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Kurzbeschreibung:

Speyer, 1076 n. Chr. Zusammen mit ihrem Gemahl, König Heinrich IV., wurde die junge Bertha von den Reichsfürsten nach Speyer verbannt, wo sie darauf warten sollen, dass der vom Papst Gregor VII. exkommunizierte König seine Krone verliert. Doch Heinrich will sich nicht geschlagen geben und zieht über die verschneiten Alpen zum verhassten Papst, um sich vom Bann zu befreien. Berthas sächsischer Leibwächter Arend, den sie heimlich liebt, begleitet sie über den vereisten Pass. Doch gleichzeitig verschwören sich im Reich die Sachsen mit zahlreichen anderen Feinden und bereiten den Sturz des Königs vor. Nach der Rückkehr aus Italien nimmt Heinrich IV. augenblicklich den Kampf mit den widerspenstigen Sachsen und deren Verbündeten auf, dringt verwüstend in deren Besitzungen ein und entzweit seine Gegner. Arend muss sich entscheiden, ob er Bertha beim wichtigen Kampf um ihre Krone unterstützt oder ob er für sein eigenes Volk kämpft.

Iris Hennemann

Königin im Schatten 

Kampf um die Krone


Edel Elements

Kapitel 1

Speyer, Anfang November 1076

Noch zeigte sich das kräftige Blau des Firmaments, doch wilde Wolken zogen heran, teils zerrissen, teils in dramatischen Formationen emporgestapelt, hier weiß, an anderen Stellen bedrohlich düster und grau. Sie kamen schnell näher, hatten die wärmende Sonne bereits verschlungen und fraßen sich immer weiter gierig vorwärts. Fast wirkte es, als wollten sie mit ihrer Masse die Welt unter sich begraben.

Betrübt schaute Königin Bertha – gerade erst 25 Jahre alt – zum Himmel empor. Gewiss würde bald Regen einsetzen. Wind zerrte an ihrem weißen Seidenschleier, unter dem zwei dicke weizenblonde Flechten hervorschauten. Ihren schlanken Körper zierte ein knöchellanges Kleid aus feinem dunkelroten Scharlach, darüber hatte sie einen blauen Wollmantel gelegt, der mit einer kunstvollen Schließe zusammengehalten wurde, in der leuchtende Amethyste, Bergkristalle und Almandine gefasst waren.

Bertha war der grimmige Wind willkommen, der ihr deutlich verhieß, dass sie lebte, ihr ein Frösteln auf die Haut trieb und so manchen trüben Gedanken mit sich nahm.

„Mama, darf ich noch mal schießen?“, wollte die sechsjährige Adelheid wissen und zögerte, einen weiteren Pfeil aus dem Köcher zu ziehen.

Unschlüssig zupfte sich Bertha an ihrer Nase und zwinkerte ihrem Kind liebevoll zu. „So wie es aussieht, wird es bald regnen, und eigentlich ist es jetzt schon viel zu windig.“

Flehend blinzelte ihre Tochter sie an. „Ach bitte!“ Das „e“ zog sie besonders lang, und dies erweichte Bertha.

„Na gut, aber nur noch ein wenig, mein Liebling.“

Die hübsche Adelheid, die ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten war, strahlte, legte den kleinen Bogen an und verschoss den Pfeil. Er schlug genau in der Mitte der Strohscheibe ein, die nahe dem Pferdestall aufgebaut worden war.

„Unverkennbar besitzt sie Euer Talent“, lobte Ada, die kesse Dienerin, deren rotes Haar an einigen Stellen unter dem Kopftuch hervorquoll.

Neben ihr stand eine weitere Dienerin: Imma, dünn und bleich wie eh und je und immer zutiefst unglücklich dreinschauend. „Herrin, Ihr wisst doch, dass Euer Gemahl es nicht gern sieht, wenn Ihr Euren Töchtern das Bogenschießen beibringt“, erinnerte sie vorsichtig und schaute ängstlich umher, als ob sie befürchtete, dass der junge König bereits in der Nähe war.

Ada gluckste. „Es ärgert ihn doch nur, weil unsere Königin dies auf kurze Distanzen viel besser kann als er.“

Die beiden Frauen waren ungefähr im gleichen Alter wie ihre Herrin und vor zwanzig Jahren nach Berthas Verlobung mit ihr an den kaiserlichen Hof gekommen. Sie waren ihre Vertrauten, gaben ihr ein wenig Halt in diesen bewegten Zeiten und hüteten so manches ihrer Geheimnisse.

Die Königin ging zu ihrer dreijährigen Tochter Agnes, die ebenfalls schon einen kleinen Bogen besaß und fröhlich Pfeile ohne Spitzen kraftlos durch die Gegend schoss. Die meisten landeten direkt vor ihren Füßen. Bertha korrigierte die Haltung des Mädchens und trat mit einem Seufzen wieder zurück.

Wie sehr sie es hasste, in diesem Bischofspalast zu sein! Die Gebäude und das großzügige Gelände waren durchaus prächtig, fast königlich. Doch sie war nicht freiwillig hier … weder sie, noch der König oder der engste Kreis des Hofstaates. Niemals hätte Bertha es für möglich gehalten, dass ihr Gemahl so dramatisch an Macht verlieren könnte.

Noch im Oktober des vergangenen Jahres hatte er die aufsässigen Sachsen unterworfen, und deren Adlige hatten ihm die Füße küssen müssen. Anschließend hatte er sie – entgegen seiner Versprechungen – allesamt gefangen nehmen lassen. Auch Berthas sächsischen Leibwächter Arend …

Wie hatte Arend sie, seine geliebte Königin, nur jemals verlassen und die Seiten wechseln können? Heinrich hatte ihn hinrichten lassen wollen, doch einige königstreue Edle und auch Bertha hatten sich für seine Freilassung eingesetzt. Seitdem hatte sie ihn nicht mehr gesehen, sehnte sich aber mit jedem Tag mehr nach ihm.

„Du musst den Ellenbogen ein wenig höher nehmen, mein Schatz“, korrigierte Bertha die Haltung ihrer ältesten Tochter. „Ja, so ist es gut.“ Die Königin lächelte, doch ihre Gedanken schweiften wieder ab.

Nach dem Sieg über die Sachsen hatte sogar Papst Gregor VII. dem König gratuliert. Doch bald darauf war Heinrich der Inhalt des Dictatus papae des Heiligen Vaters von einem Spion zugetragen worden, worin dieser mehr oder weniger die Weltherrschaft für sich forderte. Zudem sollten die Bischöfe nur noch dessen Handlanger sein, und er wollte Untergebene vom Treueeid lösen, den diese dem König geleistet hatten. Ja, Gregor wollte erreichen, dass der Papst über dem König stand und diesen sogar absetzen konnte.

Die Empörung im Reich war maßlos gewesen. Am 24. Januar diesen Jahres hatten sich sechsundzwanzig Bischöfe in Worms unter dem Vorsitz des Erzbischofs Siegfried von Mainz zu einer Synode zusammengefunden. Der schlimmste Hetzer war dabei der exkommunizierte römische Kardinal Hugo Candidus gewesen. Dieser hatte dem Papst sogar Unzucht mit der Markgräfin Mathilde von Tuszien und deren Mutter Beatrix unterstellt. Zudem hatte sich der König empört, dass Gregor VII. ihm die erbliche Königswürde absprechen und ihn und das italienische Reich zu entzweien trachtete. Dies und die entschiedene Ablehnung des deutschen Episkopats hatten Heinrich dazu bewogen, Gregor, „den falschen Mönch“ – so hatte er ihn abfällig genannt –, in einem kühnen Brief aufzufordern, den apostolischen Stuhl freizumachen. Wie hatte er es formuliert? Ich, Heinrich, durch Gottes Gnade König, sage dir zusammen mit allen meinen Bischöfen: Steige herab, steige herab! Zwar war von den Herzögen nur der bucklige Gottfried IV. von Niederlothringen erschienen, allerdings hatte das Heinrichs Gefühl der Anerkennung und Überlegenheit keinen Abbruch getan. Doch dann war der Donnerschlag aus Rom erfolgt: Der Papst hatte Siegfried von Mainz und zahlreiche andere Bischöfe exkommuniziert, und anschließend – so etwas war bisher vollkommen undenkbar gewesen – auch den gesalbten König! Genauso schnell wie sich die Bischöfe und auch weltlichen Herren gegen den Papst gestellt hatten, hatten sie sich nun von ihrem Herrscher abgewandt, um ihren eigenen Hals zu retten. Als Heinrichs Feinde übermächtig geworden waren, war es im vergangenen Monat in Tribur zu Verhandlungen zwischen dem König und dessen Feinden gekommen, doch Heinrich hatte sich ruhmlos nach Speyer zurückziehen müssen. Diese Stadt war mit seiner Familie verbunden, da sein Großvater, Kaiser Konrad II., in dieser Gegend geboren worden war.

Hier sollte Heinrich nun darauf warten, dass der Papst am 2. Februar des nächsten Jahres nach Augsburg kam, um das Urteil über ihn zu sprechen. Seitdem war der König so verbittert wie nie zuvor in seinem bewegten Leben. Sein Vater und auch sein Großvater hatten noch nach ihrem Belieben Päpste ein- und abgesetzt, doch da seine Eltern Unterstützer der Kirchenreformen gewesen waren, hatten sie unbeabsichtigt an den Beinen des Königsthrons gesägt. Es erschütterte Heinrichs Weltbild, dass er nun abgesetzt werden sollte. Das widersprach dem Gedanken des sakralen Königtums zutiefst. Er konnte den Verrat, die Untreue und die Niederlage nicht hinnehmen. In ihm tobte ein grollender Sturm, und dieser ließ ihn keine Ruhe finden.

„Vorsicht, Schätzchen! Erschieß doch nicht den armen Mann!“, rief Bertha erschreckt aus.

Adelheid hatte nicht abwarten können, bis ein Knecht die Pfeile aus der Strohscheibe herausgezogen hatte. Entsetzt war dieser dem heransurrenden Pfeil mit einem beherzten Sprung ausgewichen, und seine vor Schreck erbleichten Wangen färbten sich nun rot vor Zorn – wenn er auch jedweden Protest herunterschluckte.

„Entschuldigung!“, rief die Königin ihm lächelnd zu, und das besänftigte den Mann.

Bertha wandte sich um, als sie Schritte hinter sich hörte. Ihre ehemalige Amme Tilda, eine kleine, rundliche Frau, näherte sich eilig.

„Ihr solltet in Euer Gemach kommen. Schaut Euch doch nur den finsteren Himmel an! Bald wird es zu regnen beginnen.“ Im Laufe der Jahre hatten sich immer mehr Falten ins Gesicht der tatkräftigen, resoluten Dienerin gegraben. Sie wurde alt.

Tilda hatte die Finger der linken Hand unauffällig gekreuzt, um ihrer Herrin zu verstehen zu geben, dass sie einen geheimen Brief für sie hatte.

„Wir wollten ohnehin gleich reingehen, ich möchte Adelheid im Lesen und Schreiben unterrichten.“ Ihr Blick glitt an Tilda vorbei, und sie zuckte leicht zusammen, als sie den König erblickte, der auf einem herrlichen Schimmel sitzend das Tor passierte und auf den Hof einritt.

Seine dunkelblonden schulterlangen Haare waren vom Ritt ein wenig wirr, und als er diese ordnen wollte, wirbelte der Wind sie sogleich wieder durcheinander. Jede seiner Bewegungen war elegant und drückte seine Herrschaftlichkeit aus. Der fast sechsundzwanzigjährige König war gut aussehend, auch wenn sein Kinn, das von einem kurz gestutzten Bart bedeckt wurde, ein wenig zu weich und seine gerade Nase etwas zu lang waren. Die Wangen des Königs wirkten eingefallen, der Ärger raubte ihm den Schlaf. So vertrieb er sich in seinem Gemach die langen Nächte mit seinen beiden Kebsweibern, der schönen Ortrun und der vollbusigen Gerlinde.

Doch nach außen hin bewahrte der König Würde. Er trug eine herrliche waidblaue Tunika, walnussbraune, mit glänzender Seide bestickte Beinlinge, passende Stiefel und einen roten Mantel, der auf der Innenseite mit kostbarem Feh gefüttert war. Den Mantel schmückte eine üppige goldene Schließe, die mit Edelsteinen und Perlen überladen war. Um seine schlanke Taille leuchtete ein juwelenbesetzter Gürtel. Bertha hatte den Eindruck, dass er sich, seit ihm von den Fürsten verboten worden war, sich mit seinen königlichen Abzeichen zu schmücken, besonders gern mit Gold behängte.

Vor ihm saß der zweijährige Konrad, der helle Sonnenstrahl in Heinrichs düster gewordener Welt. Der König verzog das Gesicht, als hätte er Essig getrunken, und seine dunkelblauen Augen funkelten verärgert, als er seine Gemahlin sah. Missmutig lenkte er das Pferd, dessen Zaumzeug prachtvoll mit Silber beschlagen war, zu ihr. Hinter ihm tauchten zwei berittene Leibwächter auf: Benno und Kuno. Letzterer war ein hässlicher stiernackiger Franke, dessen Nase mehrfach gebrochen war und der kaum noch einen Schneidezahn in seinem Schandmaul besaß. Es war Arend gewesen, der ihn bei mehreren deftigen Auseinandersetzungen derart zugerichtet hatte. Bertha war dieser Franke zuwider, der sie stets abfällig musterte. Zu dem ergrauten, aber nichtsdestotrotz muskelbepackten Benno hingegen hatte Bertha Vertrauen gefasst.

„Du weißt, dass ich es nicht gutheiße, wenn Adelheid und Agnes mit dem Bogen schießen! Sie sind Mädchen, werden niemals kämpfen und sollen lieber Dinge lernen, die sich für sie ziemen!“, grollte der König.

Sein Weib war anderer Meinung, doch sie wollte ihm vor den Untergebenen nicht widersprechen. „Ich bitte vielmals um Verzeihung, Herr. Wo bist du mit Konrad gewesen? Ich fürchte mich immer, wenn ihr fort seid. Außerhalb der Stadt und selbst in Speyer treibt sich so viel übles Gesindel herum.“

Heinrich lenkte das Pferd näher an seine Gemahlin heran. „Nun, Gesindel sitzt auch auf Bischofsstühlen und hockt in prachtvollen Burgen!“, stieß er verbittert hervor.

Bertha sehnte sich die Tage herbei, in denen er unbeschwert gewesen war. Unbekümmert hingegen war er nie gewesen. Dies verboten ihm schon allein sein misstrauisches Wesen und sein turbulentes Leben, das ihn gelehrt hatte, dass der nächste Nackenschlag nicht lange auf sich warten ließ. Doch es gab drei Menschen, die sein verstocktes Herz ein wenig erwärmten: seine Kinder.

„Wo bist du mit Konrad gewesen?“, wiederholte sie ihre Frage.

„In den Wäldern, und anschließend habe ich ihm den wundervollen Dom gezeigt, den mein Großvater in Auftrag gegeben hat. Er hatte ihn vielleicht noch nicht als Herrschergrablege angedacht, doch solche ist es geworden. Auch sein Grab ist dort. Nun, Konrad, weißt du noch, was ich dir über den Dom erzählt habe?“

Der bald Dreijährige zog die Augenbrauen zusammen und fuhr mit seiner Zunge nachdenklich über die Lippen. Er kratzte sich kurz am Kopf. „Ähm, nach dreißig Jahren war es so weit, da …“

„… konnte er geweiht werden“, half ihm sein Vater.

„Da war Papa elf … Es fehlten noch …“ Hilfesuchend schaute er den Vater an.

„… die Treppentürme und die Obergeschosse“, ergänzte Heinrich.

„Papa sagte, dass seitdem fleißig weitergemacht wurde … aber gerade nicht. Aber wenn Papa alle besiegt hat, soll die Kirche noch viel größer werden“, plapperte er mit lebhafter Stimme.

Ein Schatten huschte über Heinrichs Gesicht, doch dann lächelte er seinen Sohn wieder an. „Und was habe ich noch gesagt?“

„Da liegt Großvater Heinrich. Und vom Opa die Mama liegt da auch.“

„Ja. Kaiserin Gisela. Dein Großvater ließ seine Mutter von Goslar hierherbringen. Und wo ist das Herz von Großvater?“

„Goslar.“

„Und wo genau in Goslar?“, wollte Heinrich wissen.

Konrad überlegte angestrengt, doch es fiel ihm nicht ein.

„In der Stiftskirche St. Simon und St. Judas.“

Der Kleine lächelte nur verlegen, aber dann kam ihm noch etwas in den Sinn, und er strahlte über das ganze Gesicht: „Die ist in Goslar bei den bösen Sachsen.“

„Ja, das ist wahr.“ Heinrichs Stimme klang geradezu zuversichtlich.

Berthas Augen wurden schmal, und sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Goslar? Hast du Pläne? Willst du mir davon berichten?“

„Nein, noch nicht …“

Zu gern hätte sie gewusst, was hinter seiner Stirn vor sich ging, aber sie musste ihre Neugier zügeln. War ihre Lage nicht eigentlich aussichtslos? Wenn er es bis zum Jahrestag seiner Exkommunikation, also bis zum 15. Februar, nicht schaffte, sich vom päpstlichen Bann zu lösen, würden die Fürsten des Reiches ihn gnadenlos absetzen und einen anderen zum König wählen. Und der Papst machte bisher keinerlei Anstalten, sich des Mannes, der ihn als ‚falschen Mönch’ betitelt und mit seinem richtigen Namen ‚Hildebrand’ benannt hatte, zu erbarmen.

Es freute Bertha, dass er nach einem Ausweg suchte, denn sie selbst konnte sich mit dem Gedanken, keine Königin mehr zu sein, ebenso wenig abfinden. Wo sollten sie dann hin? Was sollte aus ihnen werden?

Der König reichte den kleinen Konrad zu Tilda hinunter, die diesen freudig in ihre Arme schloss. Seinen Töchtern schenkte er ein Lächeln, wendete sein Pferd und ritt zum Stall, gefolgt von seinen Leibwächtern.

„Imma, Ada, kümmert euch um die Kinder! Ich gehe mit der Königin in ihr Gemach. Lasst euch ruhig Zeit“, wies Tilda die anderen Dienerinnen an.

Bertha verbot ihr nicht, so energisch zu reden, denn die ältere Frau war ihr Mutterersatz und in dunklen Stunden oft ihre Trösterin. Zusammen mit ihr ging sie über den Hof Richtung Palas.

Arnulf, der sowohl Bertha als auch den König bewachte, begab sich zu ihnen. Er war breitschultrig, Ende dreißig, hatte grüne tief liegende Augen, blondes kurzes Haar und einen Bart. Er war schweigsam und für Bertha nicht richtig zu ergründen. Sie traute ihm nicht ganz, denn sie vermutete, dass er dem König stets brav berichtete, was in ihrem Gemach vor sich ging. Manchmal stand auch der eitle Hado Wache. Diesen empfand sie als äußerst störend, zumal er gern sang und dabei kaum einen Ton traf.

Die Frauen betraten in Arnulfs Begleitung den prächtigen, mit zahlreichen Rundbogenfenstern versehenen Palas, schritten die Stufen empor und den Gang entlang. Der Leibwächter öffnete ihnen die Tür des Gemachs, das sich über dem Festsaal befand.

Neben zahlreichen Briefen lagen auf einem Tisch aus schwerer Eiche kostbare golddurchwirkte Garne, Nadeln aus geschnitztem Bein oder Kupfer und verschiedene feingewebte Leinenstoffe. Bertha schob das alles achtlos beiseite und streckte Tilda ihre Hand entgegen. „Gib ihn mir! Von wem ist er?“

Tilda raffte ihren Rock aus hellbrauner Wolle empor, im leinenen Unterkleid war eine geheime Tasche eingenäht. Daraus zog sie einen Brief hervor. „Er ist von Adelheid.“

Bertha war überrascht, eine Nachricht von ihrer Schwester zu erhalten, die mit dem Herzog Rudolf von Rheinfelden vermählt war. Das Herz der Königin begann aufgeregt zu pochen. „Von meiner Adelheid? Leider schreibt sie mir so selten. Aber das ist ja kein Wunder: Wegen ihres abscheulichen Gemahls muss sie es stets heimlich tun.“ Freudig nahm sie die Nachricht entgegen, brach das Siegel und setzte sich.

Meine liebe Schwester,

ich gehe ein großes Risiko ein, Dir folgende Zeilen zu schreiben. Sollten diese Rudolf in die Hände fallen, wird er mich totschlagen. Allerdings bist Du um Deinen Gemahl ja auch nicht zu beneiden. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich vor sieben Jahren hörte, dass Heinrich Egeno II. von Konradsburg an den Hof geholt hatte, der Dich verführen sollte, damit er sich von Dir scheiden lassen konnte. Doch bist Du Gott sei Dank nicht darauf hereingefallen und hast sowohl Egeno als auch Heinrich mit einem Knüppel verhauen. Darüber kann ich heute noch herzlich lachen. Ach, meine Liebe, sei zufrieden, dass er Dich an schlechten Tagen höchstens mit Missachtung straft und Dich nicht wie einen Hund verprügelt.

Nun zum Grund meines Schreibens: Es bereitet mir große Sorgen, dass der Papst wahrscheinlich über Heinrich triumphieren wird. Ich möchte Dich eindringlich vor Rudolf warnen. Hat er schon beim Aufstand der Sachsen die Nähe dieses aufsässigen Volkes gesucht, so sieht er nun seine Chance gekommen, selbst nach der Krone zu greifen. Als Heinrich exkommuniziert wurde, war Rudolfs Freude grenzenlos. Zu jeder Untat, zu jedem Kompromiss, zu jedem Zugeständnis wird er bereit sein, um sein Ziel zu erreichen. Dem Papst wäre er ein getreuer Knecht, aber ich sehe Gefahr für die Stärke des Reichs, wenn das Königtum zahlreiche Rechte und an Macht verlöre. Nach außen hin werde ich stets zu Rudolf stehen, obwohl ich ihn verachte. Nimm Einfluss auf Heinrich, damit er weder Rudolf noch den Herzögen Berthold von Kärnten und Welf IV. von Bayern traut. Alle drei sind sich einig und wollen den Sturz des Königs. Und die Sachsen kommen schon wieder zu geheimen Unterredungen in unsere Burg. Sie schärfen unlängst ihre Waffen und sind bereit für den nächsten Schlag gegen Heinrich.

Du bist die Königin, und ich bete, dass dieses auch so bleiben möge und Dein kleiner Konrad irgendwann die Krone trägt. Sei gewarnt!

Deine Dich liebende Schwester Adelheid

Mit bebenden Händen legte Bertha den Brief beiseite. Ja, sie hatte bereits gewusst, dass Rudolf eine Gefahr war, doch dass Adelheid sie so eindringlich vor ihm warnte, bestürzte sie. Hoffnungslosigkeit fiel wie ein Rudel hungriger Wölfe über sie her. Tränen sammelten sich in ihren Augen und rannen ihr über die Wangen.

„So schlimme Neuigkeiten?“ Tilda befreite sich von ihrem Kopftuch und entblößte ihr hochgestecktes grau-braunes Haar. Seufzend erhob sie sich und drückte die Königin liebevoll an sich.

„Neuigkeiten sind es nicht unbedingt, aber wenn man die eigene Lage so unverblümt und klar vor Augen geführt bekommt, ist es durchaus erschreckend“, sagte Bertha leise, da sie nicht wollte, dass Arnulf etwas davon mitbekam.

„Ja, mein Herz, der Königshof ist wahrlich kein Ort der Freude und hat weitaus prächtigere Zeiten gesehen. Auch die Gesandten aus den fernen Ländern bleiben aus, da sie wissen, dass Heinrich wie ein Schiff in unruhigen Gewässern treibt und jeder noch versucht, Löcher in den hölzernen Rumpf zu schlagen, damit es schneller sinkt.“ Sie seufzte. „Weint nur, weint … Aber vor Euren Kindern dürft Ihr das nicht tun. Sie sollen sich nicht ängstigen und verstehen Eure unheilvolle Situation ohnehin noch nicht.“

Bertha wischte sich die Tränen fort. „Es nützt nichts zu jammern. Wir können hier nur tatenlos in Speyer hocken, während die Krähen bereits auf den Dächern hocken und darauf warten, dass sie sich an uns laben können.“ Bertha richtete sich in ihrem schweren Holzstuhl mit der kunstvoll gedrechselten Rückenlehne gerade auf.

„Jedoch hatte ich heute das Gefühl, dass Heinrich Pläne schmiedet. Wenn diese keine Torheiten sind, werde ich ihn dabei unterstützen, ganz gewiss!“

Mütterlich tätschelte Tilda ihr die Wange. „Brav so, meine Königin, so gefallt Ihr mir schon wesentlich besser. Wollt Ihr den Brief nochmals lesen, bevor ich ihn den Flammen übergebe?“

„Ja, natürlich“, meinte Bertha, nahm ihn zur Hand, und ihre Wut auf Herzog Rudolf wuchs ins Unermessliche. Niemals durfte dieser Mensch, der sich selbst für so überaus fromm hielt, aber nicht danach handelte, die Krone aufgesetzt bekommen. Niemals!

Glossar

Aachen: von Kelten besiedelt, anschl. röm. „Aquae Granni“; Lieblingspfalz von Karl dem Großen; in der Pfalzkapelle wurden die meisten deutschen Könige gekrönt

Adalbert I. von Bremen und Hamburg: geb. um 1000, gest. 1072 in Goslar; Erzbischof von Bremen und Hamburg von 1043 bis 1072; entstammte dem bedeutenden sächs. Geschlecht von Goseck. Seine Brüder waren die Pfalzgrafen Dedo und Friedrich von Sachsen. Wollte ein nördliches Patriarchat errichten. Nachdem der junge König Heinrich entführt worden war, war er zeitweise sein Erzieher und Regent, hatte bedeutenden Einfluss auf den jungen König. Wurde 1066 gestürzt, ist aber 1069 wieder in der Nähe des Königs zu finden

Adalbert II. von Ballenstedt: geb. um 1030, gest. 1080; Graf von Ballenstedt, aus dem Geschlecht der Askanier; Gegner von Heinrich IV.

Adalbert II. von Calw: geb. um 1030, gest. 1099; ab 1075 Graf von Calw, Vogt des Hirsauer Klosters

Adalbert II. von Worms: geb. um 1035, gest. 1107; Bischof von Worms von 1070 bis 1107; anfangs gutes Einvernehmen mit Heinrich IV., dann so schlecht, dass die Wormser 1073 ihren Bischof vertrieben, weil dieser Heinrich nicht in die Stadt einlassen wollte. 1076 musste Heinrich dem Bischof die Stadt zurückgeben; 1078 kämpfte er in der Schlacht bei Mellrichstadt gegen Heinrich IV., wurde gefangen genommen und konnte nach drei Jahren entfliehen

Adelheid: geb. 1070, gest. 1079; älteste Tochter von Heinrich IV. und dessen Gemahlin Bertha

Adelheid von Susa: geb. um 1020, gest. 1091; Markgräfin von Turin, Gräfin von Savoyen; Mutter von Königin Bertha; Vermittlerin im Investiturstreit zwischen Papst Gregor VII. und König Heinrich IV.; ermöglichte ihrem Schwiegersohn den Übergang über die Alpen und begleitete ihn nach Canossa

Adelheid von Turin: gest. 1079; Tochter des Grafen Otto von Savoyen und der Adelheid von Susa; war die Schwester von Königin Bertha; Gemahlin von Rudolf von Rheinfelden, Herzog von Schwaben, der ab 1077 Gegenkönig von Heinrich IV. war

Agnes von Poitou: geb. um 1025, gest. 1077; Gemahlin von Kaiser Heinrich III., Mutter u. a. von Heinrich IV.; Unterstützerin der Kirchenreformen; nach dem Tod ihres Gemahls übernahm sie von 1056 bis 1061 die Regentschaft für den kleinen Heinrich IV.; zog sich dann ins Kloster Fruttuaria zurück, vermittelte aber später immer wieder im Interesse ihres Sohnes

Agnes von Waiblingen: geb. 1072, gest. 1143; Tochter von Heinrich IV. und dessen Gemahlin Bertha; wurde 1079 mit Friedrich I. von Schwaben verlobt

Ain: Fluss in Frankreich, mündet in der Rhone

Alberto Azzo II. von Este: geb. um 1000, gest. 1097; Markgraf; Vater von Welf IV.; Besitz in Mittel- und Norditalien

Alexander II: geb. um 1010, gest. 1073; eigentlich: Anselmo da Baggio; Papst von 1061 bis 1073; Förderer der Reformbewegung, wurde von Hildebrand unterstützt

Altmann von Passau: geb. um 1015, gest. 1091; Bischof von Passau von 1065 bis 1091; im Investiturstreit hielt er zu Papst Gregor VII., unterstützte den Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden; Heinrich IV. vertrieb ihn aus Passau

Altwin von Brixen: gest. 1097; Bischof von Brixen von 1049 bis 1097; treuer Anhänger von König Heinrich IV. Er war auch schon dessen Vater, Heinrich III., treu ergeben

Amadeus II. von Savoyen: geb. um 1050, gest. 1080; Bruder von Königin Bertha; war ab 1078 Graf von Savoyen

Anno von Köln: geb. um 1010, gest. 1075; Erzbischof von Köln von 1056 bis 1075; entstammte einem schwäbischem Adelsgeschlecht; wurde 1046 von Kaiser Heinrich III. als Hofkaplan an den Hof berufen; 1054 Propst in Goslar; war an der Entführung des elfjährigen Heinrichs beteiligt; war zwischenzeitlich Regent

Appenin: Kettengebirge in Italien

Aquileia: italienische Stadt im Nordosten, seit dem 6. Jh. galt der Bischof von Aquileia als Patriarch

Archidiakon: Vorsteher einer Untereinheit eines Bistums bzw. Stellvertreter des Bischofs

Arkade: ein von Säulen oder auch von Pfeilern getragener Bogen

Asti: Stadt im Nordwesten von Italien; Bischofssitz seit dem 5. Jh.

Attila: gest. 453; im 5. Jh. Herrscher der Hunnen, der Kriegszüge gegen Ostrom und Westrom unternahm

Augsburg: Stadt in Bayern; Ort der Sammlung vor Zügen nach Italien aufgrund seiner Lage an der Via Claudia Augusta

Aventin: einer der sieben Hügel Roms

Bamberg: Stadt in Bayern; 1007 wurde das Bistum Bamberg gegründet, 1046 wurde ein Bamberger Bischof zum Papst gewählt (Clemens II.)

Basilika: Kirche, die innen durch Pfeiler und Säulen in mehrere Längsschiffe unterteilt ist; dabei ist das mittlere am höchsten und hat beidseitig Fensterreihen

Beatrix von Lothringen: geb. um 1017, gest. 1076; wurde 1037 mit Bonifatius von Canossa verheiratet, dieser besaß zahlreiche Güter in Italien, u. a. war er Markgraf von Tuszien und Herzog von Spoleto. Nachdem ihr Gemahl gestorben war, regierte sie für ihre Tochter Mathilde. 1054 heiratete sie Gottfried III. von Niederlothringen. Nach dessen Tod regierte Beatrix gemeinsam mit ihrer Tochter

Benedikt von Nursa: geb. um 480, gest. 547; Einsiedler und Abt der Abtei Montecassino, Gründer des Benediktinerordens; stellte die Regula Benedicti auf, die u. a. feste Regeln für Gebet, Arbeit, Lesungen, schlichte Ernährung und das Zölibat fordern

Benedikt X.: eigentlich Giovanni Mincio von Tusculum; Gegenpapst von Nikolaus II. von 1058 bis 1060; er wurde abgesetzt und exkommuniziert

Benno II. von Osnabrück: geb. um 1020, gest. 1088; Bischof von Osnabrück von 1068 bis 1088; Baumeister und Berater von Heinrich IV.; wurde vom König u. a. mit dem Bau der Burgen im Harz beauftragt

Bergamo: Stadt in der Lombardei (Italien); die Bischöfe waren dem dt. König zumeist treu

Bernhard von St. Viktor: Legat des Papstes, Kardinaldiakon, Abt von St. Victor in Marseille

Bertha von Turin: geb. 21.09.1051, gest. 1087; auch: Bertha von Savoyen; Tochter von Graf Otto von Savoyen und Adelheid von Susa; ab 1066 Gemahlin von König Heinrich IV. Im Dom zu Speyer ist ihr Grab zu finden

Berthold I. von Zähringen: geb. um 1000, gest. 1078; Beiname: „der Bärtige“; Markgraf von Verona, Herzog von Kärnten von 1061 bis 1077; im Investiturstreit Gegner von Heinrich IV, Unterstützter des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden; wird 1077 von Heinrich als Herzog abgesetzt

Berthold II. von Zähringen: geb. um 1050, gest. 1111; Sohn von Berthold I.; Unterstützer des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden. Er heiratete 1079 die Tochter von Rudolf von Rheinfelden. Seinem Vater wurde 1077 der Titel Herzog von Schwaben aberkannt

Besançon: Stadt in Burgund (Frankreich); unabhängig von Grafschaft Burgund; unterstand dem Kaiser bzw. König

Billunger: bedeutendes sächsisches Adelsgeschlecht, Sitz in Lüneburg. Da Herzog Magnus Billung keine Söhne hatte, erlosch der Mannesstamm

Bistum Passau: sehr großes Bistum in Bayern; 739 von Bonifatius gegründet

Bogenfries: bogenförmiges Ornament in der Architektur

Bonifatius von Tuszien: geb. um 985, gest. 1052; auch: Bonifatius von Canossa; Markgraf von Tuszien; mächtiger italienischer Adel; Vater der Mathilde von Tuszien, Gatte von Beatrix von Lothringen

Boto: Ritter, Vasall von Heinrich IV.; erhielt von diesem den Ort Rehehausen

Braunschweig: Stadt im heutigen Niedersachsen, wird von der Oker durchflossen; war im Besitz der Brunonen

Breitenbach: Ort im nordöstlich Hessen; dort gab es einen Königshof; befand sich im Einflussbereich des Klosters Hersfeld

Brennerpass: Pass in den Ostalpen zwischen Tirol und Italien

Brixen: Stadt im heutigen Südtirol im Eisacktal; früher zum Herzogtum Bayern gehörend

Brocken: höchster Berg im Harz (Sachsen-Anhalt, 1141 m hoch)

Brunonen: sächs. Adelsgeschlecht, starben 1090 aus

Buchard von Lausanne: gest. 1089; auch: Burkhard von Oltingen; Bischof von Lausanne von 1056 bis 1089; im Investiturstreit aufseiten Heinrichs IV., wurde exkommuniziert und begleitete Heinrich nach Canossa, stand gegen Rudolf von Rheinfelden; 1079 ernannte ihn der König zum Kanzler von Italien

Bugey: Landschaft in einer Schleife der Rhone (im Südosten des franz. Departement Ain)

Buhurt: zumeist Ritterkampf in Gruppen mit scharfen oder stumpfen Waffen

Burchard II. von Halberstadt: geb. um 1028, gest. 1088; Bischof von Halberstadt von 1059 bis 1088; Neffe von Erzbischof Anno von Köln; kämpfte aufseiten der Sachsen gegen Heinrich IV.; unterstützte den Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden

Burchard von Basel: geb. um 1040, gest. 1107; auch: Burkhard von Fenis; Bischof von Basel von 1072 bis 1107, im Investiturstreit hielt er zu Heinrich IV. und wurde vom Papst gebannt; begleitete Heinrich IV. nach Canossa, hielt auch danach zum König

Burg Bianello: Burg in der Nähe von Canossa, ab 1044 im Besitz von Mathilde von Canossa

Burg Boullion: Burg im heutigen Belgien, die im 11. Jahrhundert auf drei Felskuppen errichtet wurde; Gottfried von Bouillon verpfändete diese, um am ersten Kreuzzug teilnehmen zu können

Burg Canossa: Burg in Oberitalien zwischen Parma und Bologna; gehörte der Markgräfin Mathilde von Tuszien; dort löste sich 1077 König Heinrich IV. von seinem Bann, mit dem ihm Papst Gregor VII. ein Jahr zuvor belegt hatte

Burg Eckertsberga: teilweise erhaltene Höhenburg ca. 20 km westlich von Naumburg in Sachsen-Anhalt, nahe der Landesgrenze zu Thüringen; wurde 1066 und 1074 an Bertha übertragen

Burg Groitzsch: Höhenburg in Groitzsch in Sachsen; lag an wichtigen Verkehrsverbindungen

Burg Harzburg: Höhenburg auf dem großen Burgberg oberhalb von Bad Harzburg; gebaut: 1065 bis 1068; hierher flüchtete sich König Heinrich IV. im Jahre 1073, wurde von den Sachsen belagert konnte aber fliehen

Burg Monte Zane: eine der vier Burgen der Mathilde von Tuszien in Quattro Castella; südöstlich von Reggio Emilia

Burg Tübingen: Burg in Tübingen in Schwaben; wurde 1078 ohne Erfolg von Heinrichs IV. Truppen belagert

Burg Volkenroda: Reichsburg in Thüringen; dort wurde Bertha 1073 von feindl. Truppen belagert

Burg Wartburg: Burg in Thüringen, in der Nähe von Eisenach; wurde 1080 in Brunos Buch zum Sachsenkrieg erstmalig genannt; um 1067 von Graf Ludwig dem Springer als Familienstammsitz gewählt

Burgund: Herzogtum Burgund, gelangte 1033 an den dt. König; wurde im Mittelalter zumeist von Herzögen aus dem Geschlecht der Kapetinger regiert

Caesar: geb. 100 v. Chr., gest. 44 v. Chr; römischer Feldherr und Staatsmann

Cevennen: südöst. Teil des Zentralmassivs in Frankreich

Chrisam: Salböl in der Kirche u. a. bei der Weihe eines Königs; zumeist mit Balsamen angereichertes Olivenöl

Cluniazensische Reform: Reformbewegung ausgehend vom Kloster Cluny in Burgund, das eine strengere moralische Ordnung wünschte und weitestgehende Loslösung von weltlichen Mächten und von der Macht der Bischöfe, also direkte Unterstellung unter den Papst. Wichtig war auch die Forderung des Vorgehens gegen Simonie und Einhaltung des Zölibats.

Conflictus Gallicus: Bezeichnung der frühen Turniere in Frankreich

Cottische Alpen: Gebirgsgruppe in den Westalpen zwischen Italien und Frankreich

Cremona: italienische Stadt in der Lombardei

Dalmatik: ein geschmücktes Obergewand, das vom Bischof unter der Kasel getragen wurde

Deditio: Vorgang des Aktes der Unterwerfung, ging aus röm. Recht hervor

Dictatus Papae: von Papst Gregor VII. verfasstes Schriftstück, worin er in 27 Sätzen die Stellung des Papstes und des Kaisers aufzeichnete; war höchstwahrscheinlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt

Diepold II. von Vohburg: gest. 1078 in der Schlacht bei Mellrichstadt; Markgraf auf dem bayerischen Nordgau; Sohn des Grafen Diepold I., Markgraf von Cham-Vohburg; stand aufseiten Heinrichs IV.

Dietrich von Brehna: Bruder von Wilhelm von Brehna; Graf von 1071 bis 1105

Dietrich von Verdun: Bischof von Verdun von etwa 1046 bis 1089

Dom St. Peter: auf Vatikanischem Hügel über dem Grab von Petrus erbaut; 326 geweiht; mehrmals umgebaut

Dora Riparia: Fluss in Italien, mündet bei Turin in den Po

Drosselrinne: Muskelfurche am Hals, verläuft längs

dux: auch: Herzog

Eberhard VI. von Nellenburg: geb. 1015, gest. um 1079; Graf von Nellenburg

Eberhard VII. von Nellenburg: geb. um 1035, gest. 1075; entstammte bedeutendem Geschlecht in der nördl. Schweiz und Südwestdeutschland; kämpfte für den König und fiel in der Schlacht 1075 bei Homburg an der Unstrut

Egeno II. von Konradsburg: Enkel von Egeno I. von Konradsburg; die Burg befindet sich im Nordosten des Harzes in Sachsen-Anhalt nahe Ermsleben

Eisack: Fluss in Südtirol, fließt an Brixen entlang

Ekbert II. von Meißen: geb. um 1059, gest. 1090; aus dem Geschlecht der Brunonen, Sohn des Grafen Ekbert I. von Meißen und Imula (Irmgard) von Susa, der Tante von Königin Bertha. Besitz um Braunschweig; Graf von Friesland, Markgraf von Meißen (1076 verlieh Heinrich IV. die Mark Meißen an Herzog Vratislaw II. von Böhmen, der sich aber nicht durchsetzen konnte); Gegner von Heinrich IV, versöhnte sich zwischenzeitlich mit ihm

Engelbert von Trier: geb. um 1040, gest. 1101; auch: Egilbert von Ortenburg; Erzbischof von Trier von 1079 bis 1101; stand im Investiturstreit aufseiten von Heinrich IV.

Episkopat: Gesamtheit der Bischöfe

Eppo von Naumburg: gest.1079; auch: Eberhard von Naumburg-Zeitz oder Eppo von Zeitz; Bischof von Naumburg von 1045 bis 1079; unterstützte Heinrich IV. im Investiturstreit, begleitete ihn nach Canossa. Die Naumburger ließen ihn danach nicht mehr in die Stadt

Erfurt: wichtige Stadt im Mittelalter, lag an der wichtigen Via Regia; der Erzbischof von Mainz war Erfurts weltlicher Herr

Erzpriester: erster Priester nach dem Bischof bzw. dessen Stellvertreter

Eucharistiefeier: auch: Heilige Messe

Feh: kostbares Eichhörnchenfell mit weißer Bauchseite

Fehde: Freie konnten sich bekriegen, um Rechtsstreitigkeiten auszuräumen

Flarchheim: Ort in Thüringen in der Nähe des Hainichs

Forchheim: Stadt in Oberfranken in Bayern; dort gab es seit etwa dem 9. Jh. eine Königspfalz

Frieden von Gerstungen: am 02.02.1074 beschlossener Frieden zwischen König Heinrich IV. und den gegnerischen Sachsen

Friedrich II. von Goseck: gest. 1088; Pfalzgraf von Sachsen ab 1056; Bruder von Erzbischof Adalbert I. von Bremen und Hamburg. Blieb dem König Heinrich IV. bis 1072 (Tod seines Bruders Adalberts) treu, danach wechselte er zu dessen Gegner. 1075 wurde er nach der Schlacht bei Homburg nach Pavia verbannt. 1078 kämpfte er in der Schlacht bei Mellrichstadt

Friedrich von Büren: geb. um 1020, gest. um 1053; Vater von Friedrich von Schwaben; Stammvater der Staufer

Friedrich von Schwaben: geb. um 1050, gest. 1105; Herzog von Schwaben von 1079 bis 1105; Sohn von Friedrich von Büren; Geschlecht der Staufer; begleitete den König nach Canossa und stand bei den Kämpfen gegen den Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden auf Heinrichs Seite. Heinrichs Tochter Agnes wurde 1079 mit ihm verlobt

Gambeson: wurde von Rittern unter dem Kettenhemd getragen; bestand aus Leinen; zumeist mit polsternden Materialien gefüllt und dann gesteppt

Gebhard von Salzburg: geb. um 1010, gest. 1088; Bischof von Salzburg von 1060 bis 1077/1078; im Investiturstreit war er ein Gegner von Heinrich IV; stand später zu Rudolf von Rheinfelden. Er wurde 1077 von Heinrich aus Salzburg verjagt

Gebhard von Süpplingenburg: gest. 1075 in der Schlacht bei Homburg an der Unstrut; Graf von Süpplingenburg, Graf im Harzgau und im Nordthüringen-Gau; kämpfte gegen Heinrich IV. während des Sachsenkrieges

Genecium: ein Haus, in dem zumeist halbfreie und unfreie Frauen wohnten und arbeiteten, gab es auf Königspfalzen, größeren Höfen und in Klöstern. Die Frauen bekamen keine Entlohnung, sondern Unterkunft und Essen und mussten zuweilen ihren Herren Liebesdienste leisten

Genf: Stadt am Genfer See, zwischen Jura und Voralpen

Gero von Brehna: geb. um 1020, gest. 1089; Sohn des Markgrafen Dietrich I. von der Lausitz; Gegner von Heinrich IV. bei den Sachsenkriegen

Gerstungen: Ort in Thüringen, hier wurde am 02.02.1074 der Gerstunger Friede geschlossen

Gerüfte: ein Hilferuf, der erhoben werden musste, um z. B. auf ein Verbrechen aufmerksam zu machen und Hilfe von Nachbarn oder anderen in der Nähe befindlichen Personen einzufordern

Gex: Ort in Frankreich, in der Nähe von Genf (Schweiz); damals gehörte dieser Ort Berthas Mutter Adelheid

Gisela von Schwaben: geb. um 999, gest. 1043; Tochter des schwäb. Herzogs Hermann II.; in der dritten Ehe mit Kaiser Konrad II. vermählt; Großmutter von Heinrich IV.

Goslar: Stadt am Nordwestrand des Harzes, reiche Erzvorkommen im Rammelsberg; bedeutende Kaiserpfalz, Geburtsort von Heinrich IV.

Gottfried III. von Niederlothringen: gest. 1069; auch: „der Bärtige“; Herzog von Niederlothringen und Oberlothringen sowie Markgraf von Tuszien; Gemahl der mächtigen Beatrix von Tuszien

Gottfried IV. von Niederlothringen: geb. um 1040, ermordet 1076; auch: „der Bucklige“; Herzog von Niederlothringen; Gemahl von Mathilde von Tuszien. Das Paar trennte sich. Gottfried unterstützte Heinrich IV., Mathilde hingegen den Papst

Gottfried von Bouillon: geb. um 1060, gest. 1100 in Jerusalem; Sohn des Grafen Eustach II. von Boulogne; sein Onkel, Herzog Gottfried IV. von Niederlothringen, bestimmte ihn zum Nachfolger, doch König Heinrich IV. setzte seinen eigenen Sohn Konrad ein. Hingegen erhielt Gottfried die Markgrafschaft Antwerpen und Boullion. Gottfried hielt zu Heinrich IV. und kämpfte gegen Rudolf von Rheinfelden. Im ersten Kreuzzug war er ein bedeutender Heerführer und wurde der Regent von Jerusalem

Grafen von Löwen: Grafengeschlecht im heutigen Belgien

Grafen von Namur: Grafengeschlecht im heutigen Belgien an der Maas

Grafen von Savoyen: wichtiges Grafengeschlecht, das seit etwa 1003 existierte, dieser Familie entstammt Bertha

Grajische Alpen: Gebirge im südlichen Teil der Westalpen

Gregor VI.: gest. um 1047; eigentlich Johannes Gratiananus Pierleoni; er kaufte von Papst Benedikt IX. das Papstamt und wurde 1045 Papst; gleichzeitig waren Silvester III. und Benedikt IX. Papst; Heinrich III. setzte alle drei Päpste in einer Synode ab und Clemens II. ein

Gregor VII.: geb. um 1025, gest. 1085; Papst von 1073 bis 1085; eigentlich Hildebrand von Soana; schon früh in der Nähe der Päpste zu finden; Verfechter der Kirchenreform; Machtkampf mit Heinrich IV.; exkommunizierte 1076 den König; 1077 begab sich Heinrich zu ihm nach Canossa, um vom Bann gelöst zu werden, doch der Machtkampf war dadurch nicht beendet und Heinrich ernannte einen Gegenpapst

Gruna: Nebenfluss der Wesenitz (in Sachsen)

Guglielmo von Pavia: Bischof von Parma; auch: Guglielmo von Montferrat

Günther von Naumburg: gest. 1090; auch: Günther I. von Wettin; von 1079 bis 1090 Bischof von Naumburg; Sohn von Gero von Brehna; Gegner von Heinrich IV.

Hainich: bewaldeter Höhenrücken im Nordwesten von Thüringen

Halberstadt: Stadt ca. 20 km nördlich des Harzes; wurde bereits unter Karl dem Großen zum Bischofssitz

Hannibal: geb. um 247 v. Chr., gest. 183 v. Chr.; eigentlich Hannibal Barkas; karthagischer Heerführer, führte Krieg gegen das Römische Reich und errang mehrere Siege

Hartwig von Magdeburg: gestorben 1102; auch: Hartwig von Spanheim; von 1079 bis 1102 Erzbischof von Magdeburg, wurde von Rudolf von Rheinfelden zum Bischof ernannt; Gegner von Heinrich IV.

Harz: Mittelgebirge (in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen); die höchste Erhebung ist der Brocken

Heilige Lanze: dies soll die Lanze sein, mit der die Römer Jesus in die Seite stachen, um seinen Tod zu prüfen. In dem Lanzenblatt ist angeblich ein Nagel des Kreuzes eingearbeitet. Bedeutender Teil der Reichsinsignien

Heinrich: geb. 1071, gest. 1071; Sohn von König Heinrich IV. und dessen Gemahlin Bertha

Heinrich II. von Laach: geb. um 1050, gest. 1095; Graf im Mayengau (Osteifel) und Engersgau (Mittelfranken); unterstützte Heinrich IV. und kämpfte für ihn

Heinrich III: geb. 1017, gest. 1056; ab 1039 König, ab 1046 Kaiser; war in erster Ehe mit Gunhild von Dänemark verheiratet, in zweiter Ehe mit Agnes von Poitou. Unterstützer der Kirchenreform, Vater von Heinrich IV. Mächtiger Herrscher, verlor aber gegen Ende seiner Herrschaft an Macht

Heinrich IV.: geb. 11.11.1050, gest. 1106; 1053 Mitkönig, nach dem Tod seines Vaters 1056 König; wurde von einigen Mächtigen im Reich 1062 entführt, die sich die Regentschaft teilten; 1066 Hochzeit mit Bertha von Savoyen; führte Krieg gegen die Sachsen; 1076 von Papst Gregor VII. exkommuniziert; 1077 Gang nach Canossa, danach folgte der Machtkampf gegen den Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden

Heinrich von Aquileia: gest. 1084; aus dem bayr. Geschlecht von Biburg; war von 1077 bis 1084 Patriarch von Aquileia, unterstützte Heinrich IV.

Heinrich von Lechsgemünd: geb. um 1045, gest. 1078; Graf, entstammte einem bedeutenden fränkisch-bayr. Adelsgeschlecht, stand aufseiten von Heinrich IV. und fiel in der Schlacht bei Mellrichstadt

Hermann Billung: gest. 1086; Bruder des Herzogs Ordulf von Sachsen, Onkel von Magnus Billung; Gegner von Heinrich IV.; war mehrmals in Heinrichs Gefangenschaft

Hermann von Metz: gest. 1090; Bischof von Metz von 1073 bis 1090

Hildolf von Köln: gest. 1078; von 1076 bis 1078 Erzbischof von Köln; ehemals Kanoniker in Goslar

Hoftag: eine Versammlung von weltlichen und geistlichen Fürsten, die der König einberief

Hohenstaufen: Berg in der schwäbischen Alb, dort errichtete Friedrich I. von Schwaben eine Burg, nach dieser benannte sich dann später sein Geschlecht

Homburg: Kloster in der Nähe von Langensalza an der Unstrut (Thüringen), auf Veranlassung von Karl dem Großen gegründet

Hugo Candidus: geb. um 1020, gest. 1098; Geistlicher und Politiker, ging 1049 ins röm. Kloster San Clemente; Kardinalbischof

Hugo III. von Tübingen: stammte vom schwäbischen Adelsgeschlecht von Nagold ab

Hugo von Cluny: geb. 1024, gest. 1109; Abt im Kloster von Cluny; Taufpate von Heinrich IV., Anhänger der Reformbewegung; Vermittler beim Investiturstreit zwischen Heinrich IV. und Papst Gregor VII.

Ida von Ardenne: geb. um 1040, gest. 1113; auch: Ida von Boulogne; Tochter von Gottfried III. von Niederlothringen, Mutter von Gottfried von Bouillon, stand den Reformern sehr nahe

Imula von Turin: geb. um 1020, gest. um1078; auch: Irmgard; war mit dem Brunonen Markgraf Ekbert I. von Meißen verheiratet; Mutter von Ekbert II. von Meißen; Tante von Bertha

Investitur: z. B. Einsetzung in ein kirchl. Amt mit Ring und Stab eines Bischofs durch den König

Isjaslaw I. von Kiew: geb. um 1024, gest. 1078; Großfürst von Kiew, wurde 1073 von seinem Bruder Swjatoslaw vertrieben

Judith von Ungarn: geb. 1054, gest. um 1092; jüngste Tochter von Kaiser Heinrich III., Schwester von Heinrich IV.; in erster Ehe bis 1087 mit Salomon, König von Ungarn, verheiratet; 1074 wurde Salomon in die Grenzbereiche vertrieben, und Judith hielt sich von 1074 bis 1088 hauptsächlich in Regensburg auf; ab 1088 zweite Ehe mit Herzog Wladyslaw I. Hermann von Polen

Jura-Gebirge: Gebirgszug in der Schweiz und Frankreich

Kaiserpfalz Forchheim: Kaiserpfalz in Bayern, in der 1077 Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig gewählt wurde. Der genaue Standort ist nicht mehr bekannt

Kaiserpfalz Goslar: wohl schon zur Zeit der Ottonen königlicher Jagdhof; um 1005 von Heinrich II. erste Bauten der Pfalz erstellt; Konrad II. und Heinrich III. führten Bautätigkeiten fort. Hier wurde Heinrich IV. geboren. Auf dem Pfalzgelände befanden sich auch die Liebfrauenkapelle und die Basilika St. Simon und St. Judas mit angegliederten Stiftsgebäuden

Kaiserswerth: heutiger Stadtteil von Düsseldorf; Pfalz von Heinrich III. gegründet; hier wurde 1062 Heinrich IV. entführt

Kanoniker: Mitglied eines Stifts- oder Domkapitels

kanonisches Recht: Kirchenrecht

Kapitell: oberer Abschluss einer Säule, meist kunstvoll verziert

Karl der Große: geb. um 747, gest. 814; sehr mächtiger fränkischer König, ließ sich 800 zum Kaiser krönen; das fränk. Reich erhielt unter ihm größten Umfang durch viele Kriege; führte zahlreiche Neuerungen auch in der Bildung ein

Karmin: roter Farbstoff, aus weiblichen Kermes-Schildläusen gewonnen

Kasel: im Mittelalter Obergewand der Kleriker

Kebsweib: Begriff für Konkubine oder Nebenfrau

Kimbern und Teutonen: Germanische Volksstämme, 102 v. Chr. bei Aquae Sextiae von den Römern vernichtend geschlagen

Kirchenreform: die Kirche sollte von Simonie befreit werden, es sollte gegen Priesterehen vorgegangen werden; Forderung des Zölibats, die Klöster sollten direkt dem Papst unterstehen und von weltlichen Mächten und von den Bischöfen unabhängig sein

Klause: Engpass bzw. Schlucht in den Bergen

Kloster Ebersmünster im Elsass: Benediktinerkloster im Elsass; im 7. Jh. gegründet

Kloster Fruttuaria: Abtei in der Nähe von Turin; Regeln des Benedikts, Kloster der Reformer (nach Cluny)

Kloster Hersfeld: (in Hessen) im 8. Jh. von Lullus gegründet; mächtiges Benediktinerkloster; Reichsabtei; hier wurde Heinrichs IV. Sohn Konrad am 12.02.1074 geboren

Kloster Lorsch: 764 gegründet; lebten nach den Regeln des Benedikts; sehr bedeutend; Karl der Große war bei der Weihe anwesend; der Bayernherzog Tassilo III. hielt sich hier in seinen letzten Lebensjahren auf

Kloster St. Michaelis: im 10. Jh. gegründet; es befand sich in der Burg der Billunger auf dem Kalkberg in Lüneburg

Konrad: geb. 12.02.1074, gest. 1101; Sohn von König Heinrich IV. und dessen Gemahlin Bertha; Herzog von Niederlothringen; wurde 1087 zum König geweiht und 1093 zum König von Italien gekrönt; sein Vater ließ ihn 1098 für abgesetzt erklären; versank danach in Bedeutungslosigkeit, da sein jüngerer Bruder Heinrich zum Nachfolger von Heinrich IV. erklärt wurde

Konrad II.: geb. um 990, gest. 1039; deutsch-römischer Kaiser von 1027 bis 1039; Großvater von Heinrich IV.

Konradsburg: Burg nordöstlich des Harzes in Sachsen-Anhalt bei Ermsleben

Konzil: (oder Synode) Versammlung von Bischöfen oder anderen hohen Klerikern zur Klärung kirchlicher Fragen

Kuno von Northeim: gest. 1103; dritter Sohn von Otto von Northeim; 1075 Geisel von Heinrich IV.

Langobarden: germ. Volksstamm; eroberten 568 unter König Alboin das obere und teilweise das mittlere und südliche Italien; die Italiener baten den Franken Karl den Großen um Hilfe, der sie besiegte und in sein Reich integrierte

Legat: Botschafter des Papstes, dieser konnte auch Entscheidungen treffen, z. B. exkommunizieren

Leopold II.: geb. um 1050, gest. 1095; Markgraf von Österreich von 1075 bis 1095; auch: „der Schöne“; steht erst zu Heinrich IV., wechselt dann um 1078 die Seiten, da der aus Passau vertriebene Bischof Altmann zu Leopold geflüchtet war; Heinrich fiel in dessen Gebiete ein

Liemar von Bremen und Hamburg: gest. 1101; Erzbischof von Bremen und Hamburg von 1072 bis 1101; stammte aus bayr. Ministerialenfamilie; im Investiturstreit hielt er zu Heinrich IV.; wurde exkommuniziert und begleitete den König nach Canossa; war selten in Bremen, hielt sich oft in Heinrichs Nähe auf

Lombardei: Region in Norditalien, im Mittelalter wesentlich größer als heute

Lothar Udo II von Stade: geb. um 1020, gest. 1082; Graf von Stade; Markgraf der Nordmark von 1057 bis 1082; aus dem Geschlecht der Udonen; war 1066 am Sturz von Erzbischof Adalbert I. von Bremen und Hamburg beteiligt; gehörte zu den Gegnern von Heinrich IV.

Ludwig der Springer: geb. um 1042, gestorben 1123; wählte die Wartburg in Thüringen als Sitz der Familie; Sohn von Ludwig dem Bärtigen

Luitpold von Eppenstein: geb. um 1050, gest. 1090; war von 1077 bis 1090 Herzog von Kärnten, zudem Markgraf von Verona; wurde von König Heinrich IV. nach dessen Gang nach Canossa zum Herzog ernannt

Lüneburg: Stadt nördl. der Lüneburger Heide an der Ilmenau; 956 erstmals erwähnt, da bestanden bereits die Burg, das Kloster und die Saline

Magdeburg: Stadt in Sachsen-Anhalt; im 9. Jh. erstmals erwähnt; Erzbistum 968 gegründet

Magnus Billung: