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Übersichtskarte Polen

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Baedeker-Sterneziele

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      Herausragende Reiseziele

Inspirierende Hintergründe und neue Sichtweisen.

Lesen Sie faszinierende Geschichten, die man sonst eher selten zu hören bekommt.

Überraschende Erlebnisse warten auf Sie.

Entdecken Sie das Besondere, Orte zum Durchatmen und einfach Unbezahlbares.

Magische Momente bringen Sie ins Schwärmen.

Kommen Sie zur rechten Zeit an den richtigen Ort und erleben Sie Unvergessliches.

Willkommen Bei Baedeker!

Diesen Magischen Moment in Polen möchte ich Ihnen ganz besonders ans Herz legen: Erklimmen Sie im Slowinzischen Nationalpark die Łacka-Düne. Sand, nichts als Sand, fast wie in der Sahara. Dann aber eröffnet sich oben das wunderbare Ostsee-Panorama. Jetzt einfach Platz nehmen und wegträumen. Schließlich sind die selbst erlebten Geschichten die schönsten, um sie zu Hause zu erzählen.

Wir wünschen Ihnen lebendige Eindrücke und Zeit für das Wesentliche! Entdecken Sie mit Baedeker das Außergewöhnliche, lassen Sie sich inspirieren und gestalten Sie Ihr persönliches Programm nach Ihren Vorlieben.

Herzlichst

Rainer Eisenschmid, Chefredakteur Baedeker

10 Souvenirs

10 Dinge und Erinnerungen, die ich mitnehme …

1.

Oscypek-Schafskäse aus der Tatra. Er wird so lange geräuchert, bis er eine bernsteinfarbene Haut hat – so hält er sich besonders lang!

2.

In Koniaków entstehen keine braven Klöppelspitze-Deckchen, sondern sexy Dessous.

3.

Die unverwüstliche Bunzlauer Keramik gibt es in allen erdenklichen Formen, aber nur mit einem Muster: dem blauen Pfauenauge.

4.

Kristallglas aus dem Riesengebirge, mundgeblasen, handgeschliffen in traditonellen und trendigen Formen

5.

Schlesisches Himmelreich, das traditionelle Sonntagsgericht aus eingeweichtem Backobst und magerem Rauchfleisch

6.

Die mit viel Honig hergestellten Thorner Lebkuchen werden seit dem 14. Jh. in der Kopernikus-Stadt hergestellt

7.

Goldwasser: Danzigs Traditionslikör beeindruckt mit Goldflittern, die auf dem Boden der Flasche schwimmen – und mitgetrunken werden!

8.

Ein schönes Schmuckstück aus Bernstein, dem »Gold der Ostsee«

9.

Niemals vergessen, was in Auschwitz. Majdanek, Treblinka, Sobibór geschah

10.

Getrocknete Steinpilze vom Markt, die noch der fadesten Suppe Pfiff verleihen

Baedekers Top-Ziele

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Magische Momente

Überraschendes

6 x Durchatmen:

Entspannen, wohlfühlen, runterkommen > > >

6 x Unterschätzt:

Genau hinsehen, nicht daran vorbeigehen, einfach probieren > > >

6 x Erstaunliches:

Hätten Sie das gewusst? > > >

6 x Typisch:

Dafür fährt man nach Polen > > >

6 x Einfach unbezahlbar:

Erlebnisse, die für Geld nicht zu bekommen sind > > >

D

Das ist …

Polen

Die großen Themen rund um unseren östlichen Nachbarn. Lassen Sie sich inspirieren!

© transit/Kürtz

Bilderbuch-Polen in Masuren

Madonnen und Heilige

Vier Millionen Pilger strömen Jahr für Jahr nach Tschenstochau – vielleicht der wichtigste, aber doch nur einer von 200 Wallfahrtsorten in Polen. Keine Frage – während anderswo in Europa der Einfluss der Kirche schwindet, ist der Katholizismus in Polen immer noch allgegenwärtig, die Kirche mächtig. All(zu)mächtig?

© DuMont Bildarchiv/Hirth

Segen für Mensch und Tier in der Tatra

DIE zahlreichen polnischen Wallfahrtsorte sind fast alle einer weiblichen Heiligen geweiht: der hl. Hedwig in Krakau oder der hl. Anna in Góra Św. Anny zum Beispiel. Und erst die zahlreichen Marienheiligtümer: Mariä Heimsuchung in Krosno, Mariä Tröstung in Warschau, der Jungfrau in Licheń und Maria Schnee in Międzygórze. Als tauge eine Frauenfigur besser als Ansprechpartnerin für Menschen, die ihr Herz ausschütten wollen.

Papst ist Kult

Doch zumindest ein männliches Idol gibt es natürlich: Papst Johannes Paul II. alias Karol Wojtyła (1920–2005), der 26 Jahre lang Oberhaupt der katholischen Kirche war. Nicht unumstritten war er, aber viel geliebt. Viele Polen sprechen auch heute noch liebevoll von ihrem »Karolek« (Karolchen), als sei er ein Familienmitglied. Unmittelbar nach seinem Tod sprach ihn sein Nachfolger selig, und schon neun Jahre später erhob ihn Papst Franziskus zum Heiligen. Für die polnischen Katholiken ein Triumph. Orte, an denen sich der Papst aufhielt, sind heute Kultstätten. Straßen im ganzen Land sind nach ihm benannt, Hunderte von Skulpturen errichtet.

Die Schwarze Madonna

Warum ist die Kirche in Polen so mächtig? Warum hat ein Sender wie Radio Maria Millionen Zuhörer? Warum sind Messen ausgebucht, und warum steht man vor Beichtstühlen in Polen Schlange? Die Antwort liegt in der Geschichte. Im 16. Jh. blieb Polen trotz protestantischer Strömungen im Adel wie im Bürgertum katholisch. Um reformatorischen Bestrebungen endgülitg ein Ende zu bereiten, holte König Zygmunt August II. 1565 die Jesuiten ins Land. Sie missionierten erfolgreich die »Abtrünnigen«. Während der Schwedenkriege schließlich, die im frühen 17. Jh. Polen verwüsteten, verteidigten die Einheimischen das Kloster Jasna Góra trotz erdrückender gegnerischer Übermacht erfolgreich. Mithilfe der Schwarzen Madonna, hieß es. Durch dieses »Wunder« wurde die Marienfigur zum Symbol für Souveränität und Freiheit Polens und der Katholizismus unangreifbar.

Ein Hort nationaler Identität

Die Kirche schrieb auch in den nächsten Jahrhunderten wesentlich an der polnische Geschichte mit: Als gegen Ende des 18. Jh.s der polnische Staat zu existieren aufhörte, wurden Kirchen zum Hort nationaler Identität. Hier waren die Polen unter sich, hier konnten sie Polnisch sprechen. Und während in den preußisch-protestantischen und russisch-orthodoxen Gebieten der Katholizismus als polnisches Element unterdrückt wurde, formierte sich in der katholischen Kirche der Widerstand. Ein Ort nationaler Sammlung gegen die Besatzer war die Kirche auch während der Schreckensherrschaft der deutschen Besatzung. Und unter den »gottlosen« Kommunisten.

Die Kirche ertrotzte in Polen Sonderrechte, die sie in anderen sozialistischen Ländern nicht hatte. Sie durfte erzieherisch tätig sein: In den Pfarrgemeinden erteilte man Religionsunterricht, und Lublin besaß die einzige katholische Universität des Ostblocks. Nach der Wende 1990 erhielt die Kirche alle Privilegien zurück und sitzt heute quasi mit am Regierungstisch – kein Gesetz wird verabschiedet, das sie nicht abgesegnet hat.

Die Aura Des Heiligen >>>

Ältere Frauen knien vor der Schwarzen Madonna – versunken im Gebet, die Hände vor der Brust gefaltet. So verharren sie eine Stunde, manchmal länger, im Halbdunkel der Kapelle. Ringsum das Gemurmel von Gebeten. Aus dem Hauptschiff wehen Fetzen von Predigten hinüber, die Priester fast nonstop zelebrieren. Schwaden von Weihrauch, der charakteristische Duft von Wachskerzen. Momente eines beliebigen Tags in der Wallfahrtskirche von Tschenstochau >>>, die von der tiefen Gläubigkeit der Menschen erzählen. Wer Papst-Aura schnuppern möchte – das Geburtshaus von Karol Wojtyła in Wadowice ist heute Erlebnismuseum, seine Reliquie – eine Ampulle Blut – wird in einem riesigen Schrein im Papst-Johannes-Paul-II-Zentrum in Krakau-Łagiewniki zur Schau gestellt

© DuMont Bildarchiv/Hirth

Karol Wojtyla ist Heiliger, Kulltfigur und für viele Polen »Karolek«.

Eine Nation Auf Wanderschaft

Am Kai erwartet sie der pompöse »Meeresbahnhof«. Hier werden Sie von der Nationalhymne empfangen, besteigen die vor Anker liegende »Stefan Batory« oder einen anderen Ozeandampfer und treten eine lange Reise ins Ungewisse an – meist ohne Wiederkehr. Hunderttausende Polen verließen just hier die Heimat, um ihr Glück in Übersee zu suchen. Was lag da näher, als Polens Emigrationsmuseum in Gdynias historischem Meeresbahnhof einzurichten? Doku-Filme, -Fotos und O-Töne erzählen die Geschichte des polnischen Exodus.

© mauritius images / PhotoBliss / Alamy

Im Emigrationsmuseum von Gdynia

EINE große Zahl von Polen zog es nach der politischen Wende auch ins Nachbarland Deutschland, wo sie heute eine starke, allerdings kaum sichtbare Minderheit bilden. Sie sind meist katholisch und erpicht darauf, die fremde Sprache so schnell wie möglich zu lernen. Kein Wunder, dass ein Buch zum Thema den Titel »Wir Strebermigranten« trägt. »Nur nicht auffallen!«, lautet das oberste Gebot der in Deutschland lebenden Polen. Nicht einmal gastronomisch sind sie vertreten. Während Döner-Kebab, Pizza und Pasta, Gyros und Tsatsiki im deutschen Alltag längst ihren Platz gefunden haben, kennt kaum jemand Polens Küche. Hand aufs Herz: Wer weiß schon, wie Borschtsch, Piroggen und Bigos schmecken?

Wellen der Emigration

Dabei reicht die polnische Emigration nach Deutschland weit ins 19. Jh. zurück. Als in dem von Preußen, Österreich und Russland besetzten Land die Leibeigenschaft aufgehoben wurde, zogen die Freigelassenen ins Ruhrgebiet, wo sie sich als Bergarbeiter verdingten. Schimanski, Grabowski, Kowalski, Zelenski, Stachowitsch – bis heute erinnern viele Namen an polnische Wurzeln. Als Arbeitskräfte waren sie willkommen, als Mitbürger wurden sie eher diffamiert. Die »Polacken« standen am Rande der Gesellschaft. Aufstiegschancen, zumindest für die Enkel, bot u.a. der Fußball – ohne polnischstämmige Kicker wäre Schalke 04 kaum zur Spitzenmannschaft geworden.

Nach 1945 kamen erneut in mehreren Wellen Polen nach Deutschland, zuletzt als Spätaussiedler. Polen, die einen deutschen Ursprung nachweisen konnten und deshalb Privilegien erhielten.

Als Polen 2004 der EU beitrat, strömten – um den niedrigen Löhne und der hohen Arbeitslosigkeit in der Heimat zu entkommen – rund 2 Mio. Polen westwärts. Häufiger als nach Deutschland strömten sie jedoch zunächst nach Großbritannien und Irland, wo sie als neue EU-Bürger sofort unbegrenzten Zugang zum Arbeitsmarkt erhielten. Deutschland ließ sich mit der Öffnungs des Arbeitsmarkts bis 2011 Zeit.

Ins Exil

Neben Wirtschaftsflüchtlingen gab es auch politische Flüchtlinge. Die adeligen, oft reichen Anführer mehrerer erfolgloser Aufstände gegen die Besatzungsmächte gingen im 19. Jh. nach Paris. In Salons lauschten sie den Polonaisen Frédéric Chopins und den Freiheitsoden der Nationaldichter Mickiewicz und Słowacki. Sie versammelten sich um die Bibliothèque Polonaise, deren Rolle in der zweiten Hälfte des 20. Jh.s. die Zeitschrift »Kultura« übernahm – sie war Sprachrohr all jener, die in Polen nicht zu Wort kamen.

Und schließlich verließen zahlreiche Juden das Land. Als Polen 1918 als Staat wiederauferstand, standen sie unter Generalverdacht, als »vaterlandslose Gesellen« nicht patriotisch genug zu sein. So machte sich mancher auf den Weg in Richtung Palästina. Der Antisemitismus starb mit dem Holocaust nicht aus: Der letzte jüdische Exodus aus Polen fand 1968 statt, als die sozialistische Regierung mit der Ausweisung von Juden viel Applaus im Volk erntete.

Eine Reise Ohne Wiederkehr >>>

Im »Meeresbahnhof« von Gdynias bestiegen die Emigranten zu den Klängen der Nationalhymne einen Ozeandampfer und traten ihre lange Reise ins Ungewisse an – meist eine Reise ohne Wiederkehr. Wo Hunderttausende Polen ihre Heimat verließen, um ihr Glück in Übersee zu suchen, liegt heute das Emigrationsmuseum. Dokumentarfilme, Fotos und O-Töne erzählen die Geschichte des polnischen Exodus.

© Dieter Schulze/Izabella Gawin

Der Königlich-holländische Lloyd wirbt in Polen für seine Südamerika-Passagen ab Amsterdam.

Ein Geist Voller Widersprüche

Mal launischer und arglistiger Riese, mal gerechter und hilfsbereiter Berggeist. Aber auch als Hüter verborgener Schätze und Beherrscher von Wind und Wetter hat Rübezahl seinen Auftritt – mal in Gestalt eines Mönchs mit aschgrauer Kutte, ob als Bergmann oder Handwerker. Seiner Popularität hat der Wankelmut nicht geschadet: Rübezahl durchstreift als Held unzähliger Sagen das Riesengebirge.

© picture-alliance/akg-images

»FREUND Rübezahl ist geartet wie ein Kraftgenie, launisch, ungestüm, sonderbar; bengelhaft, roh, unbescheiden; stolz, eitel, wankelmütig, heute der wärmste Freund, morgen fremd und kalt; zuzeiten gutmütig, edel und empfindsam; aber mit sich selbst in stetem Widerspruch; albern und weise, schalkhaft und bieder, störrisch und beugsam«, schrieb der Märchensammler Johann Karl August Musäus, der die mündlich überlieferten Legenden rund um den Berggeist im 18. Jh. zu Kunstmärchen verarbeitete und ihm auch in Deutschland zu Popularität verhalf.

Der Rübenzähler …

Doch wie kam der Berggeist zu seinem Namen? Musäus erzählt, dass er einst eine junge Königstochter in sein unterirdisches Reich verschleppte, weil er in Liebe zu ihr entbrannt war. Die Widerspenstige versprach, ihren Entführer zu heiraten, wenn es ihm gelänge, alle Rüben auf dem Feld zu zählen. Während er mit Zählen beschäftigt war, floh das Mädchen zum schönen Prinzen Ratibor. So wurde der Berggeist zum Rübenzähler »Rübezahl«. Ein Spottname, den er verständlicherweise nicht gern hört.

… aus dem Riesengebirge

Die Heimat Rübezahls ist das Riesengebirge, dieser beeindruckende böhmisch-schlesische Gebirgszug. »Dieser Fürst der Gnomen besitzt auf der Oberfläche der Erde nur ein kleines Gebiet, von wenigen Meilen im Umfang, mit einer Kette von Bergen umschlossen«, schreibt Musäus. An einem Hang des Brunnberges, gegenüber der Schneekoppe, soll sein Lustgarten liegen, unsichtbar für das menschliche Auge. Sein Grab, so die Sage, befindet sich oberhalb von Szklarska Poręba an einem steilen Hang. Nur ein bescheidener Fels weist darauf hin.

Mann mit vielen Gesichtern

Ist Rübezahl nun ein Geist, ein Gnom oder einfach »nur« ein Riese? Eines kann er auf jeden Fall: jede beliebige Gestalt annehmen. »Freund Rübezahl« hat viele Gesichter. So hilft er denjenigen, die ihn um Hilfe anflehen: Einen verarmten Mann unterstützt er mit einem Darlehen und sorgt dafür, dass das Geld reiche Früchte trägt. Einen Schneider bringt er dagegen an den Galgen, indem er dessen Aussehen annimmt, einen Juden überfällt, diesen halb totschlägt und sein Geld raubt. Die Beute versteckt Rübezahl im Reisegepäck des Schneiders und sorgt so für dessen »Überführung«. Der Grund für die Arglist: Der Schneider hatte Rübezahl verspottet.

Karriere auf der Opernbühne

Waren die Legenden über Rübezahl zunächst wohl vor allem für Erwachsene gedacht, so wurde er im Laufe der Jahrhunderte auch zur Märchenfigur für Kinder. Und bis heute sind die Geschichten von Rübezahl in Polen, wo er übrigens Liczyrepa heißt, sehr beliebt. Im Laufe seiner Karriere eroberte er sogar die Opernbühne. So schrieb Gustav Mahler 1884 eine »Rübezahl«-Oper, die allerdings als verschollen gilt, und auch Carl Maria von Weber versuchte sich am sagenhaften Stoff. Die Rübezahl-Oper von Friedrich Freiherr von Flotow wurde 1853 in Frankfurt/Main aufgeführt.

In Rübezahls Reich >>>

Eine riesige Gestalt – halb Ziegenbock, halb Teufel mit Hirschgeweih – weist bei »Karkonoskie Tajemnice« in Karpacz den Weg in einen Beton-Kubus. Dort taucht man mit allen Sinnen in das geheimnisvolle Reich Rübezahls ein: Man hört den Wind, der sich zum Sturm steigert und das Geräusch herabfallender Regentropfen, die zu Bächen anschwellen. Man sieht Wolkenfetzen Grate umspülen, riecht Baumharz und feuchtes Moos. Nebenbei erfährt man, wie der Berggeist zu seinem Namen kam, was es mit seinen Schätzen auf sich hat und wo der Stein der Weisen zu finden ist.

© Dieter Schulze/Izabella Gawin

Der Polen Lieblingswasser

Was der Whisky für die Schotten und der Champagner für die Franzosen, ist der Wodka – das »Wässerchen« – für die Polen: das Nationalgetränk. Ob aus Kartoffeln oder Getreide gebrannt, als Premium-Produkt oder preiswerter Seelentröster – er wird heiß geliebt und kalt getrunken.

© Frank Fell/robertharding/laif

DAS Wort Wodka leitet sich von »woda« (Wasser) ab. Wodka, die Verkleinerungsform, bedeutet also ganz einfach »Wässerchen«. Das klassenübergreifende Nationalgetränk trinkt man gern zwischen den Gängen, aber auch zur Abrundung eines Mahls. Es fehlt in kaum einem polnischen Haushalt.

Vom Korn zum Klaren

Wodka wird traditionell meist aus Getreide gebrannt. Die Herstellung verläuft seit Jahrhunderten nach dem gleichen komplizierten Prinzip: Erst wird das Getreide gereinigt, getrocknet und geschrotet, dann in Wasser eingeweicht, damit es keimt und Enzyme freisetzt. Anschließend wird das aufgekeimte Korn erneut getrocknet – Fachleute sagen: »gedarrt«. Dabei intensivieren sich die Aromastoffe. Im nächsten Schritt wird die »Maische« – das aufgekeimte Korn – erhitzt, was zur Folge hat, dass die Enzyme die Stärkemoleküle des Korns aufspalten. Nun werden Hefe und Wasser zugesetzt und damit der Gärungsprozess in Gang gesetzt. Beim Gären wird der Zucker des Korns in 6 bis 8%-igen Alkohol umgewandelt.

Da Wodka bekanntlich ein hochprozentiges Getränk ist, muss der Alkoholgehalt intensiviert werden. Dies geschieht durch mehrfaches Brennen: Das Gebräu wird zum Sieden gebracht, wobei Wasser verdunstet und der in Form von Dampf entweichende Alkohol aufgefangen und durch Abkühlen wieder verflüssigt wird. Das Resultat ist ein über 80 % starker Rohalkohol. Jetzt müssen die unerwünschten Begleitaromen durch Filtern ausgesondert werden. Über die Qualität des Endprodukts entscheidet die Häufigkeit des Destillierens ebenso wie die Gründlichkeit des Filterns: Je klarer und neutraler das Destillat, desto besser sein Geschmack.

Übrigens bewirkt reiner Wodka keinerlei Alkoholfahne – die verursachen nur Begleitaromen und -öle von Billigprodukten. Zu guter Letzt wird das Destillat mit gefiltertem Quellwasser auf handelsübliche 40–45 % verdünnt – das »Wässerchen« ist trinkfertig.

Die große Vielfalt

Neben Getreide kann man auch Kartoffeln zum Brennen von Wodka verwenden. So entstehen unterschiedliche Geschmacksnuancen: Fein und leicht schmeckt aus Getreide destillierter Wodka, süßlich und schwerer der Kartoffel-Wodka.

Insgesamt stehen Dutzende Wodka-Sorten zur Wahl – oft steht der man ratlos vor dem endlos langen Schnapsregal. Und auch im Restaurant weiß man nicht recht, ob er sich für »klaren« oder »bunten«, »ausgesuchten« oder »luxuriösen« entscheiden soll. Zu den »Premium-Wodkas« zählt Belvedere. Aus reinem Roggen hergestellt, wird er vierfach destilliert und sein Alkoholgehalt mit vergleichsweise wenig Wasser auf 50 % geeicht. Mit 40–60 Euro pro Liter zählt er zu den teuersten Wodkas. Dreifach destilliert sind der aus Kartoffeln destillierte Luksusowa sowie der Wyborowa (»der Auserwählte«), Polens meistverkaufte Variante. Weitere Marken: Sobieski, Chopin und die »Weiße Dame« (Biała Dama), Cracovia, Dębowa, Gdańska, Pan Tadeusz und viele andere. Oberster Grundsatz (und der gilt für alle): Am besten schmeckt er eiskalt.

Wässerchen Im Industriedesign

Die Bar nennt sich schlicht Pijalnia Wódki – »Wodka-Trinkstube«. Schwarzweiß-Fotos im Vintage-Look hängen an der Wand, vor der gekachelten Theke stehen Hocker im Industrie-Design. Hier geht Wodka zu günstigem Preis über den Tresen. Und damit der nicht zu Kopf steigt, gibt’s deftige Happen als Unterlage, z. B. Bismarckhering, marinierte Pilze und Schmalzbrote. Wodka-Trinkstuben sind in Polens Städten seit ein paar Jahren ein Renner, und es sind keinesfalls klamme Kaschemmen, sondern trendige Szene-Treffs. (Kraków, Świętego Jana 3-5)

© Daniel Biskup/laif

»Wodka-Trinkstube« hört sich schlimmer an als es ist: unverfälschte Wodka-Kultur.

Kunst Plakativ

Seit man in den 1960er-Jahren in Warschau die erste Internationale Plakat-Biennale eröffnete, der Grafikausstellungen im ganzen Land folgten, gilt das Plakat als Flaggschiff der polnischen Kunst. Witz und Originalität der Werke nahm man im west-lichen Ausland mit Staunen zur Kenntnis, und bis heute sind Plakate »made in Poland« berühmt.

© Lonely Planet Images/Getty Images

Reiche Auswahl in der Dydo Poster Gallery in Krakau

NACH dem überraschenden Erfolg der Warschauer Plakat-Biennale war das polnische Plakat plötzlich überall präsent. Kaum eine Ausstellung internationaler Grafik kam ohne die Werke von polnischen Plakatkünstlern wie Tomaszewski, Starowieyski oder Lenica aus. Die polnische Regierung nutzte das Plakat als Propagandawaffe im Kalten Krieg und förderte den Export nach Kräften, transportierten die Plakate doch indirekt eine Botschaft: Ein Land, in dem solche Kunst entsteht, kann nicht wirklich repressiv kann. Auch in Polen selbst war das Plakat allgegenwärtig. Es verschönerte Lattenzäune und bröckelnde Hausmauern, prangte an Bahnhöfen, in Amtsstuben und Direktorenbüros.

Plakative Kunst

Inmitten der grauen Städte der sozialistischen Epoche erschienen Plakate als auftrumpfende Farbtupfer – wie ein Wink aus einer fernen und fremdartigen Welt. Ihre Karriere hatte bereits im »Tauwetter« der 1950er-Jahre begonnen, als der sozialistische Realismus mit seinem erzwungenen Optimismus in die historische Requisitenkammer wanderte. Der Freiraum wurde von Kunstprofessoren genutzt, die den Eigensinn ihrer Studenten förderten und sie ermunterten, das Medium Plakat als Kunst zu begreifen.

Anders als im Westen, wo es der Waren- und Werbeästhetik unterworfen war, durften sich die polnischen Grafiker frei entfalten. Sie konnten komplizierte Inhalte darstellen und neuartige Bildsprachen entwickeln – je origineller die Werke, desto mehr Applaus gab es. Eine Geschichte bringt das Verhältnis von westlicher und östlicher Plakatkunst auf den Punkt: Als der Künstler Szaybo 1966 nach London emigrierte und wenig später ein wohlhabender Mann war, musste er sich von seinen polnischen Kollegen den Vorwurf anhören: »Du warst so talentiert, bist ausgereist – und was hast du davon? Du machst kommerziellen Mist, hier hättest du Kunst schaffen können!«

Vom Propagandamittel zur Werbeplattform

Da die polnische Regierung die Auffassung vertrat, das Plakat als Massenmedium sei für die Bildung der Nation förderlich, gab sie für alle nur erdenklichen Anlässe Plakate in Auftrag. Für jede größere Ausstellung und Theateraufführung, jedes Konzert und Festival wurden Plakate in Auftrag gegeben. Diese kündigten z. B. das »Erntefest der masowischen Bauern«, den »Tag des Arztes« und Zirkusvorstellungen an. Auch Nationalfeiertage, Jahrestage und Jubiläen waren Anlässe, Grafiker zu beschäftigen.

Durch den Aufstieg der Gewerkschaft Solidarność in den 1980er-Jahren wandelte sich die Bildsprache. Die subtilen, kunstvollen Formen wurden durch einfache, leicht lesbare Bilder verdrängt: christliche Symbole, blutende Wunden, Handschellen und Ketten. Als der Sozialismus von der geschichtlichen Bühne abtrat, verschwanden auch die plumpen, gegen das Regime gerichteten Botschaften.

Heute springen an Polens Litfasssäulen wieder freche und farbintensive Bilder ins Auge. Sie sind – wie im Westen seit eh und je – Werbemedien und kündigen Messen oder Ausstellungen an, werben für Konzert oder Kinofilme. Die sozialistische Zeit überlebt hat die Warschauer Plakat-Biennale: Sie findet alle zwei Jahre statt.

Museumsreif >>>

Ein Hirsch mit großem Geweih hat seinen Huf zum Zeichen des Sieges auf den stocksteif am Boden liegenden Jäger gestellt. In großen Lettern steht daneben »Hunting in Poland«. Das Plakat gehört zu einer Serie, die gängige Klischees über Polen in einer frechen, poetischen Bildersprache unterwandert. Beispiele findet man z. B. bei Herrn Marcinkiewicz in der Breslauer Plakatgalerie (ul. sw. Mikolaja 54 – 55 ) oder bei Herrn Dydo im Krakauer Pendant (al. Focha 1). Überblick über Polens Graphik bietet das erste Plakatmuseum der Welt, das seit 1968 im ehemaligen königlichen Stall von Schloss Wilanów in Warschau seinen Sitz hat.

© Dieter Schulze/Izabella Gawin

Herr Marcinkiewicz freut sich über Besucher in seiner Breslauer Plakatgalerie.

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Touren

Durchdacht, inspirierend, entspannt

Mit unseren Tourenvorschlägen lernen Sie Polens beste Seiten kennen.

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Eine Landschaft, der man die Ruhe ansieht

Unterwegs in Polen

Für jeden etwas

Wassersportler kommen an der Ostseeküste oder in Masuren auf ihre Kosten, Wanderer und Skifahrer in den Sudeten und Karpaten. Kulturinteressierte peilen Krakau und Warschau – die alte und die neue Hauptstadt – an, besuchen ehemals deutsche Städte wie Breslau, Danzig und Posen. Und Pilger finden im katholischen Polen Hunderte von Marienheiligtümern, nicht nur Częstochowa.

Mit Auto, Bus oder Bahn?

Am bequemsten reist man mit dem eigenen Auto, doch auch Mietwagen vor Ort sind eine gute Option und längst nicht mehr so teuer wie einst. Mit dem Bus kommt man in fast jede größere Stadt, doch sollte man großen Komfort nicht erwarten. Wer vor allem die Metropolen besuchen will, ist mit der Bahn gut bedient, die Preise für Zugfahrten sind in Polen nach wie vor relativ günstig.

Ausbau Ost

Viel Geld ist in den Ausbau der Straßen geflossen. Die großen Achsen des Landes sind die von West nach Ost verlaufende A 2 von Frankfurt/Oder über Posen und Warschau nach Brest und die A 4 von Görlitz über Breslau, Katowice, Krakau, Rzeszów nach Przemyśl sowie die Nord-Süd-Verbindung A1, die über insgesamt 570 km Länge von Danzig über Toruń, Łódź und Katowice nach Bielsko-Biała und weiter bis zur tschechischen Grenze führt. Abseits der großen Überlandstrecken kommt man nur langsam voran: Auf schmalen Landstraßen sorgen Traktoren und manchmal auch noch ein Pferdefuhrwerk für gedrosseltes Tempo, brüchiges Kopfsteinpflaster zwingt zur Konzentration. Das Tankstellennetz ist flächendeckend.

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Von Danzig Zu Den Masurischen Seen

Start und Ziel: Gdańsk / Danzig | Länge: ca. 500 km

Tour 1

Lust auf viel Wasser? Auf schattige Alleen und dichte Wälder? Vielleicht auch auf Dörfer, in denen Storchennester auf den Dachfirsten vieler Höfe thronen? Dann ist diese Tour ideal! Von Danzig, der »Königin der Ostsee«, führt sie nach Masuren, ins »Land der dreitausend Seen«. Dabei passiert man ehemaliges Ordensland

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Europas größte Backsteinburg

Von Danzig fährt man die Landstraße 77 südostwärts Richtung Elbląg. Nach ca. 40 km zweigt rechts die Straße nach Malbork (Marienburg) ab, das von der Ordensburg beherrscht wird. Für die Erkundung der Anlage sollte man sich Zeit nehmen. Wer das im Sommer stattfindende Ritterspektakel miterleben will, kann in den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden stilvoll übernachten.

Ausflug ans Frische Haff

Von Malbork aus geht’s weiter auf der Straße 22 direkt nach Elbląg (Elbing). Zwar wurde der historische Stadtkern im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört, doch entstand zur Jahrtausendwende auf dem mittelalterlichen Straßengrundriss eine neue »Altstadt«: Giebel- und Fachwerkhäuser in historisierendem Stil beschwören den Geist vergangener Zeiten. Wer mag, unternimmt einen Abstecher ans Frische Haff und besucht dabei die alte Kopernikus-Stadt Frombork. Oder man unternimmt eine Bootstour auf dem Oberländischen Kanal.

Deftige Stärkung

Die Hauptroute führt auf der Straße A 7 über Ostróda nach Olsztyn (Allenstein), dem Eingangstor zu den Großen Masurischen Seen. Unterwegs lohnt ein Stopp im Wallfahrtsort Gietrzwałd, wo man sich in der »Ermländischen Schenke«, der Karczma Warmińska, mit Regionalspezialitäten stärken kann. Manchmal gibt es dazu Live-Folklore.

Im Land der Ordensritter

Olsztyn, eine Gründung des Deutschen Ordens, besitzt eine hübsche Altstadt mit einer gotischen Kirche und einer großen, museal genutzten Burg. In einem der Straßencafés am Ring kann man das Leben und Treiben beobachten. Dass dieses Land einmal fest in der Hand der Deutschen Ordensritter war, wird auch im 26 km nördlich von Olsztyn gelegenen Dobre Miasto (Gutstadt) deutlich. Hier erbauten sie 1386 Ermlands größte Kirche.

Mittelalter-licher Glanz

Noch imposanter ist ihre 20 km weiter gelegene Burg in Lidzbark Warmiński (Heilsberg). Das mächtige, von Wasser eingefasste Kastell beherbergt ein Museum mit Kunst der Ordensritterzeit. Gleichfalls einen Zwischenstopp wert ist das über Nebenstraßen erreichbare Reszel (Rössel), das sich mit seinem intakten mittelalterlichen Stadtbild gute Chancen ausrechnet, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben zu werden.

Barock und Bunker

Folgt man der Nebenstraße weiter westwärts, kommt man nach Święta Lipka (Heiligelinde), das nach all der »schweren« Backsteingotik des Ermlands eine willkommene optische Abwechslung bietet: Hell und verspielt ist die Wallfahrtskirche, ein Barockjuwel, das jeden Sonntag von Pilgern belagert wird. Die nächste Station liegt 9 km östlich der ehemaligen Deutschordensstadt Kętrzyn (Rastenburg): das Dorf Gierłoż, bekannt für die »Wolfsschanze« (Wilczy Szaniec). Im Zweiten Weltkrieg befand sich hier das »Führerhauptquartier«, Schauplatz des Attentats von Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Hitler am 20. Juli 1944. Ein zweistündiger Rundweg führt an den gesprengten Betonbunkern vorbei.

Auf direktem Weg geht es nun nach Giżycko (Lötzen), der »Hauptstadt« des nördlichen Masuren. Die Stadt liegt attraktiv zwischen zwei masurischen »Meeren«. Einen Überblick kann man sich von der Aussichtsplattform (mit Café) auf der Spitze des neugotischen Wasserturms verschaffen. Am Ufer des Niegocin- und des Jagodne-Sees entlang führt die Straße nach Mikołajki (Nikolaiken), der »Hauptstadt« des südlichen Masuren, im Sommer der In-Treff wohlhabender Warschauer. Gern bleibt man hier länger, unternimmt Bootstouren mit der »Weißen Flotte« und startet zu Ausflügen in den südlich angrenzenden Masurischen Landschaftspark.

»Wilder Westen«

Die letzte Station der Masuren-Rundfahrt ist der quirlige Ferienort Mrągowo (Sensburg). Gut besucht ist der Ort alljährlich Ende Juli, wenn sich dort beim Festival »Piknik Country« die Country- und Westernfans aus aller Welt treffen. Über Sorkwity (Sorquitten) und Olsztyn kehrt man nun nach Danzig zurück.

Von Warschau in den Osten

Start und Ziel: Warszawa / Warschau | Länge: ca. 700 km

Tour 2

Einige der »Perlen« Polens – das ehemals jüdische Lublin mit seinem stimmungsvollen historischen Kern und vor allem das UNESCO-Weltkulturerbe Zamość – gibt es im stillen Osten zu entdecken. Einem Bilderbuch scheinen auch Kazimierz Dolny und Sandomierz entsprungen – beide Städte thronen hoch über der Weichsel. Und auf dem Weg liegen zwei Nationalparks, wo man sich in der Natur vom Sightseeing erholen kann.

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Entlang der Weichsel

Erste Station nach Warschau ist Puławy, das man am schnellsten über die Straße 17 erreicht, die im Osten Warschaus bei Stara Miłosna nach Lublin abzweigt. Sehenswert ist der schön gelegene Landschaftsgarten der Magnatenfamilie Czartoryski. Attraktiv ist auch das 15 km südlich von Puławy gelegene Städtchen Kazimierz Dolny, das malerisch am Weichseldurchbruch liegt. Die Stadt zog viele Künstler an und erlebte ihre Blütezeit im 16. und 17. Jh., wovon prachtvolle Renaissancehäuser zeugen.

Altstadtjuwel Lublin

Von Kazimierz fährt man ein Stück Richtung Norden zurück und biegt nach 5 km ab auf die Landstraße, die über den Kurort Nałęczów nach Lublin führt. Lublins Altstadt wurde auf mehreren Hügeln angelegt, an der höchsten Stelle thront eine Burg mit einem kunsthistorischen Kleinod: Die Dreifaltigkeitskapelle ist ein Meisterwerk

byzantinisch-orthodoxer Kunst und UNESCO-Weltkulturerbe.

Meisterstück polnischer Renaissance

Wenn man Lublin auf der Straße 17 in Richtung Zamość verlässt, passiert man die Gedenkstätte Majdanek: Eine Ausstellung dokumentiert die Ermordung von 400 000 Menschen, meist Juden, in deutscher Besatzungszeit. Durch bäuerlich geprägtes Land erreicht man Zamość, eine Renaissancestadt vom Reißbrett, provinziell verschlafen, doch wunderbar restauriert. Heute ist sie UNESCO-Weltkulturerbe und lohnt einen längeren Zwischenstopp.

Roztocze-Nationalpark

Man verlässt Zamość auf der Straße 74 westwärts. Ein Halt empfiehlt sich nach 30 km in Zwierzyniec, wo ein modernes Naturkundemuseum über Flora und Fauna im Roztocze-Nationalpark informiert. Noch schöner ist es natürlich, sie »live« zu erleben: Eine ca. zweistündige Rundwanderung auf markierten Wegen führt vom Museum zu mehreren kleinen Seen, an denen Wildpferde grasen.

Alte Handelsstadt

Über Biłgoraj, den Geburtsort des Literaturnobelpreisträgers Isaak Bashevis Singer, den ein Denkmal entspannt auf einer Bank sitzend zeigt, stößt man auf die Straße 77, die parallel zum San nordwestwärts führt. Wo er in die Weichsel mündet, liegt auf einem Plateau Sandomierz, umgeben von Feldern und Wiesen. Die alte Handelsstadt gilt als einer der schönsten Orte Polens, Marktplatz und Gassen, Burg und Kirchen atmen den Geist vergangener Zeiten.

In die Heilig-Kreuz-Berge

Auf der Straße 77 geht es weiter westwärts, in Opatów wechselt man links auf die Straße 74. Vor der alten Bischofsstadt Kielce lohnen sich Abstecher zur nordöstlich von Chęciny gelegenen Tropfsteinhöhle Jaskinia Raj, der »Paradieshöhle«, und in den Nationalpark Heilig-Kreuz-Berge (Góry Świętokrzyskie). Der nur 600 m hohe, rau-herbe Gebirgszug verdankt seinen Namen der gleichnamigen Wallfahrtskirche (Św. Krzyż), deren wertvollste Reliquie angeblich vom Kreuz Christi stammende Holzspäne sind. Von Kielce geht es auf der A 7 nach Warschau zurück.

Durch Großpolen

Start und Ziel: Poznań / Posen | Länge: ca. 300 km

Tour 3

Zwischen Warthe und Weichsel liegt das polnische Kernland mit allem, was den Polen hoch und heilig ist: Burgen und Kirchen erzählen Geschichte(n). Stadtluft schnuppert man zwischendurch im geschäftigen Poznań (Posen) und im mittelalterlichen Toruń (Thorn).

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Alte Kirchen, junges Leben

Die Tour durch Großpolen beginnt in Poznań (Posen), wo das historische Stadtbild bildschöne Kulisse fürs junge Leben ist. Auf dem Marktplatz mit prächtigem Renaissance-Rathaus reihen sich Straßencafés aneinander, die zu einer Pause einladen. Auf der Dominsel steht die älteste Kirche Polens: Ihre Grundmauern stammen aus dem Jahr 968. In der Krypta sind Polens erste Herrscher beigesetzt, ihre symbolischen Standbilder sind in der »Goldenen Kapelle« aufgestellt.

Großpolnisches Dorfleben liebevoll restauriert

Verlässt man Posen auf der Straße 5 Richtung Gniezno bzw. Bydgoszcz (Bromberg), grüßt schon aus der Ferne im 20 km entfernten Pobiedziska die Ruine einer Burg. Mit dem Boot kann man auf die im See gelegene Burginsel übersetzen. Mehr für das Auge bietet das wenige Kilometer weiter östlich gelegene Freilichtmuseum Wielkopolski Park Etnograficzny, in dem ein typisches großpolnisches Dorf mit Holzhäusern und Mühlen rekonstruiert wurde.

Siedlung aus der Eisenzeit

Noch weiter in die Geschichte zurück führt Biskupin: Europas älteste erhaltene »Hallstatt-Siedlung« aus der Eisenzeit erreicht man über die bei Rogowo, 23 km nördlich von Gniezno, von der Straße 5 rechts abzweigende Nebenstrecke. Die Bewohner, die weder Slawen noch Germanen waren, errichteten hier vor 2500 Jahren eine hölzerne Inselfestung.

Studentenstadt mit Historien-flair

Über Wenecja (Venedig) – den Namen verdankt es der Lage zwischen mehreren Seen – gelangt man bei Żnin auf die Straße 5 zurück und nach Bydgoszcz (Bromberg) und längs der Weichsel ins benachbarte Toruń (Thorn), dessen mittelalterliche Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Dank ihrer renommierten Universität ist die Stadt von studentischem Leben geprägt.

Bollwerk des Katholizismus

Bevor man über Strzelno mit seiner wuchtigen romanischen Kirche nach Posen zurückkehrt, lohnt sich ein Halt in Gniezno (Gnesen), dem geistlichen Zentrum des Landes. Seine an Kunstschätzen reiche Kathedrale ist Sitz des Primas, des Oberhaupts der polnischen katholischen Kirche. Hier soll der später zu Polens erstem König gekrönte Bolesław I. im Jahr 1000 den deutschen Kaiser Otto III. empfangen haben: Die feierliche Gründung eines Erzbistums ging einher mit der politischen Emanzipation vom »großen deutschen Bruder«. Nicht vergessen: einen Blick auf das bronzene Kathedralenportal werfen – ein Prachtstück romanischer Kunst! Detailfreudige Relieszenen erzählen vom Leben des hl. Adalbert: von seiner Missionsreise bis zu seiner Hinrichtung durch die missionsresistenten Pruzzen.

Kleine Schlesien-Rundfahrt

Start und Ziel: Görlitz/Zgorzelec | Länge: ca. 450 km

Tour 4

Im polnischen Süden warten zahlreiche Kontraste: Gleich hinter der deutsch-polnischen Grenze grüßt die Schneekoppe, die höchste Spitze des Riesengebirges. Im Umland verstecken sich Schlösser, einst Hideaways des preußischen Hochadels. Die jahrhundertealten Residenzstädtchen präsentieren sich ebenso hübsch aufpoliert wie die mächtigen Barockklöster. Der Höhepunkt zum Schluss: Wrocław (Breslau), die alte schlesische Hauptstadt mit jungem Kulturleben.

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Größtes Flächendenkmal Deutschlands

Die deutsch-polnische Doppelstadt Görlitz/Zgorzelec ist ein guter Auftakt für die Erkundung Schlesiens: Westlich der Lausitzer Neiße ist sie bereits mustergültig restauriert und präsentiert sich mit prachtvollen Bauten aus Gotik, Barock, Renaissance, Jugendstil und Gründerzeit. Mit ihren rund 4000 denkmalgeschützten Gebäuden gilt Görlitz als das größte Flächendenkmal Deutschlands. Östlich des Flusses hofft man noch auf großzügige EU-Subventionen.

Ins Riesengebirge

Auf der Straße 30 kommt man über Lubań und Gryfów Śląski nach Jelenia Góra (Hirschberg), das Eingangstor zum Riesengebirge. Mit pastellfarbenen Bürgerhäusern auf dem Marktplatz und den umliegenden Gassen bietet sich das mittelalterliche Städtchen für einen Zwischenstopp an. Jelenia Góra ist ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen und Ausflüge in den Nationalpark Riesengebirge, dessen höchste Erhebung die berühmte 1602 m hohe Śnieżka (Schneekoppe) an der Grenze zu Tschechien ist.

Für Literaturfreunde

Über Sobieszów (Hermsdorf) mit einer imposanten Burgruine erreicht man den langgestreckten Ferienort Szklarska Poręba (Schreiberhau). Er bietet sich gleichfalls für Touren in den Nationalpark an. Ein Hauptmann-Museum erinnert an den Aufenthalt der deutschen Schriftsteller-Brüder Carl und Gerhart Hauptmann; noch interessanter ist freilich »Haus Wiesenstein« im benachbarten Weiler Jagniątków (Agnetendorf), in dem Gerhart Hauptmann fast 50 Jahre lebte. Wer Lust auf einen sympathischen Kurort hat, unternimmt einen kurzen Abstecher nach Świeradów Zdrój (Bad Flinsberg) mit seinen Mineralquellen.

Auf die Schneekoppe

Auf Waldstraßen erreicht man Karpacz (Krummhübel), den zweiten großen Ferienort der Region. Per Seilbahn kann man auf die Schneekoppe schweben oder alternativ zu Fuß laufen. Markierte Wanderwege erschließen die gesamte Region und laden zu ausgedehnten Wanderungen ein. Berühmteste Sehenswürdigkeit von Karpacz ist die hölzerne Wang-Kirche (13. Jh.): Sie wurde ursprünglich in Südnorwegen erbaut und im 19. Jh. nach Schlesien gebracht.

Barockjuwel Kloster Kreszów

In Kowary (Schmiedeberg) kann man einen »Miniaturenpark niederschlesischer Denkmäler« bestaunen. Danach kommt man nach Kamienna Góra (Landeshut) und erreicht auf einer landschaftlich reizvollen Nebenstraße das Kloster Krzeszów (Grüssau), ein Barockjuwel und UNESCO-Weltkulturerbe. Noch ein Stück weiter in Richtung tschechische Grenze folgt das alte Leinenstädtchen Chełmsko Śląskie (Schömberg), wo man in den hölzernen »Apostelhäusern« (domy tkaczy Apostołów), einer einstigen Webersiedlung, handgewebte Stoffe kaufen kann.

Bergwerke und Adels-ambiente

Über Mieroszów erreicht man Wałbrzych (Waldenburg) wo ein spannendes neues Museum in einem ehemaligen Bergwerk an die Bergbauvergangenheit erinnert. Weiter geht’s nach Książ (Fürstenstein)mit dem schönsten Schloss Schlesiens, das sich aus einer bewaldeten Talsenke erhebt. Die Innenräume sind als Museum feudaler Wohnkultur zugänglich. Auch das benachbarte Hengstgestüt lohnt den Besuch.

Prächtige Kirchen

Auf der Straße 35 kommt man in das 13 km östlich gelegene Świdnica (Schweidnitz), das einen hübschen Marktplatz besitzt. Die Stanislaus-Wenzel-Kirche ist mit ihrem 104 m hohen Turm Schlesiens gewaltigstes Gotteshaus. Nicht weniger beeindruckend ist die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte evangelische Friedenskirche von 1656.

»Kreisauer Kreis«

Auch die Umgebung der Stadt lohnt eine Erkundung: 10 km südöstlich von Świdnica, erreichbar über Grodziszcze, liegt der Weiler Krzyżowa (Kreisau) in anmutiger Landschaft. Seine Attraktion ist der ehemalige Moltke-Gutshof, der aufwendig restauriert und in ein deutsch-polnisches Begegnungszentrum verwandelt wurde. Eine Ausstellung informiert über den »Kreisauer Kreis«, der 1944 von den Nationalsozialisten zerschlagen wurde.

Niederschlesiens glitzernde Hauptstadt

Folgt man der Straße 35 ab Świdnica nordostwärts, kommt man zügig nach Wrocław (Breslau), der Hauptstadt Niederschlesiens. Ihre meisterhaft restaurierte Altstadt mit einem fantastischen Marktplatz, der Dominsel mit einer Kathedrale, vielen Museen und Galerien lohnt einen mehrtägigen Aufenthalt. Ein »Muss« ist der Besuch des Rathauses, auch »Perle der schlesischen Gotik« genannt, mit anschließender Einkehr in den berühmten »Schweidnitzer Keller«, der wohl ältesten Gaststätte Polens.

»Stadt des guten Tons«

Auf der A 4 geht es Richtung Westen über Legnica (Liegnitz) mit seinem schönen historischen Ortskern und dem prächtigen Piastenschloss zurück nach Görlitz. Unterwegs lohnt sich ein Abstecher in die »Töpferstadt« Bolesławiec (Bunzlau), bekannt für Keramik mit dem typischen blauen Pfauenmuster. Alljährlich am letzten Augustwochenende findet in der »Stadt des guten Tons« ein großes Keramikfest statt.