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Zucchini statt Kakao

Eine köstliche Geschichte

Torben Schott

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Impressum:

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Cover gestaltet von Heike Georgi

I

ISBN: 978-3-86196-921-1 (Taschenbuch-Originalausgabe 2010)

ISBN: 978-3-96074-148-0 - epub-eBook

Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM: www.literaturredaktion.de

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Inhalt

1. Tag

2. Tag

3. Tag

4. Tag

5. Tag

6. Tag

7. Tag

Der Autor

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1. Tag

Ich will Schokolade haben!“, schrie meine kleine Schwester Maja am Donnerstagmorgen.

„Schokolade ist sehr ungesund“, belehrte sie Papa.

„Da ist sehr viel Fett drin.“

Mama warf Papa einen genervten Blick zu.

„Ich kaufe dir nachher einen Schokoriegel“, sagte sie zu Maja.

„Dann will ich aber auch einen!“, mischte ich mich ein. Gerechtigkeit muss schließlich sein!

„Monika, warum bestellst du nicht gleich einen ganzen Laster voll Schokoriegel?“, fragte Papa Mama und stand auf.

„Dann krieg ich aber am meisten!“, rief Maja sofort.

„Ich bin nämlich erst vier und Chrissi ist schon elf und ich muss ja noch wachsen!“

Auch wenn meine kleine Schwester oft ziemlich nervig ist, meistens hat sie recht. Ich, Chrissi, bin wirklich elf. Eigentlich heiße ich ja Christian, aber mich nennen alle nur Chrissi. Außer Oma.

Die regt sich immer maßlos über meinen Spitznamen auf und nennt mich nur Christian. Daran bin ich schon gewöhnt, denn wir besuchen Oma ziemlich oft im Altersheim.

Vorausgesetzt Papa ist da.

Papa ist Professor an der Universität und hat immer ziemlich viel zu tun. Neulich stand er sogar in der Zeitung, weil er und seine Kollegen ein hochwissenschaftliches Phänomen entdeckt haben. Ich weiß nicht genau was, aber das interessiert mich auch gar nicht.

Mama ist den ganzen Tag zu Hause. Sie schmeißt bei uns den Haushalt. Und das macht sie richtig gut! Nur mit dem Essenkochen klappt es nicht immer so ganz – oft geht irgendetwas schief und wir müssen dann zum Beispiel verkokelten Nudelauflauf essen.

„Ich muss dann mal los“, sagte ich.

„Dann tschüss, viel Spaß!“, erwiderte Mama und wandte sich Papa zu. „Du musst doch auch, oder?“ Papa setzte sich wieder hin.

„Nein, Monika, ich habe mir eine Woche Urlaub genommen!“ Er lachte und strahlte übers ganze Gesicht.

Mama war weniger begeistert, denn wenn Papa Urlaub hat, zerstört er immer ihre gesamte Planung.

Ich stürmte raus.

Na toll! Mama und Papa konnten sich zu Hause vergnügen, Maja freute sich auf den Kindergarten, nur ich musste mal wieder riesige Zahlen addieren oder mir langweilige Lehrervorträge anhören, über irgendwelche Sachen, die man auf dem Schulhof nicht machen durfte.

In der ersten großen Pause stand ich etwas verlassen am Zaun herum und wartete darauf, welches Thema wohl heute „in“ sein würde. So ein bestimmtes Thema gab es immer.

Vorgestern unterhielten sich alle über die Fernsehserie Ein Messer im Darm. Da war nämlich einer ermordet worden, doch den Täter würden sie erst in der nächsten Folge finden. Gestern gab Konrad damit an, dass unter seinem Bett angeblich eine Ratte hauste, die sich nachher doch nur als Mistkäfer entpuppte ...

Und heute? Über was würden heute alle diskutieren? Nach ein bisschen Getuschel stand das Thema fest: Essen. Das nahmen alle zum Anlass, wild ihr Frühstück umzutauschen: Frederike und Tatjana tauschten zwei völlig gleiche Äpfel, Michael tauschte mit Jannika Gummibärchen gegen Überraschungsei, Timo tauschte mit Kai Erdbeermarmeladenbrot gegen Himbeermarmeladenbrot. Fast alle tauschten irgendwas mit irgendwem.

Mit mir wollte anscheinend niemand tauschen, darüber war ich sehr froh, ich hatte nämlich ein leckeres Schokobrötchen dabei. Unauffällig verzog ich mich in eine Schulhofecke.

Doch ich hatte mich zu früh gefreut: Nico entdeckte mich und kam angelaufen. Nico ist ein Schleimer, Angeber, Lügner ... alles zu gleich.

Er hat mit mir nichts zu tun, ich hab mit ihm nichts zu tun – und das ist auch gut so! Und es war auch nicht ich, für den Nico sich interessierte, sondern mein Schokobrötchen.

„Woll’n wo’ tauschen?“, fragte er, lässig wie immer, und hielt mir eine Tafel Schokolade hin.

Ich guckte erst Nico, dann dessen Tafel Schokolade und mein Schokobrötchen prüfend an, bevor ich „Ja, okay“, sagte. Ich gab ihm das Schokobrötchen und biss herzhaft in Schokolade.

Sie schmeckte köstlich und ich verschlang sie schnell. Ich ahnte ja noch nicht, dass es vorerst die letzte Schokolade sein würde, die ich aß.

Nach der Schule rannte ich schnell nach Hause. Donnerstags macht Mama nämlich immer das beste Essen der ganzen Woche, also für ihre Verhältnisse. Deshalb war ich schon gespannt, ob es heute mal wieder Pommes gab. Mit Ketchup und Würstchen. Ich stürmte die vier Treppen hoch und schloss auf.

Mama stand am Herd und rührte angewidert in einer dunkelgrünen Brühe. Papa deckte gerade den Tisch und Maja saß – wie jeden Mittag – schon auf ihrem Platz und schrie immer wieder: „Hab’ Hunger! Hab Hunger! Ich hab Huuuunger!“

„Was ist das?“, fragte ich misstrauisch und guckte in den Topf, in dem es gefährlich blubberte.

„Dein Vater hatte die reizende Idee, Gemüsesuppe zu kochen“, sagte Mama patzig.

„Tja, Kinder, man muss Ideen haben“, flötete Papa.

„In Gemüsesuppe sind viele wichtige Vitamine und außerdem auch ...“

„Wissen wir doch“, unterbrach ihn Mama und verdrehte die Augen. Ich stellte meinen Ranzen hin.

„Wann können wir denn essen?“, fragte ich.

„Kann noch dauern“, sagte Mama scharf. „Und in der Zwischenzeit möchte Papa euch noch eine seiner reizenden Ideen mitteilen.“

Sie guckte grimmig auf Papa und rührte wild in der Gemüsesuppe herum. Oh je!

Der Tod kommt immerGesund statt rund – wie ernähre ich mich richtig?,