Bälle an den Fuß – und los!

Fakten und Ideen für Trainer und Eltern von Kindern im Alter von 5–10 Jahren

Die Idee

zu diesem Buch entstand, als ich merkte, wie viele unterschiedliche Meinungen, Ansichten, Personen, Lebensverhältnisse und Erziehungsmethoden beim Training von Kindern aufeinandertreffen. Ob Trainerkollege, Jugendleiter, Betreuer, Eltern oder Großeltern – jeder hat seine Erfahrungen und seine Vorstellungen.

Mein Ziel ist es, mit neuen Informationen dazu beizutragen, allen Fußballeltern eine neue Basis mit möglichst vielen Gemeinsamkeiten und allen Trainern neue Ideen zu geben.

Außerdem möchte ich Dir wichtige Informationen zu den Entwicklungsphasen der Kinder und zu den Vorgängen im Gehirn beim Lernen geben. Allen Eltern möchte ich helfen Geduld aufzubringen und allen Trainern Mut machen, ihren Weg zu gehen.

Ich möchte Dich ermuntern, Deine Kinder und ihre Leistungen genau zu beobachten und Dir helfen das chaotische System Kind zu verstehen.

Und wenn Du nach dem Lesen dieses Buches Deine Kinder einmal mehr lobst als kritisierst, wenn Du Deine Kinder etwas mehr beobachtest und so ihr Verhalten verstehst, wenn Deine Kinder ab sofort den Ball öfter am Fuß als Deine Stimme im Ohr haben, dann hat sich die Arbeit für dieses Buch gelohnt. Deine Kinder werden glücklicher aufwachsen und die Freude und die Begeisterung am Spiel behalten. Die Informationen in diesem Buch sind für Trainer, Väter und Mütter gedacht. Auf meiner Internetseite erhältst Du weitere Informationen zum Fußballtraining für Kinder. Über Fragen und Anregungen per EMail freue ich mich.

Viel Spaß beim Lesen und vor allem beim Umsetzen der neuen Erkenntnisse.

 

Mit allen guten Wünschen

Holger Zimmermann

Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen.

Du hast Dich entschieden, das Training der Minis oder der FJugend zu übernehmen? Mein Glückwunsch zu dieser Entscheidung! Oder überlegst Du noch? Du bist dabei eine Trainingsgruppe aufzubauen? Dein Sohn nervt Dich den ganzen Tag mit Fußball? Du möchtest, dass Dein Kind organisiert Sport treibt? Du bist bereits als Trainer tätig? Dein Sohn spielt bereits Fußball?

Wenn Du eine der oben stehenden Fragen mit „ja“ beantworten kannst, wird Dir dieses Buch viel Spaß, Freude, neue Ideen und Erkenntnisse liefern.

Alles was in diesem Buch steht habe ich selbst erlebt, jede Idee wurde von mir und meiner Trainingsgruppe getestet.

Ein weiteres Ziel dieses Buches ist es, Dir als Trainer praxisnah zu zeigen, wie Du Deine Kinder gut trainieren und altersgerecht fördern kannst. Ich möchte Dir aus der Sicht eines Vaters oder einer Mutter Anregungen und Informationen geben, wie Du es schaffst, das chaotische System „Kind“ besser zu verstehen. Es wird Dir Wege zeigen den Kindern zu helfen und Dir einige Verhaltensweisen erklären. Es erklärt spannende Spiele und einfache Übungen, Tipps für die Organisation von Training und Spielbetrieb bis zu Hinweisen beim Umgang mit den Eltern. Außerdem gibt dieses Buch allen Eltern und Trainern eine Orientierung für den Ablauf des Trainingsbetriebes, Informationen über die Entwicklung und Hilfen für eine optimale Förderung der Kinder.

Nachdem ich zahlreiche Bücher zum Thema Training für Kinder gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass viele Bücher von Menschen geschrieben wurden, die entweder andere Kinder im Training haben oder noch nie ein Training für Kinder geleitet haben. Viele Übungen sind für die kleinsten Fußballer zu kompliziert, nehmen zu viel Zeit in Anspruch und sind auf dem Platz nur schwer umzusetzen. Ein großer und wichtiger Teil der Trainertätigkeit ist der Umgang mit den Eltern und die Organisation von Training und Spielbetrieb. Dieser Bereich wird oft unterschätzt und überhaupt nicht erwähnt.

Wer bekommt die Pokale, wie viele Mannschaften lade ich zu einem Turnier ein und welche Materialien benötige ich für meine Grundausstattung, das sind Fragen, die ich in diesem Buch beantworten werde. Oder wie informiere ich die Eltern und wie lernen meine Kinder am schnellsten die Positionen im Spiel.

Antworten gibt es zu: Bin ich gerecht, bin ich ein Vorbild, und wie lernen Kinder in der Altersgruppe von 5–10 Jahren? Warum verstehen manche Kinder nicht, was ich sage, und aus welchem Grund können sich manche Eltern nicht benehmen?

Für dieses Buch habe ich verschiedene Trainer mit langjährigen Erfahrungen im Mini und FBereich befragt, habe mit Sportlehrern zusammengesessen und Tipps von Sportärzten eingeholt. Ich habe die Meinung von Eltern gehört und mit den Mitarbeitern des Montessori Kindergartens gesprochen, Bücher zum Thema Kinder und ihre Entwicklungsstufen gelesen und Vorträge besucht. Weiterhin fließen meine Erfahrungen als Mentaltrainer von großen Kindern ein, meine Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychologie und Psychatrie und natürlich die täglichen Erlebnisse mit meinem Sohn Gerry. Ich habe drei Jahre als Nachwuchstrainer der Minis und der FJugend des BFC Dynamo gearbeitet und seit 2005 bin ich Präsident des FC Berlin, trainiere dort drei Trainingsgruppen und organisiere den Aufbau der GO 23-Fußballschulen.

Ich bin Inhaber der Trainer Lizenz des Berliner Fußballverbandes.

Denkanstoss

Bei einem Vortrag zum Thema Frieden im alten Berliner Tempodrom sagte seine

Heiligkeit der Dalai Lama:

„Ich würde sagen, es gibt so viele verschiedene Leute mit unter schiedlichen mentalen Veranlagungen. Wir leben zusammen, ob wir es mögen oder nicht. Unter diesen Umständen gibt es nur eine Möglichkeit: lebt glücklich, respektiert Euch, versteht gegenseitig Eure Unterschiede. Ich denke, es gibt Gemeinsamkeiten zwischen unterschiedlichen Gruppen von Leuten. Ich denke, das ist die Basis.

Nun, müssen wir zusammenleben und es ist so viel besser, dabei glücklich zu leben, die anderen zu respektieren, sich anzulächeln und dem anderen ein ehrliches, menschliches Gefühl zu zeigen. Das ist fröhlicher und viel besser, egal, ob man mit ihrer Art zu leben einverstanden ist oder nicht.

Ich denke auch, man hat kein Recht, andere zu kontrollieren oder ihnen irgendetwas aufzuzwingen, den eigenen Glauben oder die eigene Art zu leben, denn die anderen haben auch einzigartige, gute Dinge. Das ist mein fester Glaube.“

Benutzerhinweise

Dieses Buch soll Dich unterhalten, anregen und motivieren. Du solltest dieses Buch wie ein Arbeitsbuch benutzen und bei allen Fragen eine kurze Denkpause einlegen. Denke dann an Deine Erlebnisse, Erfahrungen und Ideen.

Lege Dir jetzt einen Stift, einen Textmarker und ein leeres Blatt Papier bereit.

Wenn Du in diesem Buch etwas findest, was Dich betrifft, streiche es an und beschäftige Dich später näher damit. Es kann auch sinnvoll sein, das Buch erst einmal durchzulesen und beim zweiten Mal die Fragen und Beispiele gedanklich durchzugehen, um dann zu entscheiden, welche Dinge Du ändern und umsetzen willst. Sieh auch mal im Verzeichnis nach, was Dich besonders interessiert und lies diese Themen vielleicht zuerst.

Oft kommen Dir beim Lesen neue Erkenntnisse und Ideen. Schreibe diese sofort auf, sonst ist die Gefahr groß sie wieder zu vergessen.

Es ist auch völlig okay, wenn Du mit einigen Dingen aus diesem Buch nichts anfangen kannst; lasse sie dann einfach liegen und suche etwas, was zu Dir passt. Wenn Du etwas findest, von dem Du sagst, das ist mir klar, das habe ich schon gehört, dann frage Dich bitte ehrlich: hast Du es auch schon umgesetzt?

Für Trainer und Eltern

Dieses Buch richtet sich an Fußballtrainer und Eltern, deren Kinder Fußball spielen. Ich spreche hier somit Trainer und Eltern direkt an.

Versetzte Dich vor dem Lesen immer in die Situationen des Trainers oder eines Elternteils. Stelle Dir bildhaft vor, wie Du als Trainer oder als Vater oder Mutter die Situation erlebst und wie Du im folgenden die Trainingssituation verbessern und damit Deinem Sohn helfen kannst.

Wie alles begann

Rainer Lüdke, ein alter Weggefährte und der Fanbeauftragte des BFC, fragte mich: „Warum spielt Gerry noch nicht bei unseren Minis?“ Er erzählte mir, dass er am Wochenende mit viel Freude ein Spiel der Minis des BFC Dynamo gesehen hat. Ich dachte, Gerry sei mit seinen vier Jahren noch zu klein, besorgte mir aber die Telefonnummer vom Trainer. Trainer Robert sagte: „Komm vorbei, dann schaun wir mal“.

Nachdem ich mit Gerry von Babyschwimmen über musikalische Früherziehung und Kindersport schon viel gemacht hatte, dachte ich, das wird er schon hinbekommen. Natürlich erwähnte ich nicht, dass Gerry erst vier ist. Das erste Training war dann schon eine Überraschung. Gerry, der einiges an Action, Spiel und Sport gewöhnt war, schien doch ein wenig überfordert zu sein. Die Trainingsgruppe bestand aus ca. 12 Kindern im Alter von 5 bis 7 Jahren. Robert sagte mir: „Das ist normal, komm ein paarmal vorbei, dann werden wir sehen, wie er sich entwickelt“. Im Kommunikationschaos nach dem Training – Robert redete zwischen tobenden und schreienden Kindern mit hektischen und fragenden Eltern – ging zum Glück auch die Frage nach Gerrys Alter unter. Nachdem Gerry vier Wochen zweimal wöchentlich zu Roberts Training ging, füllte ich den Aufnahmeantrag des Vereins aus. Nun bemerkte Robert Gerrys Geburtsjahr. Er regierte mit einem leichten Stinrunzeln und einem Lächeln. Gerry hatte sich an den Trainingsablauf gewöhnt. Allerdings sah es manchmal noch nicht nach Fußball aus, was er da machte.

Robert hatte inzwischen noch einige Kinder aufgenommen. In der Hektik des Trainingsalltages schaffte er es wohl nicht einigen Eltern zu sagen, dass es im Moment noch zu früh für ihr Kind ist. So entwickelte sich eine große Trainingsgruppe und ich überlegte schon mal, ob ich ihn nicht unterstützen sollte. Meine fußballerischen Fähigkeiten resultieren aus einer 12jährigen Karriere bei Motor Baumschulenweg, dem häufigen Besuch von Fußballspielen und dem verfolgen der Sportschau. Ich war bisher als Präsident und Vorstand mehrerer Fußballclubs tätig. Als Lehrausbilder und Mentaltrainer hatte ich vielseitige Erfahrungen zu den Themen Lernen und Kommunikation gesammelt, und bei meiner Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychologie und Psychatrie habe ich viel zum Thema Gehirnentwicklung, Wachstums und Entwicklungsphasen des Menschen gelernt. Für meinem Sohn Gerry habe ich mir immer Zeit genommen, seine Entwicklung bewusst miterlebt und mich mit verschiedenen pädagogischen Konzepten beschäftigt. Aber dreimal pro Woche die Kleinen trainieren ... ?

Einige Eltern waren wegen der Größe der Trainingsgruppe nicht mehr hundertprozentig zufrieden mit dem Training. Ich wusste damals noch nicht, dass es immer Eltern gibt, die nicht zufrieden sind. Die Lösung war Alexandra, sie brachte ihr Patenkind regelmäßig zum Training und bot Robert an, das Training mitzugestalten. Alex konnte mit den Kindern gut umgehen, und so ging ich, während Gerry trainierte, einen Kaffee trinken und las meine Zeitung. Robert und Alexandra waren und sind ein ideales Trainerpaar. Die Kinder waren begeistert, die meisten Eltern auch. Die Saison ging viel zu schnell zu Ende. Gerry war inzwischen fünf und wir machten eine schöne Abschlussfahrt mit der gesamten Mannschaft und den Eltern.

Die Trainingsgruppe teilte sich jetzt, Robert und Alexandra bildeten mit den größeren Kindern die 2. FJugend. Am liebsten hätte ich Gerrys Pass gefälscht und ihn zwei Jahre älter gemacht. Das ging aber nun wirklich nicht.

Für die Minis wurden neue Trainer gesucht. Ich entschloss mich als CoTrainer das Training mitzugestalten. Meine persönlichen Vorteile sah ich natürlich auch: Ich muss nicht über eine Stunde rumstehen und warten bis das Training vorbei ist, sondern kann mich aktiv beteiligen. Ich kann auf meinen Kleinen ein wenig aufpassen und mit ihm Fußball spielen. Außerdem dachte ich bei der Entscheidung auch an meine alten Trainer Scheffter und Marsch, die mich jahrelang bei Motor Baume trainierten. Irgendwie wollte ich auch etwas zurückgeben. Ich hatte bei Robert gesehen, wie viel Aufwand an Organisation und Zeit hinter einem guten Training steht. So bot ich der Jugendleitung an, als 2. Trainer zu arbeiten. Man versprach mir, dass ein 1. Trainer gesucht wird, der sich dann bei mir meldet. Irgendwann bekam ich einen Anruf von Rainer Lüdtke er ist seit Jahren die Informationsquelle im Verein. Er sagte: „Uwe, ein Spieler der 1. Mannschaft, wird 1.Trainer der Minis“.

Ich hatte konkrete Vorstellungen von einem Trainerteam und von unserem Mini - Training. Ich dachte, wir machen das so wie Robert und Alex, dann wird es schon gut werden. Ich ging davon aus, dass wir uns vor dem ersten Training zusammensetzen und uns über unsere Ideen, Vorstellungen und die Abläufe unterhalten. Dieses Treffen kam leider nicht zustande, und so traf ich Uwe das erste Mal beim Bälle aufpumpen, vor unserem Training. Wir begrüßten uns zwischen Schlüssel holen und umziehen. Er ist ein sympathischer und freundlicher Typ – ein Fußballer. Die Trainerkombination – ein guter Fußballer und ein Papa mit Fußballbegeisterung – gefiel mir gut. So konnte einer den Kindern zeigen, wie das Spiel mit dem Ball funktioniert, und der andere versteht die Interessen und Probleme der Eltern.

Im Grunde genommen wollen wir ja alle lächelnde, intelligente und starke Kinder.

Rebecca Wild

Die Entscheidung

Wenn Du vor der Entscheidung stehst, als Trainer zu arbeiten, prüfe folgende Fragen:

Wie viel Zeit benötige ich für ein gutes Training?

Wie viel Zeit habe ich zur Verfügung? Welche Fähigkeiten habe ich?

Welche Dinge muss ich noch lernen?

Zeitrahmen:

2x pro Woche Training, ein Spiel oder Turnier pro Woche.

1 Stunde je Training oder Spiel

Stunde Vor bzw. Nachbereitungszeit

Stunden Organisation – Spiele / Training / Veranstaltungen / Trainertreff

Du kommst auf mindestens 8 Stunden je Woche.

Was wir in die Gesellschaft investieren, kommt letztlich allen zugute – auch uns.

Dr. von Heyderbeck

Wenn Du keine Karriere als Fußballtrainer anstrebst, ist der Trainerschein nicht unbedingt erforderlich. Wenn Du ihn gerne machen möchtest, dann solltest Du Dich so schnell wie möglich anmelden. Das Zusammentreffen mit anderen Trainern wird Dir Mut machen, Dich motivieren, es wird Deine Kreativität anregen und neue Ideen und praktische Hilfe liefern. Da die erste Lizenz die so genannte Jugendtrainerausbildung betrifft, lernst Du auch viele Dinge aus den oberen Jugendbereichen, die Du beim MiniFußball nicht anwenden kannst.

Das Training von Fünf bis Zehnjährigen ist nicht vergleichbar. Es ist kein abgespecktes Erwachsenen oder Jugendtraining.

Im Vordergrund stehen:

  1. Gewöhnung an Trainingsabläufe (in der Reihe stehen, eine Linie bilden, Vorgaben umsetzen)
  2. Schulung der Koordination (Staffel, Slalom, Fangspiele)
  3. Schulung von Bewegungsmustern (Laufen, Sprinten, Hüpfen, Rollen, Rückwärtslaufen)
  4. Schulung der Ballgewöhnung (Schießen, Stoppen, Passen)
  5. Torschuss und Abwehr, Zuspiel, Freilaufen und Decken
  6. Positionen im Spiel erkennen, begreifen und einhalten
  7. Die Entwicklung von Teamgeist und Toleranz
  8. Die Stärkung des Selbstbewusstseins und die Förderung von Spaß am Fußball.

Mini-Fußball ist Mini-Fußball!

Weitere Anregungen und Informationen bieten Dir Bücher, das Internet (z.B. www. dfb.de) und Sportlehrer oder Trainer aus Deinem Verein.

Bedenke immer: Du übernimmst die Verantwortung für die Ausbildung von Kindern. Somit hast Du auch die Pflicht Dein Bestes zu geben.

Der aktive Trainer

Eine kleine Geschichte:

Bei einem Spaziergang am Strand öffnete sich mir ein wenig das Verständnis für dieses Gefühl, das wir Erwachsenen beim Umgang mit Kindern bekommen. Ihre Vitalität ähnelt der Gewalt des Meeres. Sie ist eine urwüchsige Kraft, die oft wunderbar und auch unheimlich vorkommt. Stellen wir uns in ganzer Größe und Kraft vor die Kinder, so wirken wir auf sie wie Felsen, gegen die das Meer anprallt, hoch aufschäumt und sich so schnell wie möglich wieder zurückzieht. Es findet nur ein kurzer Austausch zwischen den beiden Kräften statt. Das Meer höhlt das Gestein aus, hinterlässt aber nur wenig von seinen eigenen Schätzen. Doch je flacher der Strand ist, umso anhaltender und inniger ist das Zusammenkommen zwischen Wasser und Land. Die Macht der Wellen passt sich allmählich der Form des Strandes an, und aus der Tiefe des Meeres werden nach jeder Flut die erstaunlichsten Schätze abgeladen. Auch der Strand verändert bei jedem Hereinkommen der Flut seine Form, doch ist es ein gewaltloses Nehmen und Geben.

Diese kleine Geschichte ist ein schönes Beispiel, wie gute Erziehung erfolgen kann. Es geht bei unserem Training darum, unsere Kinder aufzubauen, sie zu ermuntern, ihre Energie zu nutzen, ihre Lebens und Spielfreude zu erhalten und sie zu fördern. Du solltest versuchen ihre Wirklichkeit zu verstehen und Deine Wirklichkeit darauf einzustellen.

Es geht nicht darum, sie zu Gehorsam zu zwingen und ihnen haufenweise Regeln zu geben. Die Kinder wollen lernen, aber spielend. Kinder wollen Vorbilder, aber niemanden, der sie anschreit. Kinder wollen Lob, Anerkennung und Motivation, aber niemanden, der sie kritisiert. Möchtest Du in einem Umfeld lernen voller Hektik und Stress, voller Forderungen und Anweisungen, in einem Umfeld in dem Du angeschrieen und kritisiert wirst?

Kinder wollen spielen, toben und sich bewegen!

Bewegung macht klug

Bewegung ist das Tor zum Lernen, Bewegung erweckt und aktiviert unsere geistigen Fähigkeiten, Bewegung integriert und verankert neue Informationen in unsere neuralen Netzwerke, Bewegung ist Vorraussetzung dafür, Gelerntes, Verstandenes und uns selbst durch Handeln zum Ausdruck zu bringen.

Bewegung durch Fußball ist ideal für die umfassende und allgemeine Entwicklung der Kinder. Beim Sport und besonders beim Fußball werden viele Bereiche stimuliert und entwickelt. Laufen, Hüpfen, der Umgang mit dem Ball – Schießen, Werfen, Fangen, Stoppen – Teamgeist, Disziplin und Ausdauer.

Der Fußball kann heute viele Probleme der aufwachsenden Kinder lösen.

Probleme der heutigen Zeit

Der Tagesablauf vieler Kinder ist gekennzeichnet von einer wachsenden Bewegungsarmut:

Der Bewegungsmangel hat aber schwerwiegende Konsequenzen für die körperliche, geistige sowie psychosoziale Entwicklung unserer Kinder.

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.

 

Mehr als die Hälfte der Eltern kleiner Kinder halten ihren Nachwuchs für verhaltensauffällig und klagen über Erziehungsschwierigkeiten. „Verhaltensprobleme sind bereits im Vorschulalter weit verbreitet“, warnte Bundesfamilienministerin Renate Schmidt bei der Vorstellung der Langzeitstudie im Auftrag ihres Hauses.

13–17 Prozent der Kinder weisen ernsthafte Schwierigkeiten im Sozialverhalten auf. Sie sind aggressiv, drogenabhängig oder hyperaktiv, werden straffällig oder leiden unter Ängsten, Depressionen und Essstörungen. „Jungen sind häufiger als Mädchen betroffen“, sagte Schmidt. Bei der Hälfte aller Verhaltensauffälligkeiten „handelt es sich nicht um kurzzeitige schwierige Phasen, sondern um langfristige Entwicklungen“, gegen die laut Schmidt frühzeitig etwas getan werden muss und kann. Die Studie der Uni ErlangenNürnberg belegt, dass Präventionsmaßnahmen schon bei Kindern unter sechs Jahren Verhaltensschwierigkeiten korrigieren können. Hauptgrund für Verhaltensprobleme ist die mangelnde emotionale Zuwendung.

Weitere Gefahren ergeben sich unter anderem durch nachlässige, übermäßig strenge oder für die Kinder unlogische Erziehung und mangelnde Aufsicht. Ein kindgerechter Sport wirkt ausgleichend und fördert die Kinder optimal.

Kindgerechter Sport

Zu diesem Thema schreibt Dr. med. Gunhild KlianKornell: „Kinder bewegen sich von Hause aus gern. Eltern und Trainer können die koordinativen und konditionellen Fähigkeiten sowie die Muskelentwicklung ihrer Kinder spielerisch ab dem Vorschulalter fördern. Kinder, die sich sportlich betätigen, weisen meist bessere schulische Leitungen auf, sind geschickter, rauchen deutlich weniger und sind

stärker gegen gesundheitliche Risiken geschützt. Ab dem Grundschulalter können Schnelligkeit, Reaktion und Motorik gezielt verbessert werden. Mit etwa 10 Jahren kann das für Fußballer nötige Orientierungsvermögen trainiert werden.“

Werden Kinder in der Wachstumsphase zu stark gefördert, kann Sport allerdings auch negative Auswirkungen haben. Unter 10 Jahren sollte das Kind ein eher allgemeines Training erhalten. Somit werden alle Grundlagen für die optimale Entwicklung des Kindes gelegt. Ein spezielles Training sollte später erfolgen. Das Fußballtraining bietet ein sehr breites Feld an verschiedenen Übungen und Anforderungen. Hinzu kommt ein hoher Anteil an Spielen und kleinen Wettkämpfen. Diese motivieren die Kinder mehr als das Trainieren von einzelnen, monotonen Übungen. Auch das Lernen und Spielen im Team bringt große Vorteile bei der Entwicklung der Kinder. So lange Kinder noch wachsen, sollten sie nicht länger als 16 Stunden pro Woche trainieren. Die Belastungsfähigkeit ist bei Kindern gleichen Alters oft unterschiedlich und muss berücksichtigt werden.

Allzu oft bewegen sich unsere Kinder aber heute viel zu wenig. Nur 10 % ihrer wachen Zeit sind Kinder draußen vor der Tür! Überprüfe diese Zahl an Deinen Kindern einmal. Die Austobemöglichkeiten für Kids sind in Deutschland beschränkt – selbst im Sportunterricht bewegen sich die Schüler gerade mal sieben Minuten(!) pro Stunde, wie eine Untersuchung der FU Berlin ergeben hat. Beobachte einmal, wie viel Zeit Dein Kind pro Woche in Bewegung ist.

Blicke, die nicht verachten, sondern achten.

Gedanken, die nicht verurteilen, sondern segnen.

Worte, die nicht richten, sondern aufrichten.

Taten, die nicht schädigen, sondern fördern ...

Helga F. Noack

Für 58 Prozent aller Kinder in Deutschland zwischen 6 und 13 Jahren ist Fußball die Sportart Nummer 1. Das ist das Ergebnis einer Studie des SportrechteVermarkters Sportfive. Für die repräsentative Studie wurden 800 Kinder befragt. Dem Fußball folgen Formel 1 und Radsport in der Rangfolge der beliebtesten Sportarten.

Der Bewegungs-Check

Inwieweit Dein Kind oder Kinder Deiner Trainingsgruppe vom Bewegungsmangel bedroht sind, kannst Du anhand folgender Fragen überprüfen:

  1. Sitzt es mehr als eine Stunde vor dem Fernseher oder dem Computer?
  2. Bewegt es sich täglich weniger als eine Stunde?
  3. Kommt es schnell aus der Puste?
  4. Kann es ab dem 6. Lebensjahr mindestens 10 Sekunden ruhig auf einem Bein stehen, ab dem 8. Lebensjahr mit geschlossenen Augen?
  5. Kann es ab dem 6. Lebensjahr keine fünf Sprünge rhythmisch hintereinander auf einem Bein ausführen?

 

Nach der Beantwortung dieser Fragen kannst Du entscheiden, ob Dein Kind mehr Sport für seine Entwicklung benötigt. Ein gutes Fußballtraining, ein Training, das Spaß, Sport und Spiel verbindet, halte ich für einen idealen Einstieg, um mehr Bewegung in das Leben Deines Kindes zu bekommen.

Montessori

Als alter MontessoriFan möchte ich Dir kurz etwas zu dieser außergewöhnlichen Frau schreiben: Leider sind immer noch einige Menschen der Meinung, „Montessori“ mit Chaos ohne Grenzen und „jeder macht was er will“ zu beschreiben. Diese Meinung wird oft von Menschen vertreten, die sich noch nie mit dieser Thematik, dieser Frau und ihren Ideen beschäftigt haben.

1896 wurde Maria Montessori die erste Ärztin Italiens. Sie wollte eine Pädagogik, die auf den Gesetzen der menschlichen Natur begründet ist, nicht auf vorgefassten Meinungen und Vorurteilen. Erziehung hieß für sie Verwirklichung von Freiheit. Ihre Forderung, die kindliche Persönlichkeit strikt zu achten und der Kraft des Kindes, sich selbst zu entwickeln, zu vertrauen, ist in Pädagogik und Kinderpsychologie inzwischen Allgemeingut geworden. Die meisten Erzieherinnen handeln intuitiv danach, doch in MontessoriKindergärten und Schulen hat es Methode. Was MontessoriErzieherinnen in ihrer Ausbildung von Anfang an lernen, ist, Erwachsene, also sich selbst, nicht ernster zu nehmen als die Kinder. Sie lernen, sich zurückzuhalten und den Kindern die Chance zu geben, ihre eigenen Erfahrungen zu machen.

Hilf mir, es selbst zu tun.

Maria Montessori

Ich – oder genauer – mein Sohn Gerry hat zwei Kindergärten erlebt. Von seinem MontessoriKindergarten in Bernau schwärmt er noch heute – ich auch.

Ins Fußballtraining kann man viele Dinge übertragen, zum Beispiel:

Bei allen Freiheiten, die Kinder im MontessoriKindergarten genießen – es gibt auch klare Regeln und Rituale, zum Beispiel bei den Umgangsformen und Werten.

Werte

Werte wie Disziplin (lateinisch abgeleitet = Schüler), Fleiß, Selbstkritik, Leidenschaft und Fairness zu vermitteln ist die Aufgabe eines Trainers. Klar ist aber, dass in diesem Alter die Freude am Spiel an oberster Stelle steht. Mit viel Spaß sollen im Mini und FBereich die Grundlagen des Fußballs erlernt werden. Individuelle Fähigkeiten erkennen und fördern, das Spielverständnis entwickeln und die Kinder zu stärken sind weitere Aufgaben.

Kinder stärken

Kinder stärken heißt auch sie zu verstehen und zu akzeptieren. Es gibt zu viele Bestrebungen, Kinder nach unserer Vorstellung zu (ver)formen, die für die Entwicklung des Kindes höchst gefährlich sind. Kinder werden oft wie Kinder behandelt, das heißt wie dumme und unfähige Wesen, denen man jede Tätigkeit abnehmen oder erleichtern müsse.

Beobachte einmal das Umkleiden Deiner Kinder. Was machen die Eltern?

„Das Kind ... will seine Aufgabe vollkommen und selbständig ausführen ... Der Erwachsene hindert (es) am Arbeiten ... (Er) nimmt dem Kind jede Tätigkeit ab, weil er ganz im Banne seiner eigenen Arbeitsgesetze steht, die ihm ... größte Zeitersparnis vorschreiben. Als der Routiniertere wäscht er das Kind und zieht es an, trägt es auf dem Arm oder führt es im Wagen, ordnet alles, was sich in der Umgebung des Kindes befindet, und lässt nicht zu, dass sein Kind sich an diesen Arbeiten beteiligt ...“

(aus „Kinder sind anders“ von Maria Montessori.)

 

Kleine Kinder haben die Fähigkeit, schnell die geringste Gelegenheit zu ergreifen, sich selbst und ihre Umgebung zu erneuern und aus allem das Beste zu machen. Wenn dies nicht so wäre, würden Kinder die Freude an diesem Sport viel früher verlieren. Irgendwann haben sie dann aber keine Lust mehr. Meist geschieht dies ab dem 12. Lebensjahr. „Andere Dinge werden wichtig“ oder „Pubertät“ höre ich dann als Ausrede. Ich glaube die Kinder merken einfach, dass nicht der Spaß am Spiel, sondern der Ehrgeiz und die Ziele von Trainern und Eltern im Vordergrund stehen. Ziele und Wünsche der Eltern und Trainer werden viel zu oft auf die Kinder projiziert.

Ob Mailand oder Madrid ... egal, Hauptsache Italien

Andy Möller

Profifussball

Ist es wirklich erstrebenswert, Profifußballer zu werden? Ein paar Zahlen:

In 36 Profimannschaften des DFB gibt es derzeit ca. 720 Spieler. Davon sind etwa 50  % aus Deutschland. Also gibt es derzeit 360 deutsche Fußballer, die von ihrem Beruf sehr gut leben können.

Wie lange? – wäre die nächste Frage.

In der 3. Liga liegt das Einkommen meist nicht viel höher, wie das Einkommen eines guten Facharbeiters. In der Oberliga muss man meist schon nebenbei arbeiten gehen, um sein Auskommen zu haben.

Wie viele Spieler kommen pro Jahr aus dem eigenen Nachwuchs der Bundesligisten in die erste Mannschaft? Vielleicht einer! Realistisch betrachtet, bekommen nicht einmal alle NachwuchsAuswahlspieler einen Platz in der 1.oder 2.Bundesliga. Das wären also weniger als 18 Spieler pro Jahr. Und wie viele setzen sich dann langfristig durch?

Sammelt ihr Sohn gerade die Sticker im PANNINIHeft der Bundesliga?

Dann zählen Sie doch einmal die deutschen Spieler. Oder überprüfen Sie einmal die Spitzenmannschaften der Bundesliga nach deutschen Nachwuchskräften.

Zwei Millionen Kinder und Jugendliche spielen derzeit in 100.000 Mannschaften organisiert Fußball. Durch die verschiedenen Stützpunkte des DFB werden derzeit 1.180 Jugendliche für die Nationalmannschaft U18 gefördert.