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Beate Brielmaier (Hrsg.)

Kinder- und
Familiengottesdienste

Für alle Sonn- und Festtage – Lesejahr C

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Sollte es uns trotz gewissenhafter Bemühungen in einzelnen Fällen nicht gelungen sein, die Rechtsinhaber zu finden, bitten wir diese, sich gegebenenfalls mit dem Verlag Katholisches Bibelwerk in Verbindung zu setzen.

Für die Texte der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift

© Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart 1980

4. Auflage 2018 mit geändertem Titelbild unter ISBN 978-3-460-25116-6

Titelfoto © shutterstock.com, Sunny studio

1. bis 3. Auflage erschienen unter ISBN 978-3-460-25511-1

© 2009 Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Fingen & Bumiller, Stuttgart

Layout und Satz: Rund ums Buch – Rudi Kern, Kirchheim/Teck

Strichzeichnungen: Kommunikationsdesign, Anna-Katharina Stahl

Druck und Bindung: Finidr s.r.o., Lípová 1965, 737 01 Český Těšín, Czech Republic

Verlag: Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Silberburgstraße 121, 70176 Stuttgart

www.bibelwerk.de

ISBN 978-3-460-25116-6

eISBN 978-3-460-51060-9

Inhalt

Vorwort

WEIHNACHTSFESTKREIS

1. Adventssonntag

Eleonore Reuter / Beatrix Moos, Gott erfüllt sein Versprechen (Jer 33,14-16)

2. Adventssonntag

Annette Gawaz / Beate Brielmaier, Bereitet dem Herrn den Weg (Lk 3,1-6)

3. Adventssonntag

Annette Gawaz / Beate Brielmaier, Mit Johannes neue Wege gehen (Lk 3,10-18)

4. Adventssonntag

Bettina Eltrop / Martina Kleinhansl / Beate Brielmaier, Maria geht zu Elisabet (Lk 1,39-45)

Hochfest der Geburt unseres Herrn – Kindergottesdienst

Martina Kleinhansl, Weihnachten

Fest des heiligen Stephanus

Willi Stroband, Ich bleibe dabei (Apg 6,8-10; 7,54-60)

Fest der Heiligen Familie

Hans-Joachim Fogl, Der 12-jährige Jesus im Tempel (Lk 2,41-52)

Neujahr / Oktavtag von Weihnachten / Hochfest der Gottesmutter Maria

Barbara Buder / Johanna Granieczny / Daniel Gentner, „Ich will immer bei ihnen sein“ (Num 6,22-27)

Hochfest Erscheinung des Herrn

Willi Stroband, Vergiss das Träumen nicht! (Jes 60,1-6)

Fest Taufe des Herrn

Bettina Eltrop, Baut einen Weg durch die Wüste (Jes 40,1-5.9-11)

OSTERFESTKREIS

Aschermittwoch

Willi Stroband, Stärker als ein Bär (Mt 6,1-6.16-19)

1. Fastensonntag

Bettina Eltrop, Jesus geht in die Wüste (Lk 4,1-13)

2. Fastensonntag

Willi Stroband, Ich sehe den Sternenhimmel (Gen 15,5-12.17-18)

3. Fastensonntag,

Andreas Diße, Gott gibt sich Mose zu erkennen (Ex 3,1-8a.13-15)

4. Fastensonntag

Jessica Bohnet / Jana Koch / Jasmin Schäfer / Sarah Schmid, Grenzenlose Liebe: Ein Fest für alle (Lk 15,11-32)

5. Fastensonntag

Helga Kohler-Spiegel, Eine lebensrettende Begegnung (Joh 8,1-11)

Palmsonntag

Sarah Längler / Dirk Stoll / Tobias Wolf, Der Einzug Jesu in Jerusalem (Lk 19,28-40)

Gründonnerstag

Beate Brielmaier / Martina Kleinhansl, Unser Leben sei ein Fest!

Karfreitag

Beate Brielmaier / Bettina Eltrop, Ein Stein kommt ins Rollen

Hochfest der Auferstehung des Herrn – Die Osternacht

Bettina Eltrop, Warum ist diese Nacht so anders als alle anderen Nächte?

Hochfest Auferstehung des Herrn – Am Tag

Gisela Andresen, Gottes große Überraschung (Lk 24,1-12)

Ostermontag

Eleonore Reuter, Unterwegs zum Leben – Familiengottesdienst zu Lk 24,13-33

2. Sonntag der Osterzeit – Weißer Sonntag

Willi Stroband, Glaubst Du? (Joh 20,19-31)

3. Sonntag der Osterzeit

Gisela Eiken-Fabian / Gisela Schmiegelt, Es ist Jesus, der Herr (Joh 21, 1-19)

4. Sonntag der Osterzeit

Andreas Diße / Beate Brielmaier, Die Frohe Botschaft kommt zu den Heidenvölkern (Apg 13,14.43-52)

5. Sonntag der Osterzeit

Martina Kleinhansl / Eleonore Reuter / Bettina Wellmann / Uta Zwingenberger, Die neue Schöpfung – schön wie eine geschmückte Braut (Offb 21,1-5a)

6. Sonntag der Osterzeit

Monika Mehringer, Meinen Frieden gebe ich euch (Joh 14,23-29)

Hochfest Christi Himmelfahrt

Cordula Straub / Michael Huber, Jesus segnet seine Jünger zum Abschied (Lk 24,46-53)

7. Sonntag der Osterzeit

Beate Brielmaier, Am Baum des Lebens (Offb 22,12-14.16-17.20)

Pfingsten – Am Tag

Barbara Strifler, Kinder Gottes, habt keine Angst! (Röm 8,14-17)

Hochfest Dreifaltigkeitssonntag

Willi Stroband, Freude und Tanz (Spr 8,22-31)

SONNTAGE IM JAHRESKREIS

2. Sonntag im Jahreskreis

Beate Brielmaier, Das Fest geht weiter! (Joh 2,1-12)

3. Sonntag im Jahreskreis

Barbara Rösch, Wir gehören zusammen (1 Kor 12,12-31a)

4. Sonntag im Jahreskreis

Eleonore Reuter, Ich bin mit dir und rette dich (Jer 1,4-5.17-19)

5. Sonntag im Jahreskreis

Mechthild Alber, Die Berufung der ersten Jünger (Lk 5,1-11)

6. Sonntag im Jahreskreis

Michaela Labudda, Selig seid ihr! (Lk 6,17.20-26)

7. Sonntag im Jahreskreis

Nina Geisinger / Tanita Schlemelch / Lena Schlierer, Feindesliebe (Lk 6,27-38)

8. Sonntag im Jahreskreis

Davina Lang / Philipp Kirchenmaier, Worauf schaust du? (Lk 6,39-45)

9. Sonntag im Jahreskreis

Hans-Joachim Fogl, Der Hauptmann von Kafarnaum (Lk 7,1-10)

10. Sonntag im Jahreskreis

Martina Kleinhansl / Franz-Josef Ortkemper, Eine schwierige Geschichte (Lk 7,11-17)

11. Sonntag im Jahreskreis

Bettina Eltrop, Eine Frau salbt Jesus und zeigt ihre Liebe (Lk 7,36–8,3)

12. Sonntag im Jahreskreis

Peter Orth, Ihr aber, für wen haltet ihr mich? (Lk 9,18-22 [24])

13. Sonntag im Jahreskreis

Gottfried Liese, Streit in Samarien (Lk 9,51-56)

14. Sonntag im Jahreskreis

Natalie Ende, Gott tröstet wie eine Mutter (Jes 66,10-14c)

15. Sonntag im Jahreskreis

Madeleine Auch / Manuela Schweizer, Wer ist mein Nächster? (Lk 10,25-37)

16. Sonntag im Jahreskreis

Beatrix Moos, Meines und Deines – beides ist gleich gültig (Lk 10,38-42)

17. Sonntag im Jahreskreis

Michael Hartmann, Jesus betet (Lk 11,1-13)

18. Sonntag im Jahreskreis

Bettina Eltrop, Was im Leben wirklich wichtig ist (Lk 12,13-21)

19. Sonntag im Jahreskreis

Michael Hartmann, Bleibt wach! (Lk 12,32-36)

20. Sonntag im Jahreskreis

Martina Kleinhansl / Franz-Josef Ortkemper, Der unbequeme Jesus (Lk 12,49-53)

21. Sonntag im Jahreskreis

Eleonore Reuter, Die Letzten werden die Ersten sein (Lk 13,22-30)

22. Sonntag im Jahreskreis

Eleonore Reuter, Wer sich selbst erniedrigt (Lk 14,1.7-14)

23. Sonntag im Jahreskreis

Cäcilia Leenders-van Eickels, Christsein hat Folgen (Phlm 9b-10.12-17)

24. Sonntag im Jahreskreis

Laura Harbeit / Anna-Katharina Anderle, Gott sucht unermüdlich (Lk 15,1-10)

25. Sonntag im Jahreskreis

Andreas Diße, Gott steht auf der Seite der Armen (Am 8,4-7)

26. Sonntag im Jahreskreis

Johannes Hintzen, „Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören …“ (Lk 16,19-31)

27. Sonntag im Jahreskreis

Beate Brielmaier, Gottes guter Geist für alle Zeit! (2 Tim 1,6-8.13-14)

28. Sonntag im Jahreskreis

Barbara Rösch, Ich will dir danken! (Lk 17,11-19)

29. Sonntag im Jahreskreis

Gottfried Liese, Das Wunder der Hilfe oder: Nur nicht locker lassen (Lk 18,1-8)

30. Sonntag im Jahreskreis

Eleonore Reuter, Die richtige Frömmigkeit (Lk 18,9-14)

31. Sonntag im Jahreskreis

Elena Kühne / Saskia Dickmann, Jesu Besuch verändert Zachäus (Lk 19,1-10)

32. Sonntag im Jahreskreis

Bettina Wellmann, Ein Gott von Lebenden. Die Frage nach der Auferstehung (Lk 20,27-38)

33. Sonntag im Jahreskreis

Bettina Eltrop, Jesus kennt die Schwierigkeiten (Lk 21,5-19)

34. Sonntag im Jahreskreis – Christkönigssonntag

Cordula Straub / Michael Huber, Ein besonderer König? (2 Sam 5,1-3)

WEITERE FESTE UND HOCHFESTE IM KIRCHENJAHR

Hochfest des Leibes und Blutes Christi – Fronleichnam

Michaela Labudda, Gebt ihr ihnen zu essen! (Lk 9,11b-17)

Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmuter Maria – 8. Dezember

Johannes Hintzen, Wir gehören jetzt schon zur Gemeinschaft der Heiligen (Eph 1,3-6.11-12)

Hochfest Heiliger Petrus und Heiliger Paulus, Apostel – 29. Juni

Judith Bauer, Jesus vertraut Petrus Großes an (Mt 16,13-19)

Kirchweihfest

Alfred Kirsch, Das Weihegebet (1 Kön 8,22-23.27-30)

Herausgeberinnen / Autoren und Autorinnen

Übersicht über die Angebote in den drei Lesejahren

Abkürzungen der biblischen Bücher

Vorwort

Viele Gemeinden im deutschsprachigen Raum nutzen bereits unserer Reihe „Kinderund Familiengottesdienste“. Nun liegt bereits die dritte Auflage des Bandes zum Lesejahr C vor. Für alle, denen Kinder- und Familiengottesdienste am Herzen liegen, haben sich viele Autorinnen und Autoren mit Freude und Kreativität engagiert.

Der Band bietet für jeden Sonntag im Lesejahr C und für einige der besonderen Feste einen Bibeltext für Kinder, wichtige fachliche Grundlagen und passende Gebete und Bausteine für die Feier mit Kindern im Gottesdienst. Mit Ausnahme einiger Lieder ist alles von den Autoren eigens für dieses Fach- und Praxisbuch geschrieben worden. Es finden sich keine „Zusammenschnitte“ aus anderen Büchern zu diesem Thema. Die Vielfalt und die unterschiedlichen Talente unseres Autorenteams spiegeln sich in den Artikeln wider und machen Lust, mit Kindern Gottesdienst zu feiern.

Wie bei den Bänden zu den Lesejahren A und B liegt der Schwerpunkt aller Beiträge darauf, die Gottesdienste von einer biblischen Lesung aus der Leseordnung her zu erschließen. Der Inhalt des biblischen Textes zieht sich wie ein roter Faden durch alle Elemente, Gebete und Bausteine. Die Reihe „Kinder- und Familiengottesdienste“ will sich ganz bewusst der Vielfalt der Leseordnung stellen und Kindergottesdienste nicht auf eine Auswahl der „üblichen Kindertexte“ beschränken.

Bei Anlässen, die in allen drei Lesejahren dieselben biblischen Lesungen vorsehen, haben wir uns für folgende Lösung entschieden: Im Band zum Lesejahr B findet sich ein Artikel zu einem biblischen Text; im vorliegenden Band haben wir einen weiteren Text aus der Leseordnung gewählt. Da aus Platzgründen nicht alle besonderen Feste in jedem Band bedacht werden können, bietet jeder Band unterschiedliche „besondere“ Feste an.

Wer mit Kindern und für Kinder Gottesdienste vorbereitet, weiß, welche Arbeit und Mühe dahintersteckt. Wir hoffen, dass wir dies Engagement mit diesem Buch hilfreich unterstützen können und dass Haupt- und Ehrenamtliche sich weiterhin einsetzen für kinder- und familiengerechte Gottesdienste.

Ich bedanke mich – auch im Namen aller, die diesen „Fundus“ nutzen werden – bei den Autorinnen und Autoren für ihren Einsatz. Mein besonderer Dank geht an die Herausgeberinnen der beiden anderen Bände, Eleonore Reuter und Bettina Eltrop. Das Gesamtwerk zu den drei Lesejahren und der Band 4 (Methoden für die Arbeit im Kindergottesdienst) wurde nur durch ein konstruktives Team möglich.

Neuhausen a. d. F., im März 2015

Beate Brielmaier

WEIHNACHTSFESTKREIS

1. Adventssonntag

Eleonore Reuter / Beatrix Moos

Gott erfüllt sein Versprechen

(Jer 33,14-16)

I. Der Bibeltext in einer kindgerechten Fassung

Als Israel sehr traurig und enttäuscht war, trat ein Prophet auf und sagte:
Ja, ich werde das Versprechen erfüllen, das ich euch gegeben habe: So wie an einem kahlen Zweig neues Leben sprießt, so werde ich einmal einen neuen Spross zu euch kommen lassen. Ich werde euch einen neuen Retter und Helfer geben. Er wird im ganzen Land für Recht und Gerechtigkeit sorgen. Dann wird Juda gerettet werden und Jerusalem in Sicherheit sein. Man wird ihm einen besonderen Namen geben: Er wird heißen „Gott ist unsere Gerechtigkeit.“

II. Erschließung der biblischen Botschaft

a)Erklärungen zum Bibeltext

Diese Trostworte richten sich an die enttäuschten Heimkehrer aus dem babylonischen Exil, die sich die Rückkehr in ihr Land Israel so ganz anders vorgestellt hatten. Der Wiederaufbau von Stadt, Tempel und Volksgemeinschaft kam nicht recht voran, Konflikte häuften sich. Soziale Ungleichheit gefährdete das Gemeinwesen. Resignation machte sich breit.

Ein Prophet dieser Zeit greift in dem Text die alte Verheißung von Jeremia (23,5-6) wieder auf. Gott wird seinem Volk Heil, Rettung und Sicherheit schenken durch einen „Spross“ aus dem Haus David. „Spross“ wird bei einem anderen Propheten geradezu zum Namen des Messias: „Siehe, ich lasse meinen Knecht „Spross“ kommen.“ (Sach 3,8, auch 6,12)

Und dieser Spross wird – wie bei Königen üblich – einen neuen Namen bei seiner Thronbesteigung erhalten: „Gott ist unsere Gerechtigkeit“. Unter Gottes Gerechtigkeit versteht die Bibel zumeist Gottes Treue und Güte zu seinem Volk.

Babylonisches Exil

Unter der Führung von Nebukadnezzar erobern die Babylonier im 6. Jahrhundert v. Chr. den größten Teil des assyrischen Reichs, zu dem auch Israel gehört. Nach erfolglosen Aufständen in Jerusalem gegen die Babylonier werden insgesamt drei Deportationen durchgeführt. Dies bedeutet, dass die israelitische Oberschicht in die babylonische Gefangenschaft geführt wird. 587/86 – beim 2. Aufstand gegen die Babylonier – wird der Tempel zerstört. Insgesamt dauert die Zeit der babylonischen Gefangenschaft ca. 60 Jahre. Der Perserkönig Kyrus besiegt die Babylonier und erlaubt den Israeliten 539 v. Chr. die Rückkehr in ihr Land und nach Jerusalem. Die Heim-kehrer bauen den Tempel und Jerusalem wieder auf. (vgl. auch Erklärungen zum Bibeltext im Artikel zur Taufe des Herrn, S.45)

Der Prophet Jeremia

Jeremia (hebr.: JHWH richte auf) gehörte zu einer Priesterfamilie, die in der Nähe von Jerusalem lebte. Als junger Mann wurde er 627 v. Chr. berufen und trat bis zur endgültigen Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier im Jahr 586 bei mehreren Gelegenheiten als Mahner, Kritiker und Verkünder auf. Jeremia widersprach den führenden Politikern seiner Zeit, die sich durch Bündnisse mit den Ägyptern vor den Babyloniern schützen wollten. Die politische Situation deutete er ganz auf dem Hintergrund seines Gottesglaubens. Wie kein anderer biblischer Text erhalten die Lesenden Einblick in das persönliche Empfinden des Propheten. Charakteristisch ist sein Gottesbild, das eine lebendige Beziehung zwischen den Glaubenden und Gott voraussetzt. Diese Beziehung wird nicht durch äußere Gebote oder Verpflichtungen bestimmt, sondern durch grenzenlose Zuwendung Gottes zu den Menschen (Jer 31). Der Text, den wir heute in der Bibel lesen, ist aber nicht die „Mitschrift“ der Predigt des Jeremia. Die Worte der Propheten wurden immer wieder neu bedacht und in die Gegenwart hinein neu interpretiert. Zwischen der ursprünglichen Verkündigungssituation und der schriftlichen Fassung als Buch liegt ein weiter Weg. So erhielt das Jeremiabuch vermutlich erst im 5. Jh. v. Chr. seine endgültige Form.

b)Der Bibeltext in der Lebenswelt der Kinder

Kinder haben ein genaues Gespür für Ungerechtigkeit. Oft klagen sie über ungerechtes Verhalten von Erwachsenen. Sie erfahren auch, dass in der Welt viel Unrecht geschieht und wissen, dass es für die Gesellschaft ganz wichtig ist, dass die Politiker, die Gerichte, die Mächtigen in der Wirtschaft für Gerechtigkeit sorgen. Das göttliche Versprechen, durch einen „Sprössling“ für ein sicheres Leben zu sorgen, wird ihnen deshalb unmittelbar einleuchten.

III. Bausteine für einen Kinder- / Familiengottesdienst

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Baustein 1

GEBETE

Kyrie – Ruf

image Jesus, wir glauben, dass du uns nahe bist. Herr, erbarme dich.

image Christus, wir hoffen, dass du der Welt das Heil bringst. Christus, erbarme dich.

image Jesus, deine Liebe hat die Menschen verändert. Herr, erbarme dich.

Fürbitten

Guter Gott, du hast den Menschen in Israel das Versprechen gegeben, ihnen einen Helfer zu schicken. Im Advent warten wir auf Weihnachen, auf die Geburt des Retters Jesus. Wir denken an alle Menschen, die seine Hilfe brauchen:

image Wir denken an die Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben und jetzt im Winter frieren.

Wir rufen: Komm, Herr Jesus, komm.

image Wir denken an die Familien, in denen oft Streit ist und die sich nicht mehr lieben.

Wir rufen: Komm, Herr Jesus, komm.:

image Wir denken an die Menschen, die krank oder einsam sind.

Wir rufen: Komm, Herr Jesus, komm.

image Wir denken an die Kinder, die Angst haben, in die Schule zu gehen, weil sie dort keine Freunde haben.

Wir rufen: Komm, Herr Jesus, komm.

image Wir denken an unsere Gemeinde, die sich auf Weihnachten vorbereitet.

Wir rufen: Komm, Herr Jesus, komm.

Guter Gott, du bist unsere ganze Hoffnung. Verlass uns nicht und hilf allen, für die wir beten. Darum bitten wir durch Christus, deinen Sohn und unseren Retter.

Schlussgebet

Guter Gott, wir danken dir für die Gemeinschaft, die wir mit dir und den anderen erleben durften. Dein Versprechen, einen Helfer zu schicken, macht uns Mut. Wir bitten dich um deine Hilfe in dieser Adventszeit, damit wir uns gut auf das Kommen deines Sohnes Jesus vorbereiten können. Sei uns nahe und bleibe bei uns, heute und jeden Tag.

Segen

Gott segne euer Warten auf sein Reich.

Gott gebe euch Stille, damit sein Wort ankommen kann.

Gott schenke euch Hoffnung, die euch weiter führt.

Gott lasse euch staunen über all seine Wunder.

Dazu segne euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

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Baustein 2

SYMBOLMEDITATION: NEUES LEBEN SPROSST AUS KAHLEN ZWEIGEN

Die Kinder werden gebeten nach vorne zu kommen. Die Kinder werden eingeladen, zur Ruhe zu kommen. Ein großer Zweig – an dem noch das eine oder andere welke Blatt hängt – wird in die Mitte der Kindergruppe gelegt oder in eine Vase gestellt. Die Kinder beschreiben, was sie sehen, was sie entdecken, spüren, riechen, ertasten und erfühlen können, welche Geräusche durch die Berührung entstehen. Dafür nimmt sich die Gruppe genügend Zeit. Wenn niemand die kleinen Knospen in den Blattachseln bemerkt, wird die Aufmerksamkeit dorthin gelenkt.

„Ich habe noch etwas entdeckt, was leicht übersehen wird … ich sehe schon den nächsten Frühling an dem kahlen Zweig.“

image Nehmt einen dieser jungen Sprosse behutsam zwischen zwei Finger!

image Er ist so unscheinbar, dass wir ihn fast gar nicht sehen.

image Spürt, wie fest er sich anfühlt! Er wirkt wie tot.

image Doch unter der harten Hülle ist Leben verborgen.

image Da schlummert eine Kraft, die eines Tages aufbrechen kann.

image Dann wird aus dem Spross etwas Neues sprießen – vielleicht ein Blättchen – vielleicht eine Blüte.

image Noch können wir gar nichts davon sehen, nichts davon spüren.

image Aber wir können glauben und vertrauen, dass es einmal geschehen wird.

image Wir können warten bis es kommt.

image Wir können hoffen, dass neues Leben hervor sprosst.

Die Zweige werden in einen Krug mit Wasser gestellt und der Bibeltext wird vorgelesen.

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Baustein 3

SYMBOLMEDITATION: LICHT AUS DEM DUNKEL (ADVENTSKRANZ)

Nach den alten Schöpfungsgeschichten verschiedener Völker entstand das Licht aus dem Dunkel. Dieses Licht war die Voraussetzung für das Werden und die Gestaltung der Welt. „Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht.“ (Gen 1,3) – „Ich erschaffe das Licht und ich mache das Dunkel.“ (Jes 45,7) Mitten im Dunkeln erstrahlt der Glanz des Lichtes. Leider lässt sich heute totale Finsternis kaum mehr erfahren. Nach Möglichkeit wird der Raum ganz verdunkelt.

„Wenn du die Augen zumachst oder die Hände vor die Augen hältst, wird es dunkel, dunkel in den Augen, dunkel im Gesicht. Dunkelheit kann man sehen, manchmal sogar spüren. Achte darauf, ob du sie irgendwo spüren kannst in deinem Körper! Vielleicht kannst du das Dunkel sogar hören.“

Nach einer Weile öffnen die Kinder die Augen und eine große Kerze (am Adventskranz) wird entzündet. In der Stille oder zu leiser Musik gehen die Kinder ganz nahe zur Kerze hin und umkreisen den Adventskranz. Ihre Wahrnehmungen werden durch kurze Impulse unterstützt, sofern sie nicht selbst davon erzählen. Zum Beispiel:

image die Kerzenflamme ist in Bewegung

image sie leuchtet in verschiedenen Farben

image ihr Licht verändert den Raum und die Dinge in ihrer Nähe

image sie strahlt Wärme aus

image manchmal kann man etwas von ihr hören

image wenn man mit den Augen zwinkert, kann man viele Strahlen sehen

image je dunkler es ist, umso heller scheint uns das Kerzenlicht

Zu Musik bewegen die Kinder Hände und Arme wie die Flamme einer Kerze.

Den Abschluss bildet der Lesungstext.

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Baustein 4

LIED MIT BEWEGUNG: MACHE DICH AUF UND WERDE LICHT!

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Ausgangsstellung: Im Kreis um das Licht auf den Boden kauern, bei großer Kinderzahl in konzentrischen Kreisen.

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Takt 1-2 Mache dich auf und werde Licht: Den Kopf heben.

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Takt 3-4 Mache dich auf und werde Licht: Oberkörper aufrichten.

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Takt 5-6 Mache dich auf und werde Licht: Aufstehen.

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Takt 7-8 Denn dein Licht kommt: Die Arme zum Licht hin ausstrecken. Dabei gehen die Kinder langsam mit ausgestreckten Armen auf das Licht zu, heben die Arme nach oben und bewegen sie wie eine Kerzenflamme. Der Kanon wird mehrmals wiederholt.

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Baustein 5

LIEDER

image Wir sagen euch an den lieben Advent (1. Strophe)

image Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht

image Uns ist ein Licht aufgegangen

image Seht, die gute Zeit ist nah

2. Adventssonntag

Annette Gawaz / Beate Brielmaier

Bereitet dem Herrn den Weg

(Lk 3,1-6)

I. Der Bibeltext in einer kindgerechten Fassung

Vor langer Zeit war Tiberius Kaiser in Rom. Es war ungefähr im Jahr 28 nach Christus. Weil das Kaiserreich so groß war, hatte Kaiser Tiberius mehrere Leute eingesetzt, die in Israel nach seinen Ideen regieren sollten: Das waren zum Beispiel Pontius Pilatus in Judäa und Herodes in Galiläa und noch einige andere. Am Tempel von Jerusalem waren damals Hannas und Kajaphas die Hohenpriester. Sie sorgten dafür, dass alles am Tempel seine Richtigkeit hatte.

Zu dieser Zeit trat ein Mann auf. Sein Name war Johannes. Oft war er in der Wüste. Als er wieder einmal dort war, war alles still um ihn. Da hörte er Gottes Stimme. Tief in seinem Herzen spürte er es: Das muss Gottes Stimme sein, die zu mir spricht.

Johannes zog durch die Gegend, besonders am Jordanfluss konnte man ihn häufig treffen. Er sprach deutliche Worte zu den Menschen: „Kehrt um, verändert euer Leben zum Besseren und lasst euch taufen. Dann sind euch eure Sünden vergeben!“ Er las viel im Buch des Propheten Jesaja. Dort stand geschrieben:

Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Jede Schlucht soll aufgefüllt werden und jeder Berg und Hügel soll sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, was uneben ist, soll ein ebener Weg werden. Und alle Menschen werden sehen: Gott schickt Gutes auf die Erde zu den Menschen. Er kommt mit seinem Heil. Bereitet in eurem Herzen einen Platz vor.

Johannes erzählte die Botschaft von Jesaja vielen Menschen weiter. So war geschehen, was damals vorhergesagt wurde.

II. Erschließung der biblischen Botschaft

a)Erklärungen zum Bibeltext

Propheten kommen zu Wort

In den Schrifttexten der Adventssonntage kommen Propheten zu Wort. Es sind Menschen, die in sich einen starken Ruf von Gott her und den Auftrag spüren, Gottes Botschaft weiter zu tragen. Propheten haben ihr Ohr mehr als viele andere ganz dicht am „Puls der Zeit“. Sie erkennen Strömungen, den Zeitgeist und Missstände. Aber sie sind nicht gefangen im Jetzt. Vielmehr beurteilen sie aus der Vergangenheit die Gegenwart und rechnen damit, dass auch in der Zukunft eine grundlegende Veränderung von Gott her kommen kann. Deshalb fordern Propheten die Menschen ihrer Zeit auf, ihr Leben neu auf Gott auszurichten, von Gott etwas zu hoffen, zu erwarten – Gott selbst sehnsüchtig zu erwarten.

Johannes, der Rufer in der Wüste (V. 4)

Johannes ist so ein prophetischer Mensch. Er lebt ganz bewusst unter harten Bedingungen in der Wüste, fern von allem, was ihn von Gott ablenken könnte. Er lebt außerhalb von Jerusalem, wo der römische Statthalter Pontius Pilatus den Herrschaftsanspruch des römischen Kaisers über das jüdische Volk vertritt. Auch die Fürsten der anderen Landesteile sind Rom verpflichtet.

Doch Johannes wählt die Wüste. Die karge, einsame Wüste ist der Ort, wo man Gott begegnen kann. Das hatte das Volk Israel schon bei seiner 40jährigen Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten erfahren. In der Wüste wird klar, was Hunger und Durst wirklich bedeuten. Dort wecken ein wenig Grün, eine kleine Wasserstelle schon Hoffnung. Hier in der Wüste lädt Johannes die Menschen ein und rüttelt sie wach, um sie für die Ankunft Jesu bereit zu machen.

Johannes, der Wegbereiter (V. 4f)

Johannes will das Volk auf den Messias vorbereiten. Wenn ein König oder Prinz in einer Stadt Einzug hielt, so schmückte und richtete man die Straßen her, auf denen die hohe Persönlichkeit kommen musste. Johannes erinnert das Volk an die Worte aus dem Buch des Propheten Jesaja. Die Menschen sollen den Weg für Gottes Ankunft bei ihnen selbst vorbereiten. Natürlich geht es Johannes dabei nicht um ein äußeres „Herrichten“, sondern vielmehr um ein aktives und bewusstes Tun. Durch innere Neubesinnung und durch äußere Taten, die sich am Guten orientieren, können die Menschen aktiv den Herrn erwarten.

b)Der Bibeltext in der Lebenswelt der Kinder

Die wenigsten Kinder haben persönliche Erfahrungen mit der Wüste, aber sie ziehen sich gerne zurück, wenn sie ihre Ruhe haben wollen. Auf diesem Hintergrund kann mit Kindern nachgespürt werden, dass Wüste solch ein Ort des Rückzuges ist.

Kinder kennen auch die Erfahrung, dass andere Menschen ihnen von Gott erzählen. Und sie wissen, dass besondere Zeiten und Ereignisse einen Weg der Vorbereitung brauchen: Sei es, weil ein Fest gefeiert wird, weil ein besonderer Gast kommt …

Johannes der Täufer

Besonders Johannes der Täufer wird im NT als Prophet gezeichnet. Er wendet sich mit seiner Buß- und Gerichtspredigt an das ganze Volk Israel. Ganz wie die alttestamentlichen Propheten kritisiert er das Herrscherhaus. Dies kostet Johannes den Kopf.

Jesus hat sich von der Predigt des Johannes ansprechen und sich von ihm taufen lassen. (vgl. Lk 3,21-22) Jesu Verkündigung bekommt im Unterschied zu Johannes einen anderen Akzent: Statt Umkehr und Gericht verkündet Jesus seine neue „frohe Botschaft“, das Evangelium und ruft zur Nachfolge auf. Die Menschen, die Jesus und Johannes erlebt haben, machten in beiden Personen die Erfahrung: Hier spricht und handelt jemand nicht aus sich heraus, sondern ist ganz von Gott erfüllt und in Anspruch genommen. Im Reden und Tun verweist auch Johannes auf den lebendigen Gott, der mitten unter den Menschen wohnt.

III. Bausteine für einen Kinder- / Familiengottesdienst

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Baustein 1

GEBETE

Fürbitten

Menschen erleben, dass in ihrem Leben manches wüst und leer ist. Sie haben Sehnsucht nach Veränderung, wie eine Quelle, die in der dürren Wüste Leben schenkt.

image Wir denken an Menschen, die mitten im Krieg Sehnsucht nach Frieden haben. Sei du ihnen eine Quelle in der Wüste.

image Wir denken an Menschen, die ihre Arbeit verloren haben. Sei du ihnen eine Quelle in der Wüste.

image Wir denken an Menschen, die das Gefühl haben: Alles ist festgefahren in ihrem Leben. Sei du ihnen eine Quelle in der Wüste.

image Wir denken an Kinder, die von anderen ausgeschlossen werden. Sei du ihnen eine Quelle in der Wüste.

Du Gott bist wie eine Quelle in der Wüste. Du zeigst uns den Weg, dafür danken wir dir, heute und alle Tage.

Meditation: Adventszeit

Adventszeit

Zeit, sich auf den Weg zu machen.

Zeit, an Gottes Liebe zu denken.

Zeit, sich auf den Weg zu machen.

Zeit, auf die Stimme zu hören, die mich ruft.

Zeit, sich auf den Weg zu machen.

Zeit, in Ruhe nachzudenken.

Zeit, sich auf den Weg zu machen.

Zeit, Jesu Ankunft in meinem Leben vorzubereiten.

Zeit, sich auf den Weg zu machen.

Zeit, die Quellen in der Wüste zu suchen.

Zeit, sich auf den Weg zu machen.

Adventszeit.

Segenslied

Bewahre uns Gott, behüte uns Gott, sei mit uns auf unseren Wegen.

Sei Quelle und Brot in Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen.

(Evangelisches Gesangbuch, Nr. 171)

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Baustein 2

HOFFNUNGSBILD WÜSTE

Dieser Baustein kann als Art Fortsetzungsgestaltung für den 2. und 3. Adventssonntag verwendet werden. Wenn möglich, bleibt das Bodenbild liegen bis zur nächsten Woche.

image Vorzubereitendes Material: beigefarbene Tücher, Steine, dürre Zweige, evtl. Sand, Wasserschalen, ein paar „Rosen von Jericho“, heißes Wasser in einem Krug. (Sollten keine „Rosen von Jericho greifbar sein, können auch farbige Papierblüten, die sich im Wasser entfalten, vorbereitet werden) Dieser Impuls knüpft an das Bild der Wüste an, das den Rahmen für die Botschaft des Johannes bildet. Im Hintergrund steht ein Abschnitt aus dem Buch Jesaja, der davon erzählt, wie die Wüste durch Gottes Kommen zu blühen beginnt (Jes 35,1ff).

image Einführende Gestaltung zum Evangelium: Mit den Kindern wird mit den beigefarbenen Tüchern, dürren Zweigen, Steinen und Sand eine Wüstenlandschaft im Gottesdienstraum gestaltet. Die Kinder werden zum Assoziieren angeregt – „wenn ich an Wüste denke, dann fällt mir ein …“ (trocken, dürr, heiß, kein Leben, unfruchtbar, wenig Lebewesen, einsam…)

image Überleitung: So komisch uns das vielleicht auch vorkommt – Wüste hat tatsächlich sehr viel mit dem Advent zu tun. Der Advent beginnt in der Wüste. Einer, der das ganz deutlich gemerkt hat, war Johannes. Er hat in Israel gewohnt, in dem Land, in dem Jesus geboren ist. Dort gibt es viel Wüste. Fruchtbares, grünes Land ist ziemlich selten und sehr kostbar. Johannes wusste, wie gefährlich es sein kann, in die Wüste zu geraten. Dass man sich dort verirren kann. Dass man dort verdursten kann. Dass man dort einsam und allein sein kann. Und dieser Johannes hat eine ganz wichtige Entdeckung gemacht: Wüste ist nämlich nicht nur da, wo Steine und Sand und Hitze sind – nein, Wüste ist überall da, wo wir Menschen Durst haben. Wo wir Sehnsucht haben, wo wir etwas ganz, ganz stark wünschen.

image Impuls: Die Kinder werden ermutigt, ihre Augen zu schließen und sich zu überlegen, was sie sich ganz stark wünschen. Der/die GesprächsleiterIn kann behutsam dazu hinführen, dass die Kinder dabei nicht an Wünsche denken, die sie vielleicht auf ihre Wunschzettel schreiben. Anschließend fasst der/die GesprächsleiterIn mögliche Wünsche und Sehnsüchte von Menschen zusammen (nicht die Wünsche der Kinder erfragen; sie sind intim und nicht für andere Ohren gedacht) – etwa: wo Menschen in Kriegsgebieten Sehnsucht nach Frieden haben; wo ein Mann, der seine Arbeit verloren hat, Sehnsucht nach einer neuen Aufgabe hat; wo ein Kind, das von anderen ausgeschlossen wird, Sehnsucht nach Anerkennung hat. Überall, wo Menschen Durst nach einem besseren Leben haben, da ist Wüste.

image Und zu diesen hungrigen und durstigen Menschen in der Wüste spricht Johannes.

Die Rose von Jericho

Die Pflanze „Rose von Jericho“ (Sellaginella lepodophylla) ist seit Jahrtausenden in der Wüste zu finden.

Eine einzelne Pflanze kann mehrere tausend Jahre alt werden. Das Besondere an ihr ist, dass sie – in der Wüste unauffällig – wie verdorrtes Gestrüpp aussieht. Kommt sie mit Wasser in Berührung, entfaltet sie sich zu einem flachen, grünen Gewächs. Was Menschen in der Wüste immer schon an dieser Pflanze fasziniert hat, kann in jedem Raum auch mit Kindern nachvollzogen werden. Die Kinder können hautnah miterleben, wie die Wüste lebt. Einzelne Pflanzen können erworben werden und halten sich in getrocknetem Zustand unbegrenzt. Die Rose von Jericho eignet sich für den Einsatz zu verschiedenen Themen: Im Zusammenhang mit Wüste (hier z.B. zum Jesajatext), in der Weihnachtskrippe als aufgehende Pflanze, im Zusammenhang mit Karfreitag und Ostern (neues Leben wächst, der Totgeglaubte lebt …), in der Katechese zur Taufe, Firmung, Kommunion, Konfirmation, im Gottesdienst.

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Die vertrocknete Rose

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Die Wüste lebt

Wir wollen auch in die Wüste gehen und hören, was er diesen Menschen damals und was er uns heute zu sagen hat. Kinder werden eingeladen, sich um die Wüstenlandschaft zu versammeln oder wenn genügend Platz ist, in die Wüste zu setzen mit Blick auf den Ambo oder den Ort, von wo aus das Evangelium vorgetragen wird.

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Baustein 3

KINDGERECHTE VERKÜNDIGUNG ZUM BIBELTEXT

Text nach dem Evangelium: „Alle Menschen werden das Heil sehen, das von Gott kommt.“ Alle Menschen – du und du und ich. Gott will unsere Sehnsüchte und Wünsche erfüllen. Er will, dass es uns gut geht, dass wir keinen Hunger, keinen Durst haben und dass wir froh sind.

Die Menschen damals in der Wüste, die konnten sich das sehr gut vorstellen. Einoder zweimal im Jahr fällt nämlich auch in der Wüste ein bisschen Regen und dann fängt die Wüste sofort zu blühen an. Die Menschen damals haben das schon gesehen.

Gestaltung: Wasserschalen werden in die Wüste gestellt. In jede der Schalen wird heißes Wasser gegossen und eine noch geschlossene Rose von Jericho (s.o.) hineingelegt. Gemeinsam beobachten alle, wie die Rosen sich im heißen Wasser entfalten und grün werden. Dazu singen alle miteinander einen Liedruf, der von einem/r VorsängerIn vorgesungen und von allen wiederholt wird:

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Text: Ez 18,32, Musik: Christian Kröning, Satz: Fritz Baltruweit, Rechte: Carus-Verlag, Stuttgart

Liedruf:

1.Kehret um, kehret um Kehret um, kehret um, und ihr werdet leben, leben.

2.Werdet Licht, werdet Licht, und Gott wird euch Licht sein.

3.Stehet auf, stehet auf, denn der Tag ist nahe.

4.Wachet auf, wachet auf, unser Herr wird kommen.

5.Wachet auf, wachet auf, denn der Herr ist nahe.

Abgeschlossen wird diese sichtbare Verkündigung, indem der Priester oder GottedienstleiterIn noch einmal den Satz wiederholt:

„Alle Menschen, auch du und ich, werden das Heil sehen, das von Gott kommt.“

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Baustein 4

SCHATTENSPIEL ZU JOHANNES DEM TÄUFER

Wer gerne die Gestalt des Täufers in den Mittelpunkt des Gottesdienstes stellen und den Kindern näher bringen möchte, kann dies auch über ein Schattenspiel mit vorbereiteten Figuren tun. Bei einem solchen Spiel könnte auch die „Vorgeschichte“ zum öffentlichen Auftreten des Johannes erzählt werden: die Ankündigung seiner Geburt – nachzulesen in Lk 1,5-23; die Geburt des Johannes – nachzulesen in Lk 1,57-80 und dann das Evangelium vom 3. Adventssonntag.

Vorzubereitende Figuren wären dann:

image der Engel Gabriel

image Zacharias, der Vater des Johannes (evtl. mit zwei beweglichen Armen)

image Elisabet, die Mutter

image Johannes mit zerrissenem Gewand

image das Volk (mehrere Personen, die zusammenstehen)

image Zöllner

image Soldat

image ein Schild aus Transparentpapier, auf dem der Name „Johannes“ zu lesen ist

image ein Tisch als Opferaltar

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Baustein 4

WEGBEREITERINNEN WERDEN

Material

Eine große Anzahl Steine, bunte Tücher und Bänder oder Tannenzweige, Teelichter, evtl. anderes schmückendes Material wie Tannenzapfen und schöne Kugeln

Dieser Baustein greift den Ruf des Johannes aus dem Evangelium des 2. Adventssonntags auf: „Bereitet dem Herrn den Weg, ebnet ihm die Straßen …“ Es soll zum einen in den Kindern ein Gespür dafür wecken, dass es Dinge und Verhaltensweisen gibt, die uns daran hindern, unser Herz für Gott zu öffnen. Zum anderen soll es die Freude wecken, Jesus in unserem Leben zu empfangen.

image Körpererfahrung: Je nach dem, wo der Gottesdienst gefeiert wird – ob in der Kirche oder in einem Gemeinderaum – wird vor Beginn des Gottesdienstes ein „Wegstück“ (evtl. ein Teil des Mittelganges oder der Weg zum Altar oder ein Stück Weg in der Mitte des Gemeindehaus-Raumes) mit einer wirkungsvollen Anzahl von Steinen belegt. GottesdienstleiterInnen, Team und Kinder gehen nach der Einführung in den Gottesdienst alle über diesen Weg. Anschließend kann diese Erfahrung mit den Kindern kurz besprochen werden. Wenn alle wieder sitzen, wird in einem kurzen Gespräch mit den Kindern überlegt, welche Steine manchmal auf unserem Weg liegen und uns daran hindern, gut und froh miteinander zu leben – etwa, wenn wir neidisch auf das sind, was andere können und haben; wenn wir immer an erster Stelle kommen wollen; wenn wir bewusst weg schauen, obwohl wir spüren, dass jemand unsere Hilfe bräuchte usw.

image Kyrie: Ein frei formuliertes Kyrie fasst diese Erfahrungen ins Wort.

image Vor dem Evangelium: Der Vortrag des Evangeliums kann mit ein paar hinführenden Sätzen vorbereitet werden, etwa: Nicht nur uns heute geht es so, dass wir uns selbst oder anderen Steine in den Weg legen. Schon die Menschen vor Jesu Geburt haben erlebt, dass auf ihrem Weg immer wieder Steine liegen, die es ihnen schwer machen, Gottes Nähe zu spüren und gut miteinander zu leben. Ein Mann hat das ganz deutlich gesehen und er hat zu den Menschen gesagt: Das könnt ihr ändern! Und dann kann Gott zu euch kommen. Dieser Mann heißt Johannes. Und was er genau gesagt hat, das wollen wir jetzt hören.

image Evangelium

image Überleitung nach dem Evangelium: Gott will zu uns kommen. Wenn früher ein hoher Herr, ein König, ein Prinz in eine Stadt gekommen ist, dann haben die Leute die Straßen in Ordnung gebracht. Und sie haben sie geschmückt, weil sie sich über den hohen Besuch gefreut haben. Bald feiern wir Jesu Geburtstag. Jesus will zu uns kommen, in unser Leben, in unser Herz. Das ist ein Grund zur Freude. Und deshalb wollen auch wir ihm den Weg bereiten. Wenn wir nun die Steine hier aus dem Weg räumen und den Weg schmücken, dann wollen wir das ganz still tun und dabei daran denken, dass Jesus in unsere Herzen einziehen möchte.

image Gestaltungselement: Die Kinder dürfen nun die Steine als Wegbefestigung an den Rand legen und diesen Rand ausschmücken mit dem entsprechenden Material. Jedes Kind darf ein kleines Licht für sich selbst auf den Weg bzw. an den Wegrand stellen. Wird der Gottesdienst im kleineren Kreis gefeiert, kann jedem Kind beim Anzünden seines Lichtes zugesprochen werden: Freue dich, Gott selbst will zu dir kommen. Ist das Gestaltungselement eingebunden in eine Eucharistiefeier, so wäre es schön, wenn Priester, Ministranten und die Kinder über diesen ausgeschmückten Weg in den Altarraum gingen, um sich dort auf die Eucharistie vorzubereiten.

3. Adventssonntag

Annette Gawaz / Beate Brielmaier

Mit Johannes neue Wege gehen

(Lk 3,10-18)

I. Der Bibeltext in einer kindgerechten Fassung

Viele Menschen kamen immer wieder zu Johannes dem Täufer. Sie vertrauten ihm und wollten seinen Rat hören. Deshalb fragten sie ihn: „Wenn wir umkehren wollen – was sollen wir dann tun? Umkehren – wie geht das eigentlich?“

Und Johannes antwortete ihnen: „Manchen von euch geht es so gut, dass sie zwei Mäntel besitzen. Die könnten doch einen davon jemandem geben, der keinen hat.

Und die meisten von euch haben genügend zu essen und werden jeden Tag satt.

Ihr könntet eurer Essen mit denen teilen, die nichts haben.“

Ganz verschiedene Menschen kamen zu Johannes, auch Zöllner. Sie alle wollten sich von ihm taufen lassen und wollten ihr Leben verändern. Auch sie fragten Johannes: „Was sollen wir tun?“ Johannes antwortete ihnen: „Manchmal verlangt ihr mehr, als an Zollpreisen festgesetzt ist. Das steckt ihr dann in eure eigene Tasche. Wer umkehren möchte, der soll nur das verlangen, was an Preisen festgelegt ist.“

Und es kamen auch Soldaten und fragten ihn:„Was sagst du uns – was sollen wir tun?“ Auch ihnen gab Johannes Rat: „Wenn ihr euer Leben verändern wollt, dann misshandelt niemanden, erpresst niemanden und seid zufrieden mit dem, was ihr verdient.“

So sprach Johannes zu den Menschen und sie hatten viel, worüber sie nachdenken mussten.

II. Erschließung der biblischen Botschaft

a) Erklärungen zum Bibeltext

Johannes, der Umkehrprediger

Johannes will wach rütteln. Er will die Menschen zur Umkehr aufrufen. Umkehr meint nicht nur einen Sinneswandel, sondern auch einen Wandel der Taten. Dabei hat Johannes mehr im Blick als „nur“ die Bekehrung einzelner. Er ahnt das baldige Kommen einer grundlegenden Wende, einer Weltwende und möchte das ganze Volk darauf vorbereiten.

Jesus distanziert sich nicht von der Umkehrpredigt des Johannes. Dass er sich von Johannes taufen ließ, gehört zu den unbezweifelbaren Daten seines Lebens. Und doch hat er das Wirken des Täufers nicht einfach fortgesetzt. Unmissverständlich macht Jesus seine andere Sicht von Gottes Ankunft bei den Menschen deutlich: Es bricht etwas Neues an, eine Heilszeit, eine Freudenzeit, die nicht an Vorbedingungen geknüpft ist. Beide Botschaften – die Umkehrpredigt des Johannes und die Botschaft Jesu von der jetzt anbrechenden Gottesherrschaft – durften die Menschen damals, und dürfen wir heute hören.

Jede und jeder kann umkehren

Interessanterweise fordert Johannes nicht, dass die Menschen alles hinter sich lassen. Selbst ein Zöllner, der in seinem Beruf die Möglichkeit hatte, andere „abzuzocken“, muss nicht den Beruf wechseln. Es geht Johannes konkret darum, dass die Menschen über die Handlungsmöglichkeiten im eigenen Umfeld nachdenken und ihr Leben verändern, sprich umkehren. Für den Zöllner bedeutet das z.B., nicht mehr zu nehmen als festgesetzt war, sich also nicht darüber hinaus zu bereichern. Johannes geht es nicht darum, das System (z.B. Steuern) an sich zu hinterfragen oder Ungerechtigkeit anzuprangern. Er hat vielmehr das Handeln des Einzelnen im Blick und seine Möglichkeiten, sich selbst zu verändern und zu korrigieren.

Drastische Bilder

Johannes spricht in drastischen Bildern, die auch beängstigend wirken können. Sie dienen ihm dazu, seinen Aufruf zur Umkehr zu unterstreichen. Er will den Menschen begreiflich machen, dass eine Wende bevorsteht und die Menschen sich dann in besonderer Weise für ihr Handeln verantworten müssen.

Weiteres zu Johannes dem Täufer siehe Seite 14 (Artikel zum 2. Adventssonntag)

b) Der Bibeltext in der Lebenswelt der Kinder

Kinder erleben schon in der Familie, was es bedeutet, wenn einer viel hat und der andere wenig. Existenziell sind Kinder heute mehr und mehr auch im großen Rahmen betroffen, zum Beispiel Kinder von Hartz IV-Empfängern. Die große Dimension, wie die Gesellschaft zu teilen beginnen kann (oder muss), geht über ihren Horizont hinaus. Aber sehr wohl verstehen Kinder, dass jede und jeder beginnen kann, eigenes Verhalten zu hinterfragen, zu korrigieren und damit zu einer positiven Veränderung beizutragen.

Die bedrohlicheren Bilder sind sicher nicht hilfreich, um Kindern die Botschaft des Johannes nahe zu bringen. Deshalb wurden sie im Bibeltext für Kinder ausgeklammert.

III. Bausteine für einen Kinder- / Familiengottesdienst

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Baustein 1

GEBETE

Fürbitten

image Wir bitten für Menschen, die um sich selber kreisen und andere übersehen: Zeige ihnen einen neuen Weg.

image Wir bitten für Menschen, die sich auf Kosten anderer bereichern: Zeige ihnen einen neuen Weg.

image Wir bitten für Kinder, die anderen Kindern das Leben in der Klasse oder Gruppe schwer machen: Zeige ihnen einen neuen Weg.

Friedensgebet

Wo Menschen beginnen, auf den eigenen Vorteil zu verzichten, fängt der Friede an.

Wo Menschen beginnen, auf Gewalt zu verzichten, fängt der Friede an.

Wo Menschen beginnen, zu teilen statt wegzunehmen, fängt der Friede an.

Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch!

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Baustein 2

LIED „WIR ÖFFNEN UNSRE HERZEN

Dieses Lied greift verschiedene Aspekte auf, die sich mit der Person des Johannes verknüpfen: der Seher Johannes, der selbst Ausschau hält nach dem Messias, der sich in die Wüste, den Ort der Stille zurückzieht, um dort sein Herz für Gott zu öffnen und der uns Menschen zur Umkehr aufruft, damit auch wir unsere Sinne frei, unsere Herzen auf machen, um Gottes Nähe zu erspüren.

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