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Über dieses Buch:

Wie lange kann man seine Leidenschaft hinter einer kühlen Fassade verbergen? In aufsehenerregenden Seminaren spricht die Universitätsdozentin Mia Rose Curry ruhig und gelassen über die Faszination sexueller Fantasien wie Fesselspiele, Fetische und Voyeurismus – und niemand würde dabei auf die Idee kommen, dass die stets kontrollierte Frau sich selbst nach erotischen Abenteuern sehnt. Doch dann taucht Jagger in ihrer Vorlesung auf, der Student mit den dunklen Locken und dem intensiven Blick, der ihr direkt in die Seele zu schauen scheint. Mia Rose weiß genau, dass sie sich zu keinem Flirt mit ihm hinreißen lassen darf. Aber wie lange kann sie der verbotenen Anziehungskraft ihres Studenten widerstehen?

»Voller Gefühle, die ans Herz gehen, und größter Intensität: Ein berauschendes Vergnügen von der ersten Seite an!« Romantic Times

Über die Autorin:

Die amerikanische Autorin Eden Bradley lebt in San Francisco. Ihr Lebensmotto lautet: »Alles, was ich sage, schreibe und mit der Welt teile, beruht auf Sinnlichkeit.« Kein Wunder, dass ihre erotischen Romane bereits die Bestsellerlisten der New York Times und USA Today stürmten und in zehn Sprachen übersetzt wurden! Darüber hinaus veranstaltet Eden Bradley Seminare und Workshops, in denen Frauen ihre geheimsten Wünsche erkunden können und lernen, ihre Sexualität frei zu leben.

Bei venusbooks erscheinen Eden Bradleys erotische eBooks »Touch me harder«, »Kiss me harder« und »Love me harder«.

Die Autorin im Internet: www.edenbradley.com

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eBook-Neuausgabe Juni 2019

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Die amerikanische Originalausgabe dieses Romans erschien 2008 unter dem Titel »Forbidden Fruit« bei Delta, New York. Die deutsche Erstausgabe wurde 2011 unter dem Titel »Salon der Lust« bei Blanvalet veröffentlicht, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 2008 by Eden Bradley

This translation is published by arrangement with Dell Books, an imprint of The Random House Publishing Group, a division of Random House, Inc

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2011 by Verlagsgruppe Random House GmbH

Copyright © der Neuausgabe 2019 dotbooks GmbH, München

Copyright © der Lizenzausgabe venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung zweier Bildmotive von shutterstock/Viorel Sima und shutterstock/Andrey Bayda

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-95885-654-7

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Eden Bradley

Take me harder

Erotischer Roman

Aus dem Englischen von Claudia Müller

venusbooks

Kapitel 1

Mia Rose Curry blickte auf den überfüllten Hörsaal, die Stuhlreihen voller erwartungsvoller Gesichter, die Studenten, die sich in der Tür drängten.

»Dieser Kurs ist voll«, verkündete sie. »Wenn Sie nicht bereits eingeschrieben sind und sich für die Warteliste bewerben möchten, gehen Sie bitte zur Anmeldung.«

»Dieser Kurs ist immer voll«, murrte jemand in der Nähe der Tür.

Mia lächelte. Es stimmte. Der Kurs für »Außergewöhnlichen Sex«, den sie an der San Francisco State gab, war jedes Semester aufs Neue höchst begehrt. Hauptsächlich kamen die Studenten wegen des reizvollen Themas und der Aussicht auf einen leichten Schein, aber sie ließ sie dafür hart arbeiten. Sie mussten recherchieren, Aufsätze schreiben. Sie versuchte, ihnen etwas über die soziologischen Effekte der Sexualkultur beizubringen. Und ein paar von ihnen lernten sogar etwas. Und sie lernte von ihnen, indem sie sie beobachtete. Sie beobachtete, wie sie auf das reagierten, was sie ihnen im Unterricht beibrachte, auf die Filme, die sie ihnen zeigte. Sie war eben Soziologie-Professorin und fand Menschen unendlich faszinierend. Ihr ganzes Leben lang hatte sie schon Menschen studiert und versucht, sie zu verstehen.

Jetzt blickte sie sich im Klassenzimmer um und musterte jeden neuen Schüler. Für gewöhnlich konnte sie schon im Vorhinein sagen, wer eifrig teilnehmen und sich an den Diskussionen beteiligen würde. Wer sich hinten im Hörsaal verstecken und vor sich hin grinsen würde. Und wer aufstehen und gehen würde, wenn kontroverse Themen zur Sprache kamen.

Sie betrachtete die Gesichter in der ersten Reihe, und auf einmal hielt sie inne.

Gott, war dieser junge Mann schön. Ihr Student, rief sie sich rasch ins Gedächtnis. Vielleicht ein bisschen älter als die meisten, aber trotzdem ...

Haut in der Farbe von Milchkaffee, dunkle, gelockte Haare mit goldenen Spitzen, als wäre er in der Sonne gewesen. Ein kurz gestutztes Bärtchen umrahmte üppige, sinnliche Lippen. Und wunderschöne Augen von einem klaren Kristallgrau, das einen erstaunlichen Kontrast zur braunen Haut bildete. O ja, wunderschön. Und er blickte sie direkt an mit seinen klaren grauen Augen. Sie erschauerte.

Dein Student.

Sie wandte den Blick ab, sah aber noch sein Lächeln. Und das war ebenso schön wie der gesamte Rest.

Sie holte tief Luft und konzentrierte sich auf ihren Job: Sie musterte ihre Schüler und machte sich Notizen. Sie musste sich regelrecht zwingen, ihn nicht anzusehen, aber allein zu wissen, dass er da war, brachte sie zum Schwitzen, obwohl es draußen winterlich kühl war.

Sie trank einen Schluck aus ihrer Wasserflasche und begann. »Ich begrüße Sie herzlich zu unserem Kurs Alternative Sexualität. Wir wollen die verschiedenen Wege von Sexualität erkunden, die viele von Ihnen als ›von der Norm abweichend‹ ansehen mögen. Nicht allen wird das Material, das wir uns anschauen werden, gefallen, und wir werden auch kontroverse Themen behandeln.«

Sie trat vor ihren Schreibtisch und lehnte sich dagegen. »Wir werden zahlreiche perverse und alternative Praktiken diskutieren, zum Beispiel Fuß-Fetische, Cross-Dressing, Bondage und Mumifizierung, Domination und Unterwerfung, das Spiel mit Schmerz, Leder-, Gummi- und Latex-Fetische, Fetische, die verschiedene Arten von Flüssigkeiten beinhalten, und noch viele mehr.«

Hinten aus dem Vorlesungssaal drang das übliche Kichern. Das kannte sie bereits, und es machte ihr nichts aus.

»Für viele von Ihnen sind die Personen, die diese Formen der Sexualität praktizieren, Freaks, und selbst ich muss zugeben, dass ich einige dieser Praktiken widerwärtig oder sogar schädlich finde, und auch darüber werden wir sprechen. Aber ich bitte Sie trotzdem, offen an diese Dinge heranzugehen und sie möglichst aus einer objektiven, wissenschaftlichen Perspektive zu betrachten. Häufig sind sie die Reaktion eines Menschen auf seine Umwelt.«

Sie legte ihren Notizblock beiseite und suchte den Blickkontakt mit einigen Studenten. »Das ist das Thema, auf das wir uns hauptsächlich konzentrieren werden. Was veranlasst Menschen dazu? Sind Fetische eine gesunde Reaktion auf bestimmte Stimuli? Oder stellen sie einen psychischen Defekt dar?«

»Was glauben Sie denn, Professor Curry?«

Ah. Gott, das war er. Der Schöne. Und schon wieder beobachtete er sie so aufmerksam. Oder bildete sie sich das nur ein? Sie holte tief Luft. Die Frage, warum gerade er eine solche Wirkung auf sie hatte, musste sie auf später verschieben.

»Ich glaube ... wie ist Ihr Name?«

»Jagger. Jagger James.«

»Ich glaube, Jagger, dass es von der jeweiligen Person abhängt, welchen Fetisch sie wählt. Wir werden noch ausführlich darüber sprechen, aber ich kann Ihnen jetzt schon verraten, dass Fetische oft durch ein fast unschuldiges Ereignis entstehen, einen winzigen Moment, in dem ein Objekt sexualisiert wird. Strumpfhosen sind zum Beispiel ein häufiger Fetisch für Männer. Oft kommt es dazu, weil ein Junge in der sexuellen Prägungsphase, von acht bis zwölf, die Strumpfhose seiner Mutter im Badezimmer hängen sieht, nachdem sie sie gewaschen hat. Der Junge ist neugierig, also probiert er sie an oder berührt sie auch einfach nur und bekommt spontan eine Erektion. Danach berührt er sie vielleicht nie wieder. Oder aber auch jede Woche. Das ist unterschiedlich. Aber für den Jungen ist diese Strumpfhose jetzt ein Objekt, das mit sexueller Erregung verbunden ist. Und daraus kann später im Leben eine Art Fetisch entstehen, so dass er in bestimmten Situationen eine Strumpfhose tragen möchte. Vielleicht aber möchte er sie auch nur an einer Partnerin sehen und fühlen. Oder er geht in ein Kaufhaus und schaut sich in der Strumpfabteilung um.

Ich habe zum Beispiel für meine Master-Arbeit einen Mann interviewt, einen ganz gewöhnlichen Typen. Groß, maskulin. Er liebte Fußball und Camping. Aber er liebte auch Blumen. Ihr Duft, ihr Anblick, eine Frau in einem Kleid oder Unterwäsche mit Blumenmuster war für ihn unglaublich erregend. So habe ich begonnen, mich für das Thema zu interessieren.«

Sie bewegte sich im Saal und beobachtete die Reaktionen ihrer Studenten. Nur einen blickte sie nicht an. Es war wohl besser, seinen Blick zu meiden.

»Er nahm ein Bad, als er elf war. Normalerweise benutzte er ein Kinderschaumbad, aber die Flasche war leer, deshalb versuchte er es mit dem Lavendelbadesalz seiner Schwester, ohne jedoch zu wissen, dass es nicht schäumte. Während des Badens masturbierte er in dem starken Lavendelduft bis zum Orgasmus. In diesem speziellen Fall tat er es immer wieder und entwickelte so einen ausgeprägten Fetisch, den er bis ins Erwachsenenalter beibehielt. Genau die gleiche Situation hätte vielleicht auf einen anderen Jungen gar keine Wirkung gehabt. Nur wenige Forscher verstehen wirklich die Zusammenhänge. Aber wir wissen auf jeden Fall, dass jede Situation vor einem individuellen Hintergrund bewertet werden muss.«

Jagger sagte: »Dann halten Sie also Fetische nicht zwangsläufig für neurotische oder psychosoziale Tendenzen?«

»Nicht zwangsläufig, nein.«

Er lächelte, und ihr wurden die Knie weich. Sie schmolzen wie Schokolade. Milchschokolade. Wie der Ton seiner Haut.

Hör auf damit!

Sie schob sich eine Strähne ihres dunklen Haars hinter das Ohr. »Genau diese Vorstellung sollen Sie fallen lassen, bis wir das Thema detailliert erforscht haben. Wir werden uns nicht mit den üblichen Vorurteilen befassen, sondern uns anschauen, was wirklich im Kopf einer Person vorgeht.« Sie mied immer noch seinen Blick, aber ein kleiner Schauer lief ihr über den Rücken, als sie an ihm vorbeiging. »Wir werden recherchieren, Daten erheben, an bestimmten Ereignissen hier im Hörsaal teilnehmen, und über andere werden wir sprechen. Und wir werden die Gelegenheit haben, mit einigen Personen zu sprechen, die diese Praktiken im täglichen Leben anwenden. Schauen Sie sich jetzt bitte auf dem Lehrplan die geplanten Veranstaltungen an, damit Sie entscheiden können, ob Sie dabei sein möchten. Ich möchte Sie jedoch alle bitten, sich ein wenig anzustrengen. Informieren Sie sich über diese Dinge, sprechen Sie darüber, und versuchen Sie, Ihre Grenzen weiter zu ziehen. Machen Sie sich selbst zum Subjekt Ihrer eigenen soziologischen Studien.«

»Tun Sie das auch, Professor Curry?«

Schon wieder dieser Jagger. Dieses Mal blickte sie ihm direkt in die Augen. »Jeden Tag meines Lebens.«

Es war die Wahrheit. Schade, dass ihr keine schlagfertige Antwort eingefallen war.

»Karalee, hier drüben.« Mia winkte ihrer Freundin von ihrem üblichen Tisch in der Fakultätslounge aus zu. Sie blickte Karalee, die anmutig und geschmeidig auf sie zukam, entgegen. Mia hatte ihre gertenschlanke Gestalt und ihre Haltung schon immer bewundert.

»Hi. Entschuldigung, ich habe mich verspätet. Ein Student hatte nach der Vorlesung noch Fragen.« Karalee ließ sich auf den Stuhl nieder und öffnete eine braune Papiertüte. »Schon wieder Thunfisch. Man sollte meinen, meine Mutter hätte mir mein Pausenbrot eingepackt.«

»Wie war deine Vorlesung?«, fragte Mia und spießte ein Salatblatt auf.

Karalee setzte ihre Brille ab und blickte sie aus ihren blauen, mandelförmigen Augen an. Bei ihrer Größe, ihrer feinen Knochenstruktur und diesen exotischen Augen wäre sie besser Model geworden als Englischdozentin, dachte Mia.

»Es war in Ordnung. Gut. Ich glaube, ein paar Studenten sind dieses Semester sogar ernsthaft an Literatur interessiert. Die Abendkurse gefallen mir sowieso viel besser. Die Studenten sind älter, und sie wollen wirklich etwas lernen.« Karalee schwieg, nahm eine Spange aus ihrer Aktentasche und drehte ihre schulterlangen, goldbraunen Haare schnell zu einem Knoten zusammen. »In deinem Kurs hast du diese Probleme nicht, oder?«

»Bei den normalen Soziologie-Vorlesungen schon. Bei dem alternativen Kurs natürlich nicht. Nie.«

Karalee biss in ihr Sandwich und kaute einen Moment lang. »Und? Gute Gruppe dieses Semester?«

»Äh ... ja. Sind ganz in Ordnung.«

»Was war das?«

»Was?« Mia kaute auf einem Salatblatt. Ihr Gesicht war plötzlich ganz heiß.

»Bist du gerade etwa rot geworden?«

Mia zuckte mit den Schultern. »Ach was.«

»Da ist doch was, Mia Rose. Erzähl es mir.«

»Okay. Okay. Es ist nur ... da ist so ein Typ in meinem Kurs ... Gott, ich höre mich an wie in der High School. Aber er ist natürlich kein Kind. Er ist schon älter.«

»Wie alt?«

»Mitte bis Ende zwanzig.« Sie trank einen Schluck aus ihrer Wasserflasche und schüttelte den Kopf. »Du glaubst es kaum, wie schön dieser Mann ist. Er hat eine fantastische Haut, und seine Augen ... wie er mich ansieht ...«

Karalee legte ihr Sandwich beiseite und ergriff Mias Hand. »Mia, du redest von einem Studenten.«

»Ich weiß. Glaubst du, das wüsste ich nicht?« Sie schwieg, dann fuhr sie zerknirscht fort: »Tut mir leid, Karalee. Ich wollte dich nicht anfahren.«

»Ist schon okay. Es ist nur ... du fühlst dich anscheinend wirklich zu dem Kerl hingezogen. Und wenn ich das merke, dann könnte jemand anderer auch aufmerksam werden. Pass bloß auf.«

»Ja, natürlich. Ich lasse mich natürlich nicht auf ihn ein. Ich bin nur seine Lehrerin.«

»Ja, aber eine junge, gut aussehende Lehrerin. Du bist ja schließlich auch erst dreiunddreißig. Er wäre sicher nicht der erste Student, der dich attraktiv findet. Da sind schon seltsamere Dinge passiert, Mia.«

»Nun, es wird gar nichts passieren. Er ist mein Student, ich bin seine Lehrerin, und damit basta.«

Aber ihre Gedanken waren keineswegs unschuldig. Plötzlich sah sie seinen Mund vor sich, seine Hände glitten über ihren Körper ...

Sie musste wirklich damit aufhören. Das war doch Wahnsinn. Jagger James war für sie tabu.

Allerdings hatte sie das dumme Gefühl, dass sie sich dies bis zum Ende des Semesters jeden Tag aufs Neue in Erinnerung rufen würde rufen müssen. Aber dann konnte sie wenigstens endlich in die Sommerferien gehen und brauchte ihn nicht mehr zu sehen.

Wenn sie nur wüsste, wie sie die nächste Zeit überstehen sollte.

An diesem Abend konnte sie an nichts anderes denken. Sie hatte ihren Abendkurs gegeben und war anschließend mit ein paar Kollegen etwas essen gegangen. Nebel war aufgezogen, als sie vor ihrem gemütlichen kleinen Haus gegenüber vom Stern Grove im Golden Gate Park hielt, ihre Aktentasche und ihren Laptop ergriff und hineinging.

Sie hatte dieses Haus ihrer Großmutter immer geliebt. Vor zwei Jahren hatte sie es geerbt und war sofort eingezogen. Ihre Wohnung in Richmond hatte sie leichten Herzens verlassen. Es war klein, aber sehr gepflegt, mit den alten Stuckwänden, wie sie in den Häusern aus den zwanziger Jahren in dieser Gegend üblich waren. Und es verfügte über einen funktionierenden Kamin mit prachtvollen Kacheln, den ihr Großvater noch vor ihrer Geburt eingebaut hatte. Der winzige Garten mit Rasen, eingerahmt von Großmutters Rosenbeeten, machte kaum Arbeit, und sie konnte ihn bei schönem Wetter genießen.

Jetzt war es Januar, und wundersamerweise blühten immer noch einige Rosen. Darin lag die Magie von Großmutters Garten. Und wie ihre Großmutter liebte Mia diese Jahreszeit. Im Winter konnte sie den würzigen Duft des nahen Ozeans besser riechen.

Sie warf ihre Aktenmappe und ihre Tasche auf das helle Stoffsofa und schaltete die Heizung ein, als sie den Flur durchquerte und in ihr Schlafzimmer ging. Rasch schlüpfte sie in einen Satinpyjama und einen dazu passenden pfirsichfarbenen Morgenmantel, in dem sie sich immer vorkam wie ein Filmstar aus den vierziger Jahren. Die Seide lag glatt auf ihrer Haut, beinahe wie flüssiger Honig.

O Gott, denk jetzt bloß nicht an so etwas.

Aber ihr Körper war schon den ganzen Tag über in Aufruhr gewesen. Ständig sah sie Jagger James vor sich, und wenn sie sich gestattete, an ihn zu denken, wurde ihr heiß.

Sie ging in die weiß gehaltene Küche mit den schlichten, weiß gestrichenen Schränken und der weißen Fliesentheke. Diesen Raum hatte sie im letzten Jahr renoviert und mit neuen Geräten eingerichtet, um ihrer Kochleidenschaft frönen zu können.

Leidenschaft war das richtige Wort, dachte sie. Wenn es ums Essen ging, war sie tatsächlich leidenschaftlich. Leider hatte sie seit den frühen Erkundungen mit Ben nie mehr einen Partner gefunden, mit dem sie dieses Interesse hätte teilen können.

Sie schob den Gedanken beiseite, bevor sie ernsthaft darüber nachzudenken begann, öffnete den Kühlschrank und nahm eine gekühlte Flasche Chardonnay heraus. Sie schenkte sich ein Glas ein und ging damit ins Schlafzimmer. Ihr großes antikes Messingbett wirkte nur allzu einladend mit der weißen Überdecke und Bergen von Kissen. Rasch schlüpfte sie aus ihrem Morgenmantel und legte sich aufs Bett, um zu lesen. Sie schaute sich den kleinen Stapel Bücher auf ihrem Nachttisch an, aber heute Abend erregte nichts ihr Interesse. Also schaltete sie den Fernseher ein, auf der Suche nach etwas Ruhigem, Entspannendem. Bei einer Kochsendung blieb sie hängen. Sie drehte den Ton leiser und sah zu, wie ein Mann Gemüse sautierte. Seine Hände sahen stark aus, als er sie umrührte, Kräuter schnitt und dazugab. Nett. Noch besser wirkte er, als er begann, die Sauce zuzubereiten. Ihr Körper wurde warm, während sie den Bewegungen seiner Hände zuschaute und sich vorstellte, es wären Jaggers Hände.

Ihr Geschlecht zog sich zusammen.

Warum dachte sie nur an ihn? Andererseits, warum nicht? Sie war ja jetzt nicht im Hörsaal. Da schadete es doch niemandem, wenn sie sich sein Gesicht vorstellte, seinen Mund ...

Ja, seinen Mund, diese vollen Lippen. Wie mochten sie sich auf ihrer Haut anfühlen?

Sie fuhr mit den Händen über ihre Brüste. Das reichte nicht. Sie knöpfte ihr Pyjamaoberteil auf und ließ die Hände über ihre nackte Haut gleiten. Ihre Nippel wurden hart, als sie sich vorstellte, wie er sie saugte und leckte.

Ja.

Verlangen überfiel sie. Ihre Haut wurde heiß, ihr Geschlecht zuckte. Sie brauchte mehr.

Sie holte ihren Vibrator aus der Nachttischschublade und schaltete ihn ein. Der rosafarbene Phallus summte, als sie ihre Pyjamahose herunterzog und ihn sanft an ihrer feuchten Spalte entlangführte.

O ja.

Sie stellte sich Jaggers Gesicht vor und drückte ein wenig fester. Mit den Fingern der anderen Hand zupfte sie an ihrem Nippel.

Nicht genug, nicht genug ...

Erneut richtete sie den Blick auf die starken Hände auf dem Fernsehschirm, die die Sauce rührten und sie über ein Gericht gossen.

Ja. Besser.

Lust stieg in ihr auf, und sie stellte sich vor, dass Jaggers Hände die Sauce auf ihrem Körper verteilten. Dass er sie von ihrer Haut ableckte.

Ja!

Ihre Brüste schmerzten, ihr Geschlecht schmerzte. Mit beiden Händen fuhr sie sich zwischen die Beine, spreizte ihre Schamlippen und ließ den Vibrator um ihre Klitoris kreisen. Und dann schob sie ihn hinein. Ihre Lust baute sich immer stärker auf. Sie schloss die Augen und sah Jaggers Gesicht vor sich. In ihrer Vorstellung waren es seine Hände, die diese schönen Dinge mit ihr machten, und es war sein Mund, der die Sauce von ihrer Haut ableckte.

Es war Jagger, nicht Ben.

Ihre Fantasien hatten sich sonst immer um Ben gedreht. Nie um jemand anderen. Nie um einen anderen Mann, bis heute.

Sie verdrängte alle Gedanken an Ben. Zwar fühlte sie sich ein bisschen schuldig dabei, aber jetzt brauchte ihr Körper Jagger.

Sie brauchte ihn. Jagger.

Hart presste sie den Vibrator an ihre Klitoris, und dann überwältigte sie der Orgasmus.

Sie schrie auf, als sie kam. Um sie herum waren Hände und Münder, die rieben, saugten und leckten. Es roch nach Salz und Schweiß und purem Sex. Und es war nur Jagger.

Und es fühlte sich so gut an, dass es ihr egal war.

Nach dem Anfängerkurs Soziologie, der immer am Freitagabend stattfand, stopfte Mia ihre Notizen in ihre braune Lederaktenmappe. Sie freute sich auf das Wochenende. Jeder Semesteranfang war immer wie ein kleiner Schock für ihren Organismus, und sie würde das Wochenende brauchen, um sich richtig darauf einzustellen. Außerdem wollte sie auch daran arbeiten, wie sehr sie sich zu Jagger James hingezogen fühlte.

Sie musste endlich aufhören, an ihn zu denken. Sie hatte sich vor dem Kurs heute gefürchtet, weil sie nicht wusste, wie sie ihm überhaupt in die Augen blicken sollte, nachdem er in der vergangenen Nacht in ihrer lustvollen Fantasie die Hauptrolle gespielt und sie zu einem so heftigen Orgasmus gebracht hatte, dass sie hinterher ganz schwach gewesen war. Aber er war gar nicht da gewesen.

Bei dem Gedanken an die letzte Nacht wurde ihr schon wieder heiß. Ihre Nippel richteten sich auf und drangen durch die dünne Spitze ihres Büstenhalters.

Ja, zu Hause legst du dich wieder ins Bett und tust es noch einmal.

»Hi.«

Mia drehte sich um. »Oh, hi.«

Sie fasste es nicht, dass er tatsächlich vor ihr stand.

»Jagger. Äh ... was kann ich für Sie tun?«

»Ich konnte heute leider nicht am Kurs teilnehmen und wollte fragen, ob ich etwas lesen muss.«

»Alles, was Sie brauchen, steht auf dem Lehrplan.« Eigentlich wollte sie nicht so kalt und abweisend klingen, aber wahrscheinlich war es ein Schutzmechanismus. Innerlich brannte sie vor Verlegenheit, weil sie sich schon wieder vorzustellen begann, was für Dinge er mit ihrem Körper anstellte.

Himmel, Mia, reiß dich zusammen.

»Ah ja. Ja, sicher.« Er hatte eine tiefe Stimme, tief und heiser. Wie Holzrauch und Honig. »Aber ich wollte gerne mit Ihnen sprechen.«

»Worüber?«

Ihr Geschlecht wurde feucht, weil er so dicht vor ihr stand. Aus der Nähe sah er sogar noch besser aus. Seine Haut war wirklich so glatt wie Milchschokolade.

»Ich wollte Sie fragen, ob wir vielleicht mal einen Kaffee zusammen trinken können?«

Ihr stockte der Atem. »Kaffee?«

»Kaffee.« Er zuckte mit den Schultern. »Und reden natürlich.«

»Jagger, ich ... Sie sind mein Student. Das ist keine gute Idee. Wenn Sie Fragen zum Kurs haben, können Sie in meine Sprechstunde am Dienstagabend kommen.«

»Ich habe schon Fragen, aber sie sind eher ... persönlich.« Er lächelte sie an und zeigte dabei strahlend weiße Zähne. Mia umklammerte den Griff ihrer Aktentasche fester.

»Persönliche Gespräche sind nicht angebracht.«

Er lehnte sich lässig gegen den Türrahmen. »Der Meinung bin ich nicht. Sollten wir es nicht einfach mal versuchen?«

»Sie sind sehr selbstbewusst, was?«

»Ich dachte immer, das sei ein positiver Charakterzug.«

»Das ist es auch. Nur ...«

Sie konnte sich nicht einmal normal mit ihm unterhalten. Was war nur los mit ihr?

Er legte ihr die Fingerspitzen auf den Unterarm. »Denken Sie darüber nach. Ich werde Sie wieder fragen.«

Hitze stieg in ihr auf, und sie konnte nicht mehr klar denken. Sie schüttelte den Kopf.

»Das geht nicht. Ich bin Ihre Lehrerin.«

»Ja, ich weiß.« Er beugte sich vor, bis er nur noch Zentimeter von ihr entfernt war. Ihr war klar, dass sie besser zurückweichen würde, aber sie konnte es nicht. »Aber wir sind beide erwachsen«, fuhr er fort. »Denken Sie darüber nach, Professor Curry. Mia Rose.«

Es gefiel ihr, wie weich er ihren Namen aussprach. Erneut schüttelte sie den Kopf.

»Sie sollten jetzt gehen.«

»Na gut. Aber ich komme wieder.«

Er lächelte sie an, drehte sich um und ging. Ihr war schwindlig vor Verwirrung. Er würde zurückkommen, so viel hatte sie verstanden. Aber sie wusste nicht, ob sie das wirklich wollte.

Er war zu glatt, zu charmant. Und so schön, dass sie ihn am liebsten berührt hätte.

Gott.

Sie machte es nur noch schlimmer, wenn sie sich solche Gedanken erlaubte. Aber sie konnte nicht anders. Sie war völlig außer Kontrolle.

Gefährlich.

Warum ließ diese Vorstellung sie erbeben?

Als sie an diesem Abend zu Bett ging, befahl sie sich zu schlafen. Aber mitten in der Nacht wachte sie auf, und die Bilder ihres Traums standen ihr deutlich vor Augen. Ihre Hand lag zwischen ihren Beinen. Sie rieb ihre nasse Spalte und schob sich zwei Finger tief hinein. Und erneut sah sie Jaggers Gesicht vor sich, als sie kam, und rief seinen Namen in die Dunkelheit.

Jagger ging in seiner Wohnung auf und ab. Er kam einfach nicht zur Ruhe, und dabei war es schon weit nach Mitternacht. Er blieb an einem seiner riesigen Fenster stehen und starrte hinaus über die Stadt. Der Mission District in San Francisco hatte lange Zeit Drogendealer, Spielhallen und Prostituierte beherbergt, aber mittlerweile wurden die Gebäude verkauft und saniert, und alte Lagerhallen wurden in großzügige Lofts verwandelt.

Er hatte Glück gehabt, diese Wohnung zu finden. Sie war groß, und man hatte einen fantastischen Blick. Er hatte seine gesamten Ersparnisse für die Wohnung im obersten Stock und den Umbau der Küche ausgegeben. Damals war es ihm ungeheuer wichtig vorgekommen, die Traumküche zu besitzen, auch wenn er über seine viel zu lange währende Tätigkeit in der Restaurantbranche die Lust am Kochen verloren hatte. Zu viele Stunden hatte er in der Hitze und dem Dampf gestanden und in so rasendem Tempo gekocht, dass er kaum zum Nachdenken gekommen war. Er hatte funktioniert wie ein Roboter. Und am Ende der Nacht war nichts übrig geblieben als der Geruch von Öl und Knoblauch in seiner Kleidung. Keine wirkliche Befriedigung. Und trotzdem hatte er die Küche eines Chefkochs haben wollen.

Mittlerweile ignorierte er die Küche meistens und zog es vor, in Restaurants oder bei seinen Nachbarinnen Jean und Leilani zu essen. Leilani war eine großartige Köchin. Von dem anderen Vorzug seiner Wohnung jedoch, der Aussicht von jedem Fenster aus, bekam er nie genug. Er liebte es, auf die Lichter der Stadt zu blicken. Das war für ihn wie Magie, wenn die Stimmung und die Energie der Stadt in vielfarbigen Lichtern eingefangen waren.

Heute jedoch brachte ihm der Anblick keinen Frieden. Ständig musste er an Mia Rose Currys Gesicht denken. An ihre Stimme, ihren Duft.

Als er heute Abend im Hörsaal so dicht vor ihr gestanden hatte, hatte er beinahe die Nerven verloren. Ihr Duft hatte ihn wie ein Schlag in die Magengrube getroffen. Vanille mit einem Hauch von einem exotischen Gewürz. Zum Anbeißen lecker.

Er begehrte sie. Er musste sie einfach haben. Natürlich verstand er ihre Bedenken, aber er wollte ohnehin keine Beziehung. Nicht mehr nach den letzten Katastrophen.

Nach Dana hatte er sich noch erholt. Er war gerade auf dem College gewesen, als er sich in sie verliebt hatte. Liebe mit achtzehn war quälend. Und dann war sie nach einem Jahr auf eine andere Schule am anderen Ende des Landes gegangen. Und das Schlimmste: Sie schien gar nicht mal so traurig gewesen zu sein, ihn verlassen zu müssen.

Nach Elena war es ihm schon schwerer gefallen. Sie war wütend gewesen, als er beschlossen hatte, seinen Beruf aufzugeben. Schließlich hatten sie Pläne gehabt. Dass er wieder die Universität besuchen und seinen Master machen wollte, hatte nicht dazugehört. Letztendlich hatte sich herausgestellt, dass sie nur nicht warten wollte. Und er war auf dem Ring in der kleinen Samtschachtel sitzen geblieben.

Nein, er brauchte wirklich eine Pause. Aber das bedeutete ja nicht, dass er ganz ohne weibliche Gesellschaft auskommen musste, oder?

Eine, vielleicht zwei Nächte, ein paar gemeinsame Wochen. Das konnten sie doch bestimmt geheim halten. Und die Energie, die sie ausstrahlten, sagte ihm, dass sie es ebenso sehr wollte wie er.

Er musste einfach ihre Haut unter seinen Händen spüren, musste ihre sinnlichen roten Lippen küssen. Rot wie reife Kirschen, ohne einen Hauch von Lippenstift. Und diese schwarzen Locken und die grünen Augen, ihre Haut, die so blass war wie bei einer irischen Rose.

Wie mochte sich ihre Haut unter seinen Händen anfühlen? Wie mochte es sein, diesen Panzer zu durchbrechen, mit dem sie sich umgab?

Das Klingeln seines Handys schreckte ihn auf, und kopfschüttelnd klappte er es auf.

»Ja?«

»Hey, Jagger, ich bin es, Jean.« Jean und Leilani lebten in einer der Parterrewohnungen. Sie waren schon seit Jahren zusammen. Und seitdem er vor über einem Jahr, direkt nach der Trennung von Elena, hier eingezogen war, waren sie seine besten Freunde.

»Bist du noch da, Jagger?«

»Was? Ja, ich bin hier. Was gibt es?«

»Leilani macht heute Abend ihren berühmten hawaiianischen Schweinebraten. Komm doch zum Essen herunter. Wir haben ein paar Gäste.«

»Ich weiß nicht, Jean. Ich glaube, ich bleibe heute Abend lieber zu Hause.«

»Aber es ist Freitag.«

»Ja. Ich habe ein bisschen was zu tun. Ich mache mir lieber einen ruhigen Abend.«

»Ist alles okay? Du klingst niedergeschlagen.«

Er fuhr sich mit der Hand übers Kinn. War alles okay? Er war sich nicht sicher. »Ja, mir geht es gut.«

»Okay. Vielleicht kommst du ja dann morgen zum Resteessen?«

»Ja, klar, das mache ich vielleicht.«

»Gut. Dann kannst du uns auch erzählen, was los ist. Ich merke nämlich, dass irgendwas ist.«

»Ach, komm, Jean. Es ist alles in Ordnung.«

Sie legten auf, und er warf sein Handy auf die Couch. Es erschreckte ihn ein wenig, dass Jean ihm etwas angemerkt hatte. Anscheinend machte ihm die Sache mit Mia Rose doch mehr zu schaffen, als er geglaubt hatte. So viel, dass er sich in seiner Wohnung verstecken wollte. Dass er über seine früheren Beziehungen nachdachte.

Was zum Teufel war bloß los mit ihm?

Ruhelos ging er auf und ab, blieb stehen, um die Stereoanlage einzuschalten. Die seelenvollen Klänge von Miles Davis erfüllten den Raum, der alte Jazz, den er in New Orleans schätzen gelernt hatte. Sein Vater war Musiker gewesen, und in den Sommern, die er mit ihm verbracht hatte, war es nur um Musik gegangen. Um Musik und Essen.

Eine Weile lauschte er den Klängen, dann ging er ins Badezimmer, den einzigen abgetrennten Raum der Wohnung. Er hatte die Fliesenarbeiten selbst übernommen, hatte graue Schieferplatten auf dem Boden verlegt und Keramikfliesen in der Dusche und auf den Ablagen. Es wirkte alles sehr natürlich, zugleich jedoch auch urban. Ausgewogen.

Er zog sich aus und trat in die Dusche. Heiß ließ er das Wasser auf sich herunterprasseln, aber die Wärme entspannte ihn nicht. Im Gegenteil, sie verstärkte noch sein brennendes Verlangen. Und er konnte an nichts anderes denken, als sie hier bei sich zu haben, ihre nackte, helle Haut an seiner zu spüren.

Sein Schwanz wurde hart, und unwillkürlich umfasste er seinen Schaft mit der Hand.

Er lehnte sich an die Wand, ließ das Wasser über sich laufen. Die Dusche war schon immer ein sinnlicher Ort für ihn gewesen. Er liebte es, mit einer Frau zu duschen, und es war für ihn das Größte, wenn sie am ganzen Körper nass war.

Hol Mia Rose hierher. Hol sie dir nackt und nass.

Er begann sich zu streicheln, dann drehte er sich so, dass der harte Strahl des Duschkopfs direkt auf ihn gerichtet war.

Oh ja.

Er rieb schneller, und sein ganzer Körper vibrierte vor Lust und vor Verlangen. Vor seinem geistigen Auge sah er Mia Rose und stellte sich vor, wie das Wasser über ihre nackten Brüste lief. Er würde vor ihr auf die Knie sinken, ihren Körper streicheln und ihr die Beine spreizen ...

Er stöhnte, und sein Schwanz wurde noch härter.

Wie mochte sie wohl schmecken?

Er pumpte mit den Hüften und rieb seinen Schwanz schnell und fest.

Er musste sie haben, musste sie haben ...

Und er würde sie haben.

Der Orgasmus kam schnell und heftig, und er zitterte am ganzen Körper. Wellen der Lust liefen durch ihn hindurch. Und er sah nur sie.

Mia Rose.

Ja, er würde sie haben. Er musste einfach eine Möglichkeit finden, denn er war bereits besessen von dieser Frau, die er erst ein paar Mal gesehen hatte.

Er würde sie besitzen, und dann würde er sie wieder vergessen. Er lehnte sich an die kühlen Fliesen und ließ seinen Samen vom Wasser wegwaschen. Um sie aus dem Kopf zu bekommen, reichte es nicht, in der Dusche zu masturbieren. Das war ihm klar. Er musste einen Weg finden, ihre kühle Zurückhaltung zu durchbrechen.

Er würde sich etwas überlegen. Verdammt, es blieb ihm gar nichts anderes übrig.

Denn wenn er es nicht tat, würde er den Verstand verlieren.

Kapitel 2

Es war Montagnachmittag, und in Mias Hörsaal war es stickig. Es war einer dieser seltenen warmen Tage in San Francisco, die immer zu den merkwürdigsten Zeiten kamen, und wer auch immer vor ihr den Hörsaal benutzt hatte, hatte die Klimaanlage ausgeschaltet. Sie schaltete den Thermostat ein und trat nach vorne ans Pult. Sie zog ihren leichten Pullover aus und legte ihn über die Rückenlehne des Stuhls. Dann nahm sie Unterlagen aus ihrer Aktentasche und legte sie auf das Pult.

Der Montag war viel zu schnell gekommen. Das Wochenende hatte sie so verbracht wie immer: ein bisschen im Garten gearbeitet und an den Stundenplänen für die kommende Woche gefeilt. Am Sonntagmorgen war sie auf den Bauernmarkt gegangen, hatte dort wie immer einen dampfenden Milchkaffee am Espressowagen getrunken und die Vielfalt der Produkte bewundert. Sonntagabend hatte sie sich eine fantastische Ratatouille gekocht und es sich mit einem Buch im Bett gemütlich gemacht. Als die Kochsendung im Fernsehen kam, hatte sie es rasch beiseitegelegt und sich mehrmals hintereinander zum Orgasmus gebracht. Mit ihrem rosa Vibrator, mit ihren Händen, angetrieben vom Duft ihres Abendessens, der noch in der Luft lag.

Dabei hatte sie ständig Jagger James' Gesicht vor sich gesehen.

Der erste Tag einer neuen Woche. Er war nur langsam vergangen, weil sie sich davor gefürchtet hatte, ihn im Unterricht zu sehen. Gott, sie benahm sich wie eine Zwölfjährige.

Allerdings musste sie zugeben, dass Jagger der erste Mann seit Langem war, bei dem es richtig gefunkt hatte. Mia war zwar stolz darauf, wie abgeklärt sie mit dem Thema Sexualität umgehen konnte – sie unterrichtete es ja und hatte auch schon einiges am eigenen Leib ausprobiert –, aber immerhin war es schon ein halbes Jahr her, dass sie Sex gehabt hatte. Ihr kleiner rosa Vibrator war ihr bester Freund geworden, und bis jetzt hatte ihr das nichts ausgemacht.

Bis jetzt.

Sie wollte ihn. Wollte ihn so sehr, dass ihr schon der Atem stockte, wenn sie sich nur sein Gesicht vorstellte. Diese wunderschönen Augen, wie klarer grauer Quarz, und seine glatte milchkaffeebraune Haut. Für einen Mann war er beinahe zu schön, zu exotisch. Allerdings war er groß und ausgesprochen männlich, mit selbstbewusstem Auftreten.

Die Studenten strömten herein und nahmen ihre Plätze ein. Mia tat so, als läse sie in ihren Unterlagen, aber in Wirklichkeit hatte sie keine Ahnung, was da stand. Verstohlen hielt sie Ausschau nach Jagger, und das Herz schlug ihr bis zum Hals.

Hör auf!

Aber das war unmöglich. Sie musste ihn unbedingt sehen.

Es war wirklich schrecklich heiß im Saal.

Und es wurde noch heißer, als Jagger hereinkam. Locker und entspannt kam er den Gang herunter und setzte sich in die erste Reihe, wenige Meter von ihr entfernt.

Lust schoss durch ihren Körper.

Gott.

Wie sollte sie den Unterricht nur überstehen? Dieses Semester? Es war die reinste Folter.

Sie begann mit ihrer Vorlesung, wobei sie sich bemühte, nicht zu oft zu ihm zu blicken. Schließlich fand sie ihren vertrauten Rhythmus, allerdings nur so lange, wie sie ihn nicht ansah.

»Freud sagt uns, das Unterbewusstsein ist die Quelle unserer Motivationen, hier entstehen unser Verlangen nach Sex oder Essen und die Inspiration eines Künstlers oder Wissenschaftlers. Aus seiner Sicht ist unser Verlangen natürlich und liegt außerhalb unserer Kontrolle. Sie können lediglich wählen, wie – oder ob – Sie Ihre Bedürfnisse ausleben. Freud benutzte dafür das Wort ›Trieb‹ oder auch ›Wünsche‹.«

Jagger hob die Hand, und sie nickte ihm zu. Ihre Wangen wurden schon heiß, noch bevor er etwas sagte.

»Ich habe gelesen, wenn man diese Bedürfnisse ignoriert, werden sie noch stärker. Freud sagt, der Wunsch bricht sich Bahn ins Bewusstsein. Bedeutet das also, dass es ungesund ist, diese Bedürfnisse zu unterdrücken, Professor Curry?«

Ihr Puls raste. Einen kurzen Augenblick lang dachte sie daran, wie lange sie selbst schon ihre geheimen »Wünsche« ignorierte.

»Das hängt von den Trieben ab. Wenn Sie sich zum Beispiel sexuell zu kleinen Kindern hingezogen fühlen, würde ich sagen, dass die Triebunterdrückung in diesem Fall absolut gesund ist.«

»Und wenn der Trieb weniger ... pervers ist?«

Sie musste diesem Gespräch eine andere Wendung geben. »Ah, vielleicht sollten wir über die Definition von ›pervers‹ sprechen. Wer möchte dazu etwas sagen?«

Eine Studentin, eine attraktive junge Frau, erklärte: »Perverses Verhalten ist widerlich und verabscheuungswürdig.«

Jagger drehte sich zu ihr um. »Du scheinst dir ja ziemlich sicher zu sein, Lora.«

Sie zuckte mit den Schultern. »Du hast das Wort gebraucht, Jagger. Und die Professorin hat uns gebeten, es zu definieren. Das habe ich getan.«

Mia ignorierte den eifersüchtigen Stich, weil Jagger die junge Frau offensichtlich kannte und sie mit Namen anredete. »Verabscheuungswürdig ist ein starker Ausdruck.«

Das Mädchen zuckte erneut mit den Schultern. »So denke ich eben über perverses Verhalten.«

Jagger wandte sich wieder zu Mia. »Ich glaube, es gibt auch positivere Konnotationen.«

Mia nickte. »Sagen Sie uns doch, was Sie meinen.«

»Sie müssen zugeben, dass perverses Verhalten von einem gewissen Geheimnis umgeben ist. Und damit meine ich nicht Pädophilie, sondern einvernehmlichen Sex unter Erwachsenen. Was für die eine Person schon pervers ist, mag für eine andere gesunde sexuelle Erforschung sein. Stimmen Sie mir zu, Professor Curry?«

Mia spürte, dass sie rot wurde. Sie konnte nichts dagegen tun. »Ich denke, Sie wissen alle die Antwort darauf. Es ist alles nur eine Frage der Perspektive, meistens jedenfalls, abgesehen von bestimmten Formen der Sexualität wie zum Beispiel Pädophilie.«

»Wo würden Sie denn dann die Grenze ziehen?«

Warum kam es ihr nur so vor, als ob sie ein Privatgespräch führten? Kaum war ihr dieser Gedanke durch den Kopf gegangen, als sie sich auf einmal der anderen Studenten deutlich bewusst wurde, die sie beobachteten und aufmerksam zuhörten.

»Die Grenze liegt für mich beim Einvernehmen. Kinder und Tiere können nicht für sich sprechen. Und es gibt andere Praktiken, die ich persönlich unappetitlich finde, wie das Spiel mit Kot oder Blut.«

Jagger nickte. »Aber ansonsten finden Sie alles in Ordnung?«

»Vom intellektuellen Standpunkt aus, ja.«

Jagger lächelte sie an, als hätte er gewonnen. Vielleicht hatte er das ja auch.

»Wir sollten jetzt lieber weitermachen und über das diskutieren, was Sie in Kapitel acht gelesen haben.«

Der Unterricht schien heute ewig zu dauern, obwohl es nur die üblichen zwei Stunden waren. Ihr kam es viel zu lang vor. Das nächste Mal würde sie einen Film zeigen.

Ja, dann wäre sie mit ihm in einem abgedunkelten Raum, auf der Wand würde der Film flackern ...

Sie stopfte ihre Papiere in ihre Aktentasche, ergriff ihren Pullover und wollte gerade ihren Studenten folgen, als er auf sie zukam. Gott, er roch so gut. Eine Mischung aus Patschuli und irgendetwas Dunklem, Rauchigem. Genauso exotisch wie er. Unwillkürlich zog sie seinen Duft tief ein.

»Das war heute eine interessante Vorlesung, Professor Curry.«

»Danke.«

»Aber darüber wollte ich nicht mit Ihnen reden.«

»Nein?« Sie blickte ihn an. Aus der Nähe war er wirklich beeindruckend. Sie erschauerte und musste sich zwingen, ruhig stehen zu bleiben, damit sie nicht etwas Dummes tat und seinen Kopf zu sich herunterzog, um ihn zu küssen.

»Nein.« Er trat noch einen Schritt näher. »Ich wollte Sie fragen, ob Sie einen Kaffee mit mir trinken.«

»Da muss ich leider schon wieder nein sagen.«

»Müssen Sie wirklich?«

Sie starrte ihn an. »Ja, ich muss. Es ist einfach ... unpassend.«

»Ein Kaffee ist unpassend?«

»Nicht der Kaffee, sondern die Tatsache, dass ich außerhalb der Universität Zeit mit einem Studenten verbringe.«

Ganz gleich, wie gerne du das möchtest.

Plötzlich hatte sie die Vision, dass er sie auf den Schreibtisch niederdrücken, ihr den Rock hochziehen und mit einem heftigen Stoß in sie eindringen würde ...

Hör auf.

»Auch wenn wir über den Unterricht sprechen?«, fragte er sie.

»Sie geben auch nicht so leicht auf, was?« Mia ergriff ihre Aktentasche und schlang sich den Riemen über die Schulter.

»Ich gebe nie auf.« Er lächelte sie an. So ein liebes Lächeln auf dem Gesicht eines Mannes, mit dem sie so viele schmutzige Dinge tun wollte.

Er trat noch näher, und wieder roch sie seinen Duft, dunkel und sexy. Ihr wurden die Knie weich, und ihr Bauch zog sich zusammen.

»Kommen Sie, Mia Rose. Überall trinken die Leute Kaffee. Es ist doch nur Kaffee. Oder vielleicht noch ein kleines Dessert. Mögen Sie gerne Süßes?«

Sie nickte und schluckte.

»Es gibt ein kleines Lokal ein paar Blocks von hier. Sie machen eine köstliche Obsttorte.« Er senkte die Stimme und beugte sich leicht vor. »Ich weiß zwar, dass Frauen normalerweise auf Schokolade stehen, aber diese Torte müssen Sie unbedingt probieren.«

Warum musste er vom Essen reden? Sie versuchte abzulehnen, aber sie brachte es nicht über sich.

»Kommen Sie mit mir, Mia Rose.«

Konnte es wirklich etwas schaden? Sie würden sich unterhalten, einen Kaffee trinken, Kuchen essen. Und außerdem befanden sie sich an einem öffentlichen Ort, mit einem Tisch zwischen sich.

Tu es nicht, Mia.

»Na gut. Ich komme mit. Aber nur ... nur für ein Stück Torte.«

»Großartig. Wir können mit meinem Auto fahren, oder wir können zu Fuß gehen.«

»Lassen Sie uns laufen.«

Mit ihm alleine in einem Auto, das war nicht sicher. Zu dunkel, zu nahe. Das roch zu sehr nach High-School-Kindern, die zu einem abgelegenen Park fuhren.

Gott, wie kam sie denn darauf? Sie musste sich wirklich in den Griff bekommen. Aber immerhin ging sie mit ihm.

Lächelnd wartete er, bis sie das Licht ausgeschaltet und den Saal abgeschlossen hatte.

Sie gingen über den dunklen Campus, vorbei an anderen Studenten und Dozenten. Mia sah zu, dass sie einen sicheren Abstand zu ihnen einhielt.

»Und, Mia Rose, wie lange unterrichten Sie schon an der San Francisco State?«

Smalltalk. Damit konnte sie umgehen. Auch wenn die Tatsache, dass er sie ständig mit beiden Vornamen anredete, ihr aus einem unerklärlichen Grund die Knie weich werden ließ. »Schon seit meinem Examen. Es gefällt mir hier. Ich möchte eigentlich nicht aus San Francisco wegziehen.«

»Ah, Sie sind also in dieser Stadt zu Hause?«

»Ja. Ich habe noch nie woanders gelebt. Und Sie?«

»Mittlerweile ist es mein Zuhause. Ich besitze ein umgebautes Loft downtown. Ich bin in Berkeley und New Orleans aufgewachsen.«

»New Orleans?«

»Mein Dad lebt da. Er ist Jazz-Musiker. Unter anderem spielt er hervorragend Saxophon.«

Sie verließen das Universitätsgelände und traten auf den Bürgersteig. Vom Meer her wehte eine erfrischende Brise.

Mia schob sich die Haare aus dem Gesicht. »Nach New Orleans wollte ich immer schon mal.«

»Sie sollten hinfahren. Es ist ganz anders als andere Städte. Tolle Musik. Und man kann dort hervorragend essen, wenn Ihnen das Spaß macht.«

Wenn er wüsste ...

Laut sagte sie nur: »Ich liebe gutes Essen.«

»Jetzt auch?«

Sie wandte sich zu ihm. Im Schein der Straßenlaternen wirkte er noch schöner. »Ja. Ich betrachte mich als Gourmet. Ich kann zwar nicht so besonders gut kochen, aber ich schätze es sehr, wenn jemand es kann. Warum?«