Über das Buch:
Stellen Sie sich vor, Sie stecken knietief im Schlamassel des Alltags und alles läuft schief. Dann stehen Sie vor einer wichtigen Entscheidung. Entweder ist der Tag für Sie gelaufen, oder Sie schütteln alles ab und starten neu. Entscheiden Sie sich dazu, diesem Zitronentag noch eine Chance zu geben! Halten Sie nicht einfach nur durch, sondern gestalten Sie. Und wissen Sie was? Aus 24 guten Stunden wird ein gelungener Tag, aus 7 gelungenen Tagen eine mehr als erträgliche Woche und aus mehr als erträglichen Wochen werden angenehme Monate. Uns den Herausforderungen eines neuen Tages zu stellen und unser Leben aktiv zu gestalten – dazu fordert uns Lucado mit diesem Buch heraus. Mit praktischen Tipps zeigt er, wie wir aus den Zitronen, die das Leben uns gibt, Limonade machen können.

Über den Autoren:
Max Lucado steht als Pastor im Gemeinde- und Rundfunkdienst und arbeitet als Schriftsteller. Er hat drei Töchter, lebt mit seiner Frau in San Antonio/Texas und zählt zu den erfolgreichsten christlichen Autoren der Welt.

6. Hoffnung für Tage voller Hindernisse

Vanderlei de Lima ist nur eine halbe Portion, wie man so sagt. Mit seinen 1,60 m ist er gerade so groß wie ein Fünftklässler. Und mit 54 Kilo müssten ihm die Airlines wegen Untergewichts einen Sonderrabatt einräumen. Aber lassen Sie sich von der äußerlichen Erscheinung de Limas nicht täuschen. Er mag zwar vom Körperbau her unscheinbar, ja beinah bemitleidenswert wirken, aber sein Herz ist dafür umso größer. Das hat er 2004 bewiesen, als er im Olympiastadion von Athen die Bronzemedaille im Marathonlauf entgegennehmen konnte.

Eigentlich hätte er auch Gold erreichen können. Aber ein paar Kilometer vor dem Ziel belästigte ihn ein Zuschauer. Ein geistesgestörter Ire, der bereits im Gefängnis gesessen hatte, weil er beim Pferderennen in England in den Parcours gelaufen war, rempelte de Lima an, sodass der vom Kurs abkam und in die Zuschauermenge geriet. De Lima fing sich trotz der ersten Verwirrung schnell und nahm den Lauf wieder auf. Doch er hatte seinen Rhythmus verloren, was ihn wertvolle Sekunden und die Spitzenposition kostete.

Trotzdem ließ er sich den Spaß an der Sache nicht verderben. Der kleine Brasilianer mit dem großen Herzen freute sich wie ein Kind, als er ins große Stadion einlief, die Arme ausbreitete und wie ein Flugzeug segelnd dem Ziel entgegenstrebte.

Später, als ihm der Lorbeerkranz aufgesetzt wurde, erklärte er mit strahlender Miene und überschwänglicher Freude: „Es ist ein so feierlicher Augenblick. Ein einzigartiger Moment. Und die meisten Sportler erleben ihn nicht.“

Richtig, aber auch nur wenige Sportler werden so dreist aus der Bahn geworfen.

Vanderlei de Lima fand kein böses Wort für die Tat, sondern erklärte: „Der olympische Geist hat wieder einmal gewonnen ... Immerhin ist es mir gelungen, für mich und mein Land eine Medaille zu holen.“

Ich werde weiterverfolgen, was aus diesem jungen Mann noch wird. Und ich habe mich gefragt, wie er wohl zu dieser Lebenseinstellung gekommen ist.

Aber nicht nur beim Marathon warten die Störer am Straßenrand und werfen uns aus der Bahn. Fragen Sie einmal, wie sich Kinder fühlen, die am Grab ihrer Mutter stehen, oder Patienten, die auf eine Chemotherapie warten. Vielleicht ist es auch der Partner, der auszieht, oder der Soldat, der ohne Bein aus dem Krieg heimkehrt. Eltern läuft die Tochter weg, oder ein Hurrikan nimmt alles Hab und Gut. Wie schnell laufen wir weiter nach einer solchen Katastrophe?

Um das Thema noch etwas zu vertiefen, wollen wir uns mit einem anderen Läufer beschäftigen. Blicken wir durchs vergitterte Fenster seines römischen Kerkers. Sehen wir den Gefangenen in Ketten vor uns? Ein gealterter, gebeugter Mann. Es ist Paulus, der Apostel. Er ist ständig angekettet, und die Wächter weichen nicht von seiner Seite. Er stellt sich wahrscheinlich die bange Frage, ob er je wieder auf freien Fuß gesetzt wird.

Auch er ist aus der Bahn geworfen worden. Es begann vor ein paar Jahren in Jerusalem. Obgleich er zwischen den religiösen Gruppen Frieden stiften wollte, klagten ihn die frommen Machthaber der Gotteslästerung an. Fast hätten sie ihn getötet. Aber schließlich legten sie ihn ohne jede Rechtsgrundlage in Ketten. Sie beschmutzten seinen Namen, nahmen ihm alle Rechte und durchkreuzten seine Pläne.

Nur die Tatsache, dass er Bürger Roms war, bewahrte ihn vor der sofortigen Vollstreckung der Todesstrafe. Er berief sich zumindest auf das Recht, in Rom angehört zu werden. Und deshalb brachte man ihn auf ein Schiff, das ihn in die Hauptstadt bringen sollte. Es wurde in der Tat keine Mittelmeerkreuzfahrt. Paulus überlebte zwar einen Sturm und einen Schlangenbiss, trotzdem bedeutete es, dass sie auf einer Insel strandeten und dort mehrere Monate festsaßen. Als sie schließlich in Rom ankamen, wurde sein Prozess von der römischen Bürokratie noch zwei Jahre verschleppt.

Nun, da wir in seine Zelle blicken, sehen wir einen schon oft geschlagenen Mann, der verleumdet worden ist, eine Schiffskatastrophe hinter sich hat und von den Menschen gemieden wird.

Aber es tröstet ihn ja vielleicht der Gedanke an die Gemeinde, die einig hinter ihm steht und für die er so viel getan hat. Von wegen! Die Gemeinde steckt gerade in Schwierigkeiten. Aus seinem Kerker schreibt er an sie: „Zwar verkünden manche nur deswegen die Botschaft von Christus, weil sie neidisch sind und mir eine erfolgreiche Missionsarbeit nicht gönnen ... Die anderen aber reden von Jesus Christus nur aus Eigennutz. Sie meinen es nicht ehrlich und wollen mir noch zusätzlich Kummer bereiten“ (Philipper 1,15+17).

Machthungrige Verkünder haben das Hirtenamt übernommen. Solch ein Verhalten würde man bei den Ungläubigen erwarten, aber christliche Predigt aus Eigennutz? Das sind Probleme, mit denen Paulus sich da auseinandersetzen muss, die normalerweise zu tiefer Verstimmung und Niedergeschlagenheit führen.

Darüber hinaus ist noch völlig ungewiss, was sich Kaiser Nero für ihn ausdenken wird, der viele Glaubensgenossen den Löwen im Kolosseum vorwirft. Kann Paulus sicher sein, dass ihm das Gleiche nicht auch widerfahren wird? Die Wortwahl in seinen Briefen aus dem Gefängnis belegt, dass er sich tatsächlich nicht sicher war. „Sei es durch mein Leben oder durch meinen Tod“ (Philipper 1,20). „Denn Christus ist mein Leben und das Sterben für mich nur Gewinn“ (Philipper 1,21). Paulus ist nicht naiv. Er weiß ganz genau, dass sein Leben davon abhängt, ob der launische Nero nickt oder nicht.

Paulus hat also wirklich gute Gründe, sich Sorgen zu machen.

Vielleicht hat man Ihnen im Leben auch schon oft übel mitgespielt und Sie sind dadurch aus dem Tritt geraten. Und nun sitzen Sie in Ihrem Gefängnis, dessen Wände aus den Ziegeln all Ihrer Schicksalsschläge und Katastrophen gemauert ist. Und die Kette, die Sie fesselt, das ist Ihr Selbstmitleid. „Was ist mir nicht alles angetan worden!“ Eine berechtigte Klage zunächst, durchaus. Was Ihnen an Leid zugefügt wurde, ist eine Tatsache. Aber ob man alles immer wieder in Gedanken durchleben muss, das ist die Frage.

Paulus jedenfalls lässt sich nicht dazu verführen. Statt die Ziegel seiner Schicksalsschläge zu zählen, pflanzt er einen Garten der guten Gedanken in seiner Zelle. Er befasst sich nicht mehr mit der schlechten Behandlung, die er durch Menschen erfahren hat, sondern mit der Treue seines Gottes.

„Meine lieben Brüder und Schwestern! Ihr sollt wissen ...“ Mit diesen Worten leitet Paulus so manchen wichtigen Gedanken in seinen Briefen ein (Römer 1,13; 1. Korinther 11,3; 1. Thessalonicher 5,13). Damit hebt er hervor, was ihm besonders am Herzen liegt. Und im Philipperbrief sollen seine Leser wissen, „dass meine Gefangenschaft die Ausbreitung der rettenden Botschaft nicht hinderte“ (Philipper 1,12).

Haben Sie auch schon erlebt, dass Sie heiser waren und kaum einen Ton herausbekamen und sich trotzdem insgesamt ganz wohl fühlten? Ihre Mitmenschen sind ganz besorgt, aber Sie können gerade noch flüstern: „Ich fühle mich sonst wohl! Es hört sich nur krank an.“

So geht es Paulus. Jeder bemitleidet ihn, weil er so aus der Bahn geworfen zu sein scheint, und dennoch hat er sein Ziel nicht aus den Augen verloren! Warum ist er, obgleich er scheinbar aus der Spur geraten ist, immer noch auf dem richtigen Weg? Weil die Frohe Botschaft immer noch gepredigt wird. Seine Mission ist nicht zum Erliegen gekommen. „Allen meinen Bewachern hier und auch den übrigen Prozessteilnehmern ist inzwischen klar geworden, dass ich nur deswegen eingesperrt bin, weil ich an Christus glaube“ (Philipper 1,13).

Wie lange mochte Paulus gebraucht haben, um all das zu begreifen? Wann hat er verstanden, dass seine Zelle nicht weniger geeignet war zum Predigen als so mancher Marktplatz? Er kam nämlich mit seinen Bewachern, die als Prätorianer Elitesoldaten waren, immer häufiger ins Gespräch.

Und seine Worte trafen bei dem ein oder anderen auf offene Ohren. Lesen Sie aus den Abschiedszeilen im Philipperbrief: „Auch alle anderen Christen hier grüßen euch, besonders die im kaiserlichen Dienst“ (Philipper 4,22).

Der Mann mag wohl in Ketten liegen, aber die Botschaft tut es nicht. Aus dem Gefängnis wird ein Ort der Verkündigung, und das ist ihm gerade recht. Alles ist hinnehmbar, solange die Frohe Botschaft verkündigt wird.

Und auch jedes Motiv wird akzeptiert, solange Christus gepredigt wird. Wir lasen gerade über die Konflikte mit den Predigern in Rom. „Zwar verkünden manche nur deswegen die Botschaft von Christus, weil sie neidisch sind und mir eine erfolgreiche Missionsarbeit nicht gönnen ... Die anderen aber reden von Jesus Christus nur aus Eigennutz. Sie meinen es nicht ehrlich und wollen mir noch zusätzlich Kummer bereiten“ (Philipper 1,15+17).

Wer sind diese Prediger? Es sind die Nörgler und Unruhestifter, die man überall findet. Eigentlich müssten sie Paulus sehr viel Kopfzerbrechen machen, während er im Gefängnis sitzt und nichts tun kann.

Aber dem ist nicht so. Paulus macht sich keine unnötigen Gedanken ihretwegen. Nein, er ist sogar dankbar für sie. „Doch was macht das schon! Wichtig ist allein, dass die rettende Botschaft von Jesus Christus verbreitet wird; mag das nun mit Hintergedanken oder in ehrlicher Absicht geschehen“ (Philipper 1,18).

Es gibt nicht viele Stellen in der Schrift, die derart pointiert zum Ausdruck bringen, welches Ausmaß Vertrauen in Gott annehmen kann. Paulus vertraut seinem Gott ohne Wenn und Aber. Er verlässt sich darauf, dass der Vater im Himmel die Übersicht behält und weiß, was er will. Warum soll er, Paulus, sich also darüber Gedanken machen, ob andere aus unedlen Motiven das Evangelium predigen? Ist Gott nicht immer stärker als diese? Der Schreiber bestimmt, was geschrieben wird, nicht die Feder oder der Griffel.

Und so kann Paulus selbst aus der dunklen und kalten Kerkerzelle Folgendes schreiben: „Darüber freue ich mich, und ich werde mich auch in Zukunft darüber freuen“ (Philipper 1,18).

Ohne Rechtsgrundlage eingekerkert, misshandelt, mit ungewisser Zukunft – und dennoch freut sich dieser Mensch!

Aus der Bahn geworfen und dennoch nicht aus dem Rennen? Wie das? Die Gründe lassen sich in einem Wort zusammenfassen, alle Erklärungen in einem Entschluss verdichten:

Ich vertraue!

Paulus vertraut darauf, dass Gott die Übersicht behält. Er selbst weiß nicht, warum so manches Unglück geschah. Er kennt die Lösung nicht, aber er weiß, wer die Zügel in der Hand hält.

Zu wissen, wer das letzte Wort hat, nimmt die Spannung aus der oft unbeantwortet bleibenden Frage nach dem Wie und Warum. Diese Erfahrung hatte auch ein ungarischer Jude gemacht, dem ich in Jerusalem begegnete. Er war nicht der Typ Mensch, den man so ohne Weiteres anspricht. Er roch übel. Sein aschgrauer Bart reichte ihm bis zur Hüfte, und über sein verfilztes Haar trug er eine alte Strickmütze. Außerdem hatte er bereits einen Großteil seiner Zähne verloren. So manche Gemeinde hätte ihn womöglich vor die Tür gesetzt, anstatt ihn als Begrüßer an die Tür zu stellen. Aber in der Netivyah-Gemeinde nahm man ihn auf. Sie kannten seine Lebensgeschichte, und man erzählte sie gern bei passender Gelegenheit.

Als Hitler sich ganz Osteuropas bemächtigte und dort sein Unwesen trieb, wurde Joseph verhaftet und ins Konzentrationslager verschleppt. Auf dem langen Marsch dorthin sah er plötzlich bei einem toten Juden, der am Straßenrand lag, ein Buch aus dessen Tasche ragen. Schnell griff er unbemerkt zu, versteckte es und bemerkte erst später, dass es ein Neues Testament war. Es gelang ihm, den größten Teil davon zu lesen, bevor es entdeckt und ihm abgenommen wurde.

Nach mehreren Monaten unerträglichen Leides gelang ihm die Flucht, worauf er sich zwei Jahre lang in den Wäldern der Umgebung durchschlug. Eines Tages sorgten Hunger und Kälte dafür, dass sich sein Urteilsvermögen eintrübte, und er klopfte an die Tür eines Bauernhauses, um nach irgendetwas Essbarem zu fragen. Er hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass die SS ausgerechnet dort Quartier bezogen hatte.

Der Nazioffizier, der die Tür öffnete, bemerkte sofort, dass Joseph ein entflohener Häftling war. Der Mann trat vor die Tür und schloss sie hinter sich. „Weißt du, wer ich bin?“, fragte er.

Und Joseph stammelte: „Ich habe einen fürchterlichen Hunger.“

Der Offizier zog seine Pistole und hielt sie Joseph an die Schläfe. „Weißt du, was ich jetzt mit dir machen könnte?“

Joseph nickte und raunte: „Aber ich habe Hunger.“

Es kam Joseph vor wie eine Ewigkeit, bis der Soldat endlich seine Pistole zurück ins Holster stecke. „Hitler ist tausend Kilometer entfernt, und er wird nie erfahren, was ich tue“, sagte der Mann, ging ins Haus und kam mit einem Proviantkorb zurück. Joseph wusste sofort: Es gab da oben im Himmel jemand, der ihn beschützte.

Nach dem Krieg schlug er sich nach Israel durch. Doch die schlimmen Erlebnisse forderten nun ihren Tribut. Seine Seele hatte Schaden genommen. Er litt an Essstörungen, es fiel ihm schwer, längere Gespräche zu führen, und an regelmäßige Arbeit war auch nicht zu denken. So wurde er zum Einzelgänger und Aussteiger. Irgendwann in den sechziger Jahren stieg er als Anhalter in Joe Shulams Auto. Joe war Pastor einer christlichen Gemeinde. Als Joseph ein Neues Testament vorn auf dem Armaturenbrett liegen sah, erinnerte er sich an das Buch, das er damals ins Lager geschmuggelt und das ihn so neugierig gemacht hatte. Nun wollte er alles über diesen Jesus wissen. Er werde nicht aussteigen, so drohte er, bis er die ganze Geschichte gehört habe. Joe tat nichts lieber, als ihm dies zu erzählen. Und nachdem Joseph eine Weile zugehört hatte, wurde ihm klar, dass es Jesus gewesen sein musste, der das Herz des SS-Offiziers angerührt hatte.

So entschloss sich Joseph, Christus nachzufolgen. Joe nahm ihn mit zur Gemeinde, und Joseph ist dort geblieben. So verbrachte er den Rest seines Lebens im Schoß einer christlichen Gemeinde. Er kümmerte sich um neue Gäste und schrieb Briefe an Christen in aller Welt.

Wie Paulus war Joseph ein Gefangener vieler Schicksalsschläge. Aber beiden gelang es, ihren Kerker in einen Ort der Hoffnung zu verwandeln. Es fällt gewiss nicht leicht, in einem Gefängnis Hoffnung zu verbreiten und das Beste aus einem aus der Bahn geratenen Leben zu machen. Aber Gott überzeugt uns durch Biografien wie die von Paulus, Joseph und vielen anderen, dass der Versuch allemal lohnt.

Vor über hundert Jahren erlebte das Städtchen West Stanley in England den schwärzesten Tag seiner Geschichte, als ein Kohlenschacht einstürzte und viele Kumpel eingeschlossen und getötet wurden. Man bat den Bischof von Durham, Dr. Hendley Moule, den Trauernden ein Wort des Trostes zu spenden. Er stand unmittelbar vor dem Schachteingang und sagte zu den Versammelten: „Es fällt uns so unsäglich schwer, zu verstehen, warum Gott solch ein schreckliches Unglück zulassen konnte. Aber wir kennen ihn und vertrauen ihm, und so wissen wir, dass alles, was geschieht, recht ist. Ich habe zu Hause ein altes Lesezeichen, das mir meine Mutter einmal geschenkt hat. Es ist aus bestickter Seide. Wenn ich die Rückseite betrachte, sehe ich nichts als ein Gewirr vieler kleiner Fäden. Es ist nicht zu erkennen, dass sich jemand dabei etwas gedacht hat. Eine miserable Arbeit, könnte man sagen, als habe es jemand geschaffen, der nicht wusste, was er tat. Wenn ich das Lesezeichen aber umdrehe und die Vorderseite betrachte, erkenne ich einen gestickten Schriftzug, und ich lese die Worte: GOTT IST LIEBE.

Wir blicken an diesem heutigen Tag auf die Rückseite des Lebens. Aber eines Tages werden wir alles von der richtigen Seite betrachten, und dann werden wir verstehen.“

Ja, das werden wir! Aber in der Zwischenzeit sollten Sie sich weniger von den wirren Fäden auf der Rückseite Ihres Lebens irritieren lassen und viel mehr an den denken, der auf der noch unsichtbaren Seite ein wunderschönes Bild gestickt hat. Und lernen Sie von Vanderlei de Lima: Lassen Sie sich von den Störenfrieden, die am Rand stehen, nicht aus der Bahn werfen und behalten Sie Ihr Ziel im Auge – die Siegerehrung am Ende des Tages.

Wie aus dem Tag noch etwas werden kann

Wo sind Sie mit Ihren Gedanken, wenn der Tag wieder ein Reinfall zu werden droht? Vom letzten Freitag, den Jesus auf dieser Erde verbrachte, sind uns dreizehn Zitate überliefert. Zehn davon handeln von Gott oder sind direkt an ihn gerichtet. Der Himmel war das Thema, um das Jesu Gedanken kreisten, und worüber er sprach.

Wenn auch Sie wieder einmal in eine Lebensphase voller schwerer Freitage geraten, denken Sie dann auch zuallererst an Gott? Ist der Himmel Ihr großes Thema, um das die meisten Ihrer Gedanken kreisen? Sie überstehen Zeiten der Unsicherheit besser, wenn Sie über Gottes Verlässlichkeit nachdenken. Sie ertragen Ablehnung besser, wenn Sie sich Gottes Annahme vergegenwärtigen. Und wenn die Gesundheit schwächelt oder Probleme drücken, nehmen Sie sich immer wieder eine Auszeit, indem Sie Ihre Gedanken auf Gott lenken. „Richtet eure Gedanken auf Gottes unsichtbare Welt und nicht auf das, was die irdische Welt zu bieten hat“ (Kolosser 3,2).

Folgen Sie dem Vorsatz des Apostels: „Deshalb lassen wir uns von dem, was uns zurzeit so sichtbar bedrängt, nicht ablenken, sondern wir richten unseren Blick auf Gottes neue Welt, auch wenn sie noch unsichtbar ist“ (2. Korinther 4,18). Christus kann aus Tagen voller Niederlagen ein Freudenfest machen.