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Herausgeber/a cura di: Arbeitsgruppe/Gruppo di ricerca „Geschichte und Region/Storia e regione“, Südtiroler Landesarchiv/Archivio provinciale di Bolzano und/e Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen/Centro di competenza Storia regionale della Libera Università di Bolzano

Geschichte und Region/Storia e regione is a peer reviewed journal.

Redaktion/redazione: Andrea Bonoldi, Francesca Brunet, Siglinde Clementi, Andrea Di Michele, Ellinor Forster, Florian Huber, Stefan Lechner, Hannes Obermair, Gustav Pfeifer, Karlo Ruzicic-Kessler, Martina Salvante, Philipp Tolloi.

Korrespondenten/corrispondenti: Giuseppe Albertoni, Trento · Thomas Albrich, Innsbruck · Helmut Alexander, Innsbruck · Agostino Amantia, Belluno · Marco Bellabarba, Trento · Laurence Cole, Salzburg · Emanuele Curzel, Trento · Elisabeth Dietrich-Daum, Innsbruck · Alessio Fornasin, Udine · Thomas Götz, Regensburg · Paola Guglielmotti, Genova · Maria Heidegger, Innsbruck · Hans Heiss, Brixen · Martin Kofler, Lienz · Margareth Lanzinger, Wien · Werner Matt, Dornbirn · Wolfgang Meixner, Innsbruck · Luca Mocarelli, Milano · Cecilia Nubola, Trento · Tullio Omezzoli, Aosta · Luciana Palla, Belluno · Eva Pfanzelter, Innsbruck · Luigi Provero, Torino · Reinhard Stauber, Klagenfurt · Gerald Steinacher, Lincoln/Nebraska · Rodolfo Taiani, Trento · Michael Wedekind, München · Rolf Wörsdörfer, Darmstadt/Regensburg

ISBN 978-3-7065-6000-9

ISSN 1121-0303

© 2019 by StudienVerlag Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 Innsbruck

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Umschlagsbild/foto di copertina: Pergsmappa zur Gaider Alpe auf Nördersberg im Vinschgau, 1784 (Südtiroler Landesarchiv, Akten der Servitutenregulierungskommission, Nr. 466); „Die Mitgift einer Luzerner Bäuerin“, Lithografie des Luzerner Ateliers der Brüder Eglin, um 1830 (Schweizerisches Nationalmuseum, LM-154843).

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Gefördert von der Kulturabteilung des Landes Tirol./Pubblicato con il sostegno dell’ufficio cultura del Land Tirol.

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Inhalt / Indice

Editorial / Editoriale Vermögen und Verwandtschaft / Patrimonio e parentela

Birgit Heinzle

Gemeinsam oder getrennt? Ehegüterpraxis in den obersteirischen Herrschaften Aflenz und Veitsch, 1494–1550

Siglinde Clementi

Heiraten in Grenzräumen. Vermögensarrangements adeliger Ehefrauen und -männer im frühneuzeitlichen Tirol

Laura Casella

I beni della nobiltà nel Friuli moderno: un quadro d’insieme e alcuni casi di rivendicazioni maschili e femminili a cavallo del confine

Gesa Ingendahl

Verträgliche Allianzen. Verwandtschaftsbeziehungen in Heiratsverträgen der Freien Reichsstadt Ravensburg

Cinzia Lorandini

Patrimoni familiari indivisi e attività d’impresa in età moderna: il caso dei Salvadori di Trento

Jon Mathieu

Vermögensarrangements und Verwandtschaft im frühneuzeitlichen Graubünden: Grundmuster, Wandel, Einordnung

Aufsätze / Contributi

Andrea Sarri

Tra “guerra giusta”, “guerra santa” e “castigo di Dio”.
La diocesi di Bressanone e il vescovo Franz Egger nella Grande Guerra

Forum

Klara Meßner

Zwischen den Staaten – zwischen den Stühlen. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie und deren Vorläufer in Südtirol nach 1945 aus der Sicht einer Akteurin

Ulrich Beuttler

Alfred Quellmalz – auch heute noch eine Reizfigur.
Besprechung des Dokumentarfilms von Mike Ramsauer

Rezensionen / Recensioni

Markus A. Denzel/Andrea Bonoldi/Anne Montenach/Françoise Vannotti (Hg.), Oeconomia Alpium I: Wirtschaftsgeschichte des Alpenraums in vorindustrieller Zeit. Forschungsaufriss, -konzepte und -perspektiven

(Gerhard Fouquet)

Davide De Franco, La difesa delle libertà. Autonomie alpine nel Delfinato tra continuità e mutamenti (secoli XVII–XVIII)

(Marco Meriggi)

Ingrid Bauer/Christa Hämmerle (Hg.), Liebe schreiben. Paarkorrespondenzen im Kontext des 19. und 20. Jahrhunderts

(Takemitsu Morikawa)

James R. Dow, Angewandte Volkstumsideologie.
Heinrich Himmlers Kulturkommissionen in Südtirol und der Gottschee

(Stefan Lechner)

Stefan Lechner/Andrea Sommerauer/Friedrich Stepanek, Beiträge zur Geschichte der Heil- und Pflegeanstalt Hall in Tirol im Nationalsozialismus und zu ihrer Rezeption nach 1945. Krankenhauspersonal – Umgesiedelte SüdtirolerInnen in der Haller Anstalt – Umgang mit der NS-Euthanasie seit 1945

(Wolfgang Weber)

Abstracts

Autoren und Autorinnen / Autori e autrici

Editorial

Das Verfügen über materielle Güter – Geld, Liegenschaften, Nutzungsrechte, Privilegien, persönliche Gegenstände – bestimmt bis heute die Handlungsspielräume von Frauen und Männern. Historisch gesehen ging es bei Vermögensübertragungen nicht nur um die persönliche Absicherung, sondern wesentlich auch um die Konstituierung und Aufrechterhaltung von Verwandtschaftsbeziehungen. Dem Ressourcentransfer im Kontext von Erbe und Heirat kam höchste Aufmerksamkeit zu, womit die aufeinander bezogene Erb- und Ehegüterpraxis in den analytischen Fokus rückt. Jeder Vermögensaustausch hatte unterschiedliche Interessen aller Beteiligten und der Verwandtschaftsverbände auszugleichen. Diese prekäre Situation wurde mittels Verträgen, Testamenten, Erklärungen, Bestätigungen und Vergleichen geregelt. Das Konfliktpotential war sehr groß, da verschiedene Interessenslagen aufeinandertrafen und im Austausch zwischen Generationen und Geschlechtern geregelt werden mussten.

Vermögen wird hier als ein wesentliches Medium der Konstruktion von Verwandtschaftsräumen verstanden, wobei Verwandtschaftsräume als relationale soziale Räume definiert werden, die über Kommunikation und Interaktion, über Prozesse des Aushandelns und Zusammenwirkens, aber auch über Konkurrenz und Konflikte hergestellt werden. Über die Kategorie Verwandtschaft wurde auf der Grundlage von Vermögensarrangements Inklusion und Exklusion geschaffen, und dieses Vorgehen trug politische Bedeutung. Diese Besitzvereinbarungen und die verwandtschaftliche Organisation waren nicht nur eingebunden in die lokale und zum Teil transregionale Wirtschaft und Sozialstruktur, sondern wirkten sich auch auf deren Entwicklung aus.

Vermögensarrangements strukturierten Verwandtschaftsbeziehungen nach außen und nach innen. Die Kategorie Vermögen lenkt den Blick von einer einheitlichen Auffassung von Familien und dem gemeinsamen Interesse der Besitzwahrung und Vermögensvermehrung hin auf vielseitige Verwandtschaftsstrukturen und innerfamiliäre Beziehungskonstellationen und Konkurrenzachsen: Frauen und Männer, Familien, Dynastien und Häuser standen über Vermögensstränge, materielle und soziale Interessen in Verbindung durch Austausch und Zusammenarbeit sowie häufig auch durch Konkurrenz und Konflikte. Die Verwandtschaftsgruppen waren auf dieser Grundlage intern verschieden strukturiert. Männer- und Frauenleben und unterschiedliche geschlechtsspezifische Lebensperspektiven, Solidarität, Zusammenarbeit und Konkurrenz zwischen Geschwistern, der intergenerationelle Austausch zwischen Eltern und Kindern, Großeltern und Enkeln, Onkel/Tanten und Neffen/Nichten sind einige grundlegende verwandtschaftliche Beziehungsachsen. Die Lebenschancen, die individuellen wie familialen Vermögensverhältnisse divergierten in ein und demselben Verwandtschaftsverband mitunter erheblich und unterlagen zeitlichen Veränderungen. Wie weit der verwandtschaftliche Einfluss eventuell auch auf Vermögenstransfers außerhalb der Familie reichte, wie zum Beispiel auf Käufe und Verkäufe auf dem Landmarkt, und inwieweit dies Implikationen auf wirtschaftliches Handeln hatte, ist eine wichtige Frage, die bei der Analyse familiärer und außerfamiliärer Transkationen zu berücksichtigen ist.

Die Verzahnung wirtschaftlichen und verwandtschaftlichen Handelns ist besonders in der Ehegüter- und Erbpraxis zu erkennen: Heiraten und Erbschaften waren sowohl wirtschaftliche Transaktionen als auch jene Übergangsrituale, mit denen größere innerfamiliäre Vermögensverschiebungen einhergingen. Die Ehegüter- und die Erbpraxis wiederum stand in einem spezifischen Verhältnis zu räumlich ausgestalteten Rechtsnormen, zu Gerechtigkeitsvorstellungen und gesellschaftlichen Konventionen, die soziales Zusammenleben strukturierten. So machte es einen erheblichen Unterschied, ob die Rechtspraxis in einer Region von ehelicher Gütertrennung oder Gütergemeinschaft geprägt war, ob ein auf Gegenseitigkeit beruhendes Ehegutsystem vorherrschte oder ein eher einseitiges Dotalsystem, ob die Erbpraxis auf (un)geteiltem Brüdererbe, Anerbenrecht oder Realteilung fußte. Rechtsnormen und Rechtspraxis standen dabei keineswegs in einem linearen Verhältnis, auch war die Rechtspraxis nicht nur von normativen Vorgaben geprägt, sondern von vielseitigen anderen Kontexten, von der materiellen Bedingtheit von Lebensformen, von wirtschaftlichen Strukturen, von sozialen Konstellationen und kulturellen Deutungen. Rechtsnormen und Rechtspraxis standen im jeweiligen räumlichen Kontext in spezifischen Spannungsverhältnissen, woraus sich für eine historische Verwandtschaftsforschung, die Recht und Wirtschaft als zentrale Bezugsfelder versteht, vielseitige Fragestellungen ergeben.

Diese Fragenkomplexe warf der internationale Workshop „Vermögen als Beziehungsmedium. Recht und Praxis in sozialen und rechtlichen Übergangsräumen“ auf, der am 26. und 27. Mai 2017 vom Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen im Rah-men des vom österreichischen Forschungsfonds geförderten Projektes „Vermögen als Medium der Konstituierung von Verwandtschaftsräumen vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert“ ausgerichtet wurde. Ziel war es, diese vielseitigen Aspekte in regionalen Kontexten zu untersuchen. Der Workshop befasste sich mit der Frage des Zusammenspiels von gesetztem Recht und Rechtspraxis in Bezug auf das Ehegüterrecht und das Erbrecht in unterschiedlichen Regionen Österreichs, Italiens, Deutschlands und der Schweiz in der Frühen Neuzeit und betrachtete diese regionalen Konstellationen in vergleichender Perspekti ve. Einige besonders anregende regionale Studien – zu Friaul, Tirol, der Steiermark, Trient und Ravensburg – werden in diesem Heft mit einem zusätzlichen Beitrag zu Graubünden bereichert und in vergleichender Perspektive präsentiert.

Die Beiträge arbeiten das reziproke Verhältnis von Verwandtschaft und Vermögen, deren gegenseitiges Gestaltungspotenzial und unterschiedliche Handhabung durch die Beteiligten heraus. Eingebettet in regionale soziale, rechtliche und wirtschaftliche Kontexte verdeutlichen sie somit Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten.

Birgit Heinzle befasst sich mit der obersteirischen Herrschaft Aflenz und Veitsch, Teil der Grundherrschaft des Stiftes St. Lamprecht, am Übergang von Spätmittelalter und Früher Neuzeit und damit vor der Kodifizierung eines Privatrechts. Die Autorin geht der Frage nach, wie die Ehegüterpraxis gestaltet war, bevor ein Ehegüterrecht festgesetzt wurde, wer die Entscheidungsmacht trug und ob die rechtlichen Freiräume genutzt wurden. Somit kann sie neben der Varianz der Ehegüterpraxis deren Konsequenzen und Konfliktpotenziale beleuchten. Besitzrechtlich herrschte in dieser Zeit das Kaufrecht vor, das den Holden (Personen, die im Leiheverhältnis mit dem Grundherrn standen) eine weitgehende Verfügungsmacht über Land ermöglichte, jedoch das Obereigentum beim Grundherrn beließ. Die Grundherrschaft führte 1494 eine Grundbuchordnung zur Registrierung der Veränderungen ein. Die seitdem überlieferten Urbare und Protokollbücher bilden die Quellengrundlage für die Untersuchung, besonders die Einträge zu ehegüterlichen Arrangements und Heiratsverträgen. Die Auswertung ergab, dass verschiedene Modelle zeitgleich existierten: Gütergemeinschaft, partielle Gütergemeinschaft und Gütertrennung, wobei die Gütergemeinschaft proportional weit überwog. Heinzle arbeitet die Implikationen, die die einzelnen Modelle für das Heiratsgut, Nutzungsrechte, Erbpraxis und Verwitwung aber auch für die Vermögensverwaltung während der Ehe hatten, heraus. Letzteres hatte Auswirkungen auf eine starke Beteiligung von Ehepaaren auf dem Bodenmarkt.

Die Frauen, die eigenständig auf dem Bodenmarkt agierten, waren meist Witwen und dies weist auf die Bedeutung von Vermögensarrangements bei Witwenschaft hin. Letzteres war ein Hauptziel der Eheverträge. Bei Gütergemeinschaft ging der gesamte Besitz an den überlebenden Ehegatten, bei Gütertrennung musste die Person, die nicht im Besitz des Gutes war, weichen, wenn nicht andere Regelungen vertraglich festgelegt wurden. Dies konnte Auswirkungen auf Erbpraxis und Heiratsverhalten haben, wenn zum Beispiel verwitwete Personen, um ihre Versorgung zu sichern, rasch wieder heirateten. Daneben gab es bei fortgeschrittenem Alter die Möglichkeit, sich auf ein Ausgedinge zurückzuziehen, wobei Heinzle herausfand, dass dieses überwiegend von Witwen genutzt wurde. Sie legt dar, dass in einer Zeit, in der das Güterrecht noch nicht festgesetzt war, mehrere Modelle parallel zueinander existieren konnten und dies den Menschen die Möglichkeit gab, entsprechend ihrer Vermögenslage, Familienstand und Kinder die für sie vorteilhaftesten Arrangements auszuhandeln. Vermögen wurde dazu benutzt, familiäre Interessen durchzusetzen und bekam so eine weit über die Ehe hinausreichende Funktion.

Dies wird besonders auch im Beitrag von Siglinde Clementi deutlich. Sie stellt den beiden Hauptzielen adliger Familienstrategien, Besitzwahrung/-vermehrung und Patrilinearität, eine dritte zur Seite, die standesgemäße Versorgung von Töchtern, Ehefrauen, Schwestern und Witwen. In diesem Kontext betrachtet Clementi Vermögensarrangements bei adeligen Heiraten im frühneuzeitlichen Tirol und berücksichtigt dabei ein viertes Ziel, die Allianzenbildung. Tirol repräsentiert einen rechtlichen Übergangsraum, der sich beim Adel in einer spezifischen ehegüterlichen Rechtspraxis niederschlägt, da hier zwei unterschiedliche Rechtssysteme aufeinandertrafen: das eher reziproke Heiratsgabensystem aus dem deutschsprachigen Recht einerseits und das eher einseitige italienische Dotalsystem andererseits. Die Autorin analysiert den rechtlichen Übergangsraum in Bezug auf die adelige Rechtspraxis und Norm, die besonders durch die Tiroler Landesordnung geprägt wurde. Davon ausgehend wertet Clementi die adeligen Heiratsverträge aus. Dabei stellt sie fest, dass die Verträge sowohl auf geschriebenes als auch auf Gewohnheitsrecht Bezug nehmen, was auf eine ähnliche Praxis bei Bauern und Handwerkern in dieser Periode verweist. Doch mit dem Unterschied, dass die Rechtsbezüge beim Adel unterschiedliche Normsetzungen betreffen und auch fehlen konnten. Zudem waren deutliche Abweichungen zum Rechtskodex möglich. Das geschriebene Recht war zwar Referenz, konnte aber entsprechend dem Adelsbrauch angepasst werden. Für Heiratsverträge bedeutet dies, dass jeder individuell neu ausgehandelt und selbst zur verbindlichen Rechtsnorm wurde.

In den folgenden Abschnitten lenkt die Autorin den Blick auf die spezifischen Vermögensarrangements im Rahmen des Heiratsgabensystems. Dabei werden besonders das Heiratsgut, der Erbverzicht der Töchter, die Morgengabe, und die Regelungen für die Witwenschaft einer näheren Analyse unterzogen. Allen Vermögensarrangements lag das eheliche Güterrecht zugrunde, das in Tirol Gütertrennung vorsah. Doch auch dieses Recht wurde in den Heiratsverträgen oftmals „korrigiert“, zum Beispiel mit der Zusage von Nutzungsrechten oder höheren Zinserträgen, was durchaus positive Auswirkungen auf die Vermögenssituation der Frauen haben konnte. Die Bestimmungen zur Witwenschaft zeigen, dass Heiratsgaben einerseits das Ziel der standesgemäßen Versorgung der Ehefrauen hatten, andererseits die Grundlage für Verwandtschafts- und Freundschaftsbeziehungen bildeten. Clementi betont, dass die ausgehandelten materiellen Werte finanziell absichern, Heiratsstrategien bestimmen und Sozialprestige bedeuten konnten. Damit ging Vermögen eine Verbindung mit Ehre, materiellem Wert und symbolischem Kapital ein. Dass Frauen bei den Aushandlungen eine aktive Rolle spielten und keine passiven Zuschauerinnen waren, obwohl die Machtverhältnisse das nahe legten, überrascht daher nicht. Familienökonomie wird so zu einem Dreh- und Angelpunkt zwischen Familienpolitik, Geschlechterverhältnisse, Allianzen und Verwandtschaftsbeziehungen.

In einem weiteren Grenzgebiet, nämlich dem frühneuzeitlichen Friaul, verfolgt Laura Casella diese Dynamiken zwischen Besitz- und Machtverhältnissen und lotet die Aktionsradien von adeligen Frauen darin aus. Die Loyalitäten der von Laura Casella untersuchten Adelsfamilien in Friaul changierten in der Frühen Neuzeit je nach politischem Einflussbereich und wirtschaftlichen Interessen zwischen der Republik Venedig und den Habsburgischen Gebieten. Die Grenzregion Friaul war in dieser Zeit zweigeteilt, nämlich in der unter venezianischer Herrschaft stehenden Patria del Friuli und der habsburgischen Grafschaft Gorizia und Gradisca. Nach kurzen Ausführungen zum politischen und institutionellen Rahmen dieser beiden Territorien geht die Autorin kursorisch auf die unterschiedliche Rechtsentwicklung ein, und verweist darauf, dass vergleichende Studien diesbezüglich noch weitgehend fehlen. Rechtlich gesprochen werden die Venezianer in der Grafschaft Gorizia wie Fremde behandelt, deren Besitz mit Verkaufsverboten eingeschränkt werden sollte. Auch wurde der Besitzabfluss über die Mitgiften an venezianische Familien beklagt. Aus sozialer Perspektive aber waren viele Venezianer in die gorizianische Gesellschaft integriert und hatten dort Besitz und Verwandtschaftsverbindungen.

Was das Ehegüterrecht betrifft scheinen beide Territorien vom italienischen Dotalsystem und der dote congrua, der standesgemäßen Mitgift, geprägt gewesen zu sein, die sich an die legittima, den verbindlichen Erbteil, orientieren musste. Im friulischen Teil war zusätzlich eine Morgengabe vorgesehen und eine zweite Mannesgabe an die Frau: die dismontadura, die der Mann beim Abstieg der Frau von ihrem Pferd und vor ihrem erstmaligen Betreten des ehelichen Hauses überreichte.

Im Hauptteil des Beitrages führt Casella verschiedene Fälle des Umgangs mit Besitz und Vermögen im familiären Kontext an, der gerade in einer Grenzregion nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine politische Funktion annahm. Anhand von institutionellem und privatem Archivgut wird der familiäre Vermögensaustausch über wirtschaftliche Transaktionen, Heiraten und Erbschaften rekonstruiert: von den Heiratsabsprachen und ihrer (Nicht-) Einhaltung im friulischen Adel, über adelige Tanten, die offensiv ihre Vererbungsvorstellungen durchsetzten, bis hin zu unterschiedlichen Modellen der Besitzverwahrung, wobei so verschiedene soziale Kontexte zur Sprache kommen wie das weibliche Lehnsrecht und die Bedeutung von persönlichen Objekten für eine Handwerksfrau. Die Grenze wurde bei diesen Transaktionen häufig überschritten und spielte gerade in konfliktreichen Konstellationen eine spezifische Rolle. Die Fokussierung der Kategorie Vermögen erlaubt es, eine rein politische Interpretation von Familienbeziehungen in Grenzregionen zu überwinden und eine Sozialgeschichte dieser Adelsverbände zu schreiben, die Männer und vor allem auch Frauen als Akteurinnen in den Blick nimmt.

Wie bei Clementi sind auch bei Gesa Ingendahl Heiratsverträge eine zentrale Quelle, um Verwandtschaftsbeziehungen zu rekonstruieren. In ihrem Beitrag betrachtet sie das bürgerliche Milieu am Beispiel der freien Reichsstadt Ravensburg im 17. und 18. Jahrhundert. Sie fragt, wie die juristische Vertragspraxis ein verwandtschaftliches Beziehungsgefüge herstellte, und stellt die These auf, dass Heiratsverträge nicht nur zukunftsweisend wirkten, sondern auch gegenwärtig einen sozialen Raum reziproker Verbindlichkeit zwischen den eingebundenen Verwandten schuf. Verträge dienten demnach dazu, verwandtschaftliche Allianzen zu stiften, die durch zukünftige Nutzungsrechte garantiert wurden. Diese These schafft eine Verbindung vom stadtbürgerlichen Milieu in Ravens-burg zum Adel in Tirol, für den Clementi eine ähnliche These entwickelte. Methodisch schlägt Ingendahl eine multiple Perspektive vor, indem der Fokus neben zukünftigem Konfliktpotenzial auch auf kontemporäre Besitz- und Verwandtschaftsverhältnisse gelenkt werden soll. Verträge werden so selbst zu einem Beziehungsmedium. Nach Ingendahl konnte Verwandtschaft mit Hilfe von Verträgen „gestaltet“ werden. Sie arbeitet den rechtlichen Rahmen und Genese der Heiratsverträge in der ehemaligen Reichsstadt heraus und zeigt, wie sie um 1760 eine familiale und obrigkeitliche Doppelfunktion erhielten. Etwa zur selben Zeit stieg auch die Anzahl der Vertragsabschlüsse deutlich an. Die Analyse von Form und Inhalt der Verträge lässt erkennen, wie nahe Verwandte sich in das neue verwandtschaftliche Netzwerk einbanden.

Ravensburg war ein Realteilungsgebiet mit Gütertrennung, wenn nicht vertraglich Gütergemeinschaft vereinbart wurde. Für beide Fälle galt, dass die Witwe oder der Witwer ihr eigenes Vermögen als Eigentum und das ihres verstorbenen Ehemannes oder Ehefrau im Nießbrauch nutzen konnte, bis die Kinder das Erbe antraten. Ingendahl zeigt, wie es zu einer Verflochtenheit genau definierter Vermögensbausteine kam. Ein solcher Baustein war der sogenannte „Rückfall“, mit dem Eltern oder Geschwister der Eheleute bedacht werden konnten, obwohl Blutsverwandte laut Gesetz zugunsten der Eheleute vom Erbe ausgeschlossen waren. Der „Rückfall“ kann so als eine Angleichung des Rechts interpretiert werden, bei dem der Vertrag zum Korrektiv wird und das familiale Allianzdenken durchschlägt – ähnlich wie im Tiroler Adel. Ingendahl zeigt, wie mit der Dokumentation der Erberwartungen der Anwesenden bei Vertragsabschluss gegenwärtige Beziehungen gestaltet wurden und zukünftige dagegen unerwähnt blieben.

Das Zusammenspiel von Erbund Ehegüterrecht erhielt im Kontext vom ungeteilten brüderlichen Vermögen eine spezifische Ausprägung. Cinzia Lorandini hat diese Dynamik anhand des Vermögensarrangements der Trentiner Kaufmannsfamilie Salvadori über eineinhalb Jahrhunderte von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts rekonstruiert. Der Besitz der Brüder als Basis des Familienunternehmens wurde über Jahrzehnte hinweg ungeteilt weitergeführt. Diese Besitzstruktur ähnelte der venezianischen fraterna und der genueser fratria, beides Brüdergemeinschaften, wobei der (un-) geteilte Brüderbesitz auch die Vermögensgebahrung und die Erbpraxis des Tiroler-Trentiner Adels in dieser Zeit auszeichnete. Das Erbrecht sah die gleiche Teilung unter Brüdern unter Ausschluss der Schwestern im Gegenzug zur Mitgift vor, wobei das Familienvermögen in der Familie Salvadori im Untersuchungszeitraum nur zweimal geteilt wurde und zwar so, dass der gemeinsame Familienbesitz und das Basisunternehmen nicht beeinträchtigt wurden.

Die von den Brüdern praktizierten Heiratsstrategien hatten einen direkten Einfluss auf die Entwicklung des Familienunternehmens. Zwar flossen die Mitgiften der angeheirateten Frauen in der Regel in den Firmenbesitz ein und waren aufgrund des Dotalsystems vergleichsweise bescheiden, zwei Heiraten aber trugen zum Fortkommen des Unternehmens wesentlich bei: 1717 stockte die Ehe mit einer Erbtochter und 1750 die Ehe mit einer Tochter einer führenden Bozner Kaufmannsfamilie den Familienbesitz erheblich auf; letztere Heirat ermöglichte den Salvadoris auch den Ein- und Aufstieg in den Kreis der reichen Bozner Kaufmannsfamilien und verschaffte der Familie Zugang zu den lukrativen Bozner Märkten. Beide Heiraten sicherten den Brüdern Salvadori zudem ein persönliches Vermögen jenseits des gemeinsamen Besitzes und dämmten somit potentiellen individuellen Ehrgeiz ein, wodurch das ungeteilte Brüdererbe und der gemeinsame Firmenbesitz über das gesamte 18. Jahrhundert hindurch weitergeführt werden konnten.

Ausgehend von der maßgeblich von Margareth Lanzinger analysierten Tiroler Situation als angrenzendes Gebiet befasst sich Jon Mathieu mit den verwandtschaftlichen Vermögensarrangements in Graubünden in der Frühen Neuzeit und zwar mit Augenmerk auf das romanischsprachige und überwiegend protestantische Unterengadin. Er analysiert sowohl die Entwicklung der entsprechenden Rechtsnormen in Graubünden als auch einzelne Fälle. Wie in den westlichen Teilen Tirols dominierte im Unterengadin die Realteilung und die eheliche Gütertrennung. Den Nachteilen der Realteilung wurde durch Neuzusammensetzungen der von Ehefrau und Ehemann eingebrachten oder nachträglich zugekauften Bodenparzellen entgegengewirkt. Auf diese Weise wurden von einer Generation zur anderen neu kombinierte Betriebe geschaffen. Während die Realteilung grundsätzlich mit einer gleichen Erbberechtigung von Söhnen und Töchtern einherging – nur auf das Haus hatten die Söhne ein Vorrecht –, und somit den Ehefrauen eine relativ starke Position einräumte, schaffte das von ehelicher Gütertrennung geprägte Ehegüterrecht ein geschlechtsspezifisches Ungleichgewicht. Ähnlich wie in Tirol waren besonders die Witwen oft Härtesituationen ausgesetzt, gerade weil die Häuser vorwiegend in männlichem Besitz waren und sie um ihr Wohnrecht bangen mussten. Auch gab es Vorbehalte gegenüber Wiederheiraten; Witwen blieben ungleich öfter lebenslang in ihrem Stand als Witwer. Der Adel folgte anderen Logiken: Den Söhnen wurde zunehmend ein Erbvorsprung gegenüber den Töchtern, ein sogenannter „Mannsvorteil“ eingeräumt. Die Ehefrauen hatten vermehrt ab dem 18. Jahrhundert Anrecht auf eine Morgengabe, und sie hatten das Recht, den familiären Wohnsitz zu bestimmen. Auch wurde ihnen immer öfter ein Witwensitz oder ein finanzieller Ausgleich bis hin zum Recht der Nutzung des gesamten männlichen Vermögens vertraglich zugesichert. Im abschließenden Teil seines Beitrag versucht Mathieu eine Systematisierung von Vermögensübertragungsmodellen im Alpenraum, indem er den Vorschlag von Dionigi Albera zu den Vererbungsformen mit der Forderung von Margareth Lanzinger kombiniert, das Ehegüterrecht systematisch miteinzubeziehen und somit nicht nur intergenerationale Beziehungen zu berücksichtigen, sondern auch jene zwischen den Eheleuten – eine Grundforderung, die es erst ermöglicht, das Zusammenspiel von Vermögen und Verwandtschaft umfassend zu analysieren, und die auch eine Grundannahme dieses Heftes ist. Mathieu unterscheidet vier Grundtypen der familiären Vermögensübertragung: Dotalsystem im Süden Tirols; Realteilung mit Gütertrennung in Graubünden und Westtirol; geschlossene Besitznachfolge mit Gütertrennung unter verwandtschaftlicher Dominanz in anderen Teilen Tirols; geschlossene Besitznachfolge mit Gütergemeinschaft unter herrschaftlicher Dominanz in den angrenzenden östlichen Kronländern.

Der Systematisierungsversuch verschafft einen ersten Überblick über eine hochkomplexe Materie, die erst in Ansätzen erforscht ist. Die Beiträge in diesem Heft zeigen, dass in ein und demselben Gebiet mehrere Vermögensübertragungsmodelle koexistieren konnten, etwa Ehegütertrennung und Ehegütergemeinschaft, und die Akteure ihre Rechtspraxis je nach individueller Lebenslage und familiärem Interesse gestalteten. Auch konnten verschiedene soziale Gruppen in ein und demselben Gebiet unterschiedlichen Modellen folgen. So bediente sich etwa der Tiroler Adel und die Trentiner Kaufmannschaft der Möglichkeit, ihren Besitz als ungeteiltes Brüdervermögen zu führen, was den großen Vorteil hatte, andere Erbprätendenten, vor allem Schwestern als Erbinnen, ausschließen zu können. Dieselbe Erbpraxis, wie etwa Realteilung in Ravensburg und Graubünden, konnte in Kombination mit der Ehegüterpraxis unterschiedlich umgesetzt und deren Auswirkungen im Nachhinein, wie etwa der Fall Graubünden zeigt, ausgeglichen werden. Der herrschaftsrechtliche Rahmen, darauf weist Mathieu hin, wirkte sich auf die Vermögensgebahrung aus, mehr noch, er strukturierte grundlegend Vermögensformen, etwa Lehen oder Baurecht, womit wiederum unterschiedliche Rechtspraktiken verbunden waren. Zum herrschaftlichen Rahmen zählt auch der Einfluss der Kirche, der sich einerseits ganz konkret als Machtfaktor in geistlichen Territorien manifestierte, andererseits aber auch am grundsätzlichen Interesse von kirchlichen Institutionen an privaten Vermögensarrangements, vor allem an testamentarischen Verfügungen der Oberschicht, die zum Teil konsistente Legate für Klöster und Pfarreien vorsahen. Zudem wird in diesem Heft anhand von zwei Beispielen (Tirol und Friaul) gezeigt, dass sozial einflussreiche Familien in Grenzregionen eigenen Logiken folgten und zum Teil auch ihre eigenen Rechtsmodelle hatten.

Je intensiver die Beschäftigung mit dem Themenkomplex Verwandtschaft und Vermögen und je mehr regionale und sozial differenzierte Fallstudien vorliegen, desto deutlicher entsteht der Eindruck, dass wir es mit einem komplexen Flickwerk von zahlreichen Varianten der aufeinander bezogenen Erb- und Ehegüterpraxis zu tun haben, dessen Grundzüge sich erst abzuzeichnen beginnen.

Siglinde Clementi und
Janine Maegraith

Editoriale

La disponibilità di beni materiali – denaro, immobili, diritti d’uso, privilegi, oggetti personali – condiziona ancor oggi le opportunità di azione di uomini e donne. Da un punto di vista storico i trasferimenti di patrimonio non riguardavano soltanto la sfera puramente materiale, ma anche la formazione e il mantenimento di relazioni parentali. L’attenzione maggiore veniva rivolta al trasferimento di risorse nei contesti della successione ereditaria e del matrimonio e ciò pone al centro dell’analisi l’intreccio tra la prassi successoria e quella dei beni coniugali. Ogni scambio patrimoniale doveva bilanciare i diversi interessi di tutte gli attori e della cerchia parentale. Il precario equilibrio veniva regolato attraverso contratti, testamenti, dichiarazioni, conferme e accordi. La potenziale conflittualità era molto grande perché venivano a collidere diversi interessi, che dovevano essere regolati tra le generazioni e i generi.

Il patrimonio è qui inteso come strumento essenziale per la costruzione di spazi di parentela e quest’ultimi si definiscono come spazi sociali relazionali che vengono prodotti attraverso comunicazione e interazione, attraverso processi di negoziazione e collaborazione, ma anche attraverso concorrenza e conflitti. Per mezzo della categoria della parentela, sulla base di accordi patrimoniali, si producevano inclusione ed esclusione e tale pratica aveva valore politico. Questi accordi patrimoniali e l’organizzazione delle parentele non solo erano collegate all’economia e alla struttura sociale locale e in parte transregionale, ma spesso producevano anche effetti significativi sul loro stesso sviluppo.

Gli accordi patrimoniali strutturavano relazioni di parentela all’esterno e all’interno. La categoria della parentela sposta il focus da una visione unitaria della famiglia e dell’interesse alla conservazione e incremento del patrimonio a una complessità di strutture parentali e a una costellazione di relazioni intra-familiari e concorrenti: maschi e femmine, famiglie, dinastie e casate si trovavano coinvolti nell’asse patrimoniale, interessi materiali e sociali si ritrovavano collegati in un’attività di scambio e cooperazione e spesso di competizione e conflitto. Su questa base i gruppi parentali erano diversamente strutturati al loro interno. I modelli di vita di uomini e donne e le differenze di genere delle loro prospettive, la solidarietà, cooperazione e competizione tra fratelli, lo scambio intergenerazionale tra genitori e figli, nonni e nipoti, zii e nipoti rappresentano alcuni tra i fondamentali assi del rapporto parentale. All’interno di uno stesso gruppo parentale, le opportunità di vita, le condizioni finanziarie individuali e familiari divergevano talvolta in modo significativo ed erano soggette a cambiamenti nel tempo. Come l’influenza della parentela potesse estendersi sui trasferimenti di ricchezza al di fuori della famiglia, ad esempio nella compravendita di terreni, e quali conseguenze producesse sull’attività economica sono questioni importanti e che vanno considerate nell’analisi delle transazioni familiari ed extra-familiari.

L’intreccio tra economia e parentela si manifesta soprattutto nella prassi successoria e matrimoniale: matrimoni e successioni non erano solo transazioni economiche ma anche riti di passaggio che producevano i maggiori trasferimenti di patrimonio all’interno della famiglia.

La prassi dei beni coniugali ed ereditari si collocava a sua volta in uno specifico contesto di norme giuridiche strutturate localmente, con concetti di giustizia e convenzioni che permeavano la vita sociale. Così, ad esempio, vi erano grandi differenze se la prassi giuridica in una regione era condizionata dalla divisione dei beni coniugali oppure dalla loro comunione, se vigeva un sistema basato sulla reciprocità delle doti oppure un sistema dotale sostanzialmente unilaterale, se la prassi ereditaria prevedeva l’eredità divisa oppure comune tra i fratelli, se vigeva il principio della trasmissione integrale del patrimonio immobiliare a un unico erede privilegiato (Anerbenrecht) oppure la suddivisone in parti uguali dello stesso tra coeredi (Realteilung). Norme e prassi giuridica non si collocavano affatto in un rapporto lineare. Le pratiche, infatti, non dipendevano solo da prescrizioni normative ma da diversi altri contesti: condizioni materiali delle forme di vita, strutture economiche, situazioni sociali e significati culturali. In ogni contesto territoriale le norme e la prassi giuridica si collocavano in uno specifico rapporto dialettico e in questo senso lo studio storico della parentela individua il diritto e l’economia quali fondamentali campi di ricerca, capaci di sollevare una molteplicità di questioni.

Tali questioni sono state affrontate dal workshop internazionale “Beni come veicolo di relazioni sociali. Diritto e prassi in spazi di transizione”, organizzato il 26 e 27 maggio 2017 dal Centro di competenza per la Storia regionale presso la Libera Università di Bolzano. Il contesto si collegava al progetto di ricerca “Il ruolo del patrimonio nel processo di costituzione di spazi di parentela dal Medioevo al XVIII secolo”, sostenuto dal Fondo austriaco per la ricerca. L’obiettivo era di esaminare questi vari aspetti all’interno di contesti regionali. Il workshop ha affrontato la questione dell’interazione tra norma giuridica e prassi in materia di diritto dei beni coniugali ed ereditari in diverse regioni austriache, italiane, germaniche e svizzere nell’età moderna, adottando una prospettiva di comparazione. Questo numero di “Storia e Regione / Geschichte und Region” presenta alcuni studi regionali particolarmente stimolanti – che interessano Friuli, Tirolo, Stiria, Trento e Ravensburg – aggiungendo un ulteriore contributo sui Grigioni.

I saggi affrontano la relazione reciproca tra parentela e patrimonio, il loro rispettivo potenziale e la loro diversa gestione da parte degli attori coinvolti. Muovendosi in contesti regionali diversi sotto il profilo sociale, giuridico ed economico, essi consentono di mettere in evidenza differenze e somiglianze.

Birgit Heinzle si occupa dei feudi di Aflenz e Veitsch nell’Alta Stiria – che rientravano nella signoria fondiaria dell’abbazia di St. Lambrecht – nel periodo di transizione dal tardo Medioevo alla prima età moderna e quindi prima della codificazione di un diritto privato. L’autrice indaga su come venisse concepita la prassi degli accordi relativi ai beni coniugali prima che ne fosse fissato il relativo diritto, chi esercitasse il potere decisionale e se sul piano giuridico si utilizzassero margini di libertà d’azione. Con tale approccio, quindi, il contributo può mettere in luce, oltre alla variabilità della prassi degli accordi relativi ai beni coniugali, anche le sue conseguenze e la potenziale conflittualità che ne derivava. In termini di diritto di proprietà, in questo periodo prevaleva il Kaufrecht (una sorta di acquisto del possesso, ovvero un usufrutto), che consentiva ai cosiddetti Holden (i contadini subordinati da vincoli feudali) di incrementare il proprio potere sui fondi, ma lasciava comunque la proprietà vera e propria alla signoria fondiaria. Quest’ultima introdusse nel 1494 un libro fondiario per registrare le variazioni. La ricerca si è basata proprio sugli urbari e registri da allora tramandati, in particolare sulle registrazioni relative ad accordi sui beni coniugali e contratti matrimoniali. È così emersa la contemporanea coesistenza di diversi modelli: comunione dei beni (largamente predominante), comunione parziale e separazione. Heinzle segue ed illustra gli effetti di ciascun modello sulla dote, i diritti d’uso, la prassi successoria e la vedovanza, nonché sulla gestione del patrimonio durante il matrimonio. Questa aveva significative conseguenze nella forte partecipazione dei coniugi al mercato fondiario.

Le donne che agivano in modo indipendente sul mercato fondiario erano per lo più vedove e ciò segnala l’importanza degli accordi patrimoniali in caso di vedovanza. Quest’ultimo aspetto era uno dei principali obiettivi dei contratti matrimoniali. Con la comunione dei beni l’intero possesso andava al coniuge superstite; con la separazione dei beni, invece, la persona che non era titolare del diritto di possesso del bene doveva cedere, a meno che non fossero state fissate contrattualmente regole diverse. Ciò poteva influire sulla prassi successoria e sulle stesse strategie matrimoniali, ad esempio quando persone rimaste vedove contraevano in fretta un nuovo matrimonio per garantirsi un sostentamento. Inoltre, in età avanzata, c’era la possibilità di usufruire del cosiddetto Ausgedinge (mantenimento a vita), cui ricorsero – come ha rilevato Heinzle – più della metà delle vedove. L’autrice sostiene che in un periodo in cui il diritto patrimoniale non era ancora stato codificato, potevano coesistere l’uno accanto all’altro diversi modelli e proprio questo offriva alle persone la possibilità di negoziare negli accordi il più conveniente in relazione alla propria situazione finanziaria e familiare. Il patrimonio veniva utilizzato per soddisfare gli interessi familiari e quindi la sua funzione si estendeva ben oltre il mero ambito coniugale.

Questo aspetto si rivela con particolare evidenza nel contributo di Siglinde Clementi. L’autrice aggiunge ai due principali obiettivi delle strategie familiari della nobiltà – conservazione o incremento del patrimonio e patrilinearità – un terzo aspetto: il mantenimento conforme al proprio stato sociale di figlie, mogli, sorelle e vedove. Su questo sfondo, esaminando gli accordi patrimoniali connessi a matrimoni nobiliari nel Tirolo dell’età moderna, giunge a mettere in luce un quarto obiettivo: la formazione di alleanze. Giuridicamente il Tirolo rappresenta uno spazio di transizione, che si riflette anche nella specifica prassi giuridica adottata da parte dell’aristocrazia in relazione al patrimonio coniugale. Vi coesistevano, infatti, due differenti sistemi: il modello dotale tedesco, caratterizzato da una maggiore reciprocità, e il sistema dotale italiano, sostanzialmente unilaterale. L’autrice analizza questo spazio di transizione giuridica in relazione alla prassi e alla norma della classe nobiliare, che risultava particolarmente influenzata dallo statuto territoriale tirolese (Landesordnung). Esaminando i contratti matrimoniali nobiliari, Clementi rileva come i loro riferimenti poggino sia sul diritto scritto che su quello consuetudinario e tale prassi era simile a quella del ceto contadino e artigiano dell’epoca. Un’importante differenza, tuttavia, è che nel caso della nobiltà i riferimenti giuridici potevano richiamarsi a sistemi normativi diversi, e in qualche caso addirittura mancare del tutto. Si rilevano, inoltre, notevoli deviazioni dal diritto codificato. La norma scritta rappresentava sì un riferimento, ma poteva essere adattata agli usi della nobiltà. Per i contratti matrimoniali ciò significa che ognuno di essi veniva negoziato ex novo e diventava di per sé norma giuridica vincolante.

Il contributo si concentra poi sulla specificità degli accordi patrimoniali relativi al sistema dotale. In particolare vengono esaminati lo Heiratsgut, la rinuncia all’eredità da parte delle figlie, la Morgengabe e le disposizioni per la vedovanza. Tutti gli accordi patrimoniali in occasione del matrimonio in Tirolo si basavano sulla separazione dei beni coniugali. Tale regime veniva però spesso “corretto” nei patti nuziali, ad esempio prevedendo diritti di usufrutto o la corresponsione di interessi più elevati, cosa che poteva avere effetti senz’altro positivi per le donne. Le disposizioni sulla vedovanza mostrano che le doti avevano da un lato l’obiettivo di garantire alle mogli un mantenimento conforme al proprio status sociale, dall’altro costituivano la base di rapporti parentali e amicali. Clementi sottolinea che la contrattazione attorno ai valori materiali produceva sicurezza finanziaria e determinava strategie matrimoniali e prestigio sociale. Così il patrimonio finiva per intersecare onore, valore materiale e capitale simbolico. Non sorprende quindi il fatto che nelle contrattazioni le donne svolgessero un ruolo attivo e, a dispetto dei rapporti di potere allora imperanti, non fossero spettatrici passive. L’economia familiare diventa così un punto cardine tra politica familiare, rapporti di genere, alleanze e relazioni di parentela.

Laura Casella segue queste dinamiche tra proprietà e potere in un’altra area di frontiera, il Friuli dell’età moderna, indagando la sfera d’azione delle donne nobili. Le famiglie aristocratiche friulane prese in esame dall’autrice erano orientate in questo periodo, a seconda del campo politico di influenza e degli interessi economici, verso la Repubblica di Venezia oppure verso i territori asburgici. L’area di confine friulana era divisa in due parti: la “Patria del Friuli” sotto il dominio veneziano e la contea asburgica di Gorizia e Gradisca. Dopo aver descritto brevemente il quadro politico e istituzionale di questi due territori, l’autrice ne mette in luce le differenze nello sviluppo giuridico, sottolineando l’attuale carenza di studi comparativi. Da un punto di vista giuridico i veneziani nella con-tea di Gorizia venivano considerati come forestieri e i loro possedimenti erano sottoposti al divieto di vendita. Veniva lamentato, inoltre, il flusso di beni verso famiglie veneziane tramite le doti. Dal punto di vista sociale, al contrario, molti veneziani erano integrati nella società goriziana, dove avevano beni e relazioni parentali.

Per quanto riguarda i beni coniugali, entrambi i territori sembrano essere stati influenzati dal sistema dotale italiano e dalla “dote congrua”, che doveva orientarsi alla “legittima”, cioè alla quota di eredità spettante per legge. Nella parte friulana era prevista però anche una Morgengabe e un ulteriore dono da parte dello sposo, la dismontadura, consegnata alla novella mentre scendeva da cavallo prima di entrare nella casa maritale.

Nella parte centrale del contributo, Casella presenta diversi casi di gestione dei beni e del patrimonio nel contesto familiare, mostrando come in una regione di confine essa non avesse solo una funzione economica ma anche politica. La documentazione di archivi istituzionali e privati permette di ricostruire lo scambio di patrimoni familiari attraverso transazioni economiche, matrimoni ed eredità: dalle promesse matrimoniali, mantenute e no, della nobiltà friulana, ad aristocratiche zie che rivendicano con forza la loro eredità fino ai diversi modelli di tutela del possesso, nei quali si riflettono differenti contesti sociali, come il diritto feudale femminile oppure l’importanza degli oggetti personali per una donna artigiana. In queste transazioni il confine venne spesso “attraversato” e svolse una particolare funzione soprattutto in contesti conflittuali. La focalizzazione sulla categoria del patrimonio consente di superare un’interpretazione puramente politica delle relazioni familiari nelle regioni di confine a favore di una storia sociale di questi gruppi nobiliari che prenda in considerazione gli uomini e soprattutto le donne quali attrici.

Come Clementi, anche Gesa Ingendahl esamina i contratti matrimoniali come fonte centrale per ricostruire i rapporti parentali, nello specifico nell’ambiente borghese della libera città imperiale di Ravensburg nei secoli XVII e XVIII. Indaga su come la prassi giuridica del contratto producesse una struttura di rapporti parentali e illustra la tesi che i contratti matrimoniali non agissero soltanto in prospettiva futura, ma creassero anche nel presente uno spazio sociale di reciproco impegno tra i parenti coinvolti. I contratti erano quindi mirati a creare alleanze parentali garantite dai futuri diritti d’uso. Questa tesi istituisce un parallelismo tra l’ambiente urbano di Ravensburg e la nobiltà in Tirolo, per la quale Clementi ha sviluppato una tesi simile. A livello metodologico Ingendahl propone una prospettiva multipla capace di focalizzarsi non solo sul futuro potenziale di conflitto ma anche sui rapporti patrimoniali e parentali del momento. I contratti stessi diventano così uno strumento relazionale: il rapporto di parentela poteva essere plasmato in base ai contratti. L’autrice delinea la cornice giuridica e la genesi dei contratti di matrimonio nella ex città imperiale e mostra come intorno al 1760 essi, crescendo significativamente di numero, abbiano assunto una doppia funzione: familiare e istituzionale. L’analisi della loro forma e contenuto rivelano quanto strettamente i parenti si impegnassero nella nuova rete familiare.

Ravensburg era un territorio in cui era prevista la suddivisone tra coeredi del patrimonio immobiliare (Realteilung) e il regime di separazione dei beni coniugali (Gütertrennung), se contrattualmente non ne fosse prevista la comunione. In entrambi i casi il vedovo o la vedova godeva del pieno diritto di proprietà sul proprio patrimonio e dell’usufrutto su quello del coniuge, finché i figli non avessero adito l’eredità. Ingendahl illustra il complesso intreccio di passaggi che venne elaborato. Uno di questi era il cosiddetto Rückfall, ovvero il “rientro” a favore di genitori o fratelli delle famiglie d’origine, nonostante la legge escludesse i parenti di sangue dall’eredità a favore dei coniugi. Il Rückfall può quindi essere interpretato come una “correzione” del diritto con cui (grazie al contratto) viene prodotta un’alleanza familiare. Le documentate aspettative sull’eredità da parte dei presenti al momento della stipula del contratto, mostrano secondo Ingendahl come quest’ultimo progettasse e definisse relazioni attuali, senza menzionare quelle future.

L’intreccio tra diritto successorio e dei beni coniugali assume particolare rilevanza nel contesto di un patrimonio indiviso tra fratelli. Cinzia Lorandini ha ricostruito queste dinamiche sulla base degli accordi patrimoniali della famiglia di mercanti trentini Salvadori lungo un secolo e mezzo circa, dalla seconda metà del XVII alla prima metà del XIX secolo. Per decenni la proprietà dell’impresa familiare restò indivisa tra i fratelli. Questa struttura proprietaria assomigliava alla veneziana fraternafratria