Kurz vorm Fest

von Sebastian Pink

Kurz vorm Fest

1. Auflage von Dezember 2019

Als Vorlage diente das Drehbuch, dass auch von Sebastian Pink geschrieben wurde.



1. Akt

Es ist Ende November. Die ersten Schneeflocken, fallen bereits vom Himmel. Der Familienvater Johannes Feist, sitzt gerade an der Kasse eines Supermarktes, für den er arbeitet. Johannes ist Mitte dreißig, verheiratet und hat einen sieben jährigen Sohn, namens Kevin. Seine Frau Martina und er, erwarten gerade ihr zweites Kind. Johannes ist gerade dabei, eine Kundin abzukassieren. Als diese bezahlt hat und weitergeht, kommt Frau Meier, eine Stammkundin an die Kasse. Frau Meier ist Ende sechzig und kommt jeden zweiten Tag in den Laden.

>> Na Frau Meier? Geht es Ihnen gut? <<

>> Das werden wir bald erfahren. Ich habe nachher einen Termin beim Arzt, dann bekomme ich die Ergebnisse meiner Blutuntersuchung. <<

>> Ach, so schlimm wird es schon nicht aussehen. <<

>> Ihr Wort in Gottes Ohr. <<

Johannes lächelt.

>> Sie sind ein Schisser, wie meine Oma. <<

Anja, eine gutaussehende Kollegin von Johannes, taucht an der Kasse auf. Anja ist achtundzwanzig Jahre alt und hat blondes Haar.

>> Johannes, du sollst mal eben zum Chef ins Büro kommen. <<

Johannes schaut überrascht.

>> Zum Chef? Was will der denn? <<

Anja zuckt mit den Achseln.

>> Keine Ahnung, dass hat er mir nicht gesagt. <<

>> Okay, ich kassiere Frau Meier noch fertig ab und dann schaue ich mal, was er will. Machst du dann die andere Kasse auf? <<

>> Ich schicke Vera, denn ich mache gleich Mittagspause. <<

>> Okay, dann Mahlzeit. <<

>> Danke. <<

Anja geht wieder und Johannes hat die Ware von Frau Meier fertig übers Band gezogen.

Er kassiert und gibt Frau Meier ihr Wechselgeld.

>> Dankeschön und grüßen Sie mir Ihre Frau und den kleinen Kevin. <<

>> Das werde ich. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. <<

>> Den wünsche ich Ihnen auch. <<

Frau Meier schiebt ihren Einkaufswagen und geht weiter. Johannes greift nach einem Schild, auf dem draufsteht „Kasse geschlossen“.

>> So, dann schauen wir mal, was der Chef will. <<

Johannes stellt das Schild auf die Kasse.


Der Chef des Supermarktes, Herbert Uder, sitzt derweil an seinem Schreibtisch und kümmert sich um Papierkram. Uder ist Mitte fünfzig und hat graues Haar. Es klopft an die Tür seines Büros.

>> Herein! <<

Johannes betritt das Büro.

>> Sie wollten mich sprechen? <<

Uder schaut Johannes an.

>> Ja, kommen Sie herein und setzen Sie sich. <<

Uder deutet mit der Hand auf einen der Stühle, die vor seinem Schreibtisch stehen. Johannes schließt die Bürotür und setzt sich hin.

>> Um was geht es denn? <<

Uder zieht ein ernstes Gesicht.

>> Nun ja, wie soll ich es Ihnen am schonendsten

beibringen? Die Geschäftsleitung unserer

Supermarktkette, hat sich dazu entschlossen Stellen

abzubauen. <<

>> Das heißt? <<

>> Nun ja, dass heißt im Klartext: Ich muss Sie leider Ende des Monats entlassen. Sie waren der letzte, der gekommen ist, also müssen Sie als erster gehen. So leid es mir tut. <<

Johannes schaut seinen Chef geschockt an.

>> Ja aber … kann man denn da gar nichts machen? <<

>> Leider nicht. <<

Eine kurze Stille tritt ein. Dann spricht Uder weiter.

>> Glauben Sie mir, ich habe alles versucht. <<

Johannes wird sauer und etwas lauter.

>>… was in Ihrer Macht stand? Tzzz … Das kann ja wohl nicht wahr sein, dass Sie einen Familienvater kurz vor Weihnachten arbeitslos machen. Schämt ihr euch denn überhaupt nicht? <<

>> Herr Feist, jetzt beruhigen Sie sich. <<

>> Beruhigen? Ich soll mich beruhigen? Bestimmt nicht … bestimmt nicht! <<

Johannes steht wütend auf und lässt dann weiter, seiner Wut freien lauf.                                                                                                                                      >>Ich habe mir monatelang den Arsch aufgerissen, war nie krank und bin immer eingesprungen, wenn etwas war und jetzt werde ich einfach so vor die Tür gesetzt! Das ist eine riesengroße Sauerei! Da macht das warten auf Weihnachten, doch gleich doppelt so viel Spaß! Übrigens, in 6 Tagen ist der Monat vorbei und ich habe zufälligerweise noch 6 Tage Resturlaub. Ich gehe dann jetzt. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. <<

Johannes setzt ein aufgesetztes Lächeln auf und verlässt dann mit einem lauten Tür knallen, dass Büro. Sein Chef schaut ihm nachdenklich hinterher und ballt nachdenklich die Faust zusammen.


Anja sitzt im Aufenthaltsraum am Tisch, trinkt

Kaffee und blättert in einer Zeitschrift herum. Als die Tür ruckartig aufgeht und Johannes hereinplatzt, schreckt sie auf. Er knallt wütend die Tür zu.

>> Wow, was ist denn mit dir los? <<

Johannes schaut seine Kollegin ernst an.

>> Ich wurde gerade entlassen. <<

Anja schaut geschockt.

>> Das ist jetzt ein Witz oder? <<

>> Na seh ich aus, als wenn ich Witze mache? <<

>> Ja, aber das können die doch nicht machen. <<

Johannes geht zu seinem Spind, sperrt diesen auf und hängt dort seinen Kittel rein.