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Das Buch

Gejagt und füreinander bestimmt - packende Romantasy

Kennas Heimatplanet Aureon stirbt. Ihre einzige Chance ist eine riskante Mission auf die Erde, um ein Heilmittel für die tödliche Seuche zu finden. Dabei trifft Kenna auf den rätselhaften Einzelgänger Cas, der sie von Anfang an fasziniert. Genau wie Kenna und ihre Familie scheint auch er Zielscheibe des gefährlichen Institute zu sein, das sie wegen ihrer Fähigkeiten gnadenlos verfolgt. Aber wer ist dieser Cas? Was verbirgt er und warum wird sie wie magisch von ihm angezogen? Schließlich ist Kenna eine Erua – in ihren Adern fließt Silberblut -, und Cas nur ein Mensch, oder? Als sich Kenna und Cas plötzlich in einem Kampf auf Leben und Tod wiederfinden, wird klar, dass ausgerechnet sie zwei Seiten ein- und derselben Medaille sind und damit vermutlich Aureons letzte Hoffnung …

Die Autorin

© Maximilian J. Dreher

Alexandra lebt zusammen mit ihrem Freund und jeder Menge Bücher in München. Ihre ersten Geschichten verfasste sie bereits mit sieben Jahren und brachte damit auch später so manche langweilige Schulstunde hinter sich. Wenn sie nicht gerade dabei ist, sich neue Geschichten auszudenken und sich in diesen zu verlieren, reist sie um die Welt, um die Erde zu erkunden und mit Zelt und Rucksack an den unglaublichsten Plätzen unter den Sternen zu schlafen.

Alexandra Stückler-Wede auf Instagram:
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Der Verlag

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Viel Spaß beim Lesen!

Alexandra Stückler-Wede

Stars Crossed
Silberblut

Für die Emeralds da draußen.
Ihr seid stärker, als ihr glaubt.

Und für alle jene, die ihren Platz in dieser
und jeder anderen Welt suchen.

„Glaubst du wirklich,
die Erde wäre der einzige bewohnte Planet
in unserem grenzenlosen Universum?“

Songlist

 

Paradise – Coldplay
Guns & Roses (feat. P!nk) – T.I., P!nk
Wonders Of Nature (AGST Remix) – Ten Towers, AGST
See You Again (feat. Charlie Puth) – Wiz Khalifa, Charlie Puth
Alone, Pt. 2 – Alan Walker, Ava Max
Wanted - String Mix – OneRepublic
Complicated – Olivia Brian
Team – Lorde
Loveless – X Ambassadors
Intro – The xx
Memories (feat. Kid Cudi) – David Guetta
Family – The Chainsmokers
Admit Defeat – Bastille
Die Lebenden Und Die Toten – Ich+Ich
F**kin‘ Perfect – P!nk
Terraform – Novo Amor, Ed Tullett
Every Teardrop Is A Waterfall – Coldplay
Laps Around The Sun – Ziggy Alberts
Monster – LUM!X, Gabry Ponte

Teil 1

Der Junge namens Caster

Ein neues Jahr beginnt

Emerald

Ein nervtötendes Piepen riss mich aus dem Schlaf, trotzdem dachte ich nicht daran, die Augen zu öffnen, geschweige denn aufzustehen.

Wofür auch?

Leise fluchend zog ich mir die Decke über den Kopf und blendete alles um mich herum aus: Jake, der über den Boden schlurfte, um den Wecker abzustellen, und das grässlich helle Licht, das durch die Vorhänge hineinschien.

Es gelang mir ganz gut, wieder in die Dunkelheit meines unruhigen Schlafs zurückzukehren – bis mich ein harter Gegenstand am Kopf traf.

Nicht sein Ernst.

Ruckartig richtete ich mich auf und starrte meinen Ziehbruder feindselig an, der für mich allerdings nur ein breites Grinsen übrig hatte und herausfordernd die Arme vor der Brust verschränkte.

„Komm schon, Mann. Mum hat das Frühstück fertig und wir sind ohnehin spät dran.“

Ich nahm den Turnschuh, mit dem er mich abgeworfen hatte, und schleuderte ihn zurück. Mühelos wich er aus und hob die Augenbrauen.

„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie egal mir das ist“, brummte ich.

Mich traf der zweite Turnschuh.

In Boxershorts schlich ich in unser Badezimmer, warf mir Wasser ins Gesicht und starrte mich im Spiegel an. Vollkommen übermüdet und mit Augenringen, die von hier bis nach China reichten, hatte ich eine erschreckende Ähnlichkeit mit einem Zombie.

Die Träume hatten mich einen Großteil der Nacht wach gehalten, mich gequält. Wieder einmal. Ich hatte irgendwann aufgehört, zu zählen, wie viele Nächte mich dieser Scheiß schon gekostet hatte. Aber vermutlich wäre es eine beeindruckende Zahl.

Fünf Minuten später saß ich in schwarzer Jeans und ebenso dunklem T-Shirt neben Jake an dem kleinen Tisch in unserer Küche.

Julie – Jakes Mum – stand noch am Herd und bearbeitete die Rühreier, als wäre sie Sterneköchin in einem französischen Spitzenrestaurant.

Fehlte nur noch der Akzent.

„Schon gespannt auf heute?“, fragte sie mit ihrer hellen Stimme, die die düstere Anspannung in mir jedes Mal für einen Moment durchbrach.

Das war ihre geheime Superkraft.

Jake verzog das Gesicht und schüttete den Kakao in sich hinein. „Mum, wir sind keine fünf mehr.“

Julie war die fürsorglichste Person, die ich kannte – zugegeben, ich kannte nicht allzu viele Menschen –, und von dem Moment an, als ich bei ihnen gelandet war, hatte ich mich wohl und sicher gefühlt. Etwas, das mir in meinem bisherigen Leben nicht besonders oft passiert war.

Deshalb war ich geblieben. Hatte angefangen, ihnen Vertrauen zu schenken. Eine große Sache nach allem, was ich bereits erlebt hatte, und nichts, das mir leichtfiel.

Bei dem Gedanken an meine Vergangenheit durchfuhr mich unwillkürlich ein vertrauter Schauer und ich spürte Julies braune Augen auf mir kribbeln. Die Sorge einer Mutter überschattete ihr herzförmiges Gesicht, als sie mich musterte. Die Augenringe, die Schwermut, die mir vermutlich dick und fett ins Gesicht geschrieben stand. Dann lächelte sie liebevoll, ehe sie das Rührei zuerst auf meinen und dann Jakes Teller verteilte.

Ich schaffte es nicht, zurückzulächeln.

Schweigend aß ich alles bis auf das letzte Stück auf, nahm noch Nachschlag und verdrückte dazu fünf Toasts mit Marmelade, während zwischen Jake und Julie ihr typisches Morgengespräch entbrannte.

„Ich kann deinen Wagen haben, oder?“

Julie schaute zu ihrem Sohn und nickte. „Heute ja, aber ich arbeite ab morgen wieder, das weißt du.“

„Danke, Mum.“

Wir verließen die Wohnung, die über einem kleinen Supermarkt im Herzen Londons lag, und fuhren in Richtung Westen in den Stadtteil Mayfair, wo unser College lag.

„Was ist es dieses Mal? Du siehst aus wie ein Stück Scheiße.“

Freudlos grinste ich bei seinen Worten und schaute aus dem Fenster.

Jake war der Charme in Person.

„Das Übliche. Bloß ein schlechter Traum.“

Ich hatte Jake und Julie kaum einen Bruchteil von meiner Vergangenheit erzählt, das wollte und konnte ich ihnen nicht antun.

Aber das wenige, das sie wussten, hatte bereits zur Folge, dass sie sich ununterbrochen Sorgen um mich machten. Mehr, als mir lieb war und mehr, als ich verdient hatte.

„Verflucht, Cas, ich bin dein Bruder, meinst du nicht, es wäre an der Zeit, dass du endlich mit mir sprichst?“

„Nein. Und du weißt, warum“, erwiderte ich kalt und ballte die Hände in meinem Schoß zu Fäusten.

Knurrend lenkte Jake den Wagen schwungvoll in eine Parklücke und stellte den Motor ab. Doch noch bevor ich nach dem Türgriff greifen konnte, betätigte er die Zentralverriegelung und zwang mich so dazu, ihn anzuschauen. „Hör zu, ich weiß, dass deine Vergangenheit kein Zuckerschlecken ist, dass da Menschen sind, die dich jagen. Aber der Punkt ist, ich will dir helfen und das kann ich verdammt nochmal nicht, wenn du immer dicht machst!“

Kein Zuckerschlecken war definitiv die Untertreibung des Jahrhunderts.

Ich seufzte.

Jedes Mal wieder drängte mich ein Teil von mir selbst, meine egoistische Seite, mit ihm zu reden, ihm zu sagen, dass so viel mehr dahintersteckte, als er glaubte. Doch der andere Teil war stärker.

Der Teil, der mich am Leben hielt.

Der Teil, der das wenige, das ich besaß, mit aller Macht schützen wollte.

Und dazu zählte an allererster Stelle das kleine Glück, das ich mit Jake und Julie erleben durfte.

Wortlos schüttelte ich den Kopf und ließ das Türschloss mit einem gezielten Blick aufschnappen, ehe ich schweigend ausstieg und in Richtung des Colleges ging.

Wie immer, wenn ich auf meine Telekinese zurückgriff, kribbelte mein ganzer Körper, als würden unzählige Ameisen darin auf Wanderschaft gehen.

Mit hochgezogenen Schultern lief ich an den anderen Schülern vorbei und ignorierte Jakes Stimme hinter mir geflissentlich. Ich liebte meinen Bruder, aber ich konnte nicht zulassen, dass er noch tiefer in diese ganze Sache hineingeriet, und im Augenblick war mein Schweigen das Einzige, das ihn und Julie schützte.

Auch wenn wir nicht dasselbe Blut teilten, sie waren meine Familie und ich würde sie nicht noch mehr in Gefahr bringen, als ich es ohnehin schon mit meiner bloßen Anwesenheit tat.

„Du bist ein Arsch, weißt du das?“ Er lief nun neben mir her und starrte mich finster an. „Ein richtiger Arsch.“

„Sehr hilfreich“, murmelte ich und schlug den Weg zum Sekretariat ein. „Du kennst meine Antwort und du kennst den Grund dafür, warum fragst du also immer wieder?“

„Warum?“ Er lachte spöttisch. „Ich dachte, das wüsstest du mittlerweile.“

Ich erwiderte nichts darauf und wandte mich stattdessen der jungen Frau – Ms Buggery – hinter dem Tresen zu. „Guten Morgen. Ich würde gerne meinen Stundenplan abholen.“

Sie lächelte. „Guten Morgen. Für welchen Namen bitte?“

„Caster Hudson.“ Den Namen hatten mir Julie und Jake gegeben.

Mein anderer Name war ein vergangenes Leben, er existierte nicht länger und hatte hier nichts verloren.

Emerald.

Dieser Name war wie eine Mahnung an all das, was in mir schlummerte, was ich durchlebt hatte. An meine Vergangenheit, die ich um jeden Preis hinter mir lassen wollte.

Ms Buggery tippte etwas in den Computer und nahm dann einen Zettel aus dem Drucker. „Ah, Sie sind für die Vorbereitungskurse des Studiengangs Wirtschaftsingenieurswesen eingeschrieben.“

Ich nahm meinen Vorlesungsplan mit einem knappen Nicken entgegen und schielte auf die vollgeschriebenen Spalten. Keine Ahnung, warum ich mich gerade für dieses Studium entschieden hatte.

Ich wusste ja nicht einmal, ob ich, wenn das eigentliche Studium in einem Jahr beginnen würde, überhaupt noch hier sein würde.

Vielleicht hatte ich es einfach gehofft. Einen Plan gewollt. Irgendetwas, das mich glauben ließ, ich hätte eine Chance.

Wunschdenken, Caster, nichts als Wunschdenken.

Jake erschien neben mir und begrüßte die Sekretärin höflich. „Morgen, Ms Buggery. Den Plan für Jake Hudson, bitte. Elektrotechnik.“

Ich nutzte den Moment, um mich kurz angebunden von ihm zu verabschieden und so weiteren Fragen fürs Erste aus dem Weg zu gehen.

Mir blieben noch knapp dreißig Minuten, bevor meine erste Vorlesung beginnen würde, und bis dahin wollte ich einfach meine Ruhe. Ruhe und Zeit, um die Dinge, die meine Träume wieder an die Oberfläche gezerrt hatten, zurück in ihren Käfig zu sperren.

Der einzige Ort, an dem man hier halbwegs alleine sein konnte, war die Bibliothek. Zur Prüfungszeit war es darin brechend voll, all die Studierenden, denen schlagartig bewusst wurde, dass sie etwas für die Prüfungen tun mussten, quetschten sich dann panikartig vor die PCs und versuchten die letzten Bücher zu ergattern. Es war schlimmer als eine Raubtierfütterung.

Jetzt jedoch war es wunderbar leer dort – bis auf die üblichen Verdächtigen, die entweder das Lernen viel zu verbissen sahen, kein eigenes Leben hatten oder aber sich davor verkrochen.

Ich zählte mich zu der letzten Gruppe dazu.

Seufzend ließ ich mich an einem der hinteren Tische nieder und legte den Kopf auf meine verschränkten Arme, schloss die Augen.

Sofort krochen die dunklen Schatten an die Oberfläche, fraßen sich in meinen Gedanken fest und jagten mir einen Schauer nach dem nächsten über den Körper.

In den letzten Wochen war es schlimmer geworden und ich schaffte es kaum noch, mich von all dem zu distanzieren, es brachte mich jeden Tag mehr um den Verstand. Meine Laune wurde immer schlechter, ich schlief kaum noch und neigte dazu, jeden in die Hölle zu schicken, der nicht bei drei verschwunden war.

Und das Schlimmste war, es war mir voll und ganz bewusst und ich war praktisch machtlos dagegen.

Ich hatte Angst. Angst davor, was noch kommen, wohin das führen und wozu es mich zwingen würde, wenn …

Ein Schatten schob sich über mich und ich öffnete langsam ein Auge, ohne mich aufzurichten.

„Was willst du?“, knurrte ich.

Matt Trout – ein unglaublich nerviger Typ, der Teil des Organisationsteams dieses Colleges war – lehnte sich vor mir auf den Tisch und sah mich mit diesem Na-zu-tief-ins-Glas-geschaut-was?!-Blick an, ehe er einen Zettel auf die Platte knallte. „Semester-Opening-Party, heute Abend im alten Schwimmbad. Gibt auch wieder was zu trinken.“

Mit einem Zwinkern klopfte er auf den Tisch und verschwand anschließend wieder aus meinem Blickfeld.

Ich machte mir nicht die Mühe, ihm zu antworten.

Matt war nicht der Einzige, der glaubte, ich wäre ein Junkie oder Schlimmeres. Es kursierten die absurdesten Gerüchte über mich, doch keines reichte auch nur annähernd an die Wahrheit heran.

Mir war es gleich, was sie von mir dachten, solange sie mich damit in Ruhe ließen. Was sie auch taten.

Meistens jedenfalls.

Als ich letztes Jahr neu an diese Schule gekommen war, hatte die ganze Situation noch völlig anders ausgesehen. Die Leute waren offen auf mich zugegangen, hatten mich kennenlernen wollen. Mädchen waren an mir interessiert gewesen – heiße, beliebte Mädchen, von denen Kerle nur träumen konnten – aber ich hatte sie gegen eine Wand laufen lassen.

Jeden Einzelnen von ihnen.

Und das war mein gesellschaftliches Todesurteil gewesen.

Dabei hatte ich keine andere Wahl gehabt, denn jeder Mensch, der mir zu nahe kam, wurde automatisch zur Zielscheibe für sie. Die Mistkerle, die hinter mir her waren, unterschieden nicht zwischen unschuldig und schuldig.

Deswegen hatte ich Regeln. Feste Regeln, die ich mir selbst auferlegt hatte.

Jake und Julie waren die einzige Ausnahme. Mein persönlicher, kleiner Luxus, den ich mir zugestand.

Es klingelte schrill und ich machte mich gezwungenermaßen auf den Weg zu meiner ersten Vorlesung, wo ich mich auf einem Platz in der letzten Reihe des Stufensaals niederließ und auf dem Stuhl nach unten rutschte.

Die Sitze vor mir füllten sich und ich betete im Geist die Namen und wichtigsten Eckdaten jedes Einzelnen von ihnen herunter. Ich kannte sie alle, ihre Gesichter, wie sie lebten – alles, was ich über sie in Erfahrung hatte bringen können, und griff dabei selbstverständlich auf mein hochentwickeltes Gehirn zu wie auf eine gigantische Datenbank. Eine Folge der Dinge, die sie mir angetan hatten.

Maria, siebzehn Jahre, zwei Geschwister. Ist letztes Jahr in Geografie durchgefallen. Liebt Pasta …

Das Profiling half mir zumindest zum Teil, mich inmitten der vielen Menschen zu entspannen und nicht sofort an die Decke zu gehen.

Kurz bevor die Vorlesung begann, ließ sich Ryan neben mir nieder und ich verdrehte genervt die Augen.

Ryan Teresson. Zwanzig Jahre. Sohn des Direktors. Aktueller Quarterback des Footballteams. Fährt einen ätzenden Porsche. Selbstverliebt. Arschloch. Hat letztes Jahr mit Valerie geschlafen, ist vor der gesamten Mannschaft abserviert worden. Seitdem noch ätzender. Miserabler Notendurchschnitt, aber Daddy richtet das schon …

Meine Mundwinkel zuckten unwillkürlich.

„Harte Nacht gehabt, was?“ Sein teures Aftershave stieg mir in die Nase und ließ mich das Gesicht verziehen. Ich wusste, was jetzt folgen würde, und hasste es. Hasste, dass ich ihm nicht ein für alle Mal klarmachen konnte, dass er sich verdammt nochmal von mir fernhalten sollte. Es wäre so einfach, ich müsste dazu nicht einmal einen Finger rühren.

Nur durfte ich das nicht.

Ich richtete meinen Blick resolut nach vorne und beobachtete die schlanke Frau mittleren Alters, die sich am Pult positionierte und ihren Laptop mit dem Beamer verband. „Verschwinde, Ryan.“

Ja, ja, billiger Alkohol hat es in sich, hm? Hattest wohl keine Zeit, deinen Rausch auszuschlafen, Hudson“, erwiderte Ryan und stieß seinen Kumpel Trevor feixend an. „Oder hat dich vielleicht Jake wach gehalten, Freak?“

Ich spürte, wie sich mein Puls gefährlich beschleunigte und eine Hitzewelle durch mich hindurchrauschte. Mein Rücken begann bedenklich zu prickeln.

Das Verlangen, Ryan einmal quer durch den Raum zu schleudern, wurde beinahe unermesslich und nach diesen Träumen heute Nacht war ich mit meinen Nerven ohnehin am Ende. Dieses Ding in mir, das sie mir eingepflanzt hatten, begann in meinem Inneren zu flüstern, mir zu sagen, wie gut es sich anfühlen würde, meiner Wut endlich freie Bahn zu gewähren.

Ich ballte meine erhitzten Hände zu Fäusten und biss die Zähne zusammen.

Ruhig, Cas. Bleib ruhig. Ryan ist das nicht wert.

Glücklicherweise begann in diesem Moment die Professorin zu sprechen und gab mir so Zeit, mich zu beruhigen. Aus dem Augenwinkel registrierte ich, wie sich Ryan zurückzog.

Endlich.

„Guten Morgen. Herzlich willkommen zu der ersten Vorlesung Wirtschaftsrecht in Ihrem Vorbereitungsjahr auf die Universität. Ich möchte Ihnen zu Beginn einige allgemeine Kursinformationen geben, dann steigen wir direkt in den Stoff der nächsten zwei Semester ein.“

Ich zog einen Block aus meinem Rucksack und kramte einen abgekauten Kugelschreiber heraus. Ohne darüber nachzudenken, begann ich wahllos Linien auf das Papier zu setzen. Ich brauchte etwas, auf das ich mich konzentrieren konnte, irgendetwas, das mich ablenkte, ehe ich mich doch noch auf Ryan stürzen und ihm seinen beschissenen Hals umdrehen konnte.

Und als hätte er tatsächlich so etwas wie menschliche Intuition, ließ er mich den Rest der Stunde in Ruhe.

Kopf und Arsch

Emerald

Als es endlich zur Frühstückspause läutete, fühlte ich mich, als wäre ein Lastwagen über mich gefahren. Mehrmals und ohne zu bremsen.

Mein Kopf dröhnte und wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, ich hätte mir eine üble Grippe eingefangen – nur konnte ich nicht krank werden.

Mein Körper summte, als würde er unter Strom stehen, und ich reagierte plötzlich überempfindlich auf mein Umfeld. Die unzähligen Menschen, Geräusche, Gerüche … Alles um mich herum schien mit einem Mal zu laut, zu viel. Ich war kaum in der Lage, die ganzen Sinneseindrücke zu verarbeiten und gleichzeitig die Kontrolle über meine freakige Seite zu behalten.

Und dann, von der einen auf die andere Sekunde, war das Gefühl verschwunden und das Summen verstummt.

Ich hatte recht gehabt, es wurde von Tag zu Tag schlimmer und ich wusste nicht, wie ich es aufhalten sollte.

Kopfschüttelnd holte ich mir an der Theke zwei Stücke der unförmigen Salamipizza und ließ mich in einer der hinteren Ecken nieder. Keine zwei Minuten später setzten sich Jake und Laurine, seine beste Freundin, an meinen Tisch.

„Hey Cas, wie gehtʼs?“, fragte sie fröhlich und band sich ihre dunkelbraunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen.

Ich winkte ab und durchbohrte die Pizza auf meinem Teller mit finsteren Blicken. „Alles klar.“

Sicher.

Jake sah mich vielsagend an, doch ich ging nicht darauf ein, sondern griff nur nach dem ersten Stück und biss demonstrativ davon ab.

„Wow, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? Vielleicht eine mit einem zu kleinen Hirn, das sie mit ihrem ziemlich hässlichen Porsche zu kompensieren versucht?“ Mein Bruder wackelte mit den Augenbrauen und grinste schief.

„Halt einfach die Klappe, Jake.“

Laurine schaute mit gerunzelter Stirn zwischen Jake und mir hin und her und spitzte dann die Lippen. „Dicke Luft bei Jake und Cas – das ist ja mal etwas ganz Neues! Ihr seid doch sonst wie Kopf und Arsch.“

Mein Bruder schnaubte und lehnte sich zurück. „Wobei ich ja wohl hoffentlich der Kopf bin. Ich glaube, Cas hat einfach gerade seine Tage.“ Sein Grinsen wurde breiter und ich hob unwillkürlich die Mundwinkel. Er kannte mich in dieser Hinsicht einfach zu gut.

Alter Mistkerl.

„Oh, ich glaube, das war ein Lächeln! Hast du wirklich gerade gelächelt?“ Laurine deutete mit ausgetrecktem Zeigefinger auf mich.

„Und dabei übergehe ich mal geflissentlich, dass es auf Kosten von ungefähr fünfzig Prozent der Weltbevölkerung entstanden ist.“

Ich biss von meiner Pizza ab – sie schmeckte nicht viel besser, als sie aussah, nämlich bescheiden – und hob eine Augenbraue. „Krieg dich wieder ein, Laurine.“

Eine rasche Bewegung im Augenwinkel ließ mich den Kopf drehen.

Matt wanderte von einem Tisch zum nächsten und verteilte noch immer die Flyer für die heutige Party. Ich nickte in seine Richtung und schluckte. „Geht ihr heute Abend ins alte Schwimmbad?“

Laurines Gesicht begann zu leuchten. „Klar und sag mir jetzt bitte nicht, dass du wieder vorhast, dich zu drücken, so wie letztes Jahr.“

Ich verzog das Gesicht und mein Bruder hüstelte vernehmlich.

Verräter. Wenn er mit Lauri zusammen war, dann verschworen sie sich ohne große Worte gegen mich. Jedes. Verdammte. Mal.

„Ich habe mich nicht gedrückt.“ Das hatte ich tatsächlich nicht, es hatte ganz andere Hintergründe gehabt, warum ich dort erst gar nicht aufgetaucht war. Gründe, auf die ich gut und gerne hätte verzichten können.

„Das war keine eindeutige Antwort“, gab Laurine zu bedenken und riss etwas von dem Brot, das auf Jakes Tablett lag, ab, um es dann in die Tomatensoße auf ihrem Teller zu tunken.

Seufzend schob ich mein Tablett weg und nickte. „Ich bin dabei.

Zufrieden?“

Daraufhin schlugen Jake und Lauri doch tatsächlich ein, als wären sie nach wie vor fünf Jahre alt. Grinsend verschränkte ich die Arme, ließ meine Augen durch die Mensa schweifen und blieb an Elisha hängen – besser gesagt an dem fremden Mädchen an ihrer Seite.

Unwillkürlich glitt ein heißer Schauer durch mich hindurch, der dafür sorgte, dass sich die Härchen in meinem Nacken aufstellten und meine Energie wieder zu summen begann.

Als hätte sie meinen Blick und das Chaos in meinem Inneren gespürt, richteten sich ihre blauen Augen für einen Moment direkt auf mich, was mich erschaudern ließ, ehe sich ihr Blick wieder Elisha zuwandte und dann zur Theke wanderte.

Was war das denn bitteschön?

Kaum merklich schüttelte ich den Kopf, drängte meinen inneren Freak zurück und konzentrierte mich stattdessen auf meine Freunde. „Also, wann treffen wir uns heute Abend?“

***

Ich sah die Neue noch zwei Mal.

Ihre honigblonden, langen Haare, die sie zu einem lockeren Pferdeschwanz trug, und das viel zu große schwarze T-Shirt, auf dem Black is my happy colour stand.

Der Spruch ließ mich grinsen.

Im Treppenhaus ging sie mit gesenktem Kopf an mir vorbei und vor dem College bemerkte ich die Neue, als sie auf einen Geländewagen zulief, in dem eine rothaarige Frau saß und wild gestikulierte. Das war alles.

Mehr fand ich nicht über sie heraus und das wurmte mich – wie gesagt, ich wusste gerne Bescheid, wen ich um mich hatte.

Montag wäre dafür auch noch Zeit.

Jake wartete bereits im Auto auf mich, als ich meinen Rucksack auf die Rückbank warf und mich auf den Beifahrersitz fallen ließ.

Eine Augenbraue gehoben sah er mich an, ehe er den Gang einlegte und anfuhr. „Alles klar?“

Zu meiner Überraschung ja. Ich hatte meinen Puls und die Energie unter Kontrolle und das Dröhnen in meinem Schädel hatte auch nachgelassen. Halleluja!

Ich zeigte Jake einen Daumen hoch und schnallte mich an. „Wie neu geboren. Halte mich heute Abend nur von Ryan und seinen Idioten fern, damit das auch so bleibt.“

Er lachte und klopfte mir auf die Schulter. „Worauf du dich verlassen kannst.“

Auf dem Weg nach Hause hielten wir noch in dem Café an, das keine fünfhundert Meter vom College entfernt lag. Während Jake reinging und Kaffee für uns holte, entzifferte ich zwecks mangelnder Ablenkung die krakelige Anzeige, die draußen neben dem Eingang hing:

Wir suchen Dich! Du bist engagiert und voller Energie, magst den Umgang mit Menschen und liebst Kaffee?
Komm rein und bewirb Dich als Teil unseres Teams.
Wir freuen uns auf Dich!

Kurz darauf waren wir mit unseren Pappbechern zurück im Auto, das sofort vom Duft der gerösteten Bohnen erfüllt war, und ich spürte augenblicklich, wie ich mich entspannte. Während Alkohol dafür sorgte, dass jedes Nervenende in meinem Körper in Flammen aufging und ich durchdrehte, hatte Koffein eine beruhigende Wirkung auf mich. Das genaue Gegenteil von dem, was die schwarze Brühe bei Jake auslöste.

Vielleicht war ich doch abgedrehter, als ich dachte.

„Cas, du bist ehrlich zu mir, oder?“

Ich runzelte die Stirn und sah ihn von der Seite an. „Du weißt, dass ich dir nicht alles sagen kann, aber ich belüge dich nicht. Also, ja, ich bin ehrlich.“

Jake nickte langsam, leerte seinen Becher und startete den Motor. „Ich hoffe, dass sich das eines Tages ändert – dass du mir endlich erzählst, was dich wach hält und …“

„Jake …“, fiel ich ihm ins Wort, ohne wirklich zu wissen, was ich noch sagen sollte. Während der restlichen Fahrt wechselten wir kein einziges Wort mehr und die unausgesprochenen Dinge hingen schwer zwischen uns in der

Luft.

Ich hatte aufgehört zu zählen, wie oft ich mir schon gewünscht hatte, es wäre anders, aber ich hatte früh lernen müssen, dass Wünsche nicht in Erfüllung gingen. Nicht für jemanden wie mich.

Wir erreichten das Haus, in dem unsere Wohnung lag, als ein leichter Nieselregen einsetzte.

Jake schaltete den Motor aus.

„Cas, ich … es tut mir leid. Ich hätte nicht wieder damit anfangen sollen.“ Jake seufzte leise und fuhr sich durch die hellbraunen Haare, sodass sie in alle Richtungen abstanden. „Vergiss auf deinem Alleingang nur nicht, dass du nicht alleine bist. Nicht mehr. Was auch immer es ist, ich stehe direkt neben dir. Dafür sind Brüder da.“

Mit einem Mal fiel es mir schwer, genügend Luft zu bekommen und ich spürte, dass sich die Dunkelheit in mir auszubreiten begann, als hätte sie nur auf diesen Augenblick gewartet.

Resolut drängte ich sie zurück, öffnete den Mund – und wurde jäh von einem Klopfen unterbrochen, das mich zusammenfahren ließ.

Julie stand grinsend an unserem Auto und winkte mir, nun, wo ich sie bemerkt hatte, wild zu.

Jake sah mich noch einen Moment länger an, ehe er die Tür öffnete, ausstieg und den Kuss seiner Mutter über sich ergehen ließ.

Nicht mehr allein? Warum fühlte es sich dann mehr denn je so an?

Nach dem Mittagessen lag ich auf meinem Bett und starrte an die Decke, unfähig, doch noch etwas Schlaf nachholen zu können.

Die Wirkung des Kaffees war abgeklungen und an ihre Stelle war ungnädige Rastlosigkeit getreten. Sie ließ meinen Kopf schmerzhaft pochen und sorgte dafür, dass ich mich auf meiner Matratze hin und her wälzte, ohne auch nur in die Nähe von Schlaf zu kommen.

Murrend stand ich schließlich auf und zog mir meinen schwarzen Kapuzenpullover über, ehe ich mit Handy und Kopfhörer über die Feuerleiter auf unserem Balkon aufs Dach kletterte. Der Regen hatte aufgehört, stattdessen beherrschten nun mächtige Wolken in allen Schattierungen von Grau den Himmel.

Die Aussicht, die sich mir bot, zog mich noch genauso in den Bann wie bei meinem ersten Ausflug hierher und ich spürte, wie ich augenblicklich zur Ruhe kam. Hier oben schien das Gewicht, das auf meiner Brust lastete, geringer, und ich hatte das Gefühl, freier atmen zu können.

So war es schon immer gewesen, Höhe und Freiheit zogen mich wie magisch an, wo mich Wände und enge Räume an meine persönliche Grenze brachten.

Ein leichter Wind fuhr durch meine blond gefärbten Haare, die sonst schwarzbraun waren, und ließ mich die Augen schließen.

Er trug die Geräusche der Stadt heran, den Herzschlag von London. Ich konzentrierte mich auf die vielen Eindrücke, ließ bewusst zu, dass meine übernatürliche Seite übernahm, und lauschte all dem, was sie mir zuflüsterte.

Die Dunkelheit zog sich endlich zurück, während in mir die gleißende

Energie erwachte.

Neue Freundschaften

Kenna

Der Kessel pfiff protestierend, als ich die Hände um ihn schloss und meine Energie ungebremst in das Wasser darin leitete. Daneben stand meine bunte Tasse, eine der wenigen Sachen, die ich bereits aus den Umzugskartons geholt hatte, mit einem einsamen Teebeutel.

Samantha steckte ihren Kopf in die hoffnungslos überfüllte Küche und verzog missbilligend das Gesicht, als sie die kleinen Funken an meinen Fingerspitzen bemerkte. „Kenna, ihr seid spät dran!“, mahnte sie, dann war sie auch schon wieder abgerauscht.

Kopfschüttelnd schloss ich meine offene Hand, sodass die Energie versiegte und schüttete kurzerhand Beutel und kochendes Wasser in eine Thermoskanne, ehe ich beides in meinen Rucksack stopfte und in den Flur lief.

„Du willst mit?“

Samantha schloss ihren Trenchcoat und nickte. „Natürlich. Ich fahre euch, das habe ich dir doch gesagt.“

Entschieden schüttelte ich den Kopf. Das fehlte mir gerade noch.

„Danke, nein. Ich bekomme das auch alleine hin. Wo ist Arron?“

„Schon im Auto. Können wir dann?“

Bei den Seelen, konnte diese Frau stur sein. Wahrscheinlich versuchte sie so, alles unter Kontrolle zu behalten. Dabei war es so gut wie unmöglich, meine Familie im Zaum zu halten. Arron, meinen siebzehnjährigen Bruder, Lisbeth und Cloe, beide elf, und mich. Ganz zu schweigen davon, dass wir nicht menschlich waren und von einem anderen Planeten stammten.

Aber das nur am Rande.

Vermutlich hatte Sam das schon geahnt, als Dad uns vor ihrer Tür abgesetzt und ihr die Vormundschaft über uns übertragen hatte. Keine Ahnung, warum sie dennoch zugestimmt hatte, uns aufzunehmen.

Bei dem Gedanken an meinen Vater rauschte eine Welle der Wut durch mich hindurch und ließ jede Zelle meines Körpers kribbeln. „Na schön“, brummte ich, drückte mich an Samantha vorbei aus dem Haus und ließ mit einer Handbewegung die hintere Autotür auffliegen.

Arron saß mit Kopfhörern auf dem Beifahrersitz. „Ich hoffe, du ziehst nicht wieder denselben Scheiß ab wie letztes Mal“, begrüßte er mich, ohne sich die Mühe zu machen, mich anzusehen oder die Musik abzuschalten.

Seufzend fuhr ich mir über das Gesicht. Für Arron und seine miese Laune war es zu früh. Viel zu früh und ich hatte noch keinen Kaffee oder schwarzen Tee gehabt. „Halt die Klappe, Ronny.“

Sam setzte sich hinter das Steuer und legte wortlos den Gang ein. Wir ließen das Reihenhaus in Kensington mit der roten Eingangstür hinter uns und folgten dem Straßennetz von London.

Unser College lag in Mayfair, nahe des Hyde Parks im Herzen der Großstadt und hatte laut Samantha die besten Kritiken und Abschlüsse vorzuweisen.

Ich bezweifelte trotzdem, dass es diesmal bedeutend besser werden würde als in New York. Oder den Städten davor.

Ein drängendes Summen in meinem Kopf ließ mich aufblicken. Ich erkannte es als Arrons Energiesignatur und fuhr meine mentalen Mauern herunter, um ihn in meinen Geist zu lassen.

Versuch einfach, es dieses Mal nicht wieder zu versauen, Kenna, brummte Arron in meinem Schädel und warf mir im Rückspiegel einen finsteren Blick zu.

Überleg dir mal etwas Neues, Idiot, erwiderte ich und verengte die Augen.

Wie immer machte er mich dafür verantwortlich, dass wir in London waren und unser Leben in New York hatten aufgeben müssen. Dass Dad uns hierher verfrachtet hatte.

Und er hatte recht damit.

Ich hatte es versaut und vor drei Monaten beinahe dafür gesorgt, dass alles umsonst gewesen wäre. Alle die Jahre davor, all der Schmerz, die unzähligen Dinge, die wir über uns hatten ergehen lassen müssen.

Graten – verdammt –, es war wirklich erst drei Monate her …

Arron stellte die Musik auf Lautsprecher, sodass Sam und ich nun mithören konnten.

So viel dazu. Ich verabscheute, wie es zwischen Ronny und mir im Augenblick lief. Wir hatten einander mal sehr nahegestanden, zumal ich nur ein knappes Jahr älter war als er, aber dann … dann hatte ich alles versaut.

Ich erwiderte seinen Blick noch einen Moment länger, ehe ich meine Mauern so heftig hochriss, dass er wütend mit den Zähnen knirschte.

Seine Energie rauschte wie eine ungebremste Welle auf mich zu, die ich mühelos abwehrte.

„Genau das meine ich. Wenn ihr solche Sachen nicht sein lasst, dann endet es genauso wie in New York.“ Sam bog schwungvoll auf den Parkplatz des Colleges ein. „Reißt euch bitte zusammen. Ihr wisst–!“

Der Wagen kam zum Stehen und Arron stieg aus, ohne einen weiteren Blick an Samantha zu verschwenden. Die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss. Sam seufzte hörbar und fuhr sich durch die roten Locken.

Ich schenkte ihr ein schwaches Lächeln und verabschiedete mich knapp, dann folgte ich meinem Bruder mit raschen Schritten.

Mit seinen eins neunzig, den breiten Schultern und dunkelblonden zerzausten Haaren zog er sofort die Blicke der Mädchen auf sich, die allerdings rückstandslos an ihm abprallten.

Arme Dinger.

Mit einem kleinen Sprint schloss ich zu ihm auf und versetzte ihm einen mentalen Schlag. Arron fuhr mit funkelnden Augen herum.

„Kenna, lass den Mist. Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß.“

„Du hast recht.“

Meine Antwort schien ihn zu überraschen, denn er blieb endlich stehen und musterte mich mit gehobenen Augenbrauen.

Ich atmete tief durch. „Damit, dass ich an allem schuld bin, und glaub mir, es vergeht nicht ein verfluchter Tag, an dem ich nicht … an dem ich…“ Ich ließ den Satz in der Luft hängen, weil meine Stimme zu brechen drohte.

Verdammt.

„Schon gut. Carana.“ Für einen winzigen Augenblick wurden seine Züge weicher, seine Finger fuhren beinahe sanft über meine Wange.

Dann wandte er sich ab und verschwand mit den anderen Schülern im

Gebäude.

Carana – der Ausdruck für ich verstehe dich in meiner Muttersprache.

Verdutzt sah ich ihm nach, meine Haut kribbelte noch immer dort, wo er mich berührt hatte, ehe ich mich selbst in Bewegung setzte. Ein winziges Lächeln zupfte an meinen Lippen.

Arron, mein rätselhafter, idiotischer Bruder.

Das Kingsbury College lag in einem alten Backsteinbau aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert mit großen, weiß eingefassten Fenstern und einem flachen Dach. Eine breite Treppe führte zum Haupteingang und eine rot-grüne Flagge mit einer dunkelblauen Krone wehte auf dem höchsten Punkt des Gebäudes. Während mein Bruder hier seinen Schulabschluss machen würde, wollte ich die Vorbereitungskurse für ein Medizinstudium besuchen.

Absolut lächerlich, wenn man bedachte, dass keiner von uns sagen konnte, was in einem Jahr wäre. Wer wusste schon, ob wir dann überhaupt noch in London sein würden oder uns Dad vielleicht längst nach Timbuktu geschickt hatte. Wäre mal eine Abwechslung.

Ich verstand nicht, warum wir allen – inklusive uns selbst – vorspielten, ein normales Leben zu haben, anstatt aktiv an unserer Rückkehr, unseren Fähigkeiten zu arbeiten.

Aber ich hatte es irgendwann aufgegeben, meinen Vater danach zu fragen und zu betteln, ihn endlich begleiten zu dürfen.

Mit finsterer Miene betrat ich das College und wandte mich dort, der Beschilderung folgend, nach links in Richtung Sekretariat.

„Guten Morgen“, begrüßte ich die junge Frau hinter der Theke und schob meine düsteren Gedanken resolut zur Seite.

Mit einem Lächeln schob sie ihre große Nerdbrille zurecht. „Guten Morgen, wie kann ich Ihnen helfen?“

Ich zog einen Stapel Formulare aus meinem Rucksack und legte sie auf den Tresen. „Mein Name ist Kennaia Mallay. Ich würde gerne meinen Bruder Arron Mallay und mich anmelden.“

„Ah ja, ich habe Sie bereits erwartet.“ Die Sekretärin nahm sich den Papierwust und blätterte einmal hindurch. „Alles da, sehr schön. Ich lege schnell die Dokumente ab und bringe Ihnen dann Ihren Ausweis und Vorlesungsplan. Das geht ratzfatz.“ Die Sekretärin stand auf, nahm sich die Papiere und verschwand in einen Nebenraum.

Ich setzte mich auf einen der Stühle, die an der Wand aufgestellt waren, und zog mein Handy heraus.

Keine neuen Nachrichten.

Natürlich hatte ich keine Nachrichten. Für die wenigen Menschen, die ich in New York kennengelernt hatte, existierte ich nicht länger. Karlie, Noah, Chris – sie würden sich nicht mehr an mich erinnern, für sie war ich gestorben.

Genauso wie Ayden.

Ich zuckte merklich zusammen und spannte den Kiefer an.

Niemand, der es nicht selbst am eigenen Leib erfahren hatte, konnte nachvollziehen, wie belastend es war, keine Vergangenheit zu haben.

„So, fertig“, verkündete die Frau lächelnd und riss mich aus meinen dunklen Erinnerungen, „alles geschafft.“

Ich stand auf und nahm meine Dokumente entgegen. Meine Finger zitterten ein bisschen.

„Ihr erster Kurs findet im Erdgeschoss im Südflügel statt. Einfach den Gang runter und dann links. Ich wünsche Ihnen einen guten Start hier.

Wenn Sie etwas benötigen, fragen Sie einfach. Und richten Sie Ihrem Bruder bitte aus, dass sein Ausweis bereitliegt.“

„Ich danke Ihnen.“

Plötzlich hatte ich es ziemlich eilig, aus dem Sekretariat zu kommen.

Mir war die Luft da drin zu dick geworden.

Auf dem Gang herrschte das übliche Gedränge. Schüler standen an den Spinten oder schoben sich durch die anderen, um zu ihren Kursen zu kommen. Ihre Gedanken wirbelten in der Luft umher, wollten auf mich einströmen und ich schob sie mechanisch hinter meine Mauern, während ich meine erste Vorlesung ansteuerte.

Mit jedem Schritt, den ich tat, schienen die Gedanken und zugehörigen Emotionen der Studenten um mich herum jedoch lauter zu werden.

Drängender, und ich musste mich mehr darauf konzentrieren, meine mentalen Barrieren oben zu halten – etwas, das mir sonst so leichtfiel wie atmen.

Was zum …?

Ich spürte, wie mir wärmer wurde, meine innere Energie in Wallung geriet und zu summen begann. Kein besonders gutes Zeichen.

Mit hochgezogenen Schultern und zusammengebissenen Zähnen beschleunigte ich – und prallte prompt gegen jemanden.

„Wow!“, stieß mein Hindernis hervor und hob die Hände.

Ich schüttelte kaum merklich den Kopf und blickte auf. Vor mir stand ein schwarzhaariges Mädchen, das mich musterte, als wäre ich eine Schlange mit zwei Köpfen.

„Alles klar bei dir?“

Noch immer wirbelte meine Energie durch mich hindurch und ich hatte die leise Vermutung, dass meine Handflächen bereits zu glühen begannen. Es fühlte sich an, als hätte eines meiner inneren Systeme einen Kurzschluss.

„Mir geht es gut, danke“, antwortete ich reflexartig, ballte die Hände zu Fäusten und machte einen Schritt rückwärts.

Jeder andere hätte die Message verstanden und mich alleine gelassen.

Jeder, außer dem Mädchen vor mir augenscheinlich, denn sie legte nur grinsend dem Kopf schief und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Klar, das sehe ich. Neu hier?“

Ich unterdrückte mein Seufzen und ließ automatisch einen schnellen Scan bei ihr durchlaufen.

Einige Menschen besaßen angeborene Mauern, die es uns unmöglich machten, in deren Kopf einzudringen, aber das Mädchen vor mir war für mich wie ein offenes Buch.

Ich entspannte mich merklich und zog mich aus ihrem Schädel zurück.

Elisha Wellington. Achtzehn Jahre alt, ebenfalls eingeschrieben für den Medizin-Vorbereitungskurs und seit drei Jahren unsterblich in einen Typen namens Matt verknallt – aber es ist kompliziert.

Keine Gefahr.

„Wie dem auch sei, willkommen am KC. Ich bin Elli. Wofür bist du eingeschrieben?“

„Kenna“, gab ich zurück, „für Medizin.“

Elli zupfte an ihrem Pullover herum, der aussah, als hätte sich ein Regenbogen darauf übergeben. „Perfekt, dann kannst du gleich mitkommen.“

Mir blieb keine Möglichkeit zu antworten, denn Elisha hatte sich schon mit wehenden Haaren abgewandt und bedeutete mir schwungvoll, ihr zu folgen.

Während wir den langen Flur entlangliefen, überprüfte ich meinen Körper ein weiteres Mal und stellte erleichtert fest, dass mein Kurzschluss behoben schien.

Was auch immer ihn ausgelöst hatte, war verschwunden.

Langsam gewann ich die Kontrolle über meine Fähigkeiten zurück und entspannte mich, als die Gedanken und Gefühle der Schüler um mich herum endlich verstummten.

„Also da vorne haben wir die Vorlesung Einführung in die menschliche Biologie. Professor Leport ist ätzend – ich hatte ihn an der Highschool in einem Gastseminar –, aber man kommt nicht um ihn herum, wenn man in die Medizin möchte.“ Sie sah mich von der Seite an und zuckte mit den Achseln.

„Es gibt Schlimmeres.“

„Mutig.“ Elli zwinkerte mir zu, dann öffnete sie die Tür.

Wir betraten den Hörsaal, dessen Sitzreihen stufenförmig im Halbkreis um Tafel und Pult angeordnet waren.

Elisha führte mich zielstrebig zu ein paar freien Plätzen in der Mitte und machte sich dann daran, ihre Sachen auszupacken. Ich tat es ihr nach und beobachtete dann den Professor, der um einen komplizierten Aufbau herumwuselte, wobei ihm sein weißer Kittel wie ein Umhang hinterherflatterte.

„Guten Morgen und willkommen zur ersten Vorlesung in Menschliche Biologie“, begann er, als sich auch die letzten Studenten gesetzt hatten.

„Mein Name ist Prof. Leport. Wer mich kennt, weiß von meinen Methoden, aber ich wiederhole es gerne noch einmal für alle anderen.“

Der Professor begann, einige Stichpunkte an die Tafel zu schreiben.

Ich ließ mich weiter nach hinten sinken und verschränkte die Arme vor der Brust, während ich jeder seiner Bewegungen folgte. Leport besaß mentale Mauern, das war mir sofort aufgefallen, und hinterließ einen bitteren Nachgeschmack, auch wenn es an sich nichts Ungewöhnliches war.

Wäre da nicht die Tatsache, dass eine bestimmte Gruppe von Menschen einen Weg gefunden hatte, eben jene Barrieren künstlich zu erzeugen, um uns außen vor zu lassen …

Komm schon, Kenna, entspann dich.

Meine verdammte Paranoia.

Bestimmt schob ich sie beiseite und fokussierte mich stattdessen auf den Professor und seine Ausführungen.

„Die menschliche Biologie ist ein umfassendes Fach und fundamental für das Studium, das in einem Jahr auf Sie wartet, vorausgesetzt, Sie bleiben nicht auf der Strecke. Zu meiner Person, ich unterrichte seit zwei Jahren an diesem College und arbeite gleichzeitig mit einem großen Institut zusammen, das sich mit den Grenzen der menschlichen Spezies beschäftigt. Aber zu diesem Thema kommen wir später.“

Die Unterlippe zwischen die Zähne gezogen ließ ich mir seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen.

Grenzen der menschlichen Spezies … das –

„Autsch“, entfuhr es mir, als mich ein spitzer Gegensatz in die Seite pikte.

„Fragestunde“, flüsterte Elisha mit einem Schmunzeln und drehte ihren Bleistift beinahe drohend zwischen ihren Fingern.

„Bitte?“

„Fragestunde. Wir lernen uns kennen.“

Ich hielt mich gerade noch davon ab, schon wieder die Augen zu verdrehen. „Jetzt?“

„Natürlich jetzt.“

Mein Blick flog an ihr vorbei zu Leport, der gerade hinter dem Pult hervorkam und auf den Aufbau deutete. „Um Ihnen den Einstieg ein wenig zu erleichtern, beginnen wir mit einem Versuch zu dem Thema Menschliches Blut und seine Bestandteile. Im Skript auf Seite vier finden Sie dazu weitere Angaben.“

„Bei mir gibt es nicht viel zu erzählen“, erwiderte ich leise und legte die Hände flach auf den Klapptisch, ohne den Blick von den kleinen Glasphiolen mit dem Blut zu nehmen.

„Irgendetwas sagt mir, dass das absolut nicht stimmt.“ Ihre braunen Augen schienen mich durchbohren zu wollen. „Komm schon, irgendetwas. Woher kommst du? Hast du einen peinlichen zweiten Namen? Magst du lieber Honig oder Marmelade auf deinem Brot?“

Bei der letzten Frage musste ich doch zu Elisha schauen. „Honig oder Marmelade?“

„Kann im Ernstfall Leben retten.“

Ich spürte, wie sich ein schiefes Lächeln auf meinem Gesicht ausbreite.

Was auch immer diese Elisha an sich hatte, ich mochte sie. Ich mochte, dass sie zu ihrer schrägen Art stand, dass sie kaum ein Wort sagen konnte, ohne zu grinsen.

Kopfschüttelnd griff ich nach meinem Skript und schlug die richtige Seite auf. „Honig und Marmelade.“

Elishas Augen begannen zu leuchten. „Ich glaube, wir werden uns blendend verstehen.“

Eine niemals endende Doppelstunde später betraten wir die bereits hoffnungslos überfüllte Cafeteria des Colleges und beinahe wie auf Knopfdruck nahm meine innere Unruhe wieder zu. Normalerweise hatte ich meine Fähigkeiten gut genug im Griff, um mit Menschenansammlungen wie dieser klarzukommen, das bedeutete, es musste einen ganz bestimmten Grund dafür geben, dass meine Barrieren schwangen, als würde jemand mit einem Vorschlaghammer darauf einschlagen.

Suchend ließ ich den Blick über die Schüler wandern, entdeckte aber natürlich nichts, was meine empfindliche Reaktion erklären könnte.

Die einzige Person, die die Macht besaß, meine Kontrolle so aus der Bahn zu werfen, war mein Vater, und ich war mir ziemlich sicher, dass Lucius nicht hier zwischen den Studenten saß und einen Milchshake schlürfte.

„Mach schon, Kenna. Ich will noch ein Thunfisch-Sandwich bekommen.“ Elisha tippte mich an und nickte dann in Richtung der Theke.

Mit einem guten Maß an Willenskraft gelang es mir, meine brodelnde Energie wieder an die Kette zu legen und ihr zu folgen, ohne dass mein Erbe aus mir herausbrach.

Meine Güte, was ist denn heute bloß los?

Knappe zehn Minuten und eine echte Schlacht um das verbliebene Essen später ließen wir uns an einem freien Tisch nieder und machten uns über unsere Beute her.

Elisha stellte mir immer noch eine Frage nach der nächsten – harmlose, oberflächliche Fragen, als wüsste sie instinktiv, dass ich nicht gerne über meine Familie oder Vergangenheit sprach. Im Gegenzug erzählte sie mir selbst die verrücktesten Details über sich und mehr als einmal verschluckte ich mich vor Lachen an meinen Makkaroni.

„Okay, eine noch.“ Elli hob die Hand und schluckte. „Berge oder Meer?“

Eine bekannte Energiesignatur schob sich in mein Bild und ließ mich zur Tür schauen. Mein Bruder kam mit zwei Jungen und drei Mädchen im Schlepptau gerade in die Cafeteria, wobei sich die hübsche Brünette bereits bei ihm untergehakt hatte. Seine blaugrauen Augen suchten meinen Blick.

Ich hob bloß die Augenbrauen. Er konnte es einfach nicht lassen.

Neben mir beugte sich Elisha weiter zu mir und folgte meinem Blick.

„Wer ist der Typ?“

„Das“, ich drehte mich wieder zu meiner neuen Freundin und nahm einen Schluck von meinem Kaffee, der grauenvoll schmeckte, aber sofort meinen Herzschlag herunterfuhr, „ist mein Bruder.“

Das Koffein war eine Wohltat nach der Achterbahnfahrt meiner Energie den Vormittag über.

„Ist mir neu, dass Brüder so heiß sein dürfen. Wie alt ist er?“

„Zu jung für dich“, beendete ich diese Diskussion, bevor sie richtig beginnen konnte und schob mir die letzte Gabel Makkaroni in meinen Mund. „Hast du Geschwister?“

„Spielverderberin. Ja, habe ich, zwei ältere Schwestern und meine Mum meinte in einem ihrer irren Momente, sie müsste noch einmal ein Baby bekommen, und jetzt habe ich zusätzlich noch eine sabbernde, schreiende Schwester, die in den Windeln steckt.“

Ich lachte und musste unwillkürlich an meine beiden kleinen Schwestern denken.

Als sie noch Babys gewesen waren, hatten wir ganz andere Probleme als Sabbern und Schreien gehabt. Vielmehr waren sie ständig zwischen ihren Formen hin- und hergewechselt und uns um die Ohren geflogen. Unser Nachwuchs hatte es in sich.

Ein flatternder Zettel schob sich vor meine Nase und ließ mich aufschauen.

Mit einem genervten Stöhnen schnappte sich Elisha den Zettel aus der Hand eines großen, braunhaarigen Kerls, der sich nun lässig an den Tisch lehnte. Routinemäßig checkte ich ihn ab und zog mich dann sofort aus seinem Kopf zurück.

Sauber.

Das war also Matt.

„Was gibt es, Matt? Falls es dir nicht aufgefallen ist, du störst.“

Matt verdrehte die Augen. „Bin gleich wieder weg, versprochen, Elli-Belli.“ Sein Blick flog zu mir, wobei sich ein charmantes Lächeln auf seinen Zügen ausbreitete, das er vermutlich vor dem Spiegel geübt hatte. „Und du bist?“

Ich überprüfte meine mentalen Barrieren, ehe ich seine ausgestreckte Hand ergriff und schüttelte. Nicht, dass ich ihm noch einen Energieschlag verpassen würde. „Kenna.“

„Kenna, schön dich kennenzulernen. Also, es geht um die Semester-Opening-Party. Findet heute Abend im alten Schwimmbad statt.“