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Reclams
Zitaten-Lexikon

Von
Johannes John

Reclam

 

2014 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

Covergestaltung: Stefan Schmid Design, Stuttgart

Gesamtherstellung: Reclam, Ditzingen

Made in Germany 2017

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN: 978-3-15-960454-1

ISBN der Buchausgabe: 978-3-15-019194-1

www.reclam.de

Einleitung

»Wir waren im Wallenstein. Auf der Bühne herrschte ein reger Zitatenaustausch. Es muß den Schauspielern einige Mühe bereitet haben, noch Gesichter zu machen, als hörten sie diese Sätze zum ersten Mal. Manche schienen, während sie sprachen, über die Aufsätze nachzudenken, die sie in der Schule über diese Sätze zu schreiben hatten.«

Der Wiedererkennungseffekt, den Anselm Kristleins Ehefrau Alissa am Ende des ersten Teils von Martin Walsers Roman Halbzeit in ihrem Tagebuch beschreibt, wird – zumindest was die erste Hälfte ihres Eintrags betrifft – auch bei der Lektüre des vorliegenden Buches nicht nur unvermeidlich sein, vielmehr liegt er geradezu in der Absicht einer solchen Sammlung.

Wer ein Zitatenlexikon zur Hand nimmt, weiß in der Regel, worauf er sich einläßt, und warum er dies tut: Er wird ein solches Buch »benutzen«, wobei sich dieser Nutzen wie bei allen Nachschlagewerken am »Gebrauchswert« mißt und dieser Gebrauchswert wiederum um so größer sein wird, je knapper eine einleitende »Gebrauchsanweisung« ausfällt. Einige kurze Bemerkungen sind dennoch vonnöten.

Es ist nicht schwer, zu vermuten, aus welchen Gründen ein Zitatenlexikon konsultiert wird: Entweder soll der genaue Wortlaut eines gesuchten Zitats ermittelt werden, oder aber die Leserin und der Leser werden wissen wollen, von wem ein »geflügeltes Wort« stammt und wo es zu finden ist. Denkbar ist auch, daß zu einem bestimmten Begriff oder Stichwort ein »passendes« Zitat gesucht wird. Daß darüber hinaus auch die pure Lust am Lesen, die Freude am absichtslosen Schmökern die Lektüre leiten kann, ist nicht nur ein ebenso wünschens- wie ehrenwertes Motiv, sondern zugleich ein Kriterium, das die Auswahl der nachfolgenden Sammlung ebenfalls bestimmt hat.

Allen diesen genannten Anforderungen und Bedürfnissen versucht das vorliegende neue ZITATEN-LEXIKON zu genügen. Das Hauptgewicht wurde dabei neben dem genauen Wortlaut der ausgewählten Zitate auf den exakten Nachweis gelegt. Bei einem Prosatext bedeutet dies die Angabe von Band, Teil und Kapitel, bei einem Dramentext von Akt, Aufzug oder Szene. Wo immer ein Text in sich gegliedert war, wurde die Fundstelle so ausführlich wie möglich lokalisiert. Bei Gedichten wurde in der Regel nicht nur die »geflügelte Wendung«, sondern auch deren Umfeld – ein Vers, eine Zeile und, wo dies zum besseren Verständnis diente, auch eine Strophe – mitgeteilt. Gedichttitel sind in den Nachweisen durch Anführungszeichen, Zitatkürzungen durch Auslassungspunkte gekennzeichnet. In nahezu allen Fällen wurden jedoch die Zitate ungekürzt wiedergegeben.

Die prinzipiellste Entscheidung beim Erstellen eines solchen Nachschlagewerks betrifft dessen inneren Aufbau. Dieses Lexikon orientiert sich an Ordnungsbegriffen, wobei Kolumnentitel auf jeder Seite das leichte Auffinden der jeweils gesuchten Ordnungswörter ermöglichen sollen. Eine andere Gliederung – etwa in streng alphabetischer Form – schien demgegenüber wenig sinnvoll, da sie das, wonach ja erst gesucht wird, nämlich den genauen Wortlaut eines Zitats, als bereits bekannt voraussetzt.

Leitend für die jeweilige Plazierung war dabei das für das Zitat signifikante Ordnungswort. Daß sich auch dabei Grenzfälle ergeben können, ist unvermeidlich: So ließe sich etwa das »Land der unbegrenzten Möglichkeiten« mit guten Gründen dreifach zuordnen. Der besseren Orientierung halber sind die für die Einordnung wesentlichen Ordnungswörter in den Zitaten halbfett ausgezeichnet.

Innerhalb der Ordnungswörter wurde streng alphabetisch vorgegangen, so daß Zitate zum Wortfeld »Liebe« z. B. in der Reihenfolge »lieb'« – »Liebe« – »lieben« – »liebet« – »liebst« aufgeführt sind.

Fremdsprachige Zitate werden in vielen Fällen auch in ihrem originalen Wortlaut wiedergegeben, weil sie zumeist gerade in dieser Form auch im deutschen Sprachraum zu geflügelten Worten oder stehenden Wendungen geworden sind. Hierbei waren von Fall zu Fall Einzelentscheidungen notwendig. Wo ein Zitat in der originalen Fassung als allgemein bekannt vorausgesetzt werden durfte, wie dies vor allem bei vielen Zitaten aus der Antike der Fall ist, wurde die Übersetzung in Klammern angefügt. In anderen Fällen hingegen wurde aber auch die deutsche Fassung als maßgeblich gewählt, da dem Leser nicht zugemutet werden sollte, von einer fremdsprachigen Wendung, deren genauen originalen Wortlaut er ja sucht, gewissermaßen zunächst eine »Probeübersetzung« anzufertigen.

Ebenso verhält es sich hier mit den Ordnungsbegriffen, wo – »cum grano salis« – gelegentliche Ausnahmen die obige Regel bestätigen. Wer sich näher über die bekannte Formel »cuius regio, eius religio« informieren will, sollte nicht zunächst den Ordnungsbegriff suchen müssen, sondern in diesem Fall das Zitat unter dem Buchstaben »C« finden können.

Griechische Zitate wurden nicht nur in Original und Übersetzung, sondern zusätzlich noch in einer transkribierten Fassung abgedruckt.

Nach diesem kurzen Abriß, was in diesem Lexikon wo und wie zu finden ist, soll auch die Rede davon sein, was diese Sammlung nicht enthält und auch nicht sein will. Da bei der Auswahl der Zitate die genau nachweisbare Urheberschaft eines der bestimmenden Kriterien bildete, wurden Sprichwörter und Redensarten, für die umfangreiche Anthologien – etwa in Karl Simrocks Sammlung Die deutschen Sprichwörter – bereits vorliegen, ebensowenig aufgenommen wie anonyme Sentenzen.

Diese Abgrenzung betrifft auch historische Zitate, für die in diesem in erster Linie literarisch orientierten Lexikon die gleichen Kriterien angelegt wurden. So sind viele Aussprüche, die eine historische Persönlichkeit »gesagt haben soll«, ohne daß sich zweifelsfrei nachweisen ließ, wo, wann und wem gegenüber dies geschehen ist, nicht aufgenommen worden. Auch offensichtliche oder mittlerweile nachgewiesene Legenden wurden ausgeschieden: Da Galileo Galileis Ausruf »Und sie bewegt sich doch« nachweislich nicht von ihm stammte und es sich bei Napoleons Diktum »Von diesen Pyramiden herab schauen vierzig Jahrhunderte auf euch« um ein von ihm selbst aus einem zeitgenössischen Bericht nachträglich »adoptiertes« geflügeltes Wort handelte, wird man beide Zitate – außer in dieser Einleitung – in diesem Band nicht finden.

Auch wurde die Auswahl einzelner Begriffe oder Wendungen wie z. B. der »Potemkinschen Dörfer« oder des »Reptilienfonds« eng begrenzt. Ein Zitatenlexikon kann ein etymologisches Nachschlagewerk nicht ersetzen, und wer sich etwa über die Wort- und Entstehungsgeschichte des Begriffs »Nihilist« genauer informieren will, sollte dies auch dort tun.

Aus diesem Grunde wurden Erläuterungen zu einem Zitat, die in vielen Fällen unbedingt nötig sind, so knapp wie möglich gehalten. Da der Benutzer dieser Sammlung an einem raschen Suchen und Finden mehr interessiert sein wird als an einem langwierigen Vor-, Nach- und Zurückschlagen, wurden Querverweise ebenfalls sehr sparsam und nur dort, wo sie zu einem besseren Verständnis sinnvoll schienen, eingesetzt. Den gezielten »Zugriff« auf gesuchte Autoren soll ein eigenes Register am Ende des Bandes erleichtern.

Darüber hinaus versteht sich dieses Lexikon als Sammlung von Zitaten, die ihre Beständigkeit und »Wetterfestigkeit« zum Teil über Jahrhunderte hinweg bewiesen haben: eine »Blütenlese« als Anthologie privater Lektürefrüchte oder eine Zusammenstellung witziger Bonmots oder origineller Aphorismen, wie sie insbesondere in fast jeder Sonntagsbeilage einer Zeitung ihren festen Platz haben, war nicht beabsichtigt. Nicht private Vorlieben, sondern die kritische Überprüfung eines in Form zahlreicher Sammlungen und Anthologien vorliegenden Kanons war das Ziel dieser Auswahl. Dies macht eine letzte Abgrenzung und Erläuterung – gewissermaßen »in eigener Sache« – nötig.

In kaum einer Sammlung geflügelter Worte fehlt der Hinweis auf einen (vorläufig) gezogenen historischen Schlußstrich, der alle nachfolgenden, im Raume noch flatternden oder schon stehenden populären Wendungen von einer Aufnahme ausschließt. So schreibt Hanns Martin Elster in einer 1956 bei Reclam erschienenen Neubearbeitung des »Büchmann«: »Seit 1945 sind natürlich auch viele geflügelte Worte aufgekommen. Aber ehe wir sie in den Büchmann aufnehmen können, muß sich erst zeigen, daß es sich bei ihnen nicht nur um Tagesaktualitäten handelt, sondern um Zitate von dauernder Geltung.«

Einer solchen »Reifeprüfung« – so verständlich und respektabel sie auch sein mag – wurden viele zeitgenössische Zitate nicht unterzogen: Willy Brandts Diktum »Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört« ist ebenso aufgenommen worden wie Michail Gorbatschows Verdikt »Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben«. Diese Einbeziehung gründet sich auf die Einsicht, daß ein jedes geflügelte Wort einmal »flügge« geworden sein muß, um so ein von seinem ursprünglichen Kontext losgelöstes Eigenleben führen zu können. Mit anderen Worten: auch Zitate werden erst zu solchen gemacht, auch sie haben ihre (Rezeptions)geschichte, in der sich zugleich Stationen und Veränderungen der Bildungsgeschichte ablesen lassen.

Der Integration auch zeitgenössischer Zitate – der Ausdruck »Klassiker der Moderne« ist ja selbst zur stehenden Wendung geworden – entspricht auf der anderen Seite eine kritische Sichtung historischer Anthologien, bei der vieles, was vor nicht allzu langer Zeit noch als fester Bestandteil des »Bildungsgutes« galt und als allgemein bekannt vorausgesetzt werden durfte, ausgeschieden wurde. Daß also jedem Leser sicherlich mindestens ein Zitat fehlen wird, ist ebenso unvermeidlich wie der Hinweis auf einen notwendigerweise subjektiven »Rest« bei einer solchen Auswahl.

So wenig also eine zeitliche Grenzziehung beabsichtigt war, so unumgänglich erwies sich eine andere Abgrenzung. In dem Maße, in dem sich in unserer auf Information und Kommunikation gegründeten Gesellschaft die (Massen)medien vervielfältigt und differenziert haben, erweisen sich zunehmend auch Felder und Bereiche als »Zitatenspender«, die mit Fug und Recht Eingang in ein solches Lexikon beanspruchen könnten: Zu denken ist vor allem an die populäre Kultur, die Schlager- und Unterhaltungsindustrie, an Funk und Fernsehen ebenso wie an die Werbung. Wenn der Leser Slogans wie »Alle sprechen vom Wetter – wir nicht« oder »Wer wird denn gleich in die Luft gehen?« oder den Refrain »Pack die Badehose ein« im folgenden nicht finden wird, so nicht nur wegen des bereits angesprochenen primär literarischen Charakters dieser Sammlung, sondern weil die Berücksichtigung dieser Bereiche – und hier hat diese vielstrapazierte Wendung tatsächlich ihre Berechtigung – ein eigenes »Lexikon der populären Kultur« erforderte und sich jeder Versuch einer Auswahl nicht zu Unrecht dem Vorwurf der Willkürlichkeit aussetzte.

Was eingangs schon angedeutet wurde, soll abschließend nochmals betont werden: Vor allem soll dieses Lexikon die Lust am Lesen wecken! Es hat seinen Zweck gerade auch dann erfüllt, wenn es die Freude am Weiterlesen weckt und neugierig macht, das nähere oder weitere Umfeld eines Zitats zu erkunden. Es soll die Lektüre nicht ersparen, sondern im Gegenteil dazu provozieren und somit als »Brücke« in den Text dienen.

Eine solche Empfehlung – und Wunsch zugleich – könnte das ZITATEN-LEXIKON dann auch vor jenem »mißbräuchlichen« Zugriff schützen, vor dem jüngst Adolf Muschg zu Recht gewarnt hat, als er bemerkte, daß »Geflügelte Worte« in dem Augenblick zur reinen »Witzsammlung« würden, wenn sie – aus welchem Anlaß auch immer – »feierlich« zitiert würden, um in erster Linie das eigene Sozialprestige zu steigern: dies dann oft unter Preisgabe der ursprünglichen Bedeutung eines Zitates oder dem Verzicht, sie ins Aktuelle zu übersetzen. 

Nun ist es zumindest fraglich, ob in einer Gesellschaft, in der gemeinhin mit anderen Statussymbolen um öffentliches Renommee gerungen wird, das korrekte Zitieren eines »Klassikers« noch Wesentliches zur Hebung des Sozialprestiges beiträgt. Noch immer gilt ja der Satz, daß ein »Klassiker« vor allem jemand ist, den viele im Munde führen und kaum jemand liest – wenn ihn überhaupt noch jemand liest: wie im übrigen schon Gotthold Ephraim Lessing wußte, siehe Ordnungsbegriff »Klopstock« . . .

In Zeiten, in denen, wie Hans Magnus Enzensberger pessimistisch diagnostizierte, Literatur alles dürfe, es auf sie aber nicht mehr ankomme, ist also weniger zu befürchten, daß Zitate Monstranzen gleich in feierlicher Prozession vorangetragen und einer andächtigen Gemeinde vorgestellt werden. Vielmehr bliebe eher zu hoffen, daß sie einen gegenteiligen Effekt hervorrufen können – nicht mehr den des eingangs beschriebenen Wiedererkennens, sondern vielmehr den Reiz der Neuentdeckung.

Wer sich auf Zitate einläßt, scheint sich nach allen diesen Vorbemerkungen in ein nicht ungefährliches Kräftefeld zu begeben, bewegt er sich doch – zumal inmitten oder schon am Ende der Postmo derne, der bekanntlich alles zu zitierfähigem Material geworden ist – auf dem schmalen Grat zwischen einer nur scheinbaren Originalität einerseits und beflissener Gelehrsamkeit. Hier mag es trösten, daß diese Probleme nicht nur so alt sind wie die ersten Sammlungen dieser Art, sondern darüber hinaus auch unvermeidlich. Und wer die Lust am (An)lesen und die Neugier am Weiterlesen mitbringt, ist gegen alle diese Gefährdungen sowieso immun!

»Alles Gescheite ist schon gedacht worden, man muß nur versuchen, es noch einmal zu denken«, schreibt Goethe zu Beginn der Sammlung »Betrachtungen im Sinne der Wanderer« in seinem Altersroman Wilhelm Meisters Wanderjahre und stellt an anderer Stelle noch unmißverständlicher fest: »Wir sind nur Originale weil wir nichts wissen.« Zitate über das Zitieren: es kann kaum überraschen, daß sich auch über den Umgang mit Zitaten eine eigene Sammlung erstellen ließe.

Im besten Falle werden sie zur Überprüfung eigener Einsichten führen und zu produktivem Weiterdenken, sei es in Zustimmung oder Widerspruch, anregen. Sie können eigene Gedanken nicht ersetzen, wohl aber wesentlich erleichtern und präzisieren, wovon auch schon Arthur Schopenhauer überzeugt war:

»Durch viele Zitate vermehrt man seinen Anspruch auf Gelehrsamkeit, vermindert den auf Originalität, und was ist Gelehrsamkeit gegen Originalität? Man soll Zitate also nur gebrauchen, wo man fremder Autorität wirklich bedarf.«

». . . die meisten Zitate sind falsch.« – heißt es in einem Brief aus Theodor Fontanes Roman »Die Poggenpuhls«. Unter philologischen Gesichtspunkten sei dieses Urteil für den vorliegenden Band nachdrücklich bestritten, zumal ein Fehler im Text in dieser Neuauflage korrigiert werden konnte. Die mittlerweile 7. Auflage erlaubte zudem die notwendige Ergänzung der biographischen Daten im Register.

Johannes John

A

Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.

Offb 22,13; so auch in Offb 1,8; 21,6. – Nach ›Alpha‹ und ›Omega‹, dem ersten und dem letzten Buchstaben des griechischen Alphabets. Im Deutschen wurde danach die Wendung »Von A bis Z« gebildet.

Wer a sagt, der muß nicht b sagen. Er kann auch erkennen, daß a falsch war.

Bertolt Brecht: Der Jasager. Der Neinsager. Darin: Der Neinsager 2

Ich möchte nicht tot und begraben sein / Als Kaiser zu Aachen im Dome; / Weit lieber lebt' ich als kleinster Poet / Zu Stukkert am Neckarstrome.

Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen. Caput III

Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, / Im altertümlichen Saale, / Saß König Rudolfs heilige Macht / Beim festlichen Krönungsmahle.

Friedrich Schiller: »Der Graf von Habsburg«

Dann ward sie Aas in Flüssen mit vielem Aas.

Bertolt Brecht: »Vom ertrunkenen Mädchen«

Wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier.

Mt 24,28; Lk 17,37

Wo ist dein Bruder Abel?

1 Mose 4,9

Abend wird es wieder: / Über Wald und Feld / Säuselt Frieden nieder, / Und es ruht die Welt!

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: »Abendlied«

Am Abend schätzt man erst das Haus.

Johann Wolfgang Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil. Vor dem Tor

Am Abend tönen die herbstlichen Wälder / Von tödlichen Waffen . . .

Georg Trakl: »Grodek«

Es ist noch nicht aller Tage Abend.

(. . . nondum omnium dierum sol occidisse.)

Livius: Ab urbe condita 39,26,9. – Wörtlich übersetzt eigentlich: »Noch ist die Sonne aller Tage nicht untergegangen.«

Guten Abend, gute Nacht, / Mit Rosen bedacht, / Mit Näglein besteckt, / Schlupf' unter die Deck, / Morgen früh, wenns Gott will, / Wirst du wieder geweckt.

Aus der von Clemens Brentano und Achim von Arnim herausgegebenen Sammlung Des Knaben Wunderhorn: »Gute Nacht, mein Kind!« – Quelle war Johann Friedrich Schützes Holsteinisches Idiotikon (Tl. 1, 1800), populär wurde das Gedicht durch die Vertonung von Johannes Brahms (1868).

Ich möchte hingehn wie das Abendrot . . .

Anfangszeile eines Gedichts von Georg Herwegh

Abends wenn ich schlafen geh, / Vierzehn Engel bei mir stehn, / Zwei zu meiner Rechten, / Zwei zu meiner Linken . . .

Aus der von Clemens Brentano und Achim von Arnim herausgegebenen Sammlung Des Knaben Wunderhorn: »Abendgebet«. – In seiner ältesten Form findet sich das Gedicht auf dem Grabstein von Friedrich mit der gebissenen Wange, einem Markgrafen von Meißen, der 1324 verstorben war; es wurde Arnim und Brentano von Wilhelm Grimm mitgeteilt und später von Engelbert Humperdinck für dessen Oper Hänsel und Gretel vertont.

Still mit dem Aber! Die Aber kosten Überlegung . . .

Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti IV,3

Der Aberglaub', in dem wir aufgewachsen, / Verliert, auch wenn wir ihn erkennen, darum / Doch seine Macht nicht über uns.

Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise IV,4

Ein jeder Aberglaube versetzt uns in das Heidentum.

Justus von Liebig: Chemische Briefe. 2. Brief

Der Aberglauben schlimmster ist, den seinen / Für den erträglichern zu halten . . .

Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise IV,4

Nichts Abgeschmackters find ich auf der Welt /Als einen Teufel, der verzweifelt.

Johann Wolfgang Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil. Wald und Höhle

Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.

Johann Wolfgang Goethe: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. 1. Akt. Anmutige Gegend

Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

Friedrich Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse. 4. Hauptstück: Sprüche und Zwischenspiele. Nr. 146. – Zuvor hatte es dort geheißen: »Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, daß er nicht dabei zum Ungeheuer wird.«

. . . wir haben einen Abgrund von Landesverrat im Lande.

Konrad Adenauer zur sogenannten Spiegel-Affäre am 7. November 1962 vor dem Deutschen Bundestag

Abiit, excessit, evasit, erupit.

(Er ging, er machte sich fort, er entschlüpfte, er entrann . . .)

Cicero: Catilinariae orationes 2,1,1

Ha, Frau, das ist wider die Abrede.

Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti IV,7. – Die Wendung »das ist wider die Abrede« gebraucht Friedrich Schiller in Die Verschwörung des Fiesco zu Genua (II,9) und Kabale und Liebe (II,3). Sie findet sich auch in der Wolfsschluchtszene des 2. Akts (II,6) in Carl Maria von Webers Oper Der Freischütz, zu der Friedrich Kind das Libretto verfaßte.

. . . Und wär er so dick wie Absalons Zopf.

Friedrich Schiller: Wallenstein. Wallensteins Lager. 8. Auftritt; vgl. auch ». . . und schwebte zwischen Himmel und Erde . . .«

Wir sind geworden wie der Abschaum der Menschheit, jedermanns Kehricht, bis heute.

1 Kor 4,13

Als ich Abschied nahm, als ich Abschied nahm, / Waren Kisten und Kasten schwer; / Als ich wieder kam, als ich wieder kam, / War alles leer.

Friedrich Rückert: »Aus der Jugendzeit«

Reich' mir zum Abschied noch einmal die Hände! / Good night! Good night! Good night!

Refrain eines Liedes aus der Operette Viktoria und ihr Husar. Den Text schrieben Alfred Grünwald und Beda, die Musik Paul Abraham.

Zum Abschiednehmen just das rechte Wetter, / Grau wie der Himmel steht vor mir die Welt.

Joseph Victor von Scheffel: Der Trompeter von Säkkingen. 14. Stück, Nr. XII

. . . So fühlt man Absicht, und man ist verstimmt.

Johann Wolfgang Goethe: Torquato Tasso II,1

Absurd der Begriff der Klasse, des Industriellen, des Ausbeuters. Es gibt nur Menschen. Die Verkündigung der Kategorien hatte hier schon alles verfälscht.

Antoine de Saint-Exupéry: Carnets. Darin: Ökonomisches

In der Erfahrung des Absurden ist das Leid individuell. Von der Bewegung der Revolte ausgehend, wird ihm bewußt, kollektiver Natur zu sein, es ist das Abenteuer aller.

Albert Camus: L'homme révolté (Der Mensch in der Revolte). – Mit »ihm« ist der Mensch gemeint.

Durch Abwesenheit glänzen

Marie-Joseph Chénier: Tibère I,1. – Dort heißt es: ». . . Brutus et Cassius brillaient par leur absence . . .« Die Quelle hierzu bildete der letzte Satz des 3. Buchs der Annalen des Tacitus. Nachdem zuvor von einem Leichenzug berichtet wurde, bei dem nach römischer Sitte die Bilder der Vorfahren vorangetragen wurden, heißt es dort: »Aber sie alle überstrahlten eben dadurch, daß ihre Bildnisse nicht zu sehen waren, Cassius und Brutus.« (»Sed praefulgebant Cassius atque Brutus eo ipso quod effigies eorum non visebantur.«)

Der getreue Achates

(fidus Achates)

Als Bezeichnung für einen treuen Begleiter nach Vergils Aeneis (6,158 und an vielen anderen Stellen) sprichwörtlich geworden

Und Gott der Herr rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du?

1 Mose 3,9

Adel vereinsamt; wer weiß es besser als ich? Arbeit verbindet.

Ernst Weiß: Der Aristokrat. 1. Teil, Kap. 6. – Der Roman war 1928 unter dem Titel Boëtius von Orlamünde erschienen.

In meinen Adern welches Feuer! / In meinem Herzen welche Glut!

Johann Wolfgang Goethe: »Willkommen und Abschied«

Frei bis zur Adria

So nach dem Kriegsmanifest Napoleons III. vom 3. Mai 1859, in dem er ein »freies Italien bis zum Adriatischen Meer« ankündigte

Nach Ägypten wär's nicht so weit. Aber bis man zum Südbahnhof kommt.

Karl Kraus: Sprüche und Widersprüche

Nur wer sich ändert, bleibt sich treu

Titel und Refrain eines Liedes von Wolf Biermann

Ich kenne nichts Ärmeres / Unter der Sonn' als euch, Götter!

Johann Wolfgang Goethe: »Prometheus«

. . . ich hätte ihn nicht für einen Wald voll Affen weggegeben.

(I would not have given it for a wilderness of monkeys.)

William Shakespeare: The Most Excellent Historie of the Merchant of Venice (Der Kaufmann von Venedig) III,1. – Worte Shylocks.

Das akademische Leben ist also ein wildes Hasard.

Max Weber: Wissenschaft als Beruf

Nicht um alles in der Welt möchte ich akademischer Lehrer sein. Das Beste von dem, was man weiß, darf man doch nicht sagen, und das Beste von dem, was man sagt, wird nicht verstanden.

Ludwig Börne: Aphorismen (1808–1810)

Alea iacta est!

(Der Würfel ist geworfen!)

Worte Caesars beim Überschreiten des Grenzflusses Rubicon, mit dem er im Januar 49 v. Chr. den Bürgerkrieg gegen Pompeius begann. Der Ausspruch steht somit am Anfang der Auseinandersetzung, bezieht sich also nicht auf deren Ausgang, weshalb die oft benutzte Übersetzung »die Würfel sind gefallen« mißverständlich ist. – Plutarch überliefert in Pompeius 60,4, daß Caesar dieses Wort in griechischer Sprache ausgerufen und damit einen Spruch des Menander zitiert habe: griech.: »anerriphtho ho kybos.« Sueton zitiert diese Worte in seiner Biographie Caesars (Kap. 32) als »Iacta alea est!«

All you need is love

(Alles, was du brauchst, ist Liebe)

Titel und Refrain eines im Jahre 1967 veröffentlichten Liedes der Beatles. Den Text und die Musik schrieben John Lennon und Paul McCartney.

Mir ist das All, ich bin mir selbst verloren, / Der ich noch erst den Göttern Liebling war . . .

Johann Wolfgang Goethe: »Elegie«

Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.

1 Mose 2,18

Ich bin allein auf weiter Flur . . .

Ludwig Uhland: »Schäfers Sonntagslied«; vgl. auch »Das ist der Tag . . .«

Wer allein ist, ist auch im Geheimnis, / immer steht er in der Bilder Flut . . .

Gottfried Benn: »Wer allein ist –«

Allemal derjenige, welcher!

Louis Angely: Das Fest der Handwerker. – Wiederholte Wendung des Tischlers Hähnchen.

Da hört Allens auf!

Louis Angely: Die Reise auf gemeinschaftliche Kosten. – Wiederholte Wendung des Liborius.

Allerleirauh

Titel eines Märchens aus der Sammlung Kinder- und Hausmärchen, gesammelt durch die Brüder Grimm

Alles gerettet!

Der Wiener Polizeipräsident Anton Landsteiner in einer Meldung an Erzherzog Albrecht über den Brand des Ringtheaters am 8. Dezember 1881, bei dem in Wahrheit fast alle Besucher ums Leben gekommen waren

Alles in allem – es war nicht viel.

Theodor Fontane: »Summa Summarum«; vgl. auch »Summa Summarum . . .«

Alles ist ewig im Innern verwandt.

Clemens Brentano: »Sprich aus der Ferne heimliche Welt . . .«

Alles zu retten, muß alles gewagt werden.

Friedrich Schiller: Die Verschwörung des Fiesco zu Genua IV,6

. . . das alles war / Schon einmal da.

Karl Gutzkow: Uriel Acosta IV,2. – Rabbi Ben Akiba wiederholt und variiert diese Worte in dieser Szene auf vielfältige Weise: »Das war alles schon da«, »Und alles ist schon einmal dagewesen«, »Schon dagewesen – alles dagewesen.«

Nun muß sich alles, alles wenden.

Ludwig Uhland: »Frühlingsglaube«

Rund um mich / Ist Alles Allmacht! und Wunder Alles!

Friedrich Gottlieb Klopstock: »Die Frühlingsfeyer«. 2. Fassung

Allons, enfants de la patrie . . .

(Auf, Kinder des Vaterlandes . . .)

Joseph Rouget de Lisle: »Chant de guerre pour l'armée du Rhin, dédié au maréchal Luckner«. – Dieses in der Nacht vom 24. zum 25. April 1792 in Straßburg geschriebene und komponierte Lied erhielt, nachdem es die Marseiller Verbündeten bei ihrem Einzug in Paris am 30. Juli 1792 gesungen hatten, den Titel La Marseillaise, unter dem es auch zur Nationalhymne der Franzosen wurde.

Der Allumfasser, / Der Allerhalter, / Faßt und erhält er nicht / Dich, mich, sich selbst?

Johann Wolfgang Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil. Marthens Garten

Allwissend bin ich nicht; doch viel ist mir bewußt.

Johann Wolfgang Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil. Studierzimmer [II]

Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen lassen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen . . .

Mt 6,2. – Aus der Bergpredigt. Vgl. »Die linke Hand . . .«.

Alt werden, heißt sehend werden.

Marie von Ebner-Eschenbach: Aphorismen

. . . ich aber bin alt und grau geworden . . .

1 Sam 12,2. – Worte Samuels.

Ich bin zu alt, um nur zu spielen, / Zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

Johann Wolfgang Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil. Studierzimmer [II]

Ich werde alt und lerne stets noch vieles hinzu.

(griech.: Gerasko d'aiei polla didaskomenos.)

So Solon in seinen Elegien, Fragment 22,7. – Platon nimmt – z. B. im Staat 7,536d – hierauf Bezug.

Wenige Leute verstehen es, alt zu werden.

(Peu de gens savent être vieux.)

La Rochefoucauld: Réflexions ou sentences et maximes morales 423 (1678)

Alte Zeiten, linde Trauer, / Und es schweifen leise Schauer / Wetterleuchtend durch die Brust.

Joseph Freiherr von Eichendorff: »Der Abend«

Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, / Und neues Leben blüht aus den Ruinen.

Friedrich Schiller: Wilhelm Tell IV, 2

Der Alte verliert eins der größten Menschenrechte: er wird nicht mehr von seines Gleichen beurteilt.

Johann Wolfgang Goethe: Maximen und Reflexionen 371

Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel . . .

Eph 4,22. – Die Wendung vom »alten Menschen«, in der Umgangssprache oft als »alter Adam« (mit Bezug auf Röm 5,14–21 und 1 Kor 15,45) zitiert, findet sich auch in Röm 6,6 und Kol 3,9.

Alter ego

(Ein zweites Ich – griech.: allos ego)

Als Bezeichnung für einen guten Freund wird diese Wendung von Diogenes Laërtios auf Zenon zurückgeführt, während sie Porphyrios dem Pythagoras zuschrieb.

Das Alter ist ein höflich Mann, / Ein Mal übers andre klopft er an.

Johann Wolfgang Goethe: »Das Alter«. – Das Gedicht schließt mit den Zeilen: »Da klinkt er auf, tritt ein so schnell, / Und nun heißt's, er sei ein grober Gesell.«

Das Alter ist ein schlimmer Gast, doch ehr' ihn, o Geselle!

Friedrich Rückert: Die Makamen des Hariri. 19. Makame. Das Frühlingsgelage

Das Alter ist nicht trübe, weil darin unsere Freuden, sondern weil unsere Hoffnungen aufhören.

Jean Paul: Titan. 2. Band

Das Alter macht nicht kindisch, wie man spricht, / Es findet uns nur noch als wahre Kinder.

Johann Wolfgang Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil. Vorspiel auf dem Theater

Das Alter spricht ohnehin gern von sich . . .

Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Vorrede zur zweiten Auflage

Dem Alter nicht, der Jugend sei's geklagt, / Wenn uns das Alter nicht behagt.

Gotthold Ephraim Lessing: Sinngedichte. Darin: »Auf das Alter«

Es tritt der Mensch in jedes Alter als Novize ein.

(L'homme arrive novice à chaque âge de la vie.)

Nicolas Chamfort: Produits de la Civilisation perfectionnée. Darin: Maximes et Pensées, Caractères et Anecdotes

Gott grüß euch, Alter! – Schmeckt das Pfeifchen?

Gottlieb Konrad Pfeffel: »Die Tobakspfeife«

Im Alter sind wir der Schmeichelei viel zugänglicher als in der Jugend.

Marie von Ebner-Eschenbach: Aphorismen

Nur das Alter ist jung, ach! und die Jugend ist alt.

Friedrich Schiller: »Jetzige Generation«

Amantes amentes

(Liebende, Rasende)

Titel einer 1609 erschienenen Komödie von Georg Rollenhagen. – Dieses Wortspiel findet sich schon bei Terenz, wo es in der Andria 1,3,13 heißt: »Nam inceptiost amentium, haud amantium.« (»Denn ein Beginnen Rasender ist es, nicht Liebender.«). Ähnlich im Prolog des Mercator von Plautus (»amens amansque«).

Amara, bittre, was du tust, ist bitter, / Wie du die Füße rührst, die Arme lenkest, / Wie du die Augen hebst, wie du sie senkest . . .

Friedrich Rückert: Aus dem Zyklus »Amaryllis, ein Sommer auf dem Lande«

. . . Amboß oder Hammer sein.

Johann Wolfgang Goethe: »Ein anderes«. – Dort heißt es: »Du mußt herrschen und gewinnen, / Oder dienen und verlieren, / Leiden oder triumphieren, / Amboß oder Hammer sein.«

Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh an ihr Tun und lerne von ihr!

Spr 6,6

In Hamburg lebten zwei Ameisen, / Die wollten nach Australien reisen. / Bei Altona auf der Chaussee, / Da taten ihnen die Beine weh . . .

Joachim Ringelnatz: »Die Ameisen«

Amerika, du hast es besser / Als unser Kontinent, das alte, / Hast keine verfallene Schlösser / Und keine Basalte.

Johann Wolfgang Goethe: Zahme Xenien IX. Darin: »Den Vereinigten Staaten«

In Amerika regiert der Präsident vier Jahre, und der Journalismus herrscht unbegrenzt.

Oscar Wilde: Die Seele des Menschen unter dem Sozialismus

Manchmal kommt mir in den Sinn, / Nach Amerika zu segeln, / Nach dem großen Freiheitsstall, / Der bewohnt von Gleichheitsflegeln –

Heinrich Heine: »Jetzt wohin?«

Was Amerika zu bieten hat: Komfort, die beste Installation der Welt, ready for use, die Welt als amerikanisiertes Vakuum, wo sie hinkommen, alles wird Highway, die Welt als Plakat-Wand zu beiden Seiten . . .

Max Frisch: Homo faber. Zweite Station, 9.–13. VII. in Cuba

Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte, machte eine böse Entdeckung.

Georg Christoph Lichtenberg: Sudelbücher G 183

Die Jugendlichkeit Amerikas ist seine älteste Tradition. Dreihundert Jahre alt.

Oscar Wilde: A Woman of No Importance (Eine Frau ohne Bedeutung). 1. Akt

amicus certus in re incerta cernitur . . .

(Einen sicheren Freund erkennt man in unsicherer Lage . . .)

Cicero: Laelius de amicitia 17,64. – Dort wird dies als ein Ausspruch des Ennius zitiert.

Ich hab hier bloß ein Amt und keine Meinung.

Friedrich Schiller: Wallenstein. Wallensteins Tod I,5

Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand, – ist ein alter Scherz, den man wohl in unseren Zeiten nicht gar für Ernst wird behaupten wollen.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts. Vorrede

… dem Amte wohlbekannt.

Heinrich von Kleist: Der zerbrochne Krug. 7. Autritt. – Dort sagt der Gerichtsrat Walter: »Setzt ihren Namen in das Protokoll, / Und schreibt dabei: dem Amte wohlbekannt.«

We are not amused.

(Wir sind nicht erheitert.)

Ein der englischen Königin Victoria zugeschriebener Ausspruch, der im Jahre 1889 gefallen sein soll, als ein Angehöriger des Gardekavallerieregiments den Versuch machte, die Königin nachzuahmen.

Aber hier, wie überhaupt, / Kommt es anders, als man glaubt.

Wilhelm Busch: Plisch und Plum. Kap. 1

Anders, / Begreif ich wohl, als sonst in Menschenköpfen / Malt sich in diesem Kopf die Welt . . .

Friedrich Schiller: Don Karlos, Infant von Spanien III,10

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komm' ich so selten dazu.

Ausspruch Ödön von Horváths

Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen, es muß anders werden, wenn es gut werden soll.

Georg Christoph Lichtenberg: Sudelbücher K 293

griech.: Andra moi ennepe, Musa, polytropon . . .

(Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes . . .)

Homer: Odyssee. – Beginn der Dichtung.

Wehre den Anfängen . . .

(Principiis obsta . . .)

Ovid: Remedia amoris 91. – Auf dieses »Heilmittel gegen die Liebe« nimmt auch Seneca in den Epistulae morales ad Lucilium 72,11 Bezug (»Principiis . . . obstemus«).

Aller Anfang ist schwer, am schwersten der Anfang der Wirtschaft.

Johann Wolfgang Goethe: Hermann und Dorothea. 2. Gesang: Terpsichore

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

1 Mose 1,1

Am Anfang war das Wort – am Ende die Phrase.

Stanislaw Jerzy Lec: Unfrisierte Gedanken

Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.

(griech.: Arche hemisy pantos.)

Platon: Gesetze 6,753e. – Dort wird es ebenso wie in der Politik des Aristoteles (5,4,1303b 29) als bekannte und schon sprichwörtliche Redewendung bezeichnet.

Der Anfang vom Ende

Die Redensart läßt sich auf eine Zeile des Prologsprechers in William Shakespeares A Midsummer Night's Dream (Ein Sommernachtstraum) V,1 zurückführen, wo es heißt: ». . . That is the true beginning of our end« (»Das ist das wahre Beginnen unseres Endes«).

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.

Joh 1,1; Beginn des Johannes-Evangeliums; vgl. auch »Und das Wort ward Fleisch . . .«

Im Anfang war die Tat!

Johann Wolfgang Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil. Studierzimmer [I]

Wenn wir nicht von vorne anfangen, dürfen wir nicht hoffen, weiter zu kommen.

Johann Gottfried Seume: Apokryphen

Nicht allein das Angeborene, sondern auch das Erworbene ist der Mensch.

Johann Wolfgang Goethe: Maximen und Reflexionen 837

Mit dem, was dich nichts angeht, gib dich nicht ab . . .

Sir 3,24. – Oft zitiert in der Übersetzung Martin Luthers: »Und was deines Amts nicht ist, da laß deinen Vorwitz.«

Meine eigenen Angelegenheiten langweilen mich zu Tode. Ich bevorzuge die Angelegenheiten anderer Leute.

Oscar Wilde: Lady Windermere's Fan (Lady Windermeres Fächer). 3. Akt

Der HERR aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht . . .

2 Mose 33,11

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig!

4 Mose 6,25

Wir lassen uns das nicht gefallen, Sie sind auf uns nicht angewiesen, aber wir auf Sie, das müssen Sie sich merken!

Karl Valentin: Sturzflüge im Zuschauerraum

Angst und bange werden

Nach Jer 50,43: ». . . ihm wird so angst und bange werden wie einer Frau in Kindsnöten.« – In Sir 4,19 als »angst und bange machen«.

Da treibt ihn die Angst, da faßt er sich Mut, / Und wirft sich hinein in die brausende Flut / Und teilt mit gewaltigen Armen / Den Strom, und ein Gott hat Erbarmen.

Friedrich Schiller: »Die Bürgschaft«

All animals are equal but some animals are more equal than others.

(Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als andere.)

George Orwell: Animal Farm. Kap. 10

Anklagen ist mein Amt und meine Sendung . . .

Friedrich Schiller: Wallenstein. Die Piccolomini II,7

Wo Anmaßung mir wohlgefällt? / An Kindern; denen gehört die Welt.

Johann Wolfgang Goethe: Aus »Sprichwörtlich«

So wie die Anmut der Ausdruck einer schönen Seele ist, so ist Würde der Ausdruck einer erhabenen Gesinnung.

Friedrich Schiller: Über Anmut und Würde (Abschnitt »Würde«)

Annchen von Tharau ist, die mir gefällt, / Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.

Das Gedicht findet sich sowohl in Johann Gottfried Herders Sammlung Volkslieder (1778) als auch in der von Clemens Brentano und Achim von Arnim herausgegebenen Sammlung Des Knaben Wunderhorn, wo es als »Der Palmbaum« aufgenommen wurde. – Das Lied, das 1637 entstanden war, wurde oft Simon Dach zugeschrieben. In der ursprünglichen Fassung lauten die Zeilen: »Anke van Tharaw öß, de my geföllt / Se öß mihn Lewen, mihn Goet on mihn Gölt.« So auch in Herders Alten Volksliedern, 2. Teil, 3. Buch, Nr. 12; dort unter dem Titel »Band der Liebe«.

annus horribilis

Eine von Königin Elisabeth II. von England im Rückblick auf das Jahr 1992 gebrauchte Wendung. Dieses Jahr war für den englischen Königshof infolge zahlreicher Skandale, (Ehe-)Krisen und Trennungen ein »schreckliches Jahr« gewesen.

Ohne Ansehen der Person

Nach 1 Petr 1,17: »Und da ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person einen jeden richtet nach seinem Werk . . .«

Gute Ansichten sind wertlos. Es kommt darauf an, wer sie hat.

Karl Kraus: Pro domo et mundo

Wer Ansprüche macht, beweist eben dadurch, daß er keine zu machen hat.

Johann Gottfried Seume: Apokryphen

The answer, my friend, is blowin' in the wind . . .

(Die Antwort, mein Freund, die kennt allein der Wind . . .)

Bob Dylan: »Blowin' in the wind«

Antichrist

Als Bezeichnung für den Teufel in 1 Joh 2,18; 4,3; 2 Joh 7

Du hast nun die Antipathie!

Johann Wolfgang Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil. Marthens Garten

Ein andres Antlitz, eh sie geschehen, / Ein anderes zeigt die vollbrachte Tat.

Friedrich Schiller: Die Braut von Messina III,5

Anton steck den Degen ein!

Titel einer Posse von David Kalisch, die am 5. März 1859 in Berlin uraufgeführt wurde. – Der Titel spielt auf Napoleon III. und seine gegen Österreich gerichtete Rüstungspolitik an, er lautet vollständig: Anton steck' den Degen ein! oder Der weibliche Rarey oder Höherer Blödsinn und tiefere Bedeutung.

. . . und bitten um Antwort.

1 Makk 12,18

Anything goes

(Mach, was du willst)

Paul Feyerabend: Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie. – In der Inhaltsübersicht zum 1. Kapitel heißt es: »Der einzige Grundsatz, der den Fortschritt nicht behindert, lautet: Anything goes (Mach, was du willst)« (»The only principle that does not inhibit progress is: anything goes«); und der vorletzte Absatz des 1. Kapitels führt aus: »Wer sich dem reichen, von der Geschichte gelieferten Material zuwendet und es nicht darauf abgesehen hat, es zu verdünnen, um seine niedrigen Instinkte zu befriedigen, nämlich die Sucht nach geistiger Sicherheit in Form von Klarheit, Präzision, ›Objektivität‹, ›Wahrheit‹, der wird einsehen, daß es nur einen Grundsatz gibt, der sich unter allen Umständen und in allen Stadien der menschlichen Entwicklung vertreten läßt. Es ist der Grundatz: Anything goes (Mach, was du willst).« So auch das Fazit im 18. Kapitel: »Alle Methodologien haben ihre Grenzen, und die einzige ›Regel‹, die übrigbleibt, lautet ›Anything goes‹« (im englischen Original der »revised edition« von 1988 allerdings: »my intention is, rather, to convince the reader that, all methodologies, even the most obvious ones, have their limits or, to express it in terms just explained, my intention is to show that idealism is the wrong solution for the problems of scientific rationality«). Obwohl es sich bei Feyerabends Against Method (1975) um eine wissenschaftsgeschichtliche Studie handelte, wurde die Wendung »anything goes« rasch und oft ganz allgemein als Formel für postmodernes Denken verwendet.

Der Apfel ist gefallen!

Friedrich Schiller: Wilhelm Tell III,3

So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen. Es ist soweit.

Titel eines 1985 veröffentlichten Buches von Hoimar von Ditfurth. – Der Titel bezieht sich auf das ›bekannte‹ und vielzitierte Diktum »Wenn morgen die Welt unterginge, so würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen«, das Martin Luther zugeschrieben wird, sich aber weder in seinen Schriften noch seinen Gesprächen nachweisen läßt.

Im Herzen jedes Aphorisma, so neu oder gar paradox es sich gebärden möge, schlägt eine uralte Wahrheit.

Arthur Schnitzler: Buch der Sprüche und Bedenken. Darin: Kleine Sprüche 56. – Im Spruch 55 hatte es geheißen: »Es gibt keine neuen Wahrheiten auf Erden; und gerade in diesen kleinen Sätzen dachtest du sie zu finden?«

Der Aphorismus deckt sich nie mit der Wahrheit; er ist entweder eine halbe Wahrheit oder anderthalb.

Karl Kraus: Sprüche und Widersprüche

Der längste Atem gehört zum Aphorismus.

Karl Kraus: Pro domo et mundo

Ein Aphorismus braucht nicht wahr zu sein, aber er soll die Wahrheit überflügeln. Er muß mit einem Satz über sie hinauskommen.

Karl Kraus: Sprüche und Widersprüche

So rettete mich Apollo.

(Sic me servavit Apollo.)

Horaz: Satirae 1,9,78

O wackrer Apotheker! / Dein Trank wirkt schnell.

(O true apothecary, / Thy drugs are quick!)

William Shakespeare: An Excellent Conceited Tragedie of Romeo and Juliet V,3

L'appétit vient en mangeant.

(Der Appetit kommt beim Essen.)

François Rabelais: Gargantua et Pantagruel I, Kap. 5. – Die Wendung wird allerdings bereits dort auf Hieronymus von Hangest zurückgeführt: »L'appétit vient en mangeant, sagt Angeston, aber der Durst verliert sich durchs Trinken.«

April! April! / Der weiß nicht, was er will.

Heinrich Seidel: »April«

Die schönen Tage in Aranjuez / Sind nun zu Ende.

Friedrich Schiller: Don Karlos, Infant von Spanien I,1

Arbeit ist des Bürgers Zierde, / Segen ist der Mühe Preis . . .

Friedrich Schiller: »Das Lied von der Glocke«

Arbeit macht das Leben süß, / Macht es nie zur Last, / Der nur hat Bekümmernis, / Der die Arbeit haßt.

Gottlob Wilhelm Burmann: »Kleine Lieder für kleine Jünglinge«

Arbeit schändet nicht . . .

(griech.: Ergon d'uden oneidos . . .)

Hesiod: Werke und Tage 311

Der Arbeit Not, die niemand lindern wollte, / Sie war's, die selbst den Fels beiseite rollte!

Georg Weerth: »Die Industrie«

Der hat nach Rechten nie getrachtet, / Der nicht die eigne Arbeit achtet.

Gottfried Kinkel: »Wert der Arbeit«

Der Roman soll das deutsche Volk da suchen, wo es in seiner Tüchtigkeit zu finden ist, nämlich bei seiner Arbeit.

Zitat von Julian Schmidt, das Gustav Freytag als Motto seinem Roman Soll und Haben voranstellte, der 1855 erschien

Die Arbeit macht den Gesellen.

Johann Wolfgang Goethe: Maximen und Reflexionen 71

Harte Arbeit besiegt alles …

(Labor omnia vincit / improbus …)

Vergil: Georgica 1,145f.; die Übersetzung »unablässige Arbeit« folgt einem antiken Kommentar, der statt »improbus« (»mühselig, hart«) an dieser Stelle »assiduus«.

Mann der Arbeit, aufgewacht! / Und erkenne deine Macht!

Georg Herwegh: »Bundeslied für den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein«; vgl. auch »Alle der . . .«

So eine Arbeit wird eigentlich nie fertig, man muß sie für fertig erklären, wenn man nach Zeit und Umständen das möglichste getan hat.

Johann Wolfgang Goethe: Italienische Reise. Caserta, den 16. März (1787). – Goethe bezieht sich damit auf die Bearbeitung seines Dramas Iphigenie auf Tauris.

Tages Arbeit! Abends Gäste! / Saure Wochen! / Frohe Feste!

Johann Wolfgang Goethe: »Der Schatzgräber«

Arbeiten und nicht verzweifeln

(Work and despair not)

Ausspruch aus der Antrittsrede von Thomas Carlyle als Rektor der Universität Edinburgh am 2. April 1866. – Carlyle trug in dieser Rede eine Übersetzung von Goethes Gedicht »Symbolum« vor und ersetzte dabei dessen letzte Zeile »Wir heißen euch hoffen« durch die oben genannten Worte. Unter dem Titel Arbeiten und nicht verzweifeln erschien 1902 eine deutschsprachige Auswahl aus den Werken Carlyles.

Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.

2 Thess 3,10

. . . denn ein Arbeiter ist seines Lohnes wert.

Lk 10,7. – 1 Tim 5,18 bezieht sich auf diese Stelle. Dagegen lautet Mt 10,10: »Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert.«

Die Arbeiter im Weinberg

Nach Mt 20,1–16. – Aus dem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg.

Et in Arcadia ego.

(Auch ich war in Arkadien.)

Die Inschrift fand sich zuerst unter einem Totenkopf in einem Gemälde von Bartolommeo Schidone; sie wurde dann auch von Nicolas Poussin benutzt und in der Folge häufig zitiert. So beginnt Friedrich Schillers Gedicht »Resignation« mit den Zeilen »Auch ich war in Arkadien geboren . . .« und Johann Wolfgang Goethe setzte es als Motto seiner Italienischen Reise voran. Ebenso wurde es von Wieland, Herder, E. T. A. Hoffmann, Rückert und Theodor Fontane (im Gedicht »Fester Befehl«) zitiert.

Und du sollst in die Arche bringen von allen Tieren, von allem Fleisch, je ein Paar, Männchen und Weibchen, daß sie leben bleiben mit dir.

1 Mose 6,19

. . . daß Architektur gefrorene Musik sei.

Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung II, Kap. 39. – Dort mit Bezug auf eine Äußerung Goethes zu Eckermann vom 23. März 1829, die Baukunst sei »eine erstarrte Musik«. Diese von G. notierte Wendung stammt allerdings von Friedrich Wilhelm von Schelling, der die Formulierung in seinen 1802/03 in Jena (im handschr. Nachlaß unter II D 1c a, § 107) sowie 1804/05 in Würzburg gehaltenen Vorlesungen über die Philosophie der Kunst gebrauchte.

Im Argen liegen

1 Joh 5,19: »Wir wissen, daß wir von Gott sind, und die ganze Welt liegt im Argen.«

Arm am Beutel, krank am Herzen, / Schleppt ich meine langen Tage.

Johann Wolfgang Goethe: »Der Schatzgräber«

Arm in Arm mit dir, / So fordr ich mein Jahrhundert in die Schranken.

Friedrich Schiller: Don Karlos, Infant von Spanien I,9

Arm in Arm mit dir zum Blutgerüst! Arm in Arm mit dir zur Hölle!

Friedrich Schiller: Kabale und Liebe V,8

Mir fehlt der Arm, wenn mir die Waffe fehlt.

Friedrich Schiller: Wilhelm Tell III,1

Wer arm ist, darf sich was vorlügen – das ist sein Recht. Vielleicht sein einziges Recht.

Ödön von Horváth: Ein Kind unserer Zeit. Darin: Das denkende Tier

Arme Leute schenken gern.

Marie von Ebner-Eschenbach: Aphorismen

Der Arme liegt überall am Boden.

(Pauper ubique iacet.)

Ovid: Fasti 1,218

Ich fühle eine Armee in meiner Faust – Tod oder Freiheit!

Friedrich Schiller: Die Räuber II,3

Kann ich Armeen aus der Erde stampfen? / Wächst mir ein Kornfeld in der flachen Hand?

Friedrich Schiller: Die Jungfrau von Orleans I,3

Die Armen sind die Neger von Europa.

(Les pauvres sont les nègres de l'Europe.)

Nicolas Chamfort: Produits de la Civilisation perfectionnée. Darin: Maximes et Pensées, Caractères et Anecdotes

. . . In den Armen liegen sich beide / Und weinen für Schmerz und Freude.

Friedrich Schiller: »Die Bürgschaft«

Das größte Übel und das schlimmste Verbrechen ist Armut.

(… that the greatest of our evils, and the worst of our crimes is poverty …)

George Bernard Shaw: Major Barbara. Vorwort. Darin der Abschnitt: The Gospel of St. Andrew Undershaft

Denn Armut ist ein großer Glanz aus Innen . . .

Rainer Maria Rilke: Das Stunden-Buch. 3. Buch. »Von der Armut und vom Tode«

. . . die große Armut in der Stadt kommt von der großen Powerteh her!

Fritz Reuter: Ut mine Stromtid III, Kap. 38

In dieser Armut welche Fülle! / In diesem Kerker welche Seligkeit!

Johann Wolfgang Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil. Abend. Ein kleines reinliches Zimmer

Er aber, sag's ihm, er kann mich im Arsch lecken.

Johann Wolfgang Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand III. Jaxthausen. – In der späteren Bühnenfassung von 1804 lautet diese oft nur als »– – –« wiedergegebene, als ›Götz-Zitat‹ aber sprichwörtlich gewordene Stelle: »Er aber, sag's ihm – er kann zum Teufel fahren« (III,9).

Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch.

Joschka (d. i. Joseph Martin) Fischer, 1983–1985 Abgeordneter der Fraktion der »Grünen«, im deutschen Bundestag am 18. Oktober 1984 zu Bundestagsvizepräsident Richard Stücklen, nachdem zuvor Fischers Fraktionskollege Jürgen Reents des Saales verwiesen worden war; für diese Äußerung hat sich Fischer später schriftlich entschuldigt.

L'art pour l'art

(Die Kunst um der Kunst willen)

Diese Wendung gebrauchte Victor Cousin in der 22. seiner im Jahre 1818 an der Pariser Sorbonne gehaltenen Vorlesungen über Philosophie: »Il faut de la religion pour la religion, de la morale pour la morale, de l'art pour l'art.«

Denn arth lesset von der arth nicht / Der Speck wil von der schwarten nicht. / Die Katze lesset jhr mausen nicht.

(Denn Art läßt von der Art nicht / Der Speck will von der Schwarte nicht. / Die Katze läßt das Mausen nicht.)

Georg Rollenhagen: Froschmeuseler. 1. Buch. Das ander Theil, Kap. 25

Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos

Titel eines Films von Alexander Kluge aus dem Jahr 1968

Es ist Arznei, nicht Gift, was ich dir reiche.

Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise I,2. – Ähnlich hatte es vor Lessing schon William Shakespeare in Romeo und Julia