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Nr. 677

 

Das Kristallkommando

 

Auf der Welt der Nachtgeister

 

von Peter Terrid

 

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Nur unter großen Mühen schaffte es Atlan im Jahre 3808, die verlorengegangenen Koordinaten von Varnhagher-Ghynnst wieder in seinen Besitz zu bringen und danach das Generationenschiff SOL seiner Bestimmung als Spoodiesammler bei den Kranen zuzuführen. Anschließend trat Atlan im Jahre 3811 gemäß den Wünschen der Kosmokraten seine Aufgabe als Orakel von Krandhor an, um an der Entwicklung der Pufferzone zwischen den im Konflikt liegenden Superintelligenzen ES und Seth-Apophis mitzuwirken.

Im Jahr 3818 wird Atlan jäh aus seinem beschaulichen Orakeldasein herausgerissen, denn die Kosmokraten benötigen seine Dienste an anderer Stelle viel dringender.

Da der Arkonide erfährt, dass vom Erfolg oder Misserfolg seiner Mission das weitere Schicksal der Mächte der Ordnung abhängt, geht er selbst das größte Risiko ein. Er lässt sich quasi in Nullzeit über weite Sternenräume in die Galaxis Alkordoom versetzen, wo er bereits in den allerersten Stunden seines Aufenthalts den ganzen Erfahrungsschatz seines 12.000 Jahre währenden Lebens einsetzen muss, um bestehen zu können.

Der Todestest beweist Atlans Überlebenspotenzial. Doch dieser Potenzial wird fast überfordert auf der Welt der Nachtgeister, denn sie ist der Einsatzort für DAS KRISTALLKOMMANDO ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide im Piloteneinsatz.

Kennennick – Ein skrupelloser Thater.

Gentile Kaz – Beherrscher des Sektors Ordardor.

Ily Locarnen – Eigner der KHARLHON.

Gräzzer – Ein eigenartiger Roboter.

Ishan-Khan – Ein Weltraumpirat.

1.

 

Behutsam tupfte Ily Locarnen die Schweißtropfen von der Stirn der Kranken. Ata hatte den Kopf auf die Seite gelegt und atmete schwer. Jeder Atemzug klang wie ein Seufzer.

»Ach, Junge«, ächzte Ata.

»Was kann ich für dich tun?«, fragte Ily sanft. »Möchtest du noch etwas essen?«

»Nur das nicht«, murmelte Ata Locarnen schwach. »Beim Sternenfeuer, nein. Ich könnte jetzt keinen Bissen herunterbringen. Nicht in diesem Zustand. Aber du könntest mir ein paar Gahyn-Früchte pürieren, vielleicht kann ich das hinunterbringen.«

Ily lächelte und stand auf.

»Ich werde sehen, was sich machen lässt«, sagte er und verließ die Kabine. Langsam schritt er durch die Gänge der KHARLHON.

Der Anblick, der sich ihm bot, war wenig dazu angetan, seine Laune zu heben. Die KHARLHON hatte ein beträchtliches Alter auf dem Buckel, seit mehr als sieben Generationen stand sie in Diensten der Familie Locarnen, und in diesem Dienst hatte sie manche Schramme abbekommen. Vor allem hatte das Schiff den Abstieg der Familie mitgemacht – einstmals Flaggschiff einer schmucken Flotte schneller Karawanenkreuzer war sie jetzt das einzige Schiff, das der Familie geblieben war.

Und mit der Familie selbst war es in ähnlicher Weise bergab gegangen. An diesen ersten Tagen des Jahres 5000 d.E. bestand die Sippe praktisch nur aus zwei Personen – aus Ily Locarnen und der Schwester seines Vaters. Alle anderen Sippenmitglieder waren gestorben oder über ganz Alkordoom verstreut.

An den Wänden waren die Behänge verschlissen, blätterte der Lack ab und machte sich der Rost breit. Die Leuchtkörper waren stumpf und fleckig, die Bodenbeläge sahen aus, als hätten sich die vom Hunger geplagten Nager aus den Laderäumen aufgemacht, um ihren Appetit an den Teppichen zu stillen. Vermutlich fanden sie in den Laderäumen nichts mehr – seit über einem Jahr hatte Ily keinen Auftrag mehr bekommen.

Gräzzer fuhr eines seiner zahlreichen Augen aus, als Ily in die Zentrale kam.

»Du warst bei deiner Tante«, meinte Gräzzer. »Man kann es dir ansehen.«

»Es geht ihr nicht gut«, sagte Ily und setzte sich seufzend auf den Sitz des Piloten.

»Sie möchte Gahyn-Früchte püriert haben«, sagte Ily seufzend. »Wir haben aber keine mehr an Bord.«

»Sollte das Tantchen vergesslich geworden sein?«, meinte Gräzzer.

Gräzzer war knapp zwei Meter lang und einen Meter dick, eine metallene Wurst auf einem Kranz von Armen, Beinen, Stielaugen und Werkzeugen. Es gab an diesem Körper mindestens vierhundert verschiedene Auswüchse, deren Funktion Ily nicht kannte – wahrscheinlich nicht einmal Gräzzer selbst. Ilys Vater hatte den Robot vor vielen Jahren einmal bei einem riskanten Spiel gewonnen – und das war dann auch der letzte Gewinn, den er jemals gemacht hatte, ein höchst zweifelhafter zudem. Nur wenige Tage nach seinem Auftauchen an Bord geriet die KHARLHON in einen Hypersturm, büßte ein Triebwerk ein und verlor obendrein die letzte wirklich gewinnbringende Fracht. Die Ladung aus hochleistungsfähigen Positronengehirnen wurde von den Partikeln des Sturms in einen Haufen Schrott verwandelt. Auch Gräzzer hatte es dabei erwischt – aber sein Gehirn schien recht eigenwillig konstruiert zu sein. Einen Totalausfall hatte es nicht gegeben – aber dafür war der Wurstrobot recht wunderlich geworden. Wäre es nach Tante Ata gegangen, wäre Gräzzer längst von Bord geflogen, aber Ily hatte sich durchsetzen können und den Robot behalten – schließlich hatte er als Kind mit Gräzzer gespielt.

»Was machen wir jetzt?«, fragte Ily und sah seinen metallenen Freund an.

»Konkurs«, meinte Gräzzer und wedelte mit einigen seiner Arme.

»Spotte nicht«, sagte Ily. »Wir Locarnen sind schon immer Händler gewesen, und mit dieser Tradition will ich nicht brechen.«

»Sie wird mit dir brechen«, konterte Gräzzer trocken. »Wenn du jetzt aufhörst, wirst du anschließend ein armer Mann mit einer Menge Schulden sein – und was das heißt, weißt du wohl. Man wird dich einfangen, einsperren und frei verkaufen. Und bis du deine Schulden abgearbeitet hast, werden deine Haare grün sein.«

»Das wird Tantchen nicht überleben«, murmelte Ily.

»Auch eine Lösung«, gab Gräzzer zum Besten.

Ily hatte nie begreifen können, wie es möglich war, dass ein Roboter – selbst einer mit defekter Positronik – ein lebendes Wesen nicht leiden konnte. Genau das war aber der Fall – Gräzzer und Tante Ata konnten sich nicht ausstehen und gifteten sich ständig an.

»Lass die Tante in Ruhe. Sie hat ein sanftes Herz. Nach dem Tod meiner Eltern hat sie mich aufgezogen. Sie ist immer gut zu mir gewesen.«

»Richtig«, meinte Gräzzer trocken. »Sie hat immer dein Bestes gewollt und meistens auch gekriegt.«

»Etwas mehr Respekt«, forderte Ily müde. Er stand auf und warf einen Blick auf den Schirm.

Die KHARLHON schlich förmlich durch das Universum. Geschwindigkeiten von mehr als einhundert LG verursachten bei der Tante Magendrücken, Schwindelanfälle, Herzrasen, Atemnot und fliegende Hitze. Jenseits der tausendfachen Lichtgeschwindigkeit kamen dann noch Unterleibsschmerzen, Zahnfäule und brüchige Fingernägel dazu. Daher schlenderte die KHARLHON mit zehnfacher Lichtgeschwindigkeit durchs All. Die Aussichten, in das frühere Expresstransportgewerbe zurückzukehren, waren daher nicht allzu rosig.

Ily schlich in die Küche. Es ließ sich nicht mehr verheimlichen – die Lage war ernst. Die Vorräte gingen zur Neige – vor allem die Proteinflocken, die die Tante zum Frühstück brauchte, würden bald erschöpft sein.

Ily mixte aus den Restbeständen einen halben Liter einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit zusammen. Mit Hilfe von Lebensmittelfarben versuchte er dann, diesem Trank die gleiche Farbe zu geben, wie sie pürierte Gahyn-Früchte aufwiesen. Der Versuch gelang einigermaßen.

Ein wenig in Sorge kehrte Ily zu seiner Tante zurück. Sie lag im Bett und röchelte leise vor sich hin. Ily stellte den Becher ab und richtete sie auf. Vermutlich hatte sie wieder entschieden zu wenig von ihrer Medizin genommen. Er öffnete den kleinen Schrank, holte die dickbäuchige Flasche heraus und goss eine kräftige Portion davon in den Becher. Dann setzte er ihn an die Lippen der Kranken und flößte ihr vorsichtig den Trank ein.

Ata öffnete die Augen und sah Ily leicht verglast an.

»Guter Junge«, flüsterte sie matt. »Wenn ich dich nicht hätte ...«

»Trink«, sagte Ily sanft. »Es wird dir gut tun.«

Tante bemerkte den Schwindel nicht. Es war ein deutliches Zeichen dafür, wie krank sie war, und Ily empfand große Schuldgefühle, seine leidende Tante derart zu hintergehen.

Ata leerte den Becher in zwei gierigen Zügen, dann sank sie in die Kissen zurück. Ein gleichmäßiges Schnarchen zeigte an, dass sie eingeschlafen war. Leise entfernte sich Ily aus der Kabine.

»Es muss etwas geschehen«, murmelte er.

Gräzzer kam über den Flur gewackelt. Er hatte die Worte gehört.

»Du wirst etwas tun müssen«, kommentierte er. »In drei Tagen sind unsere Energiereserven aufgebraucht – denk daran.«

»Auch das noch«, jammerte Ily. »Wie soll ich das der Tante sagen?«

»Sie wird es schon merken«, meinte Gräzzer. »Erst wird das Licht ausgehen, dann gibt es keinen Sauerstoff mehr, und wenn die KHARLHON auch im Inneren bis auf den absoluten Nullpunkt durchgekühlt ist, wird die gute Tante schon merken, was passiert ist.«

»Du bist widerlich«, stieß Ily hervor.

Gräzzer fuhr zwei seiner Augen bis auf einen Meter aus und verknotete die beiden Stiele.

»Ich bin ein Einzelgeschöpf«, verkündete er. »Daran liegt es.«

Durch alle Räume der KHARLHON war das schrille Fiepen zu hören. Die Antennen des Schiffes mussten etwas aufgefangen haben.

»Hoffentlich wird Tante nicht wach«, murmelte Ily und stürzte in die Zentrale.

»Richtig«, bemerkte Gräzzer. »Hoffentlich hält sich die Katastrophe in Grenzen.«

Die Antennen hatten etwas aufgefangen – einen Notruf. Irgendwo, und zwar ganz in der Nähe, war ein Schiff in Raumnot. Für Ily gab es da kein Zögern – hilfsbereit, wie er war, beschleunigte er die KHARLHON. Der Bordrechner ermittelte unterdessen, wo das fremde Raumschiff zu finden war.

»Seltsam«, stieß Ily hervor. »Nur ein allgemeiner Notruf, keine Positionsangabe, kein Sprechtext. Was mag da passiert sein?«

»Vielleicht eine Tante in Not«, spottete Gräzzer.

Endlich hatte der Rechner ermittelt, wo das havarierte Raumschiff zu finden war. Ily änderte den Kurs und ließ die Triebwerke stärker arbeiten. Einen Augenblick lang dachte er an die zerrüttete Gesundheit seiner Tante, aber dann ließ er die KHARLHON mit höchster Fahrt auf das Ziel zurasen – Tante würde sicherlich Verständnis dafür haben. Schließlich handelte es sich um einen Notfall.

»Prächtige Arbeit«, sagte Gräzzer, als die KHARLHON in den Normalraum zurückfiel. »Fang an zu zählen ...«

Ily schluckte.

Die KHARLHON war präzise ein paar Lichtminuten von dem fremden Raumschiff herausgekommen und raste nun auf gerader Linie auf den Havaristen zu. Genaugenommen waren es sogar zwei – ein kleiner Raumer und ein mittelgroßer, der längsseits gegangen war.

Ily verzögerte mit allem, was die KHARLHON hergab. Der Abstand verringerte sich trotzdem rasend schnell. Gräzzer schaltete den Normalfunk ein. Das Bild stabilisierte sich rasch und zeigte das Bild eines stämmigen Mannes mit grünen Locken, einem dichten Bart und einem überaus verzweifelten Gesichtsausdruck.

»Wir kommen zu Hilfe«, beeilte sich Ily zu versichern. »Gleich sind wir bei euch.«

»Verschwinde, Bürschchen!«, schrie der Bärtige. »Hau ab, sonst blasen wir dich aus dem Raum.«

Ily konnte, während er an den Kontrollen der KHARLHON herumhantierte, im Hintergrund des Bildes die Zentrale des Schiffes erkennen. In einer Ecke lag ein Verunglückter, zwei Männer schleppten gerade Notvorräte davon, ein weiterer Mann trug eine verletzte junge Frau über der Schulter. Die Kranke, vermutlich im Fieberwahn, schrie, strampelte und schlug auf ihren Retter ein.

Ily sah, dass er aus der KHARLHON das letzte herausholen musste, wollte er eine Kollision vermeiden. Er ließ die Korrekturtriebwerke arbeiten, und die KHARLHON machte einen Satz in die Höhe.

»Der Narr wird uns noch rammen!«, schrie der Bärtige. »Schießt ihn ab!«

Psycho-Seuche, diagnostizierte Ily. In Krankheiten kannte er sich dank Tante Ata aus. Auf den beiden Schiffen musste eine Seuche ausgebrochen sein, die die Geistestätigkeit beeinträchtigte. Anders war es nicht zu erklären, warum plötzlich auf die KHARLHON geschossen wurde. Da sie zu diesem Zeitpunkt gerade wieder einen Satz machte – ungewollt – verfehlte der Schuss sein Ziel.

Dafür traf Ily ins Schwarze.

Die Restfahrt der KHARLHON war nicht mehr sehr hoch, obendrein waren alle drei Schiffe mit Prallfeldern zum Schutz vor festen Körpern ausgerüstet.

Dennoch war der Schlag gewaltig, der die Schiffe traf.

Ily wurde nach vorn geschleudert. Die Gurte des Pilotensitzes rissen mit einem Schnalzgeräusch, und Ily wäre mit dem Kopf in den Panoramaschirm geflogen, hätte nicht Gräzzer ein paar Arme ausgefahren und ihn im Flug aufgefangen.

Aus den Lautsprechern erklang Wutgebrüll.

»Fangt diesen Narren ein! Ich will ihn haben.«

»Ily, was ist los? Was hast du schon wieder gemacht?«

Ily, der sich gerade wieder aufrichtete und versuchte, den Schreck zu verdauen, seufzte. Die Tante war wach geworden.

»Nichts, Tante«, sagte er hastig. »Nichts von Bedeutung.«

»Das zu entscheiden überlass mir«, ereiferte sich Ata. »Ist das Schiff explodiert?«

»Nein, Tante!«

Nach dem Zusammenprall war die KHARLHON weitergeflogen, wie ein Ball, der auf eine Wand geworfen war. Jetzt wurde diese Fahrt abrupt gestoppt. Ily schwankte und musste sich festhalten. Aus einem der Lautsprecher erklang ein Entsetzensschrei.

»Hör sofort damit auf, Ily!«, bestimmte Ata.

»Traktorstrahl«, diagnostizierte Gräzzer. »Sie haben uns.«

»Ein Glück«, freute sich Ily. »Dann können wir ihnen zu Hilfe kommen.«

»Unsere Hilfe werden die gerade brauchen«, kommentierte Gräzzer. »Du entschuldigst – ich habe noch etwas zu erledigen.«

»Nur zu«, ermunterte ihn Ily. »Bereite die Medostation vor, vielleicht haben sie dort drüben auch Verletzte. Und sieh nach, was für Mittel wir für Seuchenbekämpfung zur Verfügung haben.«

Als die Schiffe wieder zusammentrafen, war der Ruck sehr sanft. Der harte Schlag, mit dem sich die Magnetanker des Havaristen an der Hülle der KHARLHON festsetzten, war im ganzen Schiff zu hören.

»Endlich«, freute sich Ily.

Eine Lage wie diese hatte er sich immer gewünscht – einmal in großem Stil helfen zu können, ein vollbesetztes Raumschiff aus höchster Not zu befreien und dafür bewundert und gefeiert zu werden. Tante würde mächtig stolz auf ihn sein.

Tante erschien im Eingang zur Zentrale, als Ily sich gerade auf den Weg zur Schleuse machen wollte. Ata starrte zunächst Ily an, dann fiel ihr Blick auf den Bildschirm. Ihre Augen wurden groß und rund, dann stieß sie einen Seufzer aus und fiel um, Ily genau in die Arme.

Wieder gab es einen harten Schlag, und ein paar Augenblicke später blies die Klimaanlage einen Geruch durch das Schiff, der verdächtig an Sprengstoff erinnerte.

»Sie müssen wirklich sehr verzweifelt sein«, vermutete Ily. Er überlegte, wohin er die ohnmächtige Tante verfrachten sollte. Auf dem fremden Schiff tobte eine Seuche, und Ata war überaus geschwächt – es war wohl am besten, sie in einen Raum zu sperren, in den neue Krankheitskeime keinen Zutritt finden konnten.

Ächzend schleppte Ily die Tante durch die Gänge der KHARLHON. Er verfrachtete sie in einen Nebenraum der Medosektion. Der Raum konnte luftdicht verschlossen werden und hatte eine eigene Sauerstoff- und Energieversorgung.

Danach hastete Ily zur Schleuse, um den Notsuchenden schnellstens helfen zu können.

Auf den Anblick, der sich ihm bot, war er nicht gefasst.

In der gesprengten Schleuse standen sieben verwegen dreinblickende Gestalten, flankiert von einer Gruppe nicht minder grimmig dreinblickender Roboter.

»Ach du liebe Güte«, entfuhr es Ily.

Offenbar war die Seuche über die Passagiere hereingebrochen, als sie gerade einen Maskenball gefeiert hatten. Auch die Waffen sahen überaus echt aus.

Sie waren echt ...

Ily sah das rötliche Leuchten an der Mündung, und nun begriff er endlich, dass er selbst dringend Hilfe brauchte – und dass es dafür entschieden zu spät war.

Der vorderste der Weltraumbanditen fixierte Ily.

»Ein Jünglein«, sagte er abschätzig.

Ily fühlte sich versucht einzuwenden, dass er immerhin schon zwanzig Jahre alt war – für einen Sternenfahrer doch schon ein hinreichendes Alter. Aber der Raumbrigant sah nicht danach aus, als würde er sich auf Diskussionen einlassen. Ily schwieg vorsichtshalber.

»Komm«, sagte der Pirat. »Unser Anführer will dich sehen.«

»Und was will er von mir?«, fragte Ily. Die Roboter packten ihn und stießen ihn vorwärts.

»Das wirst du noch erfahren«, sagte der Pirat – und Ily begann zu frösteln.

2.

 

Ishan-Khan, der Anführer der Briganten, war ein Thater von beachtlichen Proportionen. Eines seiner Augen fehlte und war durch eine Prothese ersetzt worden. Der Ersatz war leicht zu erkennen – zum einen schimmerte das Auge himmelblau, zum anderen hatte es einen ausgesprochen freundlichen Ausdruck. Das echte Auge, groß und rot, hatte dagegen einen Ausdruck, der Ily überhaupt nicht gefiel.

Ishan-Khan hatte sich in prunkvolle Gewänder gewickelt, vermutlich zusammengeraubt. Heftig schluckend sah Ily, dass der Kolben von Ishan-Khans Waffe einen erschreckend abgenutzten Eindruck machte.

»Das ist er, Khan!«