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Nr. 658

 

Planetoid des Schreckens

 

Überlebenskampf im Innern einer kleinen Welt

 

von Horst Hoffmann

 

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Es geschah im April 3808. Die endgültige Auseinandersetzung zwischen den Kräften des Positiven, hauptsächlich repräsentiert durch Atlan und die Solaner, und zwischen Anti-ES und seinen unfreiwilligen Helfern, vollzog sich in Bars-2-Bars, der künstlich geschaffenen Doppelgalaxis.

Dieser Entscheidungskampf geht überraschend aus. Die von den Kosmokraten veranlasste Verbannung von Anti-ES wird gegenstandslos, denn aus Wöbbeking und Anti-ES entsteht ein neues Superwesen, das hinfort auf der Seite des Positiven agiert.

Die neue Sachlage ist äußerst tröstlich, zumal die Chance besteht, dass in Bars-2-Bars nun endgültig der Friede einkehrt. Für Atlan jedoch ist die Situation alles andere als rosig. Der Besitz der Koordinaten von Varnhagher-Ghynnst, ohne die er nicht den Auftrag der Kosmokraten erfüllen kann, wird ihm nun ausgerechnet durch Chybrain vorenthalten. Ob er es will oder nicht, der Arkonide wird verpflichtet, die Namenlose Zone aufzusuchen.

Inzwischen schreibt man Anfang Juni 3808, und Atlan macht sich auf den Rückflug zur SOL. Doch beim Versuch, den »Nabel« zu durchdringen, scheitert Atlans Expeditionsraumschiff. Ort der Notlandung ist der PLANETOID DES SCHRECKENS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide im Planetoiden des Schreckens.

Fasto und Donku – Bewohner des Planetoiden »Schwammkartoffel«.

Mona Nasch, Gorth Hadagar und Joseph Lindsay – Die Angst treibt sie zu unüberlegten Taten.

Brons Thermeck – Ein Bewunderer Atlans.

Morbotix – Lenker des Planetoiden des Schreckens.

Positronik-Logbuch der MJAILAM, 5.6.3808, Eingabe Kommandant Atlan:

»Ich spreche diesen Bericht, weil andere vielleicht nur durch die Speicher der MJAILAM-Positronik einmal erfahren können, was aus uns wurde – dann nämlich, wenn niemand von uns das bevorstehende Manöver überlebt. Mit diesen anderen meine ich entweder die Besatzung der SOL, falls es ihr gelingt, den Junk-Nabel von der anderen Seite zu durchstoßen, oder auch Chybrain, der uns auf eine neue Nachricht warten lässt. Ich denke außerdem an positive Kräfte der Namenlosen Zone, in der wir nun, wie es den Anschein hat, gefangen sind.

Die Stimmung an Bord ist denkbar schlecht. Alles, was sich in den letzten Wochen an Unsicherheiten und Ängsten aufgestaut hat, droht jetzt in einer Panik seinen gewaltsamen Ausbruch zu finden. Die ersten Anzeichen zeigten sich bereits, als wir den Raumsektor erreichten, in dem der Nabel liegen muss, den wir aber trotz intensiver Suche nicht mehr fanden. Inzwischen hat Nockemann alle Hände voll zu tun, um die Männer und Frauen, die die nervliche Belastung einfach nicht mehr ertragen können, durch Medikamente ruhig zu stellen.

Es gibt Anfälle von Klaustrophobie. Ganz besonders schlimm ist es um Brons Thermeck bestellt, dessen Frau und Kinder auf der SOL sind. Doch nicht nur unsere Solaner stehen kurz vor dem Durchdrehen. Auch die elf BRISBEE-Kinder machen mir Sorgen. Die MJAILAM war, nachdem wir sie auf Solist an Bord genommen hatten, zuerst etwas Neues, Aufregendes, das sie kennen lernen und erforschen mussten. Inzwischen ist ihre Neugier gestillt. Sie hocken zusammen und lassen sich kaum noch sehen. Lediglich Lara und Menizza, ihre vierzehnjährigen Sprecherinnen, erscheinen dann und wann in der Zentrale und fragen, wann wir sie denn wieder nach Hause brächten.

Sie sind intelligent genug, um zu wissen, dass wir Solist wenigstens vorerst nicht wieder anfliegen. Sie meinen etwas anderes. Sie haben Heimweh nach dem Leben auf einem Planeten – in der freien Natur, in der sie aufgewachsen sind. Ich bezweifle, dass sie selbst auf der SOL das finden würden, was sie nun schon nach relativ kurzer Zeit so vermissen. Ich fühle mich für sie verantwortlich – und das nicht nur, weil sie die Nachfahren von Terranern sind.

Doch die SOL ist unerreichbar für uns, falls das Gewaltmanöver keinen Erfolg bringt, das in diesen Augenblicken eingeleitet wird. Ich bin nicht sehr von einem Erfolg überzeugt, doch wir müssen es einfach riskieren.

Wir müssen dem stündlich wachsenden Druck der Besatzung nachgeben, oder der Wahnsinn übernimmt an Bord das Kommando. Der Flug hierher verlief zwar äußerlich komplikationslos, abgesehen von den Schwierigkeiten des Manövrierens, weil wir auf den Teppelhoff-Effekt und damit die Buhrlos angewiesen sind. Solists Stern bietet die erste normale Orientierungshilfe, doch der liegt schon zu weit hinter uns. Wir sind dort, wo der Nabel sein müsste, ein diffuser, stark hyperenergetischer Ring. Er ist jedoch nicht mehr vorhanden.

Wir fliegen die Position an. Wir werden sehen, was dann geschieht. Sollte die MJAILAM dabei vernichtet werden, ist alles verloren, was wir an Wissen über die Namenlose Zone, die Emulatoren, die Grenzwächter und jene geheimnisvolle Macht im Hintergrund inzwischen gesammelt haben.

Sollten wir umkommen und die MJAILAM auch nur als Wrack weiterbestehen, so ist diese Eingabe in ihre Speicher das letzte, was ihr von uns hört – Breck oder Chybrain, oder ihr anderen, die ihr uns vielleicht findet.

Bist du es, Breck, dann kann ich dir keinen Rat geben, was du weiter zu tun hast. Aber dann bist du in die Namenlose Zone vorgestoßen und wirst mit dem Widerstand gegen dich und die Stabsspezialisten so oder so fertig geworden sein. Ich wollte nie, dass die SOL zu einem bloßen Werkzeug in einem Kräftemessen wird, das ihre Bewohner nicht verstehen. Sie ist eure Welt, eure Heimat. Handle, wie du es für richtig hältst, Breck. Was davon abhängt, dass Chybrain die Koordinaten von Varnhagher-Ghynnst herausgibt, weißt du.

Oh, verdammt, noch leben wir! Wir versuchen den Durchstoß, und wenn uns das Glück nicht ganz verlässt, schaffen wir ihn! Ende der Eingabe!«

 

1.

 

Uster Brick drückte die Hände gegen das Kontrollpult und sagte: »Wir sind soweit, Atlan.«

Der Arkonide blickte auf die Bildschirme, die nur ein undefinierbares Nichts in allen Richtungen zeigten, abgesehen von dem schwachen Funkeln des Solist-Sterns. Es war ihm immer noch unheimlich zu wissen, dass die Buhrlos mit ihrem besonderen Weltraumgespür die Schockfronten der Sonnen und Planeten durchdringen und diese »sehen« konnten, wo für den Rest der Besatzung nichts existierte. Aufgrund ihrer Angaben hatte die Position des offenbar erloschenen Junk-Nabels ziemlich exakt ermittelt werden können, und der Kurs der MJAILAM war auf dessen imaginären Mittelpunkt ausgerichtet. Brick brauchte nichts weiter zu tun, als den Startschub zu geben.

Atlan, der eben noch voller Entschlossenheit die Zentrale betreten hatte, zögerte. Tyaris Hand fand die seine und schloss sich um seine Finger.

»Ich habe Angst«, gestand die ehemalige Gesandte Tyars. »Niemand von uns ist davon frei, ich spüre sie auch bei dir.«

Atlan nickte.

»Wir haben keine Ortung in der Nabelrichtung, wir können nichts sehen, und selbst die Buhrlos finden dort nichts.«

Atlan drückte die Gefährtin an sich, blickte sich um und sah Joscan Hellmut, Blödel und Eresa Teppelhoff hinter sich stehen, bei ihnen ein halbes Dutzend Solaner, die trotz allem noch ihren klaren Kopf behalten hatten und nur darauf warteten, dass endlich etwas geschah.

Alle erwarten es!, dachte der Arkonide.

»Also gut, Uster«, hörte er sich sagen. »Wir riskieren es.«

Brick nickte grimmig und schlug die Faust auf eine Taste.

Das Schiff setzte sich in Bewegung. Die Impulstriebwerke brachten es auf ein Zehntel Lichtgeschwindigkeit. Dabei blieb man. Bei der besonderen Struktur dieses so völlig anderen Weltraums und seiner »Grenzen« wäre ein relativistischer Flug oder gar ein versuchter Linearflug eine wahnwitzige Herausforderung des Schicksals gewesen. Atlan hatte mit der Positronik darüber gesprochen und eine fast an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit dafür erhalten, dass die MJAILAM durch Raum und Zeit geschleudert werden und mit viel Glück in einer unbekannten, weit entfernten Region des Universums wieder materialisieren würde.

»Acht Minuten«, verkündete Brick. Auf einem der Schirme lief eine Zahlenreihe auf einen leuchtendroten Punkt zu und verdeutlichte die Entfernung bis zum Ziel.

Atlan setzte sich. Tyari blieb bei ihm, stellte sich hinter ihn und legte die Hände fast auf seine Schultern.

Irgendwo wurde ein Alarm ausgelöst. Blödel schwebte davon und verschwand aus der Zentrale. Nockemann brauchte ihn. Der Galakto-Genetiker operierte mit einer Schar von Robotern, die ihm verzweifelte Menschen vom Leib hielten. Sie wurden paralysiert und dann behandelt. Irgendwann würde auch Nockemann am Ende seiner Kräfte sein. In Gedanken zog Atlan einen Vergleich zur Situation an Bord der SOL, als er sie verlassen hatte. Auch dort hatte ein Chaos gedroht, allerdings nicht hervorgerufen durch die Beklemmung, die auf der MJAILAM herrschte. Die so genannten Erneuerer scheuten keine Mittel und Wege, um das Schiff zu »befreien«. Es hatte bereits Terroranschläge gegeben, und weitere waren angekündigt. Bitterkeit stieg in dem Arkoniden auf, als er an die Drohungen für den Fall seiner Rückkehr dachte. Eine Opposition gegen ihn und seine Ziele hatte sich schon seit langem geregt. Doch warum war keiner der Unzufriedenen zu ihm gekommen? Waren die Menschen auch an der Schwelle des fünften Jahrtausends noch nicht soweit, dass sie ihre Probleme untereinander besprachen? Oder wollten die Drahtzieher keine Verständigung?

So wie es aussieht, korrigierte sich Atlan, gibt es nur einen Drahtzieher – den geheimnisvollen Zelenzo.

»Sieben Minuten.«

Tyaris Daumen drückten sich in Atlans Nacken. Ihre Hände waren feucht. Weshalb dachte er jetzt an die SOL! Er war hier auf der MJAILAM, und für sie trug er die Verantwortung.

War es die Angst, bei einem gelungenen Durchbruch das Riesenschiff überhaupt nicht mehr vorzufinden? Weil Hayes und seine Anhängerschaft inzwischen ausgeschaltet worden waren?

Atlan murmelte eine Verwünschung. Seine Gedanken waren Widerspiegelungen der eigenen Unsicherheit.

Die Fünfminutengrenze war unterschritten, als das Zentraleschott auffuhr und zwei Männer und eine Frau mit vorgehaltenen Waffen hereinstürmten.

»Schluss!«, schrie die Frau. Atlan kannte sie gut. Mona Nasch gehörte zum technischen Personal und war ehrgeizig. Die Dreißigjährige galt unter der Besatzung als Streberin, weil sie fast rund um die Uhr in den Generatorenhallen schuftete und sich emsiger zeigte als die Wartungsroboter, die eigentlich dort den Dienst zu verrichten hätten. Sie war keine Fanatikerin. Sie hatte Atlan schon zweimal Vorschläge zur Verbesserung der Kontrollsysteme gemacht und war immer zur Stelle, wenn irgendwo etwas im argen lag. Jetzt allerdings war sie absolut fehl am Platz.

»Schluss damit! Wir lassen nicht zu, dass ihr uns umbringt. Wir meinen es verdammt ernst!« Mona gab einen Schuss ab. Der Desintegratorstrahl ihrer Kombiwaffe fraß sich nur Zentimeter vor Atlans ausgestreckten Füßen in den Boden. »Wir kehren jetzt um, hört ihr? Uster, du bringst uns nach Solist zurück. Wenn wir schon nicht mehr nach Hause kommen, dann wollen wir dennoch leben, und das ist in dieser verfluchten Zone nur auf Solist möglich!«

Atlans Füße zuckten unmerklich zurück. Er erkannte, wie es um den Geisteszustand der Technikerin bestellt war. Jede falsche Bewegung konnte den Tod bedeuten. Die Frau litt unter einem Anfall von Verfolgungswahn, ebenso wie ihre beiden Begleiter. Deren Gesichter waren verzerrt. Sie bewegten sich ruckartig, richteten ihre Strahler von einem ihrer vermeintlichen Gegner auf den anderen.

Atlan sah auf den Bildschirm. Vier Minuten!

Er stand ganz langsam auf und machte zwei Schritte auf die Bewaffnete zu. Das war nichts, das er zum ersten Mal erlebt hätte. Doch die Angst machte die Menschen unberechenbar. Und was sollte er sagen, um ihr die Furcht zu nehmen? Der Tod konnte die Männer und Frauen der MJAILAM bald kaum noch schrecken, dazu hatten sie ihn zu oft vor Augen gehabt. Es war dieser Weltraum. Und Monas Begehren, zurück nach Solist zu fliegen, machte ihre ganze Verwirrung und den Widersinn in ihrer Aktion deutlich.

»Gib mir die Waffe, Mona«, sagte er leise. Brick hatte sich in seinem Sessel herumgeschwungen und starrte entgeistert auf die flirrende Abstrahlmündung. Hellmut und die sechs Solaner bewegten sich nicht, und Tyari konnte ihr Temperament gerade noch unter Kontrolle halten. Atlan musste wenigstens Zeit gewinnen.

»Mona, wir versuchen genau das, was ihr von uns wollt und was wir selber wollen. Wir sehen den Junk-Nabel nicht mehr, er lässt sich nicht orten, aber wenn wir nur den Hauch einer Chance haben, besteht er noch in irgendeiner Form, und wir stoßen zur SOL zurück.«

Sie schoss wieder. Der Strahl schnitt den Boden zwischen seinen Füßen in einer haarfeinen Linie auf. Augenblicklich richtete sich die Waffe wieder auf Atlans Brust.

»Wir schaffen es nicht.« Sie sah zu Hellmut hinüber. »Joscan, wenn du die Positronik befragt hast, weißt du, wie es um unsere Chancen steht. Gorth hat es getan. Es gibt kein Entkommen mehr. Wir fliegen nach Solist zurück. Dort können wir leben. Uster, hast du verstanden?«

Atlan versuchte, seine Chancen gegen die Eindringlinge abzuschätzen. Er verwünschte die Situation, die ihn zwingen sollte, gegen die eigenen Leute vorzugehen. Es gab keine Roboter in der Zentrale, die mit ihren Paralysestrahlen dem Spuk ein schnelles Ende bereitet hätten. Er selbst war unbewaffnet – und wäre auch kaum zum Ziehen gekommen.

Drei Minuten!

»Verstanden«, sagte da Brick. »Und ich bin vollkommen deiner Meinung, Mona. Was Atlan uns vorschreiben wollte, war Selbstmord. Wir kehren um.«

Für einen Moment war der Arkonide irritiert. Dann sah er Bricks Handbewegung, die ihm sagen sollte: keine Bange!

Die Bildschirme erloschen. Usters Finger huschten über Tastaturen. Die Schirme wurden wieder hell und zeigten den Solist-Stern genau in ihrer Mitte.

Atlan verstand den Wink. Er zählte in seinen Gedanken weiter, während er in die Waffenmündungen blickte. Zwei Minuten! Mona wirkte verunsichert. Glaubte sie Brick?

Atlans Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Was beim Aufprall auf den Nabel – oder bei seinem Durchflug – geschehen würde, machte ihm schon mehr als genug zu schaffen.

»Du widersprichst Uster nicht, Atlan?« Monas Stimme wurde schrill. »Ihr treibt ein verdammt falsches Spiel mit uns! Ich weiß es! Ihr habt schon immer gegen uns zusammengehalten, aber das nützt euch jetzt nichts mehr. Joseph kann die MJAILAM auch fliegen!«

Atlan wusste, dass sie schießen würde. Er sprang zur Seite. Der grüne Strahl fuhr dort in die Wand, wo er eben noch gestanden hatte. Mona fluchte wie ein alter Raumfahrer. Sie zielte schon wieder, doch kam nicht mehr zum Schuss. Ihre beiden Begleiter – Gorth Hadagar war die kybernetische »Doppelbesetzung« Hellmuts, Joseph ein Kreuzerpilot – feuerten noch, aber ihre Hände waren so unsicher, dass sie alles Mögliche trafen, nur nicht das, was sie eigentlich treffen wollten.

Wo die Strahlen in die Instrumentenbänke schlugen, schossen Stichflammen in die Zentrale. Dies war der eine Grund, warum sich der Kontrollstand plötzlich in ein Chaos aus Lichtspeeren, Explosionen und Schreien verwandelte. Atlan konnte sich in diesem Augenblick keine Gedanken über die Schwere der Beschädigungen machen.

Der Aufprall riss ihm den Boden unter den Füßen weg. Er fiel hart auf die Seite und bekam gerade noch die Verankerung eines Sessels zu fassen, an der er sich festhalten konnte. Joseph und Mona waren auf der Stelle außer Gefecht. Sie wurden gegen Wände geschleudert und verloren die Waffen. Gorth schlug sich den Hinterkopf an und verlor das Bewusstsein. Hellmut und Tyari rutschten am Arkoniden vorbei, und nur Brick schaffte es, sich im Sessel zu halten. Die Schiffszelle ächzte und kreischte, als rissen Urgewalten an ihr.

»Wir können noch nicht am Nabel sein!«, schrie der Pilot in das Getöse und die Entsetzensschreie hinein. »Etwas ist zwischen uns und dem Durchgang!«

»Gib uns keine schlauen Erklärungen!«, rief Tyari. »Bring uns in Sicherheit, ganz gleich, wie und wohin! Nur fort von hier!«

Die Beleuchtung fiel aus. Nur die Lichter der Kontrollpulte brannten wie hundert winzige Augen in der Dunkelheit. Atlan spürte, wie er für einen Moment gewichtslos wurde. Gleich darauf setzte die Schwerkraft wieder ein – doch nicht mit Normalwert. Ungeheure Gravitationskräfte wirkten auf die Verzweifelten ein und drohten ihnen die Luft aus den Lungen zu pressen. Atlan sah noch mehr helle Punkte in der Dunkelheit tanzen. Mit aller Kraft brachte er es fertig, sich an dem Sessel heraufzuziehen.

»Was ist das, Uster!«

»Verdammt, wie soll ich das wissen! Wir kommen nicht los! Etwas hält uns fest und zieht uns noch weiter an sich heran! Wir sind in einem Strudel!«

Das Knistern und Kreischen wurde noch heftiger. Die Notbeleuchtung flammte auf. Atlan sah menschliche Körper über- und nebeneinander an den Boden gepresst liegen. Für Momente wurden sie durchsichtig wie auf einem Röntgenbild.

Tyari versuchte, auf ihn zuzukriechen. Sie schrie etwas, das er nicht verstand.

»Uster, Vollschub!«, brüllte er.

»Willst du, dass es uns die MJAILAM auseinanderreißt?«

»Das geschieht jetzt schon! Tu, was ich dir sage!«

Atlan versuchte, eine Erklärung für das Phänomen zu finden, zunächst hart auf ein unbekanntes Hindernis zu treffen, danach jedoch in gleicher Richtung weitergezogen zu werden. Es war, als hätte die MJAILAM eine Schale durchbrochen, hinter der eine ungeheure Schwerkraftquelle wirkte. Es gab keine Hinweise auf deren Natur. Die Orter zeigten nichts, die Taster griffen ins Leere.