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Nr. 77

 

Die versunkene Welt

 

von Horst Hoffmann

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für die Sache der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Nun aber hat der junge Held Gorgan, die nördliche Hälfte der Welt, verlassen und Vanga, die von den Frauen regierte Südhälfte der Lichtwelt, erreicht, wo er von der ersten Stunde seines Hierseins an in gefährliche Geschehnisse verstrickt wurde.

Diese Geschehnisse nahmen ihren Anfang im Reich der Feuergöttin, wo Mythor für Honga, einen aus dem Totenreich zurückgekehrten Helden, gehalten wurde. Es kam zur Begegnung mit Vina, der Hexe, und Gerrek, dem Mann, der in einen Beuteldrachen verwandelt worden war. Es folgten Kämpfe mit Luftgeistern und mit Amazonen, es kam zu Mythors Gefangenschaft, zur Flucht und zu erneuten Kämpfen mit denen, die sich an Mythors Fersen geheftet hatten.

Schließlich gelangte Mythor-Honga mit seinen neuen Gefährten auf die Insel Gavanque, wo er im Krieg der Hexen eine Schlüsselrolle spielte und Entscheidendes über Fronja, die Tochter des Kometen, erfuhr, der seine Suche gilt.

Die Fahrt zum Hexenstern, die Mythor sofort antritt, da er Fronja dort in schwerer Bedrängnis weiß, kommt jedoch im Nassen Grab zu einem jähen Ende. Mythor und seine Gefährten, sowie einige von Burras Amazonen, müssen gegen eine schreckliche Gefahr angehen, die ganz Vanga zu überziehen droht. Schauplatz ihrer Kämpfe ist DIE VERSUNKENE WELT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor – Der Sohn des Kometen im Nassen Grab.

Kalisse, Gerrek und Scida – Mythors Kampfgefährten.

Dorgele – Eine Tempeldienerin.

Yacub – Die Bestie kämpft ihren letzten Kampf.

Gudun und Gorma – Amazonen der Burra.

Learges und Ertach – Zwei Tritonen.

1.

 

Yacub!, hallten die von Sosona erstickt ausgestoßenen Worte in den Gedanken der Amazonen nach. Yacub ist hier, auf dieser Insel, im Nassen Grab!

Vor den nur noch fünfzehn Kriegerinnen zischte, brodelte und dampfte es. Rötlichbrauner Rauch stieg in feinen Fäden aus unzähligen Erdspalten in den Himmel und verteilte sich dort, mitten zwischen den kreisenden Enterseglern.

Gudun warf ihnen unsichere Blicke zu. Neben Gorma marschierte sie an der Spitze der Amazonen geradewegs auf die Ebene zwischen den einzigen beiden Hügeln des kleinen Eilands zu.

Mnora-Pas befand sich am Südzipfel von Mnora-Lór, der größeren Insel, vor der die Sturmbrecher Anker geworfen hatte. Das mächtige Seeschiff war nicht zu sehen. Es lag vor der Ostküste von Mnora-Lór. Die Stelle jedoch, an der die Dienerinnen der Zaem die beiden auf der Flucht vor den Enterseglern gekenterten Boote an Land gezogen hatten, lag im Westen der kleineren Schwesterinsel – und der Versunkenen Stadt Ptaath zugewandt.

Gudun erschauerte bei dem Gedanken an das mörderische Ringen, das sich vor ihren Augen in der Tiefe abgespielt hatte. Nur den Tritonen, den geheimnisvollen Bewohnern der Ruinenstadt, hatten die Kriegerinnen und Sosona es zu verdanken, dass sie noch lebten. Das Meervolk hatte sie vor den Enterseglern gerettet – wenn Artikis Worten Glaube geschenkt werden durfte, weil sie sich mit Fischtran eingerieben hatten, bevor sie Mnora-Lór verließen.

Das mochte ihnen vorgegaukelt haben, die Amazonen seien Inselbewohner, ins Nasse Grab Verbannte, die selbst schon mehr Fisch als Mensch waren.

Das, was diese Verfemten mit den Tritonen verband, war für Gudun ebenso rätselhaft wie das Verhalten der Entersegler. Eben noch hatten die mittlerweile weit über zwanzig Fuß großen Kreaturen sich wütend auf alles gestürzt, das sich bewegte. Nun zogen sie ihre gewaltigen Kreise am Himmel und schienen nur zu beobachten.

Oder auf ein Zeichen zu warten, dachte Gudun. Auf einen Befehl ihres Meisters – Yacub.

Gudun hütete sich vor falschen Hoffnungen. Aber deutete das Abwarten der Entersegler nicht darauf hin, dass Yacub selbst unsicher geworden war?

»Um so besser«, murmelte die Amazone. »Wir werden kämpfen bis zum letzten Tropfen Blut in unseren Adern!«

Gorma warf ihr einen finsteren Blick zu. Gudun sah sich um. Hinter ihr marschierten Sosona und die Kriegerinnen. Sie hatten Angst vor dem, was in der Ebene auf sie lauern mochte. Doch alle waren sie bereit, ihr Leben für die Zaubermutter Zaem zu geben – und für Burra!

Nachdem die Hexe aus den Spuren des Steinernen auf dessen Hiersein geschlossen hatte, konnte für sie kein Zweifel mehr daran bestehen, dass niemand anderer als Yacub Zaem und Burra in seine Gewalt gebracht hatte.

Gorma war stehengeblieben. Hier, auf steinigem Gelände, waren die Fußabdrücke längst nicht mehr so gut zu erkennen wie im Uferschlamm. Sosona kam heran, hockte sich hin und betastete den Boden. Sie schloss die Augen, und Gudun wusste, dass sie wieder mit der Kraft der Weißen Magie sah.

»Dort entlang«, murmelte sie, als sie sich erhob.

Ihr ausgestreckter Arm deutete auf den Rand der Ebene, zum Fuß des Hügels zur Linken.

Gudun kniff die Augen zusammen. Sie sah nichts als Steine und Dämpfe.

»Wir müssen hindurch«, sagte Gorma.

»Die Dämpfe kommen aus dem Innern der Welt«, warnte die Hexe. »Sie können unsere Lungen zerfressen oder uns die Sinne rauben, ehe wir überhaupt merken, was mit uns geschieht.«

»Wir haben keine Zeit, die Bodenspalten zu umgehen!«, rief Gorma ungehalten aus. »Jedes Zögern kann den Tod Burras bedeuten!«

Dass Zaem von Yacub und den ihm innewohnenden Kräften der Finsternis besiegt werden konnte, war ihr immer noch unvorstellbar.

Gudun nickte bekräftigend. Und wie zur Antwort hoben in diesem Augenblick die unheimlichen Laute wieder an, die verstummt waren, als die Kriegerinnen den Marsch landeinwärts angetreten hatten.

Es waren Laute, die durch Mark und Bein gingen. Es war wie das Klagen einer hungrigen Dämonenbrut, wie das wütende Geheul entarteten Lebens, das sich irgendwo tief in den Spalten eingenistet hatte.

»Vorwärts!«, rief Gorma.

Der Trupp setzte sich in Bewegung. Sosona wies den Weg. Immer wieder musste sie in sich gehen und den Weg des Vierarmigen vor ihrem geistigen Auge bildhaft werden lassen.

Kein Wind brachte mehr frische Meerluft heran. Schwefelgestank drang in die Nasen der Kämpferinnen und machte sie schaudern. Das Geheul klang grauenvoll in ihren Ohren. Sie mussten gegen die Angst ankämpfen, die sich in ihre Herzen schlich. Die Luft schien stillzustehen. Sie drangen in eine Welt ein, die nicht für Menschen bestimmt war. Irgendwo vor ihnen wussten sie Yacub. Beobachtete er sie?

Er war von Gavanque geflohen, nachdem er die Hexe Gaidel getötet hatte. Mit sich hatte er die Entersegler genommen. Nun fragte sich Gudun, ob diese Flucht nicht etwas ganz anderes gewesen war.

Hatte er das Nasse Grab aufgesucht, um hier zum Sturm auf Vanga zu rüsten? Hatte er im Nassen Grab eine Armee der Finsternis gewusst, die sich unter seiner Führung dazu anschicken sollte, die Lichtwelt zu ersticken?

Gudun konnte noch nicht ahnen, wie nahe sie der Wahrheit kam – wenn diese auch ihre Vorstellungskraft bei weitem übertreffen sollte.

Sie marschierten weiter. Sosona ging vor, näherte sich vorsichtig den oft bis zu fünfzig Schritt langen, tief klaffenden Spalten und suchte in der Tiefe etwas zu erkennen. Und nur versuchen konnte sie es, denn schon nach wenigen Augenblicken musste sie zurücktreten, wenn die rotbraunen Dämpfe in ihre Nasen stiegen oder in den Augen brannten.

»Das Geheul kommt aus dem Boden«, sagte sie. »Aber noch nicht von hier. Es wird stärker, je länger wir Yacubs Spuren folgen.«

Gudun presste die Lippen aufeinander und winkte den Kriegerinnen. Durch Dämpfe und Hitze, über glühenden Stein schritten sie. Gudun versuchte, die Luft anzuhalten, solange sie konnte. Danach jedoch musste sie um so heftiger einatmen, und der Schmerz drohte ihr die Brust zu zerreißen.

Plötzlich drangen Trugbilder auf sie ein. Die entsetzten Schreie der Gefährtinnen zeigten ihr, dass es ihnen ebenso erging. Gudun wusste, dass die Trugbilder durch die Dämpfe verursacht wurden. Sie kämpfte mit aller Kraft ihres Willens gegen sie an, doch noch war nicht einmal die Hälfte des Weges durch die Ebene zurückgelegt.

»Weiter!«, hörte sie Gorma schreien. Sie sah sie nicht mehr, hörte nur ihre Stimme. »Lasst euch nicht blenden! Denkt an Zaem und an Burra!«

Gudun sah überhaupt nichts mehr von ihrer Umgebung. Sie watete auf dem Grund eines Meeres aus Farben, die von heftigen Wirbeln durcheinandergemischt wurden und betörende Formen und Muster bildeten. Etwas machte sie leicht wie eine Feder. Es war, als schwebte sie.

Im Erkennen der Gefahr schlug Gudun blind mit den Schwertern um sich, bis sie entsetzt begriff, dass sie andere Amazonen treffen konnte, die ebenso wie sie nur das sahen, was ihnen vorgegaukelt wurde.

Sie blieb stehen. Das eben noch schreckliche Geheul verwandelte sich in berauschende Melodien, ein einziges Locken, und feine, helle Stimmen schienen ihr zuzurufen: »Kommt! Vergiss! Komm und öffne dich für das wahre Leben!«

»Dämonenwerk!«, schrie sie, und der Klang der eigenen Stimme riss sie für Augenblicke aus dem Blendwerk heraus. Sie sah die wallenden Farben und Formen und wusste doch, dass jeder weitere Schritt sie in den sicheren Tod führen konnte. Stand sie schon am Rand einer der bodenlosen Spalten?

Wo waren die Gefährtinnen?

So sehr Gudun sich auch anstrengte – sie sah keine der anderen. Sie hörte nicht einmal ihre Schritte. Angst legte sich wie eine Eishand um ihr Herz.

Da endlich hörte sie Sosonas Rufen:

»Kommt zu mir! Hört ihr mich, Amazonen? Folgt nur dem Klang meiner Stimme und schart euch um mich! Ich kann die Trugbilder durchschauen. Kommt!«

Sie rief weiter. Gudun hörte nun auch wieder andere Stimmen. Langsam und vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, ging sie in die Richtung, aus der das Rufen der Hexe kam. Doch sie hatte nicht das Gefühl, sich ihr zu nähern. Einmal klang Sosonas Stimme wie aus unendlich weiter Ferne, dann wieder ganz nah.

Als Gudun schon glaubte, sich auch das Rufen nur einzubilden, spürte sie eine Hand, die die ihre streifte. Sie erschrak, blieb stehen und streckte blitzschnell den Arm aus.

Sie konnte die andere in dem Moment sehen, in dem sie sie wieder berührte.

»Lakti!«, rief sie erleichtert aus.

»Gudun! Du bist da! Dann sind auch die anderen ...«

Gudun spürte eine weitere Berührung. Gormas Gestalt schälte sich aus den Farben, und mit ihr zwei weitere Kriegerinnen, die sich an den Händen gefasst hielten.

»Irgendwo direkt vor uns muss Sosona sein«, rief Gorma. »Wir nähern uns ihr aus verschiedenen Richtungen, aber wir kommen zusammen! Weiter!«

Zwei Amazonen stießen zu ihnen, dann wieder eine, und endlich tauchte auch die Gestalt der Hexe im gelben Mantel aus den Nebeln und Wirbeln auf. Sosona wirkte wie aus Stein gemeißelt.

Hexe und Amazonen bildeten eine Kette. Als alle fünfzehn beisammen waren und sich an den Händen hielten, marschierte Sosona weiter.

Aus den lockenden, feinen Stimmen wurde wieder das Dämonengeheul, als spürten jene, die es ausstießen, dass ihnen eine Beute entgehen wollte.

Und es wurde lauter.

»Nur noch ein Stück!«, rief Sosona. »Haltet durch!«

»Du kannst die Trugbilder durchschauen! Kannst du auch sehen, wer sie uns schickt?«, wollte Gorma wissen.

»Nein! Es ist eine Magie weder weiß noch schwarz, weder des Lichtes noch der Finsternis!«

Gudun verstand nicht, was sie damit meinte. Doch erinnerte sie sich noch zu gut an Sosonas Orakeleien und ihr seltsames Verhalten bei der ersten Begegnung mit den Inselbewohnern. Sie wusste mehr, als sie preisgeben wollte – oder durfte.

Plötzlich lag wieder die steinige Ebene vor ihnen. Die Amazonen ließen sich los und rissen die Klingen aus den Scheiden. Sie wirbelten herum, in der Erwartung, ein Heer unheimlicher Gegner hinter sich zu sehen.

Doch dort gab es nur Steine und Spalten, Dämpfe und flimmernde Luft. Über ihnen kreisten die Entersegler in großer Höhe. Und vor ihnen, nur einen Steinwurf entfernt, klaffte im Fels am Fuß des Hügels eine Öffnung, dunkel und groß genug, um einen Menschen aufzunehmen.

Und von dort kam das Kreischen und Heulen. Sosonas Nicken beseitigte alle Zweifel. Sie deutete auf die Öffnung und rief aus:

»Dort endet Yacubs Spur!«

 

*

 

»Worauf warten wir noch?«, rief Gorma. »Wenn er sich dort drinnen versteckt hält, werden wir ihn finden! Ihn und Zaem und Burra! Und je eher wir seinem Treiben ein Ende bereiten, desto eher hört auch dieser Spuk auf!«

Sie verlor kein Wort darüber, dass Yacub noch in keinem Kampf hatte besiegt werden können. Aber darum ging es letztlich nicht. Burra und Zaem dem Ungeheuer zu entreißen, war bereits ein Sieg – auch, wenn er mit dem Leben einiger Kriegerinnen bezahlt werden sollte.

Gorma stieß das Seelenschwert in die Höhe und wandte sich den Felsen zu. Ohne sich noch einmal umzudrehen, drang sie in die dunkle Öffnung ein.

Gudun sah, dass sich die Kriegerinnen in Bewegung setzten, und folgte ihr. Hinter der Felsöffnung lag ein breiter, in die Tiefe führender Stollen, dessen Wände von feuchtem und in der Dunkelheit matt leuchtendem Moos bedeckt waren. Zum Glück strömten hier keine Dämpfe aus dem Gestein.

Das unheimliche Kreischen und Heulen verstummte. Unheilvolle Stille umfing die Kriegerinnen. Ihre Schritte auf dem losen Gestein waren nun die einzigen Laute.

Niemand sprach. Alles Reden war überflüssig geworden. Die Amazonen und Sosona glaubten zu wissen, was sie am Ende des Stollens erwartete, und all ihre Sinne waren auf den zu erwartenden Kampf gerichtet.

Der Stollen schien kein Ende nehmen zu wollen. Immer steiler führte er in die unbekannten Tiefen.

Dann aber teilte er sich.

Gorma blieb stehen. Gudun trat an ihre Seite.

Ungläubig starrten sie auf das Bild, das sich ihnen bot.

Vor ihnen lag eine große Grotte, die zur Hälfte unter Wasser stand. Das fahle Licht des Mooses reichte aus, um steile Felswände und eine gewölbte Decke erkennen zu lassen, von der es an einigen Stellen heruntertropfte. Der Stollen schien der einzige Zugang auf dem Landweg zu sein. Der See im hinteren Teil der Grotte lag still. Nichts deutete darauf hin, dass in ihm etwas lebte.

Langsam ging Gorma weiter. Noch immer blieb es still, und doch war es den Amazonen, als würden sie von Dutzenden versteckter Augen beobachtet.

»Etwas ist in der Nähe«, flüsterte Sosona. »Ich kann es spüren, aber nicht erkennen.«

»Und Yacubs Spuren?«, fragte Gudun.

Die Hexe zuckte nur die Schultern.

Gudun suchte nach Felsspalten oder anderen möglichen Verstecken des Ungeheuers. Kein weiterer Gang war vom Stollen abgezweigt, durch den sie hierhergekommen waren. Yacub musste in dieser Grotte sein, und mit ihm die beiden Verschollenen.

»Verteilt euch!«, rief Gorma. »Sucht jeden Winkel ab! Wir ...«

Gudun gewahrte die Bewegung aus den Augenwinkeln heraus. Sie fuhr herum, als Gorma die Worte im Hals stecken blieben.

Nicht Yacub war es, der sich den Kriegerinnen entgegenwarf, nicht er selbst.

Es war viel schlimmer. Auf die Begegnung mit dem Vierarmigen waren sie vorbereitet gewesen, doch nicht auf die kaum mehr als eine Unterarmlänge großen Kreaturen, die nun plötzlich überall um sie herum waren – mehr als ein Dutzend.

Sie alle waren wie Yacub. Mit glühenden Augen kamen sie heran, schickten sich an, die winzigen Hörner auf ihren Echsenschädeln in die Beinschienen der Amazonen zu rennen, oder sprangen die Kriegerinnen mit gewaltigen Sätzen an.

Ein Entsetzensschrei aus vielen Kehlen mischte sich in das wiederaufbrausende Kreischen und Heulen. Vor Schreck erstarrt, vermochte Gudun sich erst wieder zu rühren, als eine der kleinen Bestien sich schon in ihre Rüstung verbissen hatte.

Noch ahnte sie die Wahrheit nicht. In diesen Augenblicken wusste sie nur, dass diese Kreaturen dämonisches Leben wie Yacub selbst waren, geboren aus tiefster Finsternis und nur von dem einen Drang besessen, zu töten. Sie glichen Yacub nicht nur äußerlich. Sie waren ebenso wild und blutrünstig wie er.

Ein unwirklicher Kampf begann. Gudun streckte den Angreifer mit einem einzigen Streich nieder, bevor er, an ihrer Rüstung heraufgeklettert, seine winzigen, spitzen Zähne in ihren Hals schlagen konnte. Fassungslos sah sie, wie die Augen der Kreatur erloschen und ihr Körper erstarrte.

Sie wirbelte herum. Überall kämpften Amazonen gegen die Ausgeburten des Dunkels. Jeder Angreifer, der nur abgewehrt worden war, griff noch wütender, noch schneller erneut an. Die Kriegerinnen waren halbwegs geschützt durch ihre Rüstungen, doch Sosona ...

Gudun drohte das Blut in den Adern zu stocken, als sie sah, wie die Hexe von gleich drei kleinen Yacuben bedrängt wurde. Keine Magie vermochte sie zu schützen. Sie wich schreiend zurück. Wie von Katapulten gefeuert, sprangen die Bestien in die Höhe und schlugen ihre Klauen in den Hexenmantel. Die Schreie und das schrille Gekreisch schienen die Wände der Grotte zum Einsturz bringen zu wollen. Gudun musste einen zweiten Angreifer töten, bevor sie Sosona zu Hilfe eilen konnte.

Mit der Klinge löste sie die Albtraumgeschöpfe von ihrem Mantel und riss das letzte mit bloßer Hand aus dem Haar der Hexe. Bevor es sich in sie verbeißen konnte, schleuderte sie es von sich. Das Geschöpf kam schneller auf die Beine, als Guduns Blicke ihm folgen konnten, und stürzte sich erneut auf sie.

Gorma war heran und tötete es. Gudun warf ihr einen dankbaren Blick zu und bereitete sich darauf vor, den nächsten Gegner abzuwehren.