Elisabeth Mang-Fent

Der Meeres-Virus

In 106 Tagen mit dem Schiff um die Welt

Für meinen Hans, er ist immer mit mir.

Elisabeth Mang-Fent,

geboren in Wien, war viele Jahre eine begeisterte Seglerin und ist seit Jahren mit dem Meeres-Virus infiziert, erfüllte sich vor zwei Jahren ihren Traum von einer Weltreise nach dem Motto „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum“. Mit der Costa Luminosa ging es von Savona bis Savona. Die Erfahrungen und Erlebnisse dieser Reise verarbeitete sie in ihrem Buch „Komm – immer lockt das Meer - in 1o8 Tagen mit dem Schiff um die Welt“.

Die Faszination dieser Reise ließ sie nicht mehr los und so ging sie wieder an Bord der Costa Luminosa um nochmals die Welt zu umrunden. Diesmal von Venedig durch die Karibik, den Panamakanal, Amerika, Hawaii, die Südsee, Australien, Indonesien, Indien, den Orient zurück durch den Suezkanal nach Venedig. Auch an dieser Reise möchte sie ihre Leser teilhaben lassen.

Kommen Sie wieder mit um die Welt!

Inhaltsverzeichnis

Danach – Davor

Seekuh und Grado

EUROPA u. AFRIKA

ITALIEN

Venedig

Bari

Rom

FRANKREICH, Marseille, Avignon

SPANIEN, Barcelona, Montserrat

MAROKKO, Casablanca

SPANIEN, St. Cruz de Tenerife

ATLANTIK

KARIBIK

BARBADOS, Bridgetown

SAINT LUCIA, Castries

GRENADA, Saint Georges

MITTELAMERIKA

KOLUMBIEN, Cartagena

PANAMAKANAL

COSTA RICA, Puntarenas

GUATEMALA, Puerto Quetzal

MEXIKO, Puerto Vallerta

NORDAMERIKA

Auf See

USA, San Diego, Kalifornien

Los Angeles

San Francisco

DER PAZIFIK

HAWAII, Hilo

DIE COSTA LUMINOSA

AMERIKANISCH SAMOA

Pago Pago

Suva, Fiji

NEUKALEDONIEN

Numea

AUSTRALIEN

Sydney

Brisbane

Cairns und das Barrier Reef

ASIEN

INDONESIEN

LOMBOK

BALI, Benoa

JAVA, Samerang

SINGAPUR

MALAYSIA

Port Kelang, Kuala Lumpur

Langkawi

THAILAND

Phuket

INDISCHER OZEAN

SRI LANKA, Colombo

INDIEN

Cochin

Goa (Marmugoa)

Mumbai (Bombay)

OMAN

Muscat

Salalah

VOM INDISCHEN OZEAN INS ROTE MEER

JORDANIEN, Aqaba

SUEZKANAL

GRIECHENLAND, Katakolon – Olympia

ITALIEN, Venedig

 

ANHANG

Unsere Reiseroute

Gefahrene Seemeilen

Daten der Schiffe

Einige Schiffsbegriffe

Literaturhinweise

Unser Weg um die Welt vom 6. Jänner bis 22. April 2o18

Danach – Davor

Jetzt hab ich es doch noch einmal getan. Was ich nie für möglich gehalten hätte, ist nun Wirklichkeit geworden - ich fuhr wieder um die Welt!

Nach 1o8 Tagen auf einer wundervollen Weltreise mit dem Schiff, die uns nach Südamerika, ums Kap Horn, zur Osterinsel, in die Südsee, Neuseeland, Australien und über Indien, den Orient zurück nach Savona führte, wieder zu Hause zu sein, hatte ich mir einfacher vorgestellt.

Der Schiffs- und Meeresvirus hat mich voll im Griff. Mein ganzes Leben lang haben mich Schiffe fasziniert. Vom einfachen Boot über meine große Liebe - die Segelschiffe, bis zu Kreuzfahrtschiffen. Nun wurde mein Traum einer Weltreise mit dem Schiff erfüllt und für mich war er viel zu schnell zu Ende. Ich war immer traurig, wenn ich von einem Schiff gehen musste, diesmal ganz besonders. Im Hinterkopf hatte ich schon den Traum es noch einmal zu wiederholen. Es stimmt schon, jeder der zur See fährt muss verrückt sein, aber positiv verrückt. Ich steh dazu.

Obwohl ich zu Hause meine Wohnung ganz liebevoll hergerichtet, mit vielem Willkommensüberraschungen vorgefunden habe, fiel es mit sehr schwer, mich wieder in den „normalen“ Alltag einzuleben. Die neuen Erfahrungen waren noch zu präsent. Alle daheim wollten Informationen über die Reise bekommen. Das Fotobuch fertigstellen wurde so meine erste Aufgabe. Anhand dessen konnte man alles viel besser erzählen. Doch das rettete mich nicht vor der leeren, einsamen Wohnung. Der Alltagstrott hatte mich wieder und ich fühlte mich so gar nicht wohl. Ich wollte wieder weg. Zuerst mussten aber noch viele Dinge erledigt werden, es hat sich doch etliches angsammelt in der langen Zeit.

Es dauerte nicht lang und ich begann wieder Reiseprospekte zu studieren. Eines stand für mich fest: ich will wieder lange auf ein Schiff. Eine neue Weltreise fand sich schnell. Diesmal soll es durch den Panamakanal gehen, den wollte ich schon immer sehen. Aber es ist noch eine lange Zeit bis es los geht. Eineinhalb Jahre vor Abfahrt habe ich gebucht. Es soll wieder die Costa Luminosa, das Schiff meiner ersten Weltreise sein. Nun heißt es warten. Diesmal sind die Vorbereitungen schon wesentlich einfacher, da ich ja schon weiß worauf ich achten muss. Außerdem geht die neue Reise ab Venedig, da ist es mit dem Gepäck leichter. Diesmal fahre ich mit dem Nachtzug und schicke die Koffer voraus.

2o16 war meine erste Weltreise mit der Luminosa. 2o17 fuhr das Schiff nochmals diese Route. Ich verfolgte jeden Tag via Internet die Reise und viele schöne Erinnerungen kamen wieder.

Um mir die Zeit zu verkürzen, fuhr ich in der Zwischenzeit zwei Wochen von Mauritius über die Seychellen, Madagaskar, Le Reunion wieder zurück nach Mauritius. Das warme Wasser des Indischen Ozeans und die wunderschöne Inselwelt waren wunderbar. Doch auch bei dieser Reise hatte ich einige Tage auf See, ich liebe sie immer, sie sind so erholsam und schön. Auch eine Woche Kreuzfahrt durchs Mittelmeer wurde noch eingschoben.

Meine Liebe zum Meer stammt aus der Zeit als ich auf Segelschiffen meine Ausbildung machte. Nur der A-Schein fürs Binnensegeln war mit zu wenig, ich wollte am Meer segeln und auch wissen, wie es geht und was zu tun ist. So machte ich in Wien meine theoretische Ausbildung und die praktische in Grado auf der Seekuh und auf der Therose. Mein Lieblingsschiff war die Seekuh aber dazu später. Im Lauf der Jahre erreichte ich dann auf verschiedenen Schiffen und in verschiedenen Segelrevieren meine Scheine. Unter anderem war ich auch in der Karibik segeln und einige Orte von damals werden wir auf dieser neuen Weltreise auch wieder besuchen.

Mich würde die Brücke eines großen Kreuzfahrtschiffes sehr interessieren aber das ist natürlich streng verboten. Vor Jahren waren mein Mann und ich auf einer Kreuzfahrt von Kenia nach Madagaskar mit der Royal Star unterwegs, da ist es mir gelungen, an einer für mich sehr interessanten, Brückenführung teilzunehmen. Es war ein wunderbares Schiff, nur 12o m lang und nur 1oo Passagiere. Das Flair und der Service an Bord war einzigartig. Leider gibt es dieses schöne Schiff nicht mehr, es wurde vor einigen Jahren in Indien abgewrackt. Aber, schöne Erinnerung, es gab noch keinen Autopiloten und ich durfte einige Zeit dieses Schiff steuern. Ein unvergessliches Erlebnis.

Das erste Mal in meinem Leben stand ich als Kind auf der Donau-Rollfähre zwischen Spitz und Arnsdorf in der Wachau am Ruder. Damals durfte ich öfter mitfahren und es war für mich immer ein großes Erlebnis. Nur war damals absolut noch nicht vorherzusehen, wohin mich meine Liebe zu Schiffen einmal führen wird.

Von einer Weltumseglung habe ich lange Jahre geträumt, sie kam nie zustande, es war eigentlich immer eine Utopie, dass ich wirklich einmal eine Weltreise mit einem Schiff machen kann war für mich fast ein kleines Wunder. Und dass ich es nochmals erleben darf, hätte ich mir nie träumen lassen. Ich bin einfach nur dankbar dafür und freue mich riesig.

 

Viele schöne Erinnerungen verbinde ich mit der „Seekuh“.

Seekuh und Grado

Gerade, da unsere Weltreise diesmal in Venedig startet, kommen mir natürlich auch viele Erinnerungen an Venedig-Törns. Ich war oft in Venedig, aber beonders schön ist es, wenn man die Stadt von der See-Seite her erreicht. Allein die Einfahrt begeistert. Es ist wunderschön mit einem Kreuzfahrtschiff ein- oder auszulaufen und die Stadt von oben zu sehen. Vorbei an den Sehenswürdigkeiten und mit dem Blick über die Dächer der Serenissima, das hat schon was. Wenn auch die großen Schiffe in der Stadt sehr umstritten sind und in den nächsten Jahren ein neuer Kreuzfahrt-Terminal weiter draußen in der Lagune gebaut wird, noch ist es ein großes Erlebnis.

Aber was ist das alles gegen das Einlaufen mit einem alten Segelschiff wie z.B. der Seekuh, unter voller Besegelung. Wenn dann auch noch hinter der Kirche Sta. Maria della Salute die Sonne untergeht, ist es nur noch ein Traum. Ein Eindruck, den ich nie vergessen werde. Es war bei einem Oldtimer-Treffen und viele alte Segler trafen sich hier. Unseren Liegeplatz hatten wir in dem kleinen Hafen von San Giorgio gegenüber der Piazetta. Wir segelten so lange als möglich und holten erst im letzten Moment die Segel ein, es war ein besonderes Erlebnis. Venedig und alte Segelschiffe – Herz was willst du noch mehr. Sogar der ORF brachte einen Beitrag über dieses Ereignis.

Das bringt mich dazu, doch einiges über mein „Lieblingsschiff“ zu schreiben. Bei meinem ersten Buch bekam ich den Vorwurf: „Du hast nichts über die Seekuh und Grado geschrieben!“ Eigentlich hab ich zur Antwort gegeben, die Seekuh ist für mich so besonders und die Erinnerungen gehören nur mir.

Na gut, nun doch einiges über Grado und das Schiff.

Alles begann Mitte der 7o-er Jahre, ich hatte gerade meinen A-Schein in der Tasche und besuchte die Bootsmesse in Wien, die damals noch im Palais Liechtenstein war. Dort lernte ich Theo Klinzer, den Besitzer der Segelschule Grado, und sein Team kennen. Besonders gut gefiel mir der alte Trabaccolo „Seekuh“. Ich hatte schon viel davon gehört und war sehr neugierig auf das Schiff. Schnell war der erste Törn gebucht und eine große Liebe nahm ihren Anfang. Beim ersten Blick auf das Schiff war es passiert. Viele Urlaube in der Adria und die Segelscheine folgten.

Das Schiff wurde 1913 erbaut und fuhr als Sandtransporter. In den 196o Jahren erwarb Theo Klinzer das Schiff und renovierte es in vielen Arbeitsstunden liebevoll. Bei der Seekuh handelt es sich um einen Schoner. Das heisst, sie hat zwei Masten, wobei der Großmast (vorn) kleiner ist als der hintere Mast (Besanmast).

Seine neue Bestimmung sollte es als Schulschiff bekommen. Viele von uns machten hier ihre Ausbildung. Da es sich um ein altes Schiff handelt, lernten wir die Seemannschaft von der Pike auf, ganz ohne technische Hilfsmittel. GPS usw. kam erst viel später. Wir setzten die Segel mit Muskelkraft, ebenso war das Ankermanöver immer eine anstrengende Angelegenheit und in allen Belangen der Navigation wurden wir ebenso unterrichtet und mussten unser theoretisches Wissen in der Praxis umsetzen. Es war immer spannend und aufregend. Besonders die Nachtfahrten hatten ihren eigenen Reiz. Das Meer, der Wind und das Schiff, eine eigene Welt. Viele Urlaube verbrachte ich auf diesem Schiff, sooft es ging war ich in Grado. Einmal Meer – immer Meer!

Es war für mich immer fast wie ein nach Hause kommen, wenn ich über die Brücke gefahren bin und Grado vor mir sah. Diese wunderschöne alte Stadt mit ihrer so langen Geschichte ist ja schon allein eine Reise wert.

Schon 452 n.Chr. nützten die Römer das nahe von Aquileja gelegene Grado als Badeort. Seine Blütezeit erlebte der Ort ab 568 n. Chr. als der Patriarch von Aquileja seine Residenz hier her verlegte. Aus dieser Zeit stammt auch die noch heute so beeindruckende Domgruppe, bestehend aus drei Gebäuden. Das erste Gebäude ist natürlich die großartige frühchristliche Basilika Sant Eufemia mit den schönen Mosaikfußböden aus dem 6. Jhd. Vorbei an römischen Marmorsarkophagen erreicht man das achteckige Baptisterium. Die anschließende kleine Kirche Santa Maria delle Grazie, ebenfalls aus dem 6. Jhd. vollendet dieses uralte Ensemble. Auf alle Fälle muss man auch durch die engen Gässchen bummeln. Viele Häuser sind an die aus dem 5. Jhd. stammende Stadtmauer angebaut. Bei Tag und Nacht hat diese Altstadt einen faszinierenden Reiz und man entdeckt immer wieder neue romantische Gässchen. Sehr schön ist auch eine Fahrt durch die Lagune zu den kleinen Inselchen.

Leider gibt es die Segelschule nicht mehr und die Seekuh wurde an die Lega Navale verkauft. Sogar ihren Namen hat sie verloren, zuerst hieß sie „Quatro Fratelli“ und nun „Isola d´Oro“. Jedesmal wenn ich nach Grado komme, besuche ich sie und träume von vergangenen Zeiten.

Die Seekuh, ich bleibe bei dem mir vertrauten Namen, ist ein Trabaccolo. Die Trabakel wie sie auf italienisch oder auch Trabakk heißen, waren ursprünglich spezielle adriatische, zweimastige Segelschiffe des 17. und 18. Jahrhunderts. Sie wurden als Allzwecksegler für die Küstenfahrt und den Fischfang zwischen den vorgelagerten Inseln und dem Festland eingesetzt. Später dann auch zur Beförderung von Sand. Das Besondere am Trabaccolo ist die Besegelung mit sogenannten Halbrahsegeln. Das sind große Rahsegel, die an Pfahlmasten und einer nur einseitigen Rah (halben Rah), ähnlich einer horizontal steheneden Gaffel, gefahren werden. Über diesem Segel befand sich an jedem Mast ein kleines Topp-Rah-Segel. Zusätzlich gibt es noch die Vorsegel und einen Spinnaker. Die Länge der Schiffe ging bis zu 3o m mit einer Breite von 6 m. Der Küstensegler hat ein durchlaufendes Deck zwischen den Masten. Der Schiffstyp ähnelt den kleinen Brazzera und Peligo im selben Verbreitungsgebiet. Sie fanden bis Anfang des 2o. Jahrhunderts Verwendung, wurden meist von vier Seeleuten bedient und beförderten Lebensmittel, Holz, lebende Tiere und Stückgut. Das „Markenzeichen“ des Trabaccolo ist der stark abgerundete Rumpf. Unverwechselbar sind die zwei großen Augen, die Farbe war das Zeichen des Besitzers.

Die Besegelung der Seekuh waren die Fock, Klüver oder Genua, das Großsegel und das Besansegel. Zusätzlich noch Spinnaker und Toppsegel. Ihre braunen Segel mit dem Kuhkopf auf dem Besan waren in der ganzen Adria bekannt. Mittlerweile bekam sie eine weiße Besegelung (und es schaut für mich ganz fremd aus).

Gott sei Dank kann mir niemand die schönen Erinnerungen an viele Segelurlaube in der Adria nehmen. Nun sind es halt, aus verschiedenen Gründen, die Urlaube mit Kreuzfahrtschiffen.

EUROPA und AFRIKA

Gestern fand ich auf meiner Kabine eine Blumengesteck als Gruß vom Kapitän, diesmal ist es Matteo Fava. Meine Freude war groß und ich fand es eine sehr nette Geste, jede Dame, die den Diamant-Status, die Höchste Punktezahl des Costa-Clubs hat, bekam diesen Blumengruß.

Durch meine vielen Reisen und die Weltreise vor zwei Jahren hab ich natürlich viele Punkte gesammelt und werde nun verwöhnt. Ebenso erwartete mich eine Flasche Sekt und ein Obstkorb.

Aber es machte mir eigentlich erst jetzt so richtig bewusst, ja – ich bin wirklich wieder unterwegs um die Welt zu umrunden!

Mittlerweile befindet sich das Schiff im Mittelmeer mit Kurs auf Gibraltar. Morgen werden wir in Casablanca anlegen und damit bereits den zweiten Kontinent und den Atlantik erreichen. Die See ist ganz ruhig, der Himmel blau mit Federwolken und die Temperatur ist auch schon sehr angenehm.

Doch alles von Anfang an.

ITALIEN

Venedig

Diesmal begann die Reise in Venedig und nach einer sehr angenehmen Nacht im Liegewagen kam ich ausgeruht beim Schiffsterminal an. Zuerst einmal schauen, das Handgepäck loszuwerden und dann geht es ja ganz gemütlich zur Einschiffungsprozedur. Zweitausend Passagiere warteten darauf, an Bord gehen zu können. Gegen ein Uhr dann konnte ich endlich wieder die Costa Luminosa, „den Diamanten des Lichtes“, betreten. Mit diesem Schiff fuhr ich ja schon vor zwei Jahren um die Welt und so fühlte ich mich gleich zu Hause. In meiner Kabine erwartete mich eine Flasche Sekt und ein Obstkorb. Nach einer Weile kam mein Handgepäck und dann auch meine Koffer, ich hatte sie schon vor Tagen von daheim abholen lassen. Alles da, es kann los gehen!

Ganz brav absolvierten alle vor dem Auslaufen die obligatorische Sicherheitsübung und erfuhren, wie man sich im Notfall verhalten soll.

Venedig, immer wieder gesehen, immer wieder schön. Die Stadt liegt auf einem Archipel aus Laguneninseln, die durch ca. 4oo Brücken verbunden sind. Der Hauptkanal ist der Canale Grande mit seinen großartigen Adelspalästen. Der wichtigste Platz ist der Markusplatz mit dem Markusdom, dessen reicher Schmuck auf die Plünderung von Byzanz im Jahr 12o4 zurückgeht. Außerdem mussten alle Schiffe, die nach Venedig zurück kamen, Kostbarkeiten für den Dom mitbringen. Gleich daneben liegt der Dogenpalast, von hier aus regierte bis 1797 der Doge die Stadt. Viele Sehenswürdigkeiten hat die Stadt und es lohnt sich immer hier einige Tage zu verbringen, es gibt immer neues zu entdecken. Zum Beispiel die Insel Murano, berühmt für das gleichnamige Glas und die Spiegel aus Blattsilber. Auch ein Besuch des Lido lohnt. Aber all das kommt für mich erst am Ende der Reise, da bleibe ich noch zwei Tage in dieser wunderschönen Stadt.

Zuerst aber kommt die Weltumrundung.

Um 17.oo gings dann wirklich los. Von Schleppern gezogen, ganz ohne Wellen, glitt das Schiff an der wunderbaren Kulisse des abend- und weihnachtlich beleuchteten Venedig vorbei und nachdem die Schlepper los gemacht haben, langsam hinaus in die Lagune und dem Meer zu. Auf Deck 9 ist eine große Party zur Abfahrt in Gang. Obwohl es doch sehr kalt war, stand ich lieber, wie gewohnt, an Deck 3, dieser Außenbereich ist dem Meer am nächsten, und genoss die Ausfahrt. Vermisst habe ich diesmal die Stimme von Andrea Bocelli, sie begleitete uns bei der letzten Reise immer mit „Time to say goodbye“. Ich blieb draussen und schaute den langsam verschwindenden Lichtern nach. Wieder unterwegs, 1o6 Tage diesmal bis wir wieder zurück nach Venedig kommen. Was werden wir in dieser Zeit alles sehen und erleben? Diesmal sind für mich etliche bekannte Destinationen dabei, da es aber bei manchen schon viele Jahre her ist seit ich dort war, wird sich vieles verändert haben und ich bin schon neugierig darauf.

Bari

Am Vormittag hatten wir an Steuerbord das italienische Vorgebirge Gargano. Es ist eine bergige Landzunge des nördlichen Teils von Apulien, auf welcher sich der gleichnamige Nationalpark befindet. Die Herkunft des Namens leitet sich von einem alten keltischen Glauben ab. Vorbei an der Stadt Vieste, sie ist bekannt für die gute Qualität der Gewässer, weiter am Golf von Manfredonia, kommen wir gegen 13.oo Uhr nach Bari.

Die Stadt war schon in der Antike als „Barium“ bekannt. Im frühen Mittelalter war sie Zentrum der byzantinischen Macht in Unteritalien. Die Stadt wurde 1o7o vom Normannenherzog Robert Guiscard erobert. Von 1324 bis 1558 war sie das Haupt eines praktisch unabhängigen Lehensfürstentums, dann fiel sie als erledigtes Lehen an das Königreich Neapel zurück. Heute ist Bari nach Neapel die zweit größte Stadt Süditaliens.

Schon vom Schiff aus kann man die Kathedrale und die Basilika San Nicola sehen. Sie ist die „Mutter“ aller romanischen Kirchen in Apulien. Hier ruhen die Gebeine des Hl. Nikolaus, des Schutzpatrons der Seeleute. 1o87 hatten Bareser Seeleute die Gebeine des Heiligen aus Myra (heute Demre), Kleinasien, entführt. Auf den Trümmern des byzantinischen Gouverneurspalastes wurde für die Reliquien diese Basilika erbaut. 1o89 wurde die Krypta geweiht und 1197 war dann die Kirche vollendet. Die mittelalterlichen Verbauungen sind größtenteils beseitigt. Die herrliche Westfassade, einzigartig an einem romanischen Portal in Apulien Stiere als Stylophoren. Im Inneren in der Apsis das erstaunlichste Kunstwerk der apulischen Romanik, der Bischofsthron des Elia, in der Bauzeit der Kirche Bischof von Bari. Davor das einzige in Apulien unversehrt erhaltene Ziborium.

Sehenswert ebenfalls die Kathedrale S. Sabino. Zwischen 1o24 und 1o4o wurde ein byzantinischer Vorgängerbau erneuert und erweitert. 1156 wurde die ganze Anlage durch den Normannenkönig Wilhelm I. zerstört und 116o nach dem Vorbild der Nicolausbasilika wieder aufgebaut. In der Apsis ein herrliches Fenster, die Portale wurden im 18. Jhd. barockisiert.

Interessant auch das Kastell welches 1233 Kaiser Friedrich II wieder herstellen lies. Er soll hier auch mit Franz von Assisi zusammengetroffen sein. Das Aussehen wurde in späteren Jahren von Karl I. von Anjou und auch von Isabella Sforza verändert. Heute befindet sich hier ein Museum für Abgüsse apulisch-romanischer Plastiken.

Ein Bummel durch die Stadt, ihre Kirchen und dann entlang der Seepromenade lohnt immer. Kaffeehäuser und kleine Bistros laden zu einer kurzen Rast ein bevor es wieder zurück zum Schiff geht.

Rom

Nach einem Tag auf See an dem wir die Adria verließen und durch die Straße von Messina und vorbei an den Liparischen Inseln mit dem beeindruckenden, rauchenden Vulkan Stromboli gefahren sind, erreichten wir den Hafen von Civitavecchia. In der Straße von Messina bot sich ein besonderer Anblick, der einzgartige sizilianische Hafenpilot kam bei der beachtlichen Schiffsgeschwindigkeit von 2o Kn. an Bord und verließ das Schiff nach ca. 1 Stunde auch wieder auf dem selben Weg, nämlich über eine Strickleiter zurück aufs parallel zum Schiff fahrenden Lotsenboot. Bei jedem Wetter eine Gewaltleistung. Er unterstützte den Kapitän bei der Passage mit Vorschlägen geeigneter Routen, entsprechend den Strömungen, im engen Kanal. Die Durchfahrt ist im nördlichen Teil nicht breiter als 3 km.

In der Früh waren wir dann in Civitavecchia, dem Hafen von Rom (ca. 9o km von der Hauptstadt entfernt). Er wurde 1o8 n. Chr. von Kaiser Trajano gegründet. Viele Jahrhunderte lang war die Stadt Dreh- und Angelpunkt des Austauschs und der Kontakte zwischen den Völkern des alten „Mare Nostrum“. Seit 2o11 ist der Hafen der wichtigste Kreuzfahrthafen im Mittelmeer mit rund 2,6 Mio. Passagieren im Jahr.

Während der Herrschaft der Römer konkurriete der Hafen Civitavecchias mit dem von Ostia um die Belieferung von Rom. Auch nach dem Niedergang des Römischen Reiches hatte der Hafen noch eine große Bedeutung, mehr noch, innerhalb weniger Jahrhunderte wurde er zum wichtigsten Hafen des Tyrrenischen Meeres, was die Aufmerksamkeit der türkischen Piraten erregte. Die Struktur des Hafens wurde zwar kontinuierlich modernisiert und angepasst, ist aber dennoch grundsätzlich die aus römischer Zeit geblieben.

Mit dem Bus kamen wir nach Rom und ich machte mir auf eigene Faust einen gemütlichen Tag in der Stadt. Besuchte die Engelsburg, war ganz begeistert von den Schönheiten der Prunkräume,ging bis zur obersten Plattform über der der große Engel seine Flügel ausbreitet und von wo aus man einen herrlichen Blick über die Stadt und den Petersplatz hat. Doch bei all der Schönheit darf natürlich auch nicht vergessen werden, welche Tragödien sich hier abgespielt haben. Die Kerker in der Basis der Engelsburg geben Zeugnis davon.

Ich warf meine obligate Münze in den Trevibrunnen, schaute mir Sta. Maria Maggiore an und fuhr mit dem Hop on Bus bequem von Seheswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit.

War wirklich ein schöner Tag obwohl es gelegentlich stark geregnet hat.

Zurück am Schiff ging es dann um 22.oo aus dem Hafen und Richtung Marseille.