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So klappts mit dem Click!

SO KLAPPTS MIT DEM CLICK!
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Grundlagen des Trainings

Was macht Ihnen mehr Spaß: Wenn Sie etwas tun müssen? Oder wenn Sie etwas tun dürfen, das Sie ohnehin möchten? Eigentlich keine Frage. Denn genau das ist es, was hinter der Ausbildung mit dem Clicker steckt. Das Tier darf mitmachen, es muss aber nicht!

DIE POSITIVE VERSTÄRKUNG

Wenn sich für eine Katze ein bestimmtes Verhalten lohnt, zeigt sie es mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder. Wir müssen also lediglich dafür sorgen, dass sich das, was wir der Katze beibringen wollen, für sie auszahlt. Doch was lohnt sich für eine Katze? Was mag sie gern? Futter, Spiele, Streicheln und vieles mehr. Das, was sich lohnt, sind Belohnungen.

In dieser Kapitelüberschrift steht jedoch „positive Verstärkung“ und nicht „Belohnung“. Warum diese Unterscheidung? Eine Belohnung ist etwas, das wir Menschen anwenden, um jemandem, sei es nun Tier oder Mensch, zu zeigen, dass er etwas gut macht oder dass wir ihm etwas Gutes tun wollen. Im Training ist der sogenannte primäre Verstärker besser, denn er verstärkt wirklich nur ein einzelnes Verhaltensmuster. Auch wenn es sich dabei ebenfalls um ein Leckerchen oder eine Streicheleinheit handelt, muss er sich von einer einfachen Belohnung in einer speziellen Art unterscheiden: Er muss dem Verhalten, das wir trainieren wollen, augenblicklich folgen.

Wichtig ist die sofortige positive Folge auf ein erwünschtes Verhalten, damit die Katze das auch miteinander verknüpfen kann. Nur wenn ein Verhalten innerhalb einer Sekunde positive Folgen hat, wird die Katze diese Handlung wieder zeigen. Es gibt für das Training auch einen schönen Merkspruch: Wir belohnen ein Verhalten, nicht die Katze!

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WER TRAINIERT WEN?
Letztendlich ist es egal, solange es beiden Spaß macht. Nebenbei wird das Verhältnis von Mensch und Katze noch besser.

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SO FUNKTIONIERT DER CLICKER

Theoretisch ist es einfach: Innerhalb einer Sekunde muss der Verstärker, also etwas für die Katze Lohnendes, der Handlung folgen. Praktisch ist das ein Problem. Stellen Sie sich vor, Sie wollen Ihrer Katze beibringen, dass sie zu Ihnen kommt, wenn Sie sie rufen (siehe „Kommen auf Ruf“). Die Katze kommt also angelaufen, Sie sind glücklich und wollen das belohnen.

Dafür gehen Sie zum Kühlschrank, um einen Leckerbissen herauszuholen. Die Katze springt derweil auf die Anrichte und bekommt dort den Leckerbissen. Stellen Sie sich die Situation vor: Was haben Sie in dem Moment verstärkt?

Das Springen auf die Anrichte, und nicht das Kommen! Die Katze wird daraufhin nicht unbedingt folgen, wenn man sie ruft, aber bestimmt gern auf die Anrichte springen, wenn ihr Mensch den Kühlschrank öffnet.

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KATZEN TRAINIEREN IHRE MENSCHEN GERN
Und genau das machen wir uns zunutze, um die Katzen zu trainieren. Man muss nur schlauer sein als die Katze.

Knackfrosch im Einsatz

Findige Trainer haben für dieses Problem schon vor mehr als 50 Jahren eine Lösung gefunden, und zwar den sekundären Verstärker. Dieser hilft uns, das Timing zu verbessern. Ein gutes Timing hat man, wenn man es schafft, die Katze genau auf die richtige Sekunde zu belohnen. Ja, wie wir oben schon gesehen haben, geht es hier tatsächlich um Sekunden. Während der primäre Verstärker ein Leckerchen, ein kurzes Spiel oder eine Streicheleinheit ist, bedeutet der sekundäre Verstärker für die Katze das Signal, das ankündigt, dass der primäre Verstärker unterwegs ist. Um uns beim Training von Nutzen zu sein, muss dieses Signal möglichst kurz und einzigartig sein, wie es z.B. der Clicker ist. Der Clicker ist eine Art Knackfrosch für Trainingszwecke. Er erzeugt einen unverwechselbaren, kurzen Ton. Und dieser Ton hilft uns bei einem guten Timing. Wenn die Katze gelernt hat, was der Click bedeutet, können wir bei unserer Ruf-Übung genau in dem Moment clicken, wenn die Katze auch angelaufen kommt. Der Clicker schafft uns etwas Zeit, um den primären Verstärker, also das Leckerchen, zu geben. Auf diese Weise gelingt es uns, ganz genau ein bestimmtes Verhalten zu verstärken, in unserem Beispiel das Kommen auf Ruf. Die Katze versteht dann, welches Verhalten das Leckerchen erzeugthat. So wird sie auch genau dieses Verhalten mit immer größerer Wahrscheinlichkeit zeigen.

Mit Spaß lernen

Die Katze hat immer die Wahl. Zeigt sie das Verhalten oder zeigt sie es nicht? Sie wird also in keiner Weise gezwungen. Aus Sicht der Katze sieht es dabei sogar fast so aus, als würde sie uns trainieren: Sie lernt, was sie tun muss, um uns zum Clicken zu bewegen und ihr danach Futter zu geben. Das erklärt, warum Katzen bei dieser Trainingsmethode so gern und so unglaublich schnell lernen! Wie Sie dann in Wirklichkeit die Fäden in der Hand halten und der Katze etwas beibringen, lernen Sie im Folgenden.

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Gut sozialisierte Katzen sind leichter zu trainieren, da sie von sich aus die Nähe zum Menschen suchen.

IN DER RUHE LIEGT DIE KRAFT

Wenn Sie professionelle Katzen-Trainingsambitionen haben, z.B. für das Fernsehen, dann sollten Sie sich eine Katze aussuchen, die gut sozialisiert und habituiert ist.

Das bedeutet, dass sie schon als Baby beim Züchter alle möglichen Tiere, Dinge und Orte kennengelernt hat. Achtet man darauf, bekommt man einfach coole Katzen, die nichts so schnell aus der Ruhe bringt.

FÜR JEDE KATZE GEEIGNET

Jede Katze lernt, und zwar in jeder Minute ihres Lebens. Inzwischen haben Hirnforscher bewiesen, dass das Lernen auch im Schlaf nicht aufhört. Es werden Verknüpfungen im Gehirn gefestigt und das über den Tag hinweg Gelernte organisiert und gespeichert. Da jede Katze lernt, kann man auch jede Katze trainieren.

Alter oder Krankheiten sind keine Einschränkung. Gerade alte Katzen blühen oft wieder richtig auf, wobei die infrage kommenden Übungen und auch die Trainingszeit dann mit Bedacht ausgewählt werden sollten.

Wichtig sind zwei Dinge: Die Katze muss bestimmte Signale wahrnehmen können und sie muss sich motivieren lassen. Beispielsweise bedeutet das, dass man bei einer tauben Katze nicht mit akustischen Signalen arbeiten kann. In diesem Fall können wir auch keinen Clicker verwenden, was uns aber nicht abhalten muss, dennoch die Prinzipien des Clickertrainings anzuwenden. Als sekundären Verstärker kann man z.B. ein Lichtsignal mit einer Taschenlampe oder eine Berührung verwenden. Ist eine Katze blind, kann man wiederum nicht mit visuellen Signalen arbeiten. Das schließt das Clickertraining ebenfalls nicht aus. Diese Einschränkungen sind zum Glück relativ selten. Was für den Alltag wichtiger ist, ist die Motivation. Womit motiviere ich eine Katze? Was frisst sie besonders gerne? Oder spielt sie gerne? Hat sie einen Lieblingsgegenstand? Manche Besitzer beklagen sich, dass sie keine Möglichkeit haben, ihre Katze zu motivieren. Sie spielt nicht gerne und für Leckerchen ist sie auch nicht zu begeistern. Auf solche Fälle gehe ich im Unterkapitel „Auf den Clicker konditionieren“ ein. Mit dem notwendigen Wissen und den richtigen Fingerfertigkeiten kann man sogar auch Katzen unglaubliche Dinge beibringen.

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Kommen auf Ruf sollte jede Katze können.

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Es gibt aber noch viele andere schöne Übungen.

Katzen lassen sich nicht trainieren? Von wegen!
Jana

Katzen begleiten mich schon mein ganzes Leben. Gerade einmal zwei Monate habe ich es ohne Katzen ausgehalten, nachdem ich von zu Hause ausgezogen bin. Heute lebe ich mit meinem Mann auf einem kleinen Bauernhof in der Nähe von Stuttgart und teile Hof und Bett mit zwei Bengalkatzen aus dem Tierschutz.

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Katzen lassen sich nicht trainieren? Von wegen! Viele Katzen haben durchaus Spaß am Training. Man muss nur wissen wie, und natürlich bereit sein, sich auf sie einzulassen. Das bedeutet zum Beispiel auch, herauszufinden, auf welche Belohnung die Samtpfote steht. Unsere beiden „arbeiten“ auch für schnödes Trockenfutter, aber spätestens wenn die Aufgabe anspruchsvoller wird, muss frisches Fleisch her. Dann klappen auch Dinge wie ein Rückruf auf Pfiff bei Katzen gut. Katzen sind prima Trainingspartner – nur ein bisschen anspruchsvoller als die meisten Hunde. Aber das macht es ja umso interessanter, finde ich.

Katzen sind im Vergleich zu Hunden viel weniger von Menschen abhängig. Umso schöner ist es, wenn eine Katze uns vertraut und sich über das Zusammensein freut. Gemeinsames Spielen und Trainieren sind dabei eine gute Grundlage für eine enge Verbindung.

Jana Ebinger

Ihr Blog mit Infos zum Tiertraining allgemein – und auch zum Clickertraining mit Katzen: www.trainingsglueck.de

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VORBEREITENDE ÜBUNGEN FÜR ZWEIBEINER

Bevor Sie starten, sollten Sie sich mit der Anwendung des Clickers vertraut machen. Dann haben Sie später Zeit, sich auf die Katze zu konzentrieren, und müssen nicht auf Ihr eigenes Verhalten und auf das der Katze gleichzeitig achten.

Paarübung: Rechter Daumen an linkes Ohr

Optimal ist es, wenn Sie einen Trainingspartner haben, der auch mit seiner Katze oder seinem Hund clickern möchte. Einer von Ihnen ist der Trainer, der versucht, bei dem anderen ein bestimmtes Verhalten „einzufangen“. Dieses Verhalten kann z.B. sein: rechter Daumen an linkes Ohr. Derjenige von Ihnen, der das Tier spielt, kann also mit jedem seiner Finger eines seiner Ohren berühren. Der Trainer muss dieses Verhalten genau beobachten. Und immer nur dann, wenn der rechte Daumen das linke Ohr berührt, soll er clickern. Nach einiger Übung kann man den Schwierigkeitsgrad erhöhen, eine Bewegung antäuschen oder die Finger sehr schnell zu den Ohren bewegen. Tauschen Sie zwischendurch die Rollen.

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Der Trainer muss sein „Tier“ genau beobachten.

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Nur wenn das gewünschte Verhalten gezeigt wird, kommt der Click.

Einzelübung: Ball auf Boden

Nehmen Sie sich einen Flummi, einen stark springenden Gummiball. Gehen Sie in einen Raum, wo Sie mit dem Ball nichts umwerfen, und schleudern Sie ihn kräftig auf den Boden. Immer wenn der Ball den Boden berührt, sollten Sie clicken. Das Geräusch des aufschlagenden Balles und der Click sollen ein Ton sein. Am Anfang ist das relativ einfach, weil der Ball noch sehr hoch springt und entsprechend lang bis zur nächsten Landung braucht. Gegen Ende werden die Sprünge immer kürzer und unberechenbarer. So fördern Sie Ihre Beobachtungsgabe und Ihr Timing.

Paarübung: Mehr als Timing

Nehmen Sie sich jeweils fünf kleine Gegenstände und bringen Sie einem menschlichen Trainingspartner nur mit dem Clicker bei, die Gegenstände, wie Sie es vorgeben, zu sortieren oder in einer Reihe aufzustellen. Sagen Sie Ihrem Trainingspartner vorher: „Immer wenn ich clicke, bist du auf dem richtigen Weg!“ Sonst dürfen Sie dabei nicht reden, sondern nur über den Clicker kommunizieren. Sollten Sie feststecken und nicht weiterkommen, besprechen Sie die Schwierigkeiten. Fragen Sie Ihren Partner nach der Übung: Was wurde gelernt? Manchmal sieht das Ergebnis nämlich richtig aus, aber das Gegenüber hat etwas ganz anderes gelernt, als eigentlich beabsichtigt war. Wie hat sich Ihr Partner gefühlt? Nutzen Sie es aus, dass Sie mit Ihrem menschlichen Trainingspartner reden können. Er kann Ihnen wertvolles Feedback geben, was die Katze später nicht kann. Tauschen Sie anschließend die Rollen: So erfahren Sie, wann ein Trainer in seinen Angaben eindeutig ist und wann nicht – und haben Verständnis für Ihre Katze, wenn sie nicht sofort versteht, was Sie von ihr wollen! Man lernt also so manches bei der Übung.

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Trainingsspiele machen Spaß und sind für beide Partner lehrreich.

Trockenübung für das Targettraining

Eine der ersten Aufgaben, die Sie später mit der Katze üben werden, ist das Targettraining. Diese Übung kann man auch sehr gut mit einem menschlichen Partner machen, damit man den Ablauf lernt. Sie nehmen sich dazu einfach einen Stock mit einer markierten Spitze in die Hand.

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Trainer und „Tier“ sind bereit für die Übung.

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