und streifte sich ein dünnes schwarzes Unterhemd über, dann schlüpfte sie in ihre offenen Kampfstiefel, bevor sie die Tür öffnete. Wie sie rumlief, war ihr scheißegal, aber es sah höchstwahrscheinlich ziemlich aufreizend aus, denn als sie mit Nuckelflasche bewaffnet an Durchgang erschien, wurden die Krieger, die sie sahen, immer stiller und bekamen große Augen. Jeder kannte ja ihre Strafe und viele wären gerne als Stellvertreter eingesprungen. Kurzfristig … überbrückend … oder so ähnlich.

Und Mann müsse sich bildlich vorstellen wie Angel dort stand und böse schmollend in die Runde schauend. Das flatterige schwarze Hemdchen, welches mehr zeigte, als verbarg, der wirklich sehr knappe schwarze Slip und schwarzen offene Springerstiefel, dessen Schnürsenkel die Warnung herausschrien: ‚Pass auf deine Schritte auf!‘

Angel atmete schwer ein und stiefelte durch die Menge, bis sie Konga sah und zielgenau auf ihn zuging. Alle Blicke folgten ihr, denn falls es sich nicht vermeiden ließ, dann griffen auch in diesem Fall alle Krieger gerne bereitwillig ein.

Grummelig umrundete Angel den Tisch, sodass es keinen Kontakt geben konnte, und donnerte die Flasche auf den Tisch. „Dein Sohn hat noch nichts getrunken! Erledige du das!“

Oh, oh, Angels Augen funkelten unzufrieden, so hielt der Urvampir lieber die Klappe. Abrupt drehte die Vampirin bei und ging auf die Bar zu. „Flasche!“, schnauzte sie Dalkan an. „Eine Ganze! Und komm mir nicht mit schlückchenweise trinken oder ähnlichem Gelaber daher!“

Alle hielten den Atem an, denn Angels Stromüberschuss blitzte aus ihren Poren und nur Dalkan besaß den Mut, ihr die Stirn zu bieten. „Kleines, krabbel mal von deinem Strommast runter!“

„Nein, ich denke, das klappt jetzt nicht! Ich komme gerade von Felga und hatte eine kleine Auseinandersetzung mit ihr!“, knurrte Angel spröde.

 

Scheißstrafe, Konga bekam nichts mehr mit, er stierte nur noch auf Angels rastlos wippende Arschbacken und die Latte wuchs. Seine Beine zuckten, wie bei einem übernervösen Junkie, der Stoff brachte … und dieser stand verlockend an der Bar.

Freya erkannte es und bekam große Augen. Nun da sie über die Hintergründe Bescheid wusste, sah sie sich unter den Kriegern um, die alle Angel im Auge behielten. Sachte stand die Vampirin auf und schlich sich zu Kasim durch, tippte ihm an die Schulter und zeigte auf Konga, der sich langsam erhob.

Heilige Blutscheiße, hier stand nicht nur Angel unter Strom.

Nun ja, zwei Seelenteile, die zusammengehörten, da wusste einer vom anderen, welche Gefühle ihn übermannten … Angel drehte sich langsam um und blickte herausfordernd in Kongas düster dreinschauende Augen, die sie magisch anzogen. Samt Hexengebräu in der Hand blieb sie stehen, zu keiner Regung fähig und wartete.

Rücksichtslos drückte Konga Jaris in die Arme des nächstbesten Kriegers und machte den ersten Schritt auf Angel zu.

Endlich schalteten die Krieger und drückten im Bruchteil einer Sekunde, mit sechs Vampiren, den armen liebeskranken Sauger zu Boden.

Sich Angel entgegenzustellen trauten sich die wenigsten, aber Kaito und Askell schossen vor. Doch sie erreichten Angel nicht mehr, sie war weg, jedoch nicht aus eigenem Willen.