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Rolf Steininger

Von der Teilung zur Einheit Deutschland 1945–1990

Rolf Steininger

Von der Teilung zur Einheit Deutschland 1945–1990

Ein Lesebuch

StudienVerlag

Innsbruck
Wien
Bozen

Inhalt

Vorbemerkung

Einleitung

1. „Wir kommen als Sieger, nicht als Unterdrücker.“
Deutschland – besiegt und besetzt

„Wir haben auf euer Kommen gewartet.“

Erste Maßnahmen

Keine Fraternisierung

2. „Potsdam eröffnet eine bedrückende Aussicht.“
Terminal – die Konferenz der „Großen Drei“

Die Initiative Churchills

Ort und Termin der Konferenz

Die Akteure: Truman, Churchill, Stalin

Die Atombombe

Grundsätze für die Behandlung Deutschlands

Die Reparationen

Teilung Deutschlands?

Die Oder-Neiße-Linie

Weitere Entscheidungen

Fazit: Was bleibt von der Potsdamer Konferenz?

3. „Die Russen sind auf dem Rückzug.“
Von der Bizone zur Bundesrepublik

Frankreichs Obstruktionspolitik und Großbritanniens „russische Gefahr“

Keine wirtschaftliche Einheit

Die Entscheidung

Teilung Deutschlands und Europas?

Die erste Reorganisation

Gegenstück: Deutsche Wirtschaftskommission

Auf dem Weg zur Bundesrepublik

4. „Faktisch eine Aufteilung Deutschlands in zwei Teile.“
Von der sowjetischen Zone zur DDR

Die Sowjetische Militäradministration

Die Zwangsfusion von KPD und SPD zur SED

Die SED – eine „Partei neuen Typs“

„Wenn wir eine Regierung gründen, geben wir sie niemals wieder auf ...“ Die Gründung der DDR

5. Erinnerungen an die Jahre 1945–1949
Zeitzeugen im Jahr 2006/2007

8. Mai 1945: Tag der Niederlage oder Tag der Befreiung?

Die Besatzungsmächte

Die Währungsreform

Die Bundestagswahl 1949

Das Lebensgefühl

Der Nürnberger Prozess

6. Was bleibt von den Jahren 1945–1949
auf dem Weg zur Teilung?

Initiativen von Briten und Amerikanern

Die gesamtdeutsche Ministerpräsidentenkonferenz im Juni 1947 in München

7. „Amerikanischer als die Amerikaner.“
Die Stalin-Note vom 10. März 1952

Die Westmächte und die Note

Adenauer und die Note

Fazit: Was bleibt von der Stalin-Note?

Wertungen im Jahr 2007

8. „Wir wollen Freiheit, Recht und Brot, sonst schlagen wir die Bonzen tot!“
Der 17. Juni 1953

Der Aufstand

Die neue US-Administration: roll back

Der Tod Stalins

Churchill und die Wiedervereinigung

Die Reaktion des Westens

Fazit: Was bleibt vom 17. Juni?

Zeitzeugen im Jahr 2007

9. „Die Möglichkeit der Existenz zweier deutscher Staaten.“
1955–1958: BRD und DDR, NATO und Warschauer Pakt

Adenauers Moskaureise

Die Hallstein-Doktrin

DDR und Nationale Volksarmee

Atombewaffnung der Bundeswehr?

Das KPD-Verbot

Rückkehr der Saar, Rentenreform und Bundestagswahl, „Kampf dem Atomtod“

10. „Der Westen tut NICHTS!“
Der Bau der Mauer in Berlin: Abschluss der Spaltung

Operation „Rose“

Das sowjetische Ultimatum und der Westen

John F. Kennedy in der Berlinkrise

Franz Josef Strauß in Washington

„Der Westen tut NICHTS!“

Verhandeln – und Adenauers Misstrauen

John F. Kennedy: „Ich bin ein Berliner!“

Fazit: Was bleibt von Berlinkrise und Mauerbau?

11. „Sind Sie bereit, auch zu zweit zusammenzuarbeiten?“
Adenauer und de Gaulle und der deutsch-französische Vertrag vom 22. Januar 1963

Erstes Treffen Adenauer – de Gaulle

De Gaulles Pressekonferenz am 14. Januar

Die Unterzeichnung

12. Was bleibt von Adenauer?

„Adenauer war nicht irgendein Bundeskanzler.“

„Wahrscheinlich der beste Kanzler, den wir bekommen konnten.“

Zeitzeugen im Jahr 2007

13. „Die größte Krise in der Geschichte der Bundesrepublik.“
150 Panzer für Israel?

Die ersten Botschafter

Vergangenheitsbewältigung

Das Luxemburger Abkommen

Adenauer – Ben Gurion

Militärische Zusammenarbeit

150 Panzer für Israel?

Aufnahme diplomatischer Beziehungen

Die DDR und Israel

14. „Durch Anwendung der Waffe zur Ordnung rufen.“
1961–1969: Die DDR nach dem Mauerbau

Politische Strafurteile

Neues Ökonomisches System

Kulturpolitischer Kahlschlag

Ökonomisches System des Sozialismus

Ulbrichts Scheitern

15. „Die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten ist nicht real.“
1962–1969: Deutsch-deutsche Beziehungen

Friedliche Koexistenz

„Wandel durch Annäherung“ und das Passierscheinabkommen

Der gescheiterte Zeitungsaustausch

Die SED und die Wiedervereinigung

Der gescheiterte SPD-SED-Redneraustausch

Die DDR und die Große Koalition

16. „Willy Brandt ans Fenster!!!“
Die Ostpolitik der Regierung Brandt/Scheel

Aussöhnung mit Osteuropa und zwei deutsche Staaten

Der Vertrag von Moskau

Treffen in Erfurt und Kassel

Der Vertrag von Warschau

Willy Brandts Kniefall in Warschau

Das Berlin-Abkommen

Washington und die Ostpolitik

Ratifizierung der Ostverträge

Grundlagenvertrag, Neuwahlen, BRD und DDR in der UNO, Vertrag mit Prag

Fazit: Was bleibt von der Ostpolitik?

Was bleibt von Willy Brandt? Zeitzeugen 2007

Was bleibt von Brandts Kniefall?

17. Helmut Schmidt: „Der Terrorismus ist keineswegs tot.“
Der Kanzler und die Staatsräson

Helmut Schmidt als Bundeskanzler

Die Anfänge

Peter Lorenz und Stockholm

Hanns Martin Schleyer und Mogadischu

18. Helmut Schmidt „bereit, sich unter Umständen erschießen zu lassen“.
Der Kanzler und der NATO-Doppelbeschluss

Helmut Schmidts Rede in London

Helmut Schmidt sucht Verbündete

108 Pershing II und 116 Cruise Missiles

Der NATO-Doppelbeschluss

Die Stationierung

Der Kanzlersturz

Fazit: Was bleibt vom NATO-Doppelbeschluss? Zeitzeugen im Jahr 2007

Was bleibt von Helmut Schmidt?

19. „Die DDR kann ohne die Sowjetunion nicht existieren.“
1971–1989: Die DDR unter Honecker

Ulbrichts Sturz

Wirtschaftspolitik und Repression

Auf dem Weg zum 9. November

20. „Erich Honecker ein verlässlicher Vertragspartner.“
1974–1989: Deutsch-deutsche Beziehungen

Helmut Schmidt und die DDR

1982: Kontinuität unter Helmut Kohl

1983: Milliardenkredit und Moskau

1987: Erich Honecker in der Bundesrepublik

Wer war Erich Honecker? Zeitzeugen 2007

Ein Wort zu US-Präsident Ronald Reagan

21. „Wer zu spät kommt ...“
Auf dem Weg zum Fall der Mauer

Kirche und erste Protestaktionen

7. Mai 1989: Kommunalwahlen

Massenflucht

Neues Forum

„Wer zu spät kommt ...“

22. „Sofort, unverzüglich.“
Der Fall der Mauer am 9. November 1989

Das Missverständnis: „Sofort, unverzüglich.“

Helmut Kohl, George H. W. Bush und Michail Gorbatschow

Weitere Zeitzeugen 2007 zum Mauerfall

Das Elend des ZK der SED

23. „Wir sind ein Volk!“
1989/90: Auf dem Weg zur Einheit

28. November 1989: Helmut Kohls Zehn-Punkte-Plan

19. Dezember 1989: Helmut Kohl in Dresden

22. Dezember 1989: Das Brandenburger Tor ist offen

4. Januar 1990: Helmut Kohl bei François Mitterrand

26. Januar 1990: Kurswechsel in Moskau

10./11. Februar 1990: Helmut Kohl bei Michail Gorbatschow

24./25. Februar 1990: Helmut Kohl bei George H. W. Bush

Die Oder-Neiße-Grenze: Polens Westgrenze

24. „Die Einheit muss so schnell wie möglich kommen.“
1990: Innenpolitik für die Einheit

18. März 1990: Erste freie Wahlen in der DDR: PDS – SPD – Allianz für Deutschland

1. Juli 1990: Die Wirtschafts- und Währungsunion

23. August 1990: Entscheidung für den 3. Oktober

31. August 1990: Der Einigungsvertrag

Die Stasi-Akten

25. „You are not part of the game.“
1990: Außenpolitik für die Einheit

Washington an der Seite Bonns

Der Zwei-plus-Vier-Mechanismus

5. Mai 1990: Das erste Zwei-plus-Vier-Gespräch

31. Mai 1990: Wendepunkt in Washington: Das ganze Deutschland in der NATO

14.–16. Juli 1990: Helmut Kohl bei Michail Gorbatschow

12. September 1990: Unterzeichnung in Moskau

26. 3. Oktober 1990: Die Einheit

Der Tag

Zeitzeugen, die den Tag erlebt haben: Erinnerungen im Jahr 2007

Wie der 3. Oktober zum „Tag der deutschen Einheit“ wurde

27. Was bleibt von der Einbindung der Bundesrepublik in den Westen auf dem Weg zur Wiedervereinigung?

Wir sind noch einmal davongekommen

Adenauer als Partner

Vom Mauerbau zur Ostpolitik

Bundeskanzler Helmut Schmidt und US-Präsident Jimmy Carter: Von Wiedervereinigung keine Rede

US-Präsident Ronald Reagan: „Die Teilung Deutschlands ist etwas Unnatürliches.“

28. Was bleibt von Helmut Kohl?

„Das Spiel seines Lebens“

Virtuose der Macht

Kanzler der Einheit. Wertungen im Jahr 2007

ANHANG

1. Abkürzungen

2. Zeittafel

3. Literatur

4. Fernsehen

Vorbemerkung

Im September 1973, zwölf Jahre nach dem Mauerbau, wurden die Bundesrepublik und die DDR Mitglieder der UNO. Viele Beobachter sahen dies als endgültige Anerkennung der Teilung Deutschlands, auch wenn Außenminister Walter Scheel in seiner Einführungsrede vor der UNO-Vollversammlung erklärte: „Unser Ziel bleibt klar: Die Bundesrepublik Deutschland wird weiter auf einen Zustand des Friedens in Europa hinwirken, in dem das deutsche Volk seine Einheit in freier Selbstbestimmung wiedererlangt.“

Genau daran glaubte damals wohl niemand mehr im Ausland – und in den folgenden Jahren wohl auch immer weniger Menschen in Deutschland. Selbst Helmut Schmidt hatte seine Zweifel. Zur Wiedervereinigung meinte der Kanzler 1982 zum französischen Staatspräsidenten François Mitterrand, die Deutschen hätten sich damit abgefunden, „dass sie in diesem Jahrhundert nicht möglich sei“; sie sei „um Lichtjahre entfernt, also völlig unrealistisch“. Das ging selbst Außenminister Hans-Dietrich Genscher zu weit. Er machte an dieser Stelle des Protokolls ein Ausrufezeichen und notierte: „Na, na.“

Als Schmidt das mit den Lichtjahren zu Mitterrand sagte, hat der möglicherweise an seinen berühmten Landsmann François Mauriac gedacht, der an einer Stelle gemeint hatte: „Ich liebe Deutschland so sehr, dass ich froh bin, dass es gleich zwei Deutschland gibt.“ Im Ausland dachten damals viele so: Zwei deutsche Staaten, die Teilung des Landes als Lösung des „deutschen Problems“, gewissermaßen als Preis für den verlorenen Krieg, war vielen sehr sympathisch.

Auch US-Präsident John F. Kennedy glaubte nicht an eine Wiedervereinigung. Er gab Anweisung, in internen Papieren das Wort Wiedervereinigung durch Selbstbestimmung zu ersetzen. Und nach dem Bau der Mauer 1961 meinte er intern:

„Es ist doch einfach idiotisch, dass wir wegen eines Vertrages, der Berlin als zukünftige Hauptstadt eines wiedervereinigten Deutschland vorsieht, mit der Gefahr eines Atomkrieges konfrontiert sind, wo wir doch alle wissen, dass Deutschland wahrscheinlich nie mehr wiedervereinigt wird.“

Für viele war die Teilung des Landes jedenfalls die Antwort auf die viel zitierte „deutsche Frage“. Ich habe das immer anders gesehen. In der Schlussbetrachtung meiner im Fischer Taschenbuch Verlag erschienenen zweibändigen „Deutschen Geschichte 1945–1961“ hatte ich noch 1983 geschrieben: „Es muss heute und in Zukunft darum gehen, die deutsche Frage offenzuhalten; die Teilung des Landes kann und darf nicht die Lösung des deutschen Problems sein.“ In vielen meiner Arbeiten habe ich mich in den vergangenen Jahren mit dieser „deutschen Frage“ beschäftigt und mich dabei an das gehalten, was ich 1983 geschrieben hatte. Der vorliegende Band ist so etwas wie die Summe dieser Arbeiten, eine Art „Lesebuch über Teilung und Einheit“, an entscheidenden Stellen ergänzt um Auszüge aus den Interviews, die Heribert Schwan und ich in den Jahren 2006 bis 2008 für unsere ARD-Fernsehserie „Bonner Republik“ geführt haben. Die Darstellung endet mit dem 3. Oktober 1990, dem Tag der Wiedervereinigung. Dieser Tag war die Antwort auf die viel zitierte „deutsche Frage“; mit ihm endete eine entscheidende Phase der deutschen Geschichte und eine neue begann – mit neuen Problemen.

Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, sei neben meinen im Anhang genannten Arbeiten auch auf meine Website mit den Schwerpunkten Deutschland 1945–1949, Bonner Republik, Mauerbau/Mauerfall, Stalin-Note und Koreakrieg und die gemeinsam mit Heribert Schwan produzierten Fernsehdokumentationen hingewiesen (abrufbar auf www.rolfsteininger.at).

Dem Verleger Markus Hatzer danke ich für die „Lesebuch“-Idee und die Veröffentlichung dieses Buches im Studienverlag, dem Lektor und Projektleiter Franz Kurz, MA, für die professionelle Betreuung des Projekts.

Innsbruck, 9. November 2019

Einleitung

„Wie kann die Welt vor 70 Millionen Deutschen in Sicherheit leben?“ Diese Frage stellte der britische Staatsminister Anthony Nutting in einem geheimen Strategiepapier während der Berliner Außenministerkonferenz im Januar 1954. Es war dies eine Frage, die nicht nur Anfang der 1950er Jahre relevant war, als Deutschland bereits gespalten war, sondern von Anfang an die Nachkriegsplanungen der Alliierten bestimmt hatte. Wie war dieses Ziel zu erreichen?

Einig waren sich die Mitglieder der Anti-Hitler-Koalition darin, Deutschland und die Deutschen zu entmilitarisieren, zu entnazifizieren und zu „demokratisieren“. Aber sollte Deutschland als Einheit erhalten bleiben, oder war es besser, es in unabhängige Einzelstaaten zu „zerstückeln“? Oder sollte es gar in einen „Agrarstaat“ zurückverwandelt werden, wie US-Finanzminister Henry Morgenthau meinte?

Am Ende des Krieges waren sich die Sieger – mit Ausnahme Frankreichs – einig, dass das, was von Deutschland übrig geblieben war, als Einheit erhalten bleiben sollte. Für die Zeit der Besatzung wurde das Land zunächst einmal in Zonen und Berlin in Sektoren aufgeteilt. Für Fragen, die Deutschland als Ganzes betrafen, war der Alliierte Kontrollrat, bestehend aus den vier Militärgouverneuren, zuständig.

In der Realität erwies sich diese Konstruktion jedoch schon bald als Illusion. Jede Besatzungsmacht verfolgte in ihrer Zone ihre eigenen Ziele. Mit Blick auf die Entwicklung in der sowjetischen Zone wurde in London schon früh eine „russische Gefahr“ diagnostiziert, die dann zum Dreh- und Angelpunkt der britischen Deutschland- und Außenpolitik wurde. Bereits Anfang 1946 wurde im Foreign Office von einer möglichen Teilung Deutschlands gesprochen – mit Westdeutschland als „Bollwerk gegen den Kommunismus“ –, während Frankreich Deutschland weiter schwächen und das Ruhrgebiet abtrennen und zu einem separaten Staat machen wollte. Ähnliches war auch für die Gebiete westlich des Rheins vorgesehen, quasi eine Oder-Neiße-Situation im Westen Deutschlands. Die Amerikaner schlossen 1946 sogar eine Neutralisierung Deutschlands nicht aus. Sie scheiterten dabei am Veto der Sowjets. Schließlich wurden die britische und die amerikanische Zone zur „Bizone“ zusammengelegt – ein Schritt auf dem Weg zur Teilung. 1947 brach der Kalte Krieg dann offen aus. Mit dem Marshallplan begann eine neue Phase in den Ost-West-Beziehungen.

Deutschland war nicht die Ursache dieses Kalten Krieges, aber ein entscheidender Faktor. Der amerikanische Botschafter in Moskau, Walter Bedell Smith, hatte das am 7. Januar 1946 auf die einfache Formel gebracht: „Es geht um die Zukunft Deutschlands und damit um die Zukunft Europas.“ Die westdeutschen Eliten wurden dabei schon bald zu einem entscheidenden Faktor. Sie blickten schon früh voller Angst nach Osten, waren sehr schnell bereit, den Weg in die Teilung mitzugehen, und forcierten diese Entwicklung sogar. Höhepunkt war die gesamtdeutsche Ministerpräsidentenkonferenz in München im Juni 1947, die bekanntlich scheiterte. Als die ostdeutschen Regierungschefs den Sitzungssaal der bayerischen Staatskanzlei verließen, kommentierte dies der bayerische Ministerpräsident Hans Ehard mit den Worten, dass „dieser Vorfall die Spaltung Deutschlands bedeute“.

Wenige Monate später, im Dezember 1947, scheiterte die Außenministerkonferenz in London. Anschließend war es nur noch eine Frage der Zeit bis zur Durchführung der Teilung. War die Einheit noch zu erhalten? Wohl kaum, denn – was lange nicht bekannt war: Stalins bereitwillige Helfershelfer in der sowjetischen Besatzungszone, die deutschen Kommunisten, drängten frühzeitig auf die Spaltung des Landes und auf einen eigenen Staat.

Konrad Adenauer als Bundeskanzler der BRD hat die Integration der Bundesrepublik in den Westen dann forciert betrieben – und entsprach damit genau den Vorstellungen der Westmächte. Die Bindung der Westdeutschen an den Westen sollte so sein, dass sie, wie es der amerikanische Präsident Dwight D. Eisenhower 1953 einmal intern formulierte, „nicht mehr ausbrechen können“, auch nicht in Richtung Osten. Bei den Westmächten saß der Rapallo-Komplex tief, die Furcht vor einem Zusammengehen der Deutschen mit den Russen – wie 1922 insgeheim in Rapallo vereinbart – war latent vorhanden. Mit der deutschen Wiederbewaffnung im Rahmen der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft habe man, so der amtierende britische Außenminister Lord Salisbury gegenüber Premierminister Churchill 1953, „alles nur Menschenmögliche getan, um ein deutsch-russisches Zusammengehen zu verhindern“; dies sei „der eigentliche Sinn“ der Verträge. Das war dann die „doppelte Eindämmung“: Die Deutschen waren fest im Westen eingebunden, und mit deren Potential konnten auch die Sowjets „eingedämmt“ werden.

Und dann kam 1952 die „Stalin-Note“: Stalin bot die Wiedervereinigung unter der Bedingung eines militärisch neutralen Deutschland an. Die Weigerung Adenauers, das sowjetische Angebot auf seine Ernsthaftigkeit zu prüfen – wie es sogar die Amerikaner vorschlugen, mit einer möglichen gesamtdeutschen Wahl schon im November 1952 –, nannte der Politologe Waldemar Besson schon vor Jahren den „Verlust der gesamtdeutschen Unschuld“. Das Urteil des altgedienten Diplomaten und Staatssekretärs Paul Frank fällt gleichermaßen hart aus: Diese Weigerung widerspräche dem Berufsethos des Diplomaten, „sie stellt eine historische Schuld gegenüber dem Gedanken der deutschen Einheit dar, die eigentlich jenen, die das zu verantworten haben, den Mund für immer hätte verschließen müssen, wenn von Wiedervereinigung die Rede war.“ Gab es möglicherweise 1953 eine Chance zur Wiedervereinigung, was Churchill nicht ausschloss? Hat der Volksaufstand in der DDR am 17. Juni alles zerstört? Gab es 1955 eine weitere Chance? Fragen, die bis heute nicht hundertprozentig beantwortet werden können. Wie dem auch sei: 1955 wurde die Bundesrepublik Mitglied der NATO, die DDR ein Jahr später Mitglied des Warschauer Paktes. Die Spaltung des Landes schien die Antwort auf die anfangs gestellte Frage zu sein, wie die Welt vor 70 Millionen Deutschen in Sicherheit leben könne.

Im September 1955 war Bundeskanzler Konrad Adenauer in Moskau. Das Ergebnis der Verhandlungen war die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Bonn und Moskau. Dafür kamen die letzten deutschen Kriegsgefangenen frei. Die Reaktion auf die neue politische Lage war die sog. Hallstein-Doktrin (benannt nach dem deutschen Staatssekretär Walter Hallstein), die für die folgenden Jahre die Außenpolitik der Bundesrepublik weitgehend bestimmen sollte. Im Kern hieß das: Aufrechterhaltung des Alleinvertretungsanspruchs für Deutschland, keine diplomatische Anerkennung der DDR durch andere Staaten, während umgekehrt das Ziel der DDR und der Sowjetunion genau das war. Mit dem Bau der Mauer im August 1961 schien gleichzeitig eine Wiedervereinigung in weite Ferne gerückt zu sein.

Der Bau der Mauer führt zu Willy Brandt. Für Brandt war damals klar, dass es, wie er später schrieb, „so etwas wie eine stille Übereinkunft zwischen Moskau und Washington über die Respektierung der Einflusssphäre in Europa“ gab, und das schloss seiner Meinung nach die Spaltung Deutschlands auf sehr lange Sicht ein. Und das wiederum führte bei ihm zu der Einsicht, dass die Deutschen selbst in dieser Frage aktiv werden sollten. Stichwort: „Wandel durch Annäherung“, hin zur späteren Ostpolitik und dem Beitritt von BRD und DDR zur UNO im Jahr 1973, mit dem für viele Beobachter die Teilung definitiv festgeschrieben wurde.

Den Fall der Mauer im November 1989 und die Wiedervereinigung nur elf Monate später haben viele für absolut unmöglich gehalten. Hier war es Helmut Kohl, der den viel zitierten „Mantel der Geschichte“ ergriff und mit Hilfe der Amerikaner die Dinge zu einem erfolgreichen Ende brachte. Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik war zwar die „deutsche Frage“ international gelöst, aber für viele Deutsche gab es jetzt ganz neue Probleme.

1.

„Wir kommen als Sieger, nicht als Unterdrücker.“
Deutschland – besiegt und besetzt

„Wir haben auf euer Kommen gewartet.“

Erste Maßnahmen

Keine Fraternisierung

„Wir haben auf euer Kommen gewartet.“

„Jeder freundliche deutsche Zivilist ist ein getarnter Soldat des Hasses, bewaffnet mit der inneren Überzeugung, dass die Deutschen noch immer überlegen sind, dass es eines Tages ihre Bestimmung sein wird, dich zu vernichten. Ihr Hass und ihr Zorn und ihre Überzeugung stecken ihnen tief im Blut. Ein Lächeln ist ihre Waffe, um dich zu entwaffnen. Fraternisiere nicht! – Im Herzen, mit Leib und Seele ist jeder Deutsche Hitler. Hitler ist der Mann, der den Glauben der Deutschen verkörpert. Schließ keine Freundschaft mit Hitler! Fraternisiere nicht!“

So und ähnlich lauteten die über 70 Radiospots, die in den ersten Wochen vor und nach dem 8. Mai 1945, dem Tag der Kapitulation, von den amerikanischen Soldatensendern ausgestrahlt wurden. Sie waren, wie Klaus-Dietmar Henke in seiner Arbeit über die amerikanische Besetzung Deutschlands 1995 geschrieben hat,

„Teil einer virtuosen Propagandakampagne, die den Soldaten den Sinn des Fraternisierungsverbots klarmachen sollte. Ebenso wurden suggestive Filme eingesetzt, regelmäßige Schulungsveranstaltungen abgehalten, in großer Anzahl Plakate mit der Ermahnung ‚Don’t fraternize‘ angeschlagen; in der Soldatenpresse erschienen flott geschriebene Belehrungsartikel.“

Die einfachen Soldaten aber verhielten sich nicht befehlsgemäß. Dem G.I. war es so in Fleisch und Blut übergegangen, Süßigkeiten an Kinder zu verteilen, dass dies beinahe zu einer Reflexbewegung wurde.

Auf der anderen Seite verhielten sich auch die deutschen Zivilisten nicht mehr befehlsgemäß und waren überhaupt nicht so, wie sie in den Radiospots beschrieben worden waren. Diese Erfahrung machten die Männer der Task Force von Oberstleutnant William B. Lovelady, die kurz vor drei Uhr am Nachmittag des 12. September 1944 mit ihren Sherman-Panzern als Erste die Reichsgrenze überschritten und in die Ortschaft Roetgen rollten. Sie waren auf manche Überraschung gefasst, aber dass sie mit heißem Kaffee und Blumen begrüßt würden, damit hatten sie nicht gerechnet. „Wir haben auf euer Kommen gewartet. Mir hat dieser Krieg nichts gebracht als ein zerbombtes Haus in Aachen. Wir Deutschen haben genug von diesem Krieg“, bekannte ein Dorfbewohner. Die Times überschrieb die Reportage über den historischen Augenblick in Roetgen mit der Schlagzeile „Deutsche heißen Invasoren willkommen“ und gab damit eine erste beruhigende Antwort auf die Frage, die sich die Weltöffentlichkeit in jenen Wochen stellte, nämlich: „Wie werden sich die Deutschen in der Niederlage verhalten?“ Einstweilen konnte nur darüber spekuliert werden, ob die freundlichen Gesten der Bürger von Roetgen typisch für die Haltung der Zivilbevölkerung im besetzten Deutschland werden sollten. Schon bald wusste man, dass sie es waren. Amerikaner und Briten machten darüber hinaus die erstaunliche Erfahrung, dass das Nazi-Regime offensichtlich ohne Nazis ausgekommen war – wollte man den Deutschen glauben (was viele allerdings nicht taten).

Von Roetgen im September 1944 bis zur Kapitulation im Mai 1945 und zum Abzug der Amerikaner aus Sachsen und Thüringen aus der für die Sowjets vorgesehenen Zone (in die sie bis zur Kapitulation vorgestoßen waren) in der ersten Juliwoche 1945 war es ein weiter Weg, aber die Amerikaner schienen gut vorbereitet zu sein für das, was kommen würde. Am 26. April 1945 hatte der Kongress die Direktive der amerikanischen Stabschefs an den Oberbefehlshaber der US-Besatzungstruppen in Deutschland verabschiedet. In dieser Direktive JCS 1067 hatte es zu den grundlegenden Zielen der Militärregierung in Deutschland geheißen:

„Es muss den Deutschen klargemacht werden, dass Deutschlands rücksichtslose Kriegsführung und der fanatische Widerstand der Nazis die deutsche Wirtschaft zerstört und Chaos und Leiden unvermeidlich gemacht haben und dass sie nicht der Verantwortung für das entgehen können, was sie selbst auf sich geladen haben.

Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Befreiung, sondern als besiegter Feindstaat. […] Das Hauptziel der Alliierten ist es, Deutschland daran zu hindern, je wieder eine Bedrohung des Weltfriedens zu werden.“

Dann wurde gesagt, wie das erreicht werden sollte: Ausschaltung des Nazismus und des Militarismus, sofortige Verhaftung der Kriegsverbrecher zum Zwecke der Bestrafung, industrielle Abrüstung und Entmilitarisierung, Reparationen, Wirtschaftskontrollen, keine politischen Tätigkeiten irgendwelcher Art ohne Genehmigung, Entnazifizierung und Umerziehung.

Erste Maßnahmen

Etwa 20 Proklamationen, Gesetze, Verordnungen, Befehle etc. schufen nun die Grundlage für die amerikanische Besatzungspolitik, die ähnlich auch bei Briten und Franzosen gehandhabt wurde. Nur von wenigen dieser Bestimmungen war die Masse der Bevölkerung betroffen. Die wichtigste war die Proklamation Nr. 1 des Obersten Befehlshabers der alliierten Expeditionsstreitkräfte, General Dwight D. Eisenhower, „An das deutsche Volk“. Darin hieß es in beiden Sprachen: „Wir kommen als Sieger, nicht als Unterdrücker – We come as conquerors, not as oppressors.“ Der deutsche Militarismus und Nationalsozialismus würden „vernichtet werden, Verbrecher ihrer gerechten Strafe zugeführt“, hieß es weiter. Eisenhower übernahm damit die „höchste gesetzgebende, rechtsprechende und vollziehende Machtbefugnis“ und delegierte sie an die Organe der Militärregierung. Die Übertretung von Gesetzen der Besatzungsmacht wurde mit schweren Strafen bedroht, alle deutschen „Gerichte, Unterrichts- und Erziehungsanstalten“ wurden für geschlossen erklärt, alle Beamten und Angestellten in Behörden und wichtigen Betrieben „verpflichtet“, auf ihren Posten zu bleiben und sich der Militärregierung zur Verfügung zu stellen.

Das Gesetz Nr. 1 hob eine Anzahl von Gesetzen aus der NS-Zeit auf und verbot generell die „Auslegung oder Anwendung deutschen Rechts nach nationalsozialistischen Lehren“. Gesetz Nr. 2 suspendierte die Tätigkeit der Organe der Rechtspflege und enthielt Bestimmungen über das deutsche Gerichtswesen und die alliierten Interventionsbefugnisse. Ferner wurden Gesetze über die Auflösung der NSDAP, über die Einführung einer „alliierten Militärmark“ als Zahlungsmittel, über die Kontrolle der deutschen Grenze und die Blockade und Kontrolle gewisser Vermögen (Gesetz Nr. 52) öffentlich ausgehängt.

In der Verordnung Nr. 1 waren 20 mit Todesstrafe bedrohte Tatbestände aufgeführt sowie viele weitere Vergehen gegen das Kriegsrecht genannt, die von den Gerichten der Militärregierung geahndet werden konnten; Verordnung Nr. 2 enthielt Bestimmungen über die alliierte Militärgerichtsbarkeit. Eine Reihe sogenannter „Notices“ forderte die deutsche Bevölkerung zur Ablieferung von Waffen, Munition, Funkgeräten und Brieftauben (!) auf.

Die stärkste unmittelbare Auswirkung auf die Zivilbevölkerung hatten zwei kurze „Notices“. Sie legten als militärische Sicherheitsmaßnahme die Sperrstunden (curfew) und die Reisebeschränkungen (travel restrictions), also die Beschränkungen betreffend Aufenthalt außerhalb des Hauses und des Verkehrs auf wenige Kilometer im Umkreis des Wohnortes, fest. Beide Bestimmungen variierten von Ort zu Ort erheblich, griffen in den ersten Wochen der Besetzung aber überall tief in den Lebensrhythmus der Bevölkerung ein. Unter anderem verurteilten sie die Menschen zu Untätigkeit. So hieß es etwa in einem Bericht über die Bewohner des nur wenige Kilometer nördlich von Aachen gelegenen Bergbaustädtchens Kohlscheid, sie führten eine „eintönige und freudlose“ Existenz:

„Wenn sie keine Sondererlaubnis haben, auch zu anderen Zeiten zur Arbeit zu gehen oder von der Arbeit zu kommen, müssen sie von 4 Uhr nachmittags bis 9 Uhr am nächsten Morgen in ihren Wohnungen bleiben. Zuhause haben sie keinen Strom und folglich kein Radio.“ (Henke)

Keine Fraternisierung

So wie in Kohlscheid erging es den meisten anderen Deutschen. Für die amerikanischen G.I.s galt das Fraternisierungsverbot. Jeglicher Kontakt zur deutschen Zivilbevölkerung, Kinder ausdrücklich eingeschlossen, war verboten. Eisenhower machte klar, worum es ging. Diesmal müssten die Deutschen eines genau lernen:

„Ihre Unterstützung und Duldung militaristischer Führer, ihre Akzeptierung und Förderung von Rassenhass und Verfolgungen und ihre Aggression in Europa haben sie in eine totale Niederlage geführt und die anderen Völker der Welt dazu gebracht, sie mit Misstrauen zu betrachten.“

Non-Fraternization war genau definiert: „Das Vermeiden des Umgangs mit den Deutschen auf freundlichem, vertrautem oder intimem Fuße, ob einzeln oder in Gruppen, ob offiziell oder inoffiziell.“ Alle Angehörigen der Besatzungsarmee hatten ihre Kontakte zu deutschen Beamten und Behörden auf das Maß zu beschränken, das zur Überwachung der prompten Ausführung ihrer Befehle unerlässlich war. „Längere Unterhaltungen, insbesondere jedes private Gespräch, waren verboten. Es war generell untersagt, die Wohnungen von Deutschen aufzusuchen, Geschenke zu machen oder anzunehmen, an Vergnügungsveranstaltungen oder sportlichen Wettbewerben teilzunehmen, Deutsche (ausgenommen in dienstlichem Auftrag) auf der Straße, in Gaststätten, ins Kino und Theater zu begleiten oder sich gar auf Diskussionen – insbesondere über Politik oder die Zukunft Deutschlands – einzulassen. Es war nicht einmal gestattet, einem Deutschen die Hand zu geben. Auf die Missachtung des Befehls standen empfindliche Strafen. Es war keineswegs mit einer Geldbuße in Höhe von 65 Dollar abgetan, vielmehr drohten bis zu sechs Monaten Arrest mit Zwangsarbeit und die Einbehaltung von zwei Dritteln des Wehrsoldes.“ Dem G.I. war gar ein didaktischer Auftrag zugedacht: „Die Deutschen haben eine Lektion zu lernen. Sie müssen die Lektion gut lernen. Jeder von uns muss lehren.“

Theorie und Praxis klafften auch bei diesem Verbot auseinander. Die G.I.s verhielten sich, wie schon erwähnt, oft nicht befehlsgemäß. „Amerikanische Soldaten“, so der politische Berater von Eisenhower, Robert Murphy, „haben Kinder in befreundeten Regionen gern, ihre Haltung hat die Bevölkerung stets berührt und für uns gewonnen, selbst dort, wo anfänglich eine gewisse Kälte herrschte. Durch die Kinder kommen die Soldaten mit den Eltern in Verbindung, und es entwickeln sich freundliche Beziehungen.“ Der Chefredakteur der amerikanischen Armeezeitung The Stars and Stripes, Arthur Goodfriend, ebenfalls ein Befürworter des Fraternisierungsverbots, beschrieb selbst, warum dieses Verbot nicht einzuhalten war:

„Die Natur des amerikanischen Soldaten ist so beschaffen, dass er dazu neigt, in seiner Behandlung anderer Leute, ob Freund oder Feind, freundlich und generös zu sein. Genau die Faktoren, die, wie wir doch gerne denken, einen Amerikaner zum Amerikaner machen – das Prinzip der Fairness, Anständigkeit und die in dem Satz ‚Gib einem Mann keinen Stoß, wenn er am Boden liegt‘ ausgedrückte Idee –, wirken dem Erfolg des Nicht-Fraternisierungs-Befehls entgegen. Tatsächlich geht die Tendenz dahin, den Gegner vom Boden aufzuheben, ihn in seine Ecke zu tragen, ihm den Staub abzuwischen und in bester sportlicher Tradition seine Hand zu schütteln.“

Ein Kommandeur, der mit seinem Bataillon in Aachen lag, sagte zu Goodfriend, seine Soldaten seien „überfreundlich“, und alle Ermahnungen fruchteten nichts. Am 1. Oktober 1945 fiel der Nicht-Fraternisierungs-Befehl in der amerikanischen Zone, um, wie es nun ganz realistisch hieß, „die Truppe bei der Erfüllung ihrer Pflichten im Besatzungsgebiet zu unterstützen“. Das Heiratsverbot für Soldaten der amerikanischen Armee in Deutschland wurde offiziell aber erst Mitte Dezember 1946 aufgehoben.

Da, wo amerikanische Truppen die Regierungsgewalt übernahmen, nahmen Soldaten und Besatzungsoffiziere oft eine wohlwollende Haltung ein. Die Deutschen lernten eine, wie Klaus-Dietmar Henke es formulierte, „nachgerade beschämend faire, humane und unmilitärische Besatzungsarmee“ kennen. Die Amerikaner hatten sich allerdings – genauso wie die Briten und Franzosen – in ihrer Grundannahme für die Einnahme Deutschlands getäuscht: Es kam nicht zu der erhofften indirekten amerikanischen Herrschaft auf der Grundlage intakter regionaler und überregionaler deutscher Verwaltungsstrukturen. Der Zusammenbruch in Deutschland war nämlich total. Und so mussten die Besatzer überall selbst Hand anlegen und die Verantwortung übernehmen. Ein Blick in die Abteilungen der Militärregierungen in einzelnen Städten zeigt, worum es damals ging: Reorganisation der Polizei zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit, Wiederaufbau des Gesundheitswesens, Überwachung des städtischen Unterstützungs- und Wohlfahrtsamtes und Versorgung der evakuierten Flüchtlinge, Wiedereröffnung der Schulen, Sicherung des Lebensmittelbedarfs, Lösung des Brennstoffmangels durch organisierten Einsatz zur Schlagung von Brennholz und Aufspüren von Treibstoff, Behebung der Energie- und Verkehrsprobleme (Straßenbahn und Busse), Produktionsgenehmigung und Steuerung von Produktion, Rohstoffen und Arbeitskräften bei Industrie, Handwerk und Handel, Ermittlung von Transportkapazitäten als Grundlage für eine Sicherung der Versorgung überhaupt, Arbeitseinsätze zur Trümmerräumung, Klärung der Arbeitsbeziehungen in den Betrieben und Zulassung von Betriebsräten und Gewerkschaften. Auf einen kurzen Nenner gebracht lautete das: wirtschaftlicher und sozialer Wiederaufbau der Stadt bei gleichzeitiger politischer und administrativer Demokratisierung.

2.

„Potsdam eröffnet eine bedrückende Aussicht.“
Terminal – die Konferenz der „Großen Drei“

Die Initiative Churchills

Ort und Termin der Konferenz

Die Akteure: Truman, Churchill, Stalin

Die Atombombe

Grundsätze für die Behandlung Deutschlands

Die Reparationen

Teilung Deutschlands?

Die Oder-Neiße-Linie

Weitere Entscheidungen

Fazit: Was bleibt von der Potsdamer Konferenz?

Die Initiative Churchills

Von seiner bislang weitesten Dienstreise schrieb der neue amerikanische Präsident Harry S. Truman am 16. Juli 1945 einen Brief an seine 92-jährige Mutter und seine Schwester in Grandview, Missouri:

„Liebe Mama und Mary, bin gestern Nachmittag ungefähr um 3:00 Uhr in Berlin gelandet und wurde von den Außenministern und höchsten Funktionären Großbritanniens und Russlands und einem Kontingent amerikanischer Soldaten empfangen, das ich abschreiten musste. Dann wurden wir in ein schönes Haus an einem See bei Potsdam geführt. Es gehörte früher dem Direktor einer Filmgesellschaft, der, wie man sagt, nach Russland geschickt worden ist – warum, weiß ich nicht.“

Am nächsten Tag begann im Potsdamer Schloss Cecilienhof, dem Sommersitz des ehemaligen preußischen Kronprinzen, die Konferenz der „Großen Drei“: Truman, Sowjetdiktator Josef Stalin, Großbritanniens Premierminister Winston Churchill (Frankreich war nicht vertreten). Von Churchill stammte der vielsagende Codename für eine der wichtigsten und folgenreichsten Konferenzen des 20. Jahrhunderts: Terminal – Endstation.

Der britische Premier setzte außerordentlich große Hoffnungen auf dieses Treffen. Den Regierungschefs der britischen Commonwealth-Staaten hatte er zuvor geschrieben: „Dies wird eine schwierige und schicksalhafte Konferenz werden. Die Zukunft Europas und sogar der Frieden der ganzen Welt können sich durch die Ergebnisse unserer Diskussion ändern.“ Die Hauptfrage, die es zu klären galt, hieß: Würde Stalin zu einer langfristigen Zusammenarbeit auf vertrauensvoller Basis mit seinen alliierten Kriegspartnern bereit sein, würde er die getroffenen Abmachungen einhalten und die Rechte der westlichen Alliierten respektieren? Die Aussichten waren nicht gut.

Stalin hatte entscheidende, auf der Konferenz in Jalta im Februar 1945 getroffene Vereinbarungen nicht eingehalten: Er hatte die deutschen Gebiete östlich von Oder und Neiße eigenmächtig den Polen übergeben und in den von der Roten Armee befreiten osteuropäischen Ländern Kommunisten an die Macht gebracht, in Polen bürgerliche Politiker verhaften lassen.

Churchill hatte einst befürchtet, die Rote Armee könnte von Stalin an der östlichen Reichsgrenze angehalten werden, um den Westalliierten die Eroberung des Reiches und damit die Hauptlast des Kampfes zu überlassen. Im Frühjahr 1945 war er über die Entwicklung in Europa tief beunruhigt, gleichzeitig aber entschlossen, die Gegensätze mit Stalin auszutragen. Selbst in der Niederlage blieb Deutschland der Schlüssel für die Zukunft Europas. Wer Deutschland beherrschte, beherrschte Europa. Um Druck auf Stalin auszuüben, sollten die anglo-amerikanischen Truppen, die bis zur Kapitulation weit in die für die Sowjetunion vorgesehene Besatzungszone vorgestoßen waren, vorerst nicht zurückgezogen werden. In zwei Telegrammen an Truman zeichnete Churchill ein düsteres Bild von Europa, das, so in seinem ersten Telegramm vom 11. Mai, „vom Nordkap [...] bis zum Isonzo“ in der Hand der Russen sei: Polen, ein großer Teil Österreichs und Deutschlands, die ganze Tschechoslowakei, ganz Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien und damit alle großen Hauptstädte Mitteleuropas: Berlin, Wien, Budapest, Belgrad, Bukarest und Sofia. Es handele sich um einen Vorgang, „für den es keine Parallele gibt und der von den Alliierten in ihrem langen und gefährlichen Kampf nicht in Betracht gezogen wurde“. Am 12. Mai wurde Churchill noch deutlicher. Es ist jenes berühmte Telegramm, in dem er zum ersten Mal jenen Ausdruck benutzte, der zum Schlagwort für eine ganze Epoche wurde: Eiserner Vorhang.

Es sei unbedingt nötig, sich Klarheit über die wahren Absichten Stalins zu verschaffen und zu verbindlichen Abmachungen mit der Sowjetunion zu kommen, „ehe wir unsere Armeen bis zur Ohnmacht schwächen und uns auf unsere Besatzungszonen zurückziehen“. Ein Treffen auf höchster Ebene mit Stalin sei die einzige Art und Weise, das zu erreichen.

Churchill wollte sogleich nach Washington reisen, um mit Truman Maßnahmen zur Abwehr der kommunistischen Expansion zu erörtern. Aber Truman winkte ab und schickte ihm stattdessen seinen Sonderbotschafter, Joseph E. Davies, ehemaliger Botschafter in Moskau. Dessen Bericht über sein Gespräch mit Churchill war aufschlussreich:

„Ich sagte freimütig – nachdem ich ihn so heftig über die Gefahr sowjetischer Vorherrschaft und über die Ausbreitung des Kommunismus in Europa wettern gehört und nachdem ich einen solchen Mangel an Vertrauen in die Ehrlichkeit der sowjetischen Führerschaft festgestellt habe –, ich hätte mich gefragt, ob er, der Premierminister, nun der Welt erklären wolle, dass er und England einen Fehler gemacht hätten, indem sie Hitler nicht unterstützten, denn er vertrete – wie ich ihn verstünde – nun die Doktrin, die Hitler und Goebbels verkündet und in den letzten vier Jahren immer wiederholt hätten, um die alliierte Einigkeit zu zerbrechen und um zu teilen und zu erobern.“

Während Davies in London war, hielt sich Harry Hopkins im Auftrag Trumans in Moskau auf. Im Gespräch mit dem ehemaligen Berater Roosevelts war Stalin freundlich, aber unnachgiebig: Er machte den Rückzug der anglo-amerikanischen Truppen in Deutschland zur Bedingung für ein Gipfeltreffen. Hopkins war ebenso misstrauisch wie Churchill. Er warnte Truman: „Die gleichen Worte bedeuten für die Russen nicht das Gleiche wie für uns.“ Das war eine Erfahrung aus der Konferenz von Jalta, an der Hopkins teilgenommen hatte.

Harry S. Truman war zu diesem Zeitpunkt erst wenige Tage im Amt. Aus Parteiproporzgründen war er im Herbst 1944 für das Amt des Vizepräsidenten unter Präsident Roosevelt nominiert worden. Als er am 12. April 1945 den Eid auf die Verfassung ablegte, ahnten nur wenige, dass mit dem ehemaligen Senator aus Missouri eine der überzeugendsten Persönlichkeiten in der amerikanischen Geschichte ins Weiße Haus einziehen und einer ganzen Ära ihren unverwechselbaren Stempel aufdrücken würde. In einer internen Sitzung verkündete er im April 1945, im Zusammenhang mit der Gründung der UNO, die Maxime seines Handelns: „Wenn die Russen nicht mit uns mitmachen wollen, dann sollen sie sich zum Teufel scheren.“ Einmal von Roosevelt getroffene Abmachungen mussten seiner Meinung nach aber eingehalten werden. So stimmte er dem Konferenzvorschlag Churchills zwar zu, lehnte es aber ab, den Rückzug der eigenen Truppen aus der Sowjetzone hinauszuzögern.

Zur Überraschung der Sowjets und zum Entsetzen der Einwohner verließen die anglo-amerikanischen Truppen Anfang Juli Thüringen, Sachsen und Mecklenburg. Im Abstand von drei bis fünf Kilometern rückte die Rote Armee nach. Erst dann konnten die westalliierten Truppen in Berlin einziehen; ein Vorgang, der in der gesamten Weltpresse mit großer Aufmerksamkeit registriert wurde. Zum ersten Mal seit Kriegsende erhielt die Welt einen Einblick in das Leben unter russischer Besatzung. Während sich Briten und Amerikaner in den Westsektoren Berlins einrichteten – erst am 15. August übernahmen die Franzosen ihren Sektor –, ging Präsident Truman in Newport News, Virginia, an Bord des Kreuzers USS Augusta, der ihn nach Europa zur Konferenz in Potsdam bringen sollte.

Ort und Termin der Konferenz

Schon die Wahl des Konferenzortes und die Festlegung des Zeitpunktes der Konferenz hatten Schwierigkeiten bereitet. Churchill war der Meinung gewesen, dass nach den Konferenzen von Teheran im November 1943 und Jalta im Februar 1945 jeweils mit Stalin als Gastgeber der Sowjetdiktator diesmal in den Westen kommen müsse. Truman hatte Alaska vorgeschlagen; schließlich ließ man sich davon überzeugen, dass Stalin auf zuverlässige Nachrichtenverbindungen mit Moskau angewiesen sei: Er hatte Berlin vorgeschlagen. Es wurde dann Potsdam. In Berlin hätten die Delegationen – allein 150 Journalisten begleiteten Truman – nicht untergebracht werden können: Die Stadt war völlig zerstört, ein einziger Trümmerhaufen.

Die Akteure: Truman, Churchill, Stalin

Die Fahrt der USS Augusta nach Europa dauerte acht Tage, in denen sich Truman intensiv auf die Konferenz vorbereitete. Zweimal täglich fanden an Bord Lagebesprechungen statt, abends entspannte sich der 61-jährige Präsident beim Pokerspiel. Er fuhr nur unwillig zur Konferenz mit Stalin, gab sich aber dennoch gelassen, schließlich war er der Repräsentant der Weltmacht schlechthin. Alles deutete darauf hin, dass das 20. Jahrhundert zu einem amerikanischen Jahrhundert werden würde. Amerika hatte nicht nur die geringsten Verluste im Krieg erlitten, der Krieg hatte auch noch Wohlstand gebracht. Drei Viertel des auf der Welt investierten Kapitals und zwei Drittel der gesamten Industriekapazität befanden sich in den USA. Das amerikanische Volk war besser genährt und reicher als alle übrigen Völker der Welt: Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen lag bei fast 1.500 Dollar, während es in keinem europäischen Land 800 Dollar überstieg.

Im Pokerspiel mit Stalin hielten Amerikaner und Briten allerdings nur wenige, dafür aber, so schien es zumindest, umso wichtigere Trümpfe in der Hand: Stalin benötigte für den Wiederaufbau seines zerstörten Landes Kredite und Reparationen. Kredite konnten nur die USA zur Verfügung stellen; die wichtigsten Industrieanlagen zur Befriedigung der sowjetischen Reparationsforderungen lagen in den Westzonen Deutschlands. Außerdem besaß man die deutsche Flotte, von der Stalin einen Teil für sich beanspruchte.

Am gleichen Tag wie Truman – am 15. Juli – traf auch Churchill in Berlin ein. Der britische Premier hatte einen harten Wahlkampf hinter sich. Churchill hatte für den 5. Juli Unterhauswahlen ausgeschrieben, obwohl er damit noch bis Oktober hätte warten können. Er wollte seine Popularität ausnutzen: Sämtliche Meinungsumfragen hatten einen Sieg der Konservativen vorausgesagt. Das Ergebnis selbst aber würde erst am 26. Juli bekanntgegeben werden können, da das Einsammeln und Auszählen der Stimmzettel der im Ausland stationierten Soldaten seine Zeit dauerte.

Churchill litt unter der Ungewissheit des Wahlausgangs; zeitweise fühlte er sich als Sieger, dann wieder als Verlierer. „Diese Wahlgeschichte“, so sagte er selbst, „kreist über mir wie ein Geier in der Luft.“ Churchill lud den Führer der oppositionellen Labour Party, Clement Attlee, ein, mit zur Konferenz zu kommen. Attlee, der zwei Jahre lang den für die britische Nachkriegsplanung zuständigen Kabinettsausschuss geleitet hatte, nahm die Einladung an. Auch für den Fall einer Wahlniederlage Churchills war somit zumindest die Kontinuität der britischen Position in Potsdam gesichert.

Am Morgen des 17. Juli traf Stalin mit einem Sonderzug in Berlin ein. Seine Hauptziele für die Konferenz standen fest:

1. zehn Milliarden Dollar Reparationen (100 Milliarden nach heutigem Wert);

2. Viermächte-Kontrolle des Ruhrgebietes;

3. Anerkennung der Oder-Neiße-Linie – die westliche Neiße – als neue polnische Westgrenze;

4. Anerkennung Osteuropas als sowjetisches Einflussgebiet.

Darüber hinaus wollte er die Hälfte der deutschen Kriegs- und Handelsflotte und – offensichtlich als mögliches Handelsobjekt – Beteiligung an der internationalen Verwaltung Tangers (Nordafrika), eine Militärbasis an den Dardanellen, Einfluss in Syrien und dem Libanon sowie das Mandat über die ehemalige italienische Kolonie Tripolitanien, das heutige Libyen. Seine Trumpfkarte: 300 Divisionen, die in der Mitte Europas standen.

Die Atombombe

Einen Tag vor Beginn der Konferenz hatte Truman die erwartete Nachricht erhalten: Am 16. Juli war in der Nähe von Alamogordo in New Mexico die erste Atombombe erfolgreich gezündet worden. Die Nachricht darüber hatte ihn in höchste Erregung versetzt. Kriegsminister Henry Stimson notierte: „Der Präsident war ungeheuer aufgekratzt und sprach immer wieder mit mir darüber, wenn wir zusammenkamen. Er sagte, es gebe ihm ein völlig neues Gefühl der Zuversicht.“ Wenig später versicherte Stimson, die Atombombe verbinde sich mit den amerikanischen Handlungen auf allen Gebieten. Truman war jetzt erst recht davon überzeugt, die Konferenz in seinem Sinne entscheiden zu können.

Grundsätze für die Behandlung Deutschlands

Der ehemalige amerikanische Botschafter in Moskau und Berater Trumans, W. Averell Harriman, hatte Truman auf die kulturellen Unterschiede zu den Sowjets hingewiesen und an einer Stelle gemeint, der Vorstoß der Roten Armee nach Europa komme einer „Invasion durch die Barbaren“ gleich. Und schon vorher hatte er Trumans Vorgänger, F. D. Roosevelt, gewarnt: „Die russischen Pläne zur Errichtung von Satellitenstaaten stellen eine Bedrohung für die Welt und für uns dar. Wenn die Sowjetunion erst einmal die Kontrolle über ihre Nachbarregionen erlangt hat, wird sie versuchen, die nächsten angrenzenden Länder zu durchdringen.“ Roosevelt wollte trotzdem mit Stalin weiter zusammenarbeiten, um seine Vorstellung von der one world zu realisieren; er war sogar bereit, den von ihm Uncle Joe genannten Stalin in das Geheimnis der Atombombe einzuweihen – entgegen Churchills Rat. Nach wie vor war es sein Ziel, dass die drei Mächte – USA, Sowjetunion, Großbritannien – „Deutschland und Japan für etliche Jahre kontrollieren sollten“. Und Churchills Warnungen mit Blick auf Stalin hatte Roosevelt am 11. April – einen Tag vor seinem Tod – folgendermaßen beantwortet: „Ich würde das allgemeine sowjetische Problem so viel wie möglich herunterspielen. Wir müssen jedoch fest bleiben, und unser Kurs ist so weit richtig.“

Das war er offensichtlich nicht. Das Misstrauen auf westlicher Seite verstärkte sich jedenfalls. Und der republikanische Senator Arthur H. Vandenberg, Vorsitzender des Senatsausschusses für außenpolitische Beziehungen, hatte mit Blick auf die von Präsident Roosevelt gegenüber Stalin eingenommene Haltung am 12. April geschrieben: „Die Revolte gegen jede weitere Beschwichtigung (appeasement) der Sowjets wächst.“

Öffentlich formulierte die republikanische Abgeordnete im Repräsentantenhaus, Claire Boothe Luce – Ehefrau des Medienmoguls Henry Luce, Verleger und Gründer von TIME und Life –, die Stimmung in ihrer Partei. Ende Mai sprach sie öffentlich von der „unmoralischen Natur des Kommunismus“ und beschuldigte die sowjetische Führung, die Völker Mittel- und Südosteuropas zu unterjochen. Und dann weiter: „Es darf nicht dabei bleiben, dass es zwei Welten gibt, wie es heute der Fall ist – die Welt des Totalitarismus und die Welt der demokratischen Ideale. Diese zwei Welten sind verurteilt, in Konflikt miteinander zu geraten. Es muss – und es wird – eine Welt geben.“

Schon vorher hatte der stellvertretende US-Außenminister Joseph C. Grew geschrieben: „Ein zukünftiger Krieg mit Sowjetrussland ist so sicher wie nur irgendetwas in dieser Welt.“