image

image

image

Szene im Township Khayelitsha, Kapstadt

HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN

»Ich bin Afrikaner. Mein Dasein verdanke ich
den Hügeln und Tälern, den Bergen
und weiten Ebenen, den Flüssen,
den Wüsten, den Bäumen, den Blumen,
den Meeren und den ewig wechselnden
Jahreszeiten, die unser Geburtsland prägen.«

Thabo Mbeki, Nachfolger Nelson Mandelas im
Präsidentenamt, vor dem Nationalkongress, Kapstadt, 1996

image

image

Bergbahn auf den Tafelberg

image

INHALT

Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen

Willkommen in Südafrika

WESTERN CAPE

  1Kapstadt

  2Atlantic Seaboard

  3Die Kap-Halbinsel

  4Cape Point

  5Stellenbosch & Co.

  6West Coast

  7Cederberg Mountains

  8Cape Whale Coast

  9Grootbos Nature Reserve

10Cape Agulhas

GARDEN ROUTE UND WILD COAST

11Swellendam

12Südafrikas Garden Route

13Wilderness National Park

14Knysna

15Plettenberg Bay

16Tsitsikamma National Park

17Port Elizabeth

18Grahamstown

19Wild Coast und Coffee Bay

20Port St. Johns

KAROO UND FREISTAAT

21»Route 62«

22Oudtshoorn und Cango Caves

23Prince Albert

24Matjiesfontein

25Karoo National Park

26Graaff-Reinet

27Cradock

28Golden Gate Highlands

METROPOLITAN GAUTENG

29Johannesburg

30Pretoria

31Sun City

MPUMALANGA UND LIMPOPO

32Madikwe Game Reserve

33Waterberg Mountains

34Mapungubwe National Park

35Debegeni Falls und Tzaneen

36Kruger National Park

37Private Game Reserves

38Die Panorama-Route

NORTHERN CAPE UND KALAHARI

39Diamantenstadt Kimberley

40Sandwunder Kalahari

41Augrabies Falls

42Namaqualand

43|Ai-|Ais/Richtersveld

KWAZULU-NATAL

44Durban

45Dolphin und Hibiscus Coast

46Drakensberg

47Zululand

48Hluhluwe-iMfolozi

49Greater St. Lucia

50Elephant Coast

REISEINFOS

Südafrika von A bis Z

Register

Impressum

MEHR WISSEN

Im Land der Weine

Leuchtfeuer an den Küsten

Straßenbaukunst am Kap

Brennpunkt Township

Zweiklassen-Wildnis im Staatspark

Experiment für den Tierschutz

Rettet die Schildkröten

MEHR ERLEBEN

Vom besonderen Glück, in Südafrika zu leben

Günstig und authentisch durch Südafrika

Südafrika auf Schienen

Südafrika für Kinder und Familien

image

Eines der farbigsten Architektur-Spots Kapstadts: das Bokap-Viertel

image

Millionen Kapstädter leben in Townships wie diese Frau in Cape Towns Khayelitsha.

image

Überraschung in der Rechtskurve: Traumpanorama Long Beach, der Strand von Kommetjie

image

Die Region um Tzaneen bringt Südfrüchte und erntefrisches Obst an die Verkaufsstände.

image

Elefanten vermehren sich prächtig im beliebtesten Schutzgebiet Südafrikas, dem Krüger-Park.

DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

image

Kurz vor dem Abpfiff: Südafrikas exklusiver Blue Train rollt im nächsten Moment durch Wüsten und Savannen.

image Südliche Drakensberge (S. 246)

An der Grenze zu Lesotho befindet sich für Kletterer, Bergsteiger und Bergwanderer ein Terrain erster Klasse mit einer Reihe von über 3000 Meter hohen Bergriesen und einem UNESCO-Weltkulturerbeschatz: an die 25 000 steinzeitliche Felsmalereien der San in über 500 Höhlen und Felsüberhängen! Zahllose »Bushman Paintings« erzählen aus dem Leben der Jäger und Sammler, die hier schon vor rund 8000 Jahren mit Blick auf den Dreitausender Giant’s Castle lebten (www.drakensberg.za.org).

image Nördliche Drakensberge und Panorama-Route (S. 204)

Liebhaber großartiger Landschaftsdramatik kommen zwischen den netten Städtchen Sabie, Graskop und Pilgrim’s Rest schnell auf Hochtouren. Wem dort die Zeit für eine Übernachtung im viktorianischen Holzbau des »Royal Hotel« nicht bleibt, sollte einen Drink an der »Church Bar« nehmen, wo sich am Tresen die alten Pionier- und Goldgräberzeiten locker herbeiträumen lassen (www.mpumalanga.com).

image Nostalgie auf Schienen (S. 174)

Der Service in den berühmten Luxuszügen von Rovos Rail, Shongololo und Blue Train lässt kaum Wünsche offen und auch das Ambiente stimmt: Als filmische Endlosschleife zieht ein Out of Africa-Kino vom Allerfeinsten vor den Zugfenstern vorbei, während drinnen stilvolles Kolonialinterieur ultimative Lust auf den Schienengenuss macht (www.rovos.co.za, www.shongololo.com, www.bluetrain.co.za).

image Sun City, Lost City und Pilanesberg (S. 170)

Wem der Begriff »Vergnügungspark« Bauchschmerzen bereitet, der sollte sich die südafrikanische Variante anschauen: Millionen lassen sich jährlich durch dieses Panoptikum der Verrücktheiten schleusen und sind begeistert – so falsch kann keine Statistik sein! Wer zwischen Black Jack und Roulette schnell noch die »Big Five« besichtigen will, kann das im benachbarten Pilanesberg National Park gleich mit erledigen (www.tourismnorthwest.co.za und www.suninternational.com).

image

Eldorado für Gebirgs-Freaks und richtige Bergsteiger: nördliche Drakensberge bei Cathedral Peak

image Kruger National Park (S. 190)

Als »Arche Noah« wird der Krüger-Park häufig bezeichnet. Jedenfalls ist er neben Grzimeks Serengeti das bekannteste Tierparadies der Welt, und noch dazu für Selbstfahrer zugänglich! Der staatliche Nationalpark ist mit Übernachtungsmöglichkeiten aller Kategorien ausgestattet: Von luxuriösen privaten Lodges auf Konzessionsgebieten über recht komfortable und erschwingliche Rest Camps bis hin zum einfachen Campingplatz reicht das Angebot (www.sanparks.org).

image Johannesburg (S. 154)

Arts on Main, Braamfontein, Apartheid Museum, Constitution Hill, Market Theatre, Johannesburg Art Gallery, Oriental Plaza, Sandton und Rosebank, Melville und Origins Centre heißen die Stationen, die das wirtschaftliche und kulturelle Zugpferd Südafrikas für Besucher unter sachkundiger Führung zum absoluten Erlebnis machen! Auch ein Seitensprung zur benachbarten Schwesterstadt Pretoria ist zu empfehlen (www.joburgtourism.com).

image

Wie die Zukunft dieser Südafrikanerinnen aussieht, hängt von der Mehrheitspartei, dem ANC, ab.

image Grahamstown und Addo Elephant Park (S. 114)

Eine trendige Künstlerszene und eine Menge Kirchen bietet das viktorianische Architekturwunder zwischen Port Elizabeth und East London und gibt sich als feines Stück England auch »very british«. Im Addo Elephant Park gleich nebenan gibt es über 200 Vogelarten zu besichtigen, darunter Strauße, Sekretäre und Trappen, und sogar die »Big Five« (www.grahamstown.co.za & www.sanparks.org).

image Birdwatching an der Westküste (S. 63)

Sixteen Mile Beach heißt die schmale Landzunge der Langebaan-Lagune, die das Herzstück des West Coast National Park ist. Massen von Kaptölpeln, Kormoranen, Brillenpinguinen und Flamingos geben sich in den Feuchtgebieten ein Stelldichein, manchmal bis zu 60 000 Vögel auf einen Schlag! Liebhaber naturbelassener, friesisch anmutender Küstenlandschaften sowie einer hervorragenden Fisch- und Seafoodküche finden zwischen Langebaan und Lamberts Bay ihren Traum am Atlantik (www.capewestcoast.org & www.capewestcoastpeninsula.co.za).

image Garden Route und Route 62 (S. 82, 124)

Südafrikas Garden Route bietet unwirkliche Landschaftsszenarien aus Wäldern, Seen und Flüssen, malerischen Buchten, einsamen Strände und steilen Felswänden. Die beliebtesten Wander-Tracks sind hier der Otter und der Tsitsikamma Trail; die Schluchten des Storms River locken Aktivsportler, die vom Blackwater Tubing und vom höchsten Bungee-Jump der Welt schwärmen: 216 Meter tief von der Bloukrans-Brücke. Parallel zum Küstenparadies durchquert Südafrikas spektakulärster Road-Trip »Route 62« die Karoo (www.visiteasterncape.co.za).

image

»Rhinos« sind nach wie vor durch Wilderei gefährdet, auch dieses stolze Exemplar im Krüger-Park.

image Cape Town und Winelands (S. 32)

Kapstadts Highlights Cape Point, Chapman’s Peak Drive, Hout Bay, Camps Bay sowie Victoria & Alfred Waterfront sprechen für sich. Zu den Winelands nur so viel: Zwischen 1699 und 1712 residierte Hollands Gouverneur Simon van der Stel auf Groot Constantia, das mit dem Jahrgang 1685 das älteste Weingut Südafrikas ist! Hier wurden schon so frühzeitig gute Weine ausgebaut, dass sie an den Tafeln europäischer Fürstenhäuser gern verkostet wurden. Das historische Gutshaus ist heute ein Museum (www.capetown.travel).

image Elephant Coast und St. Lucia (S. 254, 258)

Von Cape St. Lucia bis an die Grenze zu Mosambik zieht sich die naturbelassene Küste des Indischen Ozeans, die als ungeschliffener Diamant in der Schatzküste Südafrikas liegt. Gehoben wird das Juwel nördlich St. Lucias beinahe ausschließlich von Südafrikanern, die um die seltenen Naturschönheiten – und den Weg dorthin – wissen: Kosi Bay, Rocktail Bay, Sodwana Bay und Lake Sibaya stehen auf der kostbaren Inventarliste (www.isimangaliso.com).

WILLKOMMEN IN Südafrika

Seit der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika 2010 hat es die »Rainbow Nation« geschafft, sich noch besser zu positionieren. In den weltweiten Fokus rückten auch traumhafte Landschaften, hitzeflirrende Wüsten, endlose Strände, liebliche Rebgärten und exotische Insel- und Seglerparadiese. Es ist diese Vielfalt, die das Land am Kap zum »schönsten Ende der Welt« macht, untrennbar verbunden mit der Herzlichkeit der Menschen und dem Artenreichtum seiner »wilden Exoten«.

Um sich auf Südafrika einlassen zu können, braucht es ein wenig Geschichte. Die erzählt kaum jemand so eindrucksvoll wie James A. Michener in seinem Epos Verheißene Erde, das im 15. Jahrhundert beginnt, als Vasco da Gama und Bartolomeu Dias um die strömungsreichen Kapfelsen navigierten. Anfang des 16. Jahrhunderts ankerte ihr portugiesischer Landsmann António de Saldanha in der Bucht, wurde beim Anblick des monumentalen Tafelbergs gleich neugierig und bestieg als erster Europäer den über dem Meer thronenden Sandsteinklotz.

Kap der Stürme

Auch der englische Admiral Sir Francis Drake äußerte sich 1577 begeistert, und ab 1605 lagen die ersten Schiffe der Vereenigde Oostindische Compagnie vor der beeindruckenden Kulisse. Aber erst ein halbes Jahrhundert später, 1652, ging es richtig los, als der Holländer Jan van Riebeeck mit dem Auftrag eintraf, hier eine Versorgungsstation für Schiffe anzulegen. Auf den monatelangen Törns zwischen Europa, Indien und Batavia (Jakarta im heutigen Indonesien) brauchten die durch Skorbut geplagten Seeleute neben Frischwasser und Fleisch vitaminhaltiges Obst und Gemüse, damit ihnen die gesunden Zähne nicht aus dem faulenden Zahnfleisch fielen, und natürlich auch Wein, Weib und Gesang für die seemännische Seele.

image

Enklave der Ruhe, Stille und der Abgeschiedenheit: Prince Albert in der Karoo

Arbeitssklaven mussten her, die aus Indien, Südostasien und Afrika verschleppt wurden, sowie wagemutige Siedler, ja – sogar weibliche Waisen wurden aus Holland ans Kap transportiert, um die hellhäutige Population »aufzustocken«. Und erste Weinreben. Zum Glück kamen auch ein paar Hugenotten mit, religiös verfolgte Protestanten aus Frankreich, die wussten, wie mit den Rebstöcken zu verfahren war, und schnell entwickelte sich aus der provisorischen Station eine gut funktionierende kapholländische Siedlung. Dann kamen die auf allen Weltmeeren segelnden Engländer und machten Kapstadt 1795 zur britischen Kolonie. Die entwickelte sich rasant und knapp 100 Jahre später brannte die erste elektrische Glühbirne, früher als mancherorts in Europa. Aber holländische Buren als Gründer der Kapkolonie unter britischen Befehlshabern, das konnte nicht lange gut gehen, und so machten sich in den 1830er-Jahren die ersten Burentracks mit Ochsenwagen auf der Suche nach neuen Siedlungsgebieten von der Küste ins Innere Südafrikas auf.

image

Auch wenn Cricket Nationalsport ist: Fußballfans im Ellies Park Stadion, Johannesburg

Demokratischer Wandel

Eine Zeitenwende begann, als Nelson Mandela 1990 nach 27 Jahren Haft entlassen und nach der unsäglichen Epoche der Apartheid als erster Schwarzafrikaner ins Präsidentenamt Südafrikas gewählt wurde. Mit dem demokratischen Wandel wuchs auch das touristische Interesse am Kapland. Eine hervorragende Infrastruktur aus Straßen, Flug- und Zugverbindungen sowie ein modernes Kommunikationsnetz bieten heute gute Voraussetzungen für ein breites Wirtschaftswachstum. Immer noch spielen Bodenschätze eine bedeutende Rolle, aber auch Industrieproduktion und Handel laufen rund – und Südafrikas Reisemarkt, der Safarigäste aus aller Welt in zahlreiche private und staatliche Tierreservate zieht, was den Tourismussektor zu einem der stärksten Märkte des Landes macht.

image

Weinanbau und Landwirtschaft finden selbst hier statt: Wasserpumpe in der Großen Karoo.

Zerstückelte Farmgebiete wurden zusammengelegt und renaturiert, also wieder zu ursprünglicher Wildnis gemacht, bereits bestehende Nationalparks mit jenen der Nachbarländer zusammengelegt und so grenzenlose Transfrontier Parks geschaffen. Das ist gut für den Tierschutz, dient aber nicht ausschließlich der Ökologie, denn vor allem Arbeitsplätze sind wichtig. In allen Nationalparks zusammen grasen rund 100 000 Impala-Antilopen als Löwen- und Leopardenfutter, vor den Küsten kreuzen Blauwale, die bis zu 33 Meter lang werden, 850 Vogelspezies kreisen durch die Luft, 100 Schlangenarten und riesige Krokodile sind am Boden und zu Wasser auf Beutefang. Unüberschaubar bleiben die Mengen an Zebras, Giraffen, Gnus, Flusspferden und den vielen anderen aus der Gruppe der Säugetiere, die über 200 Arten auflistet. Auch deshalb ist Südafrika eines der gefragtesten Reiseziele der Welt, was jährlich an die zehn Millionen Besucher ins exotische Paradies der Wildtiere einfliegen lässt, eine Viertelmillion davon kommt allein aus Deutschland.

Landschaft verrückt!

Wer heute mit dem Zug von Kapstadt nach Johannesburg fährt, kann sich ein Bild davon machen, was die Pioniere beim Überqueren der Küstengebirge zu sehen bekamen. Die Eisenbahnlinie durchquert zunächst das weitläufigste Ökosystem des Landes, die Große Karoo, und der Reisende bekommt einen Vorgeschmack auf die Wüste. Vorher zeigt sich die Kaplandschaft beim Aufstieg auf das bis zu 900 Meter hohe Karoo-Plateau noch einmal von ihrer lieblichsten Seite: Nicht weit entfernt von den Weinorten Stellenbosch, Franschhoek und Paarl gibt sich das historische Worcester mit seinen 1820 gegründeten KWV-Kellern als letzter Vorposten der Reben, bevor es über den Hex River Pass richtig hinaufgeht. Oben breitet sich optisch die Endlosigkeit aus, Vegetation sprießt nur spärlich in diesem steinwüstenähnlichen Gebiet, das fast ein Drittel der Gesamtfläche Südafrikas ausmacht und im Norden in die riesige Kalahari-Wüste übergeht.

image

Rainbow Nation: Schwarzafrikaner machen über 80 Prozent der Gesamtbevölkerung aus.

Temperaturunterschiede und geringe Niederschläge haben auf den weitläufigen Hochebenen einzigartige Landschaftsbilder zustande gebracht, aus deren Leere sich bizarr die typischen kleinen Tafelberg-Brüder, die »Koppies«, erheben. Welcherart landschaftlicher Vielfalt in Südafrika steckt, ließe sich im direkten Vergleich bei einer Fahrt von Kapstadt aus die Westküste hinauf demonstrieren: Bis ins Hafen- und Fischereistädtchen Lamberts Bay und noch weiter hinauf erstrecken sich Küstenlandschaften, die an Schleswig-Holstein erinnern, mit lieblichen Ortschaften und Häfen, in denen fangfrischer Fisch und die begehrten atlantischen Frutti di Mare direkt vom Deck der Fischerkutter weg verkauft werden.

Das Wetter

Wenn ein Airbus beim Landeanflug in die Wolkendecke Kapstadts eintaucht, ist wenig von dem zu sehen, was als das schönste Ende der Welt gilt. Windböen schütteln die Maschine, Regen peitscht über das Rollfeld, bei solchem Wetter bleibt die Drahtseilbahn zum Tafelberg, dem Wahrzeichen der Stadt, außer Betrieb. Und in Camps Bay, Cape Towns beliebtestem Küstenvorort, verschwimmt alles, was ein Panorama sein könnte: 15 Meter hohe Wellen stampfen da draußen, weißschäumend klatscht Gischt gegen die Aussichtsscheiben der Boulevard-Cafés, wobei außer den wütenden Wellenbergen von der herrlichen Bucht nichts sonst zu erkennen ist. Kein Wunder, es ist Winter am Kap, aber im nächsten Moment kann schon wieder die Sonne scheinen, und dann es ist warm genug, um im Freien zu sitzen.

image

Die Millionenmetropole Johannesburg ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Südafrikas.

Kapstadt liegt im Bereich der mediterranen Subtropen und ist im jahreszeitenverkehrten Winter (unserem Sommer) frostfrei. Es regnet aber viel, und der Atlantik kann ordentliche Windstärken und Brecher an Land bringen. Johannesburg ist klimatisch wesentlich besser aufgestellt: Die riesige Metropole, die als wirtschaftliches Zentrum des Landes auf 1752 Metern pulsiert, besitzt ein ausgezeichnetes, trockenes Höhenklima. Im Sommer sind die Temperaturen angenehm moderat, mit kühlen Nächten, und gehen nur selten bis 30° Celsius. Im südafrikanischen Winter kann es bitterkalt werden in Jo’burg mit kräftigen Unter-Null-Graden. Zur gleichen Zeit sind die sportiven Metropoliten Durbans mit ihren Surfbrettern unterwegs zu den feinen, palmenbesetzten Stränden am Indischen Ozean, der immer warm ist und ein lockeres, tropisches Lebensgefühl produziert, denn im Ostteil Südafrikas herrschen volle zwölf Monate im Jahr 29° Celsius.

Und auch sonst findet man allerlei Aufregendes zwischen den endlosen Küsten rings ums Kap: tropischen Regenwald, Steppen- und Wüstengebiete, wild blühende Hochebenen, berauschend grünende Flusslandschaften sowie maritime Paradiese, verteilt auf Tausende Küstenkilometer. Und dazwischen präsentiert sich die afrikanische Tierwelt, als sei sie gerade der Arche Noah entstiegen. Vielleicht setzt unweit von Johannesburg, Südafrikas »City of Gold«, gerade eine Löwin zum Sprung an, während an der bildschönen Garden Route in Port Elizabeth ein brandneuer Volkswagen vom Band läuft und sich zur selben Stunde Abenteurer in Allradfahrzeugen durch die dramatische Felslandschaft des Richtersveld mühen – bei brutzelnden 50 Grad. Nelson Mandelas »Rainbow Nation« hat tatsächlich beinahe alles zu bieten – selbst Skifahren ist nicht unmöglich!

Eine Lanze für den Tierschutz

Nirgendwo lässt sich die Schöpfung intensiver erleben als im weltberühmten Krüger-Park, dem ältesten Tierreservat der Welt. Die Existenz des Parks ist seinem deutschstämmigen Namensspender Paul Krüger zu verdanken. Der verlangte als Präsident der Suid-Afrikaanse Republiek schon 1884 vom Volksraad, für die immer weniger werdenden Wildtiere streng überwachte Schutzzonen zu schaffen. 14 Jahre später machte man zwischen dem Crocodile und dem Sabie River auf 4600 Quadratkilometern einen Anfang, der aber im Krieg zwischen Engländern und Krügers Buren beinahe schon wieder untergegangen wäre, hätte nicht ein britischer Offizier namens Major James Stevenson-Hamilton das Kommando über den Tierpark übernommen.

Der Major ging gnadenlos gegen marodierende Soldaten vor, wildernde Schwarze und Weiße, gierige Bergwerksgesellschaften und landhungrige Großfarmer, setzte sich erfolgreich durch und stellte frühzeitig die Weichen für das, was heute als eines der bekanntesten Tierparadiese der Welt gilt. Allein der Kruger National Park, der als Großunternehmen der Sparte »Wildlife Management« wie jeder andere Wirtschaftsbetrieb arbeiten muss, zählt 15 000 Elefanten, 20 000 Büffel und 3000 Weiße Nashörner. Insgesamt teilt sich der Schutzraum in 600 Wildlife-Gebiete, davon sind über 21 unermesslich große Areale staatliche Nationalparks, mehr als 400 Wild-, Marine- und Naturschutzgebiete sowie rund 500 Private Game Reserves.

image

Tagsüber ist Relaxen angesagt, nachts lässt der König der Tiere seine Frauen auf Beutejagd gehen.

image

Auf privatem Konzessionsgebiet: Ranger der luxuriösen »Singita Lebombo Lodge« im südöstlichen Krüger-Park

Highlight Safari

Kaum ein Besucher kann sich dem Zauber der Wildnis entziehen, und den hat Jonathan jeden Tag: Er arbeitet als Game Driver in einem der privaten Game Reserves drei Fahrstunden von Johannesburg entfernt. Schon das koloniale Ambiente der ehemaligen Farm, erbaut 1907 inmitten einer bildschönen Savannenlandschaft, versprüht den historischen Charme alter Zeiten. Es ist später Nachmittag, die Sonne neigt sich zum Horizont und er drängt, weil dies die beste Zeit für Tierbeobachtungen ist. Als er nach der Safari seinen offenen Landcruiser auf einen Hügel mit Aussicht hinaufsteuert, hüllt sich die Savanne in zarte Pastelltöne. Jonathan zaubert Gläser und eiskalten Champagner aus einer Kühlbox und lächelt, einen Ausdruck ausgeglichener Ruhe im tiefschwarzen Gesicht.

Wie sein Leben inmitten der Wildnis sei? »Aufregend«, antwortet der Vater von vier Kindern, der seit 40 Jahren im Wildreservat lebt, weil er immer noch das mache, was er damals am allerliebsten getan habe, als er ein kleiner Junge war, nämlich mit den wilden Tieren leben. Dann reicht er vorsichtig die vollen Gläser an seine Safarigäste weiter: Er liebe die Savanne und ihre wilden Exoten, und hier sei er ganz nahe dran! Heute konnte er neben Zebras, Giraffen, Antilopen und Gnus auch Büffel, Löwen und Elefanten vorführen. Und Bäume! Südafrikas Baumbestand listet gewaltige Affenbrot-, Mopane-, Ebenholz- und Mahagonibäume sowie Akazien, Feigenbäume, Palmen, Stinkwood und Yellowwood auf. Zu den Riesen gesellt sich eine überschwängliche Blütenpracht: in den Wüsten die Wildblumen- und Sukkulentenwunder, in der Kapregion die einzigartige Fynbos-Vegetation. Mit über 200 Pflanzenfamilien versammelt Südafrika die Hälfte der gesamten Weltflora auf seinem Gebiet und kann mit 22 000 Blüten tragenden Arten nur so protzen. Als Nationalblume ist die unter strengem Naturschutz stehende Königs-Protea zur wunderschönen Berühmtheit geworden, die nicht nur in den botanischen Gärten Südafrikas ein beschütztes Dasein führt.

Jagdtrophäen: The Big Five

Ganz oben auf der Wunschliste aller Südafrika-Besucher befinden sich die »Big Five«, die begehrtesten Trophäentiere der Großwildjäger, Löwe, Nashorn, Elefant, Büffel und Leopard. Die »großen Fünf«, sagt Jonathan, trügen eine irreführende Bezeichnung – als gäbe es außer ihnen nur Wildhasen und Baumhörnchen! Er lacht. Für jene, die im dichten Busch zufällig vor eine Giraffe gerieten, würde das Adjektiv »groß« blitzschnell zu einer aussagekräftigen Dimension werden: Der Kopf des Blätter zupfenden Huftiers schwebt in einer Höhe von bis zu sechs Metern! Und was sei übrigens mit Flusspferden, die ebenso aggressiv seien wie Büffel, dabei aber viermal so schwer? Gerade die gemütlich auftretenden Hippos würden äußerst wachsam in ihrem Territorium herrschen und schon bei geringsten Anzeichen von Eindringlingen nervös reagieren. Wer nicht sofort verschwinde, werde gnadenlos attackiert. Das kann mehr als peinlich werden, wenn das Ziel eines solchen Angriffs in einem Boot sitzt, das nicht schnell genug fortkommt. Wer dabei herausfällt, kriegt eine schnaubende Tollwut und scharfe Hippopotamus-Reißzähne zu spüren. Allerdings sollten Geparden, die mit 100 Stundenkilometern noch schneller als Leoparden sind, schon zu den »Big Five« zählen, und Krokodile erst recht. Schließlich würden Letztere bis zu sechs Meter lang werden und seien noch gefräßiger als Löwen.

Schlangen, Krokodile und Wale

Mit Walen hat Jonathan hier draußen nichts im Sinn. Fort von seiner geliebten Savanne war er noch nie, und schon gar nicht an der Küste. Dann folgt noch beiläufig ein Kapitel zu den südafrikanischen Reptilien. Zu den größeren zählen rund 3000 Krokodilarten, von denen die meisten riesige Nilechsen sind, die bis zu sechs Meter lang werden und hier im Busch glücklicherweise nicht vertreten sind. Kleinere Reptilien sind kaum weniger erschreckend, weil sich Schlangen in der südafrikanischen Wildnis zuhauf finden. 40 Arten der wechselwarmen Tiere sind im südlichen Afrika vertreten, unter ihnen giftige wie Kobras, Mambas und Vipern. Manche haben sich aufs Spucken spezialisiert, beispielsweise die gefährliche Speikobra, und bringen ihr Gift, das schnell auf Nerven, Herz und Gewebe wirkt, aus maximal zwei Metern Entfernung sicher ins Ziel. Allerdings nur im Notfall, normalerweise flüchten die sehr scheuen Tiere, bevor es dazu kommt. Mit Ausnahme der Puffotter, die dafür warnende, merkwürdige Geräusche (engl. »puffs«) ausstößt. Die meisten Südafrikabesucher werden diese Spezies wohl nur in Schlangenparks zu Gesicht bekommen, was sicher niemand bedauert.

image

Zupfen was das Grünzeug hält: Akazienblätter sind trotz Dornen die Leibspeise der Giraffen.

image

Nichts für Vegetarier, aber typisch kapholländisch: Braai-Fleisch mit Straußensteak und Boerewors

Geschmack & Cuisine

Ziemlich aufregend ist die südafrikanische Küche. Beim Ausprobieren muss es sich ja nicht unbedingt um Gerichte handeln, die im Land als rustikale Spezialitäten gelten wie Schafsköpfe, gebratene Raupen oder Steaks vom Krokodil (wobei Letzteres so zart schmeckt wie Hühnchen). Aber wie wäre es mit Carpaccio vom Strauß, Ochsenschwanzravioli, Kudu-Gulasch, Impala- oder Warzenschweinsteaks? Die südafrikanische Küche generiert eine unüberschaubare Vielfalt, die Chinesen, Malaien und Inder, Marokkaner, Portugiesen, Franzosen, Japaner, Brasilianer, Schweizer, Kongolesen und Kochwütige anderer Nationen an diesem Kulminationspunkt gourmettechnisch zusammengetragen haben.

Kapstadt wartet hauptsächlich mit fangfrischem Seafood auf, mit Hummer, Kabeljau, Butterfisch und Muscheln, während Durban auf exotische Genüsse indischen Zuschnitts spezialisiert ist und sich Johannesburg noch am allerafrikanischsten verhält. Dafür, dass es sich um prinzipiell Schmackhaftes handelt, verbürgt sich wiederum die Geschichte: Die europäischen Seefahrer, die aus Indien und Asien kommend das Kap der Guten Hoffnung umsegelten und in der Tafelbucht ankern mussten, brachten Schiffsladungen voller Gewürze mit, und die Schiffsköche hatten viel Zeit, um in Ruhe zu experimentieren.

Wein »made in South Africa«

Auf der südafrikanischen Liste der unglaublichen Kontraste stehen Hautfarben aller Schattierungen, vibrierende Metropolen unterschiedlichsten Charakters, traditionsreiche Kulturen, ein Sprachengemisch unvorstellbaren Ausmaßes. Und der Wein. Der gedeiht nicht nur im goldenen Dreieck zwischen Stellenbosch, Paarl und Franschhoek, wo die Rebstöcke am Fuß der Hottentotsholland Mountain Range sauber in Reih und Glied gesteckt sind, so weit das Auge reicht! Dort leuchten zwischen den Weinbergen kapholländische Gutshäuser im milden Sonnenschein, echt friesisch mit Sprossenfenstern, Reetdächern und rustikalen Holzbalkendecken, so wie es die burischen Siedler von ihrer Heimat Holland her kannten. Wobei solcherlei süße Landschaftsromantik nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass der Weinanbau in Südafrika ein nach modernsten Gesichtspunkten geführter Markt ist, der international mit hochwertigen Produkten in Konkurrenz steht. Auf über 100 000 Hektar Anbaufläche werden am Kap von zahlreichen Kleinbauern, Kooperativen und Großweingütern rund 3000 verschiedene Weine produziert. Die Lese beginnt Anfang Januar, der Ernteertrag liegt mit durchschnittlich zehn Millionen Hektolitern so hoch wie der bundesdeutsche. Zu den beliebtesten Rebsorten zählen Sauvignon Blanc, Chenin Blanc, Chardonnay, Colombar und Cabernet Sauvignon.

image

Vor einer Weinprobe in den Cape Winelands sollten Selbstfahrer die Übernachtung vorab klären.

image

Die Region um die historische Universitäts- und Weinstadt Stellenbosch präsentiert Rebstöcke ohne Ende.

Architektur, Kunst und Kultur

Südafrika ist eine Schatzkiste vielfältigster Architektur; in seinen Metropolen spiegeln sich prachtvolle Kolonialbauten in ultramodernen Fassaden, selbst in der entlegensten Wildnis stellen nicht wenige Safari-Lodges europäische Wohnkunst und -kultur in den Schatten, gewagtes Design, Ideenreichtum, Stil, Geschmack und Ambiente sowie exotische Baumaterialien produzieren in den abgelegensten Winkeln ein »Schöner Wohnen« der besonderen Art. Wobei der Sinn für Farben und Formen als ureigener Bestandteil südafrikanischer Identität auftritt, wie das Beispiel der berühmten Ndebele-Artistinnen beweist. Als wandelnde Grazien der Kunst stehen die Erfinderinnen der verrückten geometrischen Muster weltweit und unverkennbar im Rampenlicht mit ihrer Technik, die ursprünglich dazu diente, spezifische Bildbotschaften zu versenden, und erzielen internationale Preise. Auf halber Strecke zwischen Johannesburg und Krüger-Park liegt Botshabelo, eines der Ndebele-Museumsdörfer. Die ehemalige Niederlassung der 1865 von den deutschen Missionaren Heinrich Grützner und Alexander Merensky gegründeten Berliner Missionsgesellschaft stellt fantastische Exponate artistisch bemalter Häuser und Ndebele-Kunstobjekte aus.

Südafrikas Sound

Seit frühen Kolonialzeiten haben sich Südafrikas Klangfarben aus lokalen Erscheinungsformen zusammengemischt und dabei begierig Elemente aufgenommen, die mit den Einwanderern aus Übersee und aus anderen afrikanischen Ländern ans Kap kamen. Während der Apartheid gaben westlich orientierte Musikrichtungen offiziell den Ton an, aber schwarzafrikanische Musiker hatten natürlich einen anderen Sound im Kopf. Für sie waren die Klänge der Xhosa und der Zulu nicht fortzudenken, auch die traditionellen Stammesgesänge mit ihrer seltsamen Melancholie nicht. Spielerisch ließen sich solche Substanzen mit allem vermischen, was sich nach Rhythmus und Musik anhörte: mit Fragmenten aus religiösen Hymnen und Chorälen, aus Jazz, Rock, Blues und Pop, wobei es Afrikaner sowieso spielend schaffen, Körper und Seele zum Schwingen zu bringen – mit nur einer Trommel. Oder sogar a cappella ganz ohne Instrumente.

Wegen der Rassentrennung entwickelte sich die schwarze südafrikanische Musik im Untergrund weiter, vor allem aber im Exil. Wer kennt sie nicht, südafrikanische Stars wie die Sängerin Miriam Makeba, den Trompeter Hugh Masekela oder den Pianisten von »Dollar Brand«, Abdullah Ibrahim? Diejenigen, die trotz Apartheid weiterhin vor Ort die Stellung hielten, spielten ihren Cape Jazz eben hinter dem Vorhang, während ihre weißen Kollegen auf der Bühne standen – es war verboten, gemischtrassig aufzutreten. Natürlich mussten unter solchen Umständen Musik wie Literatur zur politischen Brechstange werden. Paul Simon war mit seinem Graceland-Projekt, das der Welt den Reichtum der afrikanischen Klangwelt auf moderne Weise nahebrachte und dabei demonstrativ schwarze Südafrikaner wie Ladysmith Black Mambazo musikalisch präsentierte, am neuen Aufbruch nicht unbeteiligt.

Von Cape Jazz bis Symphonie

Bald verbreiteten auch Radiostationen an den Universitäten den gemeinsamen musikalischen Protest aller Rassen; Johnny Clegg, der weiße Zulu, ein Meister im Verschmelzen westlicher und schwarzafrikanischer Musik, gründete schon während der Rassentrennung Bands mit weißen und schwarzen Musikern und half so, eine multikulturelle Musikszene zu prägen. Südafrikanische Musicals wie Sarafina, Township Fever und Maria Maria von Mbongeni Ngema entlockten den Zuschauern in Amerika und Europa ekstatischen Beifall. Erstgenanntes spielte gar ein Jahr lang am Broadway und wurde anschließend mit Whoopi Goldberg verfilmt.

image

In Kapstadt spielt die Musik, wie das jährlich stattfindende Cape Town Jazz Festival klar macht.

image

Seit der WM 2010 ist die südafrikanische Fußballbegeisterung nicht zu toppen: Jo'burgs Ellis Park

Für Musikliebhaber ist das Südafrika der Gegenwart eine Schatzkiste: Vom Township Groove bis zur traditionellen afrikanischen Musik reicht die Palette, vom Jazz über Ethnopop bis zu Klassik. Marimba oder Rohrflötenmusik, Kwela oder Township-Jive, selbst Symphonie, Oper und Kammermusik aus Südafrika gelten heute als Belege einer großartigen musikalischen Breite, die nicht sinnfälliger zum Ausdruck gebracht werden kann als durch das Soweto String Quartett, das große Erfolge verzeichnet. Bei all diesen musikalischen Erscheinungsformen ist Südafrika aber vor allem eine Welt des Jazz, und zweifelsfrei gehört Kapstadt zu den bedeutendsten Jazz-Zentren des Schwarzen Kontinents. Von hier aus emigrierten Koryphäen wie »Dollar Brand« ins Ausland, und das größte Jazzevent des Landes, das Cape Town International Jazz Festival, findet alljährlich im Februar statt und zieht Enthusiasten aus Afrika und aller Welt an. Kapstadts zahllose Jazz-Kneipen wie »Blue Note«, »Kennedy’s« oder »The Drive« sprechen für sich.

Südafrika ist sportverrückt

Rugby und Cricket sind immer noch Top Sports, allerdings mehrheitlich der weißen Minderheit. Nachdem der Südafrikaner Josiah Thugwane 1996 eine Goldmedaille holte, bringen Marathon- und Ultramarathonläufe Tausende an den Start. Der berühmteste, der Two Oceans Marathon, führt über 56 Kilometer rund um die Kap-Halbinsel. Und na klar ist das »neue« Südafrika, das schwarze, komplett fußballverrückt, was sich sowohl auf zahllosen Bolzplätzen der Townships zeigt als auch in Johannesburgs ultramoderner Soccer City, dem Hauptstadion der Weltmeisterschaft 2010. Als adrenalinstarke Mannschaften sind hier die Kaizer Chiefs, die Orlando Pirates und die Mamelodi Sundowns bekannt. Was für die frühen Pioniere mühsamer Alltag war (Klettern, Abseilen, Reiten, Wandern, Wildwasser), suchen sportliche Abenteurer heute als Freizeitvergnügen – und werden in Südafrikas bizarrer Natur fast überall fündig. Landesweit bieten zahlreiche Adrenalin-Veranstalter Extremsportarten wie Bungee und Swings an, Fallschirmspringen, Abseiling, Mountainbiking, Drachenfliegen oder den Kick mit dem Motorrad-Beiwagengespann durch den Busch – auf der Menükarte der südafrikanischen Abenteuer-Gourmets gibt es nichts, was es nicht gibt!

Ziemlich groß ist das sportverrückte Land auch beim Golfen. Mit circa 600 Golfplätzen und Koryphäen wie David Frost, Bobby Lock und Leon Els bringt Südafrika Top-Class-Golfen auf die Beine. Zu den historischen Greens der ersten Stunde zählt nördlich von Kapstadt The Royal Cape, gegründet 1882, sowie Johannesburgs Royal Golf Club, gegründet 1890. Seither haben Spielwiesen auf Meisterschaftsniveau ganz Südafrika überzogen. Weltbekannt ist der Gary Player Country Club in Sun City durch sein alljährlich stattfindendes Turnier »Million Dollar Challenge«. Genügend Greens gibt es auch mitten im Busch von KwaZulu-Natal, wo beim Abschlagen und Einputten Antilopen, Paviane und Krokodile manchmal zu einer Herausforderung werden.

image

Kids und Jugendliche der Townships können nicht nur Bayern-München-Fußballer aus dem FF aufsagen.

image

Kapstadts atlantisches Camps Bay bietet teure Wohnadressen und Boulevard-Life vom Feinsten.

Ein Toast auf die Vielfalt

Südafrika ist bunt und vielschichtig, mit modernen, lebensquirligen Metropolen und offenherzigen Menschen, mit weiten Landschaften überwältigender Schönheit. Saftige Obstplantagen gedeihen neben trockenen Wüsten, exotische Lagunen und traumhafte Buchten mit ankernden Jachten fehlen ebenso wenig wie rot-weiß gekringelte Leuchttürme. Die Vielfalt ist es, die das Land am Kap zum »schönsten Ende der Welt« macht: hier die atemberaubende Bergwelt am Blyde River Canyon, dort Johannesburgs Glamour, Kunst und Kultur, in der Surferhauptstadt Durban sommerliches Hawaii-Feeling und in Kapstadt die Boote der Krabbenfischer, die feinsten Gourmet-Restaurants des Landes und sauber gesteckte Rebstöcke bis zum Horizont!

image

Kunst der Ndebele-Frauen im Botshabelo Ndebele Village bei Middleburg in Mpumalanga

Steckbrief Südafrika

Lage: Südliche Spitze des afrikanischen Kontinents

Name: Republik of South Africa – Republiek van Suid-Afrika

Fläche: 1219 912 km2

Einwohner: 55 Millionen

Bevölkerung: Schwarze 79,8 %, Coloureds 9,1 %, Weiße 8,7 %, Asiaten 2,6 %

Hauptstadt: Pretoria (Parlamentssitz: Kapstadt, Sitz des Oberen Gerichtshofs: Bloemfontein)

Flagge:

image

Sprache: Elf offizielle Sprachen, darunter Afrikaans, Zulu, Xhosa und weitere Stammessprachen, die Handelssprache ist Englisch.

Währung: Südafrikanischer Rand (ZAR)

Zeitzonen: MEZ + 1 Stunde, Sommerzeit (MESZ) = keine Zeitverschiebung

Landesvorwahl: 0027

Geografie: Inlandsplateau mit beeindruckenden Bergketten wie den über 3000 Meter hohen Drakensbergen, ringsum liegt ein schmaler Küstensaum, der vom Atlantischen und vom Indischen Ozean begrenzt wird.

Staat und Verwaltung: Parlamentarische Demokratie, Mitglied im Commonwealth, seit 1997 mit neuer Verfassung. Das Staatsoberhaupt wird alle fünf Jah-re von der Nationalversammlung gewählt, Wahlrecht haben alle Bürger ab 18 Jahren.

Wirtschaft und Tourismus: Südafrika ist die stärkste Wirtschaftskraft auf dem Kontinent. Der Produktionssektor umfasst Textilien, chemische Erzeugnisse, Nahrungsmittel, Maschinen- und Autobau (VW und Mercedes lassen in Port Elizabeth und East London produzieren). Exportiert werden zahlreiche mineralische Rohstoffe sowie Edelsteine, Diamanten und Gold (das immer noch den größten Devisenbringer des Landes stellt). Südafrika besitzt eine moderne Infrastruktur sowie einen gut funktionierenden Finanz- und Industriesektor; der Tourismus hat sich zu einer der stärksten wirtschaftlichen Säulen entwickelt.

Religion: 75,5 % Christen, traditionelle Religionsgemeinschaften ca. 17,5 % (darunter Hindus 1,4 %, Muslime 1,4 %, Juden 0,2 %)

image

Junge im Township Soshanguve bei Pretoria

Geschichte im Überblick

Funde des Australopithecus africanus aus dem Zeitraum zwischen drei Millionen und einer Million Jahren beweisen, dass sich die Wiege der Menschheit auf dem afrikanischen Kontinent befindet. Aus einer Zeit vor ca. 500 000 Jahren stammen erste Funde von Steinwerkzeugen, Felszeichnungen von Buschmännern, den San, gehen auf 30 000 v. Chr. zurück. Als sicher gilt, dass um 300 v. Chr. San-Gruppen aus Botswana südwärts ins Kapland einwanderten, wo sie sich Khoikhoi nennen. Um 1400 n. Chr. sind die Volksgruppen der San und Khoi die einzigen am Kap lebenden Menschen.

1487 Der Portugiese Bartolomeu Dias umsegelt das strömungsreiche »Kap der Stürme«.

1503 Dias’ Landsmann António de Saldanha läuft in die Tafelbucht ein und besteigt als erster Europäer den Tafelberg.

1577 Der englische Admiral Sir Francis Drake äußert sich begeistert über die Schönheit des Kaps.

1605–1652 Erste Schiffe der East India Company ankern hier, am 6. April 1652 segelt der Holländer Jan van Riebeeck mit drei Schiffen in die Kapstädter Tafelbucht ein.

1779–1791 Erste kriegerische Auseinandersetzungen mit weißen Siedlern und dem Stamm der Xhosa, bis 1878 folgen noch 8 sogenannte Kaffernkriege.

1795 Die Briten übernehmen die Macht am Kap.

1814 Die ehemalige Niederlassung der Ostindischen Kompanie wird zur britischen Kronkolonie.

1835 Holländischstämmige Buren verlassen zahlreich auf großen Ochsenwagentracks die britische Herrschaft am Kap.

1838 Die Zulu, die sich der Landnahme in KwaZulu-Natal mutig entgegenstemmen, werden am Blood River vernichtend geschlagen.

1867 Im Norden der Kapprovinz werden Diamanten gefunden.

1877 Es kommt zum Krieg zwischen Buren und Briten, die Buren gewinnen und gründen unter Ohm Kruger die Burenrepublik.

1886 Erste Goldfunde beschleunigen die Besiedlung des Inlandes.

1899–1902 Es kommt erneut zum Krieg, den die Buren verlieren.

1910 Gründung der Südafrikanischen Union; Schwarze dürfen per Gesetz kein Land außerhalb von Reservaten erwerben.

1912 Gründung des ANC

1939 Südafrika tritt gegen Deutschland in den Zweiten Weltkrieg ein, nach Kriegsende wird das Bewusstsein der Apartheid ausgebaut.

1948 Die Afrikaaner-Nationalisten machen die Apartheid zur Staatspolitik.

1960 Massaker von Sharpeville. Nach einem Aufstand der Widerstandsbewegung Verbot des ANC

1962 Nelson Mandela wird als ANC-Führer festgenommen und zu lebenslanger Haft verurteilt.

1976 Die Polizei erschießt zahlreiche Schulkinder bei einer Demonstration in Soweto – Gründung von »Homelands« unter Selbstverwaltung.

1977 Ermordung des Studentenführers Steve Biko

1986 Nach zahllosen Aufständen und Boykottaufrufen seitens der Schwarzen verhängt der weiße Präsident Pieter Willem Botha den Ausnahmezustand – die Gewalt eskaliert.

1989 Bothas Nachfolger Frederik de Klerk muss die Apartheid auf internationalen Druck beenden und entlässt Nelson Mandela aus der Haft auf Robben Island.

1993 Frederik de Klerk und Nelson Mandela erhalten den Friedensnobelpreis. Der ANC gewinnt die ersten freien Wahlen, Nelson Mandela wird der erste schwarze Präsident Südafrikas.

1999 Der ANC gewinnt erneut die Wahlen mit großer Mehrheit, Thabo Mbeki wird Präsident.

2004 Mit einer Zweidrittelmehrheit gewinnt der ANC die Wahlen zum dritten Mal, Südafrika erhält den Zuschlag für die Austragung der WM im Jahr 2010.

2007 Jacob Zuma wird Präsident des ANC.

2008 Thabo Mbeki muss zurücktreten, um den Weg für Jacob Zuma zu ebnen.

2009 Erneut gewinnt der ANC, Jacob Zuma wird trotz umstrittener Vorwürfe wegen Vergewaltigung zum dritten schwarzen Präsidenten gewählt.

2010 In Südafrika findet die Fußballweltmeisterschaft statt.

2012 Am 8. Januar feiert der ANC seinen 100. Geburtstag, sieht sich aber zunehmend Vorwürfen wegen Korruption und Inkompetenz aus der eigenen Wählerschaft ausgesetzt.

2013 Im Dezember stirbt der schwerkranke Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela unter weltweiter Anteilnahme.

2014 Jacob Zumas Regierungszeit ist durch Vorwürfe wegen Korruption und Geldverschwendung belastet.

2016 Die drastische Abwertung des Rand gegenüber Euro und Dollar stärkt den Export und damit einen preiswerten Reisemarkt. Was Südafrika zu einem boomenden Top-Ziel macht.

WESTERN CAPE

1Kapstadt

2Atlantic Seaboard

3Die Kap-Halbinsel

4Cape Point

5Stellenbosch & Co.

6West Coast

7Cederberg Mountains

8Cape Whale Coast

9Grootbos Nature Reserve

10Cape Agulhas

image

Eines der meistfotografierten Motive Südafrikas: die bunten Strandhäuschen in Fishhoek auf der Kaphalbinsel

1 Kapstadt

Am besten Ende der Welt

image

Auf der Liste der schönsten Städte befindet sich Kapstadt nicht ohne Grund recht weit oben: Umwerfend wirkt die Kap-Metropole nachts, wenn sich der Tafelberg hoch über dem urbanen Lichtermeer flutlichtbestrahlt aus dem Dunkel erhebt, tagsüber ist vor allem die Zeit das verflixte Problem: für Besucher. Wer hier nur ein paar Stunden eingeplant hat, wird die Kunst der Verführung von Cape Town schon bald verfluchen!

image

Die City Bowl Kapstadts mit Tafelberg

Sie muss schon ziemlich genusssüchtig sein, diese schicke und hippe City of Cape Town, mit ihrer »City Bowl«, die so avantgardistisch cool, vibrant und modern und zugleich so historisch und sehr edel daherkommt. Um sich die Dimension des besonderen Lebensgefühls der Capetonians überhaupt vorstellen zu können, braucht es drei Beispiele aus Sport und Musik: Beinahe zwei ganze Tage sind jedes Jahr Teile der Kap-Halbinsel und der Innenstadt für den Verkehr komplett gesperrt, weil zum x-ten Male das Cape Town Cycle Race »Argus« mit Zehntausenden Teilnehmern aus aller Welt stattfindet, rund 600 fliegen dazu mit ihren Bikes extra aus Deutschland ein. Schon seit 1970 findet Kapstadts Two Oceans Marathon statt, einer der legendärsten Läufe der Welt. Und natürlich reisen zum Cape Town Jazz Festival begeisterte Musikfans aus allen Winkeln der Welt an, um 48 Stunden lang nonstop ihr Musikgenre zu feiern.

image

Familie im malaiisch-farbigen Bokaap-Viertel in Kapstadt

Cape Town Vibrations

Wer in Kapstadts City Bowl fährt und einen Parkplatz ergattert, in der Long Street zum Beispiel, merkt gleich nach dem Aussteigen: Hier will ich so schnell nicht wieder weg! Und im nächsten Moment wird schon klar: Relaxte Capetonians haben ihre »Schöne« ja jeden Tag, was fix einen Neidfaktor aufkommen lässt, vor allem bei denen, die auf roten Londoner Doppeldecker-Sightseeing-Bussen versuchen, die Stadt im Schnelldurchlauf zu genießen. Graduell besser haben es jene, die »Kapstadt zu Fuß« buchen und geführte zwei Stunden mit ihr unterwegs sind, aber am besten macht man sich individuell auf den Weg, die Highlights des Zentrums liegen eng beieinander.

image

Cape Town im nächtlichen Lichterglanz

Kunst, Kultur und buntes Leben brummen an jeder Ecke, für historisch Interessierte stehen ein Dutzend Museen auf der Liste, darunter das South African Museum, das Bertram House, das Jewish Museum, die South African National Gallery sowie das Cultural History Museum. Adderley Street, die Haupteinkaufsstraße und Kapstadts Long Street mit ihren viktorianischen Gebäuden, in denen sich eine Welt aus Antiquariaten, Szenekneipen, Musik- und Coffeeshops ausbreitet, dürfen bei einem Stadtrundgang ebenso wenig fehlen wie das farbenprächtige Viertel Bo-Kaap gleich nebenan. Das muslimisch geprägte Malaienviertel am Fuß des Signal Hill ist mit seinen bunten Häusern und Moscheen einer der fotogensten Stopps. Die besondere Atmosphäre Kapstadts lässt sich auch in seiner Fußgängerzone St. George’s Mall aufspüren, lebhaft geht es auf Green Market Square zu, ringsherum zeigen sich fantastische Art-déco-Fassaden. Längst hat sich die Kapstädter City nach ihrem Niedergang durch den Fall der Apartheid regeneriert und bietet seinen Besuchern internationales Flair und feine Stadtviertel.

Einfach gut!

DADDY COOL

Luxus-Campen mitten in Cape Town? Der älteste funktionierende Fahrstuhl (1895) führt zur Dachplattform des »Grand Daddy Hotel«. Im einzigen Roof Top Trailor Park der Welt parken sieben aluminiumglänzende Airstream-Camper, die in den USA gekauft, per Schiffsfracht nach Kapstadt transportiert und dann mit schwerem Krangerät auf die Dachplattform gehievt wurden. Jeder der exklusiven Mobildomizile ist mit Kingsize-Bett, Badezimmer und einer individuellen Themenausstattung ein Übernachtungstraum. Wer vor Aufregung nicht schlafen kann, sitzt bis früh in der »Sky Bar« mit Blick auf die Skyline. Für Nicht-Camper stehen auch 33 normale Zimmer sowie die »Daddy Cool Bar« und das Bistro-Restaurant »Thirty Ate«, Ground Floor, zur Verfügung.

The Grand Daddy Hotel. Cape Town City Centre, 38 Long St., Tel. 021/424 72 47, www.granddaddy.co.za

Geheimtipp

LAST NOT LEAST: NEW!

In rasantem Tempo wächst Kapstadt als eine der schönsten Metropolen der Welt, jedes Jahr kommen neue Einfälle und kreative Verrücktheiten dazu:

The Zeitz MOCCA Museum of Contemporary Art Africa. Im neuen Silo District, V & A Waterfront (ab 2017).

The Silo Hotel. Design-Luxushotel über dem MOCCA Museum, V & A Waterfront (ab 2017).

POPLA (Pop Up Langa). Dinner im Township! Feines Zehn-Gänge-Dining-Experiment.

Township Choral Music. Geführte Tour in Privathäuser inklusive Dinner und Chorvortrag (Coffeebeans Routes).

Container-Restaurant Naturalis. Küchenchef Luke Dale-Robberts experimentiert mit gourmettechnischer Nachhaltigkeit, The Old Biscuit Mill, Woodstock.

Konkurrenz Bree Street. Läuft als hippste und trendigste Meile mit immer neuen Bars und Cafés wie »Arcade«, »Dapper Coffee Co.« und »Club 9« Kapstadts Long Street den Rang ab.

image

Die roten Doppeldeckerbusse gehören zum Stadtbild.

Am tollsten geht es downtown in der ersten Januarhälfte zu, wenn der Cape Minstrels Carnival (auch Coon Carnival genannt) farbenfroh durch die Straßen zieht. Als beste Sightseeing-Pause ist Kapstadts bildschöner Stadtpark The Company’s Gardens zu empfehlen, den Stadtgründer Jan van Riebeeck (1619–1677) einst als Plantage für Gemüse und Obst anlegen ließ. Zur Fotopflicht gehören das Old Town House (1755), das Präsidentenpalais De Tuynhys (1680) sowie die Houses of Parliament (1885). Sehenswert ist auch das legendäre »Mount Nelson Hotel« (1743).

Kapstadts »City Bowl«