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Nr. 773

 

Die Raumfahrer von Jheisch

 

Ein Krieg der Welten droht

 

von Peter Terrid

 

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Der Anfang des Jahres 3820 bringt eine einschneidende Veränderung der Machtkonstellation in der Galaxis Manam-Turu. Atlans Hauptgegner, der Erleuchtete, der vor Jahresfrist Alkordoom verließ, um hier, an seinem Ursprungsort, sein Kunstgeschöpf EVOLO zu vollenden, ist nicht mehr.

Auch wenn Atlans größter Gegner nicht mehr existiert, die Lage in Manam-Turu hat sich dadurch nicht entspannt. EVOLO ist im Frühjahr 3820 bereits stärker, als der Erleuchtete es jemals war. Welche Gefahr das Psi-Geschöpf darstellt, ist längst bewiesen. Und selbst das zweite Konzil bleibt durch EVOLOS Aktivitäten nicht ungeschoren.

Allerdings ist der Ausgang des Machtkampfs um Manam-Turu noch völlig offen. Zu viele unbekannte Faktoren sind im Spiel. Einer davon ist EVOLOS Instabilität, ein anderer die wachsende Feindschaft zwischen Hyptons und Ligriden, ein dritter das Wiederauftauchen von Dschadda-Moi, der alten Herrscherin der Krelquotten, und ein vierter der seltsame Fallensteller, mit dem es sowohl Atlan als auch die Zeitforscher zu tun bekommen.

Auch EVOLO wird wieder aktiv. Leidtragende seiner neuen Machenschaften im Ringen um weiteren Einfluss sind DIE RAUMFAHRER VON JHEISCH ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Okendess – Ein Historiker von Purlug.

Kara-Kara – Ein Spion von Kleenst.

Anderdess, Ordenbar, Garandip und Hellenpar – Astronauten von Purlug.

Joro-Dhan – Vorsitzender des Weisenrats von Kleenst.

Bliptoe und Ulrades – Ihr Kontakt führt zu einer Tragödie.

1.

 

Okendess hielt in seiner Beschäftigung inne, als er das Geräusch des Türmelders hörte. Unwillkürlich sah er auf die Uhr.

Es war lange nach Einbruch der Dämmerung, durchaus keine angemessene Zeit noch irgendwelche Besuche zu machen. Es galt sogar als rüde und geschmacklos, einen Purluger um diese Tageszeit aus seiner Muße zu reißen.

Mit einer ärgerlichen Geste legte Okendess den Pinsel beiseite. Das kalligraphische Poem war gründlich verdorben. Der erste Laut des Türmelders hatte Okendess genau in einem eleganten Abschwung gestört, der nun ein wenig zu lang geraten war. Okendess hatte seine besonderen Vorstellungen von Perfektion, und nach diesem Maßstab war das Werk jetzt misslungen. Die nötige innere Sammlung würde sich in den nächsten Stunden ohnehin nicht mehr erreichen lassen ... wer auch immer so dreist gewesen war, Okendess zu stören, er hatte ihm den Tag gründlich verdorben.

Okendess bewegte sich mit langsamen Bewegungen zur Tür. Das Tempo hatte nichts mit seinem Alter zu tun, wiewohl Okendess mehr als sieben Brutperioden mitgemacht hatte. Es war mehr ein Ausdruck seiner Stellung und seines geistigen Ranges. Edle wie Okendess bewegten sich mit angemessener Würde und Gelassenheit.

Okendess öffnete die Tür. Im gleichen Augenblick schon bereute er seinen Entschluss, den Besucher zu empfangen.

»Ich bitte um Vergebung«, sagte der Kleenster sofort. Immerhin schien er genügend gut erzogen, um wenigstens zu wissen, wessen er sich schuldig gemacht hatte. »Eine unverzeihliche Dreistigkeit, Euch um diese Zeit zu stören. Aber die Umstände werden, sobald Ihr sie erfahren werdet, meinen Fehler entschuldigen. Darf ich eintreten?«

Okendess überlegte ein paar Augenblicke lang, dann machte er eine Geste der Zustimmung und trat zur Seite, damit der Gast über die Schwelle konnte. Natürlich wusste Okendess, dass sich der Kleenster in der wohligen Kühle und Dunkelheit des Kokons durchaus nicht wohl fühlen würde, aber das interessierte Okendess in diesem Augenblick nicht. Der Ärger hatte sich in ihm festgesetzt und ihm die Stimmung verdorben.

An den grundlegenden Formen der Höflichkeit, kam allerdings auch Okendess nicht vorbei.

»Darf ich Euch etwas zu trinken anbieten? Frisches Wasser?«

»Überaus freundlich«, antwortete der Kleenster. »Ich nehme dankend an.«

Er gab sich wirklich Mühe, seine Redeweise den purlugischen Gegebenheiten anzupassen. Auf seine Art und Weise bemühte er sich um soviel Höflichkeit wie nur möglich.

Okendess verschwand in der Küche und kehrte mit einem Glas gekühlten Wassers zurück. Behutsam ließ er einige Tropfen der Flüssigkeit auf den Körper des Kleensters träufeln, bis dieser durch einen Farbwechsel zu erkennen gab, dass es ihm genügte.

»Ich danke«, ließ sich der Kleenster vernehmen. »Mein Name ist Kara-Kara.«

Okendess verzichtete darauf, sich vorzustellen; schließlich musste der Besucher wissen, wen er da zu dieser Zeit gestört hatte.

»Ihr gehört einer berühmten Eireihe an«, eröffnete der Kleenster die Unterhaltung.

Okendess machte eine leicht zustimmende Geste, verbunden mit einer dezent zurückweisenden Bewegung. Er hatte inzwischen den elektronischen Übersetzer eingeschaltet, denn seine Ausdrucksmöglichkeiten in der Kleenster-Sprache waren trotz seiner wissenschaftlichen Stellung gering. Umgekehrt war es vermutlich nicht viel besser bestellt.

»Und Ihr seid der bedeutendste Kosmohistoriker von Purlug«, fuhr Kara-Kara fort. »Niemand kennt die Geschichte der beiden Welten besser als Ihr.«

Wieder stimmte Okendess zurückhaltend zu. Der Kleenster machte seine Sache recht geschickt, gab er innerlich zu. Normalerweise zeichneten sich die Kleenster durch eine entsetzlich unpoetische, sachbezogene Redeweise aus.

»Wenn ich recht informiert bin«, fuhr Kara-Kara fort, »waren Mitglieder Eurer erlauchten Eireihe sehr wesentlich an dieser gemeinsamen Geschichte beteiligt.«

Okendess rührte sich nicht.

Die Aussage des Kleensters war sachlich durchaus richtig. Seit etlichen Brutperioden hatten die Mitglieder der -dess-Familie herausragende Köpfe gestellt, darunter einige der größten Genies des purlugischen Volkes. Es lag allerdings eine gewisse Tragik darin, dass in dieser langen Liste von -dessern ebenso viele Spinner, Schwachköpfe und Trottel enthalten waren wie überdurchschnittliche Gestalten. Ein -desser war entweder ein Genie oder ein Verrückter, und niemals hatte sich vorhersagen lassen, zu welcher Sorte der jeweilige Nachfolger gehören würde. Manch einer hatte fünf Brutperioden eines durchaus normalen Lebens verbracht, um dann entweder hochberühmt zu werden, oder als Kuriosum in den Klatschspalten der Gazetten aufzutauchen. Selbst Okendess konnte sich nicht zur Gänze sicher sein, welcher Art sein Nachruf werden würde.

Die Unterhaltung vollzog sich langsam. Das lag an der vergleichsweise geringen Rechenkapazität des Übersetzers.

Kara-Kara machte eine längere Pause.

Dann fuhr er zögernd fort:

»Ihr wisst, wie die augenblickliche Lage ist?«

Okendess machte eine Geste, die entschiedene Bejahung mit einem Unterton des Beleidigtseins ausdrückte.

»Es sieht nach einem kriegerischen Konflikt zwischen unseren Völkern aus«, sagte er dann. Kara-Kara stimmte ihm offen zu.

»Es mag unsinnig scheinen«, sagte er dann. »Aber ich will versuchen, diesen Krieg zu verhindern. Und dazu brauche ich Eure Hilfe!«

Okendess erlaubte sich eine Geste, die überlegene Heiterkeit ausdrückte.

»Ihr denkt an Hochverrat?«, fragte er spöttisch zurück. Kara-Kara antwortete mit eindeutiger Verneinung.

»Ich glaube«, sagte der Kleenster eindringlich, »dass dieser Konflikt völlig unsinnig ist. Seine Wurzeln müssen in der Vergangenheit liegen. Deswegen habe ich Euch aufgesucht – um alles zu erfahren, was zwischen Kleenstern und Purlugern seit dem ersten Kontakt geschehen ist. Niemand weiß das besser als Ihr.«

Damit hatte er zweifelsfrei Recht. Okendess war zwar Historiker, aber sein Spezialgebiet war Zeitgeschichte, unter besonderer Berücksichtigung der Kleenster. In dieser Eigenschaft hatte er den Großen Kluut bei dessen Planungen beraten. Der Kleenster wusste das wahrscheinlich, möglicherweise hatte er sich deshalb an Okendess herangemacht.

»Die Zeit ist fortgeschritten«, gab Okendess zu bedenken.

»Das weiß ich«, antwortete Kara-Kara energisch.

Okendess musste daran denken, dass in den nächsten einhundert Stunden der Start des Raumschiffs stattfinden würde, dessen Angriff auf Yahamk-Gatt vermutlich die Feindseligkeiten einleiten würde.

Kara-Kara hatte Okendess ein paar Augenblicke in Ruhe gelassen. Als er plötzlich wieder zu sprechen begann und Okendess aus seinen Gedanken riss, schrak der Purluger zusammen.

»Ihr denkt an den Start der Ersten Dämmerung und den Angriff auf die Raumstation?«

Okendess starrte sein Gegenüber an.

»Ihr wisst davon?«, stieß er hervor und sah sich unsicher um.

»Natürlich«, antwortete Kara-Kara. »Es ist mein Beruf, dergleichen zu wissen – ich bin ein Spion.«

Okendess stockte fast der Atem.

»Und dann wagt Ihr es, hierhin zu kommen?«, fragte er entgeistert.

Kara-Kara zeigte Zustimmung an.

»Ich sah keine andere Möglichkeit«, sagte er. »Gewiss, ich arbeite für den geheimen Nachrichtendienst des Geheimen Weisenrats, aber das bedeutet für mich nicht, dass ich zulassen werde, dass zwei Planeten sich bekriegen. Spionage ist etwas anderes als Krieg.«

Okendess wirkte betroffen.

»Ich bin ganz sicher, dass wir eine Erklärung finden werden«, sagte Kara-Kara. »Ich kenne fast alle wichtigen Informationen beider Seiten, und bei logischer Betrachtung wäre eine kriegerische Auseinandersetzung sinnlos. Es kann daher nur sein, dass wir irgendeinen Kausalfaktor nicht kennen, der letztlich zu dieser Zuspitzung geführt hat. Deswegen bin ich hier. Ich will wissen, wie alles angefangen hat, vom ersten Tag an. Und das weiß keiner so genau wie Ihr, Okendess.«

Okendess machte eine Geste der Zustimmung.

»Vieles von dem, was sich zugetragen hat, geschah unter Beteiligung von -dessern«, erklärte er. »Und ich kenne unsere Eireihenchronik recht gut ...«

»Dann berichtet«, schlug Kara-Kara vor. »Ich werde zuhören, und wenn ich etwas entdecke, werde ich Euch unterbrechen.«

Mit einer Geste gab Okendess sein Einverständnis kund. Er schaltete Licht und Heizung etwas höher – eine Geste der Höflichkeit an den Kleenster, den das sichtlich erfreute.

Dann begann Okendess zu berichten ...

 

*

 

Als das Grollen der Triebwerke immer lauter wurde, schickte Anderdess ein Stoßgebet zum Gott seiner Eireihe. Der Lärm verkündete, dass die kritischste Phase des Starts binnen weniger Sekunden anbrechen würde.

Zusammen mit drei anderen Purlugern hockte er in einem engen Käfig aus Glas, Metall und Plastik, der von den Konstrukteuren hochtrabend als Steuerstand bezeichnet wurde. Der Raum war so vollgestopft mit technischen Geräten, dass die vier Raumfahrer kaum Platz hatten, sich zu bewegen.

»Startklar«, meldete Anderdess zum Kontrollraum.

Das Raumschiff hob ab. Vorwärtsgestoßen von der Feuerkraft eines Bündels von Feststoffraketen stieg das Schiff in den wolkenlosen Himmel über Purlug empor.

Die ersten zwei Minuten waren die kritischste Zeit des ganzen Startvorgangs. Gab es in diesen zweihundert Sekunden eine schwerwiegende Panne, hatten die Raumfahrer so gut wie keine Hoffnung auf Rettung. Erst wenn die Feststoffraketen abgesprengt waren und das Haupttriebwerk des eigentlichen Raumschiffs gezündet hatte, besaßen die Raumfahrer oder das Kontrollzentrum wieder eine Möglichkeit zum Eingreifen.

»Zweifache Schallgeschwindigkeit!«, gab Ordenbar, der Navigator, bekannt. Seine Sprache war sehr langsam geworden wegen des Andrucks, der auf den Körpern lastete.

Anderdess sah auf die Uhr. Noch siebzig Sekunden bis zur Trennung von den Feststoffraketen.

Der Beschleunigungsdruck lag beim Dreifachen des Wertes, der auf Purlug üblich war. Ohne das jahrelange Spezialtraining hätte keiner der Raumfahrer diese Strapaze bei Bewusstsein überstanden.

»Jetzt!«

Anderdess machte eine Geste der Erleichterung. Ein paar Augenblicke später zündete das Haupttriebwerk des Raumschiffs, gefüllt mit Hunderttausenden von Litern flüssigen Sauerstoffs und Wasserstoffs. Bei näherer Betrachtung war das ganze Raumgefährt nichts anderes als eine riesenhafte Bombe, die nur mit allen Tricks und Kniffen moderner Technik dazu gezwungen wurde, gleichmäßig und auf Befehl ordentlich hochzugehen.

»Der Kurs ist richtig«, gab die Bodenstation durch. »Abweichung weniger als ein Zehntelgrad. Gut gemacht, Leute.«

»Der erste Schritt ist getan«, meinte Anderdess.

Das Haupttriebwerk hatte sich plangemäß ausgeschaltet. Das Schiff, das auf den Namen Haganthur (»Erstürmer des Nichts«) getauft worden war, beschrieb nun eine regelmäßige Kreisbahn um den Planeten Purlug.

Anderdess kannte den Anblick bereits von früheren Flügen; er konnte ihn jedes Mal aufs Neue genießen. Eine Welt, ein ganzer Planet, zusammengeschrumpft auf eine überschaubare Fläche aus Weiß und Blau und Braun und vielen Grüntönen. An den Reaktionen seiner Gefährten konnte Anderdess erkennen, dass auch sie sehr beeindruckt waren.

»Leute, träumt nicht, wir müssen arbeiten. In vier Stunden geht es weiter.«

Es war eine anstrengende, ermüdende Beschäftigung. Sie bestand vornehmlich darin, eine Prozedur zu wiederholen, die bereits Hunderte von Malen geübt und vollzogen worden war. Alle Teile des komplexen Systems wurden noch einmal gründlich durchgeprüft. Vielleicht hatte der Start doch irgendwelche Systemschäden hervorgerufen – und diese Gefahr musste ausgeschlossen werden.

Denn das Einschwenken in eine stabile Umlaufbahn, war der erste Teil einer weit größeren Operation. Von den Medien wurde dieses Unternehmen kühn als »Eroberung des Weltalls« gefeiert. Purluger, die sich besser auskannten, vor allem Raumfahrer mit Erfahrung wie Anderdess, schätzten das Unternehmen ganz anders ein. Sie wussten, dass dieser Flug nach Kodahl nicht mehr war als ein Hopser. Wirkliche Raumfahrt, das hätte nach der Einschätzung von Anderdess bedeutet, einen anderen Stern anzufliegen, nicht im eigenen Sonnensystem waghalsig herumzukrabbeln.

Nach zwei Stunden waren die Kontrollen durchgeführt. Alle Systeme arbeiteten einwandfrei. Der nächste Schritt des Unternehmens konnte eingeleitet werden.

Wieder tickten auf einer Anzeige die Sekunden herunter ...

Für den Flug nach Kodahl gab es nur sehr wenige Reisewege. Der Trick bestand darin, das Raumschiff so auf Kurs zu bringen, dass es genau zum richtigen Zeitpunkt vom Schwerefeld des Mondes eingefangen und von ihm in eine neue, stabile Umlaufbahn gebracht wurde. Ein halbes Grad Abweichung Nacht unten hätte bedeutet, dass das Schiff auf Kodahl zerschellen musste, ein halbes Grad zuviel hätte die Haganthur an dem Mond vorbeifliegen lassen – ohne die geringste Hoffnung auf Rückkehr.

Anderdess hatte sich das auf einem Rechner graphisch darstellen lassen. Aus der Sicht der Besatzung war der Schlauch, in den sich das Schiff hineinfädeln musste, eine Röhre von mehreren Kilometern Durchmesser – auf den Größenmaßstab der Welten bezogen, war dieser Schlauch eine so dünne Linie, dass sie sich praktisch gar nicht mehr darstellen ließ.

»Drei Minuten bis zur Zündung!«, gab die Bodenstation bekannt.

Wieder legte sich eine kaum erträgliche Spannung über die Besatzung. Noch konnte das Unternehmen abgebrochen werden, gab es Landemöglichkeiten für die Haganthur. Nach dem Einschuss in den Flugschlauch gab es für mindestens eine Woche keine Möglichkeit für Besatzung oder Bodenstation, auch nur das geringste für die Besatzung zu tun, falls etwas schiefging.

Anderdess kannte die Haganthur so gut, dass er mehr als die Hälfte aller Blaupausen aus dem Kopf hätte aufzeichnen können. Mit nahezu jedem Detail hatte er sich vertraut gemacht ...

Das Risiko eines wichtigen Fehlers lag unterhalb der Promilleschwelle – aber wenigstens jeder zweite, denkbare Fehler hatte unabwendbar das Ende der Haganthur zur Folge. Entweder wurde das Unternehmen ein voller Erfolg – oder es mündete in eine Katastrophe.

Der Dienstplan war so vollgepackt, vor allem in den kritischen Phasen des Unternehmens, dass den Raumfahrern kaum die Zeit blieb, sich im entscheidenden Augenblick die Risiken bewusst zu machen. Zahlreiche Schalter mussten betätigt, Messwerte abgelesen und durchgegeben werden, und irgendwann zwischendurch gab es einen sanften Ruck, die Beschleunigung setzte ein und ein weiterer Abschnitt des Unternehmens hatte begonnen.

Sieben Minuten lang brannte das Haupttriebwerk mit voller Kraft, um der Haganthur die nötige Geschwindigkeit zum Verlassen der Purlug-Anziehung zu geben.

In den nächsten Tagen würde sich die Geschwindigkeit des Schiffes relativ zum Planeten immer mehr vermindern, weil die Schwerkraft die Fahrt aufzehrte. Dann wurde der Librationspunkt erreicht, an dem die große Anziehung Purlugs und die weitaus schwächere Massenanziehung des Mondes sich ausglichen. Die geringe Restfahrt der Haganthur musste ausreichen, das Schiff über diesen Punkt hinwegzubringen.

Danach wurde die Haganthur dann vom Mond angezogen und von dessen Schwerefeld beschleunigt, bis beim Erreichen des Ziels die Fahrt so groß war, dass die Haganthur davon in eine stabile Umlaufbahn um Kodahl getragen wurde. Ein reines Rechenexempel – von dem das Leben der Besatzung abhing.

»Brennschluss«, stellte Anderdess fest.