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Inhalt

Die Bibel

Das Buch von Gottes Zuwendung zu den Menschen

Die Bibel ist das Buch, das die Christen der Welt miteinander verbindet. Für alle christlichen Kirchen ist sie die Grundlage des Glaubens und der Maßstab für das Handeln der Menschen. Denn die Bibel erzählt von Gott: von seiner Zuwendung zu der Welt und den Menschen, davon, wie er sie erschaffen hat, sie durch die Geschichte begleitet und sie zuletzt zu ihrem Ziel führen wird. Die Geschichte von Gott und seiner Schöpfung lässt sich auch als eine Liebesgeschichte verstehen, bei der Gott unbeirrbar an seinem Gegenüber festhält. Das gilt selbst dann, wenn dieses Gegenüber sich immer wieder gegen Gott auflehnt, seine Liebe missachtet und nicht merkt, dass es ohne sie gar nicht leben kann.

Wer sich auf die Botschaft der Bibel einlässt, erfährt, dass durch ihre Worte hindurch Gott selbst zu ihm spricht. Von ihm weiß sich ein Mensch im Leid getröstet, in Angst und Zweifel ermutigt oder gewarnt und ermahnt, wenn das Ziel des Lebens aus dem Blick zu geraten droht. Hier findet er Halt und Sinn für das eigene Leben. So gesehen, ist die Bibel Gottes Wort. Niedergeschrieben wurde dieses Wort von Menschen, die in ihrem Leben selbst Gutes und Befreiendes von Gott erfahren haben. Gottes Wort begegnet in der Bibel in menschlichen Worten.

Eine Bibliothek

Die Bibel ist ein sehr umfangreiches Buch. Das hat seinen Grund darin, dass sie genau genommen aus einer ganzen Anzahl von Büchern besteht. Diese sind in einem Zeitraum von ca. 1000 Jahren entstanden – zwischen 800 v. Chr. und 200 n. Chr. Insgesamt sind es 66 einzelne Schriften. Sie gliedern sich in zwei große Teile: das Alte Testament mit 39 Schriften und das Neue Testament mit 27 Schriften.

Die Bibel ist auch ein Stück Weltliteratur, und ihre einzelnen Schriften gehören verschiedenen Literaturgattungen an. Weite Teile der Bibel sind als Prosatexte geschrieben: Erzählungen, Novellen und Geschichtsdarstellungen. Es gibt aber auch zahlreiche poetische Texte: Gebete, Lieder und die entsprechenden Sammlungen, dazu weisheitliche Sinnsprüche und Lehrreden, die das Wissen ihrer Zeit ebenfalls in poetische Form kleiden. Die dritte große Literaturgattung umfasst die prophetischen Texte mit den besonderen Formen der prophetischen Rede, in der Menschen ihren Zeitgenossen Botschaften von Gott ausrichten.

Altes Testament

Das Alte Testament ist zugleich die Heilige Schrift des Judentums, die in diesem Zusammenhang nach der Sprache, in der sie verfasst ist, »Hebräische Bibel« genannt wird. Dass sie in unserer Bibel vor dem Neuen Testament steht, zeigt auch, dass das Neue Testament auf ihr als Grundlage aufbaut.

Das Alte Testament lässt sich in drei Teile gliedern, die den verschiedenen Literaturgattungen entsprechen: Die erzählenden Bücher handeln von der Geschichte Gottes mit Israel, die sie in den Rahmen der Geschichte Gottes mit der Welt und der Menschheit stellen. Sie werden deshalb auch »geschichtliche Bücher« genannt. Unter ihnen haben die fünf Mosebücher (1. Mose/Genesis bis 5. Mose/Deuteronomium) einen besonderen Platz. Da dort Gesetze einen breiten Raum einnehmen, bezeichnet man sie auch als »Gesetz« (Hebräisch: Tora, das bedeutet »Weisung«). Die sich anschließenden Darstellungen der Geschichte Israels reichen bis ins 5. Jahrhundert v. Chr.

In den poetischen Büchern tritt der Mensch in das Gespräch mit Gott ein: Im Buch Hiob ringt er um das Verstehen von Gottes oft unbegreiflichem Willen. Im Buch der Psalmen sind Gebete zusammengestellt, die aus allen erdenklichen Lebenssituationen heraus an Gott gerichtet werden. Dazu kommen die weisheitlichen Sammlungen der Sprichwörter und des Buchs Kohelet.

Den letzten Teil des Alten Testaments bilden die prophetischen Bücher. Die Propheten sollen in Gottes Auftrag Israel daran erinnern, dass es zu Gott gehört und deshalb zum Gehorsam gegenüber seinen Geboten verpflichtet ist. Oft sehen die Propheten sich zur Kritik an den bestehenden ungerechten Verhältnissen gezwungen. Aber sie tun dies, um die Menschen zur Umkehr zu bewegen, damit Gott ihnen seine Gnade erweisen kann.

Neues Testament

Die Botschaft von der Gnade Gottes steht auch im Zentrum des Neuen Testaments. In Jesus Christus hat Gottes Liebe zu seiner Schöpfung die Gestalt eines Menschen angenommen, der sich selbst nun der Welt und den Menschen in Liebe zuwendet. Mit seinem Kommen beginnt Gott, sein Reich in dieser Welt zu errichten. Der Weg der Liebe, den Jesus geht, führt ihn bis in den Tod – und darüber hinaus: Seine Auferstehung vom Tod ist die Grundlage für die Hoffnung, dass alle, die zu ihm gehören, auferweckt werden und in einer Welt leben dürfen, in der es kein Leid und keinen Schmerz mehr gibt.

Wie das Alte Testament gliedert sich das Neue Testament in drei Teile. Auch hier gibt es wieder geschichtliche Bücher: die vier Evangelien und die Apostelgeschichte. Sie erzählen die Geschichte von Jesus Christus, seinem Tod am Kreuz und seiner Auferstehung sowie von der Entstehung der ersten christlichen Gemeinden in Kleinasien und Europa.

Es folgen 21 Briefe, die teils von Jüngern von Jesus, teils unter ihrem Namen an verschiedene christliche Gemeinden geschrieben wurden. Die größte und wichtigste Gruppe unter ihnen ist die Sammlung von Briefen des Paulus, in denen er die Bedeutung von Jesus, seinem Tod und seiner Auferstehung für die Menschen entfaltet. Daran schließt sich eine Reihe von Briefen an, die an die Kirche insgesamt gerichtet sind und ihr helfen sollen, die Probleme und grundsätzlichen Fragen zu bewältigen, mit denen sie sich auseinandersetzen musste.

Das letzte Buch des Neuen Testaments schaut in die Zukunft: die Offenbarung an Johannes. In einer Zeit, als die Gemeinde sich schweren Bedrohungen und Verfolgung ausgesetzt sah, tröstet sie der Seher Johannes und zeigt ihr das Bild von einem neuen Himmel und einer neuen Erde, wo Gott bei den Menschen wohnen und allem Leid ein Ende bereiten wird.

Auch im Neuen Testament gibt es Lieder und Gebete, darunter so bekannte wie der Lobgesang der Maria, der untrennbar zur Weihnachtszeit gehört, oder das Vaterunser, das Jesus seinen Jüngern gab und das heute von Christen überall auf der Welt gebetet wird. Das Neue Testament enthält jedoch keine eigene Sammlung von poetischen Texten, sondern sie finden sich immer wieder in den erzählenden Schriften und auch in der Offenbarung.

Basis des Lebens

Es kann anstrengend sein, die Bibel zu lesen. Es ist aber auch sehr lohnend. Die Bibel erzählt von Ereignissen, die lange vor unserer Zeit stattgefunden haben. Aber wer sich darauf einlässt, merkt schnell, dass ihre Botschaft auch heute gilt: Auch wir sind von Gott angesprochen, herausgerufen aus unserem Alltag, gefragt, wer wir sind und wie wir das Leben bestehen und gestalten wollen. Die Bibel will dabei ein verlässlicher Begleiter sein, das Fundament, auf dessen Grundlage das Leben gelingt.

Deshalb heißt diese Bibelübersetzung BasisBibel. Sie erschließt die Botschaft der Bibel durch ihre besondere Sprache, die leicht zu lesen und im Schriftbild unmittelbar umgesetzt ist. Es erinnert an ein Gedicht, bei dem jede Zeile eine eigene Sinneinheit bildet und in sich selbst steht. Wenn ein Begriff eine Erklärung braucht, findet sich diese direkt auf dem Rand der Seite. Wer mehr wissen will, kann in der BasisBibel im Internet (www.basisbibel.de) weiterführende Informationen und Lesehilfen bekommen. So ist dieses Buch eine einzige Einladung zum Lesen, zum Sich-Einlassen auf das lebendige Wort Gottes.

Die geschichtlichen Bücher

Einführung

Die geschichtlichen Bücher

Die geschichtlichen Bücher erzählen die Geschichte von Gottes Wirken in der Welt. Die Darstellung beginnt mit einem weiten Horizont: der Erschaffung der Welt (1. Mose/Genesis 1,1–3,24) und den Geschichten vom Anfang der Menschheit (1. Mose/Genesis 4,1–11,32). Sie konzentriert sich jedoch bald auf die Geschichte der Israeliten. Die letzten Ereignisse, die erzählt werden, hängen mit der Rückkehr aus Babylonien zusammen, wo ein Teil der Israeliten in der Verbannung lebte.

Die geschichtlichen Bücher lassen sich in drei Gruppen einteilen. Die erste Gruppe sind die »fünf Bücher Mose« (1. Mose/Genesis bis 5. Mose/Deuteronomium). Sie sind über weite Strecken als Mitteilung Gottes an Mose gestaltet, der lange Zeit als Verfasser dieser Bücher galt. Daher kommt ihre Bezeichnung als »Bücher Mose«. Die zweite Gruppe der geschichtlichen Bücher (Josua bis 2. Könige) erzählt von den Israeliten im Land Kanaan, das ihnen von Gott zugesagt wurde. Sie verwendet das 5. Buch Mose/Deuteronomium als Maßstab für die Bewertung des Verhaltens der Israeliten im Land. Die dritte Gruppe (1. Chronik bis Ester) erzählt ebenfalls vor allem von den Israeliten in ihrem Land. Sie setzt aber einen anderen Schwerpunkt: Hier rückt das Verhältnis einzelner Herrscher zu Gott in den Blick, und die Darstellung reicht geschichtlich weiter als die der zweiten Gruppe.

Die geschichtlichen Bücher sind im Alten Testament zunächst chronologisch angeordnet, nach dem Zeitraum, von dem sie erzählen. Dazu kommt ein zweites, inhaltliches Ordnungsprinzip, das sich aus ihrer »Gattung« ergibt: Die fünf Bücher Mose heißen im Judentum »Tora«. Das bedeutet »Weisung« und meint die schriftliche und mündliche Mitteilung von Gottes Willen. Diese fünf Bücher enthalten grundlegende Inhalte, die in der gesamten Bibel aufgegriffen werden. In ihren Darstellungen wechseln sich Erzählungen mit Gesetzestexten ab. Die Gesetzestexte bieten eine Orientierung, wie Menschen mit Gott in Kontakt treten und auf sein Handeln reagieren können. Sie werden von Gott zuerst den Israeliten gegeben, aber durch die Erzählungen wird auch deutlich, dass sie zur Orientierung für alle Menschen dienen können. Sie lassen sich als »Gebot der Liebe zu Gott« (5. Mose/Deuteronomium 6,4-5) und »Gebot der Liebe zum Nächsten« (3. Mose/Levitikus 19,18; vgl. Markus 12,28-31) zusammenfassen. Es ist Mose, der nach diesen Texten den Willen Gottes an die Israeliten übermittelt. Die Figur des Mose ist innerhalb des Alten Testaments einzigartig. 5. Mose/Deuteronomium 34,10 sagt, dass seine Nähe zu Gott von niemandem übertroffen wird. Selbst die Propheten, die verkünden, was Gott in bestimmten Situationen zu sagen hat, begegnen Gott nicht so direkt wie Mose. Propheten wie Elija und Elischa (beispielsweise 1. Könige 17–18) spielen dann in der Darstellung der zweiten Buchgruppe eine wichtige Rolle. Dort zeigt sich an der Geschichte des Volkes Israel, wie das Leben mit der grundlegenden »Weisung« aus den fünf Büchern Mose, gelingt – oder misslingt. So machen diese Bücher bis heute anschaulich, wie Gott in der Welt wirkt. Das gilt, mit etwas anderen Akzentsetzungen, auch für die dritte Gruppe von Büchern (1. Chronik bis Ester).

Wenn es darin um eine Bewertung der Geschichte geht, wird die Vorstellung von einem »Bund« zwischen Gott und Menschen wichtig. Dieser »Bund« ist am Anfang eine Zusage, ein Versprechen Gottes. Er gibt es Noah (1. Mose/Genesis 9,1-17), Abraham und Sara (1. Mose/Genesis 15) und Jakob (1. Mose/Genesis 32,23-33). Das 5. Buch Mose/Deuteronomium beschreibt den »Bund« dann als eine wechselseitige Verpflichtung zwischen Gott und den Israeliten (5. Mose/Deuteronomium 7,6-10). Von da an gilt: Wenn die Israeliten die Regeln des Bundes befolgen, geht es ihnen gut. Wenn sie davon abweichen, geht es ihnen schlecht. Am Ende bleibt Gott seinem Volk Israel aber selbst dann noch zugewandt, wenn es den Bund immer wieder bricht: Nachdem ihr Königreich, ihre Hauptstadt und der von Salomo gebaute Tempel zerstört worden sind, müssen viele Israeliten zwar in die Verbannung nach Babylonien. Aber nach einiger Zeit dürfen sie in ihre Heimat zurückkehren und neu beginnen.

Den verschiedenen Erzählbögen, die die geschichtlichen Bücher miteinander verbinden, entsprechen unterschiedliche Schwerpunkte. Im Zusammenhang mit diesen Schwerpunkten ändert sich die Bezeichnung für die Israeliten: Durch die Befreiung aus Ägypten (2. Mose/Exodus 7,8–15,21) werden sie zum »Volk Gottes«. Mit der Gründung eines Königreichs (1. Samuel und 2. Samuel) wird die politische Abgrenzung relevant, und die Israeliten erscheinen als »Volk Israel« inmitten ihrer Nachbarn. Dieses Königreich wird geteilt, und die beiden Teile erhalten die Namen »Israel« (Nordreich) und »Juda« (Südreich). Als König Nebukadnezzar II. von Babylonien die Stadt Jerusalem im Südreich Juda und den Tempel zerstört und einen Teil der Bewohner, die nach dem Namen des Landes »Judäer« heißen, in die Verbannung verschleppt, wird ihr religiöser Zusammenhalt wichtiger: Die Menschen, die aus Babylonien nach Jerusalem zurückkehren, sind von nun an die Glaubensgemeinschaft der »Juden«. Aus dieser Gemeinschaft kommen im Neuen Testament dann auch Jesus Christus und die ersten Menschen, die an ihn glauben.

Das erste Buch Mose/Genesis

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50

Inhaltsübersicht

Von der Erschaffung der Welt und der Menschen 1. Mose/Genesis 1,1–3,24

Jenseits vom Garten Eden 1. Mose/Genesis 4,1–6,4

Noah und die Sintflut 1. Mose/Genesis 6,5–9,29

Die Völker in der Welt 1. Mose/Genesis 10,1–11,32

Abraham zieht in das Land Kanaan 1. Mose/Genesis 12,1–14,24

Gottes Bund und Verheißung 1. Mose/Genesis 15,1–18,15

Die Rettung Lots, Abraham und Sara in Gerar 1. Mose/Genesis 18,16–20,18

Isaak und Ismael, Kauf einer Grabstätte für Sara 1. Mose/Genesis 21,1–23,20

Isaaks Hochzeit und Abrahams Tod 1. Mose/Genesis 24,1–25,34

Isaak im Land der Philister 1. Mose/Genesis 26,1-35

Jakob erschleicht sich den Segen seines Vaters 1. Mose/Genesis 27,1-46

Jakob auf der Flucht 1. Mose/Genesis 28,1-22

Jakob bei seinem Onkel Laban 1. Mose/Genesis 29,1–31,54

Jakob versöhnt sich mit Esau 1. Mose/Genesis 32,1–33,20

Jakobs Tochter wird vergewaltigt 1. Mose/Genesis 34,1-31

Jakob kehrt zu seinem Vater zurück 1. Mose/Genesis 35,1-29

Esaus Familie und Nachkommen 1. Mose/Genesis 36,1-43

Josefs Träume und die Folgen 1. Mose/Genesis 37,1-36

Die Familiengeschichte von Juda 1. Mose/Genesis 38,1-30

Vom Gefangenen zum königlichen Beamten 1. Mose/Genesis 39,1–41,57

Josefs Brüder kommen nach Ägypten 1. Mose/Genesis 42,1–47,26

Jakobs letzter Wille und sein Tod 1. Mose/Genesis 47,27–50,26

Einleitung

In der griechischen und lateinischen Übersetzung der Bibel trägt das 1. Buch Mose den Namen »Genesis«. Das Wort bedeutet »Ursprung« oder »Entstehung«. Die ersten Worte des Buches, zugleich die ersten Worte der Bibel, sind Programm: »am Anfang« (1,1). Denn das 1. Buch Mose/Genesis erzählt von zwei Anfängen: von der Entstehung der ganzen Welt als Schöpfung Gottes und von der Herkunft des Volkes Israel.

Das 1. Buch Mose/Genesis gliedert sich nach seinen großen Themen. In den Kapiteln 1–11 ist von der Schöpfung und der »Urgeschichte« der Menschheit die Rede. Ab Kapitel 12 geht es um die Vorfahren der Israeliten: Kapitel 12–26 erzählen die Geschichte von Abraham, Sara und ihren Kindern. Kapitel 27–36 handeln von Jakob, der dann den Namen »Israel« erhält (32,23-33), und die Kapitel 37–50 erzählen die Geschichte von Jakobs Söhnen: Josef und seinen Brüdern.

Die Erzählungen von der Schöpfung beschreiben die Anfänge der Welt und der Menschheit. Sie vermitteln ein grundlegendes Bekenntnis des Glaubens: Die ganze Welt, so wie sie ist, ist Gottes Werk. Gott hat die Welt in einer bestimmten Ordnung geschaffen, und ohne diese Ordnung ist kein Leben möglich. Besonders deutlich wird das in der ersten Schöpfungserzählung (1,1–2,4). Gott schafft durch sein Wort die Ordnung von Zeit (Tag und Nacht) und Raum (Land und Meer). Entsprechend sind auch die vielen Namenslisten zu verstehen, die neben den Erzählungen im 1. Buch Mose/Genesis enthalten sind (beispielsweise 1. Mose/Genesis 10): Die Listen gliedern und ordnen die Geschichte der Menschen und führen sie so auf Gott zurück. Schon in der zweiten Schöpfungserzählung (2,4–3,24) zeigt sich aber auch ein anderer Gesichtspunkt: eine grundlegende Spannung zwischen der von Gott geschaffenen Ordnung und der Freiheit des Menschen, diese Ordnung zu missachten. Die übrigen Geschichten im ersten Teil des Buches erzählen vom Leben in dieser Spannung und davon, dass Gott den Menschen trotzdem beisteht. Gott gibt den Menschen selbst dann nicht auf, wenn er seine Ordnung verlässt. Die Geschichte von Noah und der Sintflut (6,5–9,29) enthält Gottes Versprechen: »Nie wieder will ich alles Lebendige so schwer bestrafen« (1. Mose/Genesis 8,21).

»Versprechen« (oder Verheißung) ist dann das große Thema der Erzeltern-Geschichten. »Erzeltern« werden die Vorfahren der Israeliten genannt. Verschiedene Erzählungen von den Anfängen des Volkes Israel sind darin zu einer »Familiengeschichte« zusammengestellt. Ihnen gemeinsam ist die Erfahrung, dass Gott Zusagen macht und diese erfüllt. Abraham und Sara erhalten von Gott das Versprechen, Vorfahren eines großen Volkes zu werden, das ein eigenes Land besitzt. Wegen dieses Versprechens verlassen sie ihre Heimat (12,1-9). Gott weitet das Versprechen zu einem Bund aus: Er verpflichtet sich selbst dazu, den Nachkommen von Abraham und Sara Sicherheit zu verschaffen (15). Abraham und Sara müssen nichts dafür tun, außer den Zusagen Gottes zu vertrauen. In den Geschichten um Jakob, den Enkel von Abraham, kommt der Gedanke hinzu, dass Gottes Schutz und Beistand, sein »Segen«, als materieller Wohlstand, Gesundheit und Fruchtbarkeit sichtbar werden. Jakob fordert diesen »Segen« aktiv ein und erhält auch deswegen den neuen Namen »Israel« (32,23-33). Schließlich wird Jakob oder »Israel« Vater von zwölf Söhnen, die als »Stammväter« des Volkes Israel gelten (35,21-26), das sich als Verband aus zwölf Stämmen versteht.

Der Gegensatz zwischen menschlichen Plänen und göttlichem Willen bestimmt wiederum die Geschichte von Josef, einem von Jakobs Söhnen. Seine Geschichte beginnt mit dem Neid seiner Brüder (37,12-36), der dazu führt, dass Jakob und seine Familie nach Ägypten gelangen (46). Dort wird die Erzählung des 2. Buch Mose/Exodus ihren Anfang nehmen. Josef rettet seine Familie durch seine Klugheit vor einer Hungersnot (41,47-57). Das 1. Buch Mose/Genesis endet mit der Einsicht, dass Gott das Geschehen nach seinem Willen zum Guten führt: »Ihr hattet Böses für mich geplant. Aber Gott hat es zum Guten gewendet«, sagt Josef am Schluss des Buches zu seinen Brüdern (50,20).

Wann und wie genau das Buch entstanden ist, lässt sich nicht feststellen. Sicher scheint nur, dass der Text nicht am Stück geschrieben, sondern aus verschiedenen Geschichten und Beiträgen zu einer Erzählfolge zusammengestellt wurde. An einigen Stellen ist das noch gut erkennbar: Die Schöpfung durch Gott wird zwei Mal erzählt (1,1–2,4 und 2,4–3,24), ebenso der Bundesschluss zwischen Gott und Abraham (15 und 17).

Die Themen des 1. Buch Mose/Genesis sind so grundlegend, dass sie immer wieder aufgegriffen und verarbeitet wurden, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Bibel. Die Versprechen (oder Verheißungen), die Gott Abraham, Sara und später ihren Nachkommen gibt, werden im Verlauf der Erzählungen der geschichtlichen Bücher schrittweise eingelöst: Die Israeliten als »Nachkommen« Abrahams und Jakobs werden ein großes Volk (2. Mose/Exodus) und erobern ein Land, in dem sie leben können (Josua). Im Neuen Testament sieht Paulus in Abraham ein Vorbild im Glauben (Römer 4).

1. Mose/Genesis 1

Die Urgeschichte

1. Mose/Genesis 1,1–11,32

Von der Erschaffung der Welt und der Menschen

1. Mose/Genesis 1,1–3,24

Die Erschaffung der Welt

1 Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde.
2 Die Erde war wüst und leer,
und Finsternis lag über dem Urmeer.
Über dem Wasser schwebte Gottes Geist.
3 Gott sprach: »Es soll Licht werden!«
Und es wurde Licht.
4 Gott sah, dass das Licht gut war,
und Gott trennte das Licht von der Finsternis.
5 Er nannte das Licht »Tag« und die Finsternis »Nacht«.
Es wurde Abend und wieder Morgen – der erste Tag.

6 Gott sprach:
»Ein Dach soll sich wölben mitten im Urmeer!
Es soll das Wasser darunter
von dem Wasser darüber trennen.«
Und so geschah es.
7 Gott machte das Dach
und trennte das Wasser unter dem Dach
von dem Wasser über dem Dach.
8 Gott nannte das Dach »Himmel«.
Es wurde Abend und wieder Morgen – der zweite Tag.

9 Gott sprach:
»Das Wasser unter dem Himmel
soll sich an einem Ort sammeln,
damit das Land sichtbar wird!«
Und so geschah es.
10 Gott nannte das Land »Erde«
und das gesammelte Wasser »Meer«.
Und Gott sah, dass es gut war.

11 Gott sprach:
»Die Erde soll frisches Grün sprießen lassen
und Pflanzen, die Samen tragen!
Sie soll auch Bäume hervorbringen
mit eigenen Früchten und Samen darin!«
Und so geschah es.
12 Die Erde brachte frisches Grün hervor
und Pflanzen, die Samen tragen.
Sie ließ auch Bäume wachsen
mit eigenen Früchten und Samen darin.
Und Gott sah, dass es gut war.
13 Es wurde Abend und wieder Morgen – der dritte Tag.

14 Gott sprach:
»Lichter sollen am Himmelsdach entstehen,
um Tag und Nacht voneinander zu trennen!
Sie sollen als Zeichen dienen,
um die Feste, die Tage und Jahre zu bestimmen.
15 Als Leuchten sollen sie am Himmelsdach stehen
und der Erde Licht geben.«
Und so geschah es.
16 Gott machte zwei große Lichter.
Das größere Licht sollte den Tag beherrschen
und das kleinere die Nacht.
Dazu kamen noch die Sterne.
17 Gott setzte sie an das Himmelsdach,
um der Erde Licht zu geben.
18 Sie sollten am Tag und in der Nacht herrschen
und das Licht von der Finsternis trennen.
Und Gott sah, dass es gut war.
19 Es wurde Abend und wieder Morgen – der vierte Tag.

20 Gott sprach:
»Das Wasser soll von Lebewesen wimmeln,
und Vögel sollen fliegen über der Erde und am Himmel!«
21 Gott schuf die großen Seeungeheuer
und alle Arten von Lebewesen,
von denen das Wasser wimmelt.
Er schuf auch alle Arten von Vögeln.
Und Gott sah, dass es gut war.
22 Gott segnete sie und sprach:
»Seid fruchtbar, vermehrt euch
und füllt das ganze Meer!
Auch die Vögel sollen sich vermehren auf der Erde!«
23 Es wurde Abend und wieder Morgen – der fünfte Tag.

24 Gott sprach:
»Die Erde soll Lebewesen aller Art hervorbringen:
Vieh, Kriechtiere und wilde Tiere!«
Und so geschah es.
25 Gott machte die wilden Tiere und das Vieh
und alle Kriechtiere auf dem Boden.
Er machte sie alle nach ihrer eigenen Art.
Und Gott sah, dass es gut war.

26 Gott sprach:
»Lasst uns Menschen machen – unser Ebenbild,
uns gleich sollen sie sein!
Sie sollen herrschen über die Fische im Meer
und die Vögel am Himmel,
über das Vieh und die ganze Erde,
und über alle Kriechtiere auf dem Boden.«
27 Gott schuf den Menschen nach seinem Bild.
Als Gottes Ebenbild schuf er ihn,
als Mann und Frau schuf er sie.
28 Gott segnete sie und sprach zu ihnen:
»Seid fruchtbar und vermehrt euch!
Bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz!
Herrscht über die Fische im Meer
und die Vögel am Himmel
und über alle Tiere, die auf dem Boden kriechen!«

29 Gott sprach:
»Als Nahrung gebe ich euch alle Pflanzen auf der Erde,
die Samen hervorbringen –
dazu alle Bäume mit Früchten und Samen darin.
30 Die grünen Pflanzen sollen Futter für die Tiere sein:
für die Tiere auf der Erde, die Vögel am Himmel
und alle Kriechtiere auf dem Boden.«
Und so geschah es.
31 Gott sah alles an, was er gemacht hatte:
Es war sehr gut.
Es wurde Abend und wieder Morgen – der sechste Tag.
1. Mose/Genesis 2
1 So wurden Himmel und Erde vollendet
mit allem, was darin ist.
2 Am siebten Tag vollendete Gott sein Werk,
das er gemacht hatte.
An diesem Tag ruhte er aus von all seiner Arbeit,
die er getan hatte.
3 Gott segnete den siebten Tag
und erklärte ihn zu einem heiligen Tag.
Denn an diesem Tag ruhte Gott aus
von all seinen Werken,
die er geschaffen und gemacht hatte.
4 Das ist die Entstehungsgeschichte
von Himmel und Erde:
So wurden sie geschaffen.

Die Menschen im Paradies

Zu der Zeit, als Gott der HERR Erde und Himmel machte,
5 wuchs noch nichts auf der Erde.
Es gab keine Sträucher auf dem Feld
und auch sonst keine Pflanzen.
Denn Gott der HERR hatte noch keinen Regen
auf die Erde fallen lassen.
Es gab auch keinen Menschen,
der den Erdboden bearbeitete.
6 Wasser stieg aus der Erde auf
und tränkte den ganzen Erdboden.
7 Da formte Gott der HERR
den Menschen aus Staub vom Erdboden.
Er blies ihm den Lebensatem in die Nase,
und so wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.

8 Dann legte Gott der HERR einen Garten an –
im Osten, in der Landschaft Eden.
Dorthin brachte er den Menschen,
den er geformt hatte.
9 Gott der HERR ließ aus dem Erdboden
alle Arten von Bäumen emporwachsen.
Sie sahen verlockend aus,
und ihre Früchte schmeckten gut.
In der Mitte des Gartens aber
wuchsen zwei besondere Bäume:
der Baum des Lebens
und der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.

10 In Eden entspringt ein Strom,
der den Garten bewässert.
Von dort teilt er sich in vier Flüsse:
11 Der erste heißt Pischon.
Er fließt um das ganze Land Hawila herum,
wo es Gold gibt.
12 Das Gold dieses Landes ist besonders rein.
Dort gibt es auch kostbares Harz
und den Edelstein Karneol.
13 Der zweite Strom heißt Gihon.
Er fließt um das ganze Land Kusch herum.
14 Der dritte Strom heißt Tigris.
Er fließt östlich von Assur.
Der vierte Strom ist der Eufrat.

15 Gott der HERR nahm den Menschen
und brachte ihn in den Garten Eden.
Er sollte ihn bearbeiten und bewahren.
16 Und Gott der HERR gebot dem Menschen:
»Von jedem Baum im Garten darfst du essen.
17 Aber vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse
darfst du nicht essen.
Sobald du davon isst, wirst du sterben.«

18 Gott der HERR sprach:
»Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist.
Ich will ihm eine Hilfe machen –
ein Gegenüber, das ihm entspricht.«
19 Gott der HERR formte aus dem Erdboden
alle Tiere auf dem Feld und alle Vögel am Himmel.
Dann brachte er sie zu dem Menschen,
um zu sehen, wie er sie nennen würde.
Jedes Lebewesen sollte so heißen,
wie der Mensch es nannte.
20 Also gab der Mensch ihnen Namen:
allem Vieh, den Vögeln am Himmel
und allen Tieren auf dem Feld.
Aber es war keine Hilfe für den Menschen dabei –
kein Gegenüber, das ihm entsprach.

21 Da versetzte Gott der HERR
den Menschen in einen tiefen Schlaf.
Er nahm eine von seinen Rippen
und verschloss die Stelle mit Fleisch.
22 Aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte,
bildete Gott der HERR eine Frau.
Die brachte er zum Menschen.
23 Da sagte der Mensch:
»Sie ist es! Sie ist von meinem Fleisch und Blut.
›Frau‹ soll sie heißen und ich ›Mann‹.
Von mir ist sie genommen, wir gehören zusammen.«
24 Darum verlässt ein Mann seinen Vater und seine Mutter
und verbindet sich mit seiner Frau.
Sie sind dann eins mit Leib und Seele.
25 Der Mann und seine Frau waren beide nackt,
doch sie schämten sich nicht voreinander.
1. Mose/Genesis 3

Die Verbannung aus dem Paradies

1 Die Schlange war schlauer
als alle anderen Tiere des Feldes,
die Gott der HERR gemacht hatte.
Sie sagte zu der Frau:
»Hat Gott wirklich gesagt,
dass ihr von keinem der Bäume im Garten essen dürft?«
2 Die Frau erwiderte der Schlange:
»Von den Früchten der Bäume im Garten
dürfen wir essen.
3 Nur die Früchte von dem Baum,
der in der Mitte des Gartens steht,
hat Gott uns verboten.
Er hat gesagt:
›Esst nicht davon,
berührt sie nicht einmal,
sonst müsst ihr sterben!‹«
4 Die Schlange entgegnete der Frau:
»Ihr werdet ganz bestimmt nicht sterben.
5 Denn Gott weiß:
Sobald ihr davon esst,
gehen euch die Augen auf.
Ihr werdet wie Gott sein
und wissen, was Gut und Böse ist.«
6 Da sah die Frau, dass dieser Baum zum Essen einlud.
Er war eine Augenweide und verlockend,
weil er Klugheit versprach.
Sie nahm eine Frucht und biss hinein.
Dann gab sie ihrem Mann davon, und auch er aß.
7 Da gingen den beiden die Augen auf,
und sie erkannten, dass sie nackt waren.
Sie banden Feigenblätter zusammen
und machten sich Lendenschurze.

8 Als am Abend ein kühler Wind blies,
ging Gott der HERR im Garten umher.
Der Mann und seine Frau hörten ihn kommen.
Da versteckten sie sich vor Gott dem HERRN
zwischen den Bäumen im Garten.
9 Gott der HERR rief den Menschen
und fragte: »Wo bist du?«
10 Der Mensch antwortete:
»Ich habe dich im Garten gehört und Angst bekommen.
Ich habe mich versteckt, weil ich nackt bin.«
11 Gott fragte:
»Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist?
Hast du von dem verbotenen Baum gegessen?«
12 Der Mensch entgegnete:
»Die Frau, die du mir zur Seite gestellt hast,
hat mir davon gegeben, und ich habe gegessen.«
13 Da fragte Gott der HERR die Frau:
»Was hast du getan?«
Die Frau erwiderte:
»Die Schlange hat mich dazu verführt,
und ich habe gegessen.«

14 Da sagte Gott der HERR zur Schlange:
»Weil du das getan hast, sollst du verflucht sein –
unter allem Vieh und allen Tieren auf dem Feld!
Auf dem Bauch wirst du kriechen
und Staub fressen dein Leben lang.
15 Ich stifte Feindschaft zwischen dir und der Frau,
zwischen ihrem und deinem Nachwuchs.
Er wird dir den Kopf zertreten,
und du wirst ihn in die Ferse beißen.«

16 Zur Frau sagte er:
»Jedes Mal, wenn du schwanger bist,
wirst du große Mühen haben.
Unter Schmerzen wirst du Kinder zur Welt bringen.
Es wird dich zu deinem Mann hinziehen,
aber er wird über dich bestimmen.«
17 Und zum Mann sagte er:
»Du hast auf deine Frau gehört
und von dem Baum gegessen.
Ich hatte dir aber verboten, davon zu essen.
Daher soll der Erdboden deinetwegen verflucht sein!
Dein Leben lang musst du dich abmühen,
um dich von ihm zu ernähren.
18 Dornen und Disteln wird er hervorbringen,
du musst aber von den Pflanzen des Feldes leben.
19 Im Schweiße deines Angesichts wirst du Brot essen,
bis du zum Erdboden zurückkehrst.
Denn aus ihm bist du gemacht:
Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück.«

20 Der Mensch, Adam, gab seiner Frau den Namen Eva,
das heißt: Leben.
Denn sie wurde die Mutter aller Lebenden.
21 Gott der HERR machte für Adam und seine Frau
Kleider aus Fellen.
Die zog er ihnen an.
22 Dann sprach Gott der HERR:
»Nun ist der Mensch wie einer von uns geworden
und weiß, was gut und böse ist.
Er soll seine Hand nicht ausstrecken
und auch noch Früchte vom Baum des Lebens pflücken.
Er darf sie nicht essen, sonst lebt er für immer.«
23 Da schickte Gott der HERR ihn aus dem Garten Eden weg.
Er musste von nun an den Ackerboden bearbeiten,
aus dem er gemacht war.
24 Gott jagte den Menschen fort.
Östlich des Gartens Eden
stellte er Kerubim und das lodernde Flammenschwert auf.
Die sollten den Zugang zum Baum des Lebens bewachen.
1. Mose/Genesis 4

Jenseits vom Garten Eden

1. Mose/Genesis 4,1–6,4

Kain erschlägt Abel

1 Adam schlief mit seiner Frau Eva.
Sie wurde schwanger und brachte Kain zur Welt.
Da sagte sie:
»Mithilfe des HERRN habe ich einen Sohn bekommen.«
2 Danach brachte sie seinen Bruder Abel zur Welt.
Abel wurde Hirte und Kain wurde Ackerbauer.

3 Eines Tages brachte Kain dem HERRN
von dem Ertrag seines Feldes eine Opfergabe dar.
4 Auch Abel brachte ein Opfer dar:
die erstgeborenen Tiere seiner Herde und ihr Fett.
Der HERR schaute wohlwollend auf Abel und sein Opfer.
5 Doch Kain und sein Opfer
schaute er nicht wohlwollend an.
Da packte Kain der Zorn,
und er blickte finster zu Boden.
6 Der HERR fragte Kain:
»Warum bist du so zornig,
und warum blickst du zu Boden?
7 Ist es nicht so:
Wenn du Gutes planst,
kannst du den Blick frei erheben.
Hast du jedoch nichts Gutes im Sinn,
dann lauert die Sünde an der Tür.
Sie lockt dich, aber du darfst ihr nicht nachgeben!«

8 Kain sagte zu seinem Bruder Abel:
»Lass uns aufs Feld gehen!«
Als sie auf dem Feld waren,
fiel Kain über seinen Bruder Abel her und erschlug ihn.
9 Da sagte der HERR zu Kain:
»Wo ist dein Bruder Abel?«
Kain antwortete: »Das weiß ich nicht.
Bin ich dazu da, auf meinen Bruder achtzugeben?«
10 Der HERR entgegnete ihm:
»Was hast du getan?
Das Blut deines Bruders schreit vom Ackerboden zu mir.
11 Verflucht sollst du sein,
verbannt vom Ackerboden,
den deine Hand mit seinem Blut getränkt hat!
12 Wenn du ihn bearbeitest,
wird er dir künftig keinen Ertrag mehr bringen.
Du wirst ein heimatloser Flüchtling sein
und von Ort zu Ort ziehen.«
13 Kain erwiderte dem HERRN:
»Die Strafe ist zu schwer für mich.
14 Du verjagst mich jetzt vom Ackerland
und verbannst mich aus deiner Gegenwart.
Als heimatloser Flüchtling
muss ich von Ort zu Ort ziehen.
Jeder, dem ich begegne, kann mich erschlagen.«
15 Der HERR antwortete: »Das soll nicht geschehen!
Wer Kain tötet,
an dem soll es siebenfach gerächt werden.«
Der HERR machte ein Zeichen an Kain.
Niemand, der ihm begegnete, durfte ihn töten.
16 Kain zog fort, weg vom HERRN,
und ließ sich im Land Nod nieder.
Das liegt östlich des Gartens Eden.

Kains Nachkommen

17 Kain schlief mit seiner Frau.
Sie wurde schwanger und brachte Henoch zur Welt.
Danach gründete Kain eine Stadt
und nannte sie nach seinem Sohn ebenfalls Henoch.
18 Henoch bekam einen Sohn: Irad.
Irad war der Vater von Mehujael.
Mehujael war der Vater von Metuschael
und Metuschael der Vater von Lamech.
19 Lamech heiratete zwei Frauen.
Die eine hieß Ada und die andere Zilla.
20 Ada brachte Jabal zur Welt.
Jabal war der Stammvater der Menschen,
die in Zelten leben und Vieh züchten.
21 Sein Bruder hieß Jubal.
Er war der Stammvater
aller Harfen- und Flötenspieler.
22 Zilla brachte Tubal-Kain zur Welt.
Tubal-Kain war Schmied.
Er stellte alle Arten von Bronze- und Eisengeräten her.
Seine Schwester hieß Naama.
23 Lamech sagte zu seinen Frauen:

»Ada und Zilla, hört mir gut zu!

Ihr Frauen Lamechs, merkt euch meine Worte!

Ich erschlage den Mann, der mich verwundet.

Ich erschlage das Kind, das mich schlägt.

24 Wird Kain siebenmal gerächt,

soll Lamech siebenundsiebzigmal gerächt werden.«

Adam und Eva bekommen noch einen Sohn

25 Adam schlief wieder mit seiner Frau,
und Eva bekam noch einen Sohn.
Sie nannte ihn Set, das heißt: Ersatz.
Denn sie sagte:
»Gott hat mir einen anderen Sohn geschenkt.
Denn Abel ist ja von Kain erschlagen worden.«
26 Auch Set bekam einen Sohn und nannte ihn Enosch.
Damals begann man,
den HERRN bei seinem Namen anzurufen.