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Narulu Keimáar

Heimgeliebt

Und auf einmal blieb die Welt stehen …

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2019 by R. G. Fischer Verlag

Orber Str. 30, D-60386 Frankfurt/Main

Alle Rechte vorbehalten

Schriftart: Minion pro 12 pt

Herstellung: rgf/bf/1B

ISBN 978-3-8301-1821-3 EPUB

Für meinen Mann Swen.
In tiefster Verbundenheit und ewiger Liebe
.

Danke an meine wundervolle Freundin Gabi,
meine Lichtbringerin – danke für deine Gedanken,
Energien und Worte, die du für Swen mit
in dieses Buch gegeben hast
.

Inhalt

… um sich dann wieder, aber anders zu drehen …

Der Haifischzahn – es gibt keine Zufälle, nur Wunder

Mut

Der moralische Zeigefinger – Die Konventionen

Was denken denn die anderen …?

Wertschätzung – Das Leben meint mich

Zweite Chance – ich liebe mein Leben

Nichts ist so beständig wie der Wandel

Manchmal ist es so schwer, stark zu sein

»Das Zwischen-Zwei-Stühlen-Sitzen«

Wolke 4

Ausblicke – Einblicke – Lichtblicke

Vom Loslassen und Neuanfangen

Ich brauche Wasser …

Reinkarnation – Der Körper stirbt, die Seele lebt weiter

Mein Stein-Herz

Have faith in what will be

Die Karl-May-Festspiele

Unser erster Jahrestag ohne dich – oder Ebbe und Flut

Schwerelos – das Juli-Konzert

Kompliment

Kein Selbstmitleid – Gaya ist da

You can always begin again

Jetzt ist ein Jahr um …

Der letzte Gruß – 5 Schwäne und 3 Kormorane

Epilog von Gabi Heuser

Literatur

Weitere Quellen

Fotoverzeichnis

… um sich dann wieder, aber anders zu drehen …

Die Polizei hat sich im Haus geirrt. Nein, das konnte doch nicht sein. Nicht hier bei uns.

Ich war am 28. September, einem Mittwoch, unterwegs auf Praxistour, gerade mit meinem letzten Patienten fertig, der Behandlung eines Pferdes, und sah, dass mein ältester Sohn versucht hatte, mich anzurufen. Ich rief zurück und er gab mich weiter an einen Polizisten. Wo ich denn sei und wie lange ich noch brauchte, um nach Hause zu kommen? Ich war gerade in Neumünster und brauchte circa 52 Minuten. Klar, es wurde nicht am Telefon gesagt, um was es ging. Aber in meinem Kopf schrillten schon alle Alarmglocken. Ich fühlte zu allen mir verbundenen Menschen, da war keine Leere. Es fühlte sich an wie immer.

Ich raste nach Hause. Ein Polizeiauto wartete auf mich vor unserem Haus. Ein junges Polizistenpärchen geleitete mich ins Haus, um mir dort nach der Sitzaufforderung mitzuteilen, dass mein Mann während des Autofahrens einen Herzinfarkt erlitten hatte und nicht mehr reanimiert werden konnte. Nein, dachte ich, Swen doch nicht. Er ist 45 Jahre. Die Polizei hat sich im Haus geirrt, das kann doch gar nicht sein. Falsche Tür, falsche Straße, falscher Ort. Alles falsch. Falscher Film …

Wie Gedanken und Emotionen durcheinander rasen können, erlebte ich in den nächsten Stunden. Kinder trösten, soweit sie es zuließen, sich selbst nicht verlieren, so weit es ging. Stark sein.

Meine Mutter legte über Nacht 800 km zurück, um am nächsten Morgen bei mir zu sein. Selbst am Boden zerstört und mit einer Geschichte im Gepäck, die ähnlich und noch nicht aufgelöst war, stand sie morgens in der Tür; fertig und tränenüberströmt. Wer sollte da Hilfe sein für wen?

Die nächsten Tage waren schrecklich. Ich selbst, verloren in Emotionen, wurde mit ehrlichem Mitgefühl und genauso schockierten Blicken und Worten überschwemmt. Teilweise waren die gut gemeinten Ratschläge zu viel. Die unzähligen Karten konnte ich erst Wochen später öffnen.

Wir entschlossen uns zu einer Trauerfeier ohne Urne. Es waren so unglaublich viele Menschen da, um uns beizustehen, dass es mich trotz allem überwältigte. Es tat gut, mit ihnen Swen auf diese Art zu verabschieden. Mit einem wunderschönen Foto am Strand von unserem letzten Urlaub, einer Sandschale, um Rosen darin abzulegen, und ergreifenden Worten unserer Trauerrednerin, die alles so lebhaft erschienen ließen. Gefühle und Traurigkeiten bahnten sich ihren Weg, aber es tat so gut, all die Menschen mit ihrer Anteilnahme zu spüren.

Es gab viel zu erledigen, auch die Praxis sollte irgendwann weitergehen. Nach langem Hin und Her entschloss ich mich, die für Mitte Oktober geplante Studienreise, bei der ich als Dozentin tätig sein sollte, anzutreten. Mit meiner Mutter und den Kindern im Gepäck war es ein Unterricht, der besser hätte nicht sein können und der auch für mich wichtig und richtig war. Nicht nur ein »von-zu-Hause-aus-brechen«, sondern auch ein »sich-wieder-finden« in meiner geliebten Arbeit. Nicht nur die Teilnehmer haben von diesen zehn Tagen profitiert. Auch ich fand meinen Mittelpunkt wieder und konnte Kraft aus meinem Tun schöpfen. Hier stellte ich fest, wie wichtig es ist, dass ich nicht nur einen Beruf habe, sondern meiner inneren Berufung gefolgt war.