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Fauna und Flora

Über Jahrmillionen konnte sich, bedingt durch die isolierte Lage, auf Madagaskar eine Flora und Fauna entwickeln, die nicht nur Forscher ins Schwärmen geraten lässt: Die Insel gehört zu den artenreichsten Biotopen überhaupt. Fast ein Viertel aller Blütenpflanzen des afrikanischen Kontinentes kommen hier vor, obgleich die Landesfläche nur 2 % von ganz Afrika ausmacht. Zudem sind rund 80 % der Blütenpflanzen endemisch, also nur auf Madagaskar anzutreffen. Unter den Säugetieren ist der Prozentsatz ebenso hoch, bei den Reptilien liegt er gar bei 95 %.

Die Beschreibung aller Arten, die auf der Roten Insel heimisch sind, kann dabei keineswegs als abgeschlossen bezeichnet werden. Die Entlegenheit und der extrem schwierige Zugang zu vielen Regionen des Landes machen auch heute noch Entdeckungen und Beschreibungen neu entdeckter Arten auf Madagaskar fast zur Regel. Daneben gibt es allerdings auch zahlreiche Arten, die zugrundegehen und aussterben. Die Zerstörung natürlicher Lebensräume hat Madagaskar um einen Großteil seines Naturerbes gebracht, die Reste, immer noch eindrucksvoll genug, lassen die einstige Vielfalt und Üppigkeit des Lebens allenfalls erahnen.

Tierwelt

Funde belegen nicht nur, dass Madagaskar einst vollständig bewaldet, sondern überdies Heimat einer eigenartigen Megafauna war. Auf der Insel lebten u. a. Elefantenvögel, Riesenlemuren und Riesenfaultiere. Daneben gab es aber auch das Zwergflusspferd Hippopotamus lemerlei. Es darf als sicher gelten, dass der Beginn der menschlichen Besiedelung Madagaskars und das Ende dieser Megafauna in einem direkten Zusammenhang stehen. Durch Zerstörung ihrer Lebensräume wie auch durch Bejagung wurden die Riesentiere im Laufe der Jahrhunderte dezimiert und letztendlich ausgerottet. Allein 14 Lemurenarten sind nur noch durch Knochenfunde zu belegen, sie sind bereits seit Jahrhunderten verschwunden. Einer der größten von ihnen, Megaladapis edwardsi, wurde bis zu 1,50 m groß. Der bis zu 200 kg schwere Archaeoindris fontoynonti wies hingegen bemerkenswerte Ähnlichkeit zu den Riesenfaultieren des amerikanischen Kontinents auf. Noch im 17. Jh. sind die letzten Riesenlemuren durch die Wälder Madagaskars gestreift, dann war ihre Zeit abgelaufen.

Auch der legendenumwobene Vogel Rock aus 1001 Nacht hat seinen Ursprung vermutlich in der Megafauna Madagaskars. Vorlage für den Sagenvogel war wohl der früher auf Madagaskar lebende Elefantenvogel Aepyornis maximus. Dieser flugunfähige Laufvogel ist in Madagaskar unter dem Namen Vorompatra auch heute noch wohlbekannt. Er wog ausgewachsen fast 500 kg und war beinahe drei Meter hoch. Mindestens sechs Unterarten muss es von dieser Vogelart einst gegeben haben, zahlreiche Schalenfunde am Südende Madagaskars bei Cap St. Marie brachten Eier von 35 cm und 9 Litern Fassungsvermögen ans Licht.

Hinweis

Die zusammengesetzten Eierschalen der Elefantenvögel werden v. a. in Toliara von geschäftstüchtigen Händlern angeboten. Finger weg! Dies gilt selbst (bzw. vor allem), wenn die Eier echt sein sollten (was angesichts der Masse des Angebots unrealistisch ist). Die Ausfuhr ist streng untersagt!

Haus- und Nutztiere

Die Haustierhaltung ist bei den Madagassen weit verbreitet. Dabei steht allerdings meist der wirtschaftliche bzw. kulinarische Aspekt im Vordergrund. Besonders Geflügel wie Hühner, Perlhühner und Enten findet man auf dem Land praktisch überall – und zum Teil auch in den Städten. Bei Fahrten über Land ist in allen Ortschaften mit plötzlich auftauchendem Gefieder auf der Straße zu rechnen.

Hunde werden auch gehalten, wohl als Wachhunde, allerdings übersteigt ihre Zahl und der Grad der Unerzogenheit der Tiere den Nutzen. Immerhin hat Madagaskar der Welt der Kynologie eine anerkannte Hunderasse hinzugefügt: Toliara (Tuléar) ist die Heimat des Coton de Tuléar genannten Rassehundes. Die hübschen Tiere sind ziemlich untersetzt, mit ihrem weißen, langen und flauschigen Fell sehen sie einem West-Highland-Terrier nicht unähnlich.

Auch Lemuren werden z. T. als Haustiere gehalten – ein wenig erfreulicher Anblick, sind die Aussichten der meisten gefangenen Lemuren doch ziemlich trübe. Teilweise werden sie auch gegessen. Wenngleich als Rechtfertigung manchmal angeben wird, man habe die Jungtiere mutterlos gefunden, ist das nur ein schwacher Trost, da die gefangenen Tiere kaum artgerecht gehalten werden.

Das wichtigste Nutztier Madagaskars ist mit Abstand das Buckelrind Zebu. Genau wie der Reis ist das Zebu Gegenstand fast kultischer Verehrung, bei einigen Stämmen, z. B. den Bara, steht das Tier sogar im Mittelpunkt ihrer Kultur. Dabei spielen Fleisch- und Milchwirtschaft eine sehr untergeordnete Rolle, die Rinder dienen vielmehr als „vierbeiniges Sparkonto“, sprich: als Wertanlage und Statussymbol. Bedenkt man den enormen Bedarf an Weidefläche, den schon allein die schiere Masse an Tieren – es soll auf Madagaskar so viele Zebus wie Menschen geben! – hervorruft, wird klar, dass diese Tradition ebenso wie der Reisanbau ein gewaltiges ökologisches Problem darstellt: Für Rinderzucht ist Madagaskar aufgrund des Mangels an Weideflächen eigentlich ebenso schlecht geeignet wie für den tradierten Nassreisanbau. Jedes Jahr werden mehr und mehr Waldflächen abgeholzt, um Weideland und Ackerflächen zu gewinnen, die freilich nach wenigen Jahren ausgelaugt und verwüstet sind.

Zebus dienen oftmals als Wertanlage

Im Malagasy wird das Zebu als „Omby“ bezeichnet: ein Wort, das aus einer Bantu-Sprache stammt. Die Tiere selbst wurden wohl ursprünglich auf dem indischen Subkontinent domestiziert, stellen also einen Import dar. Es gibt ein gutes Dutzend unterschiedlicher Rassen, die für den Unbedarften freilich schwer zu unterscheiden sind. Im 19. Jh. haben norwegische Missionare europäische Milchkühe mit Zebus gekreuzt, um die spärliche Milchleistung anzuheben. Vor allem in der Gegend um Antsirabe sieht man deswegen gelegentlich fette, schwarz-weiße Kühe, die den typischen Buckel vermissen lassen.

Säugetiere

Auch wenn der Artenreichtum unter den madagassischen Säugetieren nicht ganz so riesig ist wie bei den anderen Klassen, stellen sie doch eine der größten Attraktionen der Roten Insel dar. Es sind v. a. die Lemuren, welche die Besucher in den Bann ziehen und in die Nationalparks locken.

Doch auch andere Säuger mit teils ganz erstaunlichen Eigenschaften findet man auf Madagaskar – und oftmals nur hier: Die seit Zigmillionen Jahren bestehende Isolation der Insel hat viele Arten hervorgebracht, die es nirgendwo sonst gibt.

Tanreks

Tanreks (Tenrecidae) sind überwiegend insektenfressende Tiere, deren Erscheinungsbild von Art zu Art stark variiert: So gibt es sehr kleine Arten mit nur wenigen Gramm Lebendgewicht, aber auch große Exemplare, die schon mal ein Kilo auf die Waage bringen. Nur zum Teil mit Fell bedeckt, sind die meisten Tanrekarten mit den charakteristischen Borsten versehen, was ihnen eine teils erstaunliche Ähnlichkeit mit einem Igel verleiht.

Mehr als 30 Arten wurden bislang auf Madagaskar gezählt, die sich in die drei Unterfamilien Igeltanreks, Erdtanreks und Reistanreks einteilen lassen. Die bekanntesten und häufigsten Arten sind der Große Tanrek (Tenrek ecaudatus) und der Streifentanrek (Hemicentetes semispinosus). Da Tanreks sehr häufig anzutreffen und obendrein nicht geschützt sind, sind sie bei den Madagassen ein beliebter Leckerbissen.

Tanreks sind Madagaskars Antwort auf den Igel

Lange nahm die Zoologie an, dass die Tanreks zu den Insektivoren gehören und mithin auch mit unserem Igel verwandt seien. Molekulargenetische Analysen haben aber gezeigt, dass die Tanreks relativ nahe Verwandte der Goldmulle und der Otterspitzmäuse sind. Gemeinsam mit diesen sowie den Rüsselspringern und Erdferkeln bilden sie das Taxon der Afroinsetciphilia, das – wie auch Elefanten oder Seekühe – wiederum der Überordnung der afrikanischen Säugetiere (Afrotheria) zugeordnet wird.

Flughunde am Himmel von Nosy Antafana

Fledertiere

Flughunde (Megachiroptera), sind auf Madagaskar sehr zahlreich und mit vier bekannten Arten vertreten, von denen drei endemisch sind. Die Tiere spielen eine wichtige Rolle bei der Bestäubung mancher Baumarten, allen voran der Baobabs, und sind reine Fruchtfresser. Sie haben Spannweiten von bis zu einem Meter und sind bei ihren Flügen in der Dämmerung sehr eindrucksvolle Erscheinungen. Anders als Fledermäuse verfügen Flughunde über keinerlei Schallortung, haben dafür aber wesentlich bessere Augen. Man findet die Tiere meist in großen Kolonien in hohen Bäumen oder an schattigen Felswänden, wo sie beieinander hängen und ein unglaubliches Gezwitscher veranstalten.

Fledermäuse (Microchiroptera) sind ebenfalls sehr zahlreich, die verschiedenen Arten dabei nur unvollständig erfasst und erforscht. Da Madagaskar reich an Höhlen ist, findet man die Tiere vorzugsweise in solchen. Aber auch in alten Häusern, Schobern und anderen typischen Unterschlupfen sind Fledermäuse zu finden.

Nagetiere

Madagaskar hat auch einige endemische Nagetierarten vorzuweisen. Die Madagaskarratten (Nesomyinae) sind mit 25 bekannten Arten vertreten. Die prominenteste Art ist die Madagassische Riesenratte (Hypogeomys antimena), die einer Kreuzung aus Hase und Känguru gleicht. Bei den Madagassen ist sie unter dem Namen Votsotsa bekannt. Sie ist etwa kaninchengroß, etwas über ein Kilo schwer und lebt, dem Hasen gleich, in Höhlen, die sie selbst gräbt. Das Votsotsa kommt nur in einem kleinen Gebiet nördlich von Morondava vor, ist nachtaktiv und gilt als sehr scheu – deshalb dürften Reisende es kaum je zu Gesicht bekommen.

Häufiger anzutreffen ist dagegen die Rote madagassische Inselratte (Nesomys rufus) die man u. a. im Ranomafana-Wald finden kann. Die Tiere ähneln von Körperbau und Größe her eher einem Igel, haben aber ein glänzendes, dunkelrotes Fell.

Fleischfresser – Carnivoren

Bei einer derart üppigen Tier- und Pflanzenwelt wie auf Madagaskar sind selbstverständlich auch Raubtiere zu finden. Eigenartigerweise hat Madagaskar – anders als das übrige Afrika – aber keine großen Landraubtiere hervorgebracht. Der einzige große Räuber, der auch Menschen gefährlich werden kann, ist das Madagassische Krokodil (s. Reptilien, S. 66). Die Familie der Madagassischen Raubtiere (Eupleridae) umfasst heute noch acht Arten, die sich teils drastisch voneinander unterscheiden.

Die Fossa, das größte der madagassischen Raubtiere

Am bekanntesten ist die Fossa oder Frettkatze (Cryptoprocta ferox). Mit 1,5 m Länge und bis zu 14 kg Gewicht ist sie das größte Landraubtier Madagaskars. Sie ist in ganz Madagaskar verbreitet und ernährt sich hauptsächlich von Lemuren. Außerdem bezichtigen die Einheimischen sie des Hühnerdiebstahls, weshalb sie häufig gejagt wird. Es gibt zwar Berichte über Angriffe auf Menschen, diese sind aber kaum als glaubwürdig einzustufen, dafür sind die Tiere viel zu scheu und vorsichtig.

Die Fossa ähnelt einem kleinen Puma, hat ein rotbraunes, dichtes Fell, das bei den Männchen und bei jungen Weibchen in der Bauchregion orangerot gefärbt ist. Der Name Cryptoprocta leitet sich von der Tatsache her, dass die Tiere in der Afterregion verborgene Drüsen besitzen (Cryptoprocta = verborgener Anus). Bis vor Kurzem wurde die Fossa noch zur entwicklungsgeschichtlich sehr alten Familie der Schleichkatzen oder Mangusten gezählt. Mittlerweile wird sie jedoch in die eigenständige Familie der Madagassischen Raubtiere eingeordnet.

Zur selben Unterfamilie (Europlinae) gehört auch die nächste Verwandte der Fossa, die Fanaloka. Obwohl diese den wissenschaftlichen Namen Fossa fossana trägt, ähneln sich beide Tiere nur sehr entfernt: Der Körperbau der Fanaloka ist viel kleiner und gedrungener, ihre Beine deutlich schlanker und proportional länger. Dazu kommt noch die auffallende Streifenfärbung des Fells, die der Fanaloka das Aussehen eines kleinen Fuchses mit dem Fell eines Frischlings verleiht. Die Fanaloka ist überwiegend nachtaktiv und ernährt sich von Würmern, Insekten, Amphibien und kleinen Säugern.

Das dritte Tier aus der Unterfamilie der Euplerinae ist der Falanuk oder die Ameisenschleichkatze (Eupleres goudotii). Er ist nur in den östlichen bewaldeten Regionen Madagaskars anzutreffen. Von der Fanaloka unterscheidet er sich v. a. durch die viele schlankere und spitzere Kopfform, die eine Anpassung an seine Hauptnahrung – Schnecken, Würmer und Insekten – darstellt.

Das am häufigsten anzutreffende Raubtier Madagaskars ist jedoch der Ringelschwanzmungo (Galidia elegans). Mit seinem charakteristischen roten Fell und dem schwarz-rot geringelten Schwanz sieht er aus wie ein Marder, gehört aber ebenfalls zur Familie der Madagassischen Raubtiere. Der Ringelschwanzmungo ernährt sich von kleinen Säugern, Insekten, Vögeln und Reptilien. Jedoch verschmäht er auch menschliche Essensreste nicht, weshalb man ihn auch häufiger an Mülltonnen beobachten kann.

Lemuren

Die Lemuren sind mit Sicherheit die bekanntesten und charakteristischsten Vertreter der madagassischen Tierwelt. Trotz einiger gemeinsamer Merkmale – etwa die markanten Gesichter mit den großen Augen – unterscheiden sich die einzelnen Arten dieser „Halbaffen“ teils sehr stark voneinander. Die meisten Lemuren sind gesellige Tiere, die sich vorwiegend von Blättern, Früchten, seltener von Insekten und kleinen Beutetieren ernähren. Ihre Größe schwankt stark: Die Spannbreite reicht vom Berthe-Mausmaki mit 25 g Lebendgewicht bis zum Indri, der bis zu 10 kg auf die Waage bringt. Lemuren sind Baumbewohner, allerdings gibt es Arten (Sifaka, Brauner Lemur, Katta, Vari), die sich auch auf dem Erdboden fortbewegen – was bisweilen drollig, teilweise aber auch sehr anmutig aussieht.

Lemuren leben ausschließlich auf Madagaskar und den umliegenden Inseln, derzeit geht man von rund 100 Arten aus, von denen einige allerdings vom Aussterben bedroht sind. Gemeinsam mit den Loriartigen (von denen es auf Madagaskar keine gibt) bilden die Lemuren die Unterordnung der Feuchtnasenaffen. Damit sind sie den Primaten zuzurechnen. Lemuren und Menschenaffen – und damit letztlich auch der Mensch – haben also einen gemeinsamen Urahn. Innerhalb der Gruppe der Feuchtnasenaffen sind die genauen zoologischen Klassifizierungen teilweise umstritten, die Tendenz geht aber dahin, alle auf Madagaskar lebenden Primaten als Lemuren zu bezeichnen.

Die kleinsten Vertreter der Lemuren sind die sogenannten Katzenmakis (Cheirogaleidae), von denen es rund 35 Arten gibt, die fünf verschiedenen Gattungen zugeordnet werden (die artenreichste Gattung bilden mit derzeit 25 Arten die Mausmakis). Die nachtaktiven Tiere sind nicht nur die kleinsten Lemuren, sondern auch die kleinsten Primaten der Welt. Mit nur 25–30 g Lebendgewicht bei der kleinsten Art, dem schon erwähnten Berthe-Mausmaki (Microcebus berthae), stellen sie eine weitere Besonderheit der Roten Insel und einen erstaunlichen Beweis für die unglaubliche Vielfalt der Evolution dar. Ebenso ungewöhnlich – zumal für Tropentiere – ist eine Verhaltensweise mancher Fettschwanzmakis (Cheirogaleus): Sie halten eine Art Winterschlaf. Allerdings tun sie dies im Sommer, um der Hitze zu trotzen.

Am anderen Ende des Größenspektrums steht der Indri (Indri indri), den die Madagassen Babakoto nennen. Er wird bis zu 90 cm lang und wiegt zwischen sechs und zehn Kilo. Indris finden sich nur im Osten der Insel, wo sie einen ungewissen Kampf ums Überleben führen: Die Art gilt schon lange als bedroht, die Weltnaturschutzorganisation IUCN führt sie auf der Roten Liste mit der höchsten Bedrohungsstufe und schätzt den Bestand auf 1.000–10.000 Individuen. Indris haben im Gegensatz zu anderen Lemuren nur einen kurzen Stummelschwanz, was ihnen das Aussehen kleiner Bären verleiht. Sie sind berühmt für ihre lauten Singschreie, die entfernt an den Gesang von Walen erinnern.

Drei Larvensifakas im Baum

Ebenfalls zur Familie der Indriartigen (Indriidae) zählen die Wollmakis (Avahi), zu denen auch der Cleese-Wollmaki (Avahi cleesei) gehört. Die Art ist nach nach dem Monty-Python-Mitbegründer John Cleese („Fawlty Towers“, „Ein Fisch namens Wanda“) benannt. Klingt komisch, ist es aber nicht: Cleese engagiert sich seit Jahren für den Erhalt der Lemuren.

Zu den wohl anmutigsten Geschöpfen in Madagaskars reicher Natur zählen die Sifakas (Propithecus), die auch zur Familie der Indriartigen gehören und von denen derzeit neun Arten bekannt sind. Sifakas kommen in ganz Madagaskar vor, wobei einige, wie z. B. der Seidensifaka (Propithecus candidus), extrem selten sind und nur in sehr isolierten Regionen leben. Sifakas sind ziemlich groß, mehr als einen Meter lang, wobei die Hälfte auf den dünnen Schwanz entfällt. Von allen Lemuren haben Sifakas das schönste und dichteste Fell. Die Farbe variiert von Unterart zu Unterart, am bekanntesten und verbreitetsten sind wohl die fast schneeweißen Larvensifakas (Propithecus verreauxi) mit ihren dunklen Gesichtsmasken.

Sifakas leben in kleinen Gruppen. Sie sind tagaktiv und daher relativ leicht zu beobachten. Am besten lassen sie sich früh morgens finden, wenn sie in den Baumwipfeln sitzen, die Arme ausgebreitet, um die Sonnenwärme optimal zu nutzen. Wenn die Tiere sich auf den Erdboden wagen, bewegen sie sich in eigenartigen Sprüngen fort, wobei sie die Füße stets geschlossen halten. Diese sehr spezielle Art der Fortbewegung hat den Sifakas auch den Spitznamen „dancing lemurs“ eingebracht. In ihrem eigentlichen Element, den Bäumen, von deren Blättern und Früchten sie leben, bewegen sie sich mit enormen Sprüngen und höchst elegant vorwärts.

Ein Katta

Die Familie der Lemuridae, der Gewöhnlichen Makis oder auch Eigentlichen Lemuren, beinhaltet einige der wohl typischsten und bekanntesten Vertreter der Lemuren. Allen voran sei der Katta (Lemur catta) genannt, ohne Zweifel die populärste Lemurenart: Ihre gestreiften Schwänze, ihre Neugier sowie die Tatsache, dass sie bestens an ein Leben auf dem Erdboden angepasst sind, machen sie zu den Lieblingen der Madagaskarreisenden. Kattas leben in Gruppen von bis zu 14 Individuen, die stets von einem erfahrenen Weibchen angeführt werden. Sie sind tagaktiv und tragen ihre Jungen auf dem Rücken herum. Obendrein sind die Tiere durch ihre Geselligkeit, ihre relative Häufigkeit sowie ihre auffällige Färbung sehr leicht auszumachen. Sie ernähren sich von Früchten und Blättern und sind – wie die Sifakas – frühmorgens besonders leicht zu finden, wenn sie in den Bäumen der Sonne entgegengewandt ihre Körper erwärmen.

Zur gleichen Familie gehören auch die Gattung der Großen Makis oder Echten Lemuren (Eulemur), die derzeit zwölf Arten umfasst, und die der Varis (Varecia), von denen es zwei Arten gibt (Schwarzweißer und Roter Vari), die beide stark gefährdet bzw. vom Aussterben bedroht sind. Zwei besonders spezialisierte Arten finden sich in der Gattung der Bambuslemuren (Hapalemur; auch: Halbmakis). Der Alaotra-Bambuslemur (Hapalemur alaotrensis; auch Bandro genannt) ist der einzige Lemur, ja sogar der einzige Primat, der sein Leben im Schilf und Papyrus über dem Wasser verbringt, nämlich an den Ufern des Lac Alaotra, wo sein einziges Verbreitungsgebiet liegt. Der durch Brandrodung des Schilfs zunehmend in seiner Existenz bedrohte Lemur ist nur etwa 1 kg schwer und von grauer, fast schwarzer Farbe.

Der erst 1995 entdeckte Goldene Bambuslemur (Hapalemur aureus) ernährt sich ausschließlich von Bambussprossen. Dabei enthält die täglich konsumierte Menge an Sprossen genug Zyanid, um mehrere erwachsene Menschen zu töten. Dem Lemuren hingegen macht das Toxin nichts aus, da er nach erfolgter Nahrungsaufnahme eine spezielle eisenhaltige Erde frisst. Die darin enthaltenen Eisenionen verbinden sich mit dem giftigen Zyanid zu ungiftigem Blutlaugensalz. Die extreme Seltenheit dieser Spezies (sie wurde bisher nur im Ranomafana-Wald nachgewiesen) erklärt sich daher möglicherweise aus der rar auftretenden Kombination von genügend Bambus und dem Vorhandensein bestimmter Erden.

Aye-Aye: das hässlichste Tier der Welt? (s. S. 461)

Einen Sonderfall bildet das Fingertier oder Aye-Aye (Daubentonia madagascariensis), das fraglos eines der seltsamsten Tiere unseres Planeten darstellt. Mit seinem skurrilen Aussehen hat es mehr als einem Naturforscher eine harte Nuss zu knacken gegeben. Aufgrund bestimmter Merkmale wie den kontinuierlich nachwachsenden Schneidezähnen wurde es bisweilen den Nagetieren zugeschlagen, molekulargenetische Untersuchungen und die Struktur des Milchgebisses weisen aber darauf hin, dass es sich um einen Primaten handelt. Hierbei ist es wieder eine Frage der Definition, ob man das Fingertier zu den Lemuren zählt oder ob es neben diesen und den Loriartigen in eine eigene, dritte Teilordnung der Feuchtnasenaffen einzuordnen ist.

Das Fingertier hat einen gedrungenen Leib, kurze Beine, ein struppiges Fell und fledermausartige Ohren. Hinzu kommen besagte Nagezähne und als Krönung der namensgebende Mittelfinger der Vorderhände. Dieser ist zu einer extrem langen und dünnen Klaue entwickelt, mit der das Fingertier Insekten aus Gängen im Holz der Bäume herauspulen kann. Vorher ortet das Fingertier seine Beute per Klopfzeichen, wobei es ebenfalls den Mittelfinger benutzt und überdies einen Kopfstand vollzieht. Dabei kommt ihm sein ausgezeichnetes Gehör zugute. Hernach wird das Holz aufgebissen, um mit dem langen Finger an Käfer und Larven zu gelangen. Das Fingertier hat gewissermaßen die ökologische Nische besetzt, die durch das gänzliche Fehlen von Spechten auf der Roten Insel offenstand.

Das Fingertier ist extrem scheu und sehr schwer zu beobachten, meistens zeugen nur die charakteristischen Mulden im Holz der Bäume vom Beutezug des nachtaktiven Sonderlings. Daher wird das Tier v. a. in Plantagen auch als Schädling angesehen. Dies hat – neben der verbreiteten Volksmeinung, das Aye-Aye bringe Unglück und Tod – dazu beigetragen, dass dieses interessante Tier gnadenlos gejagt und verfolgt wurde und wird. Zum Schutz der Spezies wurde die kleine Insel Nosy Mangabe in der Baie d’Antongil eigens zum Spezialreservat deklariert. Damals ging man davon aus, dass das Fingertier nur noch hier zu finden sei (wenngleich es hier nicht ursprünglich heimisch war, sondern vom Menschen zu Schutzzwecken angesiedelt wurde). Mittlerweile ist man aber sicher, dass die Tiere viel weiter verbreitet sind, als man früher annahm.

Reptilien und Amphibien

Neben den Lemuren haben v. a. die Reptilien und Amphibien Madagaskars das wissenschaftliche Interesse der ganzen Welt geweckt. So vergeht auch heute noch kaum eine Woche, in der nicht eine neue, bislang unbekannte Art entdeckt wird. Die isolierte Lage der Insel hat auch in diesem Fall dafür gesorgt, dass sich einige Tiere, etwa die Chamäleons, hier in einzigartiger Vielfalt entwickeln konnten – andere fehlen hingegen völlig.

Schlangen

Es mag Reisende beruhigen, dass es unter den 60 bekannten Schlangenarten Madagaskars keine echten Giftschlangen gibt. Zwar verfügen einige Trugnattern über weit im Rachen sitzende Giftzähne, diese reichen aber für gewöhnlich nicht aus, um einem Menschen zu schaden.

Bemerkenswert ist das Vorhandensein dreier Arten von Riesenschlangen aus der Familie der Boas (Boidae) auf Madagaskar bei gleichzeitigem Fehlen von Pythons. Denn lange Zeit galt bei Riesenschlangen die Faustregel, dass Boas in der „neuen“, Pythons in der „alten Welt“ leben. Boas sind Würgeschlangen. Sie ergreifen ihre Beute durch einen blitzschnellen Vorstoß des Vorderkörpers mit einer großen Anzahl spitzer Zähne im weit geöffneten Maul, reißen die Beute dann an den Körper und umschlingen sie gleichzeitig in einem Augenblick völlig. Das Opfer stirbt durch Unterbindung der Blutzirkulation und nicht, wie vielfach angenommen, durch Ersticken oder das Brechen und Zerquetschen des Skeletts.

Der Madagaskar-Hundskopfschlinger (Sanzinia madagascariensis; auch: Madagaskar-Hundskopfboa) ist als einzige der drei Arten von Madagaskarboas (Sanziniiae) nicht endemisch auf der Insel und ist auch auf anderen Maskarenen-Inseln zu finden, etwa auf La Réunion. Die Schlange hat – wie ihre entfernteren Verwandten in Südamerika – einen sich deutlich vom schlanken Hals absetzenden, herzförmigen Kopf. Sie wird bis zu 250 cm lang und ist auffallend grau bis olivgrün gefärbt. Die Schlange ist dämmerungsaktiv und fast immer in der Nähe von ausreichend Wasser zu finden, oft liegt sie an regnerischen Abenden auf den Wegen und Straßen. Sie ernährt sich von Kleinsäugern und Vögeln.

Zur Gattung der Madagaskarboas (Acrantophis) im engeren Sinne zählen zwei Arten: die Nördliche und die Südliche Madagaskarboa (Acrantophis madagascariensis und Acrantophis dumerili). Die Nördliche Madagaskarboa ähnelt sehr stark der südamerikanischen Boa Constrictor. Sie wird annähernd drei Meter lang, ist von kräftigem Körperbau und hat einen sich deutlich absetzenden, triangulären Kopf. Ihr Rücken ist braun mit einem charakteristischen Muster an den Seiten. Sie ist ebenfalls dämmerungsaktiv und lebt von Kleinsäugern und Vögeln, die sie blitzschnell ergreift. Die Südliche Madagaskarboa wird auch Dumeril’s Boa genannt. Sie ähnelt stark ihrer nördlichen Verwandten, ist allerdings etwas kleiner und bevorzugt trockenes Gelände. Die Schlange ist gewöhnlich friedlich und beißfaul.

Krokodile

Auf dem afrikanischen Festland erreicht das Nilkrokodil (Crocodylus niloticus) Längen von bis zu neun Metern. Solche Riesen sind bei der auf Madagaskar verbreiteten Unterart (Crocodylus niloticus madagascariensis) kaum zu finden, aber auch mit ihren bis zu sechs Metern Körperlänge geben die Krokodile der Roten Insel durchaus stattliche Erscheinungen ab. Während sie an manchen Orten als heilig verehrt werden (z. B. am Lac Antanavo, s. S. 370), sind sie vielerorts einer gnadenlosen Bejagung ausgesetzt und infolgedessen heutzutage rar geworden. Am Tsiribihina sieht man sie gelegentlich bei Sonne am Ufer liegen. In den entlegenen Regionen des nördlichen Westens soll es sie noch in großer Zahl in den Flüssen geben, obgleich sie auch hier gewildert und dezimiert werden. Krokodile sind aber nicht auf die küstennahen und tieferliegenden Regionen beschränkt, sondern lassen sich auch mitten im Hochland beobachten, etwa am Mananatanana-Fluss. Wer ganz sicher welche sehen will, dem sei ein Besuch von Madagascar Exotic (s. S. 397) oder im zooartigen Privatreservat der Vakona Forest Lodge in Andasibe (s. S. 411) empfohlen.

Schildkröten

Fossile Funde lassen darauf schließen, dass Schildkröten schon vor mindestens 100 Millionen Jahren auf Madagaskar heimisch waren. Heute finden sich auf der Roten Insel sechs Landschildkröten- (davon fünf endemisch), vier Süßwasser- und vier Meeresschildkrötenarten.

Da die Meeresschildkröten (Cheloniidae), wie z. B. die Karettschildkröten, die Pazifische Suppenschildkröte und die Bastardschildkröten, im Meer leben und lediglich zur Eiablage an die Gestade der Roten Insel kommen, sind sie nur bedingt als landestypisch zu betrachten. Daher wendet sich dieses Buch in erster Linie den vorwiegend endemischen Landschildkröten (Testudinidae) Madagaskars zu. Diese sind in fast allen Regionen heimisch, werden allerdings in zunehmendem Maße in ihrer Existenz bedroht. Nicht nur die Praxis der Brandrodung tötet alljährlich viele Tiere, die z. T. recht großen Schildkröten sind auch als Leckerbissen und Fleischlieferant beliebt, weswegen sie oft gefangen und gegessen werden. Dabei stehen sämtliche Schildkrötenarten Madagaskars unter strengem Naturschutz. Einige Arten sind so selten, dass ihr Überleben an Zuchtprogramme geknüpft und daher fraglich ist.

Die wichtigste Schildkrötenart ist wohl die Strahlenschildkröte (Astrochelys radiata oder Geochelone radiata, malagasy: Sokaky). Ihr helles Strahlenmuster auf den dunklen Panzerplatten macht sie unverwechselbar. Die Grundfarbe des Panzers schwankt von fast schwarz bis hellbraun, wobei Jungtiere grundsätzlich kontrastreicher und schärfer gekennzeichnet sind. Es gibt auch Exemplare mit so heller Färbung, dass das Muster nur sehr verschwommen sichtbar ist. Strahlenschildkröten bevorzugen trockenes Terrain und sind auch in Laubwäldern anzutreffen. Sie ernähren sich von Blüten, Früchten und Blättern. Die Tiere werden ca. 40–45 cm lang und bis zu beeindruckenden 20 kg schwer. Vor allem der stark aufgewölbte Rückenpanzer, der an einen Stahlhelm erinnert, bestimmt das massige Aussehen dieser Tiere. Die größte Dichte dieser Art findet man unweit des Cap Sainte Marie an der äußersten Südküste Madagaskars. Daneben wird die Art im ganzen Land gerne in Privathäusern und Hotels gehalten: In Madagaskar erhält ein tropischer Garten durch eine friedlich grasende Strahlenschildkröte erst den landestypischen Pfiff.

Eine junge Spinnenschildkröte (Pyxis arachnoides)

Die eng mit der Strahlenschildkröte verwandte Madagassische Schnabelbrustschildkröte (Astrochelys yniphora, malagasy: Angonoka) ist eine der seltensten und am stärksten bedrohten Schildkrötenarten unseres Planeten. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN vermutet, dass lediglich noch rund 600 Exemplare in freier Wildbahn im Gebiet der Baie de Baly leben. Seit einigen Jahren wird in einem Reservat in Ampijoroa, nahe dem Nationalpark Ankarafantsika, ein spezielles Zuchtprogramm unterhalten. Dieses Reservat ist auch eines der letzten Refugien der ähnlich seltenen Madagaskar-Schienenschildkröte (Erymnochelys madagascariensis).

Die Madagassische Schnabelbrustschildkröte ist v. a. an dem typischen Knochenfortsatz am Vorderende des Bauchpanzers zu erkennen. Ähnlich wie bei Hirschen das Geweih, kommt dieser „Rammsporn“ bei den Kämpfen der Männchen um die Gunst paarungswilliger Weibchen zum Einsatz. Dabei kann es sehr laut zugehen und man hört die Klopfgeräusche über große Distanzen. Madagassische Schnabelbrustschildkröten erreichen mit 45 cm Panzerlänge etwa das gleiche Format wie ihre „strahlenden“ Artverwandten. Die Tiere sind von hellem Braun, das manchmal durch dunkle Flecken kontrastiert wird.

Von der Gattung der Spinnenschildkröten (Pyxis) gibt es insgesamt zwei Arten, die beide auf Madagaskar endemisch sind. Ähnlich der Strahlenschildkröte trägt die Flachrückenschildkröte (Pyxis planicauda, malagasy: Kapidolo) eine Art Sternmuster auf den dunklen Panzerplatten. Durch die hellere Umrandung fällt der Farbkontrast allerdings nicht ganz so stark aus. Außerdem ist die Art deutlich kleiner: Mit nur 18 cm Panzerlänge zählt sie zu den kleineren Landschildkröten. Die Flachrückenschildkröte lebt sehr isoliert in einem Gebiet an der Westküste nördlich von Morondava, wo sie trockene Wälder bevorzugt und nur selten zu sehen ist. Die beste Gelegenheit zur Beobachtung bieten die hier sehr spärlichen Regenfälle – dann kommen die Tiere aus ihrem Unterschlupf, um zu trinken. Die Flachrückenschildkröte ist vom Aussterben bedroht. Gleiches gilt für ihre nahe Verwandte, die Art der Spinnenschildkröten (Pyxis arachnoides), die allerdings in einem recht weitläufigen Verbreitungsgebiet zu finden ist. Ihre Heimat bildet Madagaskars Süden mit seinen Dornenwäldern und dem Sukkulentengestrüpp.

Nicht endemisch ist die Glattrand-Gelenkschildkröte (Kinixys belliana). Die Art, die v. a. im Norden Madagaskars und auf Nosy Be zu finden ist, wurde wahrscheinlich von frühen Siedlern mitgebracht – nicht ungewöhnlich, schließlich waren Schildkröten in vergangenen Zeiten eine beliebte Fleischreserve für Seefahrer. An Süßwasserschildkröten gibt es in den Flüssen und Gewässern Madagaskars außerdem mehrere Arten von Pelomedusenschildkröten. Da ihre nächsten Verwandten auf dem afrikanischen Kontinent leben, liegt auch hier die Vermutung nahe, dass die Tiere einst nach Madagaskar eingeschleppt wurden.

Frösche

Amphibien finden sich auf Madagaskar nur in Form von Fröschen, von denen die Insel eine schier unüberschaubare Vielfalt hervorgebracht hat. Annähernd 300 Arten wurden bislang beschrieben und ständig kommen neue hinzu. Bedenkt man das teils extrem kleine Verbreitungsgebiet mancher Spezies (das Goldfröschchen Mantella aurantiaca lebt z. B. nur in einem einzigen Sumpfgebiet in Analamazoatra), darf man noch allerhand aufregende Neuentdeckungen erwarten.

Der Tomatenfrosch macht seinem Namen alle Ehre

Bis auf zwei Arten sind die Frösche Madagaskars allesamt endemisch. Fossile Funde beweisen, dass bereits vor 200 Mio. Jahren Frösche über Madagaskars Erde hüpften. Von besonderem Reiz und zudem relativ häufig anzutreffen sind die farbenprächtigen Madagaskarfrösche (Mantellidae). Bis heute wurden etwa 170 (!) verschiedene Arten gezählt. Von diesen sind die bekanntesten der ausgesprochen farbenfrohe Mantella madagascariensis und das bereits erwähnte Goldfröschchen, die beide zur Gattung der Madagaskar-Buntfrösche (Mantella) gehören. Optisch eindrucksvoll ist auch der knallrote Tomatenfrosch (Dyscophus antongilii).

Echsen

Chamäleons

Die Gruppe der Echsen (Lacertilia) ist auf Madagaskar ebenfalls überaus reichhaltig. Besonders die vielfarbigen und bizarr aussehenden Chamäleons (Chamaeleonidae) dürfen neben den Lemuren als die Symboltiere der Roten Insel gelten. Fast die Hälfte der 200 weltweit bekannten Chamäleonarten ist nur auf Madagaskar zu sehen und es wird und wurde gelegentlich darüber spekuliert, dass die Tiere hier ihre Urheimat haben. Beweise fehlen indes.

Bei den Einheimischen haben die Tiere einen hohen Stellenwert. Von den meisten Madagassen werden sie entweder verehrt oder gefürchtet, in jedem Fall aber respektiert. Es heißt, die Chamäleons könnten mit einem Auge in die Zukunft und mit dem anderen in die Vergangenheit sehen. Die erstaunliche Funktionsweise des Sehapparates mit den sich unabhängig voneinander bewegenden Augen macht Chamäleons auch wissenschaftlich interessant und ein wenig rätselhaft. Bis heute weiß man nicht genau, ob die Tiere die Bildinformationen aus beiden Augen getrennt voneinander und gleichzeitig verarbeiten (und wenn ja: wie) oder ob jeweils nur das Bild aus einem Auge genutzt wird.

Die auf Madagaskar vorkommenden Arten gehören zu je zwei Gattungen aus den Unterfamilien der Echten Chamäleons (Chamaeleoninae, mit den Gattungen Furcifer und Calumma) und der Stummelschwanz- oder Zwergchamäleons (Brookesiinae, mit den endemischen Gattungen Brookesia und Palleon).

Stummelschwanzchamäleons sind die unscheinbarsten Vertreter dieser interessanten Gruppe. Zwar verfügen die auch Erdchamäleons genannten Tiere nicht über das bekannte Farbwechselvermögen der großen Arten, jedoch hat die Unterfamilie einige der erstaunlichsten Geschöpfe der Roten Insel hervorgebracht. So ist z. B. die Art Brookesia peyrierasi so klein, dass ein ausgewachsenes Tier auf einem Streichholz Platz findet. Da man diese Art nur am Boden und am besten unter trockenem Laub findet, ist die Suche nach ihr ohne ortskundigen Guide praktisch aussichtslos.

Meister der Tarnung: Chamäleons

Echte Chamäleons bestechen auf den ersten Blick durch ihr interessantes Farbenspiel: Die Tiere sind nicht nur von Art zu Art unterschiedlich prachtvoll gefärbt, sondern können auch ihre Farbe verändern. Diese Fähigkeit stellt ohne Zweifel eine der erstaunlichsten im gesamten Tierreich dar. Offenbar dient sie aber nicht der Tarnung, sondern stellt eher eine Form der Kommunikation zwischen den Tieren dar. Was die Tarnung angeht, verfügen die Chamäleons jedoch über eine andere höchst verwunderliche Fähigkeit: Unter Ausnutzung natürlicher Umgebungsformen, der Licht- und Schattenverhältnisse, ihres Körperbaus und bestimmter Bewegungsarten vermögen sich die Tiere schwer erkennbar zu machen bzw. ihre Größe zu verschleiern. Dieses erstaunliche Anpassungsvermögen wird Mimese genannt.

Pantherchamäleons sind eindrucksvoll gefärbt

Chamäleons findet man praktisch überall auf Madagaskar, meist in den Zweigen von Sträuchern und Büschen, wo sie die Sonne nutzen. Typischerweise ist der Schwanz in Ruhestellung eingerollt wie eine Schneckennudel. Ebenso typisch ist die Art und Weise der Nahrungsaufnahme: Mit der langen Zunge, die je nach Art bis zu einem halben Meter und mehr hervorschnellen kann, werden Beutetiere wie Insekten, kleine Vögel und Säuger blitzschnell umwickelt und ins geöffnete Maul gezogen. Der Vorgang vollzieht sich mit solcher Geschwindigkeit, dass das menschliche Auge ihm praktisch nicht folgen kann.

Das Wesen der Echten Chamäleons ist zwiespältig: Während sich in Gehegen gehaltene Tiere offenbar rasch an Menschen gewöhnen und sich problemlos mit der Hand ergreifen lassen, sind wilde Chamäleons teilweise ausgesprochen wehrhaft und bissig. Bei Annäherungsversuchen fauchen die Tiere, versuchen zu schnappen und widersetzen sich mit heftigen Fußschlägen. Von der sonst an den Tag gelegten Langsamkeit der Bewegungen ist dann nichts mehr zu spüren.

Geckos

Mit über 70 Arten ist die Familie der Geckos auf Madagaskar noch artenreicher als die der Chamäleons. Geckos haben Haftzellen an den Enden der Finger, was ihnen eine erstaunliche Bewegungsfreiheit in alle Richtungen hinein verleiht. Besonders die Taggeckos (Phelsuma) findet man sehr häufig in der Nähe menschlicher Behausungen. Auch in Hotelzimmern in den Küstenregionen ist das Vorhandensein von Geckos nahezu normal – und überaus nützlich, fressen die Tiere doch vorwiegend Insekten wie Moskitos.

Der berühmteste Vertreter ist wohl der Große Madagaskar-Taggecko (Phelsuma madagascariensis grandis). Die eigentlich endemische Art findet sich mittlerweile nicht nur weltweit in vielen Terrarien, sondern wurde auch nach Florida, Mauritius und Hawaii verschleppt. Fast ebenso bekannt sind die endemischen Blattschwanzgeckos (auch: Plattschwanzgeckos) wie Uroplatus fimbriatus. Diese Geckos können sich dank ihrer Farbe, der flachen Körper- und Kopfform und dem blattartigen Schwanz perfekt an ihre Umgebung anpassen. Dadurch wird der Gecko fast unsichtbar und ist nur mit sehr geübtem Blick – oder einem guten Guide – an den Baumstämmen zu erspähen, wo er kopfunter sitzt. Da er nachtaktiv ist, entdeckt man ihn am leichtesten mit der Taschenlampe an den großen, glänzenden Augen, die er zuweilen mit der Zunge sauber leckt.

Ein Blattschwanzgecko der Art Uroplatus giganteus

Skinke

Mehrere Arten von Skinken (Scincidae) der Gattungen Amphiglossus und Madascincus sind in Madagaskar zu finden. Die bodenbewohnenden Tiere sind v. a. an der Westküste in der prallen Sonne am Boden zu beobachten. Man findet sie fast immer in der Nähe von Gewässern, in denen sie auch einen Teil ihres Lebens verbringen. Auffallend ist der stachelbewehrte, zapfenartige Schwanz der etwas 25 cm langen Tiere.

Auch die auf Madagaskar heimischen Schildechsen (Gerrhosauridae) zählen zu den Skinkartigen (Scincoidea). Sie sehen den eigentlichen Skinken durchaus ähnlich, sind aber stärker gepanzert. Anders als andere Schildechsen leben die madagassischen Arten Zonosaurus und Tracheloptychus auch in Wäldern. Wie die Skinke sind sie häufig in der Nähe von Wasserläufen zu finden.

Leguane

Zu den vielen Merkwürdigkeiten der Fauna Madagaskars zählt das Vorhandensein von Leguanen (Pleurodonta oder Iguanoidae). Wie Boas sind Leguane nämlich sonst nur in Amerika sowie auf einigen Südseearchipelen zu finden. Wie Vertreter dieser Arten nach Madagaskar gelangt sind, ist eines der spannenden Rätsel der Roten Insel. Die Madagaskarleguane (Opluridae) gliedern sich in zwei Gattungen (Oplurus und Chalarodon) mit sechs bzw. zwei Arten.

Wirbellose

Unter den Tieren Madagaskars hat die Gruppe der Wirbellosen die größte Vielfalt hervorgebracht. Das mag nicht weiter verwundern, gehört mit den Insekten doch auch die weltweit artenreichste Klasse der Tiere zur ansonsten recht schwammigen Gruppe der Wirbellosen. Allein die Anzahl der Insektenarten auf Madagaskar wird auf über 100.000 geschätzt und nahezu regelmäßig werden neue entdeckt.

Insekten

Käfer

Die meisten der Zehntausenden Käferarten (Coleoptera) Madagaskars sind endemisch. Darunter sind allein mehr als 500 Prachtkäferarten (Buprestidae). Das Verbreitungsgebiet mancher Arten ist dabei sehr klein und bisweilen isoliert. Als bekanntester Käfer gilt der Giraffenhalskäfer (Trachelophorus giraffa) mit seinem namensgebenden, auffällig langen Hals. Man sucht ihn am besten in Analamazoatra oder im Ranomafana-Nationalpark. Häufiger sind die zwölf Arten von Mistkäfern oder Pillendrehern (Scarabaeoidea), die zum Teil in enger Symbiose mit Säugetieren leben, deren Exkremente sie zum Leben brauchen.

Seinen Namen verdankt der Giraffenhalskäfer seinem langen Hals

Schrecken

Gottesanbeterinnen oder Fangschrecken (Mantodae, deshalb auch Mantiden genannt), sind auf Madagaskar mit 53 Arten vertreten, von denen 47 endemisch sind. Sie sind vor allem Bewohner der feuchten Wälder, wo sie als räuberische Einzelgänger ein Leben am Boden führen. Manche Arten haben im Laufe der Evolution eine erstaunliche Blatt-Mimese entwickelt, wodurch sie sich kaum von den grünen Blättern der Bäume und Sträucher abheben.

Bei den Gespenst- oder Stabheuschrecken (Phasmatodea oder Phasmida), mit über 80 Arten zahlreich vertreten, gibt es noch verblüffendere Formen der Mimese. Einige Arten sind in den trockenen Zweigen der Sträucher optisch fast nicht vom Geäst zu unterschieden. Erst wenn man die Tiere vom Zweig nimmt und sie ihre Arme und Beine bewegen, erkennt man dieses perfekte Versteckspiel der Natur in seiner Gänze.

Heuschrecken (Orthoptera) sind mit 150 Arten vertreten, davon ist ein Drittel endemisch. Besonders die Wanderheuschrecke (Locusta migratoria) war lange Zeit eine der biblischen Plagen Madagaskars und richtet auch heute noch gewaltige Zerstörungen in den fruchtbaren Regionen des Landes an.

Schmetterlinge

Über 300 Arten von Schmetterlingen (Lepidoptera) und Motten bevölkern Madagaskars Himmel. Obschon die meisten Arten als endemisch gelten, müssen die Vorfahren dieser Tiere nach Madagaskar gekommen sein, als die Insel schon isoliert vor der Küste Afrikas lag. Bemerkenswert ist dabei auch, dass sich die näheren Verwandten einiger madagassischer Schmetterlinge nicht nur in Afrika, sondern darüber hinaus in weit ferneren Erdteilen finden.

Es gibt überaus eindrucksvolle Erscheinungen unter den Schmetterlingen Madagaskars. Zu den schönsten Schmetterlingen der Roten Insel zählen Hypolimnas dexithea, der mit 20 cm Flügelspannweite geradezu riesige Nachtfalter Kometenschweif (Argema mittrei) und die prachtvolle (und bei Sammlern begehrte) Madagaskar-Sonnenuntergang-Motte (Chrysiridia rhipheus).

Madagaskar ist die Heimat vieler prachtvoller Schmetterlinge

Zikaden

Auch auf Madagaskar bilden Zikaden (Cicadina) das tropische Nachtorchester. In den Trockenwäldern des Westens lebt eine sehr große, nachtaktive Zikadenart, die mit einer Flügelspannweite von 12 cm eher einem kleinen Vogel oder einer Riesenwespe gleicht. Die Tiere machen v. a. im Frühjahr abends einen Aufenthalt im Freien in der Nähe einer Lichtquelle unmöglich. Von allen Seiten schwärmen die laut und schrill lärmenden Riesenbrummer herbei und prallen dabei gegen alle möglichen Hindernisse, einschließlich Menschen. Tagsüber machen Zikaden in den Trockenwäldern und ganz besonders in den Tsingy von Bemaraha einen Aufenthalt zu einer ohrenbetäubenden Angelegenheit. Wie schrille Kreissägen lärmen die Insekten in der Mittagssonne.

Wanzen

Wie überall auf der Welt stellen auch auf Madagaskar bestimmte Arten von Wanzen (Heteroptera) als Ernteschädlinge und Hausparasiten ein großes Problem dar. Eine recht bekannte und sehr eigentümliche Art ist die Rosa Blattwanze (Phromnia rosea). Im Larvenstadium bildet sie an ihrem Hinterleib schneeweiße Büschel aus, wodurch sie einerseits wie eine Flechtenart aussieht und andererseits dank der ungenießbaren Konsistenz dieses Tarngeflechts weitgehend vor Räubern geschützt ist. Nach dem Larvenstadium geht eine erstaunliche Verwandlung mit der Wanze vor: Die Flügel des ausgewachsenen Insekts sehen aus wie rosafarbene Blüten, sodass sie auf den ersten Blick wie Orchideen wirken. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass die Tiere stets gehäuft auftreten.

Bienen, Mücken und Moskitos

Stechmücken und Moskitos sind auf Madagaskar eine wahre Plage. Die Anzahl der Arten geht dabei in die Hunderte, wirklich gefährlich sind diejenigen, die Krankheiten übertragen können. Die Liste der durch Mücken übertragbaren Krankheiten ist lang, in Madagaskar sind v. a. die Malaria und das Chikungunyafieber von Bedeutung. Während letzteres sehr selten ernsthafte Verläufe nimmt, ist die Malaria schon gefährlicher. V. a. bei der Landbevölkerung ist sie immer noch für eine hohe Zahl von Todesfällen verantwortlich, bei der letzten großen Epidemie 1985 starben im Hochland innerhalb weniger Monate 100.000 Menschen (s. Gesundheitshinweise S. 130).

Die einheimische Madagaskarbiene (Apis mellifera unicolor) ist im ganzen Land zu finden und gilt als äußerst produktiver Honiglieferant. Deshalb ist auch die Imkerei traditionell weit verbreitet und Honig spielt eine große Rolle in der Alltagskultur der Madagassen. Im Frühjahr kann man überall im Hochland die unterschiedlichsten Honigsorten kaufen. Abgefüllt in Mineralwasser-, Whisky- und Colaflaschen, ist eine Probe vom Madagaskar-Honig ein schönes Mitbringsel. Besonders empfehlenswert ist der Honig aus Ranomafana und aus der Gegend von Fianarantsoa. Allerdings ist der Bestand der Bienen seit einiger Zeit bedroht: Seit 2010 wütet die parasitäre Varroamilbe (Varroa destructor) auf der Roten Inseln und hat seither eine Vielzahl von Bienenvölkern zerstört.

Spinnentiere

Auch Spinnentiere (Arachnida) sind mit zahlreichen Arten auf Madagaskar vertreten, sowohl in Form von Webspinnen (Araneae) als auch mit einigen meist endemischen Arten von Skorpionen.

Vogelspinnen (Theraphosidae) finden sich auch auf Madagaskar, sind allerdings sehr selten. Die wenigen bekannten Arten leben in den trockenen Waldgebieten der Westküste, z. B. in Kirindy. Häufiger begegnen dem Reisenden dagegen Radnetzspinnen der Gattungen Nephila und Caerostris. Ihre riesigen Netze überspannen sogar regelmäßig kleinere Flüsse: erstaunliche Ingenieurleistungen einzelner Tiere. Die Spinnen selber sind mit bis zu 15 cm auch nicht gerade klein und sitzen in der Regel mitten im Netz.

Die Skorpione (Scorpiones) Madagaskars verbergen sich wie andernorts auch unter Steinen und Rinde. Sie sind ziemlich klein, allerdings kann ihr Stich bei entsprechend disponierten Personen ernste Folgen in Form allergischer Reaktionen haben.

Hundertfüßer und Riesenkugler

Auf Madagaskar leben große tropische Hundertfüßer (Scolopendra). Da sich vor allem Exemplare der unscheinbareren nachtaktiveren Arten (z. B. Scolopendra madagascariensis) gerne darin verstecken, empfiehlt sich insbesondere in den Küstenregionen ein morgendliches Prüfen der Schuhe. Aufgrund der scharfen Beißwerkzeuge und der abgesonderten Giftstoffe ist ein Biss extrem schmerzhaft und führt zu lang anhaltenden, äußerst unangenehmen Schwellungen.

Häufiger sieht man rotbraune Tausendfüßer aus der Klasse Diplopoda. Sie schützen sich mit blausäurehaltigen Absonderungen vor Fressfeinden, was jedoch zumindest den Braunen Lemur nicht vom Verzehr abhält. Die Fähigkeit mancher Lemuren, zyanidhaltige Nahrung chemisch zu neutralisieren, hilft auch hierbei. Manche Guides erzählen gerne, dass der Saft aus einem zerschnittenen Tausendfüßer ein Loch durch die Hand brenne und dass nach dem Verzehr eines solchen Tieres unweigerlich der Tod folge. Das kann man glauben oder nicht, ausprobieren sollte man beides ohnehin nicht.

Zu den vielen eigenartigen Tieren Madagaskars gehören auch die Riesenkugler aus der Familie der Arthrosphaeridae. Im entspannten Zustand ähneln sie einer großen Kellerassel: ein langes Oval mit hintereinander angeordneten Querspangen auf dem Rücken. Bei Gefahr rollt sich der Riesenkugler blitzschnell zusammen und bildet dann eine golfball- bis mandarinengroße Kugel, bei der die Endstücke des Panzers ineinandergreifen, um einen dichten Abschluss zu bilden. Manche Arten sind dabei noch interessant gefärbt, neben einer dominierenden dunkelbraunen Grundfärbung tragen einige Tiere leuchtend rote oder grüne Streifen. Auch die Riesenkugler schützen sich mit zyanidhaltigen Absonderungen, daher sollte man beim Berühren vorsichtig sein.

Blutegel

Vor allem in Nationalparks wie Montagne d’Ambre, Ranomafana und Marojejy trifft man sehr häufig auf Blutegel, die eine wahre Plage darstellen. Es handelt sich um Landegel (Haemadipsa) und entgegen anders lautenden Aussagen reicht es eben nicht aus, nur die Beine vor dem Eindringen der Quälgeister zu schützen – die Tiere lassen sich auch von oben fallen und suchen den Weg durch die Oberkleidung. Die von den Einheimischen mit dem englischen Namen Leeches bezeichneten Tiere sind zunächst etwa halb so lang und dick wie ein Streichholz. Haben sie sich festgesaugt, sind sie bald so groß wie ein kleiner Finger. Zwar ist der Biss selbst zunächst kaum zu spüren und an sich nicht gefährlich, jedoch tut die gebissene Stelle hinterher oft tagelang weh und reizt zum Kratzen, was angesichts der Infektionsgefahr gefährlich werden kann.