1 Der demografische Wandel und die Folgen

1.1 Das längere Leben verändert die Bevölkerungsstruktur

Der demografische Wandel ist Chance und Herausforderung.

Nie zuvor haben Menschen so lange gesund gelebt wie heute. Die Bevölkerung in Deutschland ist durch die verstärkte Einwanderung mit dem Flüchtlingszustrom von über einer Million im Jahr 2015 sowie der steigenden Lebenserwartung auf 82,5 Millionen Menschen gewachsen. Und dies geschah trotz einer immer noch niedrigen und unter dem EU-Durchschnitt liegenden Geburtenrate, auch wenn sich diese von 1,40 auf 1,59 Kinder pro Frau erhöhte.

Betrug die Lebenserwartung in Deutschland vor gut 200 Jahren gerade mal 35 Jahre, 1900 rund 45 Jahre, Mitte des 20. Jahrhunderts 60 Jahre, so feiern heute im Schnitt Männer ihren 78. und Frauen ihren 83. Geburtstag. Frauen werden für ihre gesündere Lebensführung mit fünf Jahren belohnt. 2050 dürften Männer voraussichtlich 84 und Frauen 89 Jahre alt werden. Seit 1970 verlängerte sich das Leben im Schnitt um ein ganzes Jahrzehnt. Wer heute 65 Jahre alt ist, hat als Frau noch 21 und als Mann noch 17 weitere Lebensjahre vor sich.

Der Zugewinn um mehr als zehn Lebensjahre führt durch Wohlstand, höheren Lebensstandard und medizinischen Fortschritt zu mehr gesunden Lebensjahren. Ein 70-Jähriger fühlt sich heute eher wie ein 60-Jähriger und weist ein ungefähr gleiches biologisches Alter auf. Bei betagten Menschen aber steigen Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Alzheimer-Demenz und andere schwere Erkrankungen spürbar an – also kein Jungbrunnen bis zum Lebensende.

Die Bevölkerung entwickelt durch Wanderungsbewegungen und den Einfluss der Industrie 4.0 mit digitalisierten Medien und sozialen Netzwerken eine immense Vielfalt. Dies könnte der Anstoß zu großartigen Erfindungen und Entdeckungen sein und zu einer Patentflut führen. Umgekehrt aber verschärfen sich die demografischen und sozialen Probleme. Wir beobachten einen von Radikalismus und Aggressivität geprägten Wertewandel mit abnehmender Hemmschwelle.

Besorgniserregend ist die wachsende Gewalttätigkeit bei Demonstrationen, in Fußballstadien, aber auch im menschlichen Zusammenleben. Depressionen mit wochenlangen Fehlzeiten mehren sich. Psychologen haben alle Hände voll zu tun.

Eine hohe Erwerbstätigkeit beziehungsweise eine niedrige, weiter sinkende Arbeitslosigkeit in Deutschland bildet die Grundlage für mehr Wachstum, Wohlstand und tragfähige öffentliche Finanzen. Bei dem derzeitigen Fachkräftemangel war es aus Sichtweise der Wirtschaft sicherlich ein Riesenfehler, die abschlagfreie Rente mit 63 Jahren einzuführen und nicht einmal das Eintrittsalter jährlich anzuheben. Dies verschlingt alljährlich Milliardensummen, die besser für Bildung und Infrastruktur einzusetzen wären. Bleiben Tausende von Arbeitsplätzen für Fachkräfte unbesetzt, müssen Unternehmen Aufträge ablehnen, verschieben, stornieren. Dies gefährdet Wachstum und Ertrag zahlreicher deutscher Mittelständler, sorgt für Unzufriedenheit und schwächt das Wirtschaftswachstum Deutschlands.

Der Demografiegipfel im März 2017 stand unter dem Titel „Zusammenhalt stärken – Verantwortung übernehmen“. Momentan zeichnen sich eher gesellschaftliche Spaltungen ab. Dies gilt nicht nur für Amerika seit dem Wahlsieg des unberechenbaren, polternden, verbal um sich schlagenden und mit Strafzöllen drohenden Präsidenten Donald Trump. Spaltung statt Zusammenhalt zeigen auch der Wahlkampf und das Ergebnis der Landtagswahlen in Bayern und Hessen. Erst recht betrifft dies die Aktivitäten und Programme der unstabilen Großen Koalition zwischen CDU/CSU und SPD. Statt ständig zu streiten, wird es Zeit, intensiv zu arbeiten, richtige Entscheidungen für das Bürgerwohl zu treffen, Vertrauen zurückzugewinnen und Zuversicht zu bekunden. Lasst den Worten Taten folgen!

Die Vielfalt unserer Gesellschaft zeigt sich auch daran, dass fast jeder vierte in Deutschland lebende Mensch Migrations-Hintergründe hat. Es ist wichtig, mehr für die Eingliederung zu tun, damit das Zusammenleben im Alltag besser funktioniert. Voraussetzung für ein friedliches Miteinander statt feindseligen Gegeneinanders ist die Bekämpfung von Betrug und der um sich greifenden sexuellen Belästigungen.

Im Hinblick auf die noch niedrigen Kinderzahlen mit einer Geburtenrate von 1,59 % hemmen vor allem folgende Störfaktoren einen weiteren Anstieg: Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum in westdeutschen größeren Städten und erst recht in den Ballungszentren rund um die Hauptstadtmetropolen. Die Betreuungsangebote befriedigen oft nicht. Insbesondere Senioren klagen häufig über unerträgliche Lärmbelästigung und ungezogenes Verhalten der Kinder. Gerichte schmettern hier Klagen ab mit dem Hinweis „Kinderlärm ist Zukunftsmusik“. Die zeitgenössische Zukunftsmusik ist nicht für jeden Hörer ein Ohrenschmaus. Kinderfreundlichkeit statt Kinderfeindlichkeit verlangt beidseitige Kompromisse.

Die Ungleichheit der Lebensverhältnisse in Ost und West gehört seit der Wiedervereinigung zu den erklärten Zielen der Bundesregierung. Doch wegen des Wertewandels, geprägt von unterschiedlicher Mentalität, stark voneinander abweichenden Bildungsabschlüssen und Lebensentwürfen wird dieses Ziel auch mittel- und langfristig nicht voll erreichbar sein. Die wie eine Schere auseinanderklaffende Wirtschafts- und Finanzlage mit unvorstellbarem Reichtum auf der einen und großer Armut auf der anderen Seite beschwört Neid, Missgunst und Hass. So stellt sich die Frage nach sozialer Gerechtigkeit, die jeder anders interpretiert. Der Konflikt wird offenkundig in der Spannweite „Grundsicherung und Leistungsprinzip“.

Das Rentensystem droht auseinanderzubrechen durch das Missverhältnis Zahl der Erwerbstätigen und Rentenempfänger mit einer immer längeren Bezugsdauer. Die demografische Entwicklung und der damit verbundene Strukturwandel betreffen uns alle. Im Jahr 1962 kamen auf einen Altersrentner sechs aktive Arbeitnehmer. Zehn Jahre später mussten bereits vier Beitragszahler eine Rente finanzieren. Heute stehen einem Rentner nur noch zwei Erwerbstätige gegenüber. Bis 2050 wird das untragbare, die nachfolgenden Generationen unglaublich stark belastende Verhältnis 1:1,5 lauten. Bei anhaltender Lebensverlängerung droht wenig später der Gleichstand 1:1. 2050 wird ein Ruheständler im Schnitt 24 Jahre seine Rente beziehen. Und aus der wohlgeformten schlanken Altersaufbaupyramide von 2010 bildet sich bis 2050 ein unförmiger Koloss.

Eine vernünftige Abhilfe muss her, an der sich auch die Rentner beteiligen und nicht alles der Rentenversicherung, dem Staat und Steuerzahler überlassen. Schließlich hat auch das längere Leben von im Schnitt 15 Jahren seinen Preis. Welche beiden Lösungswege erscheinen denkbar, auch wenn die Gewerkschaften und die meisten arbeitenden Menschen davon nichts wissen wollen?

Da es künftig nicht mehr genug berufstätige Menschen geben wird, um die Altersversorgung, steigende Krankheits- und Pflegekosten stemmen zu können, werden die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung stark belastet. So wird eine vernünftige, möglichst frühzeitig gestartete Geldanlage mit dem Ziel guter finanzieller Ausstattung immer wichtiger. In Zeiten abgeschaffter Guthabenzinsen und einer nur langsam verlaufenden Zinstrendwende nach oben bieten Qualitätsaktien und eine kluge Auswahl von ETFs, Misch- und Aktienfonds große Chancen, sich auf einen finanziell sorgenfreien Ruhestand zu freuen und durch Erfolg motiviert zu sein.

Was bedeutet im Hinblick auf Fortbestand und wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten 30 Jahren die Schlagworte: „Globaler, digitaler, grüner und älter“? Dazu ein kurzer Überblick:

Einige Beispiele aus dem Print- und Online-Medienbereich zu diesem großen Themenkomplex:

Es drohen nicht nur Strafzinsen, sondern auch der Verlust von Lebensjahren bei bestimmten anhaltenden Schwächen.

Sind Sie 40 Jahre alt, wird sich laut Tageszeitung DIE WELT Ihr Leben im Schnitt um einige Jahre verkürzen, wenn Sie Folgendes tun:

Einschätzung der Lebenserwartung laut EURO AM SONNTAG, Gastautor Jürgen Lanzer

Die Weltbevölkerung wird laut Vorausschau der Vereinten Nationen bis 2050 um über zwei Milliarden Menschen zunehmen. Das höchste Bevölkerungswachstum wird aus den Schwellenländern kommen. 2050 dürften mehr als vier Fünftel der Weltbevölkerung in den aufstrebenden, wirtschaftlich noch weniger entwickelten Ländern leben. Jeder in den westlichen Industrieländern lebenden Person stehen dann sechs Einwohner aus Asien, Afrika oder Lateinamerika gegenüber. In den Industrieländern ging dieser Wandel deutlich langsamer vonstatten und vollzog sich hauptsächlich in zwei Jahrhunderten. In den meisten Schwellenländern wird die Bevölkerung noch mehrere Jahrzehnte schneller wachsen als in den führenden Industrienationen. Lediglich in Russland schrumpft die Bevölkerung seit den späten 1990er-Jahren und dürfte sich bis 2050 um 30 Millionen verringern, also um mehr als ein Fünftel abnehmen, wobei Wodka eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.

Diabetes als gefährliche Heimsuchung

Die meisten über 50-jährigen Menschen in den westlichen Industrienationen haben gegen chronische Erkrankungen anzukämpfen. In Amerika leidet fast jeder zweite über 65-Jährige an seit Langem bestehenden gesundheitlichen Problemen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck und Krebs. Weltweit sind mehr als 350 Millionen Menschen zuckerkrank, begünstigt durch falsche Ernährung und Übergewicht. Der französische Pharmariese Sanofi (WKN: 920 657) und der biotechnologisch geprägte Gesundheitskonzern Novo Nordisk (WKN: A1X A8R) aus Dänemark sind führend im Kampf gegen diese heimtückische Erkrankung.

Es gibt jedoch Hoffnung. Eine positive Langzeitstudie und Medikamente mit neuartigen Wirkstoffen als Konkurrenz zu Insulin-Präparaten treiben den Diabetesmarkt an, der in Deutschland jährlich 1,7 Mrd. € verschlingt. Die Patienten setzen große Hoffnungen auf die von Boehringer Ingelheim entwickelten neuen oralen Antidiabetika. Dieser große deutsche Pharma-Konzern ist jedoch nicht börsennotiert, sodass Sie keine Aktien kaufen können. Die Internationale Diabetes-Gesellschaft befürchtet, dass die Zahl der Erkrankten bis 2035 um mehr als die Hälfte auf knapp 600 Millionen Menschen steigen wird. Sowohl die westlichen Industriestaaten als auch die einstigen Schwellenländer China und Indien sind betroffen.

Der Kampf gegen die Alterskrankheit Alzheimer in den geistigen Abgrund des Vergessens läuft auf Hochtouren.

2013 gab es in den USA ungefähr 9 Mio., in Europa 13 Mio. Demenz-Erkrankte. Bis 2050 dürfte diese Quote in Amerika um rund 250 % auf 31 und in Europa um 90 % auf 21 Mio. ältere Menschen steigen.

Allein in Deutschland wird die Anzahl der Alzheimer-Patienten von 1,45 Mio. im Jahr 2010 auf 2,15 Mio. zwei Jahrzehnte später und bis auf 3,02 Mio. im Jahr 2050 wachsen. Dies bedeutet unendliches Leid für die Betroffenen und deren Angehörige sowie Kosten in Milliardenhöhe. 70 Wirkstoffkandidaten befinden sich derzeit in den klinischen Phasen I bis III. Die kostspielige klinische Phase III mit vielen Patienten und genauen Angaben entscheidet über eine Zulassung, also Erfolg oder Misserfolg. Bislang ist die Alterskrankheit unheilbar und im Verlauf mit Verlust von Gedächtnis, Sprechen, Verstehen der Sprache und letztlich Zerstörung der Persönlichkeit verbunden, weil im Gehirn verklumptes Eiweiß immer mehr Nervenzellen zerstört. Die vier zugelassenen Medikamente können im Frühstadium den Demenzprozess verzögern, bislang aber nicht dauerhaft aufhalten. Wem hier der Durchbruch gelingt, dem winken milliardenschwere Einnahmen. Je älter der Mensch wird, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken und zu sterben. Bei den über 90-Jährigen ist schon jeder Dritte betroffen.

Veränderung der Lebensformen und wirtschaftlichen Entwicklung durch den technologischen und gesellschaftlichen Wandel

Bei der Frage nach der Welt von morgen, den Zukunfts- und Wachstumsmärkten und einer darauf zugeschnittenen Geldanlage spielen die Digitalisierung, das Internet der Dinge, die Industrie 4.0 und eine sich immer stärker ausbreitende Vernetzung dominierende Rollen. Wirtschaftswachstum und Wohlstand sind bei Online-Verzicht undenkbar. 2012 erzielte die Internetwirtschaft 49,3 Mrd. € Umsatz. Bis 2019 dürften es knapp 115 Mrd. € sein – ein jährlicher Anstieg um ein Achtel. Auch die Beschäftigten in der Internetwirtschaft dürften jährlich um rund 8 % beziehungsweise 320.000 Mitarbeiter zulegen.

Die Auslagerung von Firmendaten, das Cloud-Computing, die Datenwolke, zählt zu den großen Hoffnungsträgern. Anbieter von Cloud-Lösungen sind wegen ihres Potenzials heiß begehrt. Die Marktführer TOP 5 sind in den USA angesiedelt. So erzielte der amerikanische Internethändler Amazon, der längst nicht mehr nur Bücher vertreibt (WKN: 906 866), einen Kursanstieg um knapp 500 % in fünf Jahren.

Im DAX und TecDAX gibt es erstklassige Unternehmen, die mit ihrer Software, einer erfolgreichen Digitalisierung und Cloud-Computing den Aktionären Freude bereiten. Dazu zählen der Betriebssoftware-Konzern SAP aus dem DAX und TecDAX (WKN: 716 460), das Software-Systemhaus Bechtle aus dem TecDAX und MDAX (WKN: 515 870) und der Bausoftware-Spezialist Nemetschek, ein ebenfalls im TecDAX und MDAX gelisteter Börsenstar (WKN: 645 290).

E-Commerce und Zahldienste, wie sie der weiterhin im TecDAX notierte DAXAufsteiger Wirecard (WKN: 747 206) oder das Nasdaq-Unternehmen Paypal (WKN: A14 R7U) anbieten, werden den Umgang mit Geld, das Bezahlen von Rechnungen, den blitzschnellen, mühelosen Kontoausgleich weiter revolutionieren.

Im Privatleben gelten Computerspiele als Zukunftsmarkt nicht nur für männliche Jugendliche, sondern auch für Mädchen und Erwachsene aller Altersgruppen. Dazu zählen Electronic Arts (EA) aus dem Nasdaq (WKN 878 372), Sony aus dem japanischen Nikkei 225 (WKN 853 687) sowie Nintendo, ebenfalls aus Japan und im Nikkei gelistet (WKN 864 009). Ebenso dürften Internet-Fernsehen und weiterhin Video boomen mit den großen Marktführern Netflix (WKN 552 484) und Nvidia (WKN 918 422), beide im amerikanischen Technologieindex Nasdaq notiert und mit hohen Kursgewinnen im Mehrjahresvergleich aufwartend.

Das längere Leben sollte Sie ermutigen, sich mit all diesen neuen Errungenschaften gründlich auseinanderzusetzen und bei der Geldanlage mit guten Aktien, ETFs, Misch- und Aktienfonds wichtige Zukunftsmärkte abzudecken.

1.2 Was macht das Altern lebenswert?

Auswertung von Forschungsergebnissen

Der demografische Wandel als bedeutsamer Einschnitt verändert unser Leben und auch unser Land. Dies gilt für Kultur, Sozialstrukturen und Wirtschaft, unser Verhalten in Familie, Freizeit und Beruf, unsere Erziehung und Bildung, Werte und Normen. Die Lebenserwartung in Deutschland ist so hoch wie nie zuvor. Es gibt keinerlei Anzeichen, dass sich diese Entwicklung sehr verlangsamt oder gar aufhört. Die Bevölkerungszahl in Deutschland sinkt jedoch wegen der niedrigen Geburtenrate, vielleicht zu stoppen durch den Flüchtlingszustrom.

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Wenn eine Frau im Schnitt nur 1,6 statt 2 Kinder zur Welt bringt, schrumpft die Gesellschaft. Es sei denn, die Einwanderung von fast 1,1 Mio. Flüchtlingen allein 2015 und weiterer Zuzug in den nächsten Jahren gleicht dies aus. Wer heute 65 Jahre alt ist, hat als Frau noch 21 und als Mann 17 weitere Lebensjahre vor sich. Männer werden im Schnitt 78, Frauen 83 Jahre alt. Dies ist nicht das Ende der Fahnenstange. 2050 dürfte ein Ruheständler seine Rente 24 Jahre lang genießen.

Heutige Senioren sind vitaler, leistungsfähiger und besser ausgebildet als früher. Dies gilt vor allem für Frauen, die nicht mehr wie früher Demütigungen und sexuelle Belästigungen hinnehmen. Welch weiter Weg, um Gleichberechtigung in Gesellschaft, Beruf und Familie zu erfahren. Frauenquoten müssen nachhelfen. Fast jeder will lange leben, aber nicht alt sein. Die Generation „Grauhaar“ mag weder spezielle Altenmode tragen noch bevormundet oder vom gesellschaftlichen Leben ausgeklammert sein. Es geht nicht länger an, Männer bei gleichwertiger Tätigkeit besser zu bezahlen und stur auf Altersgrenzen von 65 Jahren zu setzen.

Das kalendarische Alter ist festgelegt, erfreulicherweise aber nicht das biologische. Es gibt 75-jährige Senioren, die es mit 60- und 65-Jährigen locker aufnehmen können. Aber wir begegnen auch 75-Jährigen, die bezüglich Gesundheit, Fitness, Leistungsfähigkeit und Geisteskraft eher an 80- oder 90-Jährige erinnern.

Individuelle Lebensstile und Lebensentwürfe ersetzen das traditionelle, von Vorurteilen und überkommenen Vorstellungen und Erwartungen geprägte Altersbild.

Entscheidend ist der frühzeitige Vermögensaufbau, eine gute Altersversorgung, um den Lebensherbst finanziell sorgenfrei gestalten zu können. Altersarmut zerstört viele schöne Seiten im Lebensherbst. Wohlstand sorgt mit dafür, dass die Vor- und Nachteile, die angenehmen und die hässlichen Begleiter des Altwerdens sich zumindest die Waage halten. Es gilt im Interesse von Jung und Alt, von allen Generationen, die wertvollen Alterspotenziale zu nutzen, wozu Menschenkenntnis, Sorgfalt, Erfahrung, Hingabe und Verlässlichkeit zählen.

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Drei Fallbeispiele:

Carmen Dell`Orefice steht als amerikanisches Model selbst noch mit 83 Jahren öfters vor der Kamera oder präsentiert auf dem Laufsteg modische Kleidung, die erfreulicherweise tragbar ist.

Frank Moody wagte und schaffte im Alter von 101 Jahren gemeinsam mit dem Fallschirmspringer Karl Eitrich einen Tandem-Sprung aus 3 km Höhe.

Fauja Singh meisterte als erster Hundertjähriger einen Marathon. Erst im Februar 2013 beendete der mittlerweile 103-Jährige seine aktive Laufkarriere, zumal sein Sponsorenvertrag nun auslief.

Schwerpunkt bei dem Bestreben, auch als betagter Mensch gesund und fit zu sein, ist der große Fortschritt im Gesundheitswesen, wozu Vorbeugung, frühzeitige Krankheitserkennung und eine bestmögliche Behandlung gehören. Es gilt, den schlimmsten Heimsuchungen wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Hepatitis und Altersdemenz zu begegnen. Eine Zwei-Klassen-Medizin sollte niemals die Qualität beschneiden. Nur beim Service sind Unterschiede gerechtfertigt.

Wichtig ist es, die Pflege zu verbessern, was jetzt endlich geschehen soll. Bessere Ausbildung, Arbeitsbedingungen und Bezahlung der Pflegekräfte sind unverzichtbar. Allein schon deshalb, um den akuten Arbeitskräftemangel zu stoppen. Es wird höchste Zeit, den alternden Menschen, die im Besitz ihrer Geisteskräfte sind, Mündigkeit und Selbstbestimmung bei den entscheidenden Fragen der letzten Lebensphase zuzugestehen.

Die Entwicklung von Mobilität und Kommunikationstechnologie ist mit dem Ziel zu unterstützen, die gesellschaftliche Teilhabe zu fördern. Soziale Kontakte helfen, Vereinsamung, Isolation und Ausgrenzung zu begegnen. Dies betrifft alle Innovationen, die helfen, den Wohn- und Lebensraum altersgerecht zu gestalten und flächendeckend den öffentlichen Personenverkehr mit dazugehöriger Infrastruktur zu verbessern.

Der Appell richtet sich auch an die Automobilindustrie auf dem Weg zum selbst fahrenden Auto. Hilfreich sind akustische Warnsignale zur Unfallverhütung, Einparkhilfen und Simulatoren, um das eigene Fahrverhalten erlebbar zu machen, und ein preiswertes, leicht bedienbares Navigationssystem. Mit zukunftsfähigen Innovationen wie Nachrüstung und großzügige Rabatte beim Umtausch „neu für alt“ kann die Autoindustrie den Vertrauensverlust durch die von VW und anderen Herstellern manipulierten Diesel-Abgastests am ehesten aufarbeiten. Nur so gewinnen auch die Aktien im Kurskeller das verlorene Aufwärtspotenzial zurück.

Lernen bei positiver Sichtweise als lebenslanger Prozess

Ob jung, ob alt, jeder muss wissen, dass Lernen ein lebenslanger Prozess ist. Wer sich Lernprozessen verweigert, gerät früher oder später aufs Abstellgleis. Schätzen Sie Lernen nicht als übles, böses Muss ein, sondern als interessante, sinnvolle, Langeweile ausmerzende Herausforderung. Mobilität und Kommunikation bieten die Chance, über das gesetzliche Rentenalter hinaus berufstätig zu bleiben, zumindest in Teilzeit oder als Urlaubs- und Krankheitsvertretung. Dabei geht es um mehr als nur den Geldverdienst. Viele Menschen haben Angst vor den Alterungsprozessen und befürchten die gesellschaftliche Ausgrenzung. Fast jeder will zwar möglichst lange leben, klammert aber die Beschwernisse des Alters aus. Letztlich geht es auch darum, den Generationskonflikt zu entschärfen. Die kostspielige abschlagfreie Frühverrentung mit 63 Jahren ist sicherlich ein Schritt in die falsche Richtung.

Bezüglich Wirtschaft und Gesellschaft, Arbeitswelt und familiärem Umfeld ist es wichtig, Kompetenzen zu erhalten, zu fördern, zu stärken und auszubauen. Ältere Menschen lernen anders als junge. Es funktioniert, auf vorhandene Kompetenzen und Erfahrungen aufzubauen. Schwierig, vielleicht sogar unmöglich ist es, sich völlig neue Wissensgebiete zu erschließen.

Wer es versäumt hat, als 50- oder 60-Jähriger mit Computer und Internet zurechtzukommen, wird dies mit 80 Jahren nur noch selten schaffen. Dies käme schon einem kleinen Wunder gleich. Dabei sind Computer und Internet so wichtig, um eigenständig, unabhängig von den Banköffnungszeiten und ohne teure Beratungsgebühren seine Börsengeschäfte beliebig abzuwickeln, und zwar schon ab 8 Uhr morgens und bis 22 Uhr abends – zum Beispiel mit Bild-TAN statt unpraktischer Zettelwirtschaft und mit niedrigen Gebühren. Ein ausgefülltes Leben sorgt für bessere Laune und verdrängt Vereinsamung und Langeweile.

Die Teilhabe am Internet, der Zugang zu elektronischen Medien und darauf zugeschnittenen Lernsystemen stärken das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Es ist durchaus wünschenswert, vitale Senioren für weitere Aktivitäten im Betrieb, bürgerschaftliches Engagement, Ehrenamt oder freischaffend zu gewinnen. Dazu gehört ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis „Tür an Tür – gegenseitige Hilfe“.

Hauptziel bleibt, auch mit 80 oder 90 Jahren in seinen eigenen vier Wänden zu leben. Ist dies unmöglich, bietet sich betreutes Wohnen oder Pflege in Wohngemeinschaften und Mehr-Generationen-Häusern an. Bei guter Gesundheit und Fitness zu altern, ist weder ein Geschenk noch Zufall, sondern verlangt eigene Aktivitäten. Ohne Aufgeschlossenheit und Lernbereitschaft mit einem grundsätzlichen Ja zu den von sozialen Netzwerken, Internet und fortschreitender Digitalisierung geprägten gesellschaftlichen Veränderungen geht wenig.

Leben Sie gesund beziehungsweise schalten Sie folgende Risikofaktoren aus: Schlank bleiben statt dick – sehr süße, salzige, fette Sachen meiden – nicht rauchen – wenig oder kein Alkohol – viel Bewegung – soziale Kontakte.

Stationäre Pflege kostet viel Geld. Auch von daher sind der Vermögensaufbau und eine gute Altersvorsorge unverzichtbar. Die schönen Seiten des längeren Lebens werden stabilisiert durch finanzielle Sicherheit und Wohlstand. Dies ist kein Geschenk, sondern die Belohnung, frühzeitig sinnvoll zu sparen und sein Geld klug anzulegen, wozu dieses Buch praktische Hilfen aufzeigt. Dabei geht es um maßgeschneidertes Sparen, zugeschnitten auf unterschiedliche Anlegertypen mit den Grundformen: vorsichtig – erfolgsorientiert – risikofreudig. Dafür gibt es Vorschläge, Auswahllisten und Musterdepots, und zwar für Aktien, ETFs und Aktienfonds.

Die Hoffnung: Gesund zu altern bei längerem Leben.
Ein Beispiel: Auf der Suche nach dem Jungbrunnen

„Anfang des 16. Jahrhunderts landete Ponce de León in Puerto Rico. Der spanische Konquistador begleitete den in spanischen Diensten stehenden Italiener Christoph Kolumbus auf dessen dritter Seereise. 1509 eroberte der Spanier Puerto Rico.

Auf der Suche nach einem sagenhaften Jungbrunnen auf den Bimini-Inseln entdeckte er 1513 Florida, ein Festland, das er für eine Insel hielt. Ponce de León blieb beinahe 30 Jahre auf Puerto Rico und den benachbarten karibischen Inseln – getrieben von der Sehnsucht einer erfolgreichen Suche nach dem Jungbrunnen. Es war damals ein weit verbreitetes Bild und fand Eingang in die Vorstellungswelt der höheren Kreise Europas. Wie wir wissen, konnte Ponce de León den Jungbrunnen nicht aufspüren. Aber die durchschnittliche Lebenserwartung von damals 35 Jahren stieg auf heute europaweit 80 Jahre.

Wie kam es dazu? Allein eine bessere Ernährung und günstigere Lebensumstände führten bis Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer Zunahme der Lebenserwartung auf etwa 45 Jahre. Danach ging es in mehr oder weniger großen Schritten aufwärts. Bahnbrechende Erfindungen und Technologien manifestieren sich alle 25 bis 50 Jahre in sogenannten Kondratieff-Zyklen, die nach dem gleichnamigen russischen Volkswirtschaftler benannten langfristigen Konjunkturwellen.

Der ungarische Arzt Ignaz Semmelweis führte die Hygiene mithilfe vorbeugender Desinfektion in den OP-Sälen der Krankenhäuser ein. Der deutsche Serologe Paul Ehrlich erfand das Syphilisheilmittel Salvarsan und begründete die Chemotherapie. Der deutsche Physiker Wilhelm Conrad Röntgen entdeckte die nach ihm benannten Röntgenstrahlen und stieß damit den bahnbrechenden Zyklus der strahlenbasierten Diagnostik an. Der britische Bakteriologe Sir Alexander Fleming entdeckte das Penicillin – der Meilenstein überhaupt, um mithilfe von Antibiotika Infektionskrankheiten wirksam zu bekämpfen. Es folgten die Zyklen der Elektronik, der Computertechnologie und in jüngster Zeit zahlreiche wegweisende Forschungen und Entwicklungen in der Bio- und Nanotechnologie.“ (Quelle: Aus dem Vorwort, Herausgeber Prof. Wolf M. Bertling, Lektorat Beate Sander: „130 Jahre Leben. Menschheitstraum oder Albtraum?“, VOLK Verlag, München).

Die steigende Lebenserwartung bedeutet einen Zugewinn an gesunder Lebenszeit, wobei die letzte Phase allerdings weiter von schweren Krankheiten, Mobilitätseinschränkungen, nachlassender Sehschärfe, Muskelkraft und zunehmend Alzheimer-Demenz geprägt ist. In Rostock feierten 2014 mehr als 14.000 Menschen ihren hundertsten Geburtstag oder wurden noch älter. Wunschtraum oder Albtraum? 1750 lag die Lebenserwartung gerade mal bei 30 Jahren. Allein in den vergangenen 130 Jahren hat sich die Lebenserwartung in Deutschland mehr als verdoppelt.

Weltweit sind Wissenschaftler dem Geheimnis eines langen Lebens auf der Spur.

Unbestritten ist: Ein gesunder, hygienischer Lebensstil und eine gute medizinische Versorgung beeinflussen die Lebenserwartung positiv.

Die Chancen, gesund zu altern, sind in Europa heutzutage besser denn je. Die Lebenserwartung der Deutschen stieg – vorrangig wegen der rasanten Fortschritte in der Medizin – im 20. Jahrhundert um über 30 Jahre.

Weltweit hat sich die Lebenserwartung auf Rekordniveau stetig erhöht. 1840 waren die Schwedinnen mit 45 Jahren ganz vorn; heute sind es die Japanerinnen mit 85 Jahren. Der Zuwachs betrug vier Jahrzehnte über einen Zeitraum von 160 Jahren beziehungsweise zwei bis zweieinhalb Jahren pro Jahrzehnt. Ausschlaggebend für das längere Leben sind verbesserte Überlebensraten bei sehr Betagten. Der starke Aufwärtstrend wirft Fragen auf, ob es eine Obergrenze für die menschliche Lebenserwartung gibt. Sämtliche Voraussagen wurden bislang von der tatsächlichen Entwicklung übertroffen. Die höhere Lebenserwartung wird sich fortzusetzen – vielleicht in Deutschland etwas verlangsamt, also zwei Jahre pro Jahrzehnt.

Ein ungebremster Anstieg hat erhebliche Folgen für Politik, Volkswirtschaft und persönliche Lebensplanung. Falsche Einschätzungen könnten dazu verleiten, wichtige Reformen in der Arbeits-, Renten- und Gesundheitspolitik aufzuschieben. Akut ist die Gefahr, dass der einzelne Bürger finanziell nicht ausreichend für ein unerwartet langes Leben vorsorgt. „Weg vom Sparbuch, hin zu Aktien“ sollte eine sinnvolle Alternative sein.

Bezüglich der Lebenserwartung klafft die Schere zwischen Arm und Reich auseinander. Männer mit niedrigem Einkommen profitieren vom längeren Leben in Deutschland weniger als ihre einkommensstärkeren Altersgenossen. Geld schießt keine Tore, aber fördert eine gesunde Lebensführung, geprägt auch von mehr Wissen und Disziplin, mag es hier und dort auch negative Auswüchse geben.

Rembrandt Scholz vom Max-Planck-Institut in Rostock bemerkt, dass bei der demografischen Entwicklung die Bildung eine maßgebliche Rolle spielt. Es ist wichtig zu wissen, „wie man sich zu verhalten hat“. Ein deutlich längeres Leben ist an gesundheitsbewusste Ernährung, gute Wohnverhältnisse, körperliche, soziale und geistige Aktivitäten, bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und ein ausreichendes Arbeitseinkommen geknüpft.

Die große Herausforderung besteht darin, freudig, hoffnungsvoll und gesund zu altern. Ein Patentrezept gibt es nicht. Gefühlte Zufriedenheit trägt oft entscheidend dazu bei, auch im höheren Alter fit und mobil zu bleiben. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass der Lebensstil erheblich die Art und Weise beeinflusst, wie wir altern. Handwerkliche Aktivitäten, Haus- und Gartenarbeit sowie Sport vermindern das Risiko, an schweren Krankheiten zu leiden. Zugleich wird dadurch das seelische Wohlbefinden gefördert. Ebenso günstig ist geistiges Training, wobei es nicht nur darum geht, Kreuzworträtsel zu lösen. Ich schreibe Bücher und Kolumnen, halte auch mit über 80 Jahren noch Seminare und Vorträge.

Unbestritten ist, dass genetische Faktoren den Alterungsprozess beeinflussen – im Guten wie im Schlechten. So sinkt bei Frauen, die mittleren Alters und als Seniorinnen regelmäßig Sport treiben, die Gefahr, an Brustkrebs zu erkranken, um ein Fünftel bis ein Drittel. Selbst beim Heilungsprozess wirkt Sport segensreich: Das Rückfallrisiko bei Brustkrebs wird bis um die Hälfte verringert.

Auch die geistige Fitness hält bei körperlicher Bewegung länger an. US-Forscher vom Jefferson Medical College in Philadelphia belegten anhand von Hirn-Scans bei Studienteilnehmern im Alter von 60 und 80 Jahren, dass sich wöchentlich drei Stunden Ausdauersport, über mehrere Jahre betrieben, positiv auf die Blutgefäße im Gehirn auswirken. Umgekehrt: Ist es im Fitnessstudio notwendig, stets mit dem Schlüssel das gesamte Programm Schritt für Schritt abzurufen? Ist es nicht besser, sich Geräte-Nummern, Gewichtsangaben und Anzahl der abzuleistenden Sätze zu merken? Ich verzichte auf Schlüssel und Aufschriebe, höre bei Überarbeitungen aber genau zu und wiederhole das das neu Gelernte.

„Zeige mir, wie schnell du läufst; und ich sage dir, wie lange du lebst.“ Dies ist – überspitzt formuliert – das Ergebnis einer Studie von US-Forschern aus Pittsburgh. Hier wurden die Daten von fast 35.000 Teilnehmern analysiert. Anhand der Geschwindigkeit beim Gehen lässt sich demnach die Lebenserwartung grob abschätzen. Wer als Senior noch durchschnittlich mit mehr als 5,5 Stundenkilometern zu Fuß unterwegs ist, hat gute Aussichten, über 90 Jahre alt zu werden. Die Gehgeschwindigkeit zeigt nicht nur krankheitsbedingte Beeinträchtigungen auf, sondern dokumentiert umgekehrt auch die körperliche Fitness, betonen die Forscher.

Es gibt zahlreiche börsennotierte Sport-Unternehmen, die diese Ziele mit ihrem Geschäftsmodell unterstützen und deren Aktien aktuell erfreuen, Beispiel Adidas (WKN: A1E WWW) aus dem DAX, Puma (WKN: 696 960) und Nike (WKN: 866 993) vom amerikanischen Leitindex Dow Jones. Studieren Sie die Berichte und Kurslisten von Indizes, Ländern und Branchen, die Sie interessieren.

Wer sind die Nutznießer des demografischen Wandels?

Wirtschaftlicher und technologischer Fortschritt – begleitet von höheren Ansprüchen der Verbraucher – kurbeln die Nachfrage nach vielen Produkten und Dienstleistungen an. Steigen Einkommen und Lebensstandard, verlagert sich der Konsum teilweise von den lebensnotwendigen Grundbedürfnissen Nahrung, Kleidung und Wohnung auf Freizeit, Bildung, Erholung, Gesundheit, Spaß und Kultur. In diesen Bereichen liegen die Ausgaben westlicher Industrieländer bei über 10 %, in China 6 %, in Indien 2 %, in weiten Teilen Afrikas bei kaum 1 %. Die Ausgaben im Gesundheitswesen legen gewaltig zu infolge des längeren Lebens, des höheren Einkommens, wachsender Ansprüche und teurerer Therapien.

Die Aktien der international führenden Biotechnologie-, Pharma- und Medizintechnikkonzerne haben auch künftig Aufwärtspotenzial. Die Biotechbranche zählt zu den großen Zukunftsmärkten mit jährlich zweistelligen Wachstumsraten. Neben den Informationen in diesem Abschnitt bietet Ihnen die Abschnitte 1.11, 1.12 und 1.13 viele Informationen zum Thema Gesundheitswesen. Dort finden Sie erprobte Anlagevorschläge und Kurslisten über Aktien, ETFs und Aktienfonds.

Bei besserer Bildung und höherem Einkommen zählen auch die Finanzdienstleister, also Banken, Versicherungsgesellschaften, Vermögensverwalter, zu den Nutznießern. Die Zahl der Sparer in der Altersgruppe 30 bis 65 Jahre dürfte sich in den Schwellenländern mehr als nur verdoppeln, in Afrika und dem Nahen Osten wahrscheinlich sogar verdreifachen. Das Interesse an Risiko-Lebensversicherungen und Investmentfonds wird ebenso wie die Kreditvergabe zunehmen. Insbesondere versprechen sich die Versicherer aber hohe Einnahmen durch teure Policen gegen Cyberattacken und Hackerkriminalität. Weltweit geschieht alle paar Sekunden ein Schaden, der Tausende aber auch Millionensummen kosten kann. Ebenso wird infolge der gewaltig zunehmenden Naturkatastrophen auch in bislang weitgehend noch verschonten Ländern wie Italien und Monaco ein Versicherungsschutz bei höherer Gewalt angeboten.

Da sich Infrastruktur, Bedürfnisse, Wirtschaft, Gesellschaft, Erziehung und Bildung, Produkte und Dienstleistungen im Zeitalter der Digitalisierung wandeln, müssen die Unternehmen auf die sich verändernden Rahmenbedingungen reagieren und richtige Antworten finden. Hier entscheidet sich, wer die Sieger und Verlierer sind – mit dem Spiegelbild ihrer Aktien. Kluge Anleger nutzen die Chancen.

Wer sich an Gewohntes klammert und von einträglichen Sparformen wie Aktien und Fonds nichts wissen will, jammert und klagt über Enteignung und Vermögensverlust beim Sparbuch vornehmlich bei steigender Inflationsrate. Für diese Mitleidsbekundungen habe ich wenig Verständnis. Die Null- und Niedrigstzinssätze wurden weder heute noch gestern oder vorgestern eingeführt, sondern zählen zur Lebenswirklichkeit seit einem Jahrzehnt. 102 Milliarden € haben die deutschen Sparer seit 2010 verloren. Ich selbst habe keinen Euro eingebüßt, weil ich kein Sparbuch besitze und auf dem Girokonto kein Vermögen anhäufe. Mein übriges Geld wandert breit gestreut in Aktien, ETFs und Aktienfonds.

Das Gesundheitswesen als großer Wachstumstreiber

Seit 2011 bildet das Gesundheitswesen mit 260 Mrd. € den größten deutschen Wirtschaftszweig. Bis 2030 sind vermutlich 3,3 Mio. Menschen pflegebedürftig. 2018 stiegen die Gesundheitsausgaben gegenüber 2017 um fast 5 % auf 374 Mrd. €. Erstmals wurde die Marke von 1 Mrd. € pro Tag geknackt. Das meiste Geld schluckte die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV).

Den höchsten Ausgabenblock bilden Klinikbehandlungen mit 75 Mrd. €. Ältere Mitbürger sind wegen lebensgefährlicher Erkrankungen wie Krebs, Herzleiden und Diabetes (Zuckerkrankheit) besonders oft auf die stationäre Behandlung angewiesen. Ambulante Behandlung und Arzneimittel kommen zusammen auf eine ähnlich hohe Summe. Mehr als zweieinhalb Millionen Menschen bezogen 2017 Leistungen aus der ambulanten Pflegeversicherung mit einem durchschnittlichen Pflegegrad 2. Etwa 800.000 Patienten nutzten die Leistungen der stationären Pflege bei einem durchschnittlichen Pflegegrad 3.

Damit die Gesundheitsausgaben nicht weiter ungebremst in die Höhe schnellen, sind Bund, Länder, Kommunen, Vereine und Arbeitswelt in der Pflicht. Die Bedingungen für die Produktion in Industriebetrieben, Arbeitszeit und Arbeitsabläufe sind so zu gestalten, dass die Beschäftigten dort gern arbeiten und nicht an Depressionen und anderen psychischen Krankheiten leiden. Ebenso wichtig ist, dass sich die Bürger in ihrem Wohnumfeld, in Einkaufsstätten, Bahnhöfen und Flughäfen, bei Spiel, Sport und Reisen einigermaßen sicher fühlen können. Jeder muss sich auf seine Weise mitverantwortlich fühlen, damit das von so vielen Veränderungen betroffene Gesellschaftsleben funktioniert.

Vom demografischen Wandel profitieren große Pharmakonzerne, die Biotechnologie- und Medizintechnikbranche sowie private Klinik- und Pflegeheimbetreiber. Schließlich nehmen schwere Krankheiten wie Krebs und Herz-Kreislauf-Leiden im Alter zu. Hochbetagte und durch Stürze schwer verletzte Senioren sind infolge eingeschränkter Mobilität oft nicht mehr fähig, sich zuhause selbst zu versorgen, einzukaufen, ihre Wohnung zu pflegen, zu kochen und sich gesund zu ernähren. Wer im Alter den gefürchteten Oberschenkelhalsbruch erleidet, kann froh sein, wenn er seine Alltagsmobilität großteils zurückgewinnt.

Nutznießer der Überalterung unserer Gesellschaft sind der zum DAX zählende Dialyse-Spezialist Fresenius Meditec Care (WKN: 578 580), der US-Pharmariese Baxter (WKN: 853 815) und der Implantate-Hersteller Zimmer (WKN: 753 718). Dies gilt ebenso für den Medizintechnik-Weltmarktführer Medtronic (WKN: A14 M2J) und vom TecDAX/MDAX die Augenheilkundefirma Carl Zeiss Meditec (WKN: 531 370).

Im europäischen Pharma-Branchen-Index sind Novartis, Roche, Sanofi, GlaxoSmithKline und Novo Nordisk hoch gewichtet. Diese Titel dürften auch künftig vom längeren Leben profitieren. Da der Patentschutz für viele Medikamente abläuft, werden marktführende Unternehmen im Generika-Sektor dank kostengünstiger Nachahmer-Arznei mehr Umsatz und Ertrag erwirtschaften. Wer mit Immuntherapie und anderen Verfahren nicht nur Leben verlängern, sondern Krebs und Alzheimer heilen kann, dem winkt Riesengewinn. Im TecDAX sind MorphoSys (WKN: 663 200), Evotec (WKN: 566 480) und Sartorius (WKN: 716 563) interessant.

1.3 Um das Rentenniveau zu halten: Länger arbeiten als Ausweg?

Die Rentenbezugsdauer hat sich binnen 50 Jahren verdoppelt und beträgt im Schnitt zwei Jahrzehnte.

Seit 1960 hat sich die Rentenbezugsdauer mehr als verdoppelt. Auf das Jahr 2017 bezogen, bekamen Frauen ihre Rente 21,8 Jahre, während es 1960 nur 10,6 Jahre waren. Männer konnten ihre Rente zuletzt 18 Jahre gegenüber 9,6 Jahren genießen. 2060 dürften Frauen ihren 65. Geburtstag um 25 Jahre, Männer um 23 Jahre überleben und für diesen langen Zeitraum Rente beziehen. Die abschlagfreie Rente mit 63 ist zwar begehrt, aber ein falsches Signal und stellt Arbeitgeber und Rentenversicherung vor Probleme.

Nettorentenniveau

2005:

52,7 %

2010:

50,0 %

2014:

48,0 %

2020:

48,0 %

2025:

48,0 %

Erneute Senkung ab 2030 zu erwarten

Es sind ja die besser verdienenden Fachkräfte ohne akademisches Studium, die den früheren abschlagfreien Ruhestand finanziell verkraften können. Die Medien sprechen von „Privilegierten“. Die dadurch fehlenden qualifizierten Arbeitskräfte, verbunden mit milliardenschweren Belastungen, schädigen unsere Wirtschaft. Dieser große Fehler sollte schnell bereinigt werden. Körperlich hart arbeitende Geringverdiener können sich die Rente mit 63 Jahren nicht leisten. Dass es für eine vernünftige Investition, für Vermögensaufbau und Altersvorsorge nie zu früh, aber letztlich auch nur selten erheblich zu spät ist, zeigt ebenfalls die demografische Entwicklung.