cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 663

 

Kerker der Ewigkeit

 

Die Flucht aus der Namenlosen Zone

 

von Peter Terrid

 

img2.jpg

 

Es geschah im April 3808. Die entscheidende Auseinandersetzung zwischen Atlan und seinen Helfern auf der einen und Anti-ES mit seinen zwangsrekrutierten Streitkräften auf der anderen Seite ging überraschend aus. Die von den Kosmokraten veranlasste Verbannung von Anti-ES wurde gegenstandslos, denn aus Wöbbeking und Anti-ES entstand ein neues Superwesen, das hinfort auf der Seite des Positiven agiert.

Die neue Sachlage ist äußerst tröstlich, zumal die Chance besteht, dass auch in der künstlichen Doppelgalaxis Bars-2-Bars nun endgültig der Friede einkehrt. Für Atlan jedoch ist die Situation alles andere als rosig. Der Besitz der Koordinaten von Varnhagher-Ghynnst, ohne die er nicht den Auftrag der Kosmokraten erfüllen kann, wird ihm nun ausgerechnet durch Chybrain vorenthalten. Ob er es will oder nicht, der Arkonide wird verpflichtet, die Namenlose Zone aufzusuchen.

Inzwischen schreibt man den Juli 3808, und für Atlan und seine Gefährten wird die Zeit knapp. Der Junk-Nabel, der allein aus der Namenlosen Zone ins normale Universum hinausführt, ist wirksam verriegelt – und die endgültige Schließung des Nabels steht unmittelbar bevor. Damit sieht es aus, als sei Atlans Expedition gefangen im KERKER DER EWIGKEIT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide gerät in Zugzwang.

Tina St. Felix – Kommandantin der DRONIA.

Insider – Der Extra spielt seine Findigkeit und Schläue aus.

Kleckel – Der Roboter, der das Erbe seines Herrn bewahrt.

Shamryk – Ein Verstyrer wird überlistet.

1.

 

»Die Zeit arbeitet für uns«, stellte 271-Page fest. Das Schweigen seiner Gefährten wertete er zunächst als Zustimmung. Die Antwort von 133-Page allerdings bewies das Gegenteil.

»Das Gewicht der Kräfte hat sich verschoben«, erklärte 133-Page. »Und zwar erheblich. Unsere Sache hat an Substanz verloren. Die Aktivitäten des Gegners haben zum Teil geradezu verheerende Wirkung.«

»Das ist durchaus richtig«, gestand 271-Page zu. »Aber das ist nur eine einseitige Wertung der Tatsachen. Ebenso sicher steht fest, dass die Gegenmaßnahmen Erfolg gezeigt haben.«

»Welchen?«, fragte 88-Page.

»Der Faktor, der eine weitere Verschiebung zu unseren Ungunsten bewirken könnte ...«

»Die Vulnurer?«

»Genau die. Sie sind wirkungslos gemacht worden.«

»Und das Gigantenschiff?«

271-Page gab einen Laut der Zufriedenheit von sich.

»Auch dieser Faktor wird in absehbarer Zeit wirkungslos sein, dafür ist gesorgt.«

133-Page und 88-Page gaben mit Zeichen zum Ausdruck, dass sie die Nachricht begrüßten – die Unterschwingungen der Skepsis aber waren nicht zu übersehen.

»Es bleibt noch das gefährliche Individuum mit seinen Begleitern«, mahnte 88-Page.

Wieder tat 271-Page seine Zufriedenheit kund.

»Dieser Faktor ist daran gehindert, die Namenlose Zone zu verlassen, mitsamt seiner Ausrüstung.«

Eine Zeitlang schwiegen 133-Page und 88-Page, dann ergriff wieder 88-Page das Wort.

»Ich begrüße deine Mitteilungen. Sie bedeuten, dass die Verschiebung der Kräfte zu unseren Ungunsten gestoppt worden ist. Aber sie machen noch deutlich, wie die bereits eingetretenen Verschiebungen wieder ausgerichtet werden könnten.«

»Das ist zutreffend«, antwortete 271-Page. »Zu diesem Zweck benötigen wir eine zusätzliche Kraft. Wir müssen einen Beschluss fassen, ob diese Kraft aktiviert werden soll.«

Die drei Pagen schwiegen lange Zeit. Sie kannten den Namen, unter dem diese dritte Kraft geführt wurde. Man nannte sie die Alternativ-Toten, und selbst die Pagen schauderten ein wenig bei dem Gedanken, diesen Faktor ins Spiel zu bringen.

»Ich stimme der Aktivierung zu«, sagte schließlich 133-Page. »Die Zeit ist reif dafür.«

Von den beiden anderen kamen Zeichen der Zustimmung. Der Einsatz der Alternativ-Toten war damit beschlossen. Die Folgen dieser Aktivierung würden in jedem Fall weitreichend sein, darüber waren sich die drei Pagen einig.

»Es bleibt noch zu klären, ob der bisher aufgestellte Zeitplan in dieser Form in Kraft bleiben soll.«

»Eine weitere Verschiebung der Kräfte könnte unser Vorhaben gefährden«, erinnerte 133-Page.

»Nicht wenn wir die bisher aufgetauchten adversiven Faktoren durch die dritte Kraft ausgleichen und sogar übertreffen werden«, erklärte 88-Page.

»Das wird der Fall sein«, lautete der Kommentar von 271-Page.

»Ich schlage vor, das geplante Vordringen in das Kontinuum zurückzuhalten, bis ein wichtiges Ereignis endlich eingetreten ist – die endgültige Schließung des letzten Nabels.«

Die beiden anderen gaben ihre Zustimmung. Auch diese Entscheidung war damit klar – der Countdown für das Chaos hatte begonnen.

 

*

 

Ich hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und sah hinauf zur Decke. Es galt eine Entscheidung zu treffen.

Im Augenblick standen die Dinge gut – so sah es jedenfalls aus. Uns standen drei Schiffe zur Verfügung, bemannt mit gut eingespielten Besatzungen. Als Stützpunkt diente uns die Basis des Ersten Zählers, deren technische Einrichtung uns zur Verfügung stand.

Allerdings half uns das wenig weiter.

Das vordringliche Problem war immer noch ungelöst. Nach wie vor war der Junk-Nabel nicht passierbar, nicht einmal mehr sichtbar. Wenn die Berechnung stimmte ...

Sie stimmt, kommentierte der Logiksektor.

... dann waren von den 100 Tagen, die der Junk-Nabel noch bestehen würde, bereits 77 Tage verstrichen. Nicht einmal zwei Wochen blieben uns, das Geheimnis des Verschwindens zu lüften und den Nabel wieder passierbar zu machen. Gelang uns das nicht, saßen wir für alle Ewigkeit in der Namenlosen Zone fest, ein Gedanke, der nicht nur mir Grauen bereitete. Nicht nur unseres eigenen Schicksals wegen, sondern auch in Sorge um die Völker im Universum.

Die Lichtquelle leuchtete mit mäßiger Helligkeit, hüllte sich aber in Schweigen. Sie wartete auf das Erscheinen der Vulnurer, so hatte ich es beim letzten gedanklichen Kontakt erfahren.

Was konnten wir in dieser wenig aussichtsreichen Lage tun?

Einfach abzuwarten und die Hände in den Schoß zu legen, war nicht meine Art und entsprach auch nicht der Mentalität der Solaner. Folglich musste ich dafür sorgen, dass die Solaner etwas zu tun hatten.

Deren Intelligenz aber verbot eine simple Beschäftigungstherapie. Etwas musste getan werden, und zwar etwas, das einen Sinn ergab. Schon nach relativ kurzer Zeit hatte ich eine Idee.

Ich stellte eine Verbindung zu den Kommandanten der Schiffe her.

»Wir werden ein paar Erkundungsflüge unternehmen«, schlug ich vor. »Und zwar in die Nähe der Funkboje, die den Junk-Nabel markieren sollte. Irgend etwas werden wir dort wohl finden – völlig verschwunden sein wird der Junk-Nabel wohl nicht. Vielleicht haben wir eine Chance, ihn zufällig zu finden, wenn wir die Gegend gründlich absuchen.«

Wajsto Kolsch, der die Funkboje hatte aussetzen lassen, nickte.

»Auf die gleiche Idee bin ich auch gekommen«, sagte er ruhig. »Wie hast du dir die Aktion vorgestellt?«

»Wir nehmen für die Suche alles, was wir haben«, bestimmte ich. »Auch die Basis. Wir müssen unseren Leuten klarmachen, dass wir ernsthaft und gründlich suchen – und dass diese Suche für uns alle eminent wichtig ist, also nicht nur reiner Zeitvertreib.«

»Wird gemacht«, stimmte Kolsch zu, und auch die Kommandantin der DRONIA war mit dem Plan einverstanden.

Eine Stunde später waren wir bereits unterwegs.

Die Funkboje war leicht zu finden, aber das war leider auch alles. Mit Messinstrumenten durchforschten wir den Kosmos, die Buhrlos versuchten es mit ihrer Sonderbegabung – ohne fassbares Ergebnis. Es sah aus, als sei der Nabel förmlich vom Nichts verschluckt worden.

Wir trennten uns. Mit je einem Lichtjahr Abstand bildeten wir eine Suchkette und leiteten eine kurze Linearetappe ein. Am Ziel setzten wir die Suche fort, Stunde um Stunde.

Das Suchen ermüdete, zumal es nach wie vor ohne Ergebnis blieb. Die Solaner starrten sich die Augen wund, aber kein Resultat wollte sich einstellen. Wir fanden eine Menge kosmischen Staubs, ein paar winzige Kleinkörper, die langsam durch den Raum drifteten, einmal ein völlig ausgeglühtes Raumschiffbeiboot einer unbekannten Rasse, seltsame Energiewirbel, die uns einen halben Tag lang narrten und foppten – aber kein Hinweis auf den Junk-Nabel.

Als ich drei Tage nach der Suche in meine Kabine zurückkehrte, konnte ich an den Augen der Solaner ablesen, dass sie deprimiert waren. Eine junge Frau stellte sich mir in den Weg.

»Immer noch nichts gefunden?«, fragte sie, einen leisen Unterton der Schärfe in der Stimme.

Ich war müde und gereizt, aber ich beherrschte mich und versuchte ein Lächeln zu zeigen.

»Kein Ergebnis – bisher«, antwortete ich. »Aber das ist kein Grund zum Verzweifeln.«

»Wer hat das zu entscheiden?«, fragte die Frau verbittert und ging weiter. Ich murmelte eine Verwünschung. Die Frau konnte nichts dafür – diese Stimmung breitete sich mehr und mehr an Bord aus. Überall fanden sich verdrießliche oder mürrische Gesichter.

Der allgemeine Aggressionsspiegel stieg an. Die Gespräche wurden schärfer im Tonfall, bei einigen Paaren kriselte es, über das Essen wurde so lautstark und hartnäckig gemeckert wie seit langem nicht mehr.

Andere stürzten sich in Tätigkeitsorgien. Nie zuvor war an Bord des Kreuzers soviel repariert, wiederhergestellt, geflickt, geputzt und gescheuert worden. Unternehmungswütige fanden Räume, die seit Generationen kein Lebewesen mehr betreten hatte, säuberten sie und räumten sie auf. Aggregate wurden auseinandergenommen und wieder zusammengebaut.

Es war Leerlauf, und jeder wusste es.

Eine Nachfrage in der Medosektion verschaffte mir die Kenntnis, dass die Zahl der Schlafpräparate, die angefordert worden waren, seit Tagen stieg.

Ich wusste, dass ich dagegen nichts unternehmen konnte – die Stimmung hatte einen derartigen Tiefpunkt erreicht, dass jeder Versuch, dagegen anzukämpfen, die Laune nur noch weiter absinken lassen konnte.

Keine Spur vom Junk-Nabel, kein Zeichen von den Vulnurern, keine Botschaft von Chybrain. Die Langeweile an Bord wurde unerträglich.

Es war fast eine Erleichterung, als ein Space-Jet-Pilot in seiner Aufregung beim Hangaranflug einen Unfall baute und erheblichen Schaden anrichtete. Die Rettungsaktion gab Gesprächsstoff für einen Tag, die angerichteten Schäden hielten Techniker und Robots zwei Tage lang beschäftigt. Zum Glück hatte es keine Verletzten gegeben.

Am Abend des achten Tages lag ich wieder auf meinem Bett. Die Idee hatte sich als richtig erwiesen – nur geholfen hatte das Verfahren nicht. Die Reibereien der Besatzungsmitglieder untereinander wurden mit jedem Tag härter und hitziger – wenn das noch lange andauerte, war keines der Schiffe mehr richtig einsatzklar.

Ich stieß einen Seufzer aus und wandte den Kopf.

Er sah mich versonnen an.

Gekommen war er auf die bei ihm übliche Art und Weise – er war einfach da, als gäbe es weder ein mehrfach gestaffeltes System von Schutzschirmen oder Stahlpanzerungen.

»Du hast mir gerade noch gefehlt«, schnauzte ich Parzelle an. Ich hielt inne, als mir bewusst wurde, dass ich mich von der ruppigen Stimmung an Bord hatte anstecken lassen.

»Das freut mich«, antwortete Parzelle. Ich hatte nur wenig Hoffnung, von ihm etwas Genaues zu erfahren – seine Antworten würden höchstwahrscheinlich so ausfallen, dass die Pythia von Delphi dagegen wie eine Computeranalyse wirken musste.

»Kannst du mir sagen, wo der Junk-Nabel zu finden ist?«

Parzelle wiegte den Kopf.

»Von den Wassern der ewigen Zeiten weggespült?«, fragte er, als mache er einen Vorschlag. »Untergegangen im Strudel des Nichts?«

Er hätte utopischer Poet werden sollen, dachte ich bitter. Auf diese Weise war wohl nichts aus ihm herauszubekommen.

»Was führt dich her?«, wollte ich wissen.

»Gründe«, antwortete Parzelle mit entwaffnender Logik. »Oder Absichten?«

»Mein Wunsch jedenfalls nicht«, schnauzte ich ihn an. »Weißt du wenigstens, was los ist?«

»Du wirst es mir sagen.«

Ich klärte ihn über die Sachverhalte auf. Parzelle hörte mir freundlich zu und schnitt dabei ein Gesicht, als begreife er keinen meiner Sätze.

»Erst in der absoluten Not kann man seine absoluten Fähigkeiten erspüren«, kommentierte er dann.

»Und was sind deine Fähigkeiten?«

Parzelle legte den Kopf ein wenig schief.

»Bin ich in Not?«, fragte er.

»Warum beantwortest du heute jede Frage mit einer Gegenfrage?«

»Darf ich das nicht? Was stört dich daran?«

Es war aussichtslos. Aus ihm konkrete Informationen herausholen zu wollen, entsprach dem Bemühen, einem orthodoxen Psychoanalytiker die genaue Uhrzeit ablocken zu wollen – beides konnte man getrost unterlassen, denn eine brauchbare Antwort bekam man nicht.

»Kannst du mir wenigstens sagen, wo Chybrain steckt?«

Es war mein letzter Versuch – und überraschenderweise bekam ich eine konkrete Antwort.

»Ich kenne niemanden dieses Namens«, antwortete Parzelle, lächelte freundlich und war verschwunden.

Ich schickte ihm einen bitterbösen Kommentar hinterher, dann streckte ich mich auf dem Bett aus und versuchte zu schlafen.

Es gelang mir für knapp vier Stunden, dann wurde ich geweckt. Es war das Alarmsignal, das mich aus einem konfusen Traum riss. Hastig schlüpfte ich in meine Kombination und suchte die Zentrale auf.

»Was gibt es?«, fragte ich ohne Umschweife.

»Wir haben ein Schiff verloren«, lautete die Antwort.

Im ersten Augenblick war ich völlig entgeistert. Seit Tagen suchten wir diesen Bezirk ab und hatten nichts gefunden, absolut nichts – am wenigsten eine Gefahr für eines unserer Schiffe.

»Wie konnte das geschehen?«

»Wir haben eine Linearetappe eingeleitet«, antwortete mir Wajsto Kolsch. Er wirkte verlegen. »Und als wir wieder im normalen Raum auftauchten, war die DRONIA verschwunden.«

Kommandantin der DRONIA war Tina »Catfish« St. Felix, eine Buhrlofrau mit Verstand und Erfahrung. Außerdem war noch Insider an Bord – und diese beiden würden mit Sicherheit ihr Schiff in keine Katastrophe hineinsteuern, wenn es sich vermeiden ließ.

»Irgendwelche Spuren?«

»Das ist es ja – nicht die geringsten«, sagte Kolsch ein wenig kläglich. »Wir haben keine Explosion oder etwas Ähnliches angemessen, keine Wrackteile geortet, keinerlei Signal bekommen. Das Schiff ist schlichtweg verschwunden.«

Was gab es an Erklärungen für dieses Phänomen?

Eine technische Panne. Entweder entschieden zuviel Energie für das Lineartriebwerk, so dass die DRONIA Tausende von Lichtjahren abgetrieben sein konnte – aber in diesem Fall hätte sie uns per Hyperfunk erreichen können. Anders lag der Fall, wenn ein technischer Fehler keine Rückkehr in den Normalraum erlaubte, dann war das Schiff auf Nimmerwiedersehen verschollen.

Extrem unwahrscheinlich, kommentierte der Logiksektor.

»Vielleicht haben sie es geschafft«, vermutete Kolsch. »Möglicherweise haben sie, ohne es zu wollen, den getarnten oder versteckten Junk-Nabel gefunden und durchflogen.«

Ich schüttelte den Kopf.

»Zweierlei spricht dagegen«, antwortete ich. »Zum einen die Größe des Nabels, verglichen mit dem Raumgebiet, das wir durchstreifen. Zum anderen hätte Tina sofort danach ein Beiboot zurückgeschickt, um uns einen Hinweis zu geben. Wie lange liegt der Vorfall zurück?«

»Fast eine Stunde – wir wollten erst sichergehen, bevor wir Alarm auslösten.«

»In dieser Zeit hätte sich Tina mit Sicherheit bemerkbar gemacht«, antwortete ich. »Wie groß war die letzte Etappe?«

»Sieben Lichtjahre, mehr nicht.«

Unwillkürlich musste ich lächeln.

Ich hatte den vagen Verdacht, dass die DRONIA möglicherweise eine Schockfront durchquert hatte, die wir bisher nicht hatten entdecken können. Die Wahrscheinlichkeit war nicht sehr groß, aber es war noch die harmloseste der möglichen Erklärungen.

Traf sie zu, standen wir nun vor der wenig erfreulichen Aufgabe, einen sieben Lichtjahre breiten Streifen nach einem versteckten Sonnensystem abzusuchen – angesichts der Tatsache, dass ein Sonnensystem mitsamt umhüllender Schockfront kaum mehr durchmaß als einige Lichtminuten, ein kaum lösbares Problem.

Ich überschlug die Werte im Kopf. Zehn Lichtminuten Ausdehnung für Sonne, Planet und Schockfront, das ergab sechs auf eine Lichtstunde, mithin ...

Zirka 376.000, gab der Logiksektor durch.

Ich stieß die Luft aus.

Wenn wir das Schiff auf dem gleichen Weg wiederfinden wollten, auf dem es verlorengegangen war, dann hatten wir mehr als dreihunderttausend Möglichkeiten vorbeizufliegen, ohne es zu finden.

Aber keinen Augenblick lang dachte ich an Aufgabe ...

2.

 

Das Heulen und Toben ebbte ab. In der Zentrale waren wieder menschliche Laute zu hören, in der Regel Schreie und Angstrufe.

Die letzten Minuten waren höllisch gewesen.

Abrupt war das Schiff aus dem Linearraum gerissen worden und in das Normalkontinuum zurückgestürzt. Die Auswirkungen waren entsprechend – es hatte nicht viel gefehlt, und die DRONIA hätte sich in einen Schrotthaufen verwandelt.

Aber auch so waren alle Aggregate bis an die äußerste Belastungsgrenze strapaziert worden, und mit Sicherheit hatte es Schäden gegeben. Manch ein Besatzungsmitglied hing halb ohnmächtig in den Gurten – für ein paar Augenblicke waren die Andruckabsorber nicht mitgekommen und hatten bis 12 g durchschlagen lassen.

Tina St. Felix stieß ein Ächzen aus.

»Was zum Teufel ist das gewesen?«, stieß sie hervor.