Teil I – Anfang

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel I – Settlers Point/Richmann's Bay – Der letzte Siedler

 

Tom Porter saß an einem schwülen Septembermorgen in seiner Holzhütte, schlürfte Kaffee und las die Zeitung. Es störte ihn nicht, dass die Nachrichten der Welt ihn immer mit Verzögerung erreichten. Eigentlich nahm er es gar nicht mehr wahr. Das Postschiff, das auch seine Zeitung brachte, landete nur alle zwei Monate. Die Tatsache, dass das Schiff nur die jeweilige Tagesausgabe brachte, zwang ihn dazu, sich seine Lektüre einzuteilen. Denn Porter wollte nicht darauf verzichten, jeden Morgen Neues aus der Zeitung zu erfahren. Also dehnte er wochentags eine kurze Meldung über das gesamte Frühstück aus.

Am Wochenende las er die großen Geschichten. An diesem Sonntag war der Wirtschaftsteil an der Reihe: Eurokrise, Griechenland, Sparmaßnahmen, Proteste. Porter blickte aus dem Fenster seiner Holzhütte auf den ruhigen, tiefblauen Ozean. Er war froh, dass diese Probleme ihn an diesem Ort nicht betrafen. Hier auf "seiner" Insel. Denn es gab bereits genug Probleme. "Die Kanacken", dachte er. So nannte er zwei seiner Mitbewohner in Settlers Pt. in seinen aggressiv-konservativen Momenten. Und davon gab es viele. Er legte die Zeitung zur Seite und dachte über die gute alte Zeit nach.

Porter war ein kräftiger, gestandener Kerl. Er war vor vielen Jahren auf die Insel gekommen, um mit anderen Siedlern aus Großbritanien eine baptistische Enklave mitten im pazifischen Ozean aufzubauen. Die 50-köpfige Gruppe wollte damals vor der bedrohlichen Situation des Kalten Krieges fliehen, wollte jenseits des Äquators eine Insel der Zivilisation, einen Ort Gottes errichten. Doch nach einigen Jahren des Bauens ging ihnen das Geld aus und mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wich auch die Angst – die Siedler kehrten heim. Porter jedoch hatte sich eingelebt, hatte seinen festen Tagesablauf und war schlichtweg zu festgefahren, um noch eine weitere radikale Änderung in seinem Leben zu ertragen. Er blieb. Ebenso wie eine Frau, Tanja. Warum sie die Insel nie verlassen hatte, wusste Porter bis zu diesem Tag nicht. Während er an sie dachte, wurde er unruhig. Unbewusst war er aufgestanden und schlenderte jetzt im Zimmer umher.

Mit der Zeit hatte Porter immer mehr Zuneigung zu Tanja enwickelt. Er fand sie in ihren meist braunen oder grauen Kleidern wahnsinnig interessant. Doch die ausdruckslosen Augen hinter ihrer Hornbrille schienen sich auf andere Leute zu richten. "Die Kanacken ...", dachte er wieder, diesmal noch grimmiger. Doch eigentlich hasste er die beiden anderen Bewohner nicht. Nur an einigen Tagen mussten sie herhalten, um ihn in seine übliche, verbitterte Stimmung zu treiben. An anderen Tagen erledigte das Wetter diese Aufgabe. Vor allem, wenn es regnete. Oder, wenn es zu heiß war (was auf dieser Insel im Pazifik oft vorkam). Dann verfluchte er die Sonne, nach der er sich sosehr sehnte, wenn es regnete.

An diesem Tag störte ihn das Wetter jedoch nicht sonderlich. Ihn störte eher das dunkelhaarige Pack, das seit einigen Jahren in Settlers Point lebte. Ganz bestimmt waren sie daran schuld, dass er nie eine Beziehung zu Tanja aufbauen konnte. In Wahrheit hinderte ihn natürlich seine verstockte Prüderie viktorianischen Ausmaßes daran.

Bestimmt war es auch ihre Schuld, dass es auf der Insel immer wieder an irgendetwas mangelte. Tom Porter hatte sich mittlerweile wieder in seinen grünen Ohrensessel fallen lassen. Schon seit Jahren hatte er vor allem Sammy in Verdacht, zu viel in seinem Garten anzubauen. "Das große Angebot an Gemüse und Früchten, ähem ..., sorgt für ..." – Blick in die Zeitung – "Inflation", sagte er zu sich selbst. "Das muss es sein. Und Juan ist zu faul, zu chaotisch. Wie oft hat er schon die Sendungen und den Handel durch das Postschiff verpasst – dieser elende Latino." Und wer musste ihm dann jedes Mal aushelfen? Natürlich die braven Bürger. Damit meinte er sich und Tanja. "Verdammtes Sozialsystem!", entfuhr es Porter, obwohl er allein war.

Seine Gedanken fokussierten sich wieder auf die Zeitung. Zumindest soweit sein verkümmerter Geist dazu in der Lage war. "Diese Latino-Griechen kriegen ja auch nichts auf die Reihe", dachte er, "und die anderen, anständigen Leute müssen wieder den Kopf herhalten." Für Porter hatte die Welt schon immer in Schubladen gepasst. Doch mit der Zeit war sein Denken immer einfacher geworden, was auch dazu führte, dass Sammy und Juan ebenso als Latinos durchgingen wie die Griechen. Dass nur Juan aus Argentinien stammte, Sammy jedoch ein Pazifik-Insulaner war, der sogar bereits vor ihm auf der Insel gelebt hatte, kümmerte ihn nicht.

Nachdem Porter den Artikel in seiner fünf Wochen alten Zeitung fertig gelesen hatte, war seine Laune für den Rest des Tages ruiniert. Er ging hinaus um zu arbeiten, was diese faulen Latinos seiner Meinung nach auch öfter mal tun sollten. Auf den Gedanken, dass die inflationäre Produktion in Sammys Garten die Frucht harter Arbeit war, konnte oder wollte Porters degenerierter Verstand nicht kommen. Porter ging nun, wie an so vielen seiner grimmigen Tage daran, sein Haus zu streichen oder notfalls Dinge zu reparieren, die gar nicht beschädigt waren. Manchmal pflegte er auch die Wege in oder um Settler's Point. Ihn machte es wahnsinnig, dass diese Aufgaben immer an ihm hängen blieben. Aber was sollte er tun? Tanja war schließlich eine Frau, für die Arbeit sich nicht schickte. Und von den faulen Latinos konnte er ja ohnehin nichts erwarten.

Dabei war Porters Drang nach Arbeit ganz klar übermäßig ausgeprägt. Er war zum einen anerzogen – sein strenger Herr Vater im alten Empire war ein fleißiger Mann gewesen. Zum anderen unterdrückte er mit harter Arbeit auch seinen Sexualtrieb und füllte ein weiteres großes Loch in seinem Leben – das Bedürfnis nach Religion. Denn seit die anderen Siedler vor fast zwei Jahrzehnten verschwunden waren, holte die Natur sich ihr Territorium im Landesinneren zurück. Urwald wucherte nun wieder dort, wo zuvor ein kleines Dorf entstanden war – damit war auch die Kirche verschwunden, für die ohnehin kein Pfarrer mehr da war. Porter gewöhnte sich den sonntäglichen Kirchgang also ab und bemerkte dabei gar nicht, dass dies eine Lücke hinterließ – eine Lücke, die findige Menschen für sich nutzen könnten. Doch an all dies dachte Porter natürlich nicht, als er sich an diesem Tag daran machte, den Weg von Settlers Pt. zum Fluss zu sanieren.

 

Kapitel II – Nordteil der Insel – Landkriege

 

Das Boot landete am hellichten Tag – ein ungewöhnlicher Beginn für eine Invasion. Ein Angriff, dessen genauer Hergang in der postinvasionären Geschichtsschreibung ohnehin mehrfach gedeutet worden ist. Die einen Quellen berichten dabei von stundenlangem vorhergehenden Artilleriebeschuss von See her, während laut anderen Hilfe durch höhere Mächte im Spiel war.

Zum Beispiel hält ein Auszug aus einer Chronik der Vorgänge im Pazifik zwischen 1945 und 2011 fest: "Um 1145 Zulu waren die ersten Einschläge der 125mm-Geschütze zu hören. Die Schiffsartillerie nahm aus einer Entfernung von circa 18000m den Strand südlich der Kamikowo Peninsula unter Beschuss. Nach zweistündigem Trommelfeuer landeten die Invasionstruppen und stießen auf keine Gegenwehr mehr. Sie marschierten anschließend nach Süden auf Settlers Pt." Zwischenzeitlich wird diese Schilderung allerdings angezweifelt. Ein Grund dafür könnte sein, dass sie von Jonas Robinson verfasst wurde. Robinson war der einzige US-amerikanische Kamikazepilot des Zweiten Weltkriegs. Der damals 20-Jährige verfehlte seinerzeit sein selbst ausgewähltes Ziel, ein japanisches Wäschereischiff, und stürzte in den Ozean. Den Rest seiner durch und durch militarisierten Tage verbrachte er auf Iwo Jima damit, Nachrichten aus dem Pazifikraum in martialischer Art und Weise zu chronologisieren.

Andere Erklärungen finden sich in religiösen Schriften unbekannten Ursprungs: "Und da kamen sie, die Gebrüder des Nordens, Söhne des Rasmus, Sohn des Hakin, Sohn des Tristan, Sohn des Jörn, Sohn des Dimobor, Sohn des Christian, Sohn des Troms, Sohn des Storuman, Sohn des Sortland, Sohn des Vibor und mit ihnen war der König des Ostens, Sohn des Peter, Sohn des Vassili, Sohn des Mikail, Sohn des Vladimir, Sohn des Medwed, Sohn des Ilitsch, Sohn des Leo, Sohn des Nikolai, Sohn des Jewgen, Sohn des Dimitri. Wolkenhimmel ward aufgezogen und Donnerschlag hallte und Blitze fuhren hernieder und versengten ihre Feinde, derer viele waren und die Gewässer schwollen an, sodass die Kinder ihrer Feinde ertranken. Und die Gebrüder des Nordens und der König des Ostens machten sich daran, ihre Botschaft des Friedens zu verbreiten und Glückseligkeit in die Herzen der Menschen zu bringen."

Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen diesen Varianten der Geschichtsschreibung: Tatsächlich brauchten die drei Fremden nicht viel, um die überraschte, vierköpfige Bevölkerung zu unterwerfen – eine Portion Machtstreben, bestimmtes Auftreten sowie ein mitgebrachtes Brett mit einem Nagel darin reichten aus. Der erste Schritt ging jedoch ohne alldies vonstatten. Auf dem Weg von der Bucht (die später in Anlehnung an die Nationalhymne "Right-Said-Bay" getauft werden sollte) trafen die drei damals noch Unbekannten auf Sammy, den sie mit glitzernden Ketten, Uhren und Basecaps auf ihre Seite brachten. Böse Zungen würden später behaupten, er habe sich in Goldketten legen lassen. Für drei weitere glitzernde Ringe aus einem Kaugummiautomaten und einer silber laminierten Hose ließen sie sich außerdem die Herrschaft über sein Land zusichern. Mit ihrer Ankunft in der kleinen Dschungelsiedlung Settlers Pt., der Weg dorthin wurde als "der lange Marsch in die Richmann's Bay" bekannt, begann schließlich eine neue Epoche der Geschichtsschreibung der Insel: die der Landkriege. Im ersten bewaffneten Konflikt wurde Juan im Schlaf überrumpelt und Tanja ein Messer aus der Hand geschlagen, das sie gerade benutzt hatte, um Zwiebeln zu schneiden.

Die zweite Auseinandersetzung folgte, als Porter von seinen Wegearbeiten zurückkehrte. In der Siedlung angekommen, erkannte er die gegnerische Übermacht und machte mit den Invasoren gemeinsame Sache.

Das war auch die Gelegenheit für ihn, um alte Rechnungen zu begleichen. Ohne Gegenwehr überließ er sein Land, unter der Voraussetzung, dass Latinos künftig kein Mitbestimmungsrecht mehr haben dürften und, dass sie alle in einem Haus zu wohnen hätten, das sie eigens dazu am Rand von Settlers Pt. zu errichten hatten.

Von dieser Abmachung aufgerüttelt, brach der Widerstand der Betroffenen los. Angesichts der feindlichen Übermacht formierten sie ihren Partisanenkampf im Urwald zwischen der Richmann's Bay und den Bergen des Fjordlands. Ihre asymetrische Kriegsführung äußerte sich in Angriffen auf Porter und sein Eigentum. Auch die Invasoren, in den Augen der Guerillas Porters Schutzmacht, waren mit ihrer überlegenen Schlagkraft nicht im Stande, den Widerstand im Dschungel zu brechen. Dieser Zweite Landkrieg erreichte eine solche Heftigkeit, dass auch die einzige Frau der Insel zum Arbeitseinsatz herangezogen wurde. In geheimen Fertigungshallen, Juans nun leerstehendem Haus, bauten sie auf diese Weise eine Anlage, um Pestizide aus Porters Gartenschuppen in den Urwald zu blasen. Diese Gasangriffe hatten die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte der Insel zur Folge: Unmengen von Bäumen gingen in dem Gebiet ein, Tiere starben und es entstanden große karge Flächen. Die übriggebliebenen Guerillas sahen sich somit in die Enge getrieben und ihrer Deckung beraubt, sodass sie bereit waren, an den Verhandlungstisch zu kommen.

Unter Vermittlung der Invasoren, die es gut verstanden sich als neutrale Schlichter zu profilieren, kam ein Konsens zustande, bei dem die ausgebluteten Bürgerkriegsparteien Zugeständnisse machen mussten: Porter verzichtete auf seine Forderung, Latinos per Gesetz als Bürger zweiter Klasse abzustempeln. Dafür hatte jedoch auch Juan seinen Grund als Schutzzone unter die Herrschaft der Vermittler zu bringen. Porter hatte seinen Besitz ja bereits zu Beginn des Konflikts zur Verfügung gestellt, um von dort aus Operationen in den Süden führen zu können. Somit war Tanja nach dem Zweiten Landkrieg die einzige einheimische Grundbesitzerin. Sie war als Trümmerfrau jedoch so ausgelastet mit dem Wiederaufbau, dass sie in den folgenden politischen Vorgängen praktisch keine Rolle mehr spielte. So viel zur Geschichte.

Kapitel III – Settlers Point/Richmann's Bay – Das Gesicht der Invasoren

 

Sammy betrachtete die drei Fremden mit Argwohn. Sein grundsätzlich freundliches Gemüt hatte ihn dazu veranlasst, ihnen zuerst ohne Misstrauen gegenüber zu treten. Und durch ihre wunderbaren Bling-bling-Gaben hatte er sie damals schnell als Homeboys betrachtet.

Doch alles hatte sich mit dem Ausbruch des Zweiten Landkriegs verändert – von Juan hatte er das Wort "Invasoren" für diese Teufel übernommen, die vermeintlich auf Porters Seite kämpften. Während der langen Tage im Urwald hatten sie für ihn nie ein Gesicht gehabt.

Erst als es in die zähen Friedensverhandlungen ging, änderte sich das. Denn der Feind Porter musste ebenso Zugeständnisse machen, wie er selbst und Juan. Und das, obwohl sie nach den Gasangriffen mit dem Rücken zur Wand standen. Es war ein Verdienst der Vermittler.

Sammy war also froh über das Patt im Bürgerkrieg und er war froh, dass die Neuankömmlinge – niemand wagte es mehr von Invasoren zu sprechen – dabei halfen, die Gräben zwischen den Bevölkerungsteilen wieder zu schließen. "Sie wachen über den Frieden auf der Insel", wiederholte er mantraartig ihre Losung. Er sagte sich das immer laut vor, wenn ihm etwas missfiel. Etwa, dass er zwanzig Prozent – den Zwant – seiner Erzeugnisse aus dem Garten abgeben musste.

"Damit können wir dafür sorgen, dass dich nie wieder jemand unterdrücken kann", hatte ihm Birga, der höchstgewachsene der Neuen, einmal erklärt. Sammy mochte ihn am meisten. Er hatte eine freundliche, warme Art und war nicht so streng wie die beiden anderen. Er trug fast immer schwarze oder zumindest dunkle Kleidung. Meistens ein Hemd und eine Cordhose. Seine ganze Erscheinung ließ ihn zuerst bedrohlich wirken. Doch in Wirklichkeit war er nett, freundlich und vor allem ehrlich. "Solange wir den Zwant bekommen, können wir dafür sorgen, dass 'die Anderen' euch nicht ausnutzen und aus Settlers Point vertreiben", sagte er weiter. "Stell dir vor, wir wären nicht noch gerade rechtzeitig gekommen, um die Gasangriffe zu beenden! Es war schwierig für uns, doch wir taten es für den Frieden auf der Insel. Weißt du noch, im Landkrieg hast du im Wald leben müssen, hattest kein Haus und keinen Garten – ist es jetzt nicht viel besser?"

Tatsächlich war es das. Insgeheim war Sammy sich sogar sicher, als Profiteur aus dem Konflikt hervorgegangen zu sein: Er hatte wundervollen Bling-bling-Stuff für sein Haus und seinen Grund bekommen, wo er trotzdem noch leben durfte. Die Fremden hatten Frieden gebracht, das hatte Birga ihm erklärt. Und Birga musste er einfach glauben. Schließlich hatte er die gleichen Rastalocken wie er selbst und hatte ihn schon mehrfach vor den beiden anderen Fremden in Schutz genommen. Er allein hatte dafür gesorgt, dass sie ihn weiterhin in seinem Haus wohnen ließen – ein Vorrecht, das "die Anderen" ihm nehmen wollten. Für den Frieden auf der Insel, hatte Birga ihm gesagt, sollte er nicht von Porter, sondern von den Anderen sprechen. "Ein friedliebender Mensch, dieser Birga", dachte Sammy mit der Zeit immer häufiger.

 

"Für den Frieden auf der Insel", hatte Mark Porter gebeten, solle er seine Rolle als Gewinner des Landkrieges nicht an die große Glocke hängen. Jeder wisse, dass er sich gegen die Übermacht der Latinos durchgesetzt habe. "Doch, bitte sag es nicht so deutlich – sprich lieber von 'den Anderen'", sagte Mark. Schließlich habe Porter mit dem Gasangriff seine eigenen Leichen im Keller liegen und Ivan und Birga seien der ganzen Sache gegenüber misstrauischer als Mark selbst. Porter traute Mark, denn er hatte dafür gesorgt, dass er weiterhin in seinem Haus wohnen konnte – obwohl er es im Zuge des Kriegs abgetreten hatte. Zudem hatte Mark, der schneidige Militäroberst in beiger Uniform und mit zahlreichen Orden dekoriert, ihm zur Seite gestanden. Ja, Porter glaubte, dass wenn Mark sagen würde wo es lang ginge, es ihm gelingen könnte, diese verdammten Latinos in die Schranken zu weisen. Er würde das sogar schaffen, ohne sie auch nur einmal so zu nennen. "Die Anderen." Genaugenommen gefiel Porter dieser Ausdruck sogar. Außerdem diente es ja dem Frieden auf der Insel. Ebenso wie der Zwant. Aber Recht und Ordnung, das hatte Mark ihm erklärt, gibt es eben nicht umsonst.

 

"Für den Frieden auf der Insel" ließ Juan sich schließlich zur Armee rekrutieren. Ivan, der schlacksige Brillenträger, der alles stets mit einer technischen Nüchternheit betrachtete, hatte ihm dazu geraten. Dort gebe es gutes Geld für wenig Arbeit. Außerdem könne er so ein Held werden, versicherte Ivan dem perspektivlosen jungen Mann.

Tatsächlich fiel es Juan nach dem Krieg schwer, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Sein Garten gab nun einfach weniger her als die anderen Beete und Felder. "Schuld daran ist das Soldatenleben, zu dem die Anderen dich gezwungen haben – einmal Soldat, immer Soldat", sagte Ivan. "Nur diesmal kannst du einer der Helden sein, der unsere junge Nation beschützt." Juan vertraute Ivan – schließlich war er Oberst und wusste wovon er sprach. Auch hatte er es als hoher Offizier zu verhindern gewusst, dass es zu Zeiten des Landkrieges noch mehr Gasangriffe von Seiten der Anderen gegeben hatte.

Im Friedensvertrag musste Juan auf sein Haus verzichten. Doch Ivan hatte die Idee durchgesetzt, es zur Kaserne umzufunktionieren. Somit hatte er ihm die Möglichkeit eröffnet, weiterhin darin zu leben. "Für den Frieden auf der Insel" pinselte Juan, der heißblütige Kerl, der ursprünglich niemals daran gedacht hätte sich an den Friedensvertrag zu halten, in dicken weißen Lettern an die Hauswand.

 

Kapitel IV – Settlers Point/Richmann's Bay – Einigkeit

 

Alltag kehrte ein und die erste Militärparade sollte abgehalten werden. Für diesen Tag war noch etwas Besonderes geplant: Das erste gemeinsame Singen der Nationalhymne. Schon Wochen zuvor hatte die Bevölkerung sie auswendig gelernt. Nun, am Nationalfeiertag der jungen Nation, würde sie aus den Kehlen aller Einwohner schallen, während das Militär paradiert.

Vor allem Porter konnte es kaum erwarten. Aus seiner Zeitung wusste er, wie wichtig eine Armee ist. Nun war es endlich soweit. An der Straßenecke von Settlers Pt. war eine Tribüne aufgebaut. Unten saßen die normalen Menschen, eine Etage darüber die hohen Vertreter von Politik und Militär: links Oberst Mark in beiger Uniform, die Brust mit unzähligen Orden verziert und die Augen hinter einer Fliegersonnenbrille versteckt. Birga hatte in Anzug und Krawatte in der Mitte Platz genommen. Zu seiner Rechten saß Oberst Ivan in seiner Tarnfleckuniform.

Auf ein Signal hin erhob sich die versammelte Menge von ihren Plätzen, einige hielten sich die rechte Hand aufs Herz, als die Musik aus den Lautsprechern dröhnte und es war wie eine Befreiung für Porter, als er endlich den Text herausdonnern konnte: "I'm too sexy for my ... too sexy for my ... too sexy, too sexy". Gleichzeitig stolzierte Juan über die Straße. Auf den Schultern seiner dunkelgrünen Uniform prangten die Nationalfarben, seine Feldbluse hatte er bis auf die obersten drei Knöpfe zugeknöpft und unter seinem schwarzem Berett lugten schwarze Locken hervor. Doch selbst ein heißblütiger Latino wie Juan war aufgeregt, wenn er derart im Mittelpunkt stand. Schweißperlen standen auf seinen zwei Tage alten Bartstoppeln und er musste sich zusammenreißen, nicht zu steif zu marschieren, sondern locker zum Takt zu laufen.

Am Ende der größten Militärparade, die er je gesehen hatte, musste Porter sich eine Träne aus dem Auge wischen. Er war so stolz auf die versammelte Truppe, die nun unter einem Banner mit der Aufschrift "Für den Frieden auf der Insel" stand. Das waren mit Sicherheit die besten Männer, die das Eiland zu bieten hatte.

Als sich die Aufregung unter den Zuschauern gelegt hatte, trat Oberst Mark an ein Rednerpult auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Es war mit Mikrophonen bespickt. Er tippte mit dem rechten Zeigefinger auf zwei von ihnen, um zu sehen, ob sie auch eingeschaltet sind. Schließlich wollte er nicht gegen den Lärm der vielen tropischen Vögel anbrüllen müssen, deren Bestände sich nach dem Gaskrieg erstaunlich schnell erholt hatten. Das laute Pochen war in ganz Settlers Pt. zu hören. Dann rückte der Oberst mit demselben Finger seine Sonnenbrille zurecht, stemmte sich mit beiden Händen auf das Pult und rief: "Einigkeit, meine lieben Freunde, ist ein kostbares Gut. Ein Geschenk. Ein Geschenk, das wir euch gebracht haben. Ein Geschenk, das es zu bewahren, ja notfalls zu verteidigen gilt. Wir, die Befreier, haben es euch gebracht. Doch wir brauchen euch, um es zu schützen. Denn es gibt Feinde eurer Einigkeit." Mark machte eine lange Pause und blickte in die Reihen der Zuhörer. In diesem Moment konnte Porter sich nicht mehr halten. "Die Anderen", schrie er aus vollem Leib. Er war von seinem Sitz aufgesprungen und ballte die Fäuste.

Für den Bruchteil einer Sekunde huschte Oberst Mark ein Lächeln über das Gesicht. Doch er reagierte nicht weiter darauf. Unbeirrt sprach er weiter: "Wir haben sie für euch beendet, die Zeit des Schreckens, die Zeit der Gasangriffe, doch nun brauchen wir euch. Wir brachen euer uneingeschränktes Vertrauen in eure Führung – so können wir unsere Werte verteidigen und eine Nation des Wohlstands werden. Doch dazu sind Opfer notwendig. Die Agrarflächen, die früher von unseren tapferen Armeeangehörigen bewirtschaftet wurden, brauchen Pflege. Diese Aufgabe müsst ihr übernehmen. Zudem muss der Handel intensiviert werden. Diese Aufgabe werden wir übernehmen. Der Zwant wird dabei weiterhin für infrastrukturelle Maßnahmen zurückgehalten, ein anderer Teil der Erzeugnisse wird für den internationalen Handel bestimmt sein, den wir für euch abwickeln werden."

Oberst Mark machte wieder eine Pause. Wieder rückte er mit dem Zeigefinger die dunkle, verspiegelte Brille zurecht. Dann hob er denselben Finger und verkündete mit fester Stimme: "Einigkeit, meine lieben Mitbewohner, ist ein kostbares Gut. Sie kann nur durch den Frieden auf der Insel existieren. Doch Wohlstand ..." die Augen der Zuhörer wurden größer "... ja Reichtum, wird es nur durch noch härtere Arbeit und durch Vertrauen in eure Führung geben!" Der Oberst straffte seine Uniform und breitete seine Arme aus. "Wollt ihr eine wohlhabende Nation sein?", fragte er. Ein einhelliges "Ja!" schallte ihm entgegen, bevor er die Frage überhaupt in Gänze gestellt hatte. "Wollt ihr die wohlhabensten Untertanen weit und breit sein?", fragte er gleich hinterher und wieder schnellte das "Ja" aus den Kehlen der Männer und Frauen, die sich jetzt endgültig damit arrangiert hatten, Untertanen zu sein.

Dieser erste Nationalfeiertag markierte den Beginn eines rasanten Aufstiegs. Die neue Führung intensivierte den Handel per Postschiff und schon bald kamen die ersten Schiffe, um Güter von der Insel zu holen oder Waren dorthin zu liefern. Das führte dazu, dass Settlers Point zu Settlers Port wurde: Der Ausbau sah vor, den Holzsteg zu erweitern und durch einen gegenüberliegenden Steg zu ergänzen. Auch an Land tat sich etwas. Gärten verwandelten sich in größere Felder und es kamen noch weitere Anbauflächen zwischen Strand und Living River dazu.

Der Wald wurde an den davon betroffenen Flächen gerodet. Das gewonnene Holz war nicht nur vorzügliches Baumaterial, sondern auch Exportgut. Mit den neuen Feldern, landwirtschaftlichen Schuppen und Holzlagern bekam die Umgebung von Settlers Port ein neues Gesicht.

Am Port selbst kamen auch immer mehr Maschinen an, irgendwann auch der erste Zementmischer, sodass die Siedler einen betonierten Platz und eine Lagerhalle errichteten. Dieser Ausbau geschah unter Birgas Aufsicht und mit Hilfe seiner "gütigen Ratschläge", wie er seine unantastbaren Anweisungen zu nennen pflegte. Doch Widerstand wäre angesichts der geschlossenen Verträge (Landbesitz), der Armee im Rücken und schließlich wegen des guten alten Bretts mit dem Nagel darin ebenso sinnlos, wie er auch undenkbar war. Denn der Aufschwung verschaffte dem Volk nicht nur Zufriedenheit, sondern es gab auch jede Menge Arbeit, die von jedem aufrührerischen Gedanken abhielt. Und schließlich war Birga ohnehin der am wenigsten militante der drei Befreier. Er setzte sogar die Armee im zivilen Aufbau ein, was dort allerdings nicht unbedingt Stürme der Begeisterung auslöste. Dafür gingen die Maßnahmen zügig voran.

Birga hatte das Projekt allein übernommen, weil Ivan und Mark auf eine Erkundungsexkursion aufgebrochen waren. Die wichtigsten Vorhaben und groben Schritte hatten die drei Herrscher jedoch zuvor abgesprochen: Ausbau des Hafens, der Landwirtschaft und der Verkehrswege. Doch Birgas Faible für Architektur schlug durch, sobald der Zementmischer zur Verfügung stand. Statt einfacher landwirtschaftlicher Schuppen ließ er pittoreske Betonklötze erstellen. Abwechslung brachten nur ebenso bizarre Holzgebilde, die aus Unmengen aufgestapelter Bretter bestanden.

 

Kapitel V – östlich des Mt Eden – Wildes Land

 

Soeben hatten Ivan und Mark auf einer behelfsmäßigen Brücke den Living River hinter dem Farmland bei Settlers Port überquert. Damit hatten sie sich gleichzeitig über die Grenze in die Wildnis gewagt. Diese zeigte sich hier von einer anderen Seite im Vergleich zu dem, was sie auf dem "langen Marsch" gesehen hatten. Die Gegend zwischen dem Ort und dem Nordteil der Insel war fast eben, eher spärlich bewaldet und mit großen Lichtungen gespickt gewesen.

Zwischen dem Rich River Delta und Mt Eden wurde der Wald jedoch dichter und dunkler. Verschiedene Laubbäume, Palmen und Farne standen dicht beieinander, sodass nur wenig Licht durch das Blätterdach drang. Nie war jemand hergekommen – zumindest nicht in den vergangenen Jahren. Porter hatte nicht gewusst, wozu er hinausgehen sollte – wozu er Settlers Pt. verlassen und unbekannte Teile der Insel sehen sollte. Wofür denn? Mit dieser Einstellung hatte er auch Tanja angesteckt. Denn für eine Dame gehörte es sich schon gar nicht, das Abenteuer im Unbekannten zu suchen.

Juan dagegen mochte die Landschaft und die Wildnis. Doch er konnte sich nie so richtig überwinden, zu einer größeren Erkundungstour aufzubrechen. Jedes Mal wenn er es versuchte, endete seine Unternehmung (die für gewöhnlich am späten Vormittag begann) in der Mittagshitze am Living River. Bei einer Zigarette und dem einen oder anderen Cerveza machte er lieber Siesta, bis er abends wieder nach Hause ging.

Sammy für seinen Teil hatte großen Respekt vor der Natur und seine eigenen Vorstellungen. Er war überzeugt, dass der Rauch, der oft vom Gipfel des Mt Eden aufstieg, vom Riesenjoint des darin lebenden Gottes Daginwa stammte. Wer es wagen würde seinen Flash zu stören, den würde Daginwa zusammen mit ein paar Chocobrownies verputzen. In das Land nördlich des Vulkans wagte er sich dagegen schon. In den sanften Ebenen lebten er und sein Volk vor der Ankunft der ersten Siedler – doch das ist ein anderes Kapitel. Furcht hatte Sammy vor dem Fjordland und dessen Bergen. Sagen berichteten, dass böse Geister in Tälern und Schluchten ihr Unwesen treiben. Düster und gefährlich war es dort, das hatte er auch den großen Befreiern beibringen wollen, aber sie wollten nicht hören.

Und nun waren zwei von ihnen ausgezogen, um diese furchtbare Gegend zu erkunden. Anschließend gingen sie jedoch in den Dschungel der Ebene zwischen Richmann's Bay und dem Süden. Ivan und Mark machten dort zwei Entdeckungen, die sie nach ihrer Rückkehr massiv für ihre Propaganda nutzen würden. Die erste betraf das (bisher) dunkelste Kapitel der Insel – die Landkriege und die damit verbundenen Gasangriffe. Stellenweise durchzogen lange Schneisen den Urwald, in denen alle Pflanzen und Tiere tot waren und in denen von den Bäumen nur noch die Stümpfe standen. Der Duft von Verwesung lag in der Luft.

Beinahe Erbrechen mussten die beiden Despoten und Forscher, als Ivan versehentlich auf den Kadaver einer Ziege trat. Als sein Stiefel in ihrem halb verwesten Bauch versank, entwichen Gase der Zersetzung mit einem Pfeiffen und ein verstörender Gestank verbreitete sich. Die beide würgten und spuckten, fingen sich nach ein paar Sekunden jedoch wieder. Das Bedürfnis, sich zu übergeben, ließ nach.

Einige Schritte hinter der toten Ziege fanden sie die Überreste eines kleinen Dorfs im Urwald. Es musste sich um die überwucherte Zivilisation der alten Siedler handeln. Teilweise waren die Häuser eingefallen, teilweise hatten sich Bambus und andere Pflanzen durch Dächer gebohrt und sie so zum Einstürzen gebracht. Vor den Gasangriffen muss die Siedlung im Wald fast unsichtbar gewesen sein. Jetzt waren die alten Mauern und Bretterverschläge besser zu erkennen und oft nur noch von verwelkten und toten Pflanzen bedeckt. Die Wirkung der Chemikalien war unübersehbar: Die Metallteile waren schwer oxidiert und in Mitleidenschaft gezogen, während das Holz in wesentlich besseren Zustand war. So kam es auch, dass die kleine Holzkirche des Dorfs als einziges Gebäude noch vier Wände und ein Dach hatte.

Die beiden Männer traten ein. Im Zwielicht des Gebäudes fanden sie Ritzungen in den Wänden. Was darauf zu sehen war, überraschte sie: Sie selbst und Birga wurden darauf als böse Wesen verspottet. An ihrer Seite war Porter in demütiger Pose zu sehen. Er schien den Fremden den Weg in den Dschungel zu weisen. Es handelte sich um Bilder, die die Guerillas hinterlassen hatten. Sie mussten diese alte Kirche im Dschungel als Unterschlupf genutzt haben.

Ivan und Mark sahen in den Bildern jedoch keine Gefahr. Sie sahen vielmehr eine weitere Gelegenheit, um ihre Macht und den Glauben an ihre guten Absichten zu untermauern. Behutsam veränderten sie die Darstellungen: Ihre Gesichter und das Birgas wurden unkenntlich. Porter sah nun nicht mehr demütig, sondern ängstlich aus, da die drei Gestalten ihn mit einem Brett mit einem Nagel darin bedrohten. Anschließend dokumentierten sie die ganze Szenerie.

Diese Bilder und die der Zerstörung, die das Gas im Wald angerichtet hatte, würden die gesamte Bevölkerung nach ihrer Rückkehr aufrütteln. Sie würden als Beweis für die Grausamkeit der Anderen herhalten und an das Geschenk des Friedens erinnern. Sie würden Porter als Opfer darstellen, das dem Treiben ohnmächtig zusehen musste. Doch erst die Befreier vermochten es, das scheinbar endlose Gleichgewicht des Schreckens zwischen den Kriegsparteien zu kippen und Frieden zu bringen. In der neuen Geschichtsschreibung würden sie eine Armee gründen und diese im Angesicht höchster persönlicher Gefahr in einen Feldzug für den Frieden und die Freiheit, für Recht und Ordnung führen.

Die zweite Entdeckung reizte vor allem Ivan: Ein Höhlensystem untertunnelte einen weiten Teil des Gebiets und reichte fast bis an die Tore von Settlers Port. Ivan schoss sofort der Gedanke durch den Kopf, diese Gänge technologisch zu nutzen um die Gesellschaft der Insel in ein neues Zeitalter zu führen. Ein Zeitalter, in dem Maschinen ihnen das Leben erleichtern würden und in dem die totale Technisierung sowohl schädliche Neigungen als auch menschliches Leid auslöschen würden. Für einige Minuten driftete er in diese Welt ab, auf dem Gesicht einen Ausdruck, der irgendwo zwischen Freude und Wahnsinn lag. Vor seinem geistigen Auge arbeiteten primatenartige Roboter, während die Menschen sich den Freuden des Lebens hingaben und ab und zu – aus purer Lust, nicht aus Notwendigkeit – neue Maschinen erfanden.

Fürs Erste kartierten Ivan und Mark die unterirdischen Gänge jedoch nur grob und zogen weiter in Richtung Süden. Sie überquerten einen weiteren, noch namenlosen Fluss. Weiter südlich floss er in einem großen Delta in den Pazifik und jenseits lag das kaum erreichbare Fjordland. Grob an der Stelle, an der der Fluss sich in zwei Ströme teilte, begann die steile Südseite des Mt Tacle anzusteigen, den sie mit 400 Metern Höhe in die Karte einzeichneten. Höher war lediglich der 520 Meter hohe Alp Peak, an dem sowohl die Quelle des Living River, als auch die des bisher noch namenlosen Flusses lag.

 

Kapitel VI – Settlers Port/Richmann's Bay – Rückkehr

 

Es war ein Bild mystischer, romantischer Landschaften und kahler, noch unbetretener Berggipfel, das die zurückgekehrten Forscher der Bevölkerung vermittelten. Das Bild einer Landschaft, die nur vom kühnsten Volke erobert und besiedelt werden konnte. Doch die Bewohner waren noch nicht so weit. Die Leute waren zu beschäftigt, um einen Sinn in der Eroberung des Unnützen zu sehen: Settlers Port befand sich noch immer im steilen Aufschwung. Felder mussten bestellt, Gebäude und andere Infrastruktur errichtet und Handel betrieben werden. Eigenmächtig hatte Birga zwischenzeitlich einen Namen für die Vorgänge der Modernisierung und intensiver Landwirtschaft erfunden und so das Zeitalter der "Birgatisierung" eingeläutet.

Das Volk gelangte zu relativem Wohlstand, stieß jedoch sehr bald an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Zudem war die Armee unzufrieden. Kein Soldat will für den zivilen Aufbau missbraucht werden. Lieber wollten die Streitkräfte in der Kaserne trainieren, was so viel bedeutete, wie nichts zu tun. Das wiederum wäre verschwendete Arbeitskraft gewesen, das sah jeder der drei Herrscher so. Bei ihrem ersten internen Treffen nach der Wiederkehr der Expeditionsmannschaft besprachen sie das weitere Vorgehen.

Mark: "Die Entwicklungen zwingen uns zu einem aggressiveren Vorgehen! Die Armee droht zu meutern und die Bevölkerung weiß nicht, wofür sie arbeitet. Der Wohlstand trägt für sie keine Früchte. Was her muss, sind Erfolge – die Massen schreien nach Macht, nach Blut und Spielen."

Ivan: "Ich sehe die Problematik auch. Doch was meinst du mit Blut und Spielen?"

Mark: "Expansion."

Ivan und Birga: "Expansion?"

Birga: "Jetzt schon? Wir sind nur ein kleiner Staat und haben noch nicht einmal Waffen!"

Mark: "Dann müssen wir welche kaufen."

Birga: "Unsere Wirtschaft ist nicht weit genug entwickelt für solche Späße. Unsere Architektur ist noch nicht prächtig genug, um sie einem anderen Volk aufzuzwingen und ihnen so unsere Überlegenheit zu zeigen. Und ..., und wir brauchen noch kein zusätzliches Land."

Ivan: "Das stimmt. Lasst uns uns lieber auf unsere eigene Entwicklung konzentrieren. Wir befinden uns technisch quasi noch in der Feudalzeit. Und da gibt es diese Höhlen südlich von hier ..."

Mark: "Ich weiß, ich weiß. Ich bin kein Idiot. Natürlich habt ihr recht. Wir brauchen keine echte Expansion, solange wir nur einen Bruchteil unserer Insel ausbeuten. Wir brauchen kein zusätzliches Land, wenn wir nicht einmal genug Menschen haben, um es zu besiedeln. Aber wir haben das Volk damit geködert, mächtige und wohlhabende Untertanen zu sein. Es sollten schnelle Ergebnisse her."

Ivan: "Und die Armee ist unterfordert und frustriert. Sie sollte Heldentaten vollbringen, damit wir unseren Militärkult aufrecht erhalten können."

Birga: "Ihr wisst, dass ich euren Armeekult für gefährlich halte. Aber ich stimme damit überein, dass ein militärischer Erfolg die Bevölkerung berauschen würde."

Mark: "Na seht ihr?! Und danach wäre auch wieder die Energie und Begeisterung vorhanden, um uns technisch weiterzuentwickeln und zivilisatorische Maßstäbe zu setzen. Doch fürs erste schlage ich vor, dass wir zur Kolonialmacht aufsteigen: Nordöstlich von uns befindet sich eine kleine Insel, flächenmäßig gerade mal so groß, wie die Kamikowo Peninsula und natürlich unbewohnt. Sie wartet nur darauf, unterworfen zu werden."

Ivan: "Das Ganze sollte trotzdem wie ein echter Coup aussehen. So bekommt die Armee Aktion und die Bevölkerung Heldengeschichten. Wir sollten also aufrüsten."

Mark: "Das wäre auch mein Vorschlag gewesen."

Birga: "Ok, ok, kauft euch Waffen und spielt Krieg. Solange ich die übrigen drei Viertel unseres Menschenmaterials frisch und motiviert für die wichtigen Dinge einsetzen kann!"

Mark: "Wie für die Birgatisierung?"

Birga: "Na gut, das war vielleicht etwas forsch. Aber nun könnt ihr ja euren Feldzug führen und selbst ins machtpolitische Rampenlicht aufschließen."

Mark: "Keine Sorge, das werden wir. Und wir werden alle davon profitieren. Ivan, möchtest du die Waffenbeschaffung und die Operationen an Land übernehmen, während ich mich um die navalen Aspekte des Feldzugs kümmere?"

Ivan: "In Ordnung."

Mark: "Doch wir brauchen uns nichts vorzumachen – Helden werden in einer solchen Aktion am Boden gemacht. Da es sich aber um mein geistiges Kind handelt, hätte ich gerne den Oberbefehl, sodass ich das Gehirn dahinter bin, du aber als Kommandeur am Boden die soldatischen Lorbeeren einheimst."

Ivan: "Das klingt fair."

 

In den folgenden Wochen nahmen die Vorbereitungen für den Feldzug ihren Lauf. Der zivile Aufbau wurde gedrosselt und die Armee trainierte in der Kaserne. Auf Ebay bestellte Ivan ein altes sowjetisches 7,62-cm Feldgeschütz ZIS-3. Diese 1942 entwickelte Waffe wurde in großer Zahl in alle Welt exportiert, weswegen sie noch heute in der dritten Welt anzutreffen ist. Um die gut 1,1 Tonnen zu bewegen, kam ein Esel als erster Neuankömmling seit langem auf der Insel an. Weiterhin bekam Juan eine Kalaschnikow zur Verfügung gestellt. Weitere drei Sturmgewehre behielten die Herrscher vorsichtshalber für sich. Schließlich hatten sie ihrer Armee ein Mittel in die Hand gegeben, das ihr Brett mit dem Nagel darin alt aussehen ließ. Als Transportmittel schafften sie ein amphibisches Transportfahrzeug LARC-5 an. Es erfüllte Birgas Bedingung, dass es nach der Militäraktion vor allem zivilen Ansprüchen genügen würde, etwa um in schwer erreichbare Teile der Insel vorzudringen.

Der Bevölkerung musste die bevorstehende Operation nicht sonderlich gewieft verkauft werden. Durch jahrzehntelange Isolation war ihr jegliches politisches Rechtsempfinden abhanden gekommen. Ihnen erschien es vollkommen legitim, eine Kolonie mit Waffengewalt für sich zu gewinnen. Es lag jedoch Spannung in der Luft, weil die Herrscher ihnen die bevorstehende Aktion als hochriskanten Feldzug verkauften.

Und dann kam der D-Day. Wieder war es Birga, der zurückblieb, während Ivan, Mark und Juan in das Amphibienfahrzeug bei Settlers Port stiegen. Das Geschütz war schon am Abend zuvor aufgeladen worden. Und jetzt, noch vor dem Morgengrauen, machte sich die Invasionsflotte auf den 40 Kilometer weiten Weg zur kleinen Nachbarinsel. Knapp drei Stunden lang dümpelten sie durch die ruhige See.

Die Landung selbst ging schließlich reibungslos über die Bühne: Das Fahrzeug rollte an einen breiten Strand, Juan sprang von Bord und ballerte ein wenig in der Gegend herum, bevor er sich daran machte, den Esel dazu zu treiben, das Geschütz an Land zu ziehen. Zwischen Felsen und Büschen am Rande des Strands bauten die drei Soldaten unter einem Tarnnetz einen Kommandostand und die Geschützstellung auf. Aus Kostengründen schossen sie jedoch nur dreimal auf das 350 Meter entfernte gegenüberliegende Ende der Insel und mussten feststellen, dass schon ein Schuss davon als Blindgänger liegen blieb. Alles in allem bewertete das Oberkommando die Invasion jedoch als vollen Erfolg. Die Operation dauerte noch drei weitere Tage, die die Soldaten vor allem damit verbrachten, zu baden und Bier zu trinken. Danach kehrten die siegreichen Streitkräfte wieder heim – in voller Stärke, denn die weiteren Pläne auf der Hauptinsel erforderten jeden Mann.

 

"I'm too sexy for my ... too sexy for my ... too sexy, too sexy", dröhnte es durch Settlers Port, während die Truppen über die Straße paradierten. Die Kommandeure des Feldzugs hatten sich in geradezu selbstloser Bescheidenheit auf die Tribüne zurückgezogen und überließen dem Kämpfer das Feld. Konfetti und Luftschlangen säumten die Straße und die versammelte Bevölkerung jubelte Juan zu, als er über die bunten Papierfetzen stapfte. Er marschierte mit stolz geschwellter aber unübersehbar unrasierter Brust an ihnen vorbei. Hinter sich her zog er den auf "Mario" getauften Esel, der wiederum das Geschütz zog. Nach dem Aufmarsch erzählte Oberst Mark von den Heldentaten der Armee. Von harter Gegenwehr und höchster persönlicher Gefahr und von einem bestialischen Gegner – einer Abordnung der Anderen – der nur dank der Tapferkeit der Inselarmee besiegt werden konnte. Er erzählte all das, was das Volk gerne glauben und Juan noch lieber immer wieder erzählen würde. Volk und Armee waren zufrieden.

Die Ereignisse der vergangenen Tage sollten in den folgenden Monaten nochmals in dramatischer Weise aufgearbeitet werden. Im Internet, das ein weiteres Geschenk der Herrscher an das Volk war, erschien die Schilderung harter Kämpfe. Ähnlich, wie Mark sie verbreitet hatte, nur mit wesentlich mehr militärischen Details. Dahinter steckte Chronist Jonas Robinson, den weder Beweggründe noch Folgen des Feldzugs interessierten. Mit seiner unkritisch-militärischen Sicht, tat er der Inselregierung einen weiteren Gefallen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Teil II – Urbanisierung der Gesellschaft

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel I – Settlers Port/Richmann's Bay – "Der große Sprung nach vorn"

 

Die Einnahmen der Insel waren im vergangenen Jahr exponential gestiegen. Die Bevölkerung hatte so hart gearbeitet wie nie zuvor – allerdings mit einer weiteren Veränderung in ihrem Leben: Jeder, der wollte, hatte in diesem Jahr einen einwöchigen Urlaub auf dem in der Operation "Inselsturm" besetzten Eiland verbringen können. Arrangiert hatte das ihre wunderbare Führung.

Nur Porter hatte darauf verzichtet – er wusste nicht, was er mit Urlaub anfangen soll. Zuhause war es schließlich schön. Außerdem traute er der Situation nicht und wollte Tanja nicht aus den Augen lassen. Seit Juan ein Held war, sah sie ihn mit besorgniserregender Begeisterung an. Das gefiel Porter nicht. Zum Teufel, Juan war tatsächlich ein Held, das wusste auch er. Er war verdammt stolz auf ihn. Denn er kannte die Geschichten aus dem Krieg: Harte Gegenwehr trotz vorhergehenden verheerenden Artilleriebeschusses, Verteidigung gegen Menschenwellen des Gegners und mörderischer Nahkampf. Ja, er war stolz auf die Leistung der Armee, nur was Tanja anging, traute er Juan nicht.

Aber solange er hier war, konnte er sich nicht beklagen. Er liebte seine Insel, deren Wohlstand ständig wuchs und die sogar schon eine Kolonie hatte. Ähnlich sahen das auch die anderen Bewohner.

Besorgt waren lediglich die Väter dieser Entwicklung. Denn seit mehr als einem Jahr florierte zwar der Handel, Settlers Port war eine ansehnliche Siedlung geworden und die Macht der Drei war ausgebaut – doch eben sehr begrenzt.

Das musste sich ändern. Mehr Menschen mussten her. Über Anzeigen im Internet wollten sie ein bestimmtes Klientel locken: Leute, die leicht beeinflussbar waren, schnell dazu neigten, andere aufgrund von Vorurteilen zu verdammen und die bereit waren, das nationalistische Personenkultsystem auf der Insel zu tragen.

Auf ihre Anzeigen im Internet reagierten vor allem Sozialpädagogen, Lehrer und Journalisten. Ihre Werbung besagte in etwa:

 

"Sie wollen einen Ausweg aus der modernen und schnelllebigen Gesellschaft finden? Sie Träumen von einem Leben in einem Inselparadies? Kommen Sie zu uns und leben Sie Ihre Vorstellungen in einer utopischen Gemeinschaft ohne Gewalt und Rangordnung. Ohne Statussymbole und ohne die Hektik einer Großstadt. Kommen Sie nach Settlers Port. Leben Sie auf der Insel!"

 

Wer anschließend auf einen neben der Anzeige sitzenden Affen mit Bankermütze und Taschenrechner klickte, öffnete ein Pop-up. In diesem Fenster ging es nun ans Eingemachte. Der Text darin erklärte, dass der Bewerber sich Flug und Schifffahrt selbstverständlich selbst finanzieren müsse und sich mit umgerechnet 50.000 Euro ins Staatsvermögen einzubringen habe. Wer damit einverstanden war, konnte entweder recht schnell ein Visum beantragen oder sich die endlos langen AGB's durchlesen. In diesen war zwischen endlosen Allgemeinplätzen und Abtretungen von Verantwortung auch zu lesen, dass die Insel ein Freiwilligenmilitär hatte. Nach endlosen weiteren Texten stand irgendwo versteckt auch der Satz: "Erklärtes Ziel ist es, eine moderne Gesellschaft in einer Großstadt aufzubauen".

Und die neuen Bewohner kamen. Nach und nach erreichten immer mehr Menschen die Insel, bauten sich Existenzen auf, zahlten den Zwant, versorgten sich selbst und waren dennoch in der Lage, sich am Handel auf der Insel und durch ihre Führung auch an den Geschäften mit der Außenwelt zu beteiligen. Die dafür fälligen Abgaben für das Gemeinwesen bezahlten sie bereitwillig.

Mit der florierenden Landwirtschaft entstanden neue Berufe. Das trug zur Explosion von Settlers Port bei. Zuerst wurde auf Birgas Drängen hin ein sechsstöckiger Glas- und Betonbau errichtet: das Steuer- und Finanzzentrum. Geld dafür war tatsächlich vorhanden. Denn über ein Jahr lang, hatte die Bevölkerung nur gearbeitet, den Zwant bezahlt und nur kleine Teile des Handelsgewinns gesehen. Staatliche Ausgaben gab es seit dem Eroberungsfeldzug "Inselsturm" kaum. Die Herrscher nahmen sich in dem neuen Gebäude höchstpersöhnlich der Steuerangelegenheiten an. Lediglich halbtags wurde Tanja als Bürohilfe eingestellt.

Da sich die Landwirtschaft dank des Imports von Maschinen rasant ausbreitete, wurden mit der Zeit immer mehr Flächen kultiviert. Gab es Anfangs noch problemlos Konzessionen, wurde dies nun ebenfalls durch ein Amt geregelt. Nach und nach gab dieses immer mehr Flächen entlang beider Seiten des Living Rivers nach Norden frei. Auch dieses "Amt für Land" erhielt einen eigenen, mehrstöckigen Bau in Settlers Port und war gleichzeitig das erste größere Gebäude jenseits des Flusses. Diesen überspannte nun eine breite Fußgängerbrücke, ein ansehnlicher Betonbau.

Der Behördengang jedoch war für viele lästig. Denn der zum Amtsleiter ernannte Porter schikanierte die Bittsteller gerne und neigte zu Rassismus – auch wenn am Ende trotzdem jeder bekam, was er wollte, dafür sorgten seine Chefs, die stets auf Wachstum bedacht waren.

Mit diesen Vorgängen veränderte sich auch das Selbstverständnis, was die Arbeit auf den Feldern anging. Eine Unterhaltung zwischen Porter und Tanja, die sich nach der Arbeit hin und wieder über den Weg liefen, verdeutlicht dies.

"Guten Abend Tanja", rief Porter, der gerade auf der Brücke den Fluss überquert hatte. Er hatte einen guten Tag im Büro gehabt, einem verdammten Latino das Leben schwer gemacht und fühlte sich jetzt gut genug, um die Dame anzusprechen.

"Nabend Herr Porter", kam es sogleich zurück. Als Tanja gleichzeitig ihren Blick auf den Boden wendete, fragte sie noch: "Wie war Ihr Arbeitstag?"

"Furchtbar", entfuhr es Porter. "Wissen Sie, meine Aufgabe ist es, den Menschen zu neuem Land zu verhelfen. Doch es ist schlimm, diese Bauerntrampel können nicht einmal die Formulare 32 und 32A auseinanderhalten. Wegen dieser Unfähigkeit musste ich einen der Neuzugezogenen heute mit dem richtigen Formular ausstatten und ihm für morgen einen neuen Termin geben. Und stellen Sie sich vor, einem anderen kann ich erst nächste Woche weiterhelfen."

"Das ist ja furchtbar. Schwieriger Fall mit dem guten Mann?"

"Ja", sagte Porter nur mit einem milden väterlichem Lächeln, dachte sich jedoch, dass der verdammte Latino zuerst fünf Mal ausnüchtern müsse, bevor er sich das Formular überhaupt ansieht.

"Aber Porter", sagte Tanja und berührte seinen Unterarm sanft. "Sie dürfen nicht von jedem unserer braven Bürger verlangen, auf unserem Niveau zu sein. Die meisten von ihnen sind nur Bauern."

Das Gespräch zog sich noch ein wenig hin, ohne etwas Neues zu bringen. An diesem Tag war Porter sogar in so guter Verfassung, dass er es sich sparte, Tanja zu sagen, dass die Latinos in den Streitkräften gut aufgehoben wären. Üblicherweise neigte er dazu, sie zu belehren, dass die vorbildlichen Männer dort ihr Leben ausschließlich der Armee widmen würden.

 

In kürzester Zeit schossen noch zwei weitere Gebäude aus dem Boden: Ein Vierstöckiges Wohnhaus und endlich auch ein angemessener Regierungssitz. Das Wohnhaus war notwendig, weil die meisten Neuankömmlinge es nach bezahlter Beteiligung für die Inselgesellschaft schwer hatten, in eigenen Häusern unterzukommen. Sie arbeiteten tagsüber hart und konnten sich so eine Wohnung in diesem Haus auf der Westseite des Living River leisten.