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CAROLIN

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Verbotene Wege

 

 

Jürgen Bruno Greulich

 

 

 

Cover: Giada Armani

Copyright: BERLINABLE UG

 

 

Berlinable lädt dich ein, alle deine Ängste hinter dir zu lassen und in eine Welt einzutauchen, in der Sex der Schlüssel zur Selbstbestimmung ist.

Unsere Mission: Die Welt verändern - Seele für Seele.

Akzeptieren Menschen ihre eigene Sexualität, formen sie eine tolerantere Gesellschaft.

Worte der Inspiration, des Mutes, der Veränderung.

Öffne deinen Geist und befreie deine tiefsten Begierden.

 

 

Alle Rechte vorbehalten. Es ist nicht erlaubt, die Inhalte dieses eBooks ohne die ausdrückliche Genehmigung durch den Verlag zu kopieren, weiter zu verbreiten öffentlich vorzutragen oder anderweitig zu publizieren. Änderungen, Satzfehler und Rechtschreibfehler vorbehalten. Die Handlung und die handelnden Personen dieses Buchs sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit toten oder lebenden Personen oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ist nicht beabsichtigt und wäre rein zufällig.

Verbotene Wege

 

Drei bedeutungslose Tage lang hörte Carolin kein Wort von Simon. Einige Male hielt sie das Telefon in der Hand, um ihn anzurufen, jedes Mal stellte sie es wieder weg. Was hätte sie ihm sagen sollen? Dass sie sich nach ihm sehnte? Das wusste er doch sowieso. Aber war auch sie für ihn wichtig? Wollte sie das von ihm hören, das Bekenntnis seiner Zuneigung, vielleicht gar Liebe? Sie wagte es nicht. Allein er entschied, ob und wann sie sich wieder sahen, denn er war der Fürst des verwunschenen Schlosses, das bedrohlich und doch unwiderstehlich anziehend ihre Fantasie beherrschte.

Endlich bekam sie eine E-Mail von ihm, nur wenige Zeilen. »Hallo, Carolin, ich erwarte dich morgen Abend um neun Uhr im Moskito, möchte dich dort einem Freund vorstellen. Und ich möchte, dass du die Kugeln in dir trägst. Bis dann. Simon.«

Oh. Knapper hätte die Mitteilung nicht sein können. Mit den Kugeln sollte sie sich in die Öffentlichkeit wagen? Wie kam er dazu, so etwas von ihr zu verlangen? Ihr Sträuben blieb halbherzig, Gegenwehr gab es keine. Es würde ja niemand bemerken, wenn sie die Gefühle nur fest genug in sich einschloss

Aufgeregt pochte ihr Herz, als sie am kommenden Abend nach der Dusche das rote Kleid überstreifte, das Kleid des Parks, in das kribbelnde Erinnerung eingewebt war. Klackend lagen die Kugeln in ihrer Hand. Sie nahm sie lieber hier in sich als irgendwo draußen im Auto, wo jemand sie hätte beobachten können. Warum nur tat sie alles, was Simon wollte? Weil es nichts Schöneres, nichts Aufregenderes, nichts Reizvolleres gab als die Gefühle, die er ihr schenkte. Behutsam drängte sie die Kugeln in den Schoß und ihr aufgewühltes Seufzen stieg zur Decke. Wie um Himmels willen sollte sie es nur schaffen, die Erregung vor fremden Blicken zu verbergen und so zu tun, als regiere der Verstand über die Gefühle, wie es sich die Menschen schon von jeher gerne weiszumachen versuchten?

Mit wiegendem Schritt verließ sie das Haus, ringend um Beherrschung. Zum Glück begegnete sie keinem Nachbarn, der in ihrer Miene die Sinnlichkeit hätte lesen können. Im Moskito aber gab es potenzielle Leser genug, fast alle Tische waren besetzt, dichter Qualm hing in der Luft, Stimmengemurmel durchwisperte den Raum, überlagert von treibendem Rhythmus und einer singenden Gitarre, ein Santana-Stück. Natürlich fiel Carolin in ihrem roten Kleid auch heute wieder auf, wurde von Blicken wie von aufdringlichen Fingern gestreichelt, wieder war es, als sei der Stoff durchsichtig und könne jeder ihren nackten Körper darunter sehen. Sie fand Simon weiter hinten, genau an dem Tisch, an dem sie neulich mit ihm gesessen war, vor dem Spaziergang im Park, an »ihrem Tisch« also. Bei ihm befand sich ein Mann in seinem Alter, klein, Halbglatze, rosiges Gesicht, feiste Wangen, wässrig blaue Augen, er trug eine helle Hose, ein dunkles Sakko und ein weißes Hemd mit Schlips, sah aus wie ein billiger Angestellter. Mit kleinen behutsamen Schritten stöckelte sie hinüber auf den hohen Absätzen ihrer roten Schuhe, versuchte die anderen Gäste zu ignorieren, es war ein Spießrutenlauf.

Die beiden hatten den Platz in ihrer Mitte für sie frei gehalten, sie ließ sich aufatmend nieder, als sei sie hier in Sicherheit, und sah Simons mahnenden Blick. Oh, die Regeln, sie galten ja immer in seiner Gegenwart! Mit einer raschen verstohlenen Bewegung raffte sie das Kleid hoch und öffnete verschämt die Knie. Simon stellte sie dem Fremden vor und nannte seinen Namen: Gerhard. Ihr Blick kreuzte den seinen, sie versuchte sein huschendes Lächeln zu erwidern, er senkte die Lider noch vor ihr. Wohlgefällig schaute Simon sie an, während er das Wort an Gerhard richtete. »Sie ist ein Engel. Sie erfüllt jeden Wunsch und hält sich folgsam an die auferlegten Regeln.«

Interessiert horchte Gerhard auf. »Welche Regeln denn?«

»Das kann dir Carolin selbst erzählen.«

Musste das sein? War die Einhaltung der Regeln nicht schon demütigend genug, sollte sie tatsächlich diesem fremden Mann auch noch davon berichten? Simons mahnender Blick löste ihre Zunge. »Es ist mir nicht erlaubt, unter dem Kleid etwas anzuhaben «

Ihre Stimme erstarb und Simons Hand legte sich auf die ihre. »Alles!«

Sie schaute sich um, vergewisserte sich, dass niemand sonst sie hören konnte, und rang sich die Worte mühsam ab. »Außerdem darf ich mich nicht auf den Rock setzen und muss die Knie offen haben.«